Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus betrat andächtig den Raum und sah sich um. Die Sklaven hatten wie jeden Tag einige Kerzen und Räucherwerk angezündet, die ihren markanten Duft im Raum verteilten. Langsam schritt er auf den kleinen Hausaltar zu und ließ sich vor ihm nieder. Er machte einen nachdenklichen und traurigen Eindruck. Zum Gruß berührte er mit den Fingern die kleinen Bronzestatuen seiner Ahnen und murmelte dann ein kurzes Gebet.


    Als dies geendet hatte griff er in seine Tunika und holte ein kleines, gut verschnürte Päckchen hervor und begann es vorsichtig zu öffnen. In dem Päckchen lag eine weitere kleine Bronzestatue…. es war eine Nachbildung von Aemilia, die er bei einem Handwerker in der Stadt anfertigen ließ. Als ob sie zerbrechlich wäre, hob er sie mit einer Hand auf und legte sie behutsam in die andere Handfläche. Dort betrachtete er die kleine Statue einige Zeit und stich zärtlich mit den Fingern darüber. Livianus seufzte.


    „Ach…Aemila! Warum ist das alles geschehen? Warum wurdest du mir so plötzlich von den Göttern entrissen? Es ist alles so kompliziert geworden seit du nicht mehr bei mir bist. Ich vermisse dich so sehr und doch fühle ich mich im Moment hin und her gerissen. Valeria ist vor kurzer Zeit bei mir eingezogen und hat meine Gefühlswelt ziemlich durcheinander gebracht. Ich weiß nicht ob du sie mir geschickt hast um auf mich aufzupassen, oder ob es einfach Zufall war, dass sie genau zu diesem schrecklichen Zeitpunkt gekommen ist und für mich da war… sich um mich gekümmert hat.“


    Tränen stiegen in Livianus Augen auf und er sah kurz zur Seite, ehe er sich wieder der kleinen Bronzestatue in seinen Händen zuwandte.


    „Ich weiß nicht was ich tun soll. Auf der einen Seite ist der Schmerz und die Trauer in mir noch so stark und ich würde alles dafür geben, dich wieder bei mir zu haben. Auf der anderen Seite spüre ich leibevolle Gefühle, wenn ich in Valerias Gegenwart bin. Ich fühle mich sehr zu ihr hingezogen und ich merke wie sie allein durch ihre Anwesenheit mein Herz erwärmt. Und nun, wo wir beide mit einem schweren Verlust zu kämpfen haben und damit umgehen müssen, werden diese Gefühle stärker und stärker. Ich weiß nicht, ob du böse auf mich bist oder eher froh darüber, dass jemand für mich da ist und das mein Leben weiter geht. Ich weiß auch nicht, ob es richtig ist was ich tue oder ob ich durch mein Handeln den Zorn der Götter auf mich ziehe. Ich möchte dir nur sagen, dass ich dich niemals vergessen werde und du für immer den wichtigsten Platz in meinem Herzen einnehmen wirst. Ich liebe dich über alles…. und bis über den Tod hinaus. Aber bitte gib mir die Kraft mich von meiner Trauer zu lösen und vielleicht in Valeria ein neues Glück zu finden. Ich weiß du würdest nie wollen, dass ich mein restliches Leben unglücklich verbringe und ich hoffe wirklich vom ganzen Herzen das auch du mir dieses glück wünscht, auf mich acht gibst und mich leitest, bis auch für mich der Zeitpunkt gekommen ist und wir uns im Elysio wieder sehen werden. Ich liebe dich!“


    Langsam hob er die kleine Statue zu seinem Mund und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Dann stellte er sich vorsichtig neben die Bronzestatuen seines Vaters und seiner Mutter, während ihm weiterhin die Tränen über die Wangen liefen.


    “Ehrwürdiger Vater…. Ehrwürdige Mutter….. Ich hoffe Aemilia hat den Weg zu euch gefunden und ihr gebt nun auf sie Acht und beschenkt sie mit derselben Liebe, die sie mir zu Teil werden ließ. Nehmt sie in den Kreis meiner Ahnen als euer eigen Kind auf…. ich bitte euch darum…. vom ganzen Herzen.“


    Vorsichtig berührte er wieder die Statuen seines Vaters und seiner Mutter. Dann warf er ein neues Räucherwerk in die Opferschale, das mit einem Zischen verdampfte und murmelte erneut ein Gebet. Livianus atmete tief durch und sah wieder zu Aemilia, während er sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Dann stand er auf, nickte noch einmal zur Verabschiedung mit dem Kopf und verließ den Hausaltar.

