Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Nachdem seine Amtszeit als Consul in großen Schritten näher rückte, hatte Livianus beschlossen der Baustelle des Uplianums wieder selbst einen Besuch abzustatten und nach dem Rechten zu sehen. Immerhin musste eine Entscheidung getroffen werden. Ging sich eine Eröffnungsfeier vor dem Ende seiner Amtszeit aus, musste alles entsprechend organisiert, einen Aushang gemacht und Einladungen verschickt werden. War die Hoffnung bereits einer bitteren Realität gewichen und die Arbeiten hingen dem äußerst knappen Zeitplan hinterher, so profitierte der nächste Consul von den eingeleiteten Maßnahmen des Decimers.


    Bereits beim Eintreffen wurde ihm jedoch schnell klar, dass sich das Gebäude hinter dem Bretterzaun in den letzten Wochen und Monaten stark verändert hatte und die regelmäßigen Berichte seiner Angestellten nicht übertrieben waren. Von außen wirkte das Ulpianum ziemlich fertig, doch das sagte noch nichts über das Innenleben des Prunkbaus aus und dieser machte einen fast ebenso großen Anteil der Pracht und Herrlichkeit eines solchen Bauwerks aus, als dessen reich verzierte Außenfassade und die meterhohen Trägersäulen.


    Als Livianus seiner Sänfte entstieg eilte bereits der Architekt und Baumeister entgegen, dem Livianus die Rettung dieses Großprojekts in die vertrauensvollen Hände gelegt hatte und von dem er hoffentlich nicht enttäuscht wurde. Mit einer überschwänglichen und gekünstelt wirkenden überfreundlich wirkenden Begrüßung, an die sich Livianus während seiner Amtszeit als Consul fast schon gewöhnt hatte, begrüßte ihn der Architekt. Da der Zeitplan eines Consuls bekanntermaßen knapp bemessen war, machte man sich anschließend sofort daran, den geplanten Rundgang zu beginnen. Der Weg führte zuerst um das Gebäude herum. Mit stolzen Erklärungen und ausladenden Gesten erklärte der Architekt von den anfänglichen Schwierigkeiten die neu aufgestellten Mauern mit der bereits vorhandenen Baustruktur zu verbinden. Natürlich wurde auch die schwierige Anlieferung der Quarzsteine bei dieser Gelegenheit erneut thematisiert und dem Consul gegenüber ein Dank ausgesprochen, dass man recht kurzfristig Sondergenehmigungen erwirken konnte. Der Decimer gab sich sichtlich beeindruckt über die bisherige Arbeit des Architekten und der Baumannschaften. Nach der Runde um das Gebäude, machte man sich auf den Weg ins Innere des Ulpianums.

    Es war eine halbe Ewigkeit her, dass Livianus Zeit gefunden hatte den römischen Märkten einen Besuch abzustatten. Doch wie der Zufall es wollte, führte heute der Weg zu seinem nächsten Termin am Sklavenmarkt vorbei, an dem gerade eine Versteigerung stattfand. Neugierig steckte Livianus seinen Kopf aus der Sänfte, während sich die rund um die Sänfte marschierenden Liktoren einen Weg durch die Menschentrauben bahnten. Das in Ketten gelegte Mädchen auf dem Podest erregte seine Aufmerksamkeit und so gab er das Zeichen zum halten.


    Während die Träger die Sänfte abstellten und die Liktoren schützend Aufstellung bezogen, trat der bisher nebenher trottende Scriba an den Consul heran und fragte, was den Decimer dazu veranlasst hatte den Tross zu stoppen. Auch eine kurze Anmerkung über die Wichtigkeit des nächsten Termins und die ohnehin schon recht knappe Zeit konnte sich der gute Mann nicht verkneifen. Doch nachdem Livianus ihm zu verstehen gegeben hatte, dass er sich für diese Versteigerung und vor allem für die zum Verkauf stehende Sklavin interessierte, nickte der Sciba machtlos und machte sich auf den Weg um von den umherstehenden Marktbesuchern mehr über den Stand der Versteigung zu erfahren.


