Beiträge von Flavius Aurelius Sophus

    Nun, Amulius, die Vorteile der Aurelier liegen auf der Hand: Wir wurden in der Vergangenheit zwar arg gebeutelt, doch wir fangen im Prinzip bei Null an. Will heißen: Dir steht das ganze Potential sowohl innerhalb der Familie als auch in wirtschaftlicher Hinsicht als auch in der Politik offen.


    Ich würde mich wirklich freuen, dich in unseren Reihen begrüßen zu dürfen. :)

    Ich wäre gerne bereit, dich in die Gens Aurelia aufzunehmen, Amulius.


    Leider sind mit momentan die Hände gebunden, da noch der (wohl vorrübergehende?) Aufnahmestopp für patrizische Familien gilt.
    Sollte sich da in den nächsten Tagen evtl. etwas tun, kommst du gleich in die Familie, denn ich brauche jemanden, der auf die Villa in Rom aufpasst. (Die Sklaven waren mir noch nie so recht geheuer. ;) )

    "Nun, er war nicht mehr sehr jung, aber für sein Alter doch recht vital."


    Sophus schüttelte den Kopf.


    "Unser einziger Trost ist, dass es der Wille der Götter war, meinen Vater in die Unterwelt zu rufen.
    Folge mir."


    Sophus entzündete eine Öllampe und leuchtete damit den dunklen Korridor aus. Normalerweise erstrahlte die Villa im goldenen Glanz der Sonne, doch Sophus hatte die Sklaven angewiesen, alle Fenster zu verriegeln, sodass die Innenräume des weitläufigen Anwesens in völliger Dunkelheit lagen.
    Sophus öffnete die Pforte zum Hausaltar. Hier lag auf einer reichlich verzierten Bahre der Leichnam des Crassus.
    "Er sieht völlig entspannt aus, friedlich, fast glücklich...", dachte der Legionär erneut, als er das schneeweiße Antlitz seines Vaters betrachtete.
    Nach einer Weile winkte er einige Sklaven herbei.


    "Richtet meinem Aetius ein Schlafgemach ein. Ihm soll es an nichts fehlen."


    Dann setzte er sich zu Aetius und verfiel erneut in die finsteren Gedanken, die ihn schon seit Tagen verfolgten.
    Und in diesem Zustand wollte er Anton besuchen!
    Wieder sagte er einigen Sklaven:
    "Bereitet alles für ein Bad in den Hausthermen vor. Auch für Aetius, wenn er möchte..."


    An
    Marcus Didius Falco
    Casa Didia, Roma.



    Salve, Falco!


    Ich danke dir für dein Schreiben.
    In der Tat können wir gemeinsam die Stärke unserer Factio noch weiter ausbauen. Sei dir der Unterstützung meiner Familie versichert.
    Alle Angehörigen der Gens Didia sind jederzeit in der Villa Aurlia willkommen.


    vale bene.


    Sophus.

    Sophus schenkte Aetius einen Becher Falerner-Wein ein.


    "Nein, er starb über Nacht. Deswegen war sein Tod ja derart überraschend. Ich kann es einfach nicht glauben..."


    Sophus setzte sich neben Aetius.


    "Wenn du ihn sehen willst - mein Vater ist hier in der Villa aufgebahrt."

    Heiser und dünn war die Stimme des Sophus.


    "Es war wohl sein Herz. Es hörte einfach auf, zu schlagen. Die Ärzte sagen, er habe nicht gelitten. Mache dir keine Vorwürfe, Aetius. Wir sind alle stolz auf dich. In fünf Tagen findet hier eine Trauerfeier statt.


    Komm, setze dich!"


    Sophus deutete einen Stuhl im Wohnraum.


    "Darf ich dir etwas anbieten? Du musst müde sein von der langen Reise..."

    Vor wenigen Stunden erst war Sophus in der Villa der Aurelier eingetroffen. Sofort hatte er die Sklaven über den Tod des Vaters ausgefragt und alles Notwendige für die Trauerfeier in einigen Tagen veranlasst.


