Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus nahm den Schritt auf und hörte seine Cousine zu. Als sie geendet hatte, musste er schmunzeln. Als ehemaliger Praefectus Urbi, war er so oft mit dem Kaiser zusammen gesessen, dass dieser für ihn vieles von seiner Göttlichkeit verloren hatte und er vor allem den Menschen hinter diesen großen Mann kennen gelernt hatte. Dennoch wollte er Lucilla keine Illusionen nehmen.


    „So? Beim Kaiser? Da kann ich deine Aufregung natürlich verstehen. Und? Was hat er gesagt? Hast du mit ihm gesprochen?“

    Livianus lachte.


    „Der Stein den ich dir von der Seele nehmen konnte ist wahrscheinlich nichts im Vergleich zu dem Felsbrocken, der noch zwischen dir und Lucillas Bruder Maximus steht. Nebenbei kann ich dir auch nicht wirklich die Chance geben, deine Worte unter Beweiß zu stellen, da wir in Zukunft wohl kaum die Möglichkeit haben werden, uns ein Wortgefecht im Senat zu liefern. Aber dennoch freue ich mich schon darauf, den Privatmann Avarus kennen zu lernen.“ ;)

    Zur selben Zeit, als Lucilla aus der Sänfte gestiegen war, tauchte am anderen Ende des Platzes ein Reiter auf und näherte sich zügig. Als er in erkennbare reichweite gekommen war, konnte man eindeutig die Umrisse von Livianus wahrnehmen. Heute Morgen hatte er seine Männer in den Unterkünften gelassen und war sogar gegen alles Drängen des Decurios ohne Leibwache los geritten - ein Familientreffen war eben ein Familientreffen. Als er die beiden Sänften erreicht hatte, zügelte er sein Pferd und steig mit einem lächeln im Gesicht ab.


    „Ich wünsche euch einen wunderschönen guten Morgen!“

    Livianus nickte.


    “Ja! Bitte richte allen meine besten Grüße aus.“


    Er deutete den Eques, der Lucilla vorhin auch schon abgeholt hatte, sie wieder zurück zum Forum zu begleiten. Dann wandte er sich noch einmal an seine Cousine und nahm sie in den Arm.


    „Eine schöne Feier noch Lucilla! Bis morgen!“


    Livianus gab ihr einen Kuss auf die Wange und ließ dann wieder los. Der Euqes stand bereit und machte sich gemeinsam mit Lucilla wieder auf den Weg. Der Legat stand noch einige Zeit regungslos da und sah seiner Cousine nach, ehe er sich wieder seinen Männern widmete.

    Livianus schmunzelte.


    “Natürlich kannst du erzählen das ich da bin. Solange ich vor den Stadttoren bleibe, ist alles in Ordnung. Ich möchte zwar, dass dies als privater Besuch und nicht als offizielle Sache gesehen wird, aber ansonsten habe ich kein Problem damit. Wenn du möchtest, dann können wir uns morgen gerne noch einmal Treffen.“

    Livianus sah sich um.


    “Oh! Ich weiß noch nicht genau! Ich habe vorhin einen Soldaten losgeschickt um nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Wir werden erst morgen Vormittag wieder zurück reiten.“


    Er erwiderte ihr Lächeln.


    „Natürlich kenne ich Nepos! Über seine Brüder sollte man schon bescheid wissen. Auch wenn er kein Leiblicher ist sondern von Vater adoptiert wurde.“


    Dann dachte er kurz nach und schüttelte schließlich den Kopf.


    “Ich würde wirklich gerne mit dir kommen Lucilla, sehr gerne sogar, aber ein Feldherr des Kaisers kann sich doch nicht wie ein gemeiner Dieb bei Nacht und Nebel in die Stadt schleichen. Ich würde dabei meinen Posten aufs spiel setzen. Ein Legat darf das Pomerium nicht ohne die Erlaubnis des Kaiser betreten.“


    Livianus versuchte die Situation durch ein aufmunterndes aber gestelltes Lächeln zu retten.


    „Und nebenbei hast du bestimmt hochrangige Persönlichkeiten bei deiner Feier, denen ich nicht ganz unbekannt sein werde. Also würde ich nicht einmal als geheimer Unbekannter durchgehen.“

    Livianus erwiderte die Umarmung seiner Cousine und hob sie dabei etwas in die Höhe.


