Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Livianus strich sich nachdenklich durch den Bart und lauschte aufmerksam und interessiert den Monologen der beiden Patrizier. Er war wirklich froh, dass es solche Kapazunder rund um den Cultus Deorum gab, denn es war kein wirkliches Geheimnis, dass dieser nicht gerade zu den großen Wissens- und Interessensgebieten des Consulars zählte. Ganz so unbedarft war er zwar nicht, doch fand er es im Zuge der Kandidatur auch nicht ganz unwesentlich noch vor der Wahl zu erfahren, ob sich der Kandidat, Patrizier oder nicht, ausschließlich auf sein magistratisches Amt konzentrieren wollte, oder ob er vor hatte einen Spagat zwischen zwei Verpflichtungen zu versuchen. Beides hatte seine Berechtigung und war für den Decimer daher auch grundsätzlich kein Thema. Es ging ihm lediglich um das Wissen darüber.


    Da er seine Antwort aber nun mehr oder weniger hatte, ließ er es dabei auch bewenden und wartete gespannt, ob auch andere Senatoren mit Fragen an den Kandidaten aufhorchen ließen, oder ob es ohne seinem eben bezeugten Interesse ebenso langweilig geworden wäre, wie beim letzten Res Gestae des ehemaligen Vigintivirs. Er persönlich gab sich da doch lieber die Blöße und stellte aus Unwissenheit vielleicht manchmal die eine oder andere für manch einen dumm erscheinende Frage, als diesen Kandidaten oder andere Senatskollegen mit Desinteresse und Schweigen zu strafen.

    Auch Praetor Duccius schien die Meinung des Decimers zu teilen und legte dem Kandidaten den gleichen Vorschlag in seinen Worten nahe. Als sich schließlich jedoch Senator Flavius Gracchus zu Wort meldete, hörte Livianus verwundert auf und sah fragend in dessen Richtung. An der Unterstützungserklärung des Patriziers für seinen Standesgenossen war nichts ungewöhnlich, am darauffolgenden Einspruch umso mehr. Dies lag nicht nur an der Tatsache, dass der Flavier gegen einen „Ratschlag“ Einspruch erhob, sondern viel mehr daran, dass er dabei seinen, alles andere als unerheblichen, Rang als Pontifex pro magistro ins Spiel brachte und zudem noch einen vollkommen neuen und bisher unerwähnten Sachverhalt in den Raum stellte.


    "Verzeih mir verehrter Flavius, vielleicht habe ich es ja überhört, aber der Kandidat hat bisher in keinster Weise erwähnt, dass er während seiner Amtszeit als Quaestor auch weiterhin seinen Dienst im Collegium Pontificum versehen will."


    Die Frage die sich für den Consular daraus ergab war also, ob dies nun die im Vorhinein abgesprochene Meinung des Kandidaten, oder der Wunsch des Pontifex pro magistro war. Im ersteren Fall wäre es interessant gewesen zu erfahren, warum der Tiberier es in seiner Kandidatursrede nicht erwähnenswert gefunden hatte und bei Zweiterem, ob der Tiberier dies überhaupt ebenso wollte.


    "Es ist ja nicht so, dass ich ihn irgendwie loswerden möchte. Von mir aus kann er auch gerne in Rom bleiben,…." untermauerte der Decimer noch einmal die Tatsache, dass er lediglich einen Ratschlag ausgesprochen hatte und sah dabei zwischen dem flavischen Senator und dem kandidierenden Tiberier hin und her. "….aber es wäre nun durchaus der passende Zeitpunkt, solche Sonderwünsche und Details bekannt zu geben. Ist dies also nun der eigentliche Grund für die Kandidatur zum Quaestor Principis?"


    Bei der letzten Frage blieb der Blick des Decimers auf den Kandidaten gerichtet.

    "Schau dir das an Gaius!" rief Livianus begeistert und klopfte dem Klienten zu seiner Rechten dabei kräftig auf die Schulter. "Ich sags dir! Heute könnte es was werden. Heute holt sich die Aurata endlich wieder einmal einen Sieg ab."


    Er schien dabei aufgeregt wie ein kleiner Junge an seinem Geburtstag und seine Augen leuchteten, als ob jeden Moment die Geschenke hereingebracht wurden. Nichts mehr hielt ihm auf seiner Bank, als einer der Aurata-Fahrer nun dicht hinter dem Führenden den zweiten Platz behauptete und zum Angriff ansetzte.


