Beiträge von Flavius Aurelius Sophus

    Sophus fielen Steine vom Herzen, als Deandra das Thema wechselte.
    Gezwungenermaßen lächelte er.


    Was aber sollte er tun mit einer jungen Frau?
    In Rom hatte er sich normalerweise in der Taverne dem Wein hingegeben, in den Thermen die Schriften griechischer und römischer Philosophen gelesen oder war mit Freunden über das Forum spaziert...


    All' dies könnte er unmöglich mit Aurelia tun - sie würde sich gewiss zu Tode langweilen.


    "Entscheide du! Alle Möglichkeiten stehen uns offen und der Tag ist noch lang.", meinte er und bedeutete den Sklaven, wärmere Kleidungsstücke zu holen.


    Erwartungsvoll blickte er sie an.

    "Ach, .... ähh ... nichts ..."


    Wie sie plötzlich vor ihm stand!
    Sophus musste den Blick abwenden. Diese Frau brachte ihn völlig durcheinander. Ihn, der ansonsten vielen als Personifikation unterkühlter und berechnender Arroganz erschien.


    Warum stellte er die Frage nicht?
    Es würde ganz einfach ablaufen:
    Deandra würde das Gestottere höhnend ablehnen - ihn auslachen - und er würde ... ja, was eigentlich?


    Über sich selbst lachen?
    Über diese Dummheit, Deandra geliebt zu haben?


    Aber hätte er dann nicht endlich Gewissheit?
    Sicher, sie würde ihm größtmögliche Wunden zufügen, doch gab es eine Alternative? Mochte sie ihn überhaupt?


    Sophus verfluchte die Götter.
    Weshalb nur trugen sie ihm diese schwere Entscheidung auf? Früher oder später würde er an dieser Last, an dieser Bürde zerbrechen - zumindest dies stand fest.


    Er zitterte und starrte hilfesuchend in den Raum.


    Dann! Die Tür! Die Tür ging auf!


    EIRENE!


    Die gute Eirene...


    Ob die Zimmertemperatur genehm sei?


    "Ja, natürlich."


    Sophus wischte die Schweißperlen von der Stirn. Schweißperlen, die sicher nicht der hohen Temperatur, sondern vielmehr Amors verfluchten Pfeilen zuzuordnen waren.


    Plötzlich fühlte er sich freier, kontrollierter.


    "Nun, Deandra, was fangen wir mit dem Tag an? Rom gehört uns!"

    "Dich würde ich überall hin mitschleppen. An's Ende dieser Welt und wieder zurück...", dachte Sophus, als er in Deandras von Anmut, Witz und reinster Schönheit strahlenden Augen sah.


    Warum sagte er es ihr nicht?


    Warum nicht hier?


    Weshalb nicht jetzt?


    Er merkte, wie seine Arme schwach wurden und die zierlichen Glieder Aurelias spürten, ihre Lebenskraft, ihre Eleganz...


    ...er lies los.


    Nie hatte er es sich oder gar ihr eingestanden, stets überspielt, vielleicht wissend verdrängt, doch nun war alles anders.


    An jenem Abend wusste Sophus, dass sein Leben in der Hand dieser Frau lag.


    Er lächelte sein Schicksal müde an.


    Deandra oder keine!

    "Das glaube ich gerne! Meinst du, es werde noch einige...andere Verehrer auf dein Gestüt kommen?"


    Normalerweise pflegte Sophus bei diesem Thema - wie so oft - bierernst zu sein. Aufgrund seines morgigen Besuches in Ostia konnte er sich ein schelmisches Grinsen jedoch nicht verkneifen.


    Er hielt Deandra noch näher an sich, um es ihren kleinen Fäusten zu erschweren, ihn zu treffen.
    Früher, in alten Kindertagen, war es Deandra gewesen, die ihn oft im Schwitzkasten gehalten hatte, nun war endlich einmal Sophus an der Reihe...

    Leise schlich Sophus in die Nähe der Statue und sah, wie ein Zipfel von Deandras feinem Kleid aus der Deckung hervortrat.


    "Wandschränke? Oh...sie sind für Vieles gut...zum Verstecken...und um .... einen Hinterhalt zu legen!"


    Bei den letzten Worten stürmte Sophus hinter die Statue und erwischte die überrumpelte Deandra. Noch immer lachend hielt er sie fest.


    "Nun zu deinem Liebesleben!"

    Sophus sprang grinsend auf und nahm die karikierte Pose eines Redners ein.


