Beiträge von Marcus Decimus Livianus

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    Als der Ianitor die Türe geöffnet hatte, blieb er einen Moment zögerlich stehen und den Soldaten der Legio Prima entgeistert an. Doch gleich darauf wanderte sein Blick an den breiten Schultern des Mannes vorbei und er erblickte Livianus, den Sohn des Verstorbenen Hausherren, auf den er sofort mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht zuging.


    „Salve Herr! Wie schön euch endlich einmal wieder zu sehen. Wir haben euch schon alle sehr vermisst!“


    Livianus nickte begrüßend und klopfte dem Haussklaven auf die Schulter. Es war wirklich viel Zeit vergangen, seit er das letzte Mal im Haus seines Vaters, dass nach dessen Tod nun eigentlich sein Haus war, einen Besuch abgestattet hatte.


    “Es ist auch für mich schön wieder einmal hier zu sein, auch wenn der Anlass nicht gerade der erfreulichste ist. Leider habe ich auch nicht all zu viel Zeit, da ich wieder zurück nach Manuta muss. Richte bitte Meridius aus, dass ich hier bin.“


    Der Sklave eilte sofort wieder in das Hausinnere und Livianus gab seinen Männern ein Zeichen, dass sie hier vor dem Haus warten sollten. Serapio deutete er ihm zu folgen und so betrat er gemeinsam mit seinen Neffen das Atrium der Casa Decima.

    "Nun Falco. Ich werde heute noch zurück nach Mantua reisen und mich um die Mobilisierung meiner Legio kümmern. Ich würde vorschlagen, dass du hier in Rom noch erledigst, was du zu erledigen hast und mir dann folgst. Vor Ort kannst du dann meine Offiziere kennenlernen und dir schon Mal ein Bild über die Prima machen."

    „Gut meine Herren! Dann schließe ich hiermit die Stabsbesprechung und erwarte Bericht, sobald alle Befehle erledigt sind und ein möglicher Abmarschtermin für die Legio steht.“


    Livianus erhob sich vorerst und wartete ab, bis sich die einzelnen Offiziere von ihm verabschiedeten und zurückzogen.

    „Ich danke dir Centurio – sowohl für deine Hilfe, als auch für deine Wünsche. Du kannst dir sicher sein, dass ich mich bei einer passenden Gelegenheit revanchieren werde.“


    Er gab Serapio einen Wink.


    „Wir gehen! Los!“


    Dann nickte er den Miles zu und verließ gemeinsam mit Serapio die Castra Praetoria.

    „Das wünsche ich dir auch Miriam - dir und deinem Kind. Gib gut auf euch Acht.“


    Mit diesen Worten löste er sich wieder aus der Umarmung und sah die beiden noch einmal an. Im selben Moment trat ein Legionarius an die Türe und meldete dem Legaten, dass seine Anwesenheit in der Principia erforderlich sei. Livianus nickte dem Mann zu und wandte sich dann noch einmal an Miriam und Silanus.


    „Die Götter mögen euch behüten und euch Glück bescheren. Wir sehen uns bestimmt wieder!“


    Er hob verabschiedend die Hand und begleitete dann den Soldaten aus dem Praetorium.

    Livianus schmunzelte leicht, als er die ganzen Fragen seines Präfekten, zum organisatorischen Teil der Mobilisierung hörte.


    „Nun Plautius, dass waren nun alles Punkte, die nicht der Kaiser für uns abklärt, sondern um die wir uns selbst kümmern müssen. Die Classis wurde bisher lediglich über die Mobilisierung in Kenntnis gesetzt. Die detaillierte Organisation überlasse ich dir. Nimm Kontakt mit dem Praefectus Classis auf und kläre diese Fragen. Unser Ziel ist wie gesagt Zeugma. Wo wir am besten an Land gehen, überlasse ich der Classis. Ich bin Legat und kein Kapitän.“

    Livianus nickte dem Centurio zu.


