Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Welch ein Gedränge in diesem Saal herrschte! An Hochzeitsgästen mangelte es dem Brautpaar jedenfalls nicht. Alles was Rang und Namen hatte tummelte sich hier und Livianus musste immer wieder stehen bleiben um bekannte Gesichter, die er vor allem aus seiner Zeit als Legatus Legionis in Colonia Claudia Ara Agrippinensium kannte, zu begrüßen und Hände zu schütteln. Jeder wollte natürlich wissen wie es ihm nun in Italia ging und welche Neuigkeiten er aus Rom mitbrachte. Höflich wie Livianus war, versuchte er die Fragen zu beantworten, hielt sich jedoch immer recht kurz um schneller durch die Menschenmenge zu kommen.


    „Sie muss doch hier irgendwo sein.“ murmelte er vor sich hin und schob sich weiter durch die Menge.


    Zuerst wandte sich Livianus an Britannia, nachdem sein Bruder von ihm abgelassen hatte.


    "Es ist mir eine Freude dich unter diesen wunderbaren Umständen wieder zu sehen Britannia. Willkommen in der Familie und alles Gute!“


    Auch sie wurde von ihm herzhaft in den Arm genommen. Dann sah er die beiden etwas verlegen an.


    "Um ehrlich zu sein bin ich gemeinsam mit Lucilla angereist…… ähm….. nun ja…. Ich habe wohl den Beginn eurer Feier verschlafen. Eigentlich wollte ich mir nur kurz hinlegen bevor ich zu euch komme…. Ich bin dann wohl leider eingeschlafen.“


    Livianus musste selbst über so viel Ungeschick lachen und reichte seinen Bruder dann die Hand.


    “Aber nun bin ich ja hier und kann dir nur meine aller besten Wünsche aussprechen. Vater hätte sich gefreut, dich unter der Haube zu sehen. Ich bin mir sicher er wäre stolz auf dich und das du doch noch eine so bezaubernde Frau gefunden hast.“

    Bei den Göttern! Wie konnte das nur passieren. Nun war Livianus extra wegen der Hochzeit seines Bruders nach Germanien gekommen und was war passiert – er hatte die Hälfte davon verschlafen. Er wollte sich doch nur ein paar Minuten hinlegen und ausruhen bevor er los ritt, um an diesem Abend, der bestimmt länger dauern würde, auch frisch und munter zu bleiben. Leider hatte er seine Soldaten nicht über den Beginn der Hochzeitsfeierlichkeiten informiert und darum war auch niemand auf die Idee gekommen den Legaten zu wecken.


    Etwas abgehetzt erreichte er schließlich dennoch die Casa Duccia, ließ seinen Trupp davor halten, richtete noch einmal seine Paraderüstug zu Recht und trat möglichst unauffällig ein. Die letzten Worte des Hochzeitspaares konnte er gerade noch hören, als er den Raum betrat. Sie hatten die Verbindung also bestätigt und waren beide die Ehe eingegangen. Danach gingen gleich die Glückwunschrufe los und um nicht unnötig für Aufsehen zu sorgen, schließlich war es der Tag des Brautpaares, hielt Livianus sich im Hintergrund und stellte sich unbemerkt neben eine Säule.


    Mehr zu sich selbst als zu den restlichen Gästen sagte er leise aber mit einem unheimlichen Glücksgefühl "Feliciter! Feliciter, feliciter, mein Bruder! Mögen die Götter euch auf euren Wegen begleiten.“


    Erst als das Buffet eröffnet wurde und sich die Versammlung um das Brautpaar nach und nach auflöste trat er weiter in den Raum und ging lächelnd auf die beiden zu. Manche gingen direkt zum Buffet, andere wollten den beiden Glücklichen noch persönlich gratulieren. Bei seinem kurzen Weg zum Brautpaar ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Immer wieder stieß er dabei auf bekannte Gesichter, die ihm mit einem höflichen Nicken begrüßten, dass er natürlich erwiderte. Etwas weiter vorne in der Reihe konnte er Meridius und Iulia sehen, die dem Brautpaar gerade ihre Glückwünsche aussprachen. Nur noch wenige Gäste trennten Livianus von seinem Bruder und dessen Frau. Schließlich war er an der Reihe und stand mit einem breiten Grinsen vor Magnus, brachte jedoch kein Wort heraus.