    Kurze Zeit später kam er auch schon wieder zurück und berichtete Livianus von den angepriesenen kämpferischen Eigenschaften der Sklavin und dem derzeitigen Höhe des angebotenen Preises. Vielleicht war dies ein nettes Geschenk für Vespa. Eine unauffällige weibliche Leibwächterin an ihrer Seite zu wissen, war eine beruhigende Vorstellung. Der Consul beschloss daher die Versteigerung weiter zu verfolgen und auch ein Angebot zu machen, dass sein Interesse an der Sklavin verdeutlichte. Unter umständen fühlten sich manche der Mitsteigernden verpflichtete dem amtierenden Consul, der sein Amt allseits bekannt ehrenhalber ausübte und kein Gehalt bezog, den Vortritt zu lassen. Andererseits konnte es auch unter Umständen eine freudige Erfahrung sein einen Consul zu überbieten. In jedem Fall konnte man gespannt sein, wie sich diese Versteigerung weiter entwickelte.


    "Der Consul bietet 600 Sesterzen!". rief der Scriba nach kurzer Rücksprache mit Livianus.

    Livianus nickte.


    "Wir werden es in den nächsten Tagen erneut auf die Tagesordnung setzen. Dann unterbrechen wir an dieser Stelle die Sitzung und nehmen uns nach der Pause dem nächsten Thema an."


    Nachdem der Consul sich erhoben hatte, drängten auch die meisten der Senatoren aus ihren Sitzreihen, um sich zu kleinen Gesprächsgruppen zusammenzufinden, kurz vor die Curia Iulia zu gehen, um frische Luft zu schnappen oder anderenorts menschlichen Bedürfnissen nachzugehen. Livianus hielt in diesem Menschengewirr Ausschau nach einer ganz bestimmten Person – Senator Aurelius Lupus. Als er ihn endlich erblickt hatte winkte der Consul ihm zu.


    "Senator Aurelius! Auf ein Wort bitte!"

    Livianus freute sich sichtlich über die endlich konstruktive Diskussionsgrundlage, die Macer lieferte und stimmte den Worten des Consulars nickend zu.


    "Wäre es dann aber nicht auch überlegenswert solche Vorgaben oder Richtlinien anlassbezogen direkt im Amtsbereich des jeweiligen Magistraten zu verankern, statt sie in Form eines allgemeinen Abschlussberichtes für alle über einen Kamm zu schären?


    Ich bin ganz deiner Meinung, dass eine fundierte Dokumentation wichtig und notwendig ist. Jedoch sollte diese, wie im Fall des Praetors in der Basilica Ulpia aufliegen. Kommt es dann in einem bestimmten Fall zu einem Einspruch, kann man dort in den Archiven nachsehen und muss nicht das Senatsarchiv bemühen. Ich sehe zudem nicht welchen Vorteil es für den Consul oder den Senat brächte, nach jeder Amtszeit eine seitenlange Auflistung von abgelehnten Verfahren zu erhalten.


    Hinzu kommt, dass wir diesen Bericht nicht gesammelt vom jeweiligen Magistratskollegium erhalten, sondern gemäß dieser Gesetzesvorlage von jedem Magistraten einzeln verlangen. Dies mag vielleicht bei den höheren Ämtern durchaus noch an manchen Stellen interessant sein, doch dreizehnmal einen Bericht zu lesen und im Anschluss zu hören welche Straßenzüge an welchem Tag gereinigt wurden oder wie viele Münzen an jedem Tag des vergangenen Amtsjahres geprägt wurden halte ich für wenig sinnvoll. Wir dürfen nicht vergessen, dass die unteren Ämter der senatorischen Laufbahn im Gegensatz zu einem Aedilis oder den Ämtern darüber mitunter einen sehr eingeschränkten Kompetenzbereich haben.