    „Genau so habe ich es gemeint. Deine Vorgesetzten sollen sich mit Meridius in Verbindung setzen. Er wird sich sowohl um die rechtliche Vertretung bei einem eventuellen Prozess kümmern, als auch um etwaige Strafzahlungen, die durch diesen Vorfall entstanden sind. Ich bürge selbstverständlich persönlich für meinen Neffen.“

    Livianus trat Miriam entgegen und öffnete seine Arme, um sie dann um das junge Mädchen zu legen.


    „Sei nicht zu traurig. Du wirst sehen, dass ich gesund und munter wieder zurückkehren werde. Vielleicht kann ich dir sogar hin und wieder eine kurze Nachricht zukommen lassen. Außerdem wird sich in Rom bestimmt recht schnell herumsprechen, wenn es Neuigkeiten aus dem Osten gibt. Du wirst also bestimmt bestens informiert sein.“


    Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und drückte sie dann an sich.

    „Vorerst ist nur der Einsatz von Legionen geplant. Wie schon gesagt müssen wir uns zuerst ein Bild der Lage machen, bevor wir dann weitere Schritte einleiten und gegebenenfalls die Legionen durch zusätzliche Hilfstruppen verstärken. Im Moment sind dies ohnehin alle Informationen, die ich euch weitergeben kann. Mehr hat uns auch der Kaiser nicht mitgeteilt.


    Begebt euch also zurück zu euren Einheiten und bereitet einen schnellstmöglichen Rückmarsch zum Castellum vor. Sobald die Truppen hier im Lager eintreffen, soll die persönliche Ausrüstung noch einmal kontrolliert bzw. nachgerüstet werden. Tribun Cyprianus kümmert sich um die Belagerungswaffen und das schwere Gerät. Es kann kontrolliert und schon im Vorfeld nach Misenum abtransportiert werden. Wie gesagt – haltet mit Plautius ständigen Kontakt. Er wird die zentrale Schnittstelle, bei der alle Informationen zusammen laufen.“

    „Sehr gut Tribun. Hier im Castellum sind noch genügend Vorbereitungen zu treffen. Die Männer haben später auf den Schiffen noch genügend Zeit, um sich auszuruhen und neue Kräfte zu sammeln. Plautius wird sich um einen reibungslosen Ablauf der Mobilisierung kümmern und dient als Ansprechpartner für alle Offiziere. Der direkte Kampfeinsatz von Prätorianern wurde nicht befohlen. Sie werden also nur in geringer Anzahl als Leibgarde des Kaisers mitkommen. Auch Praefecuts Attianus wird lediglich von seiner Leibgarde begleitet. Vor Ort übernimmt er das Kommando über die ihn unterstellten Legionen.


    Da wir nicht einschätzen können, was uns vor Ort erwartet, sieht der Plan im Moment wie folgt aus. Die Legio I wird zu ersten Sondierungen an die Front verlegt und dort die erste Vorhut der römischen Truppen bilden. Unsere vorrangigen Aufgaben bestehen also in erster Linie aus Aufklärung der vor Ort herrschenden Lage und Ausbau eines Brückenkopfes für nachrückende Truppen. Der Kaiser wird uns begleiten, um sich selbst ein Bild über die aktuelle Situation zu machen und gegebenenfalls einen sofortigen Gegenangriff einzuleiten. Sollte dieser Gegenangriff erfolgen, dann werden wir die feindlichen Truppen in einen Zweifrontenkrieg verwickeln. Praefetcus Attianus befehligt den Nordflügel der Bewfehl hat, gegen Armenia vorzurücken. Der Kaiser und ich befehligen den Südflügel der im Gegenzug direkt gegen Parthia selbst vorgehen wird. Die restlichen Legionen werden neben der Grenzsicherung auch den Nachschub und dessen Sicherung übernehmen.


    Der Kaiser hat folgendes Angeordnet. Die Legio XXII Deiotariana in Alexandria wurde in Alarmbereitschaft versetzt. Sie dient in erster Linie zur Sicherstellung der Getreideversorgung, wird aber auch Nabatea im Auge behalten, deren politische Position im derzeitigen Konflikt noch unbekannt ist.


    Die Legio XV Apollinaris in Satala, die Legio XXIV Syrica in Melitene und die Legio XXX Ulpia in Samosata wurden in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Sie bilden den Nordflügel. Ebenso wurde angeordnet, dass sich diese Legionen im Bereich Satala sammeln. Die Legio IV Scythica wird die Sicherung der asiatischen Grenze übernehmen.


    Die Legio X Fretensis und die Legio XII Fulminata sind nach Zeugma kommandiert. Dort werden sie sich mit uns zum Südflügel vereinen. Die Legio XVI Ferrata, die Legio XXIII Cyrenaica und die Legio XI Gallica werden näher zur Grenze beordert, um uns dabei den Rücken zu decken."

    Nun reichte es dem Legaten und er wandte sich mit einem finsteren Gesichtsausdruck zu Serapio.


    „Nun reicht es Serapio! Halte endlich deinen Mund! Ich denke du hast deiner Familie schon genug Schande bereitet, als das dich hier nun auch noch wie ein verängstigtes Weibstück aufführen musst!“


    Dann sah er wieder zum Centurio.


    „Gut…. richte Victor….ähm…. den Praefecuts Urbi aus, dass es sich bei dem Gefangenen um meinen Neffen handelt und das ich mitnehme und zur Casa Decima bringe. Er soll sich bitte mit Meridius in Verbindung setzen. Ich werde den jungen Mann in seine Obhut übergeben. Er wird sich dann auch um alles kümmern.“

    KAL IUN DCCCLVII A.U.C. (1.6.2007/104 n.Chr.)



    An Praefecuts Classis
    Lucius Annaeus Florus
    Stützpunkt der Classis Misenum, Italia



    Eilbrief



    Geschätzter Florus!


    Ich denke du wurdest bereits über die kriegerischen Vorkommnisse an unseren östlichen Staatsgrenzen bestens in Kenntnis gesetzt und daher möchte ich zu diesem Thema auch nicht weiter ins Detail gehen. Der Kaiser hat mit sofortiger Wirkung die Mobilisierung der Legio I veranlasst und Order gegeben, diese mit Hilfe der Classis Misenum an die Front zu verlegen.


    Hiermit gebe ich diese Order an dich weiter und bitte darum, die Classis ebenfalls mit sofortiger Wirkung in den Alarmzustand zu versetzen, sowie alle Vorbereitungen für eine rasche und reibungslose Verlegung der Truppen in den kommenden Wochen in die Wege zu leiten. Ich werde dich über den genauen Abmarsch der Legio noch rechtzeitig in informieren und erwarte mir, dass die Verlegung zur See dann ohne weitere Verzögerung durchgeführt werden kann. Höchstwahrscheinlich wird auch der Kaiser gemeinsam mit den Truppen nach Osten reisen und auch dafür sollten die nötigen Vorkehrungen getroffen werden. Ich verbleibe in Erwartung deiner baldigen geschätzten Antwort.



    Livianus sah in die Runde seiner Offiziere. Eigentlich hatte er noch auf Helvetius Falco gewartet, der als Berater des Kaisers ebenfalls an dieser Besprechung teilnehmen wollte. Es gab bestimmt einen guten Grund dass er sich verspätete und so beschloss der Legat mit der Stabsbesprechung zu beginnen.


    „Meine Herren! Ihr denke ihr habt die schlechten Neuigkeiten aus dem Osten unseres Reiches bereits vernommen. Fakt ist, dass unser erhabener Kaiser vor wenigen Tagen in einer Senatsrede unseren östlichen Nachbarland Parthia den Krieg erklärt hat. Die geschah als Reaktion auf die Bestürmung unserer syrischen Grenzen durch parthische Truppen, die dort auf Anweisung ihres Königs, Oroes dem Ersten, eine Spur der Verwüstung hinterlassen haben. Armenia, das bereits seit langem eine enge Freundschaft zum römischen Reich pflegt, ist vermutlich bereits in Feindeshand.