    "Fürwahr,
    ich liebe meinen Praefectus,
    das widerliche Gesöff, das sie in Mantua Wein nennen,
    die Rindviecher in der Legion,
    und die Wandschränke von Bauerntöchtern!" 8o


    Aurelius lachte und versuchte, Deandra zu fangen, die sich hinter einigen Tischen versteckt hielt.


    "Nun zu dir! Wer ist dein Liebster? Der Bankrotteur von Formiae?" :D

    "Ich bin den Göttern schon dankbar, mit Ausnahme von Consultor fast alle näheren Familienangehörigen in Italia zu wissen. Andere Familien sind noch zerstreuter als die Aurelier. Aber nun gut, wir können in Ostia Iustus und Scipio zu einem kleinen Treffen nach Rom einladen."


    Sophus kamen erste Zweifel, ob Deandras Leben in Ostia wirklich so reibungslos ablief, wie sie es ihm Glauben machen wollte. Er sollte dort wirklich einmal nach dem Rechten sehen!

    Sophus dachte einige Zeit über die Worte Deandras nach.


    "Ich selbst habe meinen Bruder und Iustus lange nicht mehr gesehen und verstehe dein Problem sehr gut..."


    Er blickte Deandra an und genoss es, ihre zarte Hand zu halten.

    "Was glaubst du, was ich tun soll? Wie kann ich dir und unserer Familie helfen? Ich werde alles tun, was nötig ist.", sagte er schließlich.

    Ein Jammer, dass Commodus schon wieder zur Legion geeilt war. Zu gerne hätte Sophus seinen alten Waffenbruder gesprochen.
    Der Centurio richtete sich auf und blickte in die rehbraunen Augen Deandras, die sich seinem Blick entzogen und die bemalten Wände anblinzelten.


    Was sie wohl zu sagen hatte?


    "Du kannst mir alles erzählen, Deandra.", sagte er schließlich mit leiser Stimme und umschloss eine Hand der Cousine. In Wahrheit hätte er stundenlang schweigend dasitzen und den Anblick Aurelias genießen können.

    Sophus musste schmunzeln.
    Wann hatte er zuletzt eine derart ungezwungene Konversation geführt? Fürwahr, es musste an Deandra liegen. Ihr jugendhaftes Gemüt, ihre Begeisterungsfähigkeit war Sophus in dieser Form fremd gewesen.



    "Oh, Rom kann warten.", Aurelius winkte scherzend ab.
    "Wäre es dir recht, wenn wir gleich morgen nach Ostia aufbrechen könnten? Ich hörte davon, dass die Tiberier dort neuerdings ihren Familiensitz haben. Hast du etwas von Commodus gehört? Weilt er noch immer dort? Und was ist mit meinem Bruder? In einem seiner Briefe war zu hören, er sei ebenfalls in Ostia präsent..."

    Zufrieden hörte der Centurio seiner Cousine zu.
    Fürwahr: Sie machte einen redlichen, klugen und geschäftstüchtigen Eindruck - eine echte Aurelia eben!


    "Soso, Pferde...ja, ich hörte bereits davon."


    Sophus überlegte kurz und nippte an dem Falernerwein.


    "Sag' mal, Deandra, hast du noch ein edles Ross, das zum Verkauf stünde? Ich bin nicht selten unterwegs und es offen gestanden leid, auf diese unbequemen Reisekutschen angewiesen zu sein. Es würde mich auch sehr freuen, dein berühmtes Gestüt einmal selbst in Augenschein zu nehmen."

    Marcus Aurelius Opis wurde auf meinen Wunsch hin vom ehemaligen Konsuln Marcus Vinicius Hungaricus aus dem Mitgliederverzeichnis der Gens Aurelia gelöscht. Die Sache hat also schon seine Richtigkeit.

    "Schön, dich hier anzutreffen, Deandra.
    Ich befürchtete bereits, in diesen Hallen keine Menschenseele anzutreffen."


    Sophus drücke die Cousine nochmals herzlich und nahm dann auf einer bequemen Liege im Nebenraum Platz.


    Niemals waren ihm die Wandmalereien des Esszimmers derart bunt und lebensfroh erschienen. Doch nun, mit Anwesenheit Deandras sah er die Umwelt mit anderen Augen.
    Eirene trat - wie immer - diskret herbei, um Sophus einige Speisen zu reichen.


    "Du hast wohl an alles gedacht, oder? Oh, ihr Götter, ich könnte heute die Speisekammer des Kaiser im Alleingang leeren!", lachte Sophus, nahm Eirene die Silbertafel ab und machte sich über die Speisen her.


    Nach einer Weile musterte er Deandra.


