Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Die Diskussion hatte lange gedauert und es war spät geworden. Bevor Livianus erneut das Wort ergriff überlegte er kurz, ob es sich noch auszahlte nun eine Abstimmung in die Wege zu leiten. Sein Amtsjahr war so gut wie zu Ende und bereits jetzt konnte er vor seinem geistigen Auge die reißerische Überschrift der Acta sehen, die über sein gescheitertes Consulat Auskunft gab. Warum also sollte er den armen Redakteuren die Arbeit antun, ihre bestimmt schon fertig in der Lade liegenden Artikel umschreiben zu müssen, wenn er nun doch noch ein Gesetz zur Abstimmung brachte und damit etwas vorzuweisen hatte. Sollte sich der neue Consul darum kümmern und gemeinsam mit dem Duccier die Lorbeeren dafür ernten. Vielleicht verschaffte ihm das auch einen besseren Start in sein Consulat, als es der Decimer gehabt hatte.


    "Nun gut. Da es allem Anschein nach nichts mehr zu diesem Thema zu sagen gibt schließe ich die Sitzung auf Grund der fortgeschrittenen Stunde für heute. Senator Duccius bitte ich eine Reinschrift der Gesetzesänderung anfertigen zu lassen und sie dem designierten Consul zu übergeben. Die Abstimmung wird dann bereits unter seiner Leitung erfolgen."


    Damit erhob er sich und verließ seinen Platz.

    [Sim-off]Sorry – hatte überlesen, dass die Hochzeit erst nach unserem Amtsjahr stattfindet[/simoff]


    Sie hatten sich noch nicht all zu weit vom Eingang entfernt, da kam auch bereits das Brautpaar und begrüßte den Consular und seine Verlobte. Ob es am überstandenen Amtsjahr lag, oder an seiner bezaubernden Begleitung, die auch gleich von Dives mit einem anerkennenden Kompliment bedacht wurde. Livianus war jedenfalls bester Laune, was der Gastgeber auch gleich merken sollte, als der Decimer ihm mit einem breiten Lächeln auf den Lippen auf die Schulter klopfte.


    "Mein lieber Iulius! Zerbrich dir darüber nicht mehr den Kopf und schon gar nicht heute. Ich habe zwei Kriege und die Gefangenschaft bei den Parthern überstanden und kann dir sagen, dass es weitaus schlimmeres gibt, als die politischen Querelen eines Amtsjahres im Cursus Honorum. Wichtig ist, dass du dir eine dicke Haut zulegst…… wie diese Elefanten, die es auf der anderen Seite des Mare Nostrums gibt. Das vergangene Jahr war eben ich das Opfer, nächstes Jahr ist es ein anderer und im darauf folgenden Jahr kann sich schon keiner mehr daran erinnern, was sich überhaupt während meines Consulats alles zugetragen hat. So ist Rom. Die Schau geht weiter, der Pöbel will schließlich belustigt werden.


    Und hätte ich mich tatsächlich dazu entschließen wollen heute nicht zu kommen, so wäre mir die Wahl wohl schwer gefallen ob ich als Grund tatsächlich dein Verhalten dafür hernehme, oder das Verwandtschaftsverhältnis deiner Zukünftigen zu besagten Annaeer, den ich schon vor dem Bürgerkrieg zu meinen treusten politischen Feinden zählen durfte."


    Mit diesen, für den Decimer ungewohnt lockeren und witzig gemeinten Worten, wandte er sich nun auch lächelnd der Braut zu.


    "Meine liebe Sergia, es ist mir eine große Freude dich kennen zu lernen und ich darf dir meine Glückwüsche und die meiner Familie aussprechen. Selbstverständlich sind wir zu diesem besonderen Anlass auch nicht mit leeren Händen in euer Haus gekommen. Ein kleines Geschenk, dass ich euch am besten gleich jetzt überreichen möchte."


    Bei diesen Worten sah Livianus über seine Schulter wieder zum Eingang, wo einer seiner Skalven genau auf dieses Zeichen gewartet hatte. Er gab einen Wink nach draußen weiter und mehrere Sklaven brachte gleich darauf zwei schwere und große Holzkisten in den Eingangsbereich der Casa Sergia. Während die Kisten geöfnet wurden, wandte sich Livianus wieder dem Brautpaar zu.


    "Ich habe mir erlaubt als Hochzeitsgeschenk zwei Marmorstatuen* für euren Eingangsbereich anfertigen zu lassen. Sie zeigen eure Stammväter Iulus und Sergestus und sollen zukünftig jedem Besucher die Verbindung eurer beiden Häuser in Erinnerung rufen."


