Der Decimer überlegte kurz, ehe er eine Antwort gab. Seine Überlegungen bezogen sich dabei jedoch mehr auf die Worte, mit denen er seine Meinung möglichst neutral zum Ausdruck bringen sollte, als vielmehr, was er von diesem Vorschlag hielt.
"Nun…. die Administratio?.... Es ist gewiss eine sehr ehrenvolle Aufgabe im Palast zu arbeiten und natürlich mitunter auch aufregend, wenn man in späterer Folge sogar persönlich das eine oder andere Mal mit dem Kaiser zu tun hat…..
Allerdings hat man sehr schnell die Decke seiner Möglichkeiten erreicht und es ist nicht wirklich einfach über das Amt eines Primicerius hinaus zu kommen. Es gibt sehr viele Schreiber und dementsprechend auch sehr viele Vorsteher, die am Kaiserhof tätig sind. Alle Ämter darüber hinaus werden von Eques besetzt. Wenn man diesen Posten also einmal erreicht hat und dennoch weiterkommen will, so bleibt einem wohl nur, sich um den Ritterstand zu bemühen. Es ist jedoch sehr schwer aus der Masse der Palastmitarbeiter herauszustechen und sich dafür anzubieten und keines der Einstiegsämter in den Ritterstand ist am Kaiserhof angesiedelt. Ohne einen Patron, der sich für einen Verwendet und über dementsprechende Kontakte verfügt, ist da wohl nicht viel zu machen."
Er sah kurz zu Varenus und versuchte einen möglichst aufmunternden, wenn auch nicht mitleidigen Blick aufzusetzen. Es war bestimmt nicht angenehm für den älteren Decimer es von seinem weitaus erfolgreichen und prominenten Verwandten so dezidiert zu hören, doch es entsprach der ungeschönten Wahrheit und Varenus war der beste Beweis dafür. Um die Wogen doch noch etwas zu glatt zu halten, versuchte er noch auf Varenus negative Sicht des Militärs einzugehen und seine Aussage zu relativieren.
"Ich kann Varenus Einstellung zum Militär ja durchaus nachvollziehen. Allerdings sollte man nicht den gesamten Exercitus in einen Topf werfen. Ich sehe durchaus einen großen Unterschied darin, ob man in einer Legio am Rande des Imperiums dient, oder beispielsweise bei den Cohortes Urbanae für die Sicherheit der Hauptstadt sorgt. Die Möglichkeiten sich hier hochzudienen sind weitaus größer als im Palast und auch wenn die Grundausbildung für alle Miles gleich ist, sind die Wege, welche man danach einschlagen kann, wesentlich vielfältiger. Neben den einfachen Soldaten die auf Patrouille gehen, gibt es auch sehr viele Verwaltungsposten und Miles mit Sonderaufgaben, die über den einfachen Sicherheitsdienst hinausgehen.
Aber ich möchte dir keine Flöhe ins Ohr setzen oder dich zu etwas überreden Flavus. Hier in Rom stehen dir sehr viele Möglichkeiten offen und du solltest dir Zeit lassen alle in Ruhe zu überdenken, bevor du eine Entscheidung triffst. Dies gleich nach deiner Ankunft zu besprechen halte ich ohnehin für verfrüht. Du hast hier alles was du brauchst und musst dir um nichts Sorgen machen. Gewöhne dich ein, erkunde die Stadt und informiere dich über deine Möglichkeiten. Danach können wir erneut über deine Karrierepläne sprechen. Soweit ich kann, werde ich dich natürlich unterstützen, ganz gleich welchen Weg du einschlagen möchtest."