    Bei einer raschen Einberufung des Praetorium Militare hat der Kaiser die sofortige Mobilisierung der Legio I befohlen und mich darüber informiert, das unsere Legio als Speerspitze der römischen Truppen im Feldzug gegen die Parther fungieren wird. Ich wurde vom Kaiser zum Mitfeldherr ernannt und werde an seiner Seite das Oberkommando über einen Großteil der mobilisierten Truppen führen. Praefectus Praetorio Publius Acilius Attianus wurde ebenfalls zum Mitfeldherr ernannt und wird die zweite Hälfte unserer Kriegsfront befehligen.


    Zur Mobilisierung ist als erstes das laufende Übungsmanöver sofort abzubrechen. Alle Truppenteile haben sich auf dem schnellsten Wege wieder im Castellum einzufinden und Abmarschbereitschaft herzustellen. Wir werden mit Unterstützung der Classis so bald wie möglich Richtung Front aufbrechen und uns dort mit den restlichen Truppen vereinigen. Die gesamte Legio wird ausrücken und im Castellum bleibt lediglich eine kleine Wachmannschaft zurück.“


    Livianus machte hier eine kurze Pause. Die Offizier sollte die bisher gehörten Informationen einmal Verarbeiten. Nach dieser Stabsbesprechung würde es kaum noch Zeit geben lange Fragen zu beantworten und jeder musste wissen, was seine Aufgaben waren.

    Seufzend sah Livianus den jungen Mann an und schüttelte den Kopf, als er festgestellt hatte, dass es sich dabei tatsächlich um Serapio handelte. Er ging jedoch nicht auf seine entschuldigenden Worte ein, sondern sah stattdessen wieder zum diensthabenden Centurio.


    „Er ist ein Decimer! Liegt etwas Schwerwiegendes gegen ihn vor? Wenn nicht, dann werde ich ihn in meine Obhut nehmen und zurück zur Casa Decima bringen.“

    Etwas verlegen griff Livianus zu einer Stoffserviette und wischte sich damit über den Mund. Es war wirklich ein netter Abend und er war dankbar, dass Miriam sich diese Überraschung einfallen ließ.


    „Es war ein schöner und gelungener Abend, den ich wirklich sehr genossen habe Miriam. Aber nun wird es Zeit an die Nachtruhe zu denken. Ich muss Morgen wieder sehr früh aus dem Bett. Ich hoffe du bist mir nicht böse.“

    Livianus nickte Silanus zufrieden zu. Auch wenn dies bereits so abgesprochen war, so hielt er es für durchaus wichtig, dass es vor Miriam noch einmal deutlich ausgesprochen wurde. Zuerst wandte er sich an Miriam.


    “Mach dir keine Sorgen um mich Miriam. Es ist nicht das erste Mal, dass ich in den Krieg ziehe und ich verspreche dir, dass du mich Gesund und Munter wieder sehen wirst.“


    Dann sah er zu Silanus.


    “Ich danke dir Silanus. Es wird das Beste sein, wenn Miriam in den nächsten Tagen mit dir zurück nach Roma reist. Du wirst bestimmt bald deinen Dienst bei den Vigiles antreten müssen. In den nächsten Tagen laufen die Vorbereitungen zur Mobilisierung an und ich werde kaum noch Zeit haben. Ich möchte mich daher jetzt schon bei euch verabschieden.“


    Der Legat erhob sich von seiner bequemen Position und stand auf. Zuerst streckte er Silanus seine Hand entgegen.

    Da die Diskussion schon weit vom eigentlichen Thema abgewichen war und Livianus ohnehin wenig Zustimmung aus den Reihen der Senatoren vernommen hatte, nickte er dem Consul dankend zu und setzte sich wieder auf seinen Platz. Für ihn war diese Diskussion beendet.