    Dieser ist dennoch durchaus wichtig und dokumentationswürdig, aber in der Zeit, die das in Form eines Abschlussberichts in Anspruch nimmt, könnte sich ein Consul oder der Senat wesentlich wichtigeren Themen widmen. Denn man kann davon ausgehen, dass jeder Magistrat bemüht sein wird, diesen schriftlichen Abschlussbericht so detailliert und ausladend wie möglich zu gestalten. Immerhin möchte niemand den Eindruck entstehen lassen, dass er in seiner Amtszeit weniger geleistet hat als seine Amtskollegen oder Vorgänger. Und das letzte das wir gebrachen können ist ein Wettbewerb der längsten..." unter umständen bei ruhigeren Amtszeiten sogar erfundener "…Abschlussberichte. Dokumentation ja, aber in einer anderen Form."

    "Nun mein lieber Duccius, deine Meinung über mich und der darüber hinaus fehlende Respekt vor meinem Amt verwundert weder mich noch sonst irgendjemanden hier im Saal, bist du doch seit meinem Amtsantritt nicht müde geworden, sie uns bei jeder Gelegenheit aufzudrängen.


    Doch heute geht es ausnahmsweise nicht um deine Meinung über mich, sondern um die Meinung, welche sich die Senatoren über dich und deine Mitkandidaten bilden und die Frage, ob du ihnen würdig, besonnen und integer genug erscheinst, um einen gerechten und achtbaren Praetor abzugeben."


    Dann wandte sich Livianus von Vala ab und richtete seine Worte wieder an den gesamten Senat.


    "Zu den Kandidaten um die Praetur kommen wir jedoch erst später. Nun geht es um die Vigintiviri und hier im speziellen um den jungen Flavius Scato, der sich um ein Amt bei dem IIIviri monetales bemüht. Gibt es noch Fragen an den Kandidaten oder Unterstützungserklärungen?"

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Decimus.. aber... aber...", machte Vala einen zuerst ziemlich verwirrten Eindruck, bis er schließlich verstand worauf der Consul hinauswollte. Als es soweit war, wanderten Valas Mundwinkel immer weiter in die Breite, bis sich schließlich das breite Lächeln eines Honigkuchenpferds in seinem Gesicht zeigte und er den Konsul anstrahlte, als hätte dieser ihn gerade persönlich zum Kaiser erklärt: "DAS wäre doch nicht nötig gewesen! Ich muss zugeben, bei dem ganzen Stress des Wahlkampfs und der Vorbereitung der Kandidatur habe ich meinen eigenen Geburtstag fast vergessen... dass du jetzt extra die Akte hervorholen lässt, um mein Alter hier und jetzt korrigieren zu lassen... nun, das ist zugegeben eine seltsame Art mir zum Geburtstag zu gratulieren, Decimus... aber ich bin mir sicher du meinst es wie immer nur gut und hast untadelige und beste Absichten! Danke sehr, Decimus!"


    Sim-Off:

    Und wann genau feierst du deinen 5. Geburtstag? Tut das eigentlich weh?


    "Warum habe ich mir so etwas in der Art schon gedacht Duccius. Fortuna zeigt wie immer Nachsicht mit dir. Ich hoffe du nimmst dir ein gutes Beispiel an ihr und zeigst hin und wieder die selbe Nachsicht mit anderen Kandidaten."


    Livianus legte die Schriftrolle beiseite und damit war das Thema um die wohl falschen Informationen im Tabularium Roms schon wieder abgehackt.

    Recht unauffällig betrat ein Schreiber des Consuls den Senatssaal und trat, während sich der Duccier auf die Frage des Flaviers antwortete, an den Consul heran. Livianus beugte sich in seine Richtung. Der Scriba flüsterte ein paar Worte in das Ohr des Decimers und übergab ein Pergament.



