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Original von Gaius Iulius Caesarion
Nun ich gestehe zu, es ist keine unlogische Schlussfolgerung, und allgemein geht man ja auch davon aus. Es ist auch eine Option, die ich nicht vollständig als Motiv ausschliesse.
Der Schritt, in Italien einzumarschieren und den Senat zu übernehmen, dürfte in der von Dir angesprochenen Zeit wohl sehr oft einen Gedanken gespielt haben, und auch Thema einiger Unterredungen mit seinen Vertrauten gewesen sein.
Das Triumvirat ist ein Punkt, der dafür spricht. Die Durchsetzung von Interessen der drei Politiker / Feldherrn mittels ihres gebündelten Einflusses und ihrer Macht war nicht im Sinne der Republik, aber machte es für jeden der Drei natürlich auch äusserst angenehm, seine Politik umzusetzen. Nach dem Zerfall des Bundes musste man Alternativen sondieren, welche ähnliche Machtfülle bzw. vergleichbaren Einfluss schafften.
Klar. Es diente natürlich auch dazu, eigene kriminelle Machenschaften besser unter den Teppich kehren zu können. Jeder der drei, Crassus, Caesar und Pompeius, hatte Dreck am Stecken.
Caesar mit seiner Begabung für strageisches, planvolles Denken auf militärischem und politischem Gebiet, Crassus' erhebliche Finanzkraft und Pompeius' militärische Stärke ergänzten sich vortrefflich.
Dies zeigt aber auch, dass Caesar keinesfalls für die republikanische Wertetradition stand. Ich erinnere mich dunkel, dass du einmal erwähntest, dass Caesar in eben diesen altrepublikanischen Werten erzogen worden war. Damals jedoch habe ich leider vergessen, darauf weiter einzugehen. Ich möchte daher an dieser Stelle meine Verwunderung ob dieser Aussage zu Ausdruck bringen.
Nach allem, was ich bislang (auch von zeitgenössischen römischen Autoren) gelesen habe, scheint mir Caesar der moralischen...nun...nennen wir es "Lockerheit" seiner Zeitgenossen in nichts nachgestanden zu haben. Beispiele für Selbstbereicherung, Günstlingswirtschaft und Verschwendungssucht gibt es zuhauf.
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Ich glaube trotzdem weiterhin, dass es Caesar in erster Linie darum ging, „Erster Mann in Rom“ zu sein, der wichtigste Machtfaktor im Senat und in einer Republik. Meine Gründe will ich nicht wiederholen, diese habe ich oben schon ausgeführt. Er strebte ein ähnliches Vorgehen an wie Sulla, um mittels dieser Methoden, d.h. die Dictatur, die notwendigen Veränderungen der Verfassung der Republik umzusetzen.
Wie so Vieles in dieser Frage bleiben auch diese Absichten Caesars rein spekulativ. Hätte er länger gelebt, wäre er länger an der Macht gewesen, hätte sich wohl ein deutlicheres Bild ergeben. So aber konnen wir nur Mutmaßungen anstellen, wobei ich eher zu den allgemein verbreiteten Vorstellungen einer im Prinzip ausgehölten republikanischen Fassade tendiere.
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Wie auch schon ausgeführt, die „Verhandlungen“ vor dem Überschreiten des Rubikon hatten von beiden Seiten handfeste Gründe... Man trieb Caesar von optimatischer Seite aus ja geradezu dahin, den Bürgerkrieg zu beginnen. Wenn er wirklich keine Alternative in Erwägung gezogen hätte – damit meine ich, dass man auf einen gemeinsamen Nenner in den Verhandlungen gekommen wäre und der Bürgerkrieg nicht stattgefunden hätte – sondern wirklich nur darauf aus war, dass er mit Hilfe seiner Truppen die Macht übernehmen wollte, dann war es sehr leichtsinnig, diese Verhandlungen zu führen.
Man muss hier ganz klar trennen zwischen den Absichten Caesars vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges und danach. Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass Caesar den Krieg noch abzuwenden suchte. Die von dir erwähnten Verhandlungen sprechen dafür. In der Tat stand Caesar politisch wie privat (es drohten Anklagen wegen früheren Vergehen, die man mit Caesar als Privatmann leichter hätte ankreiden können) mit dem Rücken zur Wand. Die Optimaten suchten die Eskalation und Caesar konnte sie nicht mehr verhindern. Mit Ausbruch des Krieges aber zweifelte Caesar nicht mehr an seinem Ziel, die Macht im Staate an sich zu reißen.
