Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    "Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist es bereits einige Zeit her, dass du im Palast warst um persönlich für das Amt vorzusprechen. Mittlerweile hat mein treuer Klient Iunius Silanus den Posten des Procurators a libellis eingenommen. Ich bin mir sicher, dass er unserem Ansinnen wohlwollend vor dem Kaiser vertreten wird.


    An Avarus hatte ich selbst bereits gedacht und sogar kurz überlegt, euch beide zu diesem Gespräch einzuladen. Aber er hat sich in den letzten Monaten doch sehr zurückgezogen. Ich hörte, dass er erkrankt wäre? Geht es ihm denn soweit wieder besser, dass er sich eine solche Bürde aufhalsen kann? Wenn ja, dann sehe ich nichts, was dagegen spricht, sofern er Interesse hat."

    "Wie schon gesagt, könnt ihr die finanziellen Angelegenheiten mir überlassen. Wenn ein paar Sesterzen mehr gebraucht werden, dann werden sie sich auftreiben lassen. Viel wichtiger scheint mir die Frage, für welchen der Fahrer wir uns entscheiden sollten und welche Factio noch Interesse hat, einen neuen Fahrer zu erwerben. Hast du diesbezüglich etwas in Erfahrung bringen können TIberius?"

    Unwohl? Livianus seufzte und ärgerte sich darüber, dass er seinen Sohn verpasst hatte. Da ließ er sogar extra nach ihm suchen und dann war er vor seiner Nase und der alte Decimer war wieder einmal zu beschäftigt Politik zu betreiben, statt es wahrzunehmen. Er dachte noch einmal kurz an seinen Adoptivsohn und wie sich dieser gerade aufhalten konnte, ehe er sich wieder auf das Gespräch mit seinem Gast konzentrierte.


    "Mach dir keine Sorgen Sergia. Du konntest es nicht wissen und es gibt auch nichts, dass ich dir nachtragen könnte. Und wo sich mein Sohn derzeit aufhält, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Ich lasse zwar bereits nach ihm suchen, allerdings nur inoffiziell und bisher ergebnislos. Als Praefectus Urbi würden mir zwar mittlerweile wesentlich mehr Möglichkeiten offenstehen, meinen Sohn ausfindig zu machen, aber ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass sich ganz Rom auf der Suche nach ihm befindet oder er wie ein Verbrecher gejagt wird."


    Er nahm einen weiteren schluck um seine Kehle zu befeuchten, ehe er weitersprach. Zum Glück wechselte Fausta kurz das Thema, wobei auch dieses wiederum nicht gerade erfreulicher war, als jenes zuvor.


    "Und Aquila? Nun, leider geht es ihn nicht wirklich besser. Er hat sich auf eines unserer Landgüter zurückgezogen und kuriert sich dort aus. Ich habe ihm meinen Hausarzt nachgeschickt und hoffe, das er etwas für den Jungen tun kann."

    "Nun du hattest Glück mich gerade zu Hause anzutreffen, aber keine Sorge, du störst nicht im Geringsten. Für einen neuen Klienten, der noch dazu von so weit herkommt, nehme ich mir sehr gerne die Zeit.


    Zum Examen an der Academia Militaris trittst du an? Nun, dass ist ein sehr ehrenvoller Grund für einen Besuch der Hauptstadt. Dein erstes Examen?"


    Da der Sklave wusste, was sein Herr bevorzugte, machte er sich wieder davon, um die Getränke herbeizuschaffen.


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    Administratio Imperatoris
    Palatium Augusti


    Nachfolgend übermittle ich eine Vorschlagsliste aussichtsreicher Kandidaten für die Neubesetzung des Curator Aquarum:


    Numerius Canutius Drusus (NSC)
    Faustus Sestius Fella (NSC)
    Quintus Germanicus Sedulus


    Ich mit den Kandidaten Rücksprache gehalten und präferiere selbst Senator Germanicus Sedulus für dieses Amt, da er als ehemaliger Curator der Curia operum publicorum über sehr viel Erfahrung verfügt, die er in diesen neuen Posten einbringen kann. Es steht zudem außer Frage, dass er zu den fähigsten und würdigsten Mitgliedern des Senats zählt. Ich bitte daher diese Liste dem Kaiser vorzulegen. Für etwaige Rückfragen, stehe ich natürlich zur Verfügung.