    Ohne Rast war er nach Rom geritten. Stundenlang durch nichts als kalte Finsternis. Nun kauerte er vor dem Leichnam seines Vaters. Der Legionär hatte gar nicht bemerkt, dass es schon wieder hell in Rom wurde.
    In fast drei Tagen hatte er nicht einen Augenblick geschlafen - tiefschwarze Augenringe und ungeordnetes Haar ließen ihn beinahe wie einen Landstreicher aussehen.
    Selbst die Uniform der Legion hatte er noch an, als er plötzlich bedämpftes Klopfen an der Türe hörte.
    Da er Eirene weggeschickt hatte, um einige Besorgungen zu machen, ging Sophus selbst zur Türe.
    Als er sie öffnete, zuckte er zusammen.
    Dieses Sonnenlicht! Wie konnte die Sonne an einem solch schwarzen Tag nur so hell strahlen?
    Erst einige Augenblicke später erkannte er Aetius.


    Wortlos umarmte er den Verwandten.
    Die Strahlen der Sonne verursachten im finsteren Gemüt des jungen Legionärs gräßliche Kopfschmerzen und so zog er Aetius in die Villa, um sofort die Pforte zu schließen.


    "Ich danke dir, dass du gekommen bist, lieber Aetius."
    Mehr brachte Sophus nicht über die Lippen.

    Ohne großartig zu überlegen, stopfte Sophus alle Habseligkeiten in den Reisebeutel.


    Zum Sklaven gewandt sagte er: "Handle so, wie ich dir befohlen habe.", verabschiedete sich knapp von den etwas verdutzten Kameraden und verließ das Zelt.
    Draußen stand noch der Centurio, welcher noch einige Schiftstücke abzeichnete.


    "Danke vielmals, Centurio! Ich diene der Legio I mit Leib und Seele, doch ich habe keine andere Wahl. Roma victor!"


    Sophus salutierte, bestieg das bereitstehende Ross, welches kurz darauf wie vom Blitz getroffen aus dem kleinen Lager hastete - Rom entgegen. Der Dunkelheit entgegen.

    Stumm blieb der Legionär sitzen.


    "Crassus...tot...", murmelte er immer wieder vor sich her.


    "Mein Herr, mein Herr!"
    Der Bote kam gerade noch rechtzeitig, um Sophus vor einem Sturz auf die Wiese vor dem Zelt zu bewahren.
    "Ist dem Herrn nicht wohl?"


    Was redete dieser alte Mann ständig von Herr? Sophus konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Erst, als er auf der Tunika des Boten eine kleine Stickerei in Form eines Löwen erkannte, setzte sich das Mosaik in seinen Gedanken allmählich zusammen.
    Es bestand kein Zweifel: Der Bote war ein Sklave der Aurelier, Eigentum des Crassus und nun im Besitz des Sophus.


    "Herr, es ist noch nicht alles. Euch wurde das Erbe des Crassus anvertraut, die Familie zu führen. Ihr seid der neue pater familias!"


    Das war eindeutig zu viel.
    Sophus wurde weiß wie Schnee und keuchte schwer.


    "Ich...ich brauche dein Pferd...halte es bereit! Hier..."


    Sophus gab dem Sklaven zitternd einige Goldmünzen.


    "Folge dem Zug der Legion und kaufe dir ein Transportmittel. Kehre so schnell als möglich nach Rom zurück!"


    Sophus versuchte, sich aufzurichten und spähte nach einem der Offiziere.


    Crassus...tot...


    Salve, Consultor!


    Ich schreibe dir in schwerster Stunde - eben erreichte mich die Nachricht vom Tode unseres geliebten Pater familias und Senatoren Claudius Aurelius Crassus.


    Wie man mir sagte, ist der Leichnam des Crassus noch immer in den Hallen der Villa Aurelia aufgebahrt.


    Ihre Pforte steht dir jederzeit offen, um Abschied von dem Toten zu nehmen.


    Ich eile nach Rom, weshalb ich hier enden muss.


    Bete für seine Seele!