    Livianus warf einen kurzen Blick darauf rollte es wieder zusammen und nickte. Mit einer verscheuchenden Handbewegung deutete er den Mann sich zu entfernen, ehe er sich erhob und in Richtung des Kandidaten sah.


    "Senator Duccius. Wie ich eben zugegeben spät, aber dennoch rechtzeitig vor einer Abstimmung erfahren habe, geht aus dem Tabularium Roms hervor, dass du dein dreißigstes Lebensjahr noch nicht erreicht hast. Dies ist jedoch eine der Voraussetzungen für die Kandidatur zum Amt des Praetors.


    Unter diesen Umständen solltest du deine Kandidatur vielleicht noch einmal überdenken. Denn wie du bereits kurz zuvor dem jungen Candidatus Flavius Cato sagtest, ist dies kein Faux-Pas der sich nicht binnen kurzer Zeit korrigieren ließe. Im Gegensatz zu ihm musst du nicht einmal Aktiv etwas dafür tun, außer dich etwas in Geduld zu üben und noch einmal zu kandidieren, wenn du das entsprechende Alter erreicht hast."

    Da sich außer den beiden Archetypen zukünftiger Oppositionspolitiker keiner der Anwesenden zu Wort melden wollte oder an einer gemeinsamen Erarbeitung bzw. Umgestaltung der Vorschläge Interesse zeigte, war das Thema wohl endgültig abgeschlossen. Livianus nickte und meinte trocken


    "Wenn es sonst keine Meinungen mehr gibt, dann schließe ich daraus, dass kein Interesse daran besteht die internen Senatsrichtlinien zu überarbeiten oder in schriftlicher Form festzuhalten. Kommen wir also zum nächsten Punkt der Tagesordnung."


    Damit war die Debatte über die Senatsrichtlinien zu Ende und man widmete sich dem nächsten Thema.

    Mit den Worten


    "Mein lieber Flavius!"


    erhob sich der Consul lächelnd in die Richtung des Kandidaten gewandt.


    "Lass dich bitte von den Worten Senator Duccius, unseres selbernannten „Maß aller Dinge“ nicht verunsichern. Soweit mir bekannt ist, hat auch er vor seiner Erhebung in den Ordo Senatorius und seiner Kandidatur für das Vigintivirat lediglich als Scriba personlais seinen Lebensunterhalt verdient. Ob er also davor als Türöffner und Schreibkraft seiner Dienstherren wesentlich mehr Erfahrung mit den Aufgaben eines Vigintivirs sammeln konnte, als du es mit deiner außerordentlich privilegierten Ausbildung vermocht hast, sei dahingestellt. Ich glaube auch nicht, dass er sich mit seinem ersten Karriereweg so besonders für dieses Amt empfehlen oder sich einen Namen machen konnte, wie er es nun dir und allen anderen Anwärtern für das Vigintivirat abverlangen möchte. Dennoch wurde er damals gewählt und ihm die Chance gewährt in den Cursus Honorum einzusteigen. Emporkömmlinge seines Schlags scheinen dies jedoch nur zu gerne zu vergessen je höher sie Aufsteigen. Doch der Aufstieg kommt bekanntlich vor dem Fall.


    Senator Duccius hat dir zumindest Ernsthaftigkeit zugestanden, was dein Bestreben betrifft, in das politische Leben Roms einzusteigen. Du solltest dich also geehrt fühlen. Auch ich erkenne diese Ernsthaftigkeit an und spreche dir hiermit meine Unterstützung aus. Man sollte nicht dich für die Versäumnisse des Senators bestrafen, bei dem du dein Tirocinium Fori abgeleistet hast. Immerhin wirst du mit einem Consular in der Familie keine große Wahl gehabt haben, so wie sie dir Senator Duccius zusprechen möchte. Zudem kandidierst du lediglich für das Vigintivirat und nicht für das Consulat. Da kann man durchaus über das eine oder andere Versäumnis hinwegsehen. Ich wünsche dir also alles Gute für deine Wahl. Du würdest einen Sieg mehr verdienen als so manch anderer von sich eingenommene Kandidat dieser Wahlen."

