Listen? Besprechen? Das Palma gemeinhin als großer Bürokrat bekannt war, wusste Livianus auch schon davor. Aber dass er sogar seinen höchsten und bestbezahltesten Amtsträgern jegliche Führungskompetenzen absprach und sie zu Administratoren ihres jeweiligen Amtsbereiches degradierte, damit hatte er nicht gerechnet. Mittlerweile musste Palma doch schon alle seine Freunde und Kriegsverbündete auf gutbezahlten Posten untergebracht haben.
Doch sowohl er als auch sein Adlatus Cilo hatten es seit Ende des Bürgerkrieges verabsäumt auf die Honoratioren Roms zuzugehen und ihnen ihre alten und größtenteils unbesetzte Ämter und Posten anzubieten. Man verschanzte sich lieber im eigenen Officium und wartete wohl darauf, dass jemand die recht neumodischen Konzepte einer Bewerbung nutzte. Livianus hatte vor einen anderen Weg einzuschlagen, wieder auf die Leute zuzugehen, anzubieten und nicht Bitten zu lassen, so wie es auch Kaiser Iulianus seinerzeit gemacht hatte. Ganz sicher würde er sich also auch nicht von Palma zu einem Bittsteller und weiteren Adlatus machen lassen, der bei jedem zu besetzenden Amt mit einer Liste in der Hand in den Palast dackelte, um sich den Sanctus des Kaisers zu holen. Im Gegensatz zu Palma sah er darin wenig Effizienz, vor allem, da es für manche Posten keine all zu große Auswahl an Kandidaten gab. Wenn Palma also Listen wollte, dann sollte sich seine Administratio darum kümmern. Livianus blickte bei diesem Gedanken kurz zu seinen Klienten Silanus, ehe er sich wieder mit freundlicher Mine dem Kaiser zuwandte.
"Ich bin mir sicher solche Kandidatenlisten, aus den zum Teil recht übersichtlichen Möglichkeiten, kann dir im Zweifelsfall auch deine Administratio erstellen. Meines Wissens nach ist dies leider nirgendwo eindeutig geregelt, aber sofern die Kompetenzen von Ernennungen der mir unterstellten Amtsträger im Palast liegen, so wäre es wohl das Beste, wenn auch das Auswahlverfahren hier durchgeführt und mein Officium lediglich über die Neubesetzung informiert wird.
Wenn die Entscheidung über eine Aufnahme in meinen Mitarbeiterstab wiederum mir überlassen wird, so sehe ich wenig Effizienz darin, zusätzlich die Ressourcen des Palastes damit zu belasten und diese Vorgänge damit in die Länge ziehen. Vor allem da ich es zusätzlich bevorzuge persönliche Gespräche mit meinen Preferiti zu führen, ehe ich eine Letztentscheidung treffe.
Verzeih mir meine Offenheit in diesem Punkt, aber ich denke jedem von uns ist durchaus zuzutrauen den kompetentesten Kandidaten für das jeweilige Amt auszuwählen. Das Ergebnis ist bestimmt weitestgehend das gleiche. Da bedarf es aus meiner Sicht nicht, dass wir beide unsere ohnehin spärliche Zeit dafür aufwenden. Immerhin sprechen wir hier von reinen Verwaltungsämtern ohne jegliche Führungsfunktion."