    Vale.
    Flavius Aurelius Sophus.


    Erneut bauten die Soldaten ein Nachtlager auf, welches ebenso auf größere Befestigungen verzichtete.


    Alles ging reibungslos voran - unter den Legionären hatte sich merklich Routine eingeschlichen.


    Kurze Zeit später tauchte die Abendsonne den Horizont blutrot. Nein, nicht ganz: Ein kleiner schwarzer Punkt in der Ferne war auszumachen.
    Sophus registrierte ihn zunächst nicht; zu intensiv wurde in der Runde der Legionäre geredet.


    Erst, als der Reiter vor dem kleinen Lager vom Pferd stieg, musterte Sophus den Mann genauer.
    Er musste die besten Jahre seines Lebens bereits hinter sich haben, tiefe Falten durchzogen sein Gesicht, hager von Gestalt war er.
    Die Wache diskutierte eine Weile intensiv mit dem Mann, besah sich einige Papiere, redete wieder auf den Mann ein und dann...blickte er Sophus an.


    Der alte Mann nickte der Wache zu und ging auf die kleine Gruppe der Legionäre zu.
    Mit finsterer Miene sprach er:


    "Aurelius! Eine Nachricht für Legionär Aurelius!"


    Sophus schluckte schwer.
    Ernstes musste vorgefallen sein.


    "Hier.", sagte er leise und nahm dem Boten eine Papyrusrolle ab.


    Einige, die ihn in jenem Moment sahen, würden später sagen, er sei wie der leibhaftige Tod kreidebleich geworden. Kein noch so geringer Laut kam über seine Lippen. Lediglich die Schüssel ergoss ihren Inhalt über die fast zynisch grünen Halme der Herbstwiese, nachdem sie seinen verkrampften Händen entglitten war.

    "Danke, Capsarius, aber man sagt über die Wegstrecke nach Placentia, dass sie weitaus besser ausgebaut ist, als jene über die Ausläufer des Appenin."


    In der Tat kamen die beiden Kohorten rasch voran. Einerseits lag dies am idealen Marschwetter, andererseits an den für diese eher landwirtschaftlich geprägte Region gut ausgebauten Straßen.


    Nur selten liefen die Wagen Gefahr, einen Achsenbruch zu erleiden, auch die Soldaten hatten trotz des schweren Gepäcks gute Laune.
    Gegen Mittag rastete der Tross unweit eines kleinen Wiesenbaches.
    Das Wasser war rein; so beschloss man, die Trinkvorräte der Legionäre etwas aufzustocken.
    Auch die Maulesel, welche den Großteil der Gegenstände trugen, wurden eines Teiles ihrer Lasten entbunden und am Bach getränkt.


    Einige Legionäre, die ganz im Süden Italias geboren worden waren, fanden sich tatsächlich ob des Waldes überrascht. Nie zuvor hatte einer von ihnen jene dunklen Nadelwälder gesehen, wie es sie auch nördlich der Alpen gab.
    Sophus lehnte dabei nur amüsiert an einem der Karren.
    Was er jedoch erkannte, war die gute Qualität des Holzes in jener Gegend...schöne Möbel würde man daraus machen können...


    Vorbei an großen Feldern reicher Grundbesitzer führte der Weg - lange, ohne einen Einheimischen zu Gesicht zu bekommen. Nur dann und wann konnte ein weit entfernter Gutshof und einige arbeitende Sklaven erkannt werden.
    Die Offiziere schienen es wissen zu wollen.
    Gegen Nachmittag zogen sie das Tempo für den Trupp nochmals an, welches anfangs ohne Probleme eingehalten werden konnte, was dazu führte, dass die beiden Kohorten hervorragend im Zeitplan lagen, als die Dämmerung hereinbrach.

    Waren an Bord der Tempestas die Gedanken an Rom nicht so präsent gewesen, so kehrten sie in jener Nacht umso stärker zurück.
    Sophus durchschritt in seinen Träumen das Forum, hörte den Reden der Politiker zu, nahm ein Bad in den Thermen und besoff sich in der Taverne...


