Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Und doch komm ich nach einem Jahr nicht umhin ganz klar zu denken, dass der Ausgang des Bürgerkriegs einer ganzen Reihe von Spielern den Spielspaß geraubt hat.


    Ich war während des Bürgerkriegs nicht mal aktiv, aber dank einiger "Spezialisten" der einzige, dem sim-on massiv Vorwürfe gemacht wurden und der sich für die Verliererseite sogar fast rechtfertigen musste. Und auch ich habe in dem halben Jahr seit meinem Wiedereinstieg aufgrund dieser Erfahrungen und deiner rücksichtsvollen Spielweise das eine oder andere Mal darüber nachgedacht, wieder den Hut drauf zu hauen, es aber dank dem Zuspruch einer gemeinsamen Freundin nicht getan. Und du schreibst dann hier so unbeteiligt, dass der Ausgang des Bürgerkriegs einer ganzen Reihe von Spielern den Spielspaß geraubt hat. Das finde ich auf eine ironische Weise sogar witzig. -.^

    Auch wenn es Livianus nicht wirklich gefiel was er da hörte, waren sie im Ausschlussverfahren nun bereits einen wesentlichen Schritt weiter gekommen. Die Aussage des Kaisers widersprach zwar seiner allgemein bekannten neutralen Einstellung und der in Aussicht gestellten Nachsicht gegenüber den ehemaligen Anhängern des Usurpators, aber anscheinend war Serpaio hierbei die Ausnahme der Ausnahmen. Die beiden Männer waren jetzt aber zumindest an einem Punkt angelangt, wo ein Drumherum reden nicht mehr nötig schien. Daher fragte der Decimer sehr direkt.


    "Also gut. Dann frage ich dich, auf welchem Posten du meinen Sohns eher sehen würdest."

    Ich versuche mich eigentlich aus solchen Grundsatzdiskussionen raus zu halten.... aber nach fast 10 Jahren IR kann ich nicht anders........ :)



    Entschuldigt bitte, wenn es vielleicht etwas provokant klingt, aber ich habe mich schon öfters gefragt, was ein jeder unter dieser oft zitierten gestiegenen „Historizität“ versteht bzw. was eure unterschiedlichen Erwartungen in diesem Zusammenhang an das Forum und die Spielerschaft sind? Jeder Spieler ist bestimmt darum bemüht sich mal mehr, mal weniger intensiv mit der römischen Geschichte auseinander zu setzen und eine dementsprechende Rolle im IR zu verkörpern. Das unterstelle ich allen pauschal einmal. Aber was ich als Grundlage dafür sehe, ist eher ein über zehn Jahre hinweg aufgeblasenes Sammelsurium bestehend aus Wiki (= historischer Anspruch wenn man so will), IR-Gesetzen und Spielregeln (die im Laufe der Zeit mitunter geändert wurden, damit es historisch richtiger ist) und IR-Historie (die ist wie sie eben ist, auch wenn das nicht allen immer gefällt), die es als Spieler bei allem Überlegungen und Handeln zu vereinen gilt, die aber sehr oft nicht wirklich plausibel ineinandergreifen. Man muss nicht lange suchen, um auf zahlreiche Widersprüche oder Unklarheiten zu stoßen, die einem Spieler, ganz gleich ob Neuling oder altem Hasen und egal mit welchem Werdegang, das Leben immer wieder schwer machen und sicher auch zu Frustration führen.

    Zudem kann manch ein berechnend handelnder (und daher von mir auch liebevoll bezeichneter) „Spezialist“ nun aus dieser bunt gemischten Informationsflut immer genau das herauspicken, was seiner ID gerade zum Vorteil, oder einer anderen ID zum Nachteil gereicht. Ich gehe auch nicht davon aus, hier mit sehr vielen RL-Historikern zusammenzuspielen, wobei auch bei denen oft die Grenzen zwischen Wissen und Annahmen verschwimmen. Also handelt es sich bei den meisten Historizitätsanhängern wohl eher um sehr geschichtsinteressierte Spieler, die mit ihrem (entschuldigt den Ausdruck) Halbwissen eben oft die sogenannten „Einäugigen unter den Blinden“ darstellen und das auch manchmal bewusst ausnutzen. Frei nach dem Motto: „Ist es für mich ein Vorteil (oder auch jemand anderem gewollt zum Nachteil), schwinge ich die Besserwisserkeule. Ist es für mich selbst ein Nachteil, lass ich sie lieber eingesteckt. Weiß ja sonst eh kaum einer.“ Manche dieser „Spezialisten“ sollten vielleicht mehr Rücksicht gegenüber denen üben, die nicht alles was in der Wiki steht auswendig wissen. Sie sollten respektieren, dass einfach nicht jeder soviel Zeit und Muse dafür hat oder aufbringen kann und trotzdem ein jeder, der im IR mitspielt, im vergleich zum Otto-Normal-Menschen wirklich beachtlich viel über die Antike weiß und das gepaart mit der Freude am Spiel als Merkmal genügen muss, um hier mitmachen zu können! Hilfe und Hinweise (am besten per PN) sollten ok sein, aber sicher nicht jemanden damit vor den Kopf zu stoßen, geschweige zu versuchen jemand anderen einen Strick draus zu drehen. Und DAS ist aus meiner Sicht eher das Problem an der ganzen Sache mit dem hochgehaltenen historischen Anspruch im IR.

    Während Livianus noch seine Gedanken sortierte und darüber nachdachte, ob auch wirklich alle Römer und -innen seine Rede verstanden hatten, wartete augenscheinlich alles auf eine Reaktion Plamas.


    Er nutzte die Gelegenheit um wieder zurück zur Rostra zu schreiten und über das Opfer nachzudenken. Sein Gebet war gewiss kein einfacher Tobak gewesen. Zuerst die Anbetung der Concordia und sein Verweis auf Aeneas, dem Stammvater der Römer, auf den man, der Aeneas-Sage nach, die Gründung der Stadt Alba Longa zurückführte, aus der schließlich eines Tages Rom hervorgegangen war. Dass jeder Römer wusste, dass das eigentliche Tempelgebäude, aedes, der Gottheit als Wohnhaus diente, setzte er hingegen voraus. Doch wer letztendlich auf solche Kleinigkeiten achtete und sich nicht über die eigentliche Kernaussage des Ganzen seine Gedanken machte, den hatte die wahre Botschaft dieses gut inszenierten Schauspiels ohnehin nicht erreicht.


    Es würde immer Kleingeister geben, die sogar in Botschaften und Niedergeschriebenem lieber nach Schreibfehlern suchten und diese zum Thema machten, als sich über dessen Inhalt Gedanken zu machen. Doch im Großen und Ganzen hoffte der Decimer, seine Botschaft war beim Volk und bei den Göttern angekommen, auch wenn die Lorbeeren dafür nun anscheinend Palma zu ernten schien. Bei der Rostra angekommen wandte sich auch er wieder zur Ehrentribüne und war gespannt, wie es nun weitergehen sollte.




    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Nicht nur die Zuschauer, auch der Consul beobachtete leicht ungeduldig den Haruspex, der mit blutigen Fingern in den Eingeweiden des Stieres wühlte. Es war nicht alltäglich, dass ein Mitglied des Ordo Haruspicum persönlich die Eingeweideschau vornahm, doch für eine solche Feier schien es wohl mehr als angebracht. Nach einiger Zeit erhob sich der recht gewissenhafte Priester wieder und verkündete mit immer noch von Blut triefenden Händen


    "Litatio!"


    Damit war das Opfer nun in der Tat zur Gänze von den Göttern angenommen und es bestand wohl kein Zweifel mehr, dass sie den dem römischen Volk nicht ihren Segen gaben. Erleichtert atmete Livianus durch und man konnte auch anhand seiner Körpersprache deutlich erkennen, wie eine große Anspannung von ihm abfiel. Ein letztes Mal in dieser Opferzeremonie wandte er sich lächelnd an die Zuschauer auf dem Forum, um auch ihnen lautstark das Ergebnis zu verkünden.


    "Das Opfer ist angenommen! Die Götter schenken uns ihren Segen!"


    Ein freudiger Beifall brannte auf dem Forum auf, ganz als wäre auch den hier versammelten Römern eine Last von den Schultern gefallen. Während man das Opfertier auf einem bereitstehenden Karren lud, zog sich der Consul auch wieder seine Toga vom Kopf und dankte sehr ausschweifend den anwesenden Priestern. Der Beifall, der sich in Zwischenzeit in Jubel verwandelt hatte und in Richtung des Tempels gerichtet war, schien nicht enden zu wollen, bis plötzlich jemand aus der Menge den Namen Palma rief. Dann ein Zweiter, ein Dritter und plötzlich skandierten der gesamte Pöbel, der sich auf dem Forum versammelt hatte schallend


    "PAL-MA!" "PLA-MA!" "PAL-MA!" "PAL-MA!" "PLA-MA!"


    Verdutzt wandte sich Livianus von den letzten Priestern ab, denen er eben noch die Hände geschüttelt hatte und ließ seinen Blick über das Forum schweifen. Die Gesichter sahen nicht mehr wie zuvor noch in die Richtung des Opferplatzes, sondern hatten sich zur Ehrentribüne gewandt, wo sie anscheinend nicht mehr den Göttern, sondern ihrem vermeintlichen Retter und neuen Kaiser huldigen wollten. Auch der Decimer sah nun in die Richtung der Ehrentribüne, wo ihm zuerst das zufriedene Lächeln seines Klienten Iunius Silanus ins Auge stach, der ziemlich sicher etwas mit diesen Parolen zu tun hatte, bevor er zu Palma selbst sah, der wahrscheinlich nun irgendwie reagieren würde.






    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    Vielleicht sollte man in Zukunft eher über Quotierungen nachdenken, anstatt ganz viele Zweige innerhalb einer einzigen Gens ausspielen zu wollen. Einer reicht meiner Ansicht nach vollkommen aus und damit dieser nicht völlig platzt, sollten bestimmte Aufnahmebeschränkungen gelten (ähnlich wie derzeit für Patrizier-Gentes).


    Das sind zwei Paar Schuhe. Die Stammbäume quellen nicht wegen der aktiven Spieler über, sondern den vielen Leichen und Exilanten, gegen die man nun mal, auch aufgrund der Spielregeln (was das weitergeben oder weiterspielen von IDs betrifft), nichts tun kannst. Da die meisten großen Gentes auch schon seit der Gründung des IRs existieren ist logisch, dass sich hier so viele „Karteileichen“ zusammengesammelt haben und man neue Spieler dann naturgemäß irgendwo dazwischen oder darunter noch reinquetschen muss, was zum weiteren Aufblähen des Stammbaums führt.




    Generell möchte ich sagen, dass die Gens Decima zu dieser Problematik ein gutes Negativbeispiel abgibt, da unsere ganze Gensgeschichte von Anfang an nicht wirklich stimmig oder nachvollziehbar war und ist.


    Zum einen berufen wir uns seit Meridius Zeiten recht pauschal darauf, dass dessen Vater Livius Decimus Hispanicus das Bürgerrecht für seine Familie durch seinen Dienst bei den Hilfstruppen erworben hat. Dies steht auch nach wie vor in unserer Gensbeschreibung. Sieht man sich jedoch unseren Stammbaum an wird deutlich, dass dieser Hispanicus zwei weitere Brüder hatte, die ebenfalls als römische Bürger geführt und im Unterschied zu Hispanicus sogar als richtige IDs tatsächlich einige Zeit lang gespielt wurden. Wenn wir also davon reden, dass Hispanicus das Bürgerrecht für seine "Familie" erworben hat, dann reden wir nur von seinen eigenen Kindern und Kindeskindern und nicht über seine Brüder, die ja ihre eigenen Familien gegründet haben. Man müsste der Richtigkeit halber also davon ausgehen, dass jeder dieser Brüder ebenfalls für seine jeweilige Familie auf irgendeine Art und Weise unabhängig von Hispanicus das römische Bürgerrecht erworben hat, was aber so nie ausgespielt wurde.


    Dazu kommt dann noch der Familienzweig Lucius Decimus Cato, der immer wieder als „griechischer Zweig“ der Gens Decima bezeichnet wurde und wird und mit dem auch SIMON bereits oftmals, auch von den Gensmitgliedern, ein „entferntes“ Verwandtschaftsverhältnis hergestellt wurde. Auch das ist eigentlich nicht wirklich möglich, denn wie bereits gesagt, ist selbst Livianus erst Römer in zweiter Generation, da sein Großvater Decimus noch ein iberischer Peregrinus war. Wie sollte dann innerhalb von diesen ein, zwei Generationen bereits eine „entfernte“ griechische Verwandtschaft entstehen, die nun selbst schon Familienmitgleider in vierter Generation ausspielt und dementsprechende Jahrzehnte existieren müsste.


    Also wie man anhand der Decimer sieht, wird hier schon seit Jahren, wenn nicht sogar schon seit den Anfängen des IRs, sehr viel vermischt und nicht immer logisch und nachvollziehbar gehandhabt. Ich gehe davon aus, dass es bei anderen Gentes ähnlich aussieht. Vor allem bei den großen über Jahre Gewachsenen, wie unsere Eigene. Damals hat man sich über die möglichst getreue Historizität noch nicht so intensive Gedanken gemacht wie heute und natürlich hat das IR im Laufe der Jahre auch immer mehr an Komplexität dazu gewonnen, das mit der davor gespielten SIMON Geschichte irgendwann nicht mehr zusammen gepasst hat. Wie ihr alle wisst stoßen wir immer wieder auf dieses Problem.


    Ich stehe der angedachten Veränderung recht emotionslos gegenüber und könnte mit beiden Varianten leben, sehe aber doch einer, wie schon von Dives erwähnten, unsichtbaren Schere ein wenig skeptisch entgegen, da sie ganz sicher nicht der tatsächlichen SIMON gespielten Geschichte des letzten IR-Jahrzehnts entsprechen würde.

    Man hatte den weißen Stier, dessen Hörner vergoldet waren, mittlerweile mit Ketten an den dafür vorgesehenen, im Boden verankerten Ringen befestigt, sodass er nicht mehr ausbrechen oder zurückweichen konnte. Ein stimmgewaltiger Herold sorgte mit den Worten "favete linguis!" für das erneute Stillschweigen aller Versammelten auf dem gesamten Forum Romanum.


    Es folgte eine erneute Handwaschung und Trocknung mit dem mallium latum, ein besonderes Tuch, das bei solchen Opferzeremonien zum Einsatz kam. Als Livianus und die Priester nun an das Tier herantraten, setzten die Flötenspieler mit ihrem Spiel auf der Doppelpfeife ein, die während dem Opfer für die notwendige Konzentration sorgen sollten. Livianus betrachtete es eher als störend, denn als wirklich hilfreich, da es so schien, als würde es das Tier noch nervöser werden lassen. Doch zum Glück hatten die zuvor geprüften Befestigungen bereits unzählige Opferrituale dieser Art hinter sich gebracht und ließen dem Tier kaum einen Bewegungsfreiraum, als nun auch die Opferhelfer herantraten, um die Wollbinden und die Decke auf dem Rücken des Tieres abzunehmen. Livianus bestreute das Tier darauf hin mit der mola salsa, einer von den Vestalinnen zubereiteten Mischung aus Speltschrot und einer Salzlake, die nur bei einer solchen, von einem Magistraten oder Priester durchgeführten großen Opferzeremonie zum Einsatz kam.


    Nun wurde dem Decimer der Culter überreicht und er strich mit diesem Opfermesser sanft von Kopf bis Fuß über den Rücken des Stieres, um ihn so symbolisch zu entkleiden. Danach setzte der Consul erneut zu einem, diesmal lauter gesprochenen und für alle Anwesenden deutlich hörbaren Opfergebet an, dass er wieder Richtung Tempeleingang und dem dort aufgestellten Kultbild der Concordia richtete.


    "O Concordia, Göttin der Eintracht und Einigkeit!


    Mit der Zustimmung und dem Segen des großen Iuppiter Optimus Maximus, Vater aller Götter und Schirmherr des römischen Res Publica der Quiriten bringen wir dieses weitere Opfer dar.


    Wir die Quiriten bezeugen damit vor dir und dem Göttervater Iuppiter, dass wir allen Streit und alle Feindseligkeiten begraben, keine Legionen im Felde haben und auch keinen Konflikt mit anderen Völkern oder Nachbarn austragen und der umfassende Friede im Römischen Reich wieder hergestellt ist. Wir wollen daher am heutigen Tage, nach den schweren und dunklen Zeiten die hinter uns liegen, für Wohl des römischen Volkes und die Wiederherstellung der pax deorum bitten.


    Dafür geben auch wir dir diese Gaben in aller Demut, opfern heute an deinem hohen Feiertag und erhalten dir diesen Tempel als deine Wohnung!


    Nimm nun auch diesen makellosen Stier als unsere Abbitte und gerechte Gabe für Deinen Segen!"


    In der Zwischenzeit war nun auch der Cultrarius an das Tier herangetreten und fragte den Consul mit dem üblichen Wort, ob er das Opfer nun vollziehen solle.


    "Agone?"


    Livianus nickte andächtig und bestätigte die Frage seines Gegenübers.


    "Age!"


    Einen Herzschlag später sauste der Opferhammer bereits auf den Kopf des Stieres herab, um ihn damit zu betäuben und zu verhindern, dass er während des Kehlschnittes doch noch irgendwie ausbrach. Fast Zeitgleich durchschnitt der Opferstecher gekonnt die Kehle des Tieres, dass sofort und ohne einen Laut von sich zugeben zusammenbrach. Die in einem Schwall hervortretende große Menge an Blut konnte bereits jetzt als gutes Omen betrachtet werden. Doch um sicher zu gehen, stand auch schon ein Haruspex bereit, um aus den Eingeweiden des Tieres zu lesen.






    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Den meisten der Anwesend war wohl bekannt, dass Livianus nicht gerade zu den frommsten Personen des Reiches zählte, war sogar schon im Senat darüber diskutiert worden, dass er sich bisher kaum in Religionsfragen hervorgetan hatte, noch Mitglied eines Kults oder anderen Gremiums war. Seine Erfahrung mit selbst zelebrierten Opferriten beschränkte sich bisher eher auf den privaten Bereich, oder auf Feldopfer und kleinere Opferrituale vor einer Legion. Es war daher kaum verwunderlich, dass er dementsprechend nervös war, ein derart großes Opferritual vor einer so großen Menschenmenge und im Beisein des Senats und des Kaisers selbst als Opferherr anzuleiten. Natürlich hatte er sich von Priestern des Cultus Deorum vorbereiten lassen und sie waren es auch, die ihm nun zur Seite standen und notfalls soufflieren konnten, als man mit dem obligatorischen Voropfer begann.


    Anders als sonst üblich, war der Altartisch und ein dahinter stehendes Kultbild der Concordia nicht im Inneren des Tempels zu finden, sondern vor dem Tempeleingang aufgebaut worden. Für alle gut sichtbar waren darauf bereits Speiseopfer und andere Gaben niedergelegt worden, um sie Concordia zu präsentieren. Während Livianus darauf zuschritt, reichte ihm einer der Priester den Weihrauch, den der Consul anschließend mit möglichst gleichmäßigen Handbewegungen über den Altartisch verstreute.


    "O Concordia, Göttin der Eintracht und Einigkeit! Unser Gebet steige zu dir auf wie dieser Weihrauch und schenke uns dein Gehör!"


    Als nächstes deutete Livianus auf die Opfergaben, die vor ihm auf dem Foculus lagen.


    "O Concordia! Seit der Gründung Roms durch Aeneas segnest du das Volk der Quiriten mit Eintracht und Einigkeit! Wir selbst heben diesen Frieden jedoch schon viel zu oft gestört und die von dir geschenkte Gunst missachtet und geschändet! Wir danken dir daher, dass du dennoch immer wieder voller Güte auf uns herabsiehst und uns trotz all unserer Fehler erneut auf den richtigen Weg geleitest.


    Führsorglich blickst du hinweg über unsere zahlreichen menschlichen Schwächen und unserem oft unbändigen Drang nach Krieg und Zerstörung und hast es einmal mehr geschafft, dem römischen Volk Frieden und Einigkeit zu bringen. Du hast es fertig gebracht den langandauernden Bruderkampf zu beenden und das römische Volk erneut unter einem Kaiser in Frieden zu vereinen.


    Dafür geben auch wir dir diese Gaben in aller Demut, opfern heute an deinem hohen Feiertag und erhalten dir diesen Tempel als deine Wohnung!


    Nimm nun diese Opfergaben als unsere Abbitte und gerechte Gabe für Deinen Segen!"


    Das Gebet endete mit der obligatorischen Wendung nach Rechts. Während Livianus nun mit den Priestern zurück zum eigentlichen Tempelvorplatz schritt, wo immer noch das, nun ein wenig unruhiger gewordene, Opfertier wartete, wurden alle Beteiligten mit Wasser besprengt, um sie so symbolisch zu reinigen.






    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Die Reaktionen auf seine kurze Ansprache fielen sehr verhalten aus. Keinesfalls hatte er mit Jubelstürmen gerechnet, doch auch ein nachdenkliches oder betroffenes Murmeln der Anwesenden, hätte ihm gezeigt, dass man seine mitunter mahnenden Worte interessiert verfolgt hatte. Doch Livianus ließ sich davon nicht unterkriegen und ganz nach dem vor kurzem erhaltenen Ratschlag, in solchen Situationen ganz nach dem Motto ‚stur lächeln und winken‘ zu handeln, stieg der Consul wie eben angekündigt wieder von der Rostra und marschierte in Richtung Tempel der Concordia, der sich ebenfalls auf dem Forum Romanum befand und vor dem bereits alles für die Opferzeremonie vorbereitet war. Um die zahlreichen Anwesenden daran teilhaben zu lassen, hatte man heute beschlossen, alle Handlungen davor, statt im Tempel zu vollziehen. Ein Glück, dass auch das Wetter mitspielte.


    Zuerst trat der Consul auf ein, von den Priestern an den Tempelstufen aufgestelltes Becken zu und wusch darin seine Hände, ehe er sich einen Teil seiner Toga praetexta über den Kopf zog. Dann stieg er die Stufen hinauf zum aufgebauten Opferplatz, wo er von den ausführenden Priestern bereits erwartet wurde, um dem von ihnen zelebrierten Tieropfer beizuwohnen. Geopfert werden sollte, wie bei solchen öffentlichen und prestigeträchtigen Zeremonien üblich, ein weißer Stier, der auch gerade als der Consul die letzte Treppe erreicht hatte, ebenfalls, behangen mit der traditionellen Dekoration aus Wollbinden und einer Decke auf dem Rücken, zum Opferplatz gebracht wurde. Trotz der großen Menschenansammlung und dem daraus resultierenden Lärm, trotte das Tier seelenruhig einem Aedituus hinterher, der den Stier schließlich auf der dafür vorgesehenen Stelle positionierte.







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    Livianus freute sich zu hören, das Vespa seiner Meinung war und zeigte dies auch deutlich mit einem zustimmenden Nicken und einem freundlichen Lächeln.


    "So ist es. Deinem Sohn soll es an nichts mangeln und natürlich wirst du, trotz der Adoption in alle Entscheidungen eingebunden werden, die seine Ausbildung und seine Zukunft betreffen. Auch als Decimer soll er im Andenken an seinen Vater und gemäß den Traditionen eurer Familie erzogen werden."


    Irgendwie hatte sich das Gespräch, das anfänglich recht holprig verlaufen war, nun doch recht schnell in eine äußerst positive Richtung entwickelt. Es hatte auf jeden Fall den Anschein, als wären die beiden Verlobten bereits in den wichtigsten Punkten zu einer Übereinkunft gekommen.


    "Ich denke wir haben das Wichtigste nun bereits geklärt. Das freut mich wirklich sehr Vespa. Gibt es von deiner Seite noch etwas, dass du gerne ansprechen möchtest, bevor wir uns nun wirklich in aller Ruhe dem Essen widmen und die Gelegenheit nutzen, uns gegenseitig besser kennen zu lernen?"






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    Livianus überlegte kurz, schüttelte dann aber verneinend den Kopf.


    "Nein, das wäre vorerst alles. Halte mich bitte auf dem Laufenden."


    Zum Schluss nickte er ihr noch aufmunternd zu und ein etwas gezwungenes Lächeln umspielte seine Lippen, dass Celeste zeigen sollte, dass er es eben nicht so streng meinte, wie es vielleicht geklungen hatte. Was Serapio betraf, lagen seine Nerven eben manchmal blank, aber das wussten mittlerweile wohl die meisten Hausbewohner und angestellten. Dementsprechend hatte man es auch vermieden, dieses Thema in den letzten Monaten anzusprechen.

    Ohne Zweifel hatte Palma Recht. Serapios Meinung war in dieser Angelegenheit durchaus von Belang. Sein Sohn hatte im Laufe seiner langen Dienstzeit beim Exercitus genug Jahre in den Provinzen verbracht und bestimmt keine Lust darauf, nun wieder irgendwo hin an das andere Ende des Reiches entsandt zu werden. Dies war Livianus durchaus bewusst. Dennoch hätte er einem interessanten Vorschlag Palmas seine Aufmerksamkeit geschenkt. Immerhin war bisher im Laufe des Gespräches nichts Konkretes gefallen und der Decimer war gespannt, welche Art von Posten Palma nun für seinen Sohn ins Auge fassen wollte. Doch die Provinzen sollte man dabei wohl außen vor lassen.


    "Ich weiß wie mein Sohn darüber denkt und ich weiß auch, dass er nicht unbedingt begeistert darüber wäre, erneut in die Provinzen geschickt zu werden. Er hat schon genug Jahre in den Provinzen verbracht und war damals sehr froh, als er einen Posten in Rom bekommen hat. Vielleicht sollten wir diese Idee also wieder verwerfen und uns, um deine Zeit nicht über die Maßen zu beanspruchen, auf Posten in Italia fokussieren.


    Auf meinen Vorschlag, ihn wieder in den Rang eines Reichspräfekten zu erheben, bist du bisher nicht eingegangen. Ich schließe daraus, dass dies für dich nicht in Frage kommt?"

    "Da hast du vermutlich Recht. Ich würde vorschlagen, dass wir uns beide einfach Gedanken darüber machen, wen wir aller einladen wollen. Dann werden wir ja sehen, wie viele Leute letzten Endes auf der Gästeliste stehen."


    Livianus musste schmunzeln. Solche Probleme hatte man oft bei Feiern dieser Art. Man überlegte und überlegte und die Gästeliste wurde länger und länger, bis man damit anfangen musste nachzudenken, wem man aller von der Liste wieder streichen konnte, da im Haus nicht genug Platz für alle war. Als er sich so Gedanken darüber machte, ob es vorerst noch offene Fragen zu klären galt, fiel ihm ein weiterer wichtiger Punkt ein.


    "Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass wir sine manu heiraten und du so deine sui iuris bewahrst. Was deinen Sohn betrifft. Möchtest du, dass er als Prudentius aufwächst, oder könntest du dir vorstellen, dass ich ihn nach der Heirat in meine Familie adoptiere? Es hätte unter anderem den Vorteil, dass auch er dem Stand der Nobilitas angehören würde."





    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Palma ging also nicht wie gehofft auf Livianus Vorschlag ein. Stattdessen brachte er seinerseits eine Idee aufs Tablet, die sich vermutlich aus den angesprochenen Wünschen des Decimers ableitete.


    "Hmm" brummte dieser nachdenklich. Eine durchaus überlegenswerte Idee, die Palma da anschnitt, allerdings bereitete dem Decimer die Vorstellung seinen Sohn aus seinen Einflussbereich zu verlieren etwas Unbehagen. Er konnte so weder lenkend eingreifen, noch konnte er seinen Sohn schützen, falls es zu einer erneuten wie auch immer gearteten Eskalation kommen sollte. Andererseits war er dann weit weg von Palma, was bestimmt zu einer grundsätzlichen Deeskalation beitragen würde. Doch war Livianus durchaus bereit dem Vorschlag des Corneliers weiter anzuhören.


    "Was schwebt dir vor?"

    "Er wird bestimmt seine Gründe dafür haben" kommentierte Livianus die letzte Bemerkung der Scriba, ehe er kurz über ihr Angebot nachdachte. Schließlich jedoch nickte er.


    "Also gut. Hör dich nach seinem Verbleib um. Finde heraus wo er Obdach gefunden hat. Wenn er gefunden wurde, möchte ich jedoch verständigt werden. Er soll nicht mitbekommen, dass er gesucht wird. Ich möchte ihm selbst einen Besuch abstatten. Hast du mich verstanden?"


    Livianus Stimme klang angespannter und strenger als man es sonst von ihm gewohnt war.

    Zweifellos hatte Livianus nicht damit gerechnet, dass die junge Aelia einen Gefühlsausbruch erleiden würde, doch die recht beherrschte, fast schon ernüchternd wirkende Antwort fiel ihr wohl deutlich leichter, als ihm die Formulierung der Frage dazu. Es rief Livianus wieder in Erinnerung, dass es sich hier um eine mehr oder weniger arrangierte Heirat handelte. Dementsprechend unverblümt sprach er zu diesem Thema weiter.


    "Das freut mich. Ich würde vorschlagen, dass wir für die Hochzeit einen Termin nach meinem Consulat finden. Es nimmt doch mehr Zeit in Anspruch als es mir lieb ist und einige vorbereitungsintensive Ereignisse, wie der Festtag der Concordia, stehen noch aus. Es wäre mir daher sehr recht, wenn du dich der Vorbereitung unserer Hochzeit annehmen könntest."


    Livianus wurde kurz von den Sklaven unterbrochen, die nun den Hauptgang servierten und damit für einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit des Decimers auf sich zogen. Er machte bei dieser Gelegenheit einen kräftigen Schluck aus seinen Becher und deutete ihnen auch, dass sie nachfüllen sollten. Dies brachte ihn auch auf eine weiteren Punkt, der zum eben gesagten passte.


    "Selbstverständlich steht dir dazu bereits jetzt der gesamte Haushalt der Casa Decima zur Verfügung und auch ich werde dich natürlich so weit es meine Zeit zulässt bei den Vorbereitungen unterstützen. Ich nehme an, du hast dir auch über die Form der Eheschließung Gedanken gemacht? Außerdem sollten wir vorher auch klären, ob wir im kleinen oder größeren Kreis feiern möchten. Ich selbst habe kein Problem damit, wenn wir nicht halb Rom einladen, kann aber verstehen, wenn du oder dein Onkel eine standesgemäß pompösere Hochzeit bevorzugt."





    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    "Ah Celeste! Schon gut. Tritt bitte näher. Ich möchte dich etwas fragen."


    Livianus winkte die Scriba näher an sich heran.


    "Du arbeitest nun zwar schon einige Zeit für den jungen Aquila, dennoch hatte ich gehofft du könntest mir etwas über den Verbleib meines Sohnes sagen. Ich hatte gehofft er würde von alleine Einsicht zeigen und zurückkommen. Aber da es nun wohl nicht danach aussieht, möchte ich selbst erneut versuchen ihn den Kopf zu Recht zu rücken. Weißt du wo er sich derzeit aufhält?"

    Nachdem nun auch Palma pompös auf dem Forum eingezogen war, was das Eintreffen der Magistrate kurz davor eher wie den Aufmarsch einer Gauklertruppe wirken ließ, konnte der Festtag nun offiziell eröffnet werden. Zweifellos hatte Palma diesen Auftritt seinem neuen Procurators, Livianus Klienten Iunius Silanus, zu verdanken, der schon immer ein gutes Gespür für derlei Dinge gezeigt hatte. Auch hier bewies er einmal mehr, dass er sich darauf verstand, dem Volk ihren „neuen“ Kaiser nach seiner längeren öffentlichen Abwesenheit im besten und glanzvollsten Licht zu präsentieren, so dass kein Zweifel an seinem gerechtfertigten Anspruch auf diese höchste aller römischen Würden aufkommen konnte. Doch sei´s drum. Sollte der Cornelier diesen weiteren Augenblick seines Triumpfes genießen, wer konnte schon wissen, was die Zukunft noch für ihn bereithielt. Livianus hingegen bestieg die Rostra und wartete, bis der Applaus und die Huldigungen für den Kaiser abgeebbt waren, ehe er seine Stimme erhob.


    "Volk von Rom!


    Ich begrüße euch an diesem besonderen Tag, der von unserer wiedererlangten Einigkeit und unserer Eintracht zeugen soll. Ich begrüße zu diesem Festtag auch ganz besonders den Imperator Caesar Augustus Cornelius Palma, die ehrenwerten Mitglieder des Senats und die Honoratioren der Stadt, die sich heute alle versammelt haben, um mit uns gemeinsam stolz die Wiederherstellung des allumfassenden Friedens im gesamten Imperium Romanum auszurufen und Concordia als Dank für ihren Beistand und der Bitte auch weiterhin für das Wohl des römischen Volkes zu sorgen, ein Opfer darzubringen.


    Wir, die Magistrate des Cursus Honorum, mein geschätzter Mitconsul und ich, waren heute Morgen bereits im Auguraculum, um dort den Willen des Iuppiter Optimus Maximus zu erfragen. Der Magister Augurum selbst hat dabei das Augurium salutis geleitet und den Himmel befragt."


    Hier machte Livianus zwecks der Dramatik und Spannung bewusst eine kurze Pause und ließ seinen Blick über die versammelte Menschenmenge schweifen. Zwar rechnete keiner damit, dass Iuppiter seine Zustimmung verweigert hatte, doch immerhin konnte ja doch die Möglichkeit bestehen. Bevor das aufkommende Murmeln im Pöbel all zu groß wurde hob der Consul beschwichtigend seine Arme und sprach weiter.


    "Ich kann euch berichten, dass Iuppiter selbst unserem Opfer wohlgesonnen ist und Concordia das Opfer in seinem Namen annehmen wird. Die Götter haben mit Wohlwollen gesehen, dass wir allen Streit und alle Feindseligkeiten begraben, keine Legionen im Felde haben und auch keinen Konflikt mit anderen Völkern oder Nachbarn austragen. Es wurde uns daher von Iuppiter selbst gestattet, dass wir am heutigen Tage, nach den schweren und dunklen Zeiten die hinter uns liegen, bei Concordia für Wohl des römischen Volkes bitten. Sie wird unser Opfer in Iuppiters Namen annehmen."


    Damit war die wichtigste offene Frage beantwortet, was sich auch sofort darin zeigte, dass erneut ein zustimmendes und beruhigtes Murmeln unter den Anwesenden aufkam. Doch Livianus war mit seiner Ansprache noch nicht fertig und so erhob er erneut seine kräftige, befehlsgewohnte Stimme.


    "Ich sehe in diesem Opfer und in der heutigen Feier jedoch mehr, als nur unseren Dank und die Bitte für unser aller Wohl an Concordia zu richten. Die dunklen Zeiten des Bürgerkriegs mögen nun schon einige Zeit hinter uns liegen und in der Tat stehen wir uns nicht mehr mit dem Schwert in der Hand gegenüber. Auch der Alltag ist mittlerweile wieder in unsere Häuser und unsere Straßen eingezogen. Doch können wir alle reinen Gewissens behaupten, dass auch unser Herz und unser Verstand Frieden gefunden hat? Keimt nicht nach wie vor die Saat des Zweifels, der Argwohn oder auch der Unzufriedenheit in manchen von uns?


    Aus eigener Erfahrung kann ich euch berichten, dass ich dieser Saat leider nur all zu oft während des letzten Jahres begegnet bin. In den Straßen, in meinem Haus oder auch im Senat. Es wäre daher unvorsichtig und falsch diese Gefühle zu verleugnen oder sie zu ignorieren. Sie sind es, denen es nun zu wiederstehen gilt! Sie sind der neue Feind der unseren wiedergewonnen Frieden bedroht. Ihnen müssen wir uns entschlossen, mit vereinten Kräften und mit der Unterstützung der Götter entgegenstellen und sie aus unseren Köpfen und unseren Herzen vertreiben und ein für alle Mal verbannen. Nur dann können wir hoffen, dass eines Tages tatsächlich alle Wunden verheilt sind und alle Gräben überwunden sind.


    Der heutige Tag ist also keineswegs als Abschluss dieses schwersten aller Kapitel unserer jüngsten Geschichte zu sehen. Der bewaffnete Konflikt ist in der Tat beendet, doch ich sehe dennoch darin den Beginn eines neuen Kampfes. Der Kampf mit dem schwierigsten aller Gegner steht uns noch bevor. Der Kampf gegen uns selbst, unserem Gewissen, unseren Gefühlen und unserem Verstand. Daher möchte ich die Götter heute auch bitten, dass sie uns in diesem Kampf unterstützen, uns in schweren Zeiten Mut zusprechen und uns leiten mögen, auf das jeder von uns eines Tages erneut einen Sieg feiern kann. Erst dann wird dieses Kapitel abgeschlossen sein und wir können erneut in eine glorreiche und hoffnungsvolle Zukunft für uns alle und das Imperium Romanum blicken.


    Lasst uns nun also gemeinsam Concordia in diesem Sinne opfern!"





    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Livianus dachte gar nicht daran, trotz der allgemein positiven Reaktion des Senats auf die neu formulierten Berichtspflichten der Magistrate, es sich nehmen zu lassen, sein Res Gestae nach alter Tradition vor dem Volk, statt im Senat abzuhalten. Also fand er sich kurz nach dem Ende seiner Amtszeit auf dem Forum Romanum ein, um vor jedem, den es interessierte, Zeugnis abzulegen. Sichtlich gut gelaunt trat er auf die Rostra und erhob lachend seine Stimme.


    "Volk von Rom, hört mich an!

    ich trete heute wohl als letzter Consular vor euch, um Rechenschaft über mein Amtsjahr abzulegen. Die zukünftigen Magistrate werden dies wohl schon in der Curia Iulia anstatt davor machen. Zu meinem Verdruss muss ich euch jedoch gestehen, dass ich euch nichts berichten kann…….. das ihr nicht bereits aus der Acta kennt. Die emsigen Redakteure haben es geschafft, euch noch vor meinem persönlichen Res Gestae eine ausführliche Zusammenfassung meines Amtsjahres zu liefern. Es hatte den Vorteil, dass ich mir selbst nicht lange Gedanken beim Verfassen dieser Rede machen musste. So bleibt mir heute also nur, euch wiederum eine Zusammenfassung dieser Zusammenfassung vorzutragen.

    Meine Erwartungen, nach meiner gewonnen Kandidatur waren wirklich sehr hoch, doch ich hatte den eisigen Gegenwind weit unterschätzt, der mir im Laufe meines Amtsjahres unaufhörlich entgegenwehte. Wahr ist, dass ich mir vieles vorgenommen hatte. Wahr ist aber auch, dass ich nur das Wenigste davon zu einem gebührlichen und befriedigenden Abschluss bringen konnte. Doch lassen wir mein umfangreiches aber auch selbstgewähltes Programm noch einmal in aller Kürze Revue passieren.

    Die von mir erhoffte und sogar mit dem Palast abgestimmte Aufarbeitung der Bürgerkriegsjahre und der damit verbundenen Regierungszeit des Usurpators fand wenig Zustimmung und Interesse im Senat. Ob dies nun tatsächlich an meiner Person lag oder an dem Thema an sich…. der Grund für diese dogmatische Verweigerung ist mir bis heute nicht wirklich klar geworden. Ich verbreite bestimmt keine Unwahrheiten wenn ich euch berichte, dass auch von Seiten des Palasts, wo mir der Imperator persönlich bei meinem Amtsantritt sein Interesse an einer solchen Aufarbeitung versichert hat, ebenso im Laufe des vergangenen Jahres nichts zu hören war und vermutlich auch genau so wenig passiert ist. Es dürfte also wohl im gemeinsamen Interesse vieler liegen, dass dieses Thema weiter unbehandelt und wenn möglich unausgesprochen bleibt, und ich gehe davon aus, dass sich dies auch in den kommenden Jahren nicht wirklich ändern wird. Die schnell erklärte Unterstellung der Acta, das Scheitern dieses Vorhabens hätte mit der nicht mit meinen Verbündeten abgesprochenen Vorgehensweise zu tun, kann ich so nicht bekräftigen, haben sich meine „Verbündeten“ schließlich nur selten bis gar nicht während meiner Amtszeit im Senat blicken lassen.

    Überhaupt blieben die Reihen des Senats im Großen und Ganzen recht leer im letzten Jahr oder zumindest waren immer die gleichen Gesichter zu sehen, die sich dann auch hier und da zu Wort meldeten. Dass dabei ausgerechnet jene engagierten Senatoren nicht gerade zu meinen Befürwortern und Unterstützern zählten, ist denke ich allgemein bekannt. Was uns auch gleich zum nächsten gescheiterten Punkt meines Programms bringt. Die Überarbeitung der internen Senatsrichtlinien. Dass niemand wirklich verstanden hat, oder auch bis heute versteht, was ich damit bezwecken wollte, kann ich mir im Nachhinein betrachtet sogar recht gut vorstellen. Auch die sonst so gut informierten Redakteure der Acta scheinen da keine Ausnahme zu bilden. Dass man sich jedoch so rechthaberisch geweigert hat ein paar einfache Richtlinien und Normen für den täglichen Senatsalltag und einen redlichen Umgang miteinander festzulegen, hat mich dann doch sehr verwundert, da wir sogar für die schlichte Einsetzung einer Inquisitio Senatus ein mehrseitiges Dokument mit elf Paragraphen und einigen Unterpunkten unser eigenen nennen dürfen. Dass ich damit natürlich indirekt auch an den Umgangsformen feilen wollte und nebenbei auch hoffte, damit würde einem amtierenden Consul wieder ein Mindestmaß an Respekt gegenübergebracht, möchte ich gar nicht abstreiten. Die vielen Liktoren eines Consuls sind wohl ebenso zur einfachen Zierde verkommen, wie das traditionelle Verhalten gegenüber höherrangigen Senatoren und deren Stellung in der Gesellschaft oder auch römischen Tugenden wie Auctoritas, Dignitas, Humanitas oder Pietas. Das alles scheint in den einst heiligen Hallen heute keine große Rolle mehr einzunehmen. Doch kommen wir zurück zu meinem Consulat.

    Außerhalb des Senats durfte ich euch endlich mit der Fertigstellung des Ulpianums erfreuen. Auch wenn diese mir angeblich in den Schoß gefallen ist, ein wenig Arbeit hatte ich dann doch noch damit. Und natürlich möchte ich entgegen der Acta nicht den Festtag der Concordia und das dazugehörige Opfer, sowie das davor organisierte augurium salutis unter den Tisch fallen lassen. Auch hier floss nicht unerheblicher Zeit- und Energieaufwand hinein.

    Summasummarum kann ich der Acta also in ihrer Zusammenfassung meiner Amtszeit zustimmen. Tatsächlich ist mir der politische Wiedereinstieg nach meiner Rückkehr schwerer gefallen als erwartet, da ich aus einer Zeit stamme, wie es die Acta auszudrücken beliebt, wo die Diskussionen zwar nicht weniger intensiv und oft auch hitzig geführt wurden, jedoch der allgemeine Umgangston unter Senatoren nicht wie heute dem Jargon der Subura glich und letzten Endes das gemeinsam erarbeitete Ergebnis zählte und nicht die Profilierung einzelner.


    Ob diese zweifellos stattgefundenen Veränderungen in der politischen Landschaft Roms und auch in der Art der Zusammenarbeit zwischen den Senatoren, die sich lieber persönlichen Grabenkämpfen hingeben als dem Allgemeinwohl dienen, positiv oder negativ zu betrachten sind, könnt letzten Endes nur ihr, das Volk beurteilen, da ihr es auch seid, die in erster Linie mit den Konsequenzen daraus zu leben haben.


    Ich danke jedenfalls allen die mich in dieser Zeit unterstützt haben und wünsche all jenen, die das zukünftige Heil des Reiches in der neuen Generation von Senatoren sehen, dass ihre Hoffnungen tatsächlich eines Tages in Erfüllung gehen werden.


    Vielen Dank!"