    "Weiter so Phytocles!" schrie er laut, aus ob der Fahrer ihn hören könnte. Und auch die Anhänger der Aurata, die wie immer Zahlreich vertreten waren hielt nun nichts mehr auf ihren Plätzen.



    "AU-RA-TA! AU-RA-TA! AU-RA-TA! AU-RA-TA!"

    Livianus hätte sich selbst belogen, wenn er sich nicht eingestanden hätte, dass er über die ersten Reaktionen mehr als überrascht war. Im war natürlich klar, dass es kein an den Haaren herbeigezogener Unsinn war, den er vorzapft hatte, doch in der letzten Zeit hatte sich eine Kultur der generellen Ablehnung eingebürgert, von der nun wiederum hier und heute nichts zu spüren war. Ganz im Gegenteil hatten Macer und der Aurelier seinen Vorschlag größtenteils wie von ihm vorgebracht angenommen und, was Letzteren betraf, die Überlegungen sogar in seinem Sinne erweitert. Livianus nickte daher zustimmend und meldete sich noch einmal kurz zu Wort.


    "Ich plädiere wie Senator Aurelius dafür, uns die Frage einer möglichen Kontrollstelle im Fall der Advokaten für später aufzuheben."


    Dass dem Decimer bereits konkrete Vorschläge dafür in den Sinn gekommen waren, behielt er aus diesem Grund auch vorerst für sich. Stattdessen sah er gespannt in die Runde, ob sich noch jemand zu Wort melden, oder der Consul die Streichung der Gesetzestexte zur Abstimmung bringen würde.

    "Meine Herren!" nickte er den Senatoren mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zu, da sein unerwarteter Auftritt sein Ziel wohl nicht verfehlt hatte. Dann wandte sich jedoch sofort wieder an den zuvor angesprochenen Duccier, wohl bemerkend, dass sie hier vor der Curia wohl kaum ein ruhiges oder gar vertrauliches Gespräch führen konnten.


    "Verzeih mir die Unterbrechung Duccius. Ich hatte gehofft du könntest ein wenig Zeit für mich erübrigen."


    Bei seinen letzten Worten ließ er seinen Blick noch einmal kurz umherschweifen, wobei einige Augenpaare der Umherstehenden, die bis dahin neugierig und verstohlen die beiden Senatoren fixiert hatten, sich schnell nach einem anderen Ziel suchten. Er beschloss daher, dass sein Auftritt bereits zu viel des Guten war und er die erhaltene Nachricht des Ducciers hier nicht erwähnen würde. Schließlich verstand er trotz aller Differenzen, oder gerade wegen ihnen, nur zu gut, dass der nunmalige Praetor vor Klienten und Kollegen sein Gesicht wahren musste. Und eine Kompromittierung dieser Art war das letzte, das Livianus auslösen wollte, geschweige denn worauf er abzielte.


    "Würdest du mich vielleicht ein Stück begleiten?"

    Wenn es eine große Leidenschaft gab, die Livianus sein ganzes Leben lang begleitet hatte, dann war es das Wagenrennen. Seit seiner Jugend war er ein glühender Anhänger und mittlerweile schon langjähriges Mitglied der Factio Aurata. Auch wenn es in den letzten Jahren eher schlecht um die Factio bestellt war und gute Rennergebnisse lange zurück lagen, dachte er keinen Moment daran den Goldenen den Rücken zu kehren oder ihnen seine Unterstützung zu entziehen. Ganz im Gegenteil hatte er in den letzten Monaten mit dem Gedanken gespielt sich wieder mehr für den Rennsport einzusetzen. Zeit hatte er schließlich im Überfluss, war eine Entscheidung des Palastes seine berufliche Zukunft betreffend nach wie vor ausständig und das obwohl sein Consulat nun bereits einige Monate zurück lag.


    Begleitet von einigen geladenen Klienten und Freunden, erreichte er daher pünktlich vor Rennstart die nicht ganz kostengünstig gemietete Loge, welche jedoch für ihren Preis auch eine tolle Übersicht über das Renngeschehen bot. Und zu sehen gab es heute, so hoffte er, eine ganze Menge. Immerhin schickte seine Factio bei diesem Ereignis gleich zwei Fahrer in das Rennen. Man konnte sich also auf Spannung und hoffentlich auch letztlich über ein gutes Ergebnis freuen.