    „Das habe ich doch gerne gemacht und es ist immer wieder schön dein glückliches Gesicht zu sehen, wenn ich dir eine Freude bereite. Ich hoffe es gefällt auch Avarus.“


    Vorsichtig ließ er sie wieder zu Boden sinken und lächelte. Eigentlich wollte er sie nicht schon wieder gehen lassen, aber er sah ein, dass es wohl sein musste.


    „Tja! Aber nun habe ich dich schon lange genug von deiner Feier entführt. Du solltest besser wieder zurück, bevor die Anderen sich Sorgen machen.“

    Livianus lachte.


    “Auf wilde Barbaren bin ich bisher noch nicht gestoßen. Aber es wird da wohl nicht viel Unterschied zu einigen römischen Senatoren geben.“


    Als sie Aemilia ansprach, nahm er sie an der Hand und ging mit ihr langsam auf die beiden Karren zu, die immer noch am Rande des Marsfeldes standen.


    „Ich glaube Aemilia erholt sich langsam. Zumindest lese ich es so aus ihren Briefen heraus. Ich hoffe, dass sie bald nach Germanien nachkommen kann. Es ist doch recht einsam ohne sie und ich vermisse sie sehr. Aber ansonsten kann ich mich nicht beklagen. Germanien ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber jetzt wo der Frühling Einzug hält und die Tage immer wärmer werden, ist es wirklich sehr schön. Ich nutze die ersten warmen Tage so oft es geht für ausgedehnte Ausritte und habe mich eigentlich schon recht gut eingelebt – sowohl in der neue Umgebung als auch in mein neues Amt. Nachdem du meinen Brief ja bekommen hast, hoffe ich, dass du auch meiner Einladung folgen wirst. Dann kannst du dir ja selbst ein Bild machen.“


    Er lächelte. Mittlerweile waren die beiden an den Karren angekommen und Livianus deutete in ihre Richtung.


    “Natürlich bin ich nicht mit leeren Händen gekommen Cousinchen!“


    Livianus gab einigen Legionären ein Zeichen, die Planen zu entfernen. Auf den beiden Wagen kam jeweils eine reich verzierte Sänfte zum Vorschein, deren Pracht jedoch in der Dunkelheit nicht wirklich auszumachen war. Außerdem war auf einen der Wagen zusätzlich eine lebensgroße Statue der Göttin Iuno Pronuba –die Schutzgöttin der Ehe. Und zu guter letzt trat ein Legionär näher, der eine kleine Schatulle mit kostbarem Schmuck öffnete und sie Lucilla zeigte.


    „Ich hoffe die Geschenke gefallen dir und deinem Verlobten.“


    Sim-Off:

    WISIM! ;)

    Überwältigt von dem Wortschwall, der ihm entgegen kam, sagte Livianus vorerst nichts sondern legte nur vorsichtig seine Arme um die Hüften seiner Cousine und drückt sie fest an sich. Erst nachdem sie ausgesprochen hatte und wieder etwas von ihm ab ließ, gab er ihr lächelnd Antwort auf all ihre Fragen.


    „Ich bin etwas müde, aber sonst geht es mir eigentlich recht gut. Die Absage war zwar schon zu dir unterwegs, aber es hat mir einfach keine Ruhe gelassen. Ich hätte in den nächsten Wochen wohl kein Auge zugemacht, wenn ich nicht gekommen währe. Also habe ich mich spontan dazu entschlossen nach Roma zu kommen….. nur für dich Cousinchen.“


    Er zwinkerte ihr zu und lächelte sie breit an.


    “Und der Eques hatte den Befehl nichts zu sagen. Ich wollte dich doch überraschen und ich denke, dass ist mir auch recht gut gelungen.“


    Livianus drückte Lucilla noch einmal fest an sich.


    „Es tut gut dich so glücklich zu sehen! Vor allem…….“


    Er brach den Satz ab. Es war nicht der passende Zeitpunkt um über die Ereignisse kurz vor seinem Aufbruch nach Germanien zu reden. Langsam ließ er sie wieder los und mussterte sie ein wenig.


    “Du siehst wunderschön aus Lucilla! Ich bin gespannt wie du das bei deiner Hochzeit übertrumpfen willst! Wenn du nicht meine Cousine wärst……“


    Schelmisch grinste er sie an, ohne den Satz zu beenden.