    Ein Scriba des Consuls brachte eine kurze Nachricht vorbei.



    Mein lieber Archytas,


    ich habe für PRIDIE ID FEB DCCCLXIV A.U.C. (12.2.2014/111 n.Chr.) nach Sonnenuntergang die Magistrate des Cursus Honorum zu einem kleinen Empfang in die Casa eingeladen. Es würde mich sehr freuen, wenn auch du daran teilnimmst und die jungen Männer mit deinem umfangreichen Wissen ein wenig in Gesprächen fordern könntest.


    Vale Bene,


    LIVIANUS



    An den
    Vigintivir
    Marcus Iulius Dives
    Casa Iulia, Roma, Italia


    Wie bereits angekündigt würde es mich sehr freuen, dich am PRIDIE ID FEB DCCCLXIV A.U.C. (12.2.2014/111 n.Chr.) nach Sonnenuntergang zu einem kleinen Empfang im Kreise der Magistrate des Cursus Honorum in der Casa Decima Mercator begrüßen zu dürfen.


    Vale bene,


    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Consul

    Nachdem sich der Eingangsbereich des Tempels nach und nach mit den Magistraten gefüllt hatte, wandte sich Livianus an die Anwesenden.


    "Ich danke euch für euer kommen. Die Auguren erwarten uns bereits und wenn die letzten eingetroffen sind, werden wir uns alle gemeinsam in den Tempel begeben.


    Nach Beendigung des Augurium salutis werden wir uns gemeinsam hinunter zum Forum Romanum begeben, wo dann der Festtag und das anschließende Opfer im Concordiatempel stattfindet."


    Livianus ließ noch einmal den Blick über die Versammlung schweifen.


    "Wie ich sehe haben es noch nicht alle geschafft. Lasst uns daher noch kurz warten."

    Kopfschüttelnd sah Livianus zu diesem ungehobelten Duccier, der wohl das Thema am liebsten mit sich selbst diskutiert hätte und nicht einmal zwei Consularen die Gelegenheit ließ, auch nur einen Satz darüber zu wechseln, ohne sich selbst bemüßigt zu fühlen dazwischen zu quatschen und sich zu Rechtfertigen. Von der Missachtung der Traditionen und Gepflogenheiten dieses Gremiums gar nicht erst zu reden.


    "Ich wusste nicht das Consular Purgitius einen selbsternannten Advocatus braucht, der nun an ihn gerichtete Fragen seiner statt beantwortet. Mir ist durchaus bewusst, was zu den Aufgaben der Praetoren zählt Senator, jedoch nicht, was der Consular unter den relevanten Amtshandlungen versteht."


    Eigentlich konnte ihm das Thema ja gleichgültig sein, da er bereits am Ende seiner Laufbahn angekommen war und nach all den Erlebnissen dieses Amtsjahres nicht mehr vorhatte, irgendwann noch einmal für das Consulat zu kandidieren. Schade war es lediglich für all die nachkommenden Generationen, die schon jetzt wenig Interesse für den Cursus Honorum zeigten und durch diese zusätzliche bürokratische Hürde mitunter noch mehr abgeschreckt wurden. Vor allem aber sah Livianus selbst keinen größeren Nutzen darin.


    "Zudem hoffe ich die Senatoren zeigen für die zukünftigen umfangreicheren und noch detailierteren Berichte mehr Interesse als für dein letztes Res Gestae."


    Auch das schiefe Grinsen und die versuchte „Richtigstellung“ am Anfang der Sitzung waren dem Consul nicht entgangen und er entschied sich dazu zu äußern.


    "Und im Übrigen bedeutetet Res Gestae schlicht Tatenbericht und sagt nicht aus, ob dieser schriftlich oder mündlich zu erfolgen hat. Auch die Res Gestae Divi Augusti lagen nur in schriftlicher Form vor und wurden nicht in einer Rede vorgetragen. Wie du also dazu kommst den Bergriff Res Gestae in deinem Gesetzesentwurf und deinen Ausführungen nur mit einem mündlichen Bericht gleich zu setzen ist mir schleierhaft. Ebenso schleiherhaft wie dein Ansinnen das Res Gestae nicht mehr nach alter Tradition auf der Rostra durchführen zu wollen, wo auch das Volk daran teilhaben kann, sondern es hierher in den Senat zu verlegen."

    Dies traf wohl auf ihren Onkel und seinen Sohn Paetus zu. Für Vespa und ihren Sohn hatte sich ja mittlerweile eine weitere Möglichkeit ergeben. Doch Livianus wollte nicht gleich mit der Türe ins Haus fallen. Die Situation war ungewohnt genug und so wollte er zuerst ein wenig beim Smaltalk bleiben. Vor allem aber auch, da gerade eben die Sklaven damit begannen die Vorspeisen zu servieren. Wie es üblich war, brachte der Consul den Göttern ein kurzes Opfer dar, indem er einen Schluck wie auf dem Boden vergoss.


    "Also weiß man auch nach wie vor nicht, wie Palma zu Quarto und eurer Familie steht. Keine einfache Situation. Doch wer hat es schon einfach in diesen Tagen. Der Bürgerkrieg hat viel Leid über Rom und seine Bürger gebracht und dabei keine Rücksicht vor Wohlstand oder Status gemacht. Doch mein Vater hat schon gesagt man soll verlorenem Wohlstand oder Status nicht nachtrauern. Solange man schwierige Zeiten gesund übersteht ist nichts verloren und man kann im schlimmsten aller Fälle von vorne beginnen. Eine Möglichkeit die all jene nicht mehr haben, welche sie ins Elysium übergegangen sind. Also sollten wir uns Glücklich schätzen und nur nach vorne denken.


    Es fällt mir manchmal selbst sehr schwer den Worten meines Vaters in allen Lebenslangen etwas abzugewinnen und seinem Beispiel zu folgen muss ich gestehen. Aber ich bemühe mich." schmunzelte der Decimer.


    Nachdem die Vorspeise nun endlich aufgetischt war, machte Livianus eine einladende Geste. "Bitte greif zu." Gleichzeitig wollte er das Gespräch aber nicht abreissen lassen und stellte der jungen Aelia daher lächelnd eine aus seiner Sicht interessante und durchaus neugiereige Frage.


    "Was hat dir dein Onkel eigentlich über mich und meine Familie berichtet?

    Livianus faltete nachdenklich seine Hände und legte sie auf seinen Schoß, ehe er dem Kaiser auf diese aus seiner Sicht durchaus berechtigte Frage antwortete.


    "Nun, ich denke wir beide wissen nur zu gut, dass es in dieser Frage nicht immer nur schwarz oder weiß gibt. Vor allem dann, wenn man an der Spitze steht. Ganz gleich ob als Legatus Legionis, als Consul oder als Princeps. Natürlich gibt es diejenigen, die sich ganz klar für oder gegen einen Aussprechen oder es durch ihre Taten zeigen. Bei diesen Männern weiß man schnell woran man ist. Aber dazwischen gibt es auch eine breite Palette derer, die wegen einer getroffenen Entscheidung, wegen einer - vielleicht sogar gerechtfertigten - Bestrafung, oder einfach nur wegen eines bestimmten Charakterzugs ihres Befehlshabers oder Anführers unzufrieden mit ihm sind. Das kann schnell wieder vergehen, aber auch über einen längeren Zeitraum anhalten. Dennoch dienen sie letztendlich alle für das Wohl und den Ruhm des römischen Reiches und das vereinigt uns letzten Endes alle wieder und lässt auch unsere Untergebenen bedingungslos ein gemeinsames Ziel verfolgen."


    Der hinter ihnen liegende Bürgerkrieg hatte dabei zusätzlich nicht unbedingt zu einer Verbesserung dieser durchaus menschlichen Beweggründe beigetragen. Livianus ging daher davon aus, dass Palma, der bereits sehr lange in den unterschiedlichsten Funktionen an der Spitze stand, so gut wie der er selbst wusste, dass er sich bei weitem nicht der hundert prozentigen Loyalität eines jeden unter ihm dienenden Soldaten, Magistraten oder Beamten sicher sein konnte.


    "Anführer wie auch Herrscher kommen und gehen im laufe der Zeit, doch das römische Reich hat bestand. Ich hege daher keinen Zweifel daran, dass Serpaio, so wie viele andere Männer auch, bedingungslos dem Wohle Roms und dem römischen Reich dienen wird. Und ist es nicht das, was letzten Endes zählt?"

    Livianus hatte bisher interessiert zugehört, sich aber bewusst zurück gehalten. Ihm war nach wie vor noch nicht ganz klar worauf dieser Gesetzesvorschlag abzielte oder welchen Sinn es haben könnte einen zusätzlichen schriftlichen Bericht einzufordern, außer dadurch die Bürokratie im Cursus Honorum zu fördern. Aus seiner Sicht konnte man die Berichte sogar abschaffen, da es zu den Pflichten der Consuln gehörte, bereits während des Amtsjahres diverse Verwaltungsagenden und Kontrollfunktionen gegenüber den anderen Magistraten auszuüben. Der beste Bericht am Ende einer Amtszeit brachte daher nichts, außer der Möglichkeit im Nachhinein über Amtshandlungen zu sinnieren, die bereits der Vergangenheit angehörten und zu diesem Zeitpunkt unter Umständen bereits über ein Jahr zurück lagen. Der Consul wandte sich an Purgitius Macer, der zuletzt mit einem Änderungsvorschlag aufhorchen ließ.


    "Was genau verstehst du unter relevanten Amtshandlungen, Consular Purgitius? Was könnte beispielsweise ein Praetor in einem schriftlichen Bericht dem Senat am Ende seiner Amtszeit vorlegen, dass nicht bereits ausreichend und wesentlich detaillierter in den Gerichtsprotokollen der Basilica Ulpia zu finden ist.


    Auch die öffentlich verlautbarten Erlässe anderer Magistrate, die ich als relevante Amtshandlungen bezeichnen würde, liegen bereits jetzt in den Archiven Roms auf und sind daher auch derzeit ohne zusätzlichen schriftlichen Bericht nachvollziehbar.


    Aber bleiben wir vielleicht beim Beispiel des Praetors. Wie könnte so ein detaillierter Bericht seiner relevanten Amtshandlungen aussehen? Eine Auflistung seiner Gerichtsverfahren, die er im Laufe des Jahres verhandelt hat oder nur der wichtigen Gerichtsverfahren? Soll er dabei ins Detail gehen oder reicht es die Gerichtsprotokolle beizulegen? Soll zukünftig alles in zweifacher Form protokolliert werden - einmal für das Gerichtsarchiv und einmal für den Senat?"

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    ...... "Kann ich sonst noch etwas für dich tun oder benötigst du noch bestimmte Auskünfte?" Eine Frage, wie sie wohl gern am Ende eines Gesprächs gestellt wurden - eine Konvention, die der Tiberier gern Folge leistete.


    "Nein Tiberius, ich habe deine kostbare Zeit schon genug in Anspruch genommen. Was die Cena betrifft, so werde ich dir noch eine schriftliche Einladung mit dem genauem Tag und einer Uhrzeit zukommen lassen. Ansonsten danke ich dir und wünsche dir noch einen angenehmen Tag."


    Mit diesen Worten war nun endgültig die anschließende Verabschiedung eingeleitet, nach der sich Livianus wieder aus dem Officium des Vigintivirs zurückzog.