    „Um ehrlich zu sein habe ich mich bisher nicht wirklich mit diesem Bauprojekt beschäftigt. Aber erst vor wenigen Tagen war ein Magistratus aus Mantua bei mir und hat mich auf dieses Bauprojekt angesprochen. Ich überlasse die Einteilung der Mannschaften dir, aber sorge bitte dafür, dass dieser Tempel bald fertig gestellt ist. Vielleicht ist es am besten du sprichst diesbezüglich auch mit Tribun Vesuvianus. Er sollte am besten über den aktuellen Stand informiert sein. Bei dieser Gelegenheit kannst du ihm auch gleich ein Beurlaubung ausstellen und überbringen, die ihm ermöglicht eine weitere Vorlesung an der Militärakademie zu besuchen.


    Was mich betrifft, so werde ich mit meine Cousine Lucialla nach Germanien reisen um der Hochzeit meines Bruders beizuwohnen. In der Zwischenzeit übernimmst du das Kommando über die Legio.“

    Nachdem der Tribun den Raum wieder verlassen hatte, fuhr Livianus mit seinen Ausführungen fort.


    „Ein Manöver wäre zum jetzigen Zeitpunkt bestimmt eine willkommene Abwechslung für die Männer. Bereite alles vor und präsentiere es bei der nächsten Stabsbesprechung. Wo wir gerade beim Aufgabenverteilen sind…. Ich möchte, dass du in Zukunft den Dienstplan festlegst und die notwendigen Einteilungen triffst. Außerdem sollten wir einige der neuen Probatii zu der Reiterei versetzen.“

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    ERHEBE ICH DEN
    PRIMUS PILUS
    CAMILLUS MATINIUS PLAUTIUS
    LEGIO I TRAIANA


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM III NON OCT DCCCLVI A.U.C. (5.10.2006/103 n.Chr.)


    ZUM
    PRAEFECTUS CASTRORUM
    CAMILLUS MATINIUS PLAUTIUS
    LEGIO I TRAIANA




    Livianus sah den Tribunen verwundert an, als dieser bei der Türe eintrat und zu sprechen begann, noch ehe er die Situation klarstellen konnte. Also ließ er Vesuvianus aussprechen um ihn anschließend zu antworten.


    “Du wurdest nicht benachrichtigt, weil es sich hier um ein Vieraugengespräch und nicht um eine Stabsbesprechung handelt Tribun. Ansonsten hätte ich nicht auf dich vergessen – keine Sorge. Aber wie du siehst sind auch keine anderen Offiziere hier.“


    Die mitgebrachten Unterlagen nahm Livianus mit einem Kopfnicken zur Kenntnis.


    „Lass sie hier. Ich werde sie mir nachher ansehen und dich rufen lassen, sobald ich mit Plautius fertig bin.“

    „Hmmm… Ich sehe es nicht so wie du, dass man einen Legionär zu einem solchen Posten begeistern sollte. Es ist eine Ehre das Feldzeichen seiner Einheit zu tragen und sollte nur verdienten Legionären zu teil werden, die sich für eine Karriere als Unteroffizier nicht eignen. Nicht jeder ist der geborene Anführer und besteigt die Karriereleiter so wie du Plautius. Das solltest du dabei nicht außer Acht lassen. Eine beförderung vom Optio zum Centurio ist also völlig normal und vertretbar.“


    Sim-Off:

    Antwort unserer Militär-SL:
    Was das Problem mit der Attraktivität der Ränge angeht: das was du SimOn sagst ist einerseits richtig, andererseits aber mMn auch gar kein Problem. Dass Soldaten vom Optio gleich zum Centurio werden, ist auch historisch zutreffend. Ebenso ist richtig, dass eine Zeit als Cornicen (Sigzusatz ohne Zulage) oder Signifer (höheres Gehalt) bei einer späteren Beförderung hilfreich sein konnte - das sollte man ruhig auch SimOn so ausspielen. Andererseits ist es mE auch völlig unproblematisch bzw. durchaus realistisch, wenn jemand so einen Posten nicht will. Signifer ist z.B. mit enormen Ansehen und Vertrauen der Soldaten verbunden, aber durchaus sowas wie eine Sackgasse und mit wenig Befehlsgewalt im Alltag verbunden. Erfordert halt mehr Kreativität. (So wie Patrizier ;) Viele Ansehen, aber schwer zu spielen :D) Ich würde also niemanden dazu bewegen wollen, diese Posten auch zu durchlaufen, wenn er gar nicht will. Entweder macht das jemand, weil er mit der Rolle etwas anfangen kann, oder er lässt es bleiben.


    Was das Gehalt betrifft, so hast du wohl etwas nicht richtig verstanden. Du verdienst als Centurio 450 Sz. und erhältst als Primus Pilus ZUSÄTZLICH 150 Sz….. also insgesamt 600 Sz. Im Tabularium stehen bei den SIG-Zusätzen immer nur die Gehaltsprämie die du auf dein normales Gehalt drauf bekommst.

    Livianus schmunzelte.


    „Alles schön der Reihe nach. Also fasse ich dies einmal als Zustimmung auf.“


    Er machte sich kurz einige Notizen und sah dann wieder zu Plautius auf.


    „Du hast damit für einen Plebejer einen herausragenden Posten erreicht, um den dich viele beneiden werden Plautius. Ich gratuliere dir hierzu und bin mir sicher, dass du mich nicht enttäuschen wirst.


    Die Formalitäten und die notwendige Ernennung werde ich in den nächsten Tagen von meinem Scriba erledigen lassen. Sophus ehemaliges Büro sowie die Casa des Praefectus kannst du bereits beziehen.“


    Auch hierzu machte sich Livianus einige kurze Notizen.


    “Gut. Dann kommen wir zum nächsten Punkt. Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, wenn der Posten des Primus Pilus für den Moment frei bleibt, möchte aber nicht, dass es ein Dauerzustand wird. Ich überlasse es dir, einen fähigen und würdigen Nachfolger für diesen Posten zu suchen und erwarte dazu deinen Bericht.


    Welche Probleme siehst du bei den Beförderungen?“


    Sim-Off:

    Nicht vergessen… SIMON sind alle Posten besetzt ;)

    Bei den Unterlagen die Livianus vor sich ausgebreitet hatte, handelte es sich um die Personalakten von Plautius und einigen Notizen dazu. Livianus richtete sie noch kurz zurecht um hin und wieder einen Blick hineinwerfen zu können und sah dann zu seinem Primus Pilus auf.


    „Nun Plautius. Wie dir bestimmt nicht entgangen ist, habe ich Aurelius Sophus auf Wunsch des Kaisers zu den Cohortes Urbanae versetzet. Man braucht dort dringend einen fähigen Offizier, der dem Praefectus Urbi unter die Arme greifen kann. Für uns ergibt sich dadurch nun die Situation, dass der Posten des Lagerkommandanten wieder frei ist.


    Ich will nicht lange Drumherum reden. Ich habe dich aus den Reihen der Centurionen gewählt um der neue Praefectus Castrorum der Legio I zu werden…. Vorausgesetzt natürlich, du möchtest das überhaupt.“


    Livianus ließ Plautius nun Zeit für eine erste Reaktion, ehe er fortfuhr.

    Kurz nach Plautius betrat auch Livianus das Besprechungszimmer und nickte dem Primus Pilus grüßend zu.