    Der Eques erkennt von weitem bereits den Legaten, der ihnen langsam über das Marsfeld entgegenkommt. Auf Lucillas Frage hin blieb er stehen, deutet er nach vorne in dessen Richtung und meint nur knapp


    „Ja wir sind da wehrte Dame! Ich denke, da will euch jemand sehen!“


    Livianus hat nun fast die Mitte des Marsfeldes erreicht und es gab für ihn keinen Zweifel mehr, dass es sich bei den beiden um den ausgesandten Eques und seine Cousine Lucilla handelte. Unweigerlich wurden seine Schritte schneller und seine müden Gesichtszüge wurden von einem breiten Lächeln überdeckt.

    Einige Zeit später konnte man etwas undeutlich zwei Gestallten am anderen Ende des Marsfeldes ausmachen, die sich langsam, aus Richtung Stadtzentrum, dem Trupp näherten. Livianus sah gespannt in die Dunkelheit und fixierte die beiden Gestallten. Krampfhaft bemühte er sich etwas zu erkennen. War es der ausgeschickte Eques und hatte er auch seine Cousine mitgebracht? Langsam schritt er auf die beiden Gestallten zu und entfernte sich von den restlichen Reitern.

    Es war einfach schon zu Dunkel und Livianus konnte unter den Planen rein gar nichts erkennen. Also gab er es auf und wandte sich wieder seinem Decurio zu.


    “Schicke einen Eques aus, der sich um ein Nachtlager für die Männer umsieht!“


    Der Decurio nickte eifrig und machte sich daran, die nötigen Befehle zu erteilen. Livianus wandte sich unterdessen wieder dem anderen Mann zu, der mittlerweile mit einen kurzen Blick in den prall gefüllten Beutel geworfen hatte.


    „Du brauchst nicht nachzählen. Es stimmt schon!“


    Der Mann quittierte diese Aussage durch ein kurzes Nicken. Es wäre ihm ohnehin nie im Traum eingefallen, die Integrität des Legaten in Fragen zu stellen.


    “Natürlich Legatus! Ich danke dir noch einmal und wünsche dir noch einen Angenehmen Aufenthalt hier in Roma.“


    Livianus bedankte und verabschiedete sich von dem Mann, der sich auch sofort danach wieder zurückzog. Nun hieß es für Livianus abwarten.

    Der Eques schritt auf die Dame zu, die sich gemeldet hatte und verneigte sich etwas steif. Als er sich wieder aufrichtete, merkte er, das Lucilla ihm etwas blas und erschrocken ansah. Erst jetzt wurde ihm klar, dass sein Auftreten vielleicht falsche Gedanken bei der Frau geweckt hatte.


    “Oh! Verzeiht bitte! Ich wollte euch nicht erschrecken. Ich bin nicht der Überbringer schlechter Botschaften und es tut sehr mir Leid, euch bei dieser wichtigen Feier zu stören meine Dame, aber ich muss euch für einen Moment euren Gästen entführen.“


    Ein kleines Lächeln trat auf sein Gesicht, während er auf Lucillas Reaktion wartete.

    Als die Wagen nun näher gekommen waren, konnte man trotz der Dunkelheit auf jeden einen ziemlich sperrigen Aufbau erkennen, die jeweils mit einer riesigen Plane umhüllt waren. Allen voran ging ein gut gekleideter Mann, der grüßnd auf Livianus zukam. Der Legat erwiderte seinen Gruß.


    „Ich wusste, dass man sich auf dich verlassen kann! Du hast zwar deinen Preis, aber lieferst pünktlich wie die Sonne.“


    Der Mann deutete nach hinten.


    “Hier sind eure gewünschten Geschenke Legatus! Ich hoffe, ich habe euren Geschmack getroffen. Aber ihr habt sie in eurem Brief ziemlich genau beschrieben und wenn auch nicht viel Zeit war die Sachen zu besorgen, so bin ich mir sicher, dass ihr Gefallen daran finden werdet.“


    Livianus nickte schmunzelnd.


    “Nicht ich soll gefallen daran finden mein Guter, sondern meine Cousine. Ich danke dir jedenfalls für deine Mühen.“


    Er zog einen Beutel unter seiner Rüstung hervor und warf ihm den anderen Mann zu. Dieser verbeugte sich anschließend und trat zur Seite. Livianus ging auf die Karren zu und versuchte einen Blick unter die Plane zu erhaschen.