    ...bis plötzlich ohrenbetäubender Lärm den unruhigen Schlaf des Legionärs jäh beendete.


    "Morgenappell! Aufstehen, ihr Faulpelze! Bei den Göttern: Was ist denn das? He! He! Steh auf!"


    Untermalt vom scheppernden Gedröhne der Fanfaren stürmten einige Optiones in die Zelte und scheuchten die Soldaten aus ihren Ruhestätten.


    "Los, los! Bewegt euch gefälligst! Das ist ein Appell, kein Jagdausflug. ANGETRETEN! AAAANGETRETEN!"


    Hundemüde legten die Legionäre die Uniformen an und machten ihr Gepäck bereit. Viele stöhnten über Muskelkater. Auch Sophus wusste kein Körperteil, das nicht geschmerzt hätte.


    Nichtsdestotrotz nickten die Offiziere zufrieden, als die Legionäre in drei sauberen Reihen verhältnismäßig rasch angetreten waren, um neuen Befehle zu empfangen.

    Als das kleine Zeltlager aufgebaut und "befestigt" war, legten die Soldaten das ungewöhnlich schwere Marschgepäck beiseite und versammelten sich eifrig um die aufgestellten Kochtöpfe.


    http://www.hallstattzeit.de/Zelte.jpg


    Aufgrund des schweren Marsches wurde den Legionären die doppelte Portion Eintopf zugestanden, welche von allen gierig verschlungen wurde.


    Lange hielt sich niemand mehr außerhalb der Zelte auf.
    Lediglich einige Wachposten trotzten Wind und Nachtkälte - die restlichen Legionäre waren längst in den provisorischen Behausungen verschwunden, um für den neuen Tag Kraft zu tanken.

    Oh nein, ich bin geschockt! :(


    Crassus, du kannst die Familie doch jetzt nicht alleine lassen!


    Bitte stelle keinen Blödsinn an und bleibe!


    Andere Optionen wären eine Katastrophe. :(
    Verdammt...ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Vater...

    ...bis einige gedämpfte Stimmen zu hören waren.


    Sophus wurde blitzschnell wach und lauschte einen Moment in die Nacht hinein. Für einige Herzschläge war nichts als der Zug eines scharfen Seewindes und das leise Schnarchen der Legionäre unter Deck zu hören. Doch dann! Es bestand kein Zweifel: Jemand musste unmittelbar in der Nähe des Schiffes angeregt flüstern.
    Sophus überlegte, ob der den Optio wecken sollte, verwarf den Gedanken allerdings schnell wieder und pirschte langsam und vorsichtig in Richtung Bug.


    Die Stimmen wurden lauter. Der Legionär schielte über die Reling und erkannte einige Gestalten, welche in der Finsternis kaum näher auszumachen waren.


    Sophus legte eine Hand an den Griff des Schwertes, nahm mit der anderen eine Fackel aus ihrer Halterung und leuchtete einen Wimpernschlag später den Gestalten ins Gesicht...


    ...es war eine Horde Jugendlicher, die sich vermutlich an den Tauen zu schaffen gemacht hatten.
    Jene erschreckten sich fast zu Tode, als sie den Legionär in voller Bewaffnung wenige Schritte vor sich sahen uns stoben wild auseinander.


    "Verschwindet, ihr Bengel! Lasst euch hier nie wieder blicken!", zischte Sophus ihnen hinterher, um seine Kameraden nicht zu wecken.


    Als er Begriffe wie "elendes Saupack" murmelnd zum Schlafplatz zurückkehrte, weckte er einen Kameraden, der die nächste Schicht übernehmen sollte.


    "Einige Bengel haben an den Tauen rumgespielt. Sie sind zwar in Ordnung und ich habe jenen Strolchen einen gehörigen Schrecken eingejagt, doch es wäre ratsam, wenn du ein Auge auf die Hafenstraße hättest...man kann ja nie wissen..."


    Gähnend trottete der Legionär unter Deck und fiel wenige Augenblicke später in einen tiefen, traumlosen Schlaf.