Wie gesagt: Hauptproblem Caesars war dieses: Er musste unbedingt zum Konsul für 48 gewählt werden, denn sonst wäre er in's offene Messer der Senatspartei gestolpert. Dass diese jetzt offen gegen ihn in Form der Forderung nach Abzug aus Gallien vorgingen, verschärfte die kritische Lage weiter.
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Noch mal... In Rom musste man sich (und war man sich) des Verhaltens eines Sullas ca 40 Jahre vorher sehr wohl bewusst sein. Diese Erinnerung war zu frisch und die Nachwirkungen noch zu spüren. Man hatte auch erlebt, was Caesar in den vorherigen 8 Jahren in Gallien geleistet hatte – etwas das sich in der römischen Militärgeschichte nicht sehr oft ereignet hat. Nun stand dieser erfolgreiche und grosse Feldherr mit einem erfahrenen Heer direkt an den Grenzen Italiens... den reize ich doch nicht bis zum Äussersten???
Ein Nachgeben – nur ein Entgegenkommen – hätte gereicht, die Republik zu erhalten und den Krieg zu verhindern! Caesar hätte dann nicht angegriffen, weil er sich damit dann ausserhalb jeder moralischen Grundlage bewegt hätte. Doch so wie die Verhandlungen des Senates geführt wurden, hatte er das Recht und musste es tun, um selber zu Überleben und Rom nicht in den alleinigen Händen derer zu lassen, welche es kaputt wirtschafteten und korrumpierten.
In dieser Argumentation steckt schon viel Wahrheit. Weitestgehend stimme ich da mit dir überein. Bis auf den letzten Satz. Aber das hatten wir schon.
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Wieder die Antwort ... es ist eine Möglichkeit. Doch als alleinigen Hintergrund möchte ich es bestreiten.
Die Alternative... Seine Gegner beseitigen und die Macht ergreifen. Wir könnten jetzt darüber mutmassen, wie die allgemeine Meinung dazu gewesen wäre...
Ich wage zu behaupten, dass sie natürlich einen solchen Schritt verurteilt hätte, aber dass man in der Öffentlichkeit geschwiegen hätte. Ohne oppositionelle Politiker in seinem Wirkungsbereich und ohne Gegner welche das Format und die Möglichkeit hatten gegen ihn vorzugehen hätte sich sein Programm leichter umsetzten lassen und seine Position wäre auch gefestigt gewesen. Mit dem Wissen was später passiert ist, muss ich sagen, ich hätte diesen Weg gewählt, ohne etwas auf die allgemeine Meinung zu geben. Recht gibt mir in dieser Hinsicht der Aufstieg Octavians, der sich ja genauso verhielt.Mir stellt sich nun – vor allem im Hinblick auf meine Argumentation zu Caesars Zielen – die Frage, wozu wollte er „den Bogen nicht überspannen“? Wenn er das Ziel hatte Alleinherrscher zu werden, plante er einen Schritt, den man in der römischen Bürgerschaft zwar als unerhört ansah, doch andererseits schrie man auch förmlich nach einer festen und ordnenden Hand, welche die chaotischen Verhältnisse der letzten Jahrzehnte ordnete.
Ich glaube, da sich Caesar sowohl zu dem von Dir favorisierten Ziel der Alleinherrschaft nie deutlich geäussert hat – aber sein Verhalten auch viele Aspekte enthält die auch meine Variante widerlegen können, sind unsere beiden Ausführungen spekulativ.
Ich meine auch, dass wir uns in einem Gewirr von Vermutungen verrennen ohne in dieser Frage zu einem abschließenden Ergebnis kommen zu können. Ich gestehe: In Anbetracht der Erfolge, die Caesars Politik später erwirkt hat, wäre auch ich damals auf der Seite Caesars gewesen.
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Nur die Fakten genommen, hat sich Caesar nach dem Sieg im Bürgerkrieg immer innerhalb eines republikanischen Systems bewegt und mit diesem regiert. Seine Position als Dictator gab ihm aussergewöhnliche Vollmachten, welche er aber niemals voll ausschöpfte. Was er später getan hätte, wird uns wohl immer ein Rätsel bleiben... Alleinherrscher oder Abtritt nach der sicheren Etablierung seiner Verfassung beides sind Möglichkeiten zu denen es viele Pro´s und Contra´s gibt!