    "Erzähle mir von deinem Leben in Ostia! Wie ist es dir ergangen auf dem Familienlandsitz?"
    Wie gut die Trauben doch schmeckten...

    Je weiter sich die Kutsche vom Kastell entfernte und sich Rom näherte, desto leichter wurde Sophus um's Herz.
    Natürlich wusste er als Offizier von den Unruhen in Nordafrika und davon, dass Rom und damit die Legio I am Rande eines noch schwereren Krieges stand, als die Neunte in Hispania. Stahl er sich etwa aus der Verantwortung?
    "Blödsinn!", murmelte er leise.
    Immerhin war schon lange vor Verbreitung der ersten Gerüchte der Entschluss gefallen, in die Politik zu gehen. Doch nun, da der Kaiser mit Sicherheit nicht mehr lange zögern würde, wünschte sich der Centurio, umzukehren und geradewegs an die Front zu marschieren.


    Die Reisekutsche klapperte über die Landstraße. Fast eine Woche fuhr sie schon in Eiltempo - in wenigen Stunden würde sie vor den Toren Roms Halt machen.


    Rom...


    Crassus...


    Die alte Villa...


    Trotz der bezaubernden Aussicht auf die Landidylle fröstelte dem Quaestor.


    Er dachte an den letzten Aufenthalt in der Villa...nachdem die Trauergäste gegangen waren.
    Längst waren die Sklaven zu Bette gegangen, als er nochmals durch die finsteren Korridore geschlichen war. Er hatte die bedeutenden Bögen, Säulen und Marmorstufen gesehen, war in den Festsaal gekommen, hatte fröhliche Menschen in trauter Runde erblickt, die auf einem der Mosaike abgebildet waren.


    Die Wirklichkeit sah anders aus. Keine Menschenseele hatte sich bei Knabengesang, Lautenspiel und der Gegenwart von Bekannten erfreut.


    Sophus dachte mit ungutem Gefühl daran, dass er die nächsten Monate in der Villa verbringen würde.
    Er würde wieder viel zu viel Wein trinken,
    viel zu wenig reden,
    immer wieder durch die zu großen Gänge des Anwesens laufen...


    ...und Schritte hören, die doch nur seine eigenen waren.



    Als die Kutsche schließlich Rom erreicht hatte, spürte der Quaestor nicht viel von Tatendrang und Neugierde auf die Politik. Er war nur müde. Unendlich müde.


    Sich durch das Getümmel des Pöbels wühlend, kam Sopus letztlich vor der schweren Porta der Villa Aurelia an.
    Ob er nicht besser in einer Mietskaserne leben sollte?


    Weniger aus Überzeugung, das Richtige zu tun, sondern vielmehr aus Erschöpfung trat Aurelius heran und öffnete das Tor.
    Nur weg von den Menschen auf der Straße! In Zivilkleidung fühlte sich Sophus regelrecht nackt. Gut, dass er Uniform und Waffen aus Mantua mitgenommen hatte. Auch der Dolch unter der Toga beruhigte ihn.


    Noch immer schweren Gedanken nachhängend, betrat er den Empfangsraum...


    ...und erblickte wenige Herzschläge später einen Lichtschimmer!
    Deandra war hier! Kein Zweifel! Sie hatte neben Eirene, der treuen Seele, auf einem der Stühle Platz genommen.


    Aller Zweifel, alle Lethargie war wie hinweggefegt!
    Aurelius sagte nichts, sondern ging vor Freude strahlend auf Deandra zu...

    Kaum hatte Sophus die Ballista erreicht, als ein Meldereiter den Centurio aufsuchte. Offenbar war die Wahl abgeschlossen und Aurelius zum Quaestor gewählt worden.
    Nachdenklich faltete Sophus das Schreiben zusammen, händigte dem Reiter einige Sesterzen aus und meinte zum noch immer anwesenden Optio:


    "Ich muss nach Rom - der Präfekt wurde bereits darüber informiert. Ich verlasse mich auf dich! Erneuere die Waffen- und Munitionsbestände und halte Ausschau nach neuen Legionären. Wir müssen das Interesse an der Artillerie neu beleben. Sieh' mal, dieser junge Probatus dort..."


    Sophus deutete in Marcellus' Richtung.


    "...wäre dir gewiss ein guter Soldat.
    Nun denn, haltet ihr die Ohren steif! Valete!"


    Der Centurio salutierte und schritt zurück in's Lager, um die Habseligkeiten zusammenzupacken und sich von einigen ihm gut bekannten Soldaten zu verabschieden.
    Niemals hätte er es offen zugegeben, doch die Erste war Sophus regelrecht an's Herz gewachsen:
    Er hatte beim Bau des Lagers mitgeholfen, die Legion hatte ihn für's Leben geprägt, hier hatte er neue Freunde gefunden...wie sollte es nun weitergehen?
    So wartete er - zivil gekleidet- mit flauem Gefühl in der Magengegend auf die Kutsche, die ihn auf schnellstem Wege nach Rom bringen sollte. Nur schnell weg von hier, hinaus auf's Land! Neue Aufgaben warteten, die Legion würde auch ohne ihn klar kommen! Doch, halt! Hatte er die neuen Musterungsbefehle an das Lazarett weitergereicht? Hatte Quintus seine Uniform ordnungsgemäß gesäubert? Hatte Optio Varus noch immer ein Grippeleiden?


    Es begann zu schneien, als heißes Schnauben der Pferde die Ankunft der Kutsche schon von Weitem ankündigte und ein von Kälte und Selbstzweifeln geplagter Centurio Mantua verließ...

    Die Vorgänge sind bedauerlich.
    Ich möchte mich dafür entschuldigen, einige Stunden nach Öffnung der Wahllokale eine kurze, zusammenfassende Rede gehalten zu haben. Mir war nicht bekannt, dass dieses Verhalten gegen die Sitten gerichtet ist. Da offensichtlich auch in keinem Gesetz geschrieben stand, Reden nach Beginn der Wahl seien verboten, war ich mir sicher, gegen kein (offizielles) Verbot verstoßen zu haben.

    Zitat


    :huh:


    ! :)


    Zitat

    [B]
    "Hm für wen bist du denn da im Dienst, wenn nicht für den Kaiser und dem römischen Volk?"[/FONT]


    Lieber Avarus, offenbar hast du meine erste Rede auf der Rostra versäumt. Vielleicht haben auch die Debatten, an denen du öfters zu verweilen pflegst, deinem Gehör geschadet.
    Wie dem auch sei: Selbstverständlich stehe ich als Soldat im Range eines Centurio im Dienste des Kaisers und des römischen Volkes. Niemals habe ich etwas anderes behauptet.
    Die Frage ist nur, wohin einen die Stimme des Schicksals treibt - in die Legion, in das Geschäftsleben, in ein ruhiges Dasein auf einem Landsitz, oder in die Politik.
    Letzteres Gebiet, welches mir momentan zu sehr von Zweiflern und in unfruchtbaren Debatten zu schwelgen scheinenden Gestalten besetzt scheint, möchte ich nunmehr betreten.
    Möchtest du, Avarus, mir das Recht absprechen, dem Staat nicht nur mit Schwert, sondern auch mit der Feder zu dienen?

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus


    "Was bist du davon, ich meine man möchte es schon vor dem Urnengang wissen!"


    Selbst diejenigen, welche an meinen Eignungen noch zweifeln mögen, werden am Ende meiner Amtsperiode anerkennen müssen, dass ich mich dem Amte eines Quaestors als würdig erwiesen habe.


    Zitat

    "Was machst du dann hier?"


    Wie soll das römische Volk ohne meine Anwesenheit auf der Rostra angemessen über eine Kandidatur informiert werden?


    Zitat

    [...]


    "Das Reich hat einen starken Kaiser und einen entschlussfähigen Senat, willst du dem etwas Anderes anhängseln?"


    Keinesfalls. Ich möchte, dass an diesem Zustand nicht gerüttelt wird.
    Es wäre ein großer Fehler, die Macht von Senat wie Kaiser als auf ewig unantastbar zu erachten. Leider ist dem nicht so. Wie viele Kaiser hatte Rom bereits, die durch hinterhältige Verschwörer aus dem Amte gedrängt wurden? Wie oft wurde der Senat bereits hintergangen?
    Wir können uns allenfalls über einen starken Kaiser glücklich schätzen.
    Eine Selbstverständlichkeit ist ein solcher aber Herrscher nie.


    Zitat


    "Dann lieber nicht! Wo bitteschön entscheidest du über das Schicksal?"[QUOTE]


    Politik wird von Politikern gemacht. Kaiser und Senat, nicht ich, entscheiden über das Schicksal Roms. Der Quaestor Principi hat die Aufgabe, wie ich bereits, werter Germanicus, erwähnt habe, den Kaiser in seinen Aufgaben zu unterstützen.


    [QUOTE]
    "Ahja dann schläfst du wohl in der Legion nur und gehst dort unzureichend den Pflichten eines Soldaten nach?"[/FONT]


    Welches Recht glaubst du zu haben, über meine Pflichterfüllung in der Legion zu urteilen?