    [simoff]* siehe bei beiden WISIM-Angebot[/SIM-OFF]

    "Es sind zwar meine Worte, doch sie sind auch für meinen Sohn bindend. Ich werde ihn nach unserem Gespräch aufsuchen und ihn über dessen Ausgang und meine Erwartungen in Kenntnis setzen. Letzten Endes hast du ja dabei Nichts zu verlieren, er jedoch Alles – und das bereits zum zweiten Mal. Ich bin daher fest davon überzeugt, dass er recht schnell selbst erkennen wird, wenn er das nicht schon längst hat, dass es für ihn nur diesen einen Weg geben kann und er dabei von deinem Vertrauen und deiner Gnade abhängig ist. Vor allem, wenn du meinen Wunsch in Betracht ziehst und ihm erneut in den Rang eines Reichspräfekten erhebst."


    Das Livianus seinen Sohn dazu erst einmal finden musste, ließ er bewusst dabei aus. Stattdessen studierte er Palmas Gesichtszüge, die jedoch keine Rückschlüsse zuließen, ob der Decimer seinen Gesprächspartner überzeugen konnte oder nicht, Serapio wieder als Präfekt der Prätorianer oder auch der Vigilen einzusetzen. Er machte jedoch eher nicht den Eindruck. Eine Option hatte Livianus sich jedoch noch aufgehoben und vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, sie in die Waagschale zu werfen.


    "Wie du weißt neigt sich mein Consulat langsam aber sicher seinem Ende zu. Es wäre eigentlich mein Wunsch gewesen, danach um die Übertragung einer Statthalterschaft anzusuchen. Unter diesen Umständen würde ich jedoch meine eigenen Wünsche zurückstecken, wenn mein Sohn dadurch die Möglichkeit erhält, sein Leben und seine Zukunft erneut in die eigenen Hände zu nehmen."


    Es war damit zu rechnen, dass Palma zum jetzigen Zeitpunkt ungern gleich zwei Decimer in wichtigen Ämtern sehen wollte. Wie hätte ein guter Vater also anders handeln können, als seinen Sohn in einer so entscheidenden Zukunftsfrage den Vortritt zu lassen. Serpaio war noch jung und hatte noch sein halbes Leben vor sich. Für Livianus hingegen würde sich schon irgendein Amt finden, dass vielleicht nicht ganz seinem neuen Rang als Consular entsprach, aber ihm zumindest eine Aufgabe übertrug.

    "Schon gut Marcus. Mach dir darüber keine Gedanken."


    Livianus klopfte seinen jungen Verwandten auf die Schulter und nickte ihm dann verständnisvoll zu, bevor dieser sich entfernte. Der Consul stand noch einige Zeit da, sah in die Runde und dachte kurz über Aquilas Worte nach. Doch er kam recht schnell zu einem Entschluss: Nein! Er dachte nicht im Traum daran, nach diesem Theater auch nur irgendjemanden eine Diploma zu verleihen.


    Natürlich war ihm von Anfang an bewusst gewesen, dass sein junger Verwandter diese Auszeichnung nicht im gleichen Ausmaß verdient hatte, wie die beiden anderen. Doch wäre er nicht der Erste und bestimmt auch nicht der Letzte gewesen, der Nutznießer eines höhergestellten Verwandten wurde und bei einem derartigen Anlass einfach das Glück hatte und mit den anderen mitschwimmen konnte. Abgesehen davon, dass wohl kaum einer beurteilen konnte, wieviel Arbeit ein Magistrat tatsächlich im Hintergrund leistete, die man nicht so publikumswirksam verkaufen konnte wie ein Gerichtsverfahren oder das Lob eines kaiserlichen Procurators.


    Es war schlichtweg Heuchelei. Nicht mehr und nicht weniger. Livianus kannte solche ‚Glücksfälle‘ zuhauf, hatte das Kliententum und die Vetternwirtschaft doch schon fast System in der römischen Gesellschaft und zog sich durch alle Stände und Ränge. Sogar der nun so von Moralvorstellungen getriebene Tiberier war vor seiner Erhebung in den Ordo Senatorius ein einfacher Tempelverwalter gewesen und überhaupt erst durch seinen Patron in die Lage gekommen, ein Amt im Cursus Honorum anstreben zu können. Das hatte Livianus zumindest seinem Werdegang entnommen, den er sich aufgrund der Entscheidung über die Auszeichnung vorlegen hatte lassen. Da draußen gab es bestimmt zu Hauf Männer wie Lepidus, die es vielleicht sogar mehr verdient hätten nun hier zu stehen oder unter Umständen fähiger waren, schließlich gab es immer irgendeinen der Besser war. Doch die hatten eben keinen Patron, der wiederum Klient von Palma höchstpersönlich war und es einem richten konnte. Wenn diese zwei Moralapostel nun glaubten heiliger als jede Vestalin sein zu müssen, dann sollte es eben so sein. Jeder andere hätte in der gleichen Situation vermutlich geschwiegen. Doch Livianus hatte bereits das vergangene Jahr über feststellen müssen, dass das Amt des Consuls zu einer Lachnummer verkommen war, dem wohl keiner mehr einen auch nur irgendwie gearteten Respekt zollte, ob nun Senator oder Vigintivir. Aufregen brachte jedoch nichts und letztendlich konnte es ihm auch egal sein.

