Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    „Hmmm…. Nun ich kenne Quarto und hege keinen Streit mit ihm, aber dennoch ist es mir sehr wichtig, dass mein Scriba unter keinem anderen Patronat steht als unter meinem. Er soll nur mir verpflichtet sein. Ich hoffe du verstehst das. Wenn du also auch mit dieser Bedingung einverstanden bist, so werde ich Senator Quarto einen Brief schicken, ihm die Sachlage schildern und ihn darum bitten, dich aus deinem Klientenverhältnis zu entlassen.“


    Fragend sah Livianus den Iunier an, ob dieser damit einverstanden war.

    Livianus war sehr zufrieden mit dieser Antwort und nickte.


    „Gut! So soll es sein. Ich stelle dich hiermit als meinen Scriba an. Wie bereits gesagt hast du die Erlaubnis dich hier im Haus frei zu bewegen und in meine persönlichen Dokumente und Unterlagen einzusehen. Du wirst dich auch im Castellum frei bewegen können, obwohl du Zivilist bist. Halte dich jedoch an die Regeln und Gesetze die hier vorherrschen. Weiters werde ich dir auch ein Vollmacht ausstellen, die es dir ermöglichen wird, dich zu legitimieren und damit zu beweisen, dass du in meinem Namen sprichst und handelst. Du siehst also, welches Vertrauen ich dir vorschieße. Darum wäre es auch aus meiner Sicht angebracht, in ein Klientenverhältnis mit mir zu treten. Ich denke das sollte aus deiner Sicht kein Problem darstellen. Oder hast du bereits einen Patron?“

    Livianus hob die Hand um damit anzudeuten, dass dies nicht notwendig war.


    „Ich glaube dir auch so Silanus. Ich denke zwar nicht, dass ich dein volles Wissen und Können ausschöpfen werde, aber wenn du wirklich in meine Dienste treten möchtest, dann sei herzlich Willkommen. Du wirst hier bei mir im Praetorium wohnen, wo du ein geräumiges Zimmer, Verpflegung und Bedienung durch die Haussklaven erhältst. Es wird aber auch sehr häufig vorkommen, dass du verreisen musst. Vor allem der Weg zwischen Roma und Mantua wird dir des Öfteren nicht erspart bleiben, da es mir selbst als Legatus untersagt ist, dass Pomerium zu betreten und ich eine vertrauenswürdige Vertretung gebrauchen kann, die für mich ab und zu einige Angelegenheiten regelt und erledigt. Andererseits wiederum wirst du natürlich auch ein dementsprechendes Gehalt bekommen, dass dich für alle Unannehmlichkeiten entschädigen wird. Ich kann dir jetzt schon versichern, dass du damit bei so manchen römischen Magistraten- oder Offiziersgehalt mithalten kannst, sofern du mich nicht enttäuscht und deine Aufgaben schnell und zufrieden stellend erledigst. Ich erwarte mir einen verlängerten Arm, der sowohl meinen Anweisungen folgt, als auch selbstständig denken und Handeln kann, wenn es darauf ankommt. Aber was du mir bisher über dich erzählt hast, mache ich mir da keine all zu großen Sorgen, dass dies nicht der Fall sein könnte. Was sagst du also dazu?“

    „Ich kann mich an Valentius erinnern und nun wird mir auch klar wer du bist. Valentius kleiner Bruder! Auch wenn du in meinen Jugendtagen noch ein Kind warst und meine Brüder und ich eher mit Valentius um die Häuser zogen, so kann ich mich dennoch an dich erinnern. Ich denke es wäre für mich durchaus ein großer Vorteil einen Privatsekretär zu haben, den ich bereits seit Kindestagen kenne und mit dem mich somit auch eine gemeinsame Vergangenheit verbindet.“

    Livianus atmete tief durch. Dies war eine furchtbare Nachricht, die diese beiden Sklaven ihm überbracht hatten. Er überlegte was er tun konnte – ob er überhaupt etwas tun konnte um sich selbst an der Suche nach seiner Cousine zu beteiligen. Es waren viele Gedanken die ihm durch den Kopf schossen und er versuchte nach und nach sie zu ordnen, bis er wieder zu den Sklaven aufsah.


    „Hat man denn ihren Bruder Meridius bereits informiert? Wurde sonst noch irgendetwas unternommen, um nach ihr zu suchen? Habt ihr denn in Rom überhaupt nichts herausbekommen können? Ist sie dort überhaupt angekommen? Hat man sie gesehen? Hat denn niemand mit ihr gesprochen und sich mit ihr über den Rückweg unterhalten? Irgendwelche Anhaltspunkte?!“

    Es hatte zwar einige Zeit gedauert, aber nun war ein Bewerber da. Livianus musterte sein Gegenüber ebenfalls und nickte dann lächelnd.


    „Du kommst aus dem Geschlecht der Iunier, sagst du? Doch nicht etwa die Iunier aus Tarraco? Bist du mit Iunia Attica verwandt?“

    „Eine Degradierung von Centurio Sura kommt nicht in Frage. Er hat bereits während meiner Zeit als Praefectus Urbi unter mir gedient und geniest daher mein vollstes Vertrauen, was seine Fähigkeiten und seinen Einsatz als Centurio betrifft. Die Idee mit dem verdeckten Ermittler gefällt mir jedoch. Er könnte der richtige Mann für die richtige Stunde sein. Als Mitglied der Cohortes Urbanae ist er bereits auf solche Ermittlungen geschult und kann uns bestimmt hilfreich dabei sein, diesen Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Außerdem ist er hier in der Legion weitestgehend unbekannt. Am besten du sprichst direkt mit ihm, wenn er sich bei uns zum Dienst meldet. Ich rechne eigentlich damit, dass er in den nächsten Tagen eintrifft.


    Was den Aurelier betrifft so möchte ich, dass du dem nachgehst. Sollte der Bericht des Centurios wirklich den Tatsachen entsprechen, so lasse ich dir freie Hand. Ich kann mich nicht um jeden kleinen Probatus kümmern, der in unserer Legion seinen Dienst versieht.“

    Livianus hatte mit allen gerechnet, nur nicht mit einer solchen Botschaft, die ihm fast den Boden unter seinen Füßen wegzog. Sichtlich geschockt ließ er sich auf einen der Stühle sinken und sah die beiden Sklaven sprachlos und mit großen Augen an.


    „Meine Cousine?!...... Lucilla??!........sie ist verschwunden!?“


    Es dauerte einen Moment, ehe er wieder etwas die Fassung zurück gewann und realisierte, was diese beiden Männer ihm eben geschildert hatten. Seine Stimme klang immer noch verwirrt und geschockt.


    „Ich habe auch schon sehr lange nichts von ihr gehört. Gibt es denn wirklich keinerlei Hinweise auf ihren Verbleib?“

    „Ich überlasse diese Entscheidung ganz dir Miriam. Wenn du möchtest, dann schicke ich Vitamalacus auch ein Schreiben, in dem ich ihm um den Verkauf dieses Sklaven an mich bitte. Am besten du überlegst es dir in aller ruhe und teilst mir deine Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt mit.“


    Livianus griff nach einem ziemlich prallen Lederbeutel, der bisher unbemerkt auf einem der Stühle neben ihm gelegen hatte und schob ihn zu Miriam.


    “Hier ist deine Entlohnung für deine Dienste als meine Sklavin.“


    Sim-Off:

    In der WISIM überwiesen.

    Livianus grübelte einige Zeit lang etwas in sich hinein und verfolgte die Wortmeldungen nur sehr sporadisch. Schließlich erhob er sich jedoch und hob die Hand, um damit zu verdeutlichen, dass er etwas sagen wollte, bevor Commodus seine Antwort gab.


    „Verzeiht wenn ich euch bei dieser sicherlich wichtigen Frage unterbreche. Mir ist nur gerade eingefallen, dass dem Senat durchaus Mittel und Wege zur Verfügung stehen, um sich ein genaueres und objektives Bild über diese Situation und die momentanen Zustände speziell in der Classis zu machen. Da demnächst die Ämter des Cursus Honorum neu besetzt werden müssen, steht uns in diesem Fall auch offen, nach Absprache mit unseren Kaiser, einen Quaestor Classis zu ernennen, der für uns die Lage vor Ort inspizieren und untersuchen kann, um uns anschließend einen detaillierten Bericht zu liefern. Ich denke wir sollten diese Möglichkeit nutzen, einen Vertreter des Senats nach Germanien zu entsenden, der gegebenenfalls auch mit Rechten ausgestattet ist, um eine mögliche Eskalation im Keim zu ersticken.“

    Der Legat sah seinen Gesprächspartner verwundert an.


    “Euch fehlen Sponsoren? Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass eine Stadt wie Mantua zahlungskräftige Einwohner oder zumindest einen reichen Stadtpatron hat, der sich um solche Ausgaben kümmert. Ich bin jedoch durchaus bereit mich daran zu beteiligen. Welche Summe hast du dir vorgestellt.“

    Die beiden Sklaven warteten einige Zeit bis der Legat endlich von seiner Besprechung kam und ein wenig gestresst den Raum betrat. Er nickte den beiden zu und zeigte auf ein paar leere Stühle, da er davon ausging, dass das Gespräch etwas länger dauern würde.


    “Salvete! Ich bin Decimus Livianus. Ihr wolltet mit mir sprechen?"

    „Du hast absolut Recht Plautius. Dein Einwand was den Ausländer betrifft hat mich überzeugt. Es ist ja auch nicht so, als ob wir im Moment keine zuverlässigen Lieferanten hätten. Dennoch wäre es bestimmt nicht schlecht sich auf dem lokalen Markt etwas umzusehen. Ich möchte nicht, dass wir eines Tages dahinter kommen, dass wir auch hier über den Tisch gezogen wurden. Es reicht mir vollkommen, dass wir unseren eigenen Soldaten nicht mehr vertrauen können. Kümmere dich darum.“


    Als der Präfekt seine ziemlich treffende Beschreiung über Avarus äußerte, musste Livianus etwas schmunzeln. Plautius wusste anscheinend nicht, dass auch sein Legat mit Germanicus Avarus indirekt verwandt war.


    “Die Meinungen über Senator Avarus sind sehr unterschiedlich. Auch ich bin bestimmt keiner seiner Anhänger oder Bewunderer. Dennoch schätze ich ihn sehr und muss gestehen, dass er ein durchaus fähiger Politiker und Geschäftsmann ist…. Und das sage ich nicht nur, weil er mit meiner Cousine verheiratet ist.“


    Livianus lachte.

    Livianus nahm das Schreiben entgegen und legte es auf den Schreibtisch des Scribas. Da er Avitus als seinen Klienten schätzte und vertraute, überflog er nur kurz den Vertrag, nahm anschließend das Siegelwachs des Scribas, tropfte gerade ausreichend davon auf das Papier und drückte seinen Siegelring darauf. Dann unterschrieb er daneben und gab das Dokument an seinen Besitzer zurück.


    „Ich gratuliere dir zu diesem Kauf Avitus! Nun muss ich aber wieder in mein Officium. Der Praefectus wartet.“


    Er nickte dem Centurio zu und ging wieder in sein Officium.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    So goss ich also die süßlich-herbe, rote Flüssigkeit in zwei Becher, vermischte sie mit etwas Wasser und reichte dem legatus einen hiervon. Danach deutete ich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch.


    "Setz dich doch bitte. Ich muss gestehen, dass ich mich über deinen Besuch freue und dich vermutlich selbst innerhalb der nächsten Tage aufgesucht hätte. Aber da du nun schon hier bist, bleibt mir dieser Weg erspart. Also, was kann ich für dich tun, Senator?"


    Livianus nahm diese Einladung gerne an und setzte sich auf den ihm angebotenen Stuhl.


    „Nun Dummvir! Obwohl ich bereits einige Zeit hier bin, habe ich zu meinem Bedauern bisher nicht die Gelegenheit gefunden, den Verantwortlichen Magistraten dieser Stadt meine Aufwartung zu machen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass es nicht einfach ist, eine neues Kommando über knapp sechstausend Soldaten anzutreten und dabei noch Zeit zu finden, um sich der Stadtverwaltung vorzustellen. Dennoch war es bisher so, dass ich immer ein sehr gutes und intensives Verhältnis zu den Stadtcurien und ihren gewählten Vertretern gepflegt habe, wenn ich mit dem Kommando der hiesigen Einheit betraut war. Ich hoffe das wird sich auch hier in Mantua nicht ändern. Daher bin ich gekommen um dir zum einen meine vollste Unterstützung zuzusichern und auch um uns ein ersten Austausch über eventuelle Probleme oder Aufforderungen zu ermöglichen.“

    Während des Gesprächs mit dem Praefectus Castrorum kam Livianus kurz aus seinem Büro um seinen Scriba einen Auftrag zu erteilen. Der Scriba wies ihm bei dieser Gelegenheit gleich darauf hin, dass zwei Gäste warteten und auch Centurio Avitus etwas brauchte. Der Legat begrüßte die Wartetenden mit einem Kopfnicken und wandte sich dann an den Scriba.


    “Bringe die beiden Gäste in den Besprechungsraum und biete ihnen etwas zu trinken an. Ich werde gleich nach meine Gespräch mit dem Praefectus Castrorum nachkommen.“


    Der Scriba nickte und zeigte den beiden den Weg zum Besprechungszimmer. Der Legat hingegen sah zu Centurio Avitus.


    „Du kommst bestimmt wegen meines Siegels für deinen Grundstückskauf?“

    Livianus, der sich nun aufgrund der letzten Wortmeldungen einen ungefähren Überblick verschaffen konnte, wo diese Diskussion zur Zeit stand, entschloss sich ebenfalls etwas zu diesem Thema zu sagen und die Wogen dadurch vielleicht wieder etwas glätten zu können. Als Commodus geendet hatte, erhob er sich und sah in die Runde der versammelten Senatoren.


    „Meine Herren Senatoren! Ich bin mir sicher, dass wir der Einschätzung unseres geschätzen Kollegen Purgitius Macer als ehemaligen Legatus Augusti pro Praetore der Provinz Germanien und somit auch als ehemaligen Oberbefehlshaber aller dort befindlichen Streitkräfte durchaus vertrauen können. Eine Ablehnung von solchem Ausmaß, wie sie uns hier aufgezeigt wird, kann nicht von heute auf morgen entstehen und sollte daher bereits irgendjemanden aufgefallen sein. Senator Macer hatte in seiner Amtszeit sehr viel Kontakte zu den hiesigen Kommandeuren aller Truppenverbände und ich denke, es wäre ihm sicher nicht entgangen, wenn einer dieser Kommandeure eine ablehnende Haltung gegenüber dem Senator oder den römischen Verwaltungsapparat gehegt hätte.


    Auch ich, als ehemaliger Legat einer Legion, die immer noch in Germanien stationiert ist, habe einige Kontakte zu den dort stationierten Truppenkommandanten gepflegt und kann euch versichern, dabei in keinster Weise mit derartigen Meinungen oder Behauptungen konfrontiert worden zu sein. Vor allem bei den Legionstruppen, die selbst unter dem Kommando von Senatoren stehen, sollten wir keinerlei solcher Bedenken haben, wie sie hier von Senator Commodus aufgezeigt werden. Ich kann euch versichern, sie stehen treu zu ihrem Kommandanten, zum Kaiser und zu Rom.“