    Livianus gefielen die bisherigen Antworten des Kandidaten und der Tiberier machte dabei denselben souveränen Eindruck, den er auch in vergangenen Aufeinandertreffen gemacht hatte. Grundsätzlich hatte auch der Decimer kein Problem damit, einen Kandidaten auf jenen Posten zu setzen, den dieser selbst präferierte. Schließlich war davon auszugehen, dass er dort auch die bestmögliche Leistung erbrachte. Er hatte bei seinen Fragen daher auch keinerlei bösartige Hintergedanken jeglicher Art, obwohl er die einstige öffentliche Zurückweisung des Tiberiers nicht vergessen hatte. Doch trotz alledem interessierten ihn manchmal die Beweggründe der Kandidaten für ihre Entscheidungen. Daher sah er nichts Falsches daran sie zu hinterfragen. Noch dazu wo man erst vor kurzem über eine Art Eignungsprüfung gesprochen hatte, die eine solche Kandidatur vor dem Senat zweifellos ebenso darstellte, wie die Möglichkeit, den Kandidaten etwas besser kennenzulernen. Davon dass Livianus selbst sogar trotz seiner Fragen weder die Funktion des Quaestor Principis, noch die des Quaestor Provincialis in der heutigen Zeit für sinnvoll erachtete, mal ganz abgesehen. Sie waren wohl bei den alteingesessenen Beamten ebenso gerne gesehen, wie die angehenden Senatoren, die in einer Legion ein Jahr lang ihr Tribunat ableisteten. Denn sowohl ein Kaiser als auch ein Statthalter hatten einen mehr als ausreichenden Stab hinter sich stehen und waren vermutlich nicht all zu sehr auf die Unterstützung eines Quaestors angewiesen. Doch diese Ämter boten zweifellos andere Vorteile für junge aufstrebende Männer und was noch viel wichtiger war, sie dienten dem Erhalt alter Traditionen, die der Decimer für ebenso erhaltenswert erachtete. Nachdem sich kurz Senator Aurelius zu Wort gemeldet hatte, um seinen Klienten zu unterstützen, nickte Livianus bestätigend.


    "Ja, auch ich kann über das Vigintivirat des Tiberius nur lobende Worte finden. Er hat dabei sehr viel Eifer und Pflichtbewusstsein an den Tag gelegt.


    Ein junger Magistrat kann als Quaestor sehr viel Erfahrung für seine zukünftige Laufbahn sammeln und die Funktionen und Arbeitsweisen in den jeweiligen Bereichen kennenlernen. Das von dir gewählte Amt des Quaestor Principis ist zweifellos sehr angesehen und bringt gewiss auch einiges Ansehen mit sich. Doch davon allein sollte man sich nicht blenden lassen. Da die Chancen, dass du eines Tages Kaiser wirst, trotz deiner schon bewiesenen Talente, doch sehr gering sind, würde ich dir daher den bescheidenen Ratschlag geben, als Quaestor Provincialis eher ein Jahr lang die Arbeit eines Statthalters kennenzulernen. Denn in einer solchen Funktion, sehe ich dich ohne Frage in einigen Jahren, wenn du deinen Weg so zielstrebig weiterverfolgtest wie bisher.


    Doch ich bin mir sicher, dass du dir sehr viele Gedanken über deine Kandidatur gemacht hast, daher unterstütze ich sie ebenso, ganz gleich welchen Weg du letztlich für den Richtigen erachtest."

    Auch wenn die Antwort des Kandidaten sehr ausschweifend war, so hatte Livianus und die anderen Senaotren zumindest das herausgehört, worauf die Frage abzielte - zog man sich Palams Unmut zu, wenn man diesen Kandidaten nicht in diese Funktion wählte. So wie es sich nun darstellte, war dies nicht der Fall. An Candidati Principis hatte er dabei gar nicht explizit gedacht, da dies ohnehin im Senat verlautbart worden wäre. Hier ging es im eher darum, ob sich Palma in irgendeiner anderen Form oder bei anderer Gelegenheit schon für diesen Kandidaten ausgesprochen hatte - und wäre es nur dem Kandidaten direkt gegenüber gewesen. Da der Decimer aber schon mal am Wort war, schloss er gleich mit einer nächsten Frage an.