    Vale bene,



    "Grundsätzlich stelle ich es dir natürlich frei Personal einzustellen. Da jedoch die letztliche Ernennung über mein Officium gehen und mit meinem Siegel versehen werden muss, behalte ich mir freilich ein Vetorecht vor. Aber dies ist rein Theoretisch wie wir beide wissen. In der Praxis ist es mir gleich, ob du einen Freigelassenen als Aquarius anstellst oder welchen neuen Servus Publicus du dir anschaffst."


    Da dies nun alles schon sehr konkret klang, musste Livianus etwas klarstellen, bevor die beiden sich all zu sehr in Details verloren.


    "Im Gegensatz dazu, kann ich dich jedoch leider nicht selbst zum Curator ernennen. Wie in meiner Nachricht geschrieben, werde ich versuchen dir zu diesem Posten zu verhelfen. Die Letztentscheidung obliegt aber Palma.


    Mach dir jedoch keine Sorgen, ich denke nicht, dass er etwas dagegen haben wird."


    Der Decimer machte dabei eine beschwichtigende Handbewegung.

    Der Decimer nickte zufrieden, als Palma geendet hatte, was vermutlich noch mehr zur Verwunderung aller Anwesenden beitrug, allem voran seinem direkten Gesprächspartner. Er wollte Grenzen ausloten und hatte sie nun aufgezeigt bekommen. Palma war in Livianus Augen nach wie vor zweifellos ein Bürokrat, doch er ließ sich das Zepter nicht so einfach aus der Hand nehmen wie von ihm vermutet. Und das respektierte Livianus, auch wenn die letzte Unterstellung, er könne seine Meinung nicht vertreten ihm gegenüber etwas respektlos erschien, denn immerhin war er ja hier um genau das zu tun. Seine Meinung zu vertreten und das Beste für sich und sein Amt herauszuholen.


    "Dass ich meine Meinung auch unter starkem Gegenwind vertreten kann, habe ich wohl schon oft genug bewiesen, als das du mir das unterstellen müsstest Cornelius. Und so unterschiedlich sind unsere Auffassungen überhaupt nicht. Es ist mir nur wichtig abzuklären, wo die Kompetenzen meines nicht gerade unbedeutenden Amtes diesbezüglich aufhören. Schließlich ist es ja auch darauf ausgelegt, dich im Falle deiner Abwesenheit allumfassend zu vertreten.


    Und du wirst gewiss verstehen, dass es mir natürlich sehr entgegen gekommen wäre, die senatorischen Ämter in meinem Einflussbereich selbst zu besetzen. Ebenso wie ich verstehen kann, dass du solche Entscheidungen nur ungern aus der Hand geben möchtest. Aber sei´s drum. Ich werde dir meine Vorschläge für etwaige Ämterbesetzungen zukommen lassen und solltest du die Notwendigkeit einer Absprache sehen, so stehe ich dir natürlich zur Verfügung."


    Das war wohl schon eher eine Aussage, mit der Palma gut Leben konnte und die er sich von seinen Untergebenen erwartete. Livianus wiederum hatte daraus gelernt, dass er beim Cornelier nicht mit der Brechstange weiterkam und sich eine andere Strategie zurechtlegen musste. Er ging davon aus, dass dieser Punkt damit auch geklärt war.

    Der Centurio musste nicht lange warten, da trat auch Livianus in das Officium ein und ging freundlich lächelnd auf seinen neuen Klienten zu.


    "Salve Hadrianus! Ich bin sehr überrascht, aber es freut mich, dass wir uns nun doch so kurzfristig Kennenlernen können. Bitte nimm Platz! Was führt dich nach Rom?"


    Der Decimer deutete auf den kleinen Tisch mit den vier Korbsesseln rund herum, die in der Ecke seines Officiums standen. Anders als in seiner Amtsstube in der Castra Praetoria bevorzugte er es seine privaten Gespräche in einer angenehmeren Atmosphäre zu führen und hatte neben den Stühlen vor seinem Schreibtisch auch eine Sitzecke einrichten lassen. Mittlerweile war auch ein Sklave eingetreten, der auf etwaige Anweisungen seines Herrn wartete.