    “Salve Plautius!“


    Er ging auf die andere Seite des Tisches und nahm gegenüber Plautius platz. Seine mitgebrachten Unterlagen breitete er vor sich auf dem Tisch aus.

    Livianus nickte lächelnd.


    "Ganz wie du möchtest Lucilla. Ich gehe wieder zurück zur Principia falls du mich brauchst und komme dann wieder am Abend vorbei. Bis später."


    Mit einem Augenzwinkern verabschiedete sich von seiner Cousine und machte sich auf den Weg zur Principia.

    "Wir haben noch etwas Zeit, aber es würde mich auch nicht stören etwas früher in Germanien zu sein. Die Feier selbst findet ID OCT DCCCLVI A.U.C. (15.10.2006/103 n.Chr.) in Confluentes statt. Zuvor muss ich jedoch noch einige Dinge hier im Castellum klären und mich um eine Vertretung kümmern. Dies wird jedoch nicht all zu lange dauern.“

    „In erster Linie dienst du dem Kaiser und als Soldaten müssen wir uns seinem Willen fügen. Die Einheit spielt dabei keine Rolle. Auch ich habe mir nicht ausgesucht die Legio I zu kommandieren, sondern wurde vom Kaiser auf diesen Posten berufen und ich denke die Cohortes Urbanae wird auch bei dir nicht die letzte Station deiner Karriere sein. Ich wünsche dir für deine Zukunft also alles Gute Praefectus.“


    Mehr gab es dazu nicht mehr zu sagen.


    „Vale!“


    Livianus nickte dem Offizier zu und verließ das Officium.

    „Ich glaube du hast mich falsch verstanden Praefectus. Das war keineswegs ein Vorschlag oder eine Anregung. Wie gesagt möchte der Kaiser einen fähigen Offizier auf dem Posten des Praefectus Castrorum der Urbaner wissen und ich habe dich für diese ehrenvolle Aufgabe ausgewählt. Mein Scriba hat die Versetzungspapiere bereits vorbereiten und ein Schreiben an den Praefectus Urbi ist ebenfalls bereits raus gegangen. Ich hoffe du bist dir bewusst welche Ehre dies für dich und deine Familie bedeutet. Mir bleibt nur dir alles Gute zu wünschen und zu hoffen, dass du deinen Weg ebenso hervorragend fortsetzt, wie du ihn hier in der Legio I begonnen hast.“

    PRIDIE KAL OCT DCCCLVI A.U.C.
    (30.9.2006/103 n.Chr.)



    An Praefectus Urbi
    Gaius Octavius Victor
    Castra Praetoria
    Roma, Italia



    Eilbrief


    Mein geschätzter Victor!


    Wie beim letzten Conventus besprochen, habe ich aus meinen Reihen einen hervorragenden Offizier ausgewählt, der in Zukunft in den Reihen der Cohortes Urbanae seinen Dienst versehen soll.


    Es handelt sich hierbei um den Patrizier Flavius Aurelius Sophus, der zuletzt unter meinem Kommando als Praefectus Castrorum der Legio I stand. Aus seinen Akten konnte ich nur gutes Entnehmen und auch ich selbst kann nur positives berichten. Er wird bestimmt auch dir ein tüchtiger und fähiger Stellvertreter sein, der dies durch sein Können und seinen Leistungen immer wieder unter Beweis stellen wird. Anbei eine Abschrift des Versetzungsbefehls.


    Ich hoffe dir damit geholfen zu haben und verbleibe bis zu unserem nächsten Treffen voller Hochachtung.



    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    VERSETZE ICH
    PRAEFECTUS CASTRORUM
    FLAVIUS AURELIUS SOPHUS
    LEGIO I TRAIANA


    MIT WIRKUNG VOM
    PRIDIE KAL OCT DCCCLVI A.U.C.
    (30.9.2006/103 n.Chr.)


    ZUR
    COHORTES URBANAE