    "Verzeih mir wenn ich es vielleicht schon wissen sollte,…" immerhin waren sich die beiden Männer nicht unbekannt "…. aber warst du schon einmal außerhalb von Rom in irgendeiner Funktion tätig? Wäre es für dich auch denkbar und würde es vielleicht nicht auch für dich durchaus neue Erfahrungen mit sich bringen, Rom für ein Jahr zu verlassen und einen Statthalter als Quaestor Provincialis zu unterstützen?"

    "Wenn ich mich recht erinnere, hatte uns Praetor Duccius bereits während der letzten Debatte Vorschläge für Änderungen dieser Paragraphen vorgelegt."


    Ob diese noch allen Senatoren im Detail bekannt waren schien fraglich, da sich auch Livianus nur noch teilweise daran erinnern konnte. Notfalls musste man den Protokollführer bitten die Vorschläge erneut zu verlautbaren. Einigermaßen in Erinnerung geblieben war ihm jedoch die anschließende Diskussion Rund um die öffentliche Bekanntheit einer adäquaten Ausbildung. Livianus Vorschlag, mit dem er die Diskussion eröffnen wollte war daher sehr pragmatisch.


    "Das Wahlrecht bleibt meiner bescheidenen Meinung nach unverändert. Sowohl aktives als auch passives Wahlrecht ist §41 eindeutig geregelt. Ich sehe keine notwendigen Änderungen durch die Reform der Schola.


    Was die anderen Paragraphen betrifft, die sich mit den Voraussetzungen eines Praetors, eines Advocatus oder eines Iudex beschäftigen, so wäre ich für den recht pragmatischen Ansatz sie ganz einfach zu streichen.


    Es stimmt dann zwar, dass die Voraussetzungen nicht gesetzlich geregelt sind, allerdings bedeutet das ja nicht, dass dann keine Eignungsüberprüfung eines solchen Kandidaten stattfindet. Wenn ein Senator es bis zur Praetur geschafft hat, dann werden wir ihm wohl alle gut genug kennengelernt haben, um beurteilen zu können, ob er einer solchen Aufgabe gewachsen ist und auch die nötigen Voraussetzungen erfüllen. Spätestens bei der Vorstellung eines Kandidaten haben wir letztlich die Möglichkeit dies erneut zu hinterfragen. Es gab im Laufe der Geschichte dieses Hauses unzählige Kandidaten, die trotz aller erfüllten Voraussetzungen nicht gewählt wurden und wiederum solche, die ich trotz abgeschlossenen Cursus Iuris nicht unbedingt als besonders fähigen Jurist bezeichnen würde. Ein solcher Kandidat würde also spätestens bei einer Wahl scheitern.


    Gleiches gilt auch für die Berufung zum Iudex. Es liegt doch im Interesse des Berufenden, jemanden zu erwählen, dessen Fähigkeiten und Eignung er sich sicher ist. Ein vorheriges Gespräch sollte dies ausreichend klären können. Auch hier sehe ich nicht die Gefahr plötzlich einer Flut inkompetenter Iudices gegenüber zu stehen. Zumindest nicht mehr als auch schon heute."


    Livianus schmunzelte bei seiner letzten Bemerkung, die zweifellos darauf abzielte das ernste Thema wieder etwas zu lockern, schließlich rechnete er fest damit, mit seinem pragmatischen Ansatz einige Kritik zu ernten.


    "Was die Advocati betrifft, so bin ich gespaltener Meinung. Einerseits ist es zweifellos unsere Aufgabe die Bürger vor Scharlatanen und vermeintlichen Dampfplauderern zu schützen, andererseits obliegt es wohl auch hier im eigenen Interesse des Bürgers sich einen Rechtsbeistand zu suchen, von dem sie tatsächlich glauben, dass er sie bestmöglich vertreten kann. Denn auch hier gilt selbiges Prinzip – der Abschluss einer Schule oder eines Kurses macht noch keinen guten Advocatus aus. Sollten wir dennoch auf eine zentralisierte Überprüfung bestehen, so könnte eine Stelle, welche eine Art Konzession für Advocati vergibt, bestimmt problemlos eingerichtet werden."

    Da Livianus aus der Rede des Tiberiers immer wieder heraushörte, das dieser den Senat auf eine Art Naheverhältnis zum Kaiser hinweisen wollte, waren die Gedankengänge des Decimers wohl nicht überraschend. Er ließ sich das Wort erteilen, verzichtete jedoch sich zu erheben und stellte seine Frage schließlich ganz unverblümt.


    "Nachdem dich der Kaiser, wie du selbst ehrwähntest, bereits mehrmals gefördert hat und du ihm nicht unbekannt bist, würde mich interessieren, ob er sich auch in diesem Fall bereits für dich als seinen Wunschkandidaten für das Amts des Quaestor Principis ausgesprochen hat."


    Schließlich war es nicht unerheblich zu wissen, ob ein Kaiser einen Kandidaten gerne auf einem bestimmten Posten sehen wollte oder nicht. Dies konnte sowohl eine Wahl, als auch die Zuteilung eines Amtes maßgeblich beeinflussen.

    Das Schreiben, dass Livianus am Vortag in die Casa geflattert war, hatte ihn, wie vom Verfasser schon darin vermutet, wirklich überrascht. Es war ein Brief des amtierenden Praetors Duccius Vala, der den Decimer darin um eine private Unterredung bat. Nichts also, dass anscheinend auf seine offizielle Funktion zurückzuführen war, sondern tatsächlich ein Gespräch von Senator zu Senator. Der Disput zwischen den beiden Männern, während des erst kurz zurückliegenden Consulats des Decimers, war wohl mittlerweile, dank der Acta und dem üblichen Geschwätz der Leute, in ganz Rom bekannt. Livianus hatte daher das Schreiben zweimal gelesen, ehe er den Inhalt und vor allem den Absender tatsächlich geglaubt hatte. Sein Blick war dabei auch immer wieder auf das, neben dem Brief liegende, Geschenk gewandert, das dem Schreiben beigelegen hatte. Eine private Unterredung zu Livianus Bedingungen - ein weiterer Schachzug des Ducciers, der alles daran gesetzt hatte, den Consular während seiner Amtszeit in ein schlechtes Licht zu rücken? Nein, er hatte im Schreiben ganz klar seine aufrichtigen Absichten bekundet und dieses Geschenk, ein edles und qualitativ hochwertiges Schmuckstück, als Beweis dafür beigelegt. Livianus sah also keinen Grund daran zu zweifeln. Warum der Duccier nicht einfach nach einer Senatssitzung auf ihn zugekommen war, sondern diese schriftliche Form des Kontakts gewählt hatte, blieb für Livianus vorerst fraglich. Am ehesten wollte der Vala ein großes Aufsehen um dieses Treffen vermeiden, dass zweifellos entstanden wäre, hätte sich die beiden Männer einfach vor den Augen aller Senatoren zusammengestellt und zu plaudern begonnen. Da rechnete man wohl eher damit, das einem der Himmel auf den Kopf fiel, wie es von einigen gallischen Stämmen bekannt war, zu denen der römische Glaube noch nicht vollends durchgedrungen war.


    Da Livianus es jedoch wiederum mitunter recht witzig fand die Senatoren, allem voran seine Kritiker unter ihnen, mit solch unerwarteten Handlungen zu überraschen und sie so eines besseren zu belehren, wenn sie glaubten alle seine Schritte voraussagen zu können, hatte er sich für den nächsten Tag genau das vorgenommen. Er wollte den Duccier nach dem Ende des heutigen Sitzungstages ansprechen und, um auch tatsächlich unter vier Augen mit ihm sprechen zu können und nicht von hunderten Ohren neugieriger Senatskollegen belauscht zu werden, zu einem kurzen Spaziergang einladen. Der Decimer war mittlerweile auch in ein Alter gekommen, wo man ein wenig Bewegung, nach einem im sitzen verbrachten Tag in der Curia Iulia, durchaus etwas abgewinnen konnte. Er unternahm daher recht oft solche Spaziergänge durch Rom, vor allem jetzt, wo das Wetter jeden Tag schöner und wärmer wurde und man noch die letzten Sonnenstrahlen genießen konnte, ehe der Abend über die Stadt hereinbrach.


    Er hielt also, als er die Curia verließ, in all dem Gewühl aus weißen Togen mit breitem Purpursaum, nach Duccius Vala Ausschau, den er während der Sitzung eben noch in seiner Bank sitzen gesehen hatte. Nachdem er ihn schließlich wieder ausmachen konnte, verabschiedete sich der Decimer noch rasch von einigen Klienten und Kollegen und ging dann zielstrebig auf den amtierenden Praetor zu, der sich ebenfalls im Gespräch mit anderen Senatoren befand, von denen Livianus überraschte und fragende Blicke erntete, als er sie unterbrach und den Duccier ansprach.


    "Praetor Duccius?"

    Meistens spar ich mir kurzzeitige Abmeldungen. Da es dieses Mal aber ein sehr erfreulicher Anlass ist, bei dem ich bestimmt auch oft an das IR denken werde, melde ich mich hiermit bis Anfang nächster Woche ab und werde schon heute Abend statt im virtuellen im realen Rom auf Erkundungstour gehen.


    Mal schauen ob in der echten Curia Iulia mehr los ist. ;)

    Dazu möchte ich dann doch noch etwas sagen, aber bitte keinesfalls als Angriff missverstehen ......


    Zitat

    Original von Lucius Petronius Crispus
    Und weil ich eben annehme, dass weibliche Spieler auch gern weibliche IDs spielen (genauso wie ich mir kaum vorstellen kann, eine weibliche ID zu spielen), .....


    In diesem Fall sollte sich vielleicht diese geistige Grundeinstellung der Spieler/innen an die Moderne anpassen und nicht das einigermaßen historische Konzept eines Forenrollenspiels. ;)


    Im Gegensatz zu unseren IR-Charakteren leben wir im Jahr 2014 und ich kenne gute Bücher mit tollen und glaubwürdigen männlichen Hauptcharakteren die von Frauen geschrieben wurden und wiederum auch welche, wo ich mir über eine weibliche Protagonistin gedacht habe "wirklich eine tolle Frau", die von Männern geschrieben wurden.


    Die Idee von Prisca hingegen finde ich sehr gut. Vielleicht sollte man eher solche Wege andenken und hier mehr die RPG-Möglichkeiten weiblicher IDs von Oben fördern und dabei den vorhandenen Spielrahmen voll ausnutzen, als ihn gleich verbiegen oder brechen zu wollen.


    PS:


    Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    Intrigenspiele und indirekte Einflußnahme der Frauen, über ihre Männer, auf die Politik (wie oben angedeutet) fände ich wiederum sehr reizvoll, nur wird dies wohl an der fehlenden Bereitschaft der Mitspieler scheitern. Wer will schon seine eigene männliche ID (deren Status man sich hart erarbeitet hat) zur Marionette umgestalten (Was ich allerdings nur zu gut verstehen kann, von daher bitte nicht als Kritik auffassen!).


    Also ich könnte mir sowas durchaus vorstellen, wenn es gut gespielt ist und einigermaßen plausibel wirkt.

    Nachdem Macer sein Einverständnis erklärt hatte, nickte auch Livianus zustimmend, blieb jedoch dabei sitzen.


    "Ich bin ebenfalls mit der Nominierung einverstanden."


    Seine weiteren Gedanken zu diesem Thema behielt er jedoch, wie schon seit Beginn der Sitzung, für sich und wartete stattdessen gespannt, ob auch die anderen Genannten ihre Zustimmung kundtaten.

    Man könnte ja schon fast sagen, dass diese Diskussion annähernd so alt wie das IR ist. Aber ich muss gestehen, dass ich noch nie wirklich etwas damit anfangen konnte - Historizität hin oder her. Denn ganz gleich ob es sich um einen Spieler oder eine Spielerin vor dem Bildschirm handelt, steht doch jedem bis zu max. 4 Mal frei, zu wählen, welche ID er/sie anmelden möchte. Jede ID hat dabei eben, wie auch teilweise in den Spielregeln nachzulesen, gewisse Vor- und Nachteile die sich aus dem Stand, der Herkunft, dem Alter oder eben aus dem Geschlecht ergeben. Wenn es ein Libertus oder gar Sklave ist, dann hat er überhaupt keine weiteren Aufstiegsmöglichkeiten, wenn es ein Kind ist, dann kann aus ihm/ihr, auch kein minderjähriger Legatus werden und wenn es eine Frauen-ID ist, dann gibt es eben auch einen gewissen Rahmen, in dem man sich mit seiner ID bewegen sollte/kann.


    Wenn eine Spielerin eine Frauen-ID spielen möchte, dann kann ich das gut verstehen und bin auch wirklich froh und dankbar, dass sie das tut. Nur das mich da keiner falsch versteht! Wenn sie aber auch an einer, ich nenne es mal salopp „Karriere-ID“ interessiert ist, dann steht es ihr doch frei nebenbei ein oder zwei weitere männliche IDs anzumelden. Es gab und gibt auch Männer, die weibliche IDs spielen und sich mit der dementsprechenden Rolle abgefunden haben, die sie mit dieser Frau ausfüllen können.