    "Kann ich dir irgendetwas anbieten Hadrianus?"

    "Eigentlich ist er der Sohn meines verstorbenen Bruders Lucius Silanus, also mein Neffe, aber ich habe ihn nach dem Tod meines Bruders adoptiert. Das er ebenfalls auf der Hochzeit war, ist mir leider entgangen. Er….."


    Eigentlich war Livianus niemand der offen über seine Probleme sprach. Vor allem sein Rang und sein Status hielten in meistens davon ab zu Vertrauensvoll zu sein und damit politischen Gegnern vielleicht eine Angriffsfläche zu bieten. Doch da er in den Gesichtszügen der jungen Frau keine bösen Absichten ablesen konnte und sie ja nun auch zu seinen Klienten zählte, sah er keinen Grund darin nicht zumindest ein wenig von seinem Verhältnis zu Serapio preiszugeben. Immerhin lastete dieses Thema schon recht lange auf seinen Schultern und bisher hatte er es gezwungener Maßen in sich hineingefressen.


    "Wir beide haben uns bereits vor meinem Consulat entzweit. Faustus stand, wie du vielleicht weißt, während des Bürgerkrieges auf der Seite des Usurpators und hat dementsprechend sehr unter dem Ausgang des Krieges gelitten. Er wurde seines Ranges als Praefectus Praetorio enthoben und hat auch einige Zeit in Gefangenschaft verbringen müssen. Das hat ihn sehr verbittert und in unserer Familie für Uneinigkeit gesorgt. Er hat daraufhin nach meiner gewonnen Wahl die Casa im Zorn verlassen und wir haben uns seitdem nicht mehr gesehen. Wenn ich gewusst hätte, dass er auf der Hochzeit war....."


    Das Livianus mit dem neuen Regime ebenso wenig anfangen konnte und nur eine weniger radikale Vorgehensweise bevorzugte wie sein Adoptivsohn, ließ er hier natürlich aus, da es zu weit gegangen wäre, die junge Frau derart ins Vertrauen zu ziehen. Es war ihm jedoch anzusehen, dass es ihm schwer viel über seinen Sohn und dieses ganze Thema zu sprechen.

    Listen? Besprechen? Das Palma gemeinhin als großer Bürokrat bekannt war, wusste Livianus auch schon davor. Aber dass er sogar seinen höchsten und bestbezahltesten Amtsträgern jegliche Führungskompetenzen absprach und sie zu Administratoren ihres jeweiligen Amtsbereiches degradierte, damit hatte er nicht gerechnet. Mittlerweile musste Palma doch schon alle seine Freunde und Kriegsverbündete auf gutbezahlten Posten untergebracht haben.


    Doch sowohl er als auch sein Adlatus Cilo hatten es seit Ende des Bürgerkrieges verabsäumt auf die Honoratioren Roms zuzugehen und ihnen ihre alten und größtenteils unbesetzte Ämter und Posten anzubieten. Man verschanzte sich lieber im eigenen Officium und wartete wohl darauf, dass jemand die recht neumodischen Konzepte einer Bewerbung nutzte. Livianus hatte vor einen anderen Weg einzuschlagen, wieder auf die Leute zuzugehen, anzubieten und nicht Bitten zu lassen, so wie es auch Kaiser Iulianus seinerzeit gemacht hatte. Ganz sicher würde er sich also auch nicht von Palma zu einem Bittsteller und weiteren Adlatus machen lassen, der bei jedem zu besetzenden Amt mit einer Liste in der Hand in den Palast dackelte, um sich den Sanctus des Kaisers zu holen. Im Gegensatz zu Palma sah er darin wenig Effizienz, vor allem, da es für manche Posten keine all zu große Auswahl an Kandidaten gab. Wenn Palma also Listen wollte, dann sollte sich seine Administratio darum kümmern. Livianus blickte bei diesem Gedanken kurz zu seinen Klienten Silanus, ehe er sich wieder mit freundlicher Mine dem Kaiser zuwandte.


