Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Nach der Geschichte mit ihrem verstorbenen Liebhaber war es für den Decimer nicht wirklich verwunderlich, dass sich Aglaia um ihre finanzielle Absicherung sorgen machte. Doch aus ihrer Unsicherheit war auch herauszuhören, dass sie ganz Grundsätzlich kein Problem damit zu haben schien, ihn nach Germanien zu begleiten. Erfreut und erleichtert atmete er erst mal tief durch und lächelte schließlich. Er legte den Zeigefinger seiner freien Hand zuerst auf Aglaias Lippen, um ihrem Redeschwall Einhalt zu gebieten. Dann ergriff er sacht ihr Kinn und hob ihren Kopf an, so dass er ihr wieder in die Augen sehen konnte.


    "Geld ist das Letzte, worüber du dir zukünftig sorgen machen musst."


    Er sah ihr dabei ganz verliebt in die Augen und meinte diese Aussage durchaus erst. Er war jetzt schon einer der vermögendsten Männer Roms und die Statthalterschaft würde seinen Reichtum nur noch weiter vergrößern. Wenn er sich also Problemlos etwas leisten konnte, dann war dies ein luxuriöses Leben mit einer, wenn auch kostspieligen, Frau an seiner Seite. Für eine Solche war dies wohl der Hauptgewinn, für den Decimer einen Griff in die Portokasse. Er selbst dachte über Aglaia ja nicht so, sondern war sich sicher, dass sie etwas für ihn empfand und konnte ihre Ängste und Bedenken auch durchaus nachvollziehen.


    "Ich verspreche dir, dass es dir an nichts Fehlen wird und du gut abgesichert sein wirst für den Fall, dass das mit uns nicht funktionieren sollte."


    Damit war dieses Thema für den Decimer auch recht rasch abgehandelt. Aglaia würden ab sofort ihre eigene Sklavin aus dem Haushalt der Decimer und ein beträchtliches Budget zur Verfügung stehen, mit dem sie nach belieben wirtschaften konnte.


    "Ich werde alles entsprechend vorbereiten lassen. Du wirst eine eigene Sklavin bekommen, welche dir zur Hand geht und mein Maiordomus wird sich darum kümmern dir ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen, damit du dich rasch auf unsere Abreise vorbereiten und alles notwendige organisieren und einkaufen kannst. Wir werden übrigens gemeinsam mit der Kaiserin nach Germanien reisen. Du kannst also bereits jetzt deine Garderobe entsprechend anpassen."

    Gespannt wartete er auf die Reaktion auf seine Hiobsbotschaft und diese blieb auch nicht lange aus. Ziemlich bedrückt nahm er die Träne war, die auf Aglaias Wange hinab kullerte und ihm noch einmal mehr als verdeutlichte, dass da auch von Seiten seiner neuen Bekanntschaft ganz klar starke Gefühle mit ihm Spiel waren. Natürlich war er kein Narr und wusste, dass alleine der Standesunterschied es nie Möglich machen würde diese Frau zu heiraten, aber Aglaia hatte auch keinen Hehl darum gemacht, dass sie darauf auch schon bei ihrem vorherigen Partner keinen besonderen Wert gelegt hatte. Und nach zwei Hochzeiten, bei diesem sozialen Stand und in seinem Alter hatte er es nicht mehr Notwendig zu heiraten, sondern konnte zusammenleben mit wem er wollte. Doch das war nur seine Sicht der Dinge. Woher sollte er wissen wie Aglaia dazu stand, welche Pläne sie für ihre Zukunft hatte oder welche Vorstellungen sie sich eventuell schon über eine gemeinsame Zukunft gemacht hatte. Wobei er nicht naiv war und davon ausging, dass Letzteres wohl eher nicht der Fall gewesen sein konnte, nach diesem kurzen Kennenlernen. Was sollte er also machen? Was sollte er ihr sagen? Betrübt sah er zu Boden, nachdem ihm ein ziemlich schlechtes Gewissen plagte, als Aglaia die Träne hinfort wischte. Ach was... einen Versuch war es Wert ihr dieses vollkommen unrealistische Angebot zu unterbreiten. Diesmal erhob er sich von seiner Liege und ging zu ihr hinüber, um sich zu ihr zu setzen und ihre Hand zu nehmen.


    "Es ist vielleicht dumm von mir. Wir kennen uns schließlich noch nicht wirklich, aber...... aber könntest du dir vorstellen mich nach Germanien zu begleiten? Mogontiacum ist gewiss nicht Rom und es kommt sehr kurzfristig und unerwartet, aber nach allem was du mir berichtet hast, hält dich hier Rom wohl ebenso wenig wie mich...."