    Eine Tante Phobe aus dem Norden war Livianus nicht bekannt. Vermutlich eine Tante Mütterlicherseits. Dies zeigte auch, wie wenig der Decimer über seine zukünftige Braut wusste, doch sie würden bestimmt Zeit finden, diese Unwissenheit auszuräumen. Vespas Einstellung zur allgemeinen Beliebtheit hörte Livianus jedoch sehr gerne. Um ehrlich zu sein hätte ihn alles andere verwundert, waren die Aelier gerade in den letzten Jahren alles andere als mit Entgegenkommen überhäuft worden. Doch es nun so direkt aus dem Mund der jungen Frau zu hören gab ihm Gewissheit, dass es zu diesem Thema wohl zu keinerlei Meinungsverschiedenheiten kommen würde.


    "Es ist gut zu wissen, dass du so darüber denkst. Zu oft habe ich schon von Streitigkeiten in den besten Familien gehört, weil vor allem die Frauen nicht damit umgehen konnten, das die Sterne ihrer Göttergatten nicht immer nur am steigen waren. Gerade in der Politik und den oberen Gesellschaftsschichten Roms ist es recht einfach sich Feinde und Neider zu machen."


    Livianus schmunzelte als Reaktion auf den Vergleich zwischen der Arbeit im Senat und der eines Kommandos. Aus Vespa sprach eindeutig die erfahrene Gemahlin eines hochrangigen Offiziers, der in dieser Beziehung niemand etwas vormachen konnte.


    "Vielleicht nicht unbedingt ruhiger, da hast du Recht, aber auf eine gänzlich andere Art und Weise arbeitsintensiv und vor allem strukturierter. Dadurch wird es für den, der an der Spitze steht auch einfacher zu handhaben und das verstehe ich wiederum unter ruhiger. Das Wort eines Legaten ist in seiner Legion Gesetz. Dem Amt des Consuls wird hingegen, vor allem von der jüngeren Senatorengeneration, einfach kein Respekt mehr entgegengebracht. Daher bevorzuge ich ganz klar das Kommando. Vielleicht ist es auch einfach Gewohnheitssache, schließlich habe ich einen Großteil meines Lebens im Exercitus verbracht und fühle mich unter Soldaten wohler, als unter Senatoren."


    Auch ihre Reaktion auf seine Frage nach einem wo möglichen Umzug goutierte der Decimer mit einem zufriedenen Kopfnicken und verstand, was Vespa damit zwischen den Zeilen andeuten wollte.


    "Es ist natürlich zu früh darüber zu spekulieren, was die Zukunft bringt, doch es fällt mir leichter im Fall der Fälle eine Entscheidung zu treffen, wenn ich auch deine Meinung dazu kenne."


    Er fand nun war der Zeitpunkt gekommen, Vespa auf den eigentlichen Grund ihres Treffens anzusprechen, dass beide bisher wie zwei erfahrene Kapitäne sehr gekonnt umschifft hatten. Natürlich war er zudem mehr als nur Neugierig, die Meinung der Aelia auch zu diesem Punkt zu erfahren. Er sah sie mit einem offenen und herzlichen Lächeln an, dass die aufkommende Nervosität nur ansatzweise verbergen konnte.


    "Das klingt nun alles schon sehr konkret, dabei hast du mir noch nicht einmal verraten, wie du überhaupt über die ganze Sache denkst. Könntest du dir vorstellen……... also eine Verbindung zwischen unseren Familien…….. Könntest du dir vorstellen meine Frau zu werden?"


    Consul, Feldherr und doch gegenüber einer Frau derart unbeholfen, dass er sich am liebsten selbst geohrfeigt hätte, als er es endlich herausgebracht hatte. Seine letzte Unterhaltung dieser Art war tatsächlich lange her gewesen - viel zu lange. Dennoch hoffte er, trotz seiner sichtlich eher holprigen Vorgehensweise, Vespa für sich und seinen Vorschlag einnehmen zu können.

    Vom Auguraculum auf dem Capitol kommend, trafen schließlich die Magistrate des Cursus Honorum am Forum Romanum ein. Allen voran die Liktoren, gefolgt von den beiden Consuln und den Magistraten, absteigend ihren Ämtern nach. Das Forum war zu diesem Zeitpunkt bereits sehr gut gefüllt und so hatten die Liktoren einige Mühe, diesen doch recht stattlichen Tross durch die Menschenmenge bis zum Vorplatz des Senatsgebäudes zu führen.


    Bereits am Weg dorthin ließ Livianus seinen zufriedenen Blick über das Forum schweifen. Die Sklaven und Arbeiter hatten wirklich gute Arbeit geleistet. Das Forum sah festlich aus und alles schien sehr gut vorbereitet zu sein. Wie zu erwarten war, stand die Ehrentribüne für Palma und seinen Hofstaat noch leer. Keine Frage, dass der Procurator a libellis darauf achtete, dass der Cornelier als Letzter eintraf und sich nicht die Blöße geben musste, auf die Magistraten zu warten. So wartete man nun eben auf ihn und seinen bestimmt aufsehenerregenden Einzug auf das Forum. Doch bestimmt dauerte es noch eine Weile und so blieb den Magistraten Zeit, sich unter die Senatoren zu mischen und ein wenig zu plaudern, ehe das Opfer beginnen konnte.

    Da Palma von seiner Frage nicht abrückte, sondern sie in leicht abgeänderter Form nun zum wiederholten Male stellte, überlegte Livianus einen kurzen Moment und nickte dann bejahend.


    "Wenn es soweit ist, wird er wissen, wo sein Platz ist und was man von ihm erwartet. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass er dir ein gebührliches Benehmen entgegenbringt. Seit deiner Amtsübernahme ist einige Zeit vergangen. Zeit genug, um auch Serapios Gemüt abzukühlen.


    Damals sind bestimmt Worte gefallen, die er heute so nicht mehr Tätigen würde. Doch man sollte die Zusammenhänge dabei nicht außer Acht lassen. Seine Verbitterung direkt nach seiner Freilassung ist verständlich. Immerhin wurde er selbst von deinen Getreuen in seiner Gefangenschaft keineswegs standesgemäß behandelt. Eher wie ein Schwerverbrecher, denn wie der oberste Reichspräfekt des Imperium Romanum. Von dem was meiner Nichte, seiner Schwester, widerfahren ist und dass in unserem Haus Blut geflossen ist, gar nicht erst zu sprechen."


    Im letzten Satz konnte nun auch Livianus einen Hauch eigener Verbitterung nicht wirklich gut überspielen. Doch gleich danach sprach er ganz sachlich weiter.


    "Ich gebe dir am Fehlverhalten deiner Männer keinerlei Schuld Cornelius. Ich weiß selbst nur zu gut wie schwer es ist in Kriegszeiten die Kontrolle über seine eigenen Untergebenen zu bewahren. Als hätte man nicht schon genug mit dem Feind zu tun. Ich habe aber auch lange genug als Offizier und Kommandant im Exercitus gedient um zu wissen, dass man sich den Respekt und die Loyalität seiner Soldaten durchaus verdienen muss, wenn man sie bedingungslos hinter sich haben will. Ich kennen Serpaio gut genug um zu wissen, dass dieser Respekt und die soldatische Loyalität dir gegenüber ebenso rasch wachsen wird, wenn du ihm eine Chance einräumst und ihm erneut ein Kommando an der Spitze des Reichs anvertraust. Nach all dem was ihm und unserer Familie wiederfahren ist, würde es von Verständnis und wahrer Größe deinerseits zeugen und natürlich auch das bedauerliche Fehlverhalten deiner Getreuen vergessen machen.


    Serpaio ist durch und durch Offizier und wird alles tun, um dem Wohle Roms zu dienen. Er wird deine Herrschaft daher unterstützen. Immerhin hat sie uns den langersehnten Frieden gebracht, dass kann auch er mittlerweile nicht negieren und ich weiß, dass dies meinem Sohn wichtiger ist als alles andere, nach all dem Blutvergießen, dass Rom und er selbst in den Jahren zuvor miterleben mussten. Sollte Serapio erneut ein Kommando an der Spitze des Reiches erhalten, so kann ich dir versichern, dass er all seine Kräfte, seinen immer noch beachtlichen Einfluss und seine Erfahrung verantwortungsbewusst dafür einsetzen wird, die Stabilität deiner Herrschaft zu sichern, damit es letztendlich auch den Bürgern Roms wieder gutgeht, das Imperium erneut einig und stark in die Zukunft blicken kann, und eine solche Katastrophe wie der Bürgerkrieg sich niemals wiederholt."


    Es war nicht einfach in dieser Angelegenheit zu vermitteln. Die Einstellung zu diesem Thema war wohl auch bei Palma sehr verhärtet und wenn er diesen letzten Apell des Decimers ebenfalls nicht goutieren würde, so war Livianus wohl auch am Ende seines Lateins angekommen. Doch er vertraute darauf, dass Palma dieselbe Einsicht und das nötige Verständnis zeigte, wie er sie letztendlich auch von Serapio erwartete.

    Livianus konnte zwar mangels Freiwilliger auch selbst Personenvorschläge vorbringen, doch da auch die vom Consul vorgeschlagenen Kandidaten ihrer Nominierung nicht zustimmen mussten, war dies keine Option für ihn. Er nickte daher nach kurzer Zeit des Wartens.


    "Gut, dann betrachte ich dieses Vorhaben als gescheitert. Kommen wir also zum nächsten Punkt der Tagesordnung."


    Damit war dieses Thema abgeschlossen und man widmete sich kurz darauf dem nächsten Tagespunkt.

    Es war der erste gemeinsame öffentliche Auftritt des Decimers mit seiner Verlobten Aelia Vespa und dementsprechend ernteten die beiden bei ihrem Eintreffen in der Casa Sergia auch so manch neugierigen und auch verwunderten Blick der bereits anwesenden Gäste. Die Verwunderung galt dabei wohl nicht dem Paar selbst, da bereits seit gut einem Jahr die Verlobung allgemein bekannt war, sondern eher der Tatsache, dass es sich nach wie vor um eine Verlobung handelte und die beiden, anders als ihre heutigen Gastgeber, den bedeutenden letzten Schritt noch immer vor sich hatten. Das Gerede in Rom war vor allem in den letzten Monaten dementsprechend groß gewesen und die Frage, ob die Hochzeit überhaupt noch zu Stande kommen würde, oder ob sich die beiden Familien nun doch nicht geeinigt hatten, war dabei immer von zentraler Rolle. Für Livianus war diese gemeinsame Teilnahme an der Hochzeit des Iuliers und der Sergia also von doppelter Bedeutung. Zum einen, um den bisher guten Beziehungen zwischen den Decimern und den Iuliern gerecht zu werden, und zum anderen, um dem Getratsche um seinen eigenen Beziehungsstatus ein Ende zu bereiten.


    Seit dem ersten persönlichen Treffen mit Vespa war nun bereits einige Zeit vergangen und ihm waren auch weitere gegenseitige Besuche und lange Gespräche gefolgt - nur eben bisher lediglich in einem sehr privaten Umfeld. Sie hatten beschlossen sich nicht drängen zu lassen und alles in Allem entwickelte sich die Beziehung der beiden dadurch auch in eine gute Richtung. Genaue Beobachter konnten dies nun auch selbst erkennen, als Livianus vor dem Betreten des Atriums noch einmal Vespa lächelnd ansah, ihr aufmunternd zunickte und ihre Hand ergriff.


    Danach galt die Aufmerksamkeit jedoch wieder ganz der heutigen Hochzeit. Livianus war bereits sehr gespannt darauf die Braut kennenzulernen, die es als Frau geschafft hatte, einen für heutige Zeiten recht ungewöhnlichen Karriereweg hinter sich zu bringen. Seine Neugierde galt in diesem Zusammenhang natürlich auch der Gästeliste des heutigen Abends, da man so sehr gut erkennen konnte, wie angesehen und vernetzt das Brautpaar in der römischen Gesellschaft war. Vielleicht ergab sich sogar abseits des Hochzeitstrubels das eine oder andere interessante Gespräch mit dem einen oder anderen Gast. Und zu guter Letzt war Livianus natürlich gespannt auf die Hochzeit selbst, konnte man bei solchen Gelegenheiten meist die eine oder andere Idee für eigene Feste und Veranstaltungen aufschnappen.

    Am heutigen Tag stand die Ernennung der neuen Magistrate am Programm und so hatten sich die noch amtierenden Consuln zu einer ihrer letzten Amtshandlungen am Forum Romanum eingefunden, um den designierten Magistraten der kommenden Amtsperiode ihren Amtseid abzunehmen.



    IN NOMINE SENATUS
    POPULIQUE ROMANI


    Ernennung der Magistrate der Stadt Rom


    Hiermit ernennen wir im Namen des Senates und des Volkes von Rom folgende Bürgern zu Magistraten der Stadt Rom:


    Zu Consules
    [...]


    Zu Praetores Urbani
    Titus Duccius Vala
    [...]


    Zu Praetores Peregrini
    [...]


    Zu Aediles Curules
    [...]


    Zu Aediles Plebes
    [...]


    Zu Quaestores
    [...]


    Zu Vigintiviri
    Caius Flavius Scato
    [...]


    Sie mögen hiermit öffentlich ihren Amtseid sprechen.




    Der Amtseid lag als Vorlage vor für jene Magistrate, die ihn noch nicht auswendig konnten.


    - IVS IVRANDVM -


    EGO, -NOMEN- HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI
    ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE
    IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE
    SOLLEMNITER IURO.


    EGO, -NOMEN- OFFICIO -AMT- IMPERII ROMANI ACCEPTO,
    DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE
    PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS
    PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO, -NOMEN- RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM
    DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME
    ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, -NOMEN- OFFICIIS MUNERIS -AMT-
    ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE
    POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO
    MUNUS -AMT- UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS
    ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO.


    Sim-Off:


    ZUR INFORMATION: AMTSEID


    Ich, ____________________ (VL-Name), schwöre mit diesem Eid feierlich, die Ehre des Imperium Romanum zu verteidigen und immer zum Wohle des Volkes, des Senates und des Kaisers des Imperium Romanum zu handeln.


    Ich, ____________________ (VL-Name) nehme das Amt als ____________________ (Amtsbezeichnung) des Imperium Romanum an und schwöre die Götter und Göttinnen Roms, sowie den Kaiser, in meinem ganzen öffentlichen Leben und all meinen öffentlichen Handlungen zu ehren und die römischen Tugenden sowohl im privaten als auch öffentlichen Leben zu befolgen.


    Ich, ____________________ (VL-Name) schwöre, dass ich die Religio Romana als Staatsreligion beschützen und befolgen werde und niemals öffentlich dagegen verstossen werde, damit sie keinen Schaden erleide.


    Ich, ____________________ (VL-Name) schwöre ausserdem, das Amt als ____________________ (Amtsbezeichnung) und alle seine Verpflichtungen mit all meiner Kraft und nach bestem Wissen und Gewissen auszuführen.


    Auf meine Ehre als Bürger des Imperium Romanum, und vor allen Göttern und Göttinnen des römischen Volkes, und durch deren Willen und Güte, nehme ich das Amt als ____________________ (Amtsbezeichnung) mit allen damit verbundenen Aufgaben, Rechten, Pflichten und Verantwortungen an.

    Auch wenn die Senatoren bereits bei der Nachricht über die wiederaufgenommenen Bauarbeiten am Ulpianum kein wirkliches Interesse gezeigt hatten, freute sich der Decimer, den Senat heute darüber informieren zu können, dass die Bauarbeiten so gut wie abgeschlossen waren. Es hatte zwar nicht wie geplant zeitlich gereicht um selbst eine Eröffnung während seines Consulats zu organisieren, doch zumindest war sich die Fertigstellung noch ausgegangen. In einer dementsprechend angesetzten Sitzung erhob er sich daher.


    "Verehrte Senatoren,


    was lange währt, wird endlich gut. Ich darf euch daher die freudige Nachricht überbringen, dass die Bauarbeiten am Ulpianum so gut wie abgeschlossen sind. Es werden in den nächsten Tagen noch Reinigungsarbeiten durchgeführt, doch bei einer vor kurzem stattgefundenen Begehung konnte ich mich selbst vom fertigen Zustand des Bauwerks überzeugen. Das Bauwerk macht einen prunkvollen Eindruck und wird dem Andenken der Ulpier, seiner Bedeutung und seinem Zweck mehr als Gerecht. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit auch bei allen Mitgliedern des Senats bedanken, die an diesem Langzeitprojekt beteiligt waren.


    Die Administratio Imperatoris wurde bereits von mir über diese Neuigkeit in Kenntnis gesetzt und ich schlage vor, dass mein designierter Nachfolger bzw. der Senat eine entsprechende Eröffnungsfeierlichkeit gemeinsam mit dem Palast organisiert. Schließlich hat der Senat einen nicht unwesentlichen finanziellen Zuschuss für dieses Bauprojekt geleistet.


    Was das betrifft kann ich euch mitteilen, dass auch wenn die Buchführung aufgrund einiger noch ausständiger Zahlungen noch nicht abgeschlossen werden konnte, der Baumeister mit dem freigegebenen Budget ausgekommen ist.


    Ich habe den Palast auch darum gebeten, der Princeps möge gemäß den vom Senat gesetzlich im Codex Universalis verankerten Richtlinien für das Ulpianum ein Consilium Ulpianum einberufen. Dieses setzt sich aus zwei Senatoren, einem Eques, einem Patrizier und aus zwei Vertretern des Ordo Plebeius zusammen. Unter umständen ist es dann auch möglich im Zuge der Eröffnungsfeier bereits die ersten Aufnahmen in den Ehrensaal des Ulpianums zu verkünden."


    An die
    Administratio Imperatoris
    Palatium Augusti



    Ich möchte euch und den Princeps hiermit darüber in Kenntnis setzen, dass die Bauarbeiten am Ulpianum so gut wie abgeschlossen sind. Die letzten Reinigungsarbeiten werden in den nächsten Tagen durchgeführt. Einer feierlichen Eröffnung des Ulpianums und der Einsetzung eines Consilium Ulpianum gem. Codes Univerlis durch den Princeps steht daher nichts mehr im Wege.


    Der Senat wird in der heutigen Sitzung ebenfalls von mir informiert. Ich werde vorschlagen, dass sich der Senat bzw. der designierte Consul mit euch in Verbindung setzt, um eine Eröffnungsfeier zu organisieren.


    Vale bene,


    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Consul

    Waren die Veränderungen am Äußeren des Gebäudes schon beachtlich gewesen, so hielt Livianus kurz dem Atem an, als er schließlich erneut nach diesen Monaten des Bangens die Haupthalle mit den sechzehn korinthischen Säulen betrat. Ganz gleich in welche Richtung er seinen Blick schweifen ließ, vermittelte die Pracht des Gebäudeinneren einen majestätischen Eindruck, den er wohl nicht mehr so schnell vergessen würde und der dem Herrscherhaus der Ulpier, dem ganz Rom und auch er so viel zu verdanken hatte, mehr als gerecht wurde.


    Der schmutzige Steinboden, den er noch von seinem ersten Besuch lebhaft in Erinnerung hatte und nach dessen Begehung ein Sklave stundenlang damit beschäftigt war seine Sandalen zu reinigen, war mittlerweile strahlend polierten Marmorplatten gewichen, in denen sich die darüber aufragende und von den sechzehn Säulen getragene Kuppel widerspiegelte. Die weißen Wände waren mit großflächigen Fresken und Mosaike verziert worden, die teilweise Ereignisse und Schlüsselszenen aus der langen Geschichte Roms zeigten, aber auch auf Ereignisse aus dem Leben und Wirken der ulpischen Kaiser eingingen. Einige davon, wie Szenen die den Feldzug gegen die Parther, den Aufstand in Hispania oder die Germanenkriege zeigten, waren Livianus sehr geläufig, waren sie auch mit seiner Geschichte und der seiner Gens eng verwoben. Fasziniert und von Ehrfurcht ergriffen zugleich, marschierte er an den Wänden entlang und ließ sich jedes der Bilder vom Architekten freimütig erklären, auch wenn er selbst vermutlich zu den meisten mehr erzählen konnte, als der Architekt selbst. Abgerundet wurde das Ganze von wundervollen Stuckarbeiten die teilweise einen Abschluss um die Bilder, aber auch eine wundervolle Umrahmung von leeren Stellen an den Wänden bildeten. An manchen der Bilder waren noch Maler und Mosaikleger fleißig am fertigstellen, doch auch so gab der Raum schon einen kolossales Bild wieder.


    Der Weg führte sie in eine der Seitenhallen, die trotz des deutlichen Größenunterschieds zur Haupthalle einen nicht minder prunkvollen Eindruck vermittelte. Dieser Raum widmete sich, anders als die runde Haupthalle, ausschließlich den Ulpiern selbst. An den drei anderen Wänden stand jeweils eine große, ebenfalls aus Marmor gefertigte Statue der ulpischen Kaiser. Den Anfang machte Marcus Ulpius Traianus Optimus Dacicus, der erste Kaiser der ulipischen Herrschergeschlechts, gefolgt von seinem Neffen Lucius Ulpius Iulianus Divi Traiani Filius und dessen Adoptivsohn, dem letzten ulpischen Kaiser, Gaius Ulpius Aelianus Valerianus Divi Iuliani Filius.



    Vor allem Iulianus und Valerianus, die Livianus persönlich gekannt hatte, waren seiner laienhaften Meinung nach vom Künstler sehr gut getroffen. Der Consul blieb kurz vor jeder der Statuen stehen, betrachtete sie in aller Ruhe, bezeugte ihnen seinen Respekt durch ein Kopfnicken und geleitete den Architekten schließlich in die zweite Seitenhalle.


    Hier war die Ehrengedenkhalle des Ulpianums, in der später die Büsten großer Feldherren, Politiker oder anderer römischer Bürger stehen sollten, die sich im Laufe der langen Geschichte um das Imperium Romanum verdient gemacht hatten. Die Aufnahmekriterien waren bereits vor vielen Jahren im Codex Universalis verankert worden und man konnte bereits jetzt gespannt sein, wem das Consilium Ulpianum, welches der amtierende Kaiser, in diesem Fall Cornelius Palma, nach Fertigstellung des des Ulpianums einberufen musste. Vor allem auch die Frage, wem Palma in das Consilium berufen würde, dass sich den Richtlinien aus zwei Senatoren, einem Eques, einem Patrizier und aus zwei Vertretern des Ordo Plebeius zusammensetzen musste, beschäftigte Livianus, als er die noch leeren Nischen entlang der Wände abschritt.


    Als sie schließlich am Ende des Rundgangs angekommen waren, nickte Livianus zufrieden und stellte fest, dass er sowohl dem Senat, als auch Palma bei der nächstbesten Gelegenheit Bericht über die Fortschritte und die zeitnahe Fertigstellung des Ulpianums erstatten würde. Der Consul bedankte sich beim Architekten und ließ sich wieder aus dem Ulpianum begleiten, wo er bereits von seiner Sänfte und seinen Liktoren erwartetet wurde, die ihm zurück zur Casa Decima brachten.

    "Diese Frage kann ich dir nicht beantworten." gab Livianus offen und unumwunden zu, schließlich hatte er Serapio seit seinem Amtsantritt als Consul, als dieser im Groll die Casa Mercator verließ, nicht mehr gesehen. Seine Vermutung dazu hatte er bereits zuvor geäußert. Schließlich formulierte er noch einmal den eigentichen Kern dieses Gesprächs.


    "Es spielt für mich auch ehrlich gesagt keine besondere Rolle bei dieser Angelegenheit. Serapio ist ein Eques, der die höchste Stufe des ritterlichen Cursus Honorum erklommen hat, und nun auch Sohn eines Consulars. Ich erwarte von meinem Sohn nicht weniger, als dass er ein standesgemäßes Amts ausübt, das unserer Gens alle Ehre macht. Die Frage die also lediglich bleibt ist, ob du bereit bist ihm eine solche Aufgabe zu übertragen oder nicht."

    "Deine Tante Adria? Ich habe sie seit ihrem Umzug auf die aelischen Landgüter nicht mehr gesehen, kann mich aber noch gut an sie erinnern. Eine ebenso bezaubernde wie kluge Frau. Wie ich hörte soll es ihr jedoch gut gehen, fernab von Rom und den alltäglichen Querelen.


    Ich muss gestehen, dass ich im Verlauf des letzten Jahres, also seit Beginn meines Consulats, sehr oft einen Gesprächspartner und Vertrauten begrüßt hätte, mit dem ich meine Strategien und Pläne besprechen, aber auch meine Erfolge und Niederlagen teilen hätte können. Ein Anspruch den ich durchaus auch an die zukünftige Frau an meiner Seite stelle. Ich bin schon lange nicht mehr in einem Alter, wo oft lediglich oberflächliche und optische Vorzüge wichtig zu sein scheinen und wie du vielleicht gehört hast, war meine Amtszeit, die sich nun langsam aber stätig ihrem Ende nähert, oft sehr umstritten und hat im Senat mehrmals zu hitzigen Auseinandersetzungen und Anfeindungen anderer Senatoren geführt. Meine Familie muss sich also oft auch mit der negativen Seite meiner Popularität und meiner Grundsätze auseinandersetzen und damit umgehen können."


    Eine Tatsache, die er Vespa nicht verheimlichen wollte. Schließlich hatte sich Livianus in diesem Jahr nicht nur Freunde gemacht und seinen Ruf verbessert. In den meisten Fällen war er eher mit dem Gegenteil konfrontiert gewesen. Und dies wirkte sich natürlich auch auf das Ansehen und den Ruf seiner Familie und in weiterer Folge auch seiner zukünftigen Frau aus. Dies alles war ein wichtiger Grund, warum er glaubte, dass Vespa gut an seine Seite passte. Ihre Erziehung als Mitglied der kaiserlichen Familie hatte sie zweifellos zu einer klugen, interessierten und weltoffenen Frau werden lassen, doch ihre bisherigen Schicksalsschläge hatte ihr auch eine andere Seite des Lebens aufgezeigt und sie mit einer Lebenserfahrung ausgestattet, die einem Großteil der römischen Frauen zeitlebens unverständlich bleiben würde.


    "Unter uns gesagt hat mich das Consulat mehr Kraft gekostet, als ich es mir in der Öffentlichkeit anmerken lasse. Ich habe mir daher vorgenommen nach dem Ende meiner Amtszeit eine Zeit lang etwas leiser zu treten. Das soll nicht heißen, dass ich der Politik des Senats den Rücken zukehre, aber es wird mir wohl in den nächsten Monaten lieber sein zu Hause im Kreis meiner Lieben zu politisieren, als mich weiter den neuen Umgangston im Senat auszusetzen. Ich trage mich seit einiger Zeit sogar mit dem Gedanken, mich für neues Kommando oder eine Statthalterschaft zur Verfügung zu stellen, doch auch mein Verhältnis zu Cornelius Palma ist nicht unbedingt das Beste. Ich kann daher nicht sagen, ob er einem solchen Ansinnen überhaupt stattgeben würde."


    Nach all den offenen Worten kam Livianus der Gedanke, dass sie bei der jungen Aelia Mitleid erwecken könnten. Mitleid mit seiner Lage wollte er in keinem Fall heischen, doch Verständnis für seine Beweggründe und seine Offenheit gegenüber gemeinsamen Entscheidungen innerhalb der Familie waren ihm wichtig zu verdeutlichen. Daher war die folgende Frage auch nicht verwunderlich.


    "Könntest du dir vorstellen Roma in einem solchen Fall womöglich wieder zu verlassen?"

    1500 Sesterzen war letzten Endes ein Preis gewesen, den Livianus schließlich doch nicht überschreiten wollte. Somit hatte er von einem weiteren Angebot abgesehen und den Auktionssieg einem ihm unbekannten Mann überlassen, der sein festgesetztes Limit um 50 Sesterzen überboten hatte. Er beobachtete noch kurz, wie dieser die Übergabeformalitäten mit dem Sklavenhändler regelte und gab seinen Trägern und Liktoren schließlich ein Zeichen zum Aufbruch. Vielleicht gab es ja demnächst eine neue Möglichkeit, für seine Verlobte eine Sklavin zu erwerben. Er nahm sich vor in Zukunft öfter auf den Sklavenmärkten vorbeizuschauen.

    Verstehen konnte Livianus die Reaktion des jungen Senators freilich nicht, doch nach allem was er in diesem Amtsjahr gesehen und erlebt hatte, überraschte sie ihn dann doch nicht sonderlich. So war sie eben, die neue Generation der Senatoren und Gestalter des Imperium Romanum. Schulterzuckend ging auch er seiner Wege.