    "Ich bin mir sicher solche Kandidatenlisten, aus den zum Teil recht übersichtlichen Möglichkeiten, kann dir im Zweifelsfall auch deine Administratio erstellen. Meines Wissens nach ist dies leider nirgendwo eindeutig geregelt, aber sofern die Kompetenzen von Ernennungen der mir unterstellten Amtsträger im Palast liegen, so wäre es wohl das Beste, wenn auch das Auswahlverfahren hier durchgeführt und mein Officium lediglich über die Neubesetzung informiert wird.


    Wenn die Entscheidung über eine Aufnahme in meinen Mitarbeiterstab wiederum mir überlassen wird, so sehe ich wenig Effizienz darin, zusätzlich die Ressourcen des Palastes damit zu belasten und diese Vorgänge damit in die Länge ziehen. Vor allem da ich es zusätzlich bevorzuge persönliche Gespräche mit meinen Preferiti zu führen, ehe ich eine Letztentscheidung treffe.


    Verzeih mir meine Offenheit in diesem Punkt, aber ich denke jedem von uns ist durchaus zuzutrauen den kompetentesten Kandidaten für das jeweilige Amt auszuwählen. Das Ergebnis ist bestimmt weitestgehend das gleiche. Da bedarf es aus meiner Sicht nicht, dass wir beide unsere ohnehin spärliche Zeit dafür aufwenden. Immerhin sprechen wir hier von reinen Verwaltungsämtern ohne jegliche Führungsfunktion."

    "Senatoren gibt es genug die sich für solche Posten interessieren. Doch den Grund für die vakanten Ämter hast du bereits selbst genannt. Anscheinend war der Palast der Meinung mein Vorgänger Flaminius Cilo kümmert sich um die Neubesetzung und dieser war wohl der Meinung der Palast ernennt die Curatoren. Oder er hat dem Ganzen einfach nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt. Wie auch immer. Ich habe mir vorgenommen nicht den gleichen Fehler zu begehen sondern in die Offensive zu gehen."


    So erklärte sich zumindest Livianus das Versäumnis, die Neubesetzung dieser doch für Rom sehr wichtigen Ämter so lange verschleppt zu haben. Auf die Frage hin, welchen Curator er dringender bräuchte lächelte er.


    "Beides mein Freund. Beides. Die Wasserversorgung Roms hat natürlich eine höhere Priorität. Das ist schon klar. Andererseits habe ich für den zukünftigen Curator operum publicorum gleich zum Einstieg ein interessantes Projekt. Der Obelisk auf dem Vorplatz des Solarium Augusti ist laut einigen Architekten baufällig geworden und das obere Drittel droht bereits herunter zu brechen. Eine Renovierung ist anscheinend nicht mehr möglich. Daher möchte ich den Praefectus Aegypti bitten, uns von der Classis einen neuen Obelisken nach Rom transportieren zu lassen. Für die Logistik ab der Entladung in Ostia und das Aufstellen des Obelisken wäre natürlich der Curator operum publicorum zuständig. Ich überlasse daher gerne dir die Wahl. Und wenn du jemanden kennst, der sich für den zweiten Curatorenposten anbieten würde, dann nur raus damit."

    Die anfänglichen Worte der jungen Sergia gingen hinunter wie warmer Honig und selbstverständlich rechnete er nicht unbedingt mit einem recht teuren oder kostbaren geschenk. Der Gehalt einer Praefecta im Postwesen war zwar, soweit er wusste, nicht wirklich wenig, aber natürlich auch kein Vergleich zu dem Entschädigungsaufwand, den er nun als Stadtpräfekt von Rom erhielt. Und ihr Ehemann hatte weite Teile seines Vermögens wohl während seiner letzten Amtszeit im Cursus Honorum verpulvert. Immerhin war es, gerade für junge Magistraten, nicht wirklich einfach die Kosten einer Kandidatur zu stemmen und sich danach selbst ein ganzes Amtsjahr lang in einem Ehrenamt durchzubringen. Viele Verschuldeten sich oder baten Verwandte oder Patrone um Hilfe.


    Als die Sergia auf ihre Hochzeit zu sprechen kam und die Decimer aufzählte, die dort zu Gast waren, nickte Livianus wissend. Erst beim letzten Namen den sie nannte, wurde er hellhörig. Silo? Einen Silo kannte er nicht. Einen Faustus aber sehr wohl. Sie sprach doch nicht etwa von seinem Sohn Serapio? Die Gäste waren ja recht zahlreich auf der Hochzeit und wie sollte Livianus ihr sagen, dass er die eigentliche Hochzeitszeremonie verpasst hatte, weil er stattdessen lieber mit ein paar anderen Senatoren im Vorraum politisierte. Er fragte dennoch sicherheitshalber nach.


    "Du meinst doch nicht etwa meinen Sohn Serapio? Er war auf eurer Hochzeit?"


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    Procurator L. Iunius Silanus
    Administratio Imperatoris
    Palatium Augusti



    Mein geschätzter Silanus,


    meist ist es so, dass ein Patron seinen Klienten unterstützt. Heute möchte ich mich jedoch mit einer Bitte an dich wenden. Meine Klientenschaft hat kürzlich um ein weiteres Mitglied Zuwachs bekommen und natürlich, wie könnte es anders sein, habe ich zugesagt mich für meine neue Klientin zu verwenden.


    Ja, du hast dich nicht verlesen. In der Tat hat mich die dir vielleicht bekannte Ehefrau von Marcus Iulius Dives und derzeit amtierende Praefecta Vehiculorum Sergia Fausta darum gebeten, sie in die Reihen meiner Klienten aufzunehmen. Da ich keinen Grund dafür gesehen hätte ihr diesen Wunsch zu verweigern, darf sie mich seit kurzen als ihren Patron ansehen.


    In diesem Zusammenhang habe ich mich auch dazu bereit erklärt, sie bei ihrem Vorhaben zu Unterstützen, in den Stand eines Eques erhoben zu werden. Ich würde dich daher bitten mich bei diesem Vorhaben zu unterstützen und ihren Namen bei Palma vorzubringen. Aus meiner Sicht sollte eigentlich nichts gegen eine Erhebung in den Ritterstand sprechen. Ihr Großvater Marcus Sergius Stephanus war bereits Eques und hat ihr den Ordo daher weitervererbt. Aufgrund der Tatsache, dass sie, obwohl sie eine Frau ist und jung dazu, es bereits zur Praefecta geschafft hat, spricht wohl auch für sie und ihre herausragenden Talente.


    In jedem Fall wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mir diesbezüglich einen Gefallen erweisen und mein Anliegen voranbringen könntest. Natürlich wäre ich dir danach etwas Schuldig.


    Mit freundschaftlichen Grüßen,



    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator

    Der Decimer musste sich ein bitteres Schmunzeln verkneifen. Zweifellos hatte der getreue und oberste Gefolgsmann Palmas versucht die Widerstandsnester in und außerhalb der Cohortes Urbanae zu beseitigen, um seinen Kaiser das Leben zu erleichtern. Livianus wusste bereits jetzt, dass er diesem Thema wohl weniger Aufmerksamkeit schenken würde. Er nahm die Tabula daher nickend entgegen und überflog sie kurz, ehe er eine knappe Antwort zu diesem Thema gab.


    "Ich werde dies Bedenken und mit den Offizieren über weitere Rekrutierungsmöglichkeiten beratschlagen."


    Da auch Palma kein großes Interesse zeigte, sich all zu lange mit den Mannschaftsständen der Stadtkohorten aufzuhalten, nutze Livianus die Gelegenheit, um das Thema in Richtung der zivilen Aufgaben seines neuen Amtes zu lenken.


    "Wie sieht es mit den Ämtern in der Stadtverwaltung aus? Soweit mir bekannt, sind einige wichtige Posten nach wie vor unbesetzt. Gibt es bereits Kandidaten die ich berücksichtigen sollte oder habe ich hier freie Hand die Posten mit fähigen Männern nach zu besetzen?"


    Er sah zwischen den beiden Männern hin und her, da die erste Frage eher Cilo betraf, die Zweite mehr an Palma gerichtet war.

    In der Tat konnte Livianus die angesprochenen Gefühle des Germanicers sehr gut nachvollziehen. Doch da nun ein guter Übergang zum eigentlichen Grund dieses Treffens verhanden war, wollte der Decimer sein Gegenüber nicht mehr lange auf die Folter spannen.


    "Nun, vielleicht kann ich da ja nun Abhilfe verschaffen. Wie du vermutlich gehört hast, gibt es derzeit keinen Senator, der die Curia Aquarum leitet. Auch die Führungsposition in der Curia operum publicorum ist vakant. Mein Vorgänger hat sich wohl leider nur sehr halbherzig mit den Curien und ihren Problemen befasst.


    Eine Zeit lang funktioniert der Beamtenapparat zweifellos auch ohne Curator, doch mittlerweile ist mir zu Ohren gekommen, dass es in beiden Curien wieder dringend einer Führung bedarf, die klare Aufgaben verteilt und eine Richtung vorgibt. Mir und Rom wäre daher sehr geholfen, wenn ich diese beiden Ämter schnellstmöglich wieder nachbesetzen könnte. Und dabei könntest du ins Spiel kommen, wenn du das möchtest."

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    Ephialtes



    Nun das war natürlich etwas anderes. Es handelte sich um einen neuen Klienten und er war weit gereist, um seinen Patron zu besuchen. Dass konnte der Sklave freilich vorher nicht wissen. Er nickte daher, als er das Schreiben mit dem Siegel seines Herrn sah und wusste nun auch, was er zu tun hatte.


    "Einen Moment bitte. Ich werde meinen Herrn bescheid geben, dass du ihn sprechen möchtest."


    Danach verschwand der Sklave im Inneren der Casa, um kurze Zeit später wieder in der Türe zu erscheinen.


    "Entschuldige bitte. Der Consular erwartet dich in seinem Officium."








    IANITOR - GENS DECIMA

    Livianus wollte gerade auf die Frage des jungen Verwandten antworten, als eine ihm wohlbekannte Stimme aus dem Hintergrund erklang und sich strikt gegen das Militär als mögliche Option aussprach. Als der Decimer das Gesicht dazu erblickte, lächelte er sanftmütig. Eine solch klare pazifistische Haltung konnte nur einer in der Familie einnehmen.


    "Salve Titus! Komm zu uns!"


    Er winkte das weitere Familienmitglied freundlich herbei. Da auch Varenus schon lange in Rom lebte, war sich Livianus nicht sicher, ob er seinen Neffen erkannte. Er entschied sich daher, die beiden einander vorzustellen.


    "Gaius, das ist dein Onkel, Titus Decimus Varenus."


    Dann wandte er sich an den Älteren der beiden Männer. Livianus vermutete, dass dieser, ebenso wie er selbst, den jungen Mann überhaupt noch nie kennengelernt hatte. Daher hatte diese Familienzusammenführung jetzt auch Vorrang und mögliche Karriereplanungen mussten vorerst warten.


    "Dein Neffe, Sohn deines Bruders Pinus."

    Auch wenn er seinen Vetter Praetorianus noch in sehr guter Erinnerung hatte und er es mit seiner Erhebung in den Ritterstand zweifellos weit gebracht hatte, so wäre ihm dieser Name wohl nicht als erstes durch den Kopf geschossen, wenn er an die lange Liste der großen Männer dachte, welche diese Familie schon hervorgebracht hatte. Doch zweifellos war der Großvater für einen jungen Mann ein viel glorreicheres Vorbild, als alle entfernteren Verwandten, welche Lorbeeren sie sich auch immer im Laufe ihres Lebens verdient hatten. Der Decimer konnte sich daher ein schmunzeln nicht verkneifen.


    "In der Tat ein hohes Ziel, dass du dir gesteckt hast. Aber zumindest hast du ein Ziel. Und das ist aus meiner Sicht das wichtigste. Hast du dir denn auch schon darüber hinaus Gedanken gemacht, welchen Weg du einschlagen möchtest, nun wo du hier in Rom bist. Eine Karriere beim Militär wie dein Großvater oder eher die Politik? Oder vielleicht eine Stelle in der Verwaltung? Ich nehme an man hat dir eine gute und fundierte Ausbildung zuteil werden lassen?"

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    Ephialtes



    Der schwarze Sklave schaute etwas verdutzt. Einerseits weil er eigentlich gedacht hatte, die Klienten des Hausherrn mittlerweile alle zu kennen, schließlich fanden regelmäßige Salutatios statt. Andererseits war eben heute kein Termin für eine solche.


    "Ein Klient? Für heute ist gar keine Salutatio geplant."








    IANITOR - GENS DECIMA