Je weiter sich die Kutsche vom Kastell entfernte und sich Rom näherte, desto leichter wurde Sophus um's Herz.
Natürlich wusste er als Offizier von den Unruhen in Nordafrika und davon, dass Rom und damit die Legio I am Rande eines noch schwereren Krieges stand, als die Neunte in Hispania. Stahl er sich etwa aus der Verantwortung?
"Blödsinn!", murmelte er leise.
Immerhin war schon lange vor Verbreitung der ersten Gerüchte der Entschluss gefallen, in die Politik zu gehen. Doch nun, da der Kaiser mit Sicherheit nicht mehr lange zögern würde, wünschte sich der Centurio, umzukehren und geradewegs an die Front zu marschieren.
Die Reisekutsche klapperte über die Landstraße. Fast eine Woche fuhr sie schon in Eiltempo - in wenigen Stunden würde sie vor den Toren Roms Halt machen.
Rom...
Crassus...
Die alte Villa...
Trotz der bezaubernden Aussicht auf die Landidylle fröstelte dem Quaestor.
Er dachte an den letzten Aufenthalt in der Villa...nachdem die Trauergäste gegangen waren.
Längst waren die Sklaven zu Bette gegangen, als er nochmals durch die finsteren Korridore geschlichen war. Er hatte die bedeutenden Bögen, Säulen und Marmorstufen gesehen, war in den Festsaal gekommen, hatte fröhliche Menschen in trauter Runde erblickt, die auf einem der Mosaike abgebildet waren.
Die Wirklichkeit sah anders aus. Keine Menschenseele hatte sich bei Knabengesang, Lautenspiel und der Gegenwart von Bekannten erfreut.
Sophus dachte mit ungutem Gefühl daran, dass er die nächsten Monate in der Villa verbringen würde.
Er würde wieder viel zu viel Wein trinken,
viel zu wenig reden,
immer wieder durch die zu großen Gänge des Anwesens laufen...
...und Schritte hören, die doch nur seine eigenen waren.
Als die Kutsche schließlich Rom erreicht hatte, spürte der Quaestor nicht viel von Tatendrang und Neugierde auf die Politik. Er war nur müde. Unendlich müde.
Sich durch das Getümmel des Pöbels wühlend, kam Sopus letztlich vor der schweren Porta der Villa Aurelia an.
Ob er nicht besser in einer Mietskaserne leben sollte?
Weniger aus Überzeugung, das Richtige zu tun, sondern vielmehr aus Erschöpfung trat Aurelius heran und öffnete das Tor.
Nur weg von den Menschen auf der Straße! In Zivilkleidung fühlte sich Sophus regelrecht nackt. Gut, dass er Uniform und Waffen aus Mantua mitgenommen hatte. Auch der Dolch unter der Toga beruhigte ihn.
Noch immer schweren Gedanken nachhängend, betrat er den Empfangsraum...
...und erblickte wenige Herzschläge später einen Lichtschimmer!
Deandra war hier! Kein Zweifel! Sie hatte neben Eirene, der treuen Seele, auf einem der Stühle Platz genommen.
Aller Zweifel, alle Lethargie war wie hinweggefegt!
Aurelius sagte nichts, sondern ging vor Freude strahlend auf Deandra zu...