Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als die Rede des Kaisers geendet hatte die lautstarken Jubelschreie der Soldaten wie eine stimmgewaltige Welle über Livianus hinwegfegte, der bis dahin mit dem Rücken zur Legio gewandt, in vorderster Linie stand. Stolz drehte er sich kurz um und ließ seinen Blick, so weit es ging, durch die engen Reihen seiner Männer schweifen. Mit einem zufriedenen Lächeln nickte er seinen Offizieren zu und wollte damit zu verstehen geben, wie dankbar und froh er war, sie an seiner Seite zu haben und wie stolz sie auf sich selbst und ihre bisher geleistete Arbeit in der Legio sein konnten.


    Vieles hatten sie bereits alle gemeinsam hinter sich - vom jüngsten Probatus, bis zum obersten Offizier – und vieles Stand ihnen noch bevor. Doch der Legat wusste nur zu gut, dass er sich auf sie alle verlassen konnte. Sie waren gut ausgebildet, zu allem bereit und würde bis zu letzten Mann ihre Pflicht erfüllen, wenn es dazu kommen sollte. Den Offizieren, allen voran seinem Stellvertreter Vitamalacus, galt sein vollstes Vertrauen, denn es war vor allem ihr Verdienst, dass die Prima den besten Ruf unter allen Legionen des Reiches hatte, der letztendlich auch dazu führte, dass gerade sie heute hier stand, um an der Seite des Kaisers gemeinsam gegen die Feinde Roms vorzugehen und Siegreich zurück zu kehren.


    Langsam wandte sich Livianus ab von seinen Männern und Blickte wieder nach vorne in Richtung des Kaisers, um ebenfalls in die Jubelrufe der Männer miteinzustimmen.

    Livianus hatte sich die Zeit genommen, um ebenfalls der Einladung seines Tribuns zu folgen und an der Cena teilzunehmen. Es war wirklich eine willkommene Abwechslung, die ihm zum einen ermöglichte noch ein paar persönliche Gespräche mit seinen Offizieren zu führen, bevorstehenden die ersten Kampfhandlungen anstanden, die bestimmt nicht mehr all zu lange auf sich warten ließen und zum anderen einmal etwas abzuschalten und einen Abend in geselliger Runde zu genießen. Die Wachen vor dem Eingang ließen den Legaten ohne größeres Aufsehen passieren und so betrat Livianus die geräumige Unterkunft Vitamalacus. Schnell nahm er lächelnd zur Kenntnis, dass er einer der Ersten war und ging auf den bisher einzigen anwesenden Gast zu.


    “Salve Tribun! Wie ich sehe, sind wir beide wohl etwas zu früh dran.“

    Livianus saß in seinem geräumigen Zelt und studierte einige Berichte sowie private und dienstliche Korrespondenz, die ihm dank des kaiserlichen Postsystems sogar hier erreicht hatte. Es war bestimmt ein Vorteil, dass der Kaiser höchst persönlich zugegen war und man sich so bestimmt noch mehr bemühte, die Post so schnell wie möglich nach Syria weiterzuleiten. Sein Scriba stand neben dem Legaten und reichte ihm ein Schreiben nach dem anderen. Livianus diktierte fleißig Antworten und gab Anweisungen. Schließlich kamen auch einige legionsinterne Angelegenheiten. Unter anderem die offizielle Ernennung des Tiberiers, die bisher noch ausständig war. Der Scriba schrieb und Livianus setzte zum Abschluss sein Siegel und seine Unterschrift darunter.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    ERHEBE ICH DEN
    CIVIS
    GAIUS TIBERIUS ANDRONICUS



    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VI ID AUG DCCCLVII A.U.C. (8.8.2007/104 n.Chr.)


    ZUM
    PROBATUS
    GAIUS TIBERIUS ANDRONICUS
    LEGIO I TRAIANA




    "Wenn es so ist, dann sehe ich sonst kein Problem darin, deinen Verwandten in die Legio aufzunehmen. Ich hatte mir schon gedacht, dass du keine Sonderbehandlung für ihn wünscht und du weißt auch, dass ich gerade jetzt meine Männer keinen unerfahrenen Unteroffizier anvertrauen kann, der sie vielleicht in wenigen Tagen in die Schlacht führen soll. Ich werde also meinen Scriba veranlassen die nötigen Dokumente aufzusetzen. Der junge Mann kann sie dann später selbst bei ihm abholen."


    Livianus sah beim letzten Satz wieder auf den neuen Probatus und nickte diesem zu. Kräftig und Gesund sah er ja aus, allerdings war das Risiko einfach zu groß, einem völlig unerfahrenen Patrizier gerade am Vorabend des Feldzuges zu, Optio oder der gleichen zu ernennen und ihn dann die Führung von Milites anzuvertrauen. In Friedenszeiten hätte der Legat da vielleicht anders entschieden, schon allein wegen Vitamalacus, aber nun blieb ihm keine andere Wahl. Er richtete seinen Blick wieder zu seinem Tribun.


    "Gibt es sonst noch etwas, dass ich für dich tun kann Vitamalacus?"

    Livianus erwiderte den Gruß des Kaisers und wartete auf seine Befehle. Etwas mürrisch nahm er dabei zur Kenntnis, dass es nicht seine eigene Legio sein sollte, die vorne weg marschierte und die Spitze der Marschkolonne bildete, versuchte aber, sich das nicht groß anmerken zu lassen. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis auch die Legio I abmarschbereit war und es auch der letzte Soldat geschafft hatte, sich in Reih und Glied aufzustellen und auf den Marschbefehl zu warten. Der Legat sah kurz in die Runde seiner Offiziere.


    „Gut meine Herren! Ich denke wir sind so weit. Gliedern wir uns ebenfalls ein. Mein Kaiser - nach dir.“


    Er nickte auch dem Kaiser zu und ließ diesem mit seinem Gefolge vorausreiten. Der Legat selbst ritt jedoch nicht so wie die anderen direkt zu den Reihen der Männer, sondern platzierte sich etwas abseits und wartete, bis jeder an seinem Platz war, um anschließend seine Stimme über die freie Fläche donnern zu lassen.


    "MILITES STATE! SARCINAS SUMITE, SCUTA SURSUM!"


    Er wartete einen kurzen Moment und ließ den Männern Zeit seine Befehle auszuführen. Dies geschah jedoch recht rasch und so kommandierte er nur wenige Minuten später.


    "AEQUATIS PASSIBUS ....... PERGITE!"


    Mit seinem letzten Befehl setzte sich die Marschkolonne ruckartig und donnernd in Bewegung. Von den Stadtmauern waren Geklatsche und Jubelrufe der Bevölkerung zu hören, die ihren Soldaten Glück und eine sichere Heimkehr wünschten. Livianus wartete noch einen kurzen Moment und gliederte sich dann ebenfalls an der Spitze seiner Legio ein, wo bereits einige andere Offiziere vorausritten.

    Es war ein imposantes Schauspiel, sowohl für die Bevölkerung der Stadt, als auch für die Soldaten selbst, als die beiden Legionen sich vor Antiochia versammelten, um gemeinsam Richtung Zeugma zu marschieren. Immer mehr Kohorten marschierten nach und nach auf dem riesigen freien Feld auf und gliederten sich, unter lauten Befehlen ihrer Offiziere, zu Marschkolonnen zusammen. Nicht nur die lauten Stimmen, sondern auch das Geklirre der Ausrüstung hallte bis zu den Stadtmauern und lockte binnen kürzester Zeit auch den letzten Einwohner der Stadt vor die Tore. Livianus, der Legat der Legio XII und einige Stabsoffiziere aus beiden Reihen überblickten den Aufmarsch der Truppen auf einer kleinen Anhöhe und wartete gemeinsam auf das Eintreffen des Kaisers und auf Meldung über die Abmarschbereitschaft.

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Asprenas
    Nach einer langen und enthaltsamen Reise erreichte ein einsamer Soldat der Equites Singulares Syria. Zu seinem Glück war die erste Legion noch nicht weit in das Landesinnere vorgedrungen, sodass er nicht allzuviel Staub schlucken musste. Beim Heerlager der Ersten angekommen ließen ihn die Torwachen sofort passieren, als er sein Anliegen vorbrachte. Mit großen Schritten bahnte er sich seinen Weg zum Prätorium. Dort angekommen wandte er sich an den ersten Scriba, der ihm über den Weg lief.


    Ave! Ich bringe Briefe aus Rom, die für den Kaiser bestimmt sind. Ich denke, das zweckmäßigste wäre es wohl, die Briefe dem Legaten zu geben, der sie dann an den Kaiser weiterleitet - sofern der Kaiser nicht selber hier weilt.


    Der Scriba nickte, nahm die Papiere entgegen, zeichnete dies beim prätorianischen Boten ab und brachte Alles sofort und ohne Umwege zu den Unterkünften des Kaisers.

    Nun musterte Livianus den Begleiter erst recht und zwar wesentlich offensichtlicher als zuvor. Er konnte auch die Verwunderung in seinen Blicken nicht verheimlichen. Ausgerechnet am Vorabend des Krieges brachte Vitamalacus ein Familienmitglied zur Legio? Hoffentlich keinen unerfahrenen Probatus.


    „Nun Tribun! Das überrascht mich. Ein Freiwilliger patrizischer Herkunft der sich unserer Legio ausgerechnet am Vorabend eines Feldzugs anschließen möchte ist äußerst ungewöhnlich? Ich hoffe er bringt militärische Erfahrung mit, sodass wir uns keine Sorgen darüber machen müssen, dass er den ersten Feindkontakt überlebt.“

    „Natürlich mein Kaiser. Ganz wie du es wünscht. Die Moral der Truppe wird sich wesentlich verbessern, wenn sie wissen, dass der Kaiser selbst unter ihnen nächtigt. Was den Besuch bei der Legio XII betrifft, so werde ich dich gerne begleiten. Wir sollten bei dieser Gelegenheit vielleicht im Anschluss auch eine kurze Stabsbesprechung mit den Offizieren der beiden Legionen einberufen, bevor es dann weiter geht. Zum einen sollen sich die Offiziere kennen lernen und zum anderen schadet es bestimmt nicht, wenn alle auf den selben Informationstand sind.“

    Als der Kaiser den Tempel des Neptun verließ, was auf Grund des dort vorherrschenden Rummels unmöglich zu übersehen war, bahnte sich der Legat einen Weg in seine Richtung. Auch wenn Livianus persönliche Leibwache sehr hilfreich dabei war, dauerte es einige Zeit, bis er sich durch den, mit Material und Menschen überfüllten, Pier gearbeitet hatte und schließlich vor dem Kaiser stand.


    „Salve mein Kaiser! Ich hoffe auch du hattest eine unbeschwerliche Überfahrt und alles Verläuft zu deiner Zufriedenheit.“

    Der Wachsoldat, der direkt der Leibwache des Legatus unterstellt war, stand stramm, als plötzlich Tribunus Vitamalacus mit einem Begleiter vor ihm stand, und nach dem Feldherren fragte.


    „Natürlich Tribunus! Einen Augenblick bitte!“


    Er verschwand für einen kurzen Moment und ließ die beiden Herren warten. Jedoch nicht lange, da bald darauf wieder heraus kam und die beiden mit einer Handgeste durchwinkte.


    „Der Legatus empfängt euch nun.“

    „Mir ist wichtig, dass der Kaiser als oberster Feldherr selbst die Stabsoffiziere über seine Pläne in Kenntnis setzt. Eine Besprechung ohne ihn, hätte nicht wirklich Sinn. Ich werde ihn darauf bei der nächst besten Gelegenheit ansprechen.“


    Mit diesen Worten wandte Livianus sich wieder kurz zum Schiff um zu beobachten, wie einige Matrosen und Soldaten gerade seine Habseligkeiten und sein Pferd von Board brachten. Dann sah er wieder zu Vitamalacus.


    „Du entschuldigst mich!“


    Er nickte seinem Tribun noch einmal zu und ging dann zu seinem Pferd, um nach dem Rechten zu sehen.

    „Gute Arbeit Tribun! Dann werde ich mich als nächstes beim Kaiser erkundigen, ob er noch eine Unterredung mit den Stabsoffizieren wünscht, bevor wir weitermarschieren. Ich denke es wäre gut, wenn alle wissen, was auf uns zu kommt und was in den nächsten Tagen zu tun ist. Hast du gesehen, wo er mit seinem Gefolge hin ist?“


    Bei der letzten Frage sah sich Livianus selbst kurz suchend um, konnte jedoch weder den Kaiser, noch die Kaiserliche Leibwache am Pier ausfindig machen.

    Auch as Schiff des Legaten war eines der letzten, die im Hafen anlegten. Livianus war sichtlich erleichtert, dass er diesen Kahn nun endlich verlassen konnte. Er hatte lieber festen Boden unter den Beinen und war nicht geschaffen für die Schifffahrt und schon gar nicht für derart lange Seereisen, wie die, die er und seine Männer nun endlich hinter sich hatten. Zufrieden sah sich um, als er mit beiden Beinen endlich am Pier stand. Es herrschte bereits eifriges und geschäftiges Treiben und sowohl Legionssoldaten, als auch Matrosen halfen dabei, die Schiffe zu entladen. Langsam bahnte er sich seinen Weg durch die Menschenmenge und suchte nach einem Offizier, der ihm Bericht erstatten konnte.

    Livianus musste ebenfalls schmunzeln, als er Plautius Meldung hörte.


    "Um ehrlich zu sein mache ich mir mehr Sorgen um die Tiere, als um die Legionäre, die zumindest wissen, was mit ihnen geschieht und wie lange es ungefähr dauern wird. Also wenn dieses Rezept auch bei Tieren Wirkung zeigt, dann habt ihr auf jeden Fall meinen Segen.


    Ich hoffe der Kaiser konnte sich bereits von seinen Verpflichtungen in Roma befreien und ist ebenfalls schon unterwegs nach Ravenna. Es wäre unangenehm, wenn wir lange Verzögerungen bei der Abreise hätten. Gehen wir davon aus, dass es in diesem Zusammenhang keine Probleme gibt, wie lange können wir mit der Verladung rechnen?"

    Zitat

    Original von Hadrianus
    Im übrigen wäre es in dem Zusammenhang erwähneswert, daß Hadrianus geschaffen wurde, um das kaiserliche Familienleben zu simlulieren. Zumindest war das die Absprache mit Daniel damals. Und dazu gehören nicht nur Friede/Freude/Eierkuchenszenen.


    Aber bestimmt auch kein Penner in einem Faß. ;)