Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus sah etwas gelangweilt zu Geminus, als er seine Entrüstung kundtat.


    „Also zu deiner Information Senator Geminus. Messalina Oryxa befindet sich derzeit im Gewahrsam der Cohortes Urbanae, um genauer zu sein in unserem Cacer. Sie wurde vom Kaiser mit der Auflage, die Stadt Roma nie mehr zu betreten, ins Exil geschickt. Gegen diese Auflage hat sie verstoßen und wurde dabei von den Praetorianern festgenommen.“

    Livianus war an diesem Morgen sehr früh aufgestanden um noch einige private Briefe zu schreiben, bevor er in die Castra musste. Als er durch das Tablinium ging, konnte er den Lärm im Garten hören und sah in die Richtung aus der er kam. Da er jedoch nichts erkennen konnte, entschloss er sich kurz hinaus zu gehen um nachzusehen und dabei etwas frische Luft zu schnappen. Als er aufmerksam durch den Garten schritt, erkannte er eine Gestallt zwischen den Bäumen und ging auf diese zu. Beim näher kommen erkannte er Ganymed und sah in verwundert an.


    „Ganymed?! Was machst du hier…. um diese Zeit….. und mit diesem Stock in der Hand?!“

    Livianus griff nach ihrem Arm um sie festzuhalten.


    „Du würdest dich über diese Anmaßung empören?“


    Er lachte.


    „Du und deines Gleichen haben es noch nie verstanden Messalina. Wir sind ein Prinzipat und keine Republik mehr. Du willst einen Beschluss oder eine rechtliche Grundlage? Das Wort des Kaisers ist Gesetz, da kann sich der Senat auf den Kopf stellen. Und nach dem der Kaiser mir die oberste Militär- und Zivilgewalt in Rom übertragen hat, handle ich als direkter Vertreter des Kaiser in Roma. Also mach dich nicht lächerlich. Der Kaiser hat mich immerhin in dieses Amt erhoben.“


    Sein Blick wurde während dieses Vortrags immer ernster und aggressiver. Er stieß sie mit einem Ruck zurück auf die Pritsche.


    “Ich könnte dich hier und jetzt töten und kein Hahn würde danach krähen. Du hast es wohl immer noch nicht verstanden.


    ICH BIN DAS GESETZ IN ROMA!


    Als fordere es nicht heraus.“


    Er legte seine Hand auf den Griff des Schwertes.

    "Ich würde dir vorschlagen vorerst hier in Rom zu bleiben und deine Erhebung zum Senator abzuwarten. Bei deinen Verdiensten bin ich mir sicher, dass der Kaiser dich bald in den Senat berufen wird. Danach musst du deinen Eid im Senat ablegen und was du danach tust, kannst du dir bis dahin in Ruhe überlegen."

    Livianus schmunzelte.


    "Du kannst sie ja gerne einmal bei mir vorbei schicken und ich schaue sie mir an. Allerdings sollten sie auch einen gewissen Status aufweisen können. Bei der Gens Caecilia bin ich zB überaus stolz sie zu meinen Klienten zählen zu dürfen. Und dies nicht nur, weil Crassus mein alter Waffenbruder ist. Auch in der Gens Artoria sehe ich eine aufstrebende Zukunft und ich werde mein bestes tun, dazu beizutragen."


    Livianus sah kurz seufzend zu Senator Geminus.


    "Das hatte ich mir schon fast gedacht."


    Dann zwang er sich ein schmunzeln ab.


    "Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie schnell sie schlechte Nachrichten in Rom verbreiten."

    Schnellen Schrittes betrat Livianus den Domus Flaviana. Seine genagelten Caligulae hallten durch die hohen Räume des Palastes. Er hatte erfahren, dass der Kaiser gerade eine Audienz abhielt. Doch sein Kommen war von äußerster Dringlichkeit und duldete keinen Aufschub. So winkte er die Palastwachen beiseite und betrat er die Aula Regia. Er nickte den Anwesenden zu und wandte sich dann an den Augustus.


    “Mein Kaiser! Ich muss dir von der Verhaftung von Flavia Messalina Oryxa berichten. Sie wurde von der Cohortes Praetoriae aufgegriffen und befindet sich nun in meinem Gewahrsam.“

    „Meine liebe Messalina. Das Stadtplanungskomitee ist eine beratende Institution. Als Praefectus Urbi entscheide ich, wo die Grenzen MEINER Stadt liegen. Und wenn ich gedenke sie zu erweitern, dann muss ich maximal den Kaiser informieren und selbst der gibt mir in solchen Entscheidungen freie Hand. Du kannst die also sicher sein, dass man mein Wort diesbezüglich nicht in Frage stellen wird. Und da unser geliebtes Roma ständig wächst, habe ich erst vor kurzem neues Bauland Nördlich und Westlich der Stadt freigegeben und die Stadtgrenzen erweitert. Dir sind wohl die neuen Grenzsteine nicht aufgefallen?“


    Livianus sah Messalina etwas mitleidig an.


    „Wie du es also auch drehst und wendest. Du warst bei deiner Verhaftung auf römischen Boden und daher kann ich dich leider nicht gehen lassen. Ich werde aber dafür sorgen dass man dir frische Kleidung bringt…..“


    Sein Blick wurde ernst und er fixierte ihre Augen.


    „…. und wenn du es wünscht, lasse ich dir auch mein Schwert hier.“

    „Weil ich dich nicht bei den Prätorianer lassen wollte. Sonst wärst du höchstwahrscheinlich jetzt schon Tod.“


    Livianus schüttelte den Kopf.


    „Der Kaiser sagte eindeutig, dass du Rom nicht mehr betreten darfst. Er meinte damit nicht das Pomerium sondern die Stadtgrenze Roms. Und diese verläuft erst nach der Pons Agrippae. Glaub mir - ich sollte es wissen. Immerhin lege ich sie fest.“

    „Im Cacer der der Cohortes Urbanae!“


    Livianus schüttelte den Kopf.


    „Du hättest dich der Stadt wohl am besten nicht einmal genähert. Und warum behauptest du überhaupt die Prätorianer hätten dich nach Rom geholt. Du wurdest auf der Pons Agrippae aufgegriffen.“

    Livianus seufzte.


    "Natürlich verstehe ich deine Überlegungen. Es ist eben nicht leicht für mich, dich gehen zu lassen. Andererseits möchte ich deinen Plänen nicht im Weg stehen. Möchtest du nicht wenigtens warten, bis man dich zum Senator ernannt hat? Hier in Rom stehen deine Chancen wesentlich besser, als in Hispania."

    Livianus sah seinen Bruder überrascht an.


    "Nach Tarraco? Aber du bist doch Tribunus Plebis? Wieso willst du überhaupt nach Tarraco? Lucius! Du hast bestimmt eine glänzende Karriere vor dir, aber nur wenn du in Roma bleibst."