    Mit Valeria, Miriam und seiner Leibwache im Schlepptau, erreichte Livianus den großen zentralen Platz auf dem ein halbrunder überdachter Bau stand. Er wandte sich zu den beiden Frauen.


    “Hier wären wir. Der Kaiseraltar, das zentrale Kaiserheiligtum der germanischen Provinz“


    Mit der Hand deutete er auf das Monument.

    Livianus lächelte.


    “Keine Angst! Nachdem es jetzt nicht mehr oft vorkommen wird, dass ich Besuch von meinen Klienten erhalte, nehme ich mir gerne die Zeit.“


    Dann überlegte er kurz.


    "Ich bin zu kurz hier um die Lage wirklich völlig einschätzen zu können, aber nach der letzten großen Niederlage, denke ich nicht, dass sie zur Zeit genug Männer zusammenbekommen um uns wirklich gefährlich zu werden.“

    "Gerne! Ich werde ihm eine Nachricht zukommen lassen und zu mir bestellen. Wenn du möchtest, dann wird uns auch meine Verwandte Decima Valeria begleiten. Sie ist Pristerin. Sollte der Architectus zustimmen und den Auftrag annehmen, dann werden wir einen neuen Termin mit dir vereinbaren."

    Livianus nickte nur und sagte nichts. Stattdessen drückte er Valeria nur etwas fester an sich und verlor sich für wenige Minuten in diesem Moment. Er schloss seine Augen und versuchte die vielen Gedanken aus seinem Kopf wegzuwischen. Er atmete tief ein und merkte den wunderbaren Geruch von Valerias Haar, den er bereit die ganze Nach gerochen hatte. Es war alles merkwürdig. Er trauerte, aber doch war da auch ein anderes Gefühl in ihm, das er nicht beschreiben konnte, von dem er aber wusste, dass es Valeria galt. Irgendwann brach er wieder das Schweigen.


    "Möchtest du noch etwas essen oder sollen wir uns zum gehen fertig machen?"

    Livianus sah ihr tief in ihre strahlend blauen Augen. Was sie sagte ließ auch ihn in einem Strudel der Gefühle versinken.


    "Mir geht es genau so Valeria. Es ist merkwürdig und ich kann es nicht gut beschreiben. Ich weiß.... ich liebe Aemilia immer noch sehr. Die Erinnerung an sie und meine Gefühle zu ihr sind tief in meinem Herzen verankert und werden dort auch für immer bleiben, aber ich fühle auch etwas anders.... wenn ich dich ansehe. Es ist, als...... ich glaube......"


    Er seufzte.


    "Ich glaube ich habe mich auch in dich verliebt Valeria. Und..... und ich weiß nicht ob ich es als Richtig oder Flasch ansehen soll. Da ist noch Aemilia, aber da bist nun auch du..... Ich......in meinem Kopf drehen sich die Gedanken und ich weiß nicht mehr was gut ist, oder was schlecht."

    Livianus öffnete den Mund und ließ die Traube und einen Teil von Valerias Fingern langsam hineingleiten. Dann presste er die Lippen zusammen, zog den Kopf wieder zurück und streifte die Traube aus Valerias Fingern.


    „Gut! Dann lass und heute zum Tempel gehen.“

    Zitat

    Original von Decima Valeria
    "So", sagte Valeria abschließend und nickte.
    "Wohin als nächstes?" fragte sie Livianus. Später würde sie noch einmal mit Miriam reden müssen.


    Livianus sah sich um und dachte kurz nach.


    „Wir könnten uns den Ara Ubiorum ansehen wenn ihr möchtet?“

    Livianus schmunzelte und gab Valeria einen Kuss auf ihre Stirn.


    "Nein! Ist schon wieder vergessen. Ich werde später Darius rufen. Er weiß bestimmt was mit dem Cherusker passiert ist. Und wir beide? Willst du den ganzen Tag hier im Bett verbringen?"