Gut zusammengefasst!
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Also Cato ist ein ganz schlechtes Beispiel. Ein bornierter und ewig gestriger Prinzipienreiter!
Spricht da aus dir ein kleiner Caesar? 
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Welche wirklichen Republikaner gab es denn noch? In meinen Augen keine. Die letzten, welche in dieser Hinsicht achtenswert gewesen wären hatten in der Zeit von Marius und Sulla ihr Leben gelassen. Caesar war noch einer der wenigen, welcher sich wirklich an die Richtlinien und Vorgaben des cursus honorum hielt, der seine Provinzen nicht ausplünderte, Wahlen nicht mittels riesiger Bestechungssummen beeinflusste und keine Gerichte manipulierte...
Freilich gab es schlimmere Wichte, doch ein Unschuldslamm war Caesar keineswegs. Auch auf seinen Feldzügen gab es Selbstbereicherungen und Günstlingswirtschaft. Auch als Propräter in Spanien bereichert er sich (wenn auch im damals üblichen Rahmen).
Caesar als jemanden hinzustellen, der im Trubel einer verkommenen Gesellschaft - den republikanischen Werten verpflichtet - das Gemeinwesen zu erreten sucht...da möchte ich doch entschieden widersprechen.
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Was das Begegnen des Machstrebens Caesars angeht... Für mich waren die Verhandlungen 50/ 49 deutlich parteipolitisch geführt. Und genau darum ging es letztendlich auch. Noch mal... mir ist in jedem Fall ein Alleinherrscher Caesar lieber, als dass das Reich Jahre später in Rebellionen der Provinzen, Bürgerkriegen und Einfällen von Aussen zugrunde gegangen wäre.... Genau das wäre nämlich passiert, wenn Caesar 49 keinen Bürgerkrieg begonnen hätte, wenn er politisch tot gemacht und verbannt worden wäre.
Um es noch mal deutlich zu sagen: Wie einig und besonnen die Gegner Caesars – diese tollen Republikaner – waren, zeigten sie doch 49/48 wärend des Bürgerkrieges. 100 Senatoren, 100 Meinungen... Lassen Caesar den Staatsschatz in Rom zurück!!! – Verteilen Ämter und Würden schon vor dem Sieg ... ohne Wahlen - Plündern Provinzen gnadenlos aus... usw.
Stimmt, dem stimme ich zu. Wir haben bereits über die Zustände in der späten Republik diskutiert und uns gegenseitig bestätigt gefunden. Wie schon gesagt, halte ich die Politik, die Caesar betrieben hat, für notwendig und weitsichtig.
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Ähm... na er wollte ihn ja... die Frage ist nur, reichte ihm der Titel, oder wollte er auch die Macht eines Königs... die hatte er ja praktisch als Dictator auf Lebenszeit, also ging es wirklich um den Titel...um einen simplen Namen. Da kann man auch mal sehen, wie blind die Leute schon damals hinsichtlich Politik waren! (Gabs da auch schon „BILD Dir unsere Meinung“????)
Man erkannte nicht, dass er die Machtfülle eines Königs als Dictator sowieso hatte und zog sich an dem Titel auf....
Eben das meinte ich damit, dass er auf diesen Titel nicht wirklich angewiesen war.
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Die Verschwörung, mit dem Hintergrund die Republik zu retten, und Verschwörer, als Retter der Republik auszugeben, ist Augenwischerei (Ich hab jetzt lange nach dem rischtigen Wort gesucht...Unsinn, Irrtum usw. treffen eher meine Meinung).
Die Republik retten nur mit dem Hintergrund, dass man seine krummen Geschäfte weiterführen konnte, seine Macht und seinen Einfluss wiedergewann. Es ging niemals um den Staat – bei allen waren es egoistische Interessen. Geld, Einfluss und Aufstieg... keiner hatte als Beweggründe irgendwelche Pläne, politisch etwas zu bewegen. Es ging darum, den Mann zu beseitigen, der diese Missstände, aus denen sie Kapital zogen, abschaffte.
Dagegen möchte ich nicht sprechen. Dass in der verkommenen Republik gewisse Leute profitierten und daher möglichst am bestehenden Zustand festhalten wollten, muss man im Grunde nicht weiter ausführen. Logisch.
Den Catilina schaffe ich heute nicht mehr... 