IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ERNENNE ICH
NERO GERMANICUS FEROX
MIT WIRKUNG VOM
ANTE DIEM V ID FEB DCCCLXV A.U.C.
(9.2.2015/112 n.Chr.).
ZUM
TIRO - COHORTES URBANAE
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ERNENNE ICH
NERO GERMANICUS FEROX
MIT WIRKUNG VOM
ANTE DIEM V ID FEB DCCCLXV A.U.C.
(9.2.2015/112 n.Chr.).
ZUM
TIRO - COHORTES URBANAE
Kopfschüttelnd beobachtete der Decimer die ersten Reaktionen mancher Senatoren, die aus Protest sogar den Saal verließen. Er erhob sich und ließ seine befehlsgewohnte Stimme durch die Curie donnern, um die aufkommende Aufregung wieder einzudämmen.
"Ich bitte euch! Beruhigt euch wieder! Bei den Götter! Das ist ja lächerlich!"
Als er die Aufmerksamkeit des Senats wieder auf sich gezogen hatte, sprach er mit ruhiger monotoner Stimme weiter.
"Ich weiß nicht in welcher Zeit manche unserer Kollegen hängen geblieben sind, aber sie sollten sich entscheiden. Wenn sie tatsächlich glauben in den Aussetzung der kommende Wahltermine eine besondere Machtverschiebung zu Gunsten der amtierenden Consuln erkennen zu können, dann dürfte es wohl die Republik sein. Andererseits sollten sie dann wiederum ein wenig mehr Verständnis und Akzeptanz für eine demokratische Entscheidung dieses Gremiums zeigen.
Wie auch immer.... Wir sind nach wie vor in einem Principat und haben uns alle dafür ausgesprochen dies auch beibehalten zu wollen, indem wir einen neuen Princeps wählen. Ich kann daher, anders als die Kritiker, nicht erkennen, welche besonderen Vorteil die Consuln aus dieser Wahlverschiebung gewinnen können. Ganz im Gegenteil ist es ein Haufen Arbeit, den sie sich damit freiwillig aufhalsen und dafür gebührt ihnen unser Respekt.
Was die Kritiker und ihre Sorgen anbelangt, so kann ich euch nur versichern, dass ich als Stadtpräfekt Roms ein besonderes Augenmerk auf alle Vorgänge legen werde, die sich in den nächsten Wochen hier im Senat und in Rom ereignen werden - sozusagen als Garant für die rasche Einsetzung eines neuen Princeps und dafür, dass alle getroffenen Vereinbarungen und Versprechungen auch gehalten werden."
Das sich Letzteres vor allem auf die aufgeschobenen Wahlen bezog, musste nicht ausgesprochen werden. Abgesehen davon fand es der Decimer mehr als Grotesk, dass sich manche Senatoren 140 Jahre nach Ende der Republik mehr vor diesem, mittlerweile zum Ehrenamt degradierten Consulat zu fürchten schienen, als vor einem Reichspräfekten mit einer Heerschaar an Soldaten hier in Rom.
"Ich schlage also vor, dass wir die Sitzung für heute schließen, uns alle beruhigen und morgen weiter fortfahren."
"Mir ist ebenfalls sehr daran gelegen, dass alles seine Richtigkeit hat und unsere künftige Entscheidung unanfechtbar ist. Ich bin daher ganz bei Senator Octavius und möchte wirklich nicht spitzfindig erscheinen, aber wie du eben selbst sagtest Consul, hat der Princeps die Art der Nachfolgeregelung hinterlassen - den NachfolgEwunsch. Im Gesetz ist jedoch von einem NachfolgeRwunsch zur Thronfolge die Rede. Aus meiner Sicht hätte Palma also dezidiert einen Namen nennen müssen, um sein Recht, einen Nachfolger zu bestimmen, in Anspruch zu nehmen."
Es war natürlich Auslegungssache, wie so oft bei Gesetzestexten, doch aus der Sicht des Decimers war es eine berechtigte Frage, die geklärt gehörte, ehe man eine Wahl in die Wege leitete. Denn sollte es sich tatsächlich herausstellen, dass Livianus das Gesetz richtig interpretiert hatte, so war der Senat zumindest gefordert Nachforschungen einzuleiten, ob es einen Ulpier gab, der Anspruch auf den Thron stellen konnte. Er sah sich daher um, ob es weitere Wortmeldungen zu seiner Eingabe gab, immerhin saßen auch einige andere Rechtsgelehrte und Ex-Praetoren in den Reihen.
"Zum zweiten Punkt des Consulars möchte auch ich etwas Anmerken."
Livianus erhob sich um seine kurze Anmerkung zur Anmerkung zu beginnen.
"Da unsere patrizischen Kollegen letztens so vehement die Gesetze und Traditionen verteidigten, habe ich mir die Zeit genommen, ein wenig im Codex Universalis im Bezug auf eine Kaiserernennung nachzuschlagen. Schließlich ist diese vor uns liegende Wahl kein alltägliches Unterfangen. Dabei bin ich auf § 19, Absatz 2 gestoßen, der besagt, dass der nächsten verwandte männliche Spross der Gens Ulpia gekrönt werden muss, wenn der Kaiser keinen Nachfolgerwunsch zur Thronfolge hinterlässt. Bevor wir bei Consul Duccius Vorschlag ins Detail gehen, wollte ich noch kurz geklärt haben, ob dieses Gesetz Auswirkungen auf die von uns geplante Princepswahl haben könnte und ein Ulpier dadurch einen Anspruch auf dem Kaisertitel erheben könnte?"
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ERNENNE ICH
MARCUS HELVETIUS SEVERUS
MIT WIRKUNG VOM
NON FEB DCCCLXV A.U.C.
(5.2.2015/112 n.Chr.).
ZUM
STADTSCHREIBER - ROMA
ZitatOriginal von Faustus Decimus Serapio
.....
Man sah es ihn vermutlich nicht an, doch Livianus freute sich und war innerlich erleichtert, seinen Adoptivsohn nach so langer Zeit wieder hier in den eigenen vier Wänden, gewaschen, gepflegt und in einer, seinem Stand entsprechenden Tunika begrüßen zu können. Auch die Information über die erhaltene Ernennung zum Tribun war eine gute Nachricht. Silanus hatte also Wort gehalten und seinen Sohn wieder in die, im Moment kaiserlose Kaisergarde gehievt. Zwar nur als Tribun, aber es war ein Anfang und nur einen kleinen Schritt vom erneuten Aufstieg zum Präfekten entfernt. Doch das Alles war im Augenblick Zukunftsmusik, da abzuwarten war, wer überhaupt der nächste Kaiser sein würde. Er bot Serapio einen Platz an.
"Setz dich Serapio! Ich komme gerade vom Senat. Ich sage dir, dort geht es drunter und drüber! Wo soll ich da beginnen.....
Palma hat in seinem Testament keinen Nachfolger benannt. Dieser verdammte Idiot hat es dem Senat überlassen einen neuen Princeps aus seiner Mitte zu wählen. Und als ob das alleine nicht schon schlimm genug wäre, hat er seinen patrizischen Klienten Aurelius Lupus zu seinem Testamentsvollstrecker bestimmt. Einen Mann, der es bisher nicht über die Questur hinausgeschafft hat und der dafür bekannt ist, sehr uneinsichtig und beratungsresistent zu sein. Du kannst dir gewiss vorstellen was da los war. Der Patrizier ist absolut überfordert mit dieser Aufgabe und der Senat dadurch verunsichert. Der Aurelier möchte nun schnellstmöglich eine Abstimmung mit allen anwesenden Senatoren initiieren und einen neuen Princeps wählen – noch diese Woche wenn möglich. Meine Versuche darauf hinzuweisen, dass wir mit dieser Entscheidung auf einen neuerlichen Bürgerkrieg zusteuern könnten, hat er rasch abgetan und ins lächerliche gezogen."
Der Decimer seufzte tief und schüttelte verständnislos den Kopf.
"Es kommt mir vor, manche haben aus der Geschichte mit Salinator nichts gelernt. Er dachte auch, er könnte sich hier in Rom zum Kaiser wählen lassen und das ganze Reich würde es einfach so hinnehmen. Und dieser Patrizier drängt und jetzt dazu, den gleichen Fehler erneut zu machen. In 40 unserer 42 Provinzen sitzen Statthalter und Proconsuln, dazu kommen noch 29 Legionslegaten – 69 Senatoren also und allesamt ehemalige Consulare und Praetorier, viele von Ihnen selbst Kaiserkandidaten und mit stattlichen Streitmächten im Rücken."
Der Consular, der sich mittlerweile ein wenig in Rage geredet hatte, klopfte anfangs mit einem Finger taktvoll auf den Tisch, bei jedem Wort das als nächstes folgte.
"Sein eigener Patron war einer dieser Provinzfürsten und hat sich zum Gegenkaiser ausrufen lassen und er glaubt nun tatsächlich daran, dieses Mal würden alle die Füße still halten und einfach so die Entscheidung Roms hinnehmen? Noch dazu wo die Tore Roms seit dem Tod des Kaisers geschlossen sind und im besten Fall keiner da draußen eine Ahnung hat, was hier vor sich geht. Es wäre aus meiner Sicht fatal diese Männer von der Entscheidung auszuschließen und sie dann vor vollendete Tatsachen zu stellen."
ZitatOriginal von Sergia Fausta
......
"Ich werde dir bescheid geben lassen sobald sich etwas ergeben hat."
Livianus erhob sich, als eindeutiges Zeichen dafür, dass er die Zusammenkunft damit beendete, ehe er auch das Wort ergriff.
"Es war mir wie immer eine Freude dich empfangen zu dürfen. Die Götter mögen ihre schützende Hand über denen Sprössling halten und bitte richte deinen Mann die besten Grüße aus."
Er nickte seiner Klientin und ihrer Entourage verabschiedend zu und überließ sie mit einem "Valete! einem Sklaven, der sie nach draußen begleitete, während er schon wieder zum nächsten Termin eilte.
"Es wäre bestimmt auch in unser beider Interesse, wenn du dich mit der Frage auseinandersetzt, wie deine Karriere weitergehen soll Iunius. Du bist zwar gerade erst zum Centurio befördert worden, doch habe ich bisher von deinen Vorgesetzten nur gutes berichtet bekommen. Sie halten dich für einen fähigen Mann, dem durchaus noch mehr Verantwortung zuzutrauen ist. Ich würde dir daher empfehlen, dich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen die Academia Militaris zu besuchen."
ZitatOriginal von Lucius Iulius Antoninus
Nach dem er von dem Schreiber eingelassen wurde grüßte Antoninus förmlich denn immer hin war der Mann der Höchste Soldat in der Stadt. "Salve Präfekt." Dann nahm er den angebotenen Platz an und setzte sich auf seine vier Buchstaben. Seinen Helm ließ er sachte zu Boden gleiten und lies ihn neben seinem Sitz liegen. "Sowohl als auch Präfekt. Es geht um meine bonesta missi und nun ja zu Maevius Mussidianus hege ich kein all zu großes Vertrauen. Ich befürchte er wird in dieser Sache meine Interesen nicht mit dem Eifer vertreten und du stehst in einem guten Ruf." Kurz um es gab Gelegenheiten da kamen Vorgesetzte und Untergebene gut mit einander aus und mach mal konnte man sich einfach von Anfang an nicht riechen.
Aber hoffentlich legte Livianus das nicht zu Antoninus Nachteil aus. Mit dem alten Prätorianer Präfekten hätte er diese Gespräch wohl nicht führen brauchen, da es bei diesem gleichsam nicht so erfolgversprechend gewesen wäre. Auch wenn dieser der Sohn des Livianus war und Antoninus wie Serapio seinen Eid auf Salinator nicht gebrochen hatte. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Denn für Antoninus war der Hauptgrund sein Eid gewesen, ein Eid vor den Feldzeichen und den Göttern, den brach man nicht nur weil das Blatt sich wendete.
Jetzt aber wartet er erst mal ob der Präfekt sein Anliegen anhören mochte.
Die Worte des Prätorianers überraschten Livianus sichtlich, auch wenn er bemüht war, seine stoische Mine beizubehalten und sich nichts anmerken zu lassen. Ein Prätorianer der zu ihm kam und so offen über das fehlende Vertrauen zu seinem amtierenden Präfekten sprach war mehr als überraschend, spiegelte aber die [URL=http://www,imperium-romanum.info/forum/thread.php?postid=862051#post862051]Aussage[/URL] seines Klienten Silanus wieder, dass sich der Präfekt bisher nicht gut genug in seiner Einheit positionieren konnte. Vielleicht war das ganze auch einfach nur ein Test und man wollte ausloten, wie er auf eine solche Aussage reagierte. Doch andererseits hätte man da wohl ein staatstragenderes Problem gewählt, mit dem man den Stadtpräfekten konfrontiert hätte, als das bonesta missi eines Centurios. Der Decimer entschied dennoch diese Aussage unkommentiert zu lassen und sich auf das Anliegen des Offiziers zu beschränken.
"Aus meiner Sicht sollte sich der Kaiserhof um solche Agenden kümmern. Wenn du möchtest, kann ich meinen Klienten, den Procurator Iunius Silanus diesbezüglich eine Mitteilung schicken. Ich bin mir sicher das ist keine große Sache die schnell erledigt sein sollte."
ZitatOriginal von Aulus Iunius Avianus
Nett wäre es aber schon zu wissen, wie lange die Tore zu bleiben, denn so lange zu lassen, bis der neue Kaiser da ist, geht ja eher schlecht, je nachdem wie viel Zeit man sich dafür nimmt.
Die Tore sind nach wie vor zu und bleiben wohl so lange zu, bis das Thema von den Entscheidungsträgern als wichtig genug erachtet wird, sich darüber Gedanken zu machen.
Obwohl die Bedenken des Decimers sehr ernst waren, zauberte die Antwort des Aureliers ein kurzes Schmunzeln in sein Gesicht. Wie hatte er nur erwarten können, dass ein patrizischer Schnösel, der nicht über die Quaestur hinausgekommen war, diese schwergewichtigen politischen Zusammenhänge verstand. Überhaupt hatte sich der Stadtpräfekt schon vor einiger Zeit gefragt, wie es dieser Aurelier, der im Senat meistens nur durch Anfeindungen auffiel und jede Gegenfrage oder Wortmeldung meist als persönlichen Angriff verstand, zum Klienten Palmas geschafft hatte. Und auch jetzt, wo er sich in den letzten Monaten sehr still im Senat verhalten hatte, tauchte er urplötzlich als Testamentsvollstrecker des Kaisers, wie der wortwörtliche Phönix aus der Asche, aus seiner Versenkung auf, um den Ton anzugeben.
"Mir ging´s dabei weniger darum über WEN wir diskutieren, als vielmehr darum, wen wir aller in diese Diskussion mit einbinden sollten. Und sei es auch nur in schriftlicher Form.
Doch du hast Recht Senator Aurelius. Du bist der vom Kaiser genannte Testamentsvollstrecker und wirst mit dieser Aufgabe gewiss vollkommen ausgelastet sein. Fragen wie die meine, werde ich besser mit Consularen und Spitzen des Reiches diskutieren. Denn ich glaube nicht, dass du dich freiwillig als Unterhändler meldest, wenn einer dieser, von der Diskussion ausgeschlossenen Statthalter, mit seinen Legionen vor Rom steht, weil er nicht ganz mit der mehrheitlichen Entscheidung der Großteiles anwesenden 'Hinterbänkler' einverstanden ist."
Dann wandte er sich mit einer entschuldigenden Gäste an den Rest der Anwesenden.
"Ich hoffe ihr entschuldigt diese eher unfreundliche Bezeichnung für die meisten unsers Standes, aber ihr wisst worauf ich hinaus will. Was wir hier entscheiden, ob mit Mehrheit oder nicht, interessiert einen Statthalter mit mehreren Legionen auf seiner Seite unter Umständen einen feuchten Kehricht. Doch nun, wo der Aurelier seinem Auftrag in dieser Pos....... Angelegenheit genüge getan hat und wir einen Termin haben, bleibt uns hoffentlich bis dahin ausreichend Zeit, sich dringlicheren......"
Er wandte sich wieder kurz an den Aurelier.
"Entschuldige..... natürlich ebenso dringlichen Fragen zu widmen."
Dann sah er zu den Consuln.
"Ich bitte euch auch dafür ein geeignetes Gremium zu bestimmen, dass sich unter eurer Führung solchen Fragen und Problemstellungen widmet."
Ein Schelm der Böses dabei dachte, als der purgitische Consular seine Anfrage mit der Beteuerung in die Wege leitete, er wolle das Verfahren nicht verzögern. Die Meinungen der Kandidaten hören zu wollen, war sein gutes Recht, auch wenn Livianus noch nicht ganz klar war, worauf dies hinaus laufen sollte, außer auf einhellige Unmutsäußerungen der Betroffenen. Bevor diese jedoch damit loslegen konnte, nahm sich der Decimer das Recht eines Consulars heraus, sich ad hoc zu Wort zu melden. Denn obwohl der Duccier bereits in seiner Rede mitgeteilt hatte, dass er sein Vorgehen bereits mit Livianus beratschlagt hatte, würde es gewiss eine größere Wirkung zeigen, wenn der Stadtpräfekt auch noch persönlich Partei für den duccischen Consul ergriff.
"Bevor die Kandidaten ihre Meinung äußern, möchte ich die Worte des Consuls noch einmal persönlich bestätigen. Ohne zu ahnen auf welche erneute Krise Rom zugesteuert hat, habe ich, wie ihr euch gewiss erinnern könnt, Consul Duccius bereits bei seiner Kandidatur unterstützt. Aus meiner Sicht hat er die in ihn gesetzten Erwartungen mehr als erfüllt und uns nicht enttäuscht, sondern ganz im Gegenteil, bisher alle ihm gestellten Aufgaben mit Bravour gemeistert.
Patres conscripti! Das Schicksal hat uns des Kaisers beraubt. Dies für sich alleine gesehen, ist schon eine große Prüfung für das römische Volk. Doch die verabsäumte Regelung der kaiserlichen Nachfolge, hat eine große Lücke im Machtgefüge unseres Reichs hinterlassen. Ich zweifle nicht daran, dass wir, dem letzten Willen Palmas entsprechend, einen geeigneten Nachfolger finden werden. Doch dies wird bestimmt nicht von Heute auf Morgen gehen. Das wisst ihr so gut wie ich. Wenn Rom und das römische Volk in dieser Übergangszeit eines dringend braucht, dann ist es Stabilität. Und diese Stabilität kann ihm nun nur noch der Senat bieten. Nachdem es so unerwartet den Kaiser verloren hat, wäre es fatal, ihm auch noch seinen fähigen und bereits eingearbeiteten Consul zu nehmen."
Bei diesen Worten, warf der Decimer den bereits bekannten Kandidaten für das Consulat einen scharfen Blick zu. Er konnte durchaus verstehen, dass sich manche von ihnen auf den Togazipfel getreten fühlten, doch war niemand unter ihnen, dem er nicht zutraute, dann eben in den kommenden Jahren eine neuerliche Wahl für sich zu entscheiden und so das angestrebte Consulat zu erreichen. In einer Staatskrise zählten eben andere Prioritäten, als die persönlichen Interessen einzelner. Und wenn einer das nicht verstehen konnte, so musste man ihm das eben verständlich machen. Erneut konnte der bereits erwähnte Schelm nun denken, dass der Stadtpräfekt, der nun aufgrund seiner Befugnisse und der unter seinem Befehl stehenden Stadtkohorten nicht nur dem Amt nach derzeit zu den mächtigsten Männern Roms zählte, die Kandidaten einzuschüchtern versuchte, ebenso wie Consular Purgitius die Angelegenheit vielleicht verzögern wollte. Dann wandte er sich jedoch wieder der Allgemeinheit zu.
"Auf den Senat kommen schwierige Aufgaben zu, für die wir einen Mann brauchen, der ihnen auch gewachsen ist, dem wir vertrauen und der das Volk und den Senat auf seiner Seite hat. Alles andere könnte Rom ins Chaos oder im schlimmsten aller Fälle, in einen erneuten Bürgerkrieg stürzen. Beides ist keine Option für mich und ich bin mir sicher - auch nicht für euch.
Ich spreche mich daher ganz klar dafür aus, Consul Duccius Vala in Anbetracht dieser drohenden Gefahren einen Dispens zu erteilen und ihn in den kommenden Wahlen bei seiner Kandidatur zu unterstützen. Es passiert nicht oft, den richtigen Mann zum richtigen Zeitpunkt parat zu haben. Mit Duccius Vala bekommen wir diese Chance und sollten sie nicht ungenutzt verstreichen lassen."
Der Decimer nickte den Duccier nach dem Ende seiner kurzen Ansprache publikumswirksam anerkennend zu. Dann sah er wieder zu den noch ihrer Antwort schuldigen Kandidaten und war gespannt darauf, ob sich nun einer von ihnen ablehnend gegenüber dem geforderten Dispens äußern würde, oder ob sie ihn nur kleinlaut abnickten.
Leise trommelte Livianus mit seinen Fingern auf die Unterseite der Sitzbank, auf die er sich mit seinen Armen stützte. Ihm war aufgefallen, dass es im Laufe der letzten Wahlen zu einer Art Strategie mancher Kandidaten geworden war, ihre ohnehin sehr kurz bemessene Redezeit, durch diverse Verzögerungstaktiken noch mehr zu verkürzen. Oft war das obligatorische Frage-Antwort-Spiel damit schon nach wenigen Wortmeldungen beendet, da die Consuln bereits darauf drängten, den nächsten Kandidaten vorzustellen.
Doch vielleicht tat Livianus diesem Mann auch unrecht, den er schon des Öfteren an der Seite des Ducciers gesehen, jedoch bisher kaum ein persönliches Wort mit ihm gewechselt hatte. Vielleicht war er schlichtweg eingeschüchtert, was ihm nicht zu verdenken war, da er zum ersten Mal hier vor dem Senat stand und der alte Decimer sich durchaus noch gut daran erinnern konnte, welchen Eindruck dies auf jemanden machen konnte, der es nicht gewohnt war. Oder er wartete einfach nur auf eine Aufforderung. Livianus entschied sich, letzteres anzunehmen und den jungen Mann aus seiner Deckung zu holen. Denn sonst sah er bereits jetzt schwarz für dessen Wahl.
"Nun Helvetius. Vielleicht möchtest du uns ein wenig über deinen bisherigen Werdegang berichten und uns mitteilen, welchen Posten du als Vigintivir präferierst."
Nachdenklich meldete sich nun auch der Stadtpräfekt zu Wort, nachdem der im Testament genannte Aurelier seine ersten Vorschläge für die Umsetzung dieses merkwürdigen letzten Willen vorgebracht hatte. Vor allem was die Senatssitzung in Wochenfrist betraf, hatte der Decimer bedenken.
"Ähm.... Ganz so einfach ist es dann wohl auch wieder nicht. Wer sagt uns, dass wir diesen geeigneten Mann hier in unserer Mitte finden. Was ist mit den zahlreichen Senatskollegen, die als Legionslegaten und Statthalter quer über das Reich verteilt sind. Wie wir aus jüngster Vergangenheit wissen, haben diese ein gewichtiges Wort bei der Wahl eines neuen Princeps mitzureden, oder sehen gar in sich selbst den geeignetsten Kandidaten. Wir riskieren einen neuen Bürgerkrieg, wenn wir sie bei dieser Wahl ausschließen und vor vollendete Tatsachen stellen.
Ich gebe auch zu bedenken, dass die Stadttore nach wie vor geschlossen sind. Der Rest des Reichs weiß im besten Fall noch nicht einmal, dass Cornelius Palma verstorben ist. Ich kann jedoch nicht dafür garantieren, wie lange es so bleibt, wenn wir die Tore noch länger geschlossen halten wollen.
Es gibt also durchaus vordringlichere Fragen, denen wir uns widmen sollten, ehe wir über Namen sprechen können."
Als Serapio mit seiner unbeholfenen Stotterei begann, wollte Livianus schon abwinken, ihm das Wort abschneiden und sagen, dass er diesen Lebensretter natürlich mitbringen konnte, wenn es weiter nichts war. Doch als ob er irgendwie geahnt hätte, dass dieser kurze Monolog noch auf etwas anderes hinauslief, hörte er weiter zu bis........ bis das berühmte L-Wort kam.
Zuerst verfiel der sonst so hartgesottene Decimer in eine Art Schockstarre und musterte das Gesicht seines Adoptivsohns mit leicht geöffneten Mund. Unzählige Gedankenblitze zuckten in diesem Moment durch seinen Kopf. Meine Serapio das ernst? Natürlich musste er es ernst meinen! Dazu war diese Situation hier zu prekär, als dass er sich einen Scherz erlaubt hätte. War es nun für Livianus wirklich die große Überraschung, wie es dem ersten Anschein nach wirkte? Natürlich hatte sich dieser schon oft die einen oder anderen Gedanken über seinen Adoptivsohn gemacht. Er war in einem Alter, in dem ein guter und vor allem bisher ambitionierter und erfolgreicher Römer verheiratet sein sollte. Doch Serapio hatte bisher kaum Interesse für den Heiratsmarkt gezeigt, geschweige denn für Frauen an sich. Soweit sich Livianus zurück erinnerte, hatte er ihm noch nie eine vorgestellt oder überhaupt in der Casa zu Gast gehabt. Auch, dass ihm Serapio somit keine Enkel schenken würde, kam ihn in den Sinn und natürlich, dass er sich selbst und auch seinen Vater damit politisch angreifbar machte. Livianus selbst fing mit derlei Vorlieben nicht viel an, doch er war nicht Weltfremd und hatte gehört, dass so mancher Römer gleichgeschlechtlichen Gelüsten nachging. Sogar dem großen Iulius Caesar sagte man dies nach. Im Moment war ihm doch das alles einfach zu viel und sein Kopf drohte zu platzen, wenn er sich weiterhin Gedanken darüber machte. Er seufzte und nickte dann.
"Ähm.... Du kannst ihn mitbringen..... Ich..... Wir reden dann daheim darüber."
ZitatOriginal von Titus Duccius Vala
...... Deshalb komme ich um folgende Forderungen nicht drumherum:
Erstens: du MUSST nach der Verkündung des Testaments öffentlich erklären, dass du die Umsetzung des letzten Willens des Cornelius bedingungslos unterstützt... EGAL was im Testament steht.
Zweitens: du hälst deinen Jungen, so er Tribun wird, stets auf Abstand zu mir.
Drittens: du wartest mit der Ernennung deines Sohnes, bis das Testament verlesen und du deine öffentliche Erklärung abgegeben hast.
Danach spricht meines Erachtens nach nichts mehr gegen diese Maßnahme."[/b][/color]
So ungern es der Decimer zugab, der Consul hatte Recht. Livianus hätte zweifellos den Einfluss, der notwendig war, um einen solchen Anspruch zu erheben und seine Verbindung mit der Nichte des letzten ulpischen Kaisers war dabei wohl auch kein zu unterschätzender Umstand. Er atmete tief durch und sah dann abwechselnd zwischen seinem Klienten und dem Duccier hin und her.
"Ich versichere euch, dass ich das Testament Palmas nicht in Frage stellen werde und keine Ambitionen hege, mich gegen den darin genannten Nachfolger zu stellen. Und wenn du denkst es wäre notwendig Vala, dann werde ich dies natürlich auch vor dem Senat kundtun. Ich bin gewiss der Letzte, der einen erneuten Bürgerkrieg riskiert. Das wäre mir dieser verdammte Thron nicht Wert. Ich habe nun bereits so viele Kaiser überlebt, dass ich nicht glaube, dass mir dieses Ding Glück bringen würde. Zumindest nicht mehr, als ich jetzt bereits besitze.
Und das ein neuer Kaiser meinen Sohn unter Umständen auch wieder abberufen kann, versteht sich von selbst. Doch vielleicht konnte er sich bis dahin beweisen und erhält zumindest ein vergleichbares Amt." sagte er noch in Richtung Silanus.
"Ich danke dir." erwiderte Livianus kopfnickend auf die Bestätigung des Termins und natürlich auf die Klarstellung, dass Fausta sich auch um die Unterbringung des Saufiers kümmerte. Er war wirklich angetan von dem Aufwand, die sich seine Klientin für dieses Geschenk angetan hatte.
"Wie gesagt, werde ich mit meiner Gemahlin darüber sprechen und dir dann Nachricht zukommen lassen. Ich bin mir sicher, ihre Freude wird ebenso groß sein wie meine. Du wirst also nicht lange auf unsere Antwort warten müssen."
Ein Scriba des Decimers erschien in der Türe und machte den Hausherrn durch ein vereinbartes Handzeichen darauf aufmerksam, dass in kürze bereits der nächste Termin anstand. Livianus wandte sich lächelnd seiner Klientin zu.
"Nun meine liebe Sergia. Ich muss mich entschuldigen, aber es steht bereits der nächste Termin an. Ich wünschte, dass ich mehr Zeit hätte, aber leider lässt mich mein Amt an den meisten Tagen kaum zur Ruhe kommen. Gibt es noch etwas, dass dir auf dem Herzen liegt?"
An
M. Artorius Rufinus
Casa Artoria
Mein geschätzter Klient,
wie besprochen konnte ich bei der Postpräfektin ein Vorstellungsgespräch für dich erwirken. Sie empfängt dich morgen zu Beginn der achten Stunde in ihrem Officium bei der Sedes administrationis Italiae. Sei pünktlich und enttäusche mich nicht.
Vale bene,
MARCUS DECIMUS LIVIANUS
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