    Nach und nach wurde dem Decimer bewusst das dies wohl ein idiotischer Vorschlag war, der wohl kaum bei Aglaia Anklang finden konnte und sie wohl nur noch trauriger machte. Natürlich hatte er künftig als Statthalter in Germanien Möglichkeiten ihr viel mehr zu bieten, als sie sich jemals in ihren Träumen vorzustellen wagte. Aber es war wohl illusorisch zu Glauben, dass sie einem Mann den sie kaum kannte in eine andere Provinz folgen würde.


    ".... nein, verzeih mir. Es war albern dir diesen Vorschlag überhaupt zu unterbreiten. Wie könnte ich nur so etwas von dir verlangen, dein Leben hier für mich aufzugeben und in eine andere Provinz zu ziehen."


    Enttäuscht ließ er ihre Hand wieder los, seufzte tief und sah erneut verlegen zu Boden.

    In der Tat war er der Meinung, dass die Sklaven dann weniger tuschelten. Natürlich konnte sie Tratschen, aber es machte für ihn doch einen großen Unterschied, ob sie Annahmen oder Tatsache verbreiteten, welche sie mit eigenen Augen gesehen hatten. Als sich Aglaia recht ungeniert vor den Sklaven umzog ließ Livianus noch einmal seinen Blick über ihren wunderschönen Körper schweifen. Sie war wohl nicht mehr in eine Alter wo man an Kinder dachte, doch ihr Körper zeigte auch keine Spuren, dass sie bereits welche geboren hatte. Ihre weiße gepflegte Haut war straff und die Figur top in Form. Als sie das gebrachte Kleid überstreifte hielt der Decimer kurz den Atem an. Es passte ihr wunderbar und für einen kurzen Moment dachte er seine Vespa säße wieder hier vor ihm. Doch darüber konnte er sich nun keine Gedanken machen. Viel wichtiger war die Frage, wie er Aglaia nach diesem offenen und ziemlich deutlichen Zugeständnis zueinander beibringen sollte, dass er demnächst nach Germanien musste. Ihrer ersten Reaktion nach, machte sie sich wohl schon jetzt große Sorgen, dass er sie wieder Zurückweisen könnte.


    "Wie du schon unschwer erkannt haben wirst verspüre ich große Zuneigung für dich und wäre mir die nötige Zeit geschenkt, so würde es mich freuen zu sehen, was sich in Zukunft weiterhin daraus entwickelt. Aber der Kaiser hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass er mich in Germanien braucht. Ich werde wohl noch diese Woche zum Statthalter von Germania Superior ernannt und in meine neue Provinz aufbrechen müssen."


    Die Katze war nun mal aus dem Sack und der Decimer wollte schauen, wie Aglaia diese Nachricht verdauen würde. Um sie nicht gleich zu überfordern unterließ er es vorerst ihr anzubieten mit ihm mitzukommen. Ohnehin machte er sich wenig Hoffnung, dass sie ja sagen würde. Sie hatten sich gestern erst kennen gelernt und obwohl ihr heutiges Treffen bereits so einen fulminanten Auftakt genommen hatte, war es wohl ziemlich unrealistisch anzunehmen, dass diese Frau einen mehr oder minder Fremden n eine andere Provinz folgen würde.

    Ob sie tatsächlich alles mit ihm machte, würde sich erst zeigen. Denn der Decimer musste ihr nach diesem eindeutigen Zeichens des gegenseitigen Interesses aneinander nun irgendwie beibringen, dass er demnächst nach Germanien aufbrechen musste. Ging es nach ihm, dann wusste er schon jetzt, dass er Aglaia einfach mitnehmen würde. Doch was sie von dieser Idee hielt, stand wieder auf einem ganz anderen Blatt. Einen Wunsch den er zumindest jetzt schon ziemlich unkompliziert erfüllen konnte war der nach Essen. Auch er hatte nach diesem Appetitanreger einen ziemlich großen Hunger und rief die Sklaven wieder herbei, um nun mit etwas Verspätung endlich das Essen zu servieren. Gleichzeitig flüsterte er einer Sklavin zu, dass sie für seinen Gast doch etwas zum Überziehen bereit legen sollte, sofern Aglaia dies benötigte. Er hatte es bis heute nicht übers Herz gebracht einen Großteil der Garderobe seiner verstorbenen Frau Vespa, welche zum Teil auch recht kostbare Stücke enthielt, ausmustern oder veräußern zu lassen. Da Aglaia ungefähr die gleiche Körpergröße hatte, würde sich wohl bestimmt etwas finden lassen das ihr passte oder zumindest ausreichte, um das Abendessen einigermaßen angenehm und entspannt fortzusetzen. Auf ihre wohl recht spontane Nachfrage hin lächelte er amüsiert.


    "Wenn, dann kann ich mich im Moment nicht mehr daran erinnern. Natürlich war auch ich einmal jung und etwas Freizügiger und Abenteuerlustiger in solchen Dingen, allerdings ändert sich das mit dem Alter und dem Aufstieg in der Gesellschaft. Schließlich möchte man als angesehener Consular nicht, dass sein Intimleben ein regelmäßiges Gesprächsthema bei der römischen Oberschicht wird. Zumindest für mich ist dies entbehrlich."


    Natürlich kannte der Decimer auch andere angesehen Honoratioren, denen das entweder vollkommen egal war, oder die sich sogar damit brüsteten, wenn möglichst viele frivole Geschickten über sie ihm Umlauf waren. Livianus handhabte das lieber anders und war ein eher stiller Genießer. Als das Essen dann endlich serviert wurde, nickte der Decimer seinem Gast auffordern zu.


    "Es wird Zeit das wir uns wieder etwas stärken...... und wir sollten reden. Es gibt da etwas eher Unerquickliches, dass ich dir gestehen muss...."

    Der Decimer wirkte sichtlich erfreut über diese Erläuterung des Kaisers zum Umgang mit derartigen Anfragen.


    "Nun wenn das so ist, dann sehe auch ich keinen Handlungsbedarf. Die Praxis geht natürlich nicht aus dem Gesetzestext heraus. Wenn es ohnehin nur eine reine Formsache ist, dann wird sich der Aufwand für deine Administratio auch entsprechend in Grenzen halten und ich selbst werde ja ohnehin demnächst selbst wieder Erfahrung mit dieser Praxis sammeln können."


    Damit war dann auch Livianus mitgebrachtes Thema so kurz und schmerzlos abgehackt. Er unterhielt sich mit dem Kaiser noch über dieses und jenes, bis der Kaiser schließlich darauf hingewiesen wurde, dass es Zeit für die nächste Audienz war. Livianus erhob sich von seiner Kline.


    "Nun dann Augustus. Ich nehme an die nächsten Vorsprecher warten bereits ungeduldig. Sofern es auch von deiner Seite keinen offenen Punkt mehr gib, würde ich mich bei dir noch einmal für dein Vertrauen in mich bedanken, natürlich auch für dies freundliche Gespräch und deine kostbare Zeit nicht noch mehr strapazieren."

    So etwas hatte es in der Casa Decima schon lange nicht mehr gegeben - wenn es das überhaupt schon einmal gegeben hatte. Zum Glück für den Hausherrn konnten die anwenden Sklaven die Zeichen rechtzeitig deuten und sich diskret und schnell aus dem Tablinum zurückziehen. Eine unnötige Ablenkung durch andere Anwesende wäre dem Decimer sehr unangenehm gewesen, der diese Zweisamkeit nach langer Zeit der Entbehrung sichtlich genoss und sich Mühe gab auch seinen Teil dazu beizutragen Aglaia den Liebesakt zu versüßen. Auch hier zeigte sich, wie schon am Vortag beim verbalen Vorgeplänkel, dass er zwar ein wenig aus der Übung war, aber dafür hoch motiviert an die Sache heranging. All die Bedenken und alle Hemmungen vielen von ihm ab und er genoss nur noch den Augenblick und diese wunderschöne Frau, welche ihm wohl zweifellos die Götter geschickt hatten.


    Vollkommen geschafft und mit herabkullernden Schweißperlen auf der Stirne legte Livianus zufrieden und glücklich seine Arme um Aglaias zarten Köper, der immer noch vor Anstrengung schwer atmend auf dem Seinem ruhte. Natürlich hatte er gehofft das so etwas in der Art passieren würde, doch das dies so kurz nach ihrem Eintreffen und noch vor dem Essen der Fall gewesen war, kam nun auch für ihn sehr überraschend. Doch anscheinend hatte sich Aglaia ebenso nach ihm verzehrt, wie er sich seit dem gestrigen Tag nach ihr. Als er wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, ergriff er als erstes lächelnd, mit sanfter Stimme und gespielt vorwurfsvoll das Wort.


    "Was machst du nur mit mir Aglaia? Hier in Mitten meines Tablinums. Ein Glück das die Sklaven rechtzeitig hinaus sind. Du bist einfach unglaublich. Mögen die Götter gepriesen sein, dass sie dich zu mir geführt haben."

    "Ich verstehe... Also gut, dann wartet ja doch ein ganz schönes Stück Arbeit auf mich in Germania Superior. Ich möchte dir noch einmal für dein Vertrauen bedanken und werde mich wie gesagt demnächst bei deiner Administratio melden, wenn ich für eine Abreise bereit bin. Dann kann deine Verwaltung die gemeinsame Abreise mit der Augusta wohl gut koordinieren."


    Da der Decimer davon ausging, dass dieses Thema nun von Seiten des Kaisers abgeschlossen war und auch er keine weiteren Fragen dazu hatte, wollte er die Gelegenheit auch nutzen wie ursprünglich geplant sein eigenes Anliegen vorzubringen.


    "Es wirkt unter diesen neuen Gegebenheiten mit meiner geplanten Berufung zum Statthalter nun vielleicht ein wenig anmaßend, aber ich wollte mich mit dir eigentlich über den Codex Militaris und die derzeitigen Vorschriften bei der Berufung von Offizieren unterhalten. Es läuft ja im Moment sehr viel, oder sagen wir das meiste, über die kaiserliche Administration. Ich wollte eigentlich darüber sprechen wie du dazu stehen würdest, wieder mehr Verantwortung in die Legionen zu geben.


    De facto ist es den Kommandeuren derzeit ja nur möglich eigenverantwortlich ihre Unteroffiziere zu ernennen. Alles andere muss aktuell über die kaiserliche Administratio laufen bzw. zumindest von dieser Bestätigt werden. Ist das nicht ein unvorstellbarer Arbeitsaufwand für deine Verwaltung und auch zeitgleich irgendwie ein Zeichen von wenig Vertrauen in die Kommandeure der Einheiten, wenn sie derart von deinen Beamten kontrolliert und bevormundet werden können?"

    "Ich brache natürlich auch hier in Rom ein paar vertrauenswürdige Männer, die mich über die Entwicklungen am laufen halten. Ich habe da natürlich bereits einen meiner anderen Klienten, Iunius Silanus, bei den Prätorianern. Aber er hat kein besonders großes Interesse an der Politik. Hier wäre es mir sehr gelegen, wenn du ein Auge auf den Senat und die politischen Entwicklungen haben und mich hin und wieder auch informieren könntest. Ein kurzes Schreiben nach Germanien würde schon reichen, um mich auf dem Laufenden zu halten."


    Eine Hand wusch die Andere oder so ähnlich hieß es ja. Hier war nun eine kleine Gegenleistung, die der Decimer seinem neuen Klienten abverlangte. Für Annaeus Florus vermutlich ein kaum erwähnenswerter Aufwand, da er ohnehin vor hatte in die Politik zu gehen und sich als künftiger Kandidat für den Cursus Honorum ohnehin für die Belange am Forum und im Senat interessieren musste. Das ganze dann in einem Brief zusammen zu fassen war dann abschließend wohl nicht der Rede wert.


    "Wenn du etwas während meiner Abwesenheit brauchst oder du irgendwelche Probleme haben solltest, dann wende dich im Übrigen auch gerne an diesen Klienten. Er ist schon sehr lange einer meiner engsten Vertrauten und kann dir in vielen Belangen weiterhelfen. Du brauchst nur sagen, dass ich dich schicke und du ebenso mein Klient bist."


    Auch dies wollte der Decimer dem jungen Klienten mitgeben. Silanus war ein ehrbarer und vertrauenswürdiger Mann der noch dazu eine hohe Stellung bei den Prätorianern hatte. Einen solchen Mann hatte man gern zum Freund. Schließlich war es wohl an der Zeit sich wieder andern Dingen zu widmen.


    "Wenn du sonst keine Fragen mehr hast, dann muss ich mich leider wieder meinen Vorbereitungen für die Abreise nach Germanien widmen. Sollte ich bis zu deinem Tibunat immer noch Statthalter von Germania Superior sein, dann werde ich mich dafür stark machen, dass du meiner Legio II zugeteilt wirst. Spätestens dann sehen wir uns wieder. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute und den Segen der Götter."

    "Da stimme ich dir natürlich zu Augustus. Nun ich werde mir in Germanien ein genaues Bild der Lage machen und auch den tatsächlichen Einfluss der Gens Duccia in Erfahrung bringen. Sollte ich es für nötig halten Änderungen zu Veranlassen um dem entgegen zu wirken werde ich dies tun oder dir Bescheid geben, sofern es meine eigenen Kompetenzen überschreitet."


    Damit war das erste Thema einmal abgehandelt und der Decimer hatte den Kaiser seine volle Unterstützung zugesichert. Doch auch zum zweiten Punkt wollte der Decimer noch konkreter Nachfragen.


    "Wie wirken sich diese Unstimmigkeiten zwischen der zivilen und der militärischen Verwaltung, welche dir zu Ohren gekommen sind? Gibt es dazu irgendetwas konkreteres, auf das ich bedacht nehmen sollte, wenn ich Mogontiacum erreiche. Ist ein bestimmter Personenkreis davon betroffen oder sind es generelle Unstimmigkeiten? Vielleicht hat es auch nur mit dem momentanen Machtvakuum zu tun, dass durch den Unfall des Ducciers entstanden ist?"

    Gepannt lauschte der Decimer Aglaias Schilderungen über ihr Vorleben. Selbst als sie sich unerwartet erhob, ein paar Schritte umherging und sich schließlich zu ihm auf seine Kline setzte, hing er an ihren Lippen und wartete gespannt auf das Ende dieser offensichtlich sehr tragischen Geschichte. Er selbst war bereits zwei Mal glücklich verheiratet gewesen und hatte in beiden Fällen das große Glück gehabt sich seine Ehefrauen frei auswählen zu können. Die erste Heirat war sogar aus der Liebe heraus entstanden. Er hatte Aemilia hier in Rom kennen und lieben gelernt und schließlich hatte er das große Glück sie damals auch heiraten zu dürfen. Die zweite Hochzeit mit Aelia Vespa war zwar nicht arrangiert, aber dennoch eher eine Heirat der Vernunft gewesen. Man kannte sich, man mochte sich und zum Glück entwickelte sich mit der Zeit auch eine starke Zuneigung füreinander. Auf eine Geliebte hatte der Decimer daher in beiden Fällen nicht zurückgreifen müssen. Er kannte jedoch aus seinem Bekanntenkreis natürlich genügend solcher Beispiele, wo den Ehepartnern das Glück nicht so hold war, wie es bei ihm der Fall gewesen war. Livianus machte diesen Männern jedoch keinen Vorwurf, wenn sie ihre Leidenschaft im Schoße einer anderen Frau suchten und zugleich in einer Vernunftehe gefangen waren. Er kannte selbst genügen Paare in der römischen Oberschicht, bei denen der Anschein und das Ansehen der Familie zählte und nicht etwas das, was sich hinter den Schlafzimmertüren abspielte. Daher verurteilte er auch Aglaia nicht, die in ihrer Erzählung von Liebe sprach und auch ihm bekannte und verständliche Argumente für eine solche Affäre vorbrachte. Ihre Geschichte war in der Tat Herzzerreißend und nun wurde auch dem Decimer immer klarer, warum sie am Vortag so zurückhaltend mit ihren Erzählungen über sich selbst war. Und auch als sie von der Schwierigkeit sprach sich und ihr Herz nach diesem herben Verlust wieder jemanden Neuen anzuvertrauen, erkannte er sich in ihren Worten fast selbst wieder. Als sie geendet hatte, setzte er sich neben ihr auf, ergriff er ihre zarte Hand und sprach mit sanfter und ergriffener Stimme zu ihr.


    "Ich weiß genau wovon du sprichst meine Liebe. Auch ich habe im vergangenen Jahr meine geliebte Frau verloren und es ist mir bisher sehr schwer gefallen damit abzuschließen und mich für etwas Neues zu öffnen. Du bist seitdem die erste Frau, welche.... welche ich wieder so Nahe an mich heran gelassen habe. Und auch ich habe mich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt, wie es seit unserem gestrigen Aufeinandertreffen auf der Rennbahn der Fall ist. Du hast in mir Gefühle geweckt, welche ich nicht mehr für möglich gehalten hätte. Ich danke den Göttern so sehr, dass sie mir dieses Geschenk zuteil werden ließen. Aglaia.... ich...."


    Dann brach Livianus den Satz ab, beugte sich zu Aglaia vor und gab ihr einen schon länger herbeigesehnten, zärtlichen Kuss auf den Mund. Zeitgleich legte er schützend und liebevoll seinen Arm um sie und zog und rutschte ein wenig näher an sie heran, um wieder die wärme ihres Körpers zu spüren, welche ihm seit dem gemeinsamen Spaziergang an der Rennbahn schon so sehr abgegangen war.

    Die Nacht zuvor war anstrengend und wenig erholsam gewesen. Einerseits hatte er sich sehr auf das Treffen gefreut und auch den einen oder anderen unschicklichen Gedanken dabei gehabt, doch andererseits hatte auch der innere Konflikt im Decimer weitergetobt. War er tatsächlich schon so weit sich auf etwas neues einzulassen? Und wenn er es zuließ, war es dann ein Verrat an seiner Liebe zu Vespa? Es war nicht das erste Mal, dass er einen geliebten Menschen verloren hatte, doch zwischen dem Tod seiner ersten und dem Kennenlernen seiner zweiten Frau waren einige Jahre vergangen. Die jetzige Situation war wesentlich unverhoffter und kürzer auf ihm zugekommen und es viel ihm schwer richtig damit um zu gehen. Es war eine innere Zerrissenheit, die ihm noch bis kurz vor dem Abendessen schwer beschäftigt hatte. Doch als er Aglaia so gegenüberlag, ihrer bezaubernden Stimme lauscht und in ihre tiefgründigen Augen blickte war da plötzlich ein Moment der sich anfühlte, als würde sich dieser gordische Knoten in seinem Herz lösen. Es war also würde eine innere Stimme zu ihm sagen: 'Es ist gut. Du hast lange genug getrauert. Es wird Zeit dein Leben weiterzuleben.' Eine unglaubliche Erleichterung und ein Gefühl der Geborgenheit und der Herzenswärme machte sich in Livianus breit. Er wusste nicht warum oder woher es kam, aber er sah Aglaia plötzlich mit ganz anderen Augen. Diese wunderschöne Frau die hier vor ihm lag und die offensichtlich um seine Gunst warb. Er wusste nicht was sich verändert hatte oder warum dies plötzlich so geschah, aber er wollte daran fest halten und sich seinen Gefühlen für Aglaia nicht mehr entziehen. Dies würde ihm natürlich zu einem neuen Problem bringen, über das er sich im Moment aber noch keine Gedanken machen konnte. Einfach einmal den Abend genießen und schauen, was dabei heraus kam.


    Er sagte den Sklaven, dass sie den guten verdünnten Wein servieren sollten und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder voll und ganz auf Aglaia, die ihr umwerfendes Kleid wohl nicht ganz unter Kontrolle bringen konnte. Bei jeder auch nur kleinsten Bewegung wurde der Decimer erneut von hinreißenden Einblicken überrascht, als wäre das Kleid selbst nicht schon betörend genug gewesen. Erneut ließ Aglaia wissen, dass sie sich ebenso auf diesen Abend gefreut hatte. Ein guter Grund um darauf anzustoßen, wie der Decimer entschied.


    "Auch ich habe mir den Abend bereits sehnsüchtig herbeigewünscht. Lass uns also darauf Trinken und den Göttern danken, dass sie unser beider Wege so unerwartet zusammengeführt haben."


    Nachdem auch ihm ein Sklave eingeschenkt und einen Becher gereicht hatte, verspritzte er mit meinem rechten Zeigefinger ein paar Tropfen in jede Himmelsrichtung als Opfer an die Götter, die heute zweifellos auf seiner Seite schienen und hob ihn dann an, um Aglaia zuzuprosten. Nachdem auch Aglaia zum trinken angesetzt hatte, nahm auch der Decimer einen kräftigen Schluck aus seinem Becher. Danach nahm er das vorherige Gesprächsthema zur Casa wieder auf.


    "Wenn du möchtest kann ich dich nach dem Essen gerne durch das Haus führen. Es ist an einigen Stellen recht verwinkelt, da wir wie gesagt stätig ausgebaut haben und sich manches bei der bestehenden Bausubstanz einfach nicht mehr so umsetzen hat lassen wie gewünscht, aber dennoch denke ich, das wir hier über die Jahre ein recht schmuckes Domizil für unsere Familie erschaffen haben.


    Aber nun vorerst genug von mir und dem Haus. Du hast mir versprochen, dass ich heute mehr über dich erfahren werde. Ich hoffe also du hältst dein Versprechen."


    Livianus lächelte seinen Gast erwartungsvoll an und stellte den Becher wieder zur Seite, um sich ganz auf die Erzählungen konzentrieren zu können, die er sich nun von seinem Gegenüber erhoffte.

    "Solange du dich genug in der Öffentlichkeit zeigst ist dies bestimmt nur zu deinem Vorteil. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen die in der römischen Gesellschaft eine gewisse Bekanntheit erreicht haben, es wesentlich einfach bei einem politischen Aufstieg haben. Und dein Kontakt zu den Iuliern und zu den Purgitiern ist da gewiss ein guter Einstieg. Beide Familien haben bekannte Senatoren in ihren Reihen, welche dich bei deinem Vorhaben bestens unterstützen können. Da mache ich mir keine Sorgen."


    Mit diesem Wissen im Hinterkopf ließ Livianus seinen neuen Klienten gleich wesentlich erleichterter in Rom zurück. Vor allem Consular Purgitius war ein ehrbarer Senator, an den man sich problemlos halten konnte. So hing nicht alles alleine von ihm als Patron ab und vielleicht schafte er es ja wirklich aus Germanien aus Einfluss auf die Karriere des jungen Annaeers nehmen zu können.


    "Um eine Kandidatur einzureichen wendest du dich direkt an einen der beiden Consulen. Die Einreichfristen hierfür werden immer rechtzeitig vor einer Wahl bekannt gegeben. Es ist also noch keine Eile geboten."

    Als sie auf ihn zu schritt, ihm ihre Hände reichte und seine Wange danach mit einem sanften Kuss bedachte schmolz der Decimer innerlich dahin. Schon am Vortag hatte ihm das Gefühl beschlichen, dass Aglaia Interesse an ihm gefunden hatte und so wie sie Livianus nun begrüßte, räumte das wohl auch den letzten Zweifel aus. Er genoss es, die sanften Lippen wie auch schon am Tag davor auf seiner Wange zu spüren. Wie oft waren sie ihm in den vergangenen Stunden bereits durch den Kopf geschossen. Und dieser Blick... so faszinierend, so tiefgründig, so.... so erregend.


    Als sie sich von ihm wieder löste und zu einer der Liegen schritt, folgte ihr der Decimer und machte es ihr gegenüber selbst bequem. Freilich hatte er mit seiner Tunika dabei weniger Probleme sich einfach irgendwie auf die Kline zu legen, als seine Besucherin in ihrem atemberaubenden Kleid. Die Sklaven, welche eigens dafür bereit stand seinem weiblichen Gast jeden Wunsch von den Augen ab zu lesen, half dabei so gut es ging und dennoch rutsche kurz das ohnehin sehr blickdurchlässige Kleid ein wenig nach oben und ließ einen Blick auf Aglaias nackte, ästhetische Beine zu. Hatte sie Livianus gestern noch auf der Quadriga mit der Siegesgöttin Victoria verglichen, so war Aglaia heute zweifellos eher die Göttin Venus, wie sie hier in all ihrer Schönheit vor ihm lag. Dieser Anblick war einfach umwerfend. Als sie seinen Blick bemerkte und etwas errötete, sah der Decimer kurz ertappt zur Seite und winkte den Sklaven zu, dass sie schon einmal mit dem servieren der Getränke beginnen konnten. Erst als sie ihn ansprach, wagte er es wieder zu ihr zu sehen.


    "Du siehst heute einfach atemberaubend aus meine Liebe. Dieses Kleid steht dir hervorragend. Da kann ich in keinem Falle mithalten. In ganz Rom kann wohl keiner heute mit deiner Schönheit konkurrieren, wenn du mir diese Feststellung erlaubst.


    Und was unsere Casa betrifft...es ist wirklich ein wunderbares Haus, dass mein Vater und mein Onkel einst gekauft haben. Wir Decimer wohnen also erst in zweiter Generation in diesem schmucken Heim und haben es mit dem Aufstieg unserer Familie stetig erweitert und ausgebaut. Nun kann es sich schon fast mit den Villen der großen Patrizierfamilien messen.


    Was möchtest du trinken?"

    Bis zuletzt hatte der Decimer mit sich gehadert und war sich unsicher gewesen, ob Aglaia tatsächlich seiner Einladung folgen würde, oder ob sie sich am gestrigen Tag nur einen Scherz mit einem in die Jahre gekommenen Consular erlaubt hatte. Er wusste ja nicht einmal wo sie wohnte oder wo er sie finden konnte falls sie nicht auftauchte und Kontakt zu ihr aufnehmen wollte. Die letzten Minuten, die er auf einer der Liegen verbrachte, vergingen daher wie Stunden und erst als Sklave herbeieilte um seinen Herrn darüber zu informieren, dass der erwartete Besuch soeben eingetroffen war, atmete der Decimer tief und erleichtert durch. Sie hatte also Wort gehalten und war tatsächlich gekommen. Doch die Phase der Entspannung hielt nicht lange an, denn kaum hatte der Sklave ausgesprochen, sprang der Decimer wie von der Tarantel gebissen auf und sah sich noch einmal im Raum um. Alles musste perfekt sein, wenn er Aglaia hier empfing. Zuletzt sah er auch noch einmal an sich selbst hinunter. Er hatte lange überlegt was er anziehen sollte. Ganz formell aber dafür unbequem in Toga oder doch eine eher legere, aber dafür edle Tunika aus feinster Seide? Nach langem herumprobieren und überlegen entschied er sich aber doch für eine bequeme, smaragdgründe Tunika aus feinem Stoff, die ihn bis zu den Knien reichte und am Saum ein Muster aus gestickten Goldfäden hatte. Er strich sich die Tunika noch einmal glatt und erwartet dann seinen Gast.


    Als Aglaia das Tablinum betrat, stand der Decimer in mitten des imposanten Raumes, der heute noch größer wirkte, als er ohnehin schon war, da man nur für den Hausherrn und einen Gast hergerichtet hatte. Alle anderen Liegen hatte man auf die Seite geschoben. Lächelnd trat er auf Aglaia zu. So auffällig und körperbetont ihr rotes Kleid auch gestern gewesen sein mochte, das Kleid welches sie heute trug schlug es um längen. Es war ein Hauch von Nichts, dass fast wie aufgemalt wirkend ihren zarten, aber überaus weiblichen Körper bedeckte. Soweit der Decimer auf den ersten Blick erkennen konnte hatte sie auch auf ein Strophium oder eine Mamillare verzichtet, so das sich ihr Busen in ziemlicher Deutlichkeit unter dem hauchdünnen Stoff abzeichnete. Nicht auszumalen auf was sie vielleicht noch alles verzichtet hatte, um das Kleid frei von Abdrücken oder Falten zu halten. Livianus versuchte sich wieder von diesen kurz aufkommenden Gedanken los zu reißen. Stattdessen fragte er sich, wie er sie richtig begrüßen sollte. Sie war immer noch eine Fremde, daher viel ein Kuss auf die Wange aus. Ihr die Hand zu reichen wirkte zu formell und unpassend. Er entschied sich schließlich einfach einmal das Wort zu ergreifen und blieb ein wenig hölzern vor ihr stehen.


    "Meine liebe Aglaia. Es freut mich, dass du meiner Einladung nachkommen bist. Bitte komm weiter und nimm Platz."


    Danach deutete er einladend, aber nicht weniger steif auf die beiden Liegen, die in der Mitte des Raumes zentral hergerichtet waren und hinter denen bereits zwei Sklaven bereit standen, um dem Hausherrn und seinem Gast behilflich zu sein, damit sie es sich rasch und unkompliziert Bequem machen konnten.

    "Sehr gut. Das würde auch mir ganz gut passen."


    Diese Antwort hätte der Decimer vermutlich der Höflichkeit halber zu jeder Zeitangabe gegeben, welche ihm Aglaia vorgeschlagen hätte. Am Eingang zur Rennbahn angekommen hielt er schließlich inne und löste den Arm von seiner Begleiterin, was ihm sichtlich schwer viel. Vorerst hieß es wohl Abschied nehmen, aber nicht für lange. Morgen würde man sich wieder sehen und Livianus war bereits gespannt darauf mehr über diese geheimnisvolle und schöne Fremde zu erfahren, auf die er hier so unerwartet getroffen war und die sein Herz - und nicht nur das - so überraschend für sich gewinnen konnte. Hätte ihm heute Morgen nach dem Aufstehen jemand so etwas voraus gesagt, hätte er ihn wohl für Verrückt erklärt. Aber manchmal planten die Schicksalsgöttinnen etwas ganz Unvorhergesehenes für die Menschen und heute schien so ein Tag für den Decimer gekommen zu sein.


    Für einen kurzen Moment zögerte Livianus dann und fragte sich, ob dies gerade wirklich geschah und ob Aglaia tatsächlich morgen zum Abendessen erscheinen würde, oder ob er sie nie wieder sehen würde, wenn er sie nun einfach gehen ließ. Hatte er die Zeichen tatsächlich richtig gedeutet? War er denn wirklich bereit dazu sich darauf einzulassen? Er wusste jedenfalls schon jetzt, dass ihm heute Nacht viele solcher Fragen quälen würden, obwohl er die Antwort darauf vermutlich erst morgen Abend bekommen würde. Er musste sich einfach darauf einlassen und abwarten, was die Götter weiter für ihn geplant hatten. Wieder ein wenig Glück im Leben zu haben, wäre sicher nicht verkehrt. Dennoch fragte er noch einmal ein wenig verunsichert nach.


    "Wir sehen uns also morgen?"

    Lag es am Frühling der immer mehr Einzug hielt oder wirklich schlicht weg an dieser Frau, aber der Decimer fühlte sich in ihrer Gegenwart wieder irgendwie lebendig und fröhlich wie schon länger nicht mehr. Besorgt sah er sie an und wartete auf ihre Antwort, die ihm im ersten Moment glauben ließ, Aglaia hätte sich doch irgendwo verletzt. Erst ihr Blick und ihre Hand die immer noch auf seiner Brust ruhten ließ ihn die Bedeutung ihrer Worte verstehen. Offensichtlich hatte diese Frau tatsächlich Interesse oder gar Gefallen an ihm gefunden. Zumindest wirkte es so auf den Decimer. Ihr vielsagender Blick, ihre zärtliche Berührung - Livianus war vielleicht ein wenig eingerostet, aber ganz so weltfremd war er doch noch nicht, um dies nicht richtig deuten zu können. Auch er konnte nicht abstreiten sich von dieser Frau angezogen zu fühlen und es auch irgendwie zu genießen, dass sich eine solch hübsche Frau auf für ihn interessierte. Auf eine Bestätigung dieser Vermutung musste er auch nicht lange warten. Als sich Aglaia mit sehr zärtlicher Stimme bedankte, drückte sie sich auf den Zehenspitzen stehen zu ihm nach oben und gab ihm einen sehr sanften und gefühlsbetonten Kuss auf die Wange.


    Es war ein erhebendes Gefühl ihre weichen und vollen Lippen für diesen kurzen Moment auf seiner Wange zu spüren. Der Kuss war fast nur gehaucht, doch gerade dass machte ihn noch besonders. Zeitgleich spürte er ihre sanfte Hand über seine andere Wange streicheln. Verträumt schloss er unwillkürlich für einen kurzen Moment seine Augen dabei und öffnete sie erst wieder, als sie von ihm zurück wich. Er wusste nicht was er sagen oder wie er richtig darauf reagieren sollte. Ein plumpes Danke wäre wohl völlig unangebracht gewesen. Daher sagte er nicht und sah Aglaia nur vielsagend an. Sie war es, die dann auch wieder den kurzen Moment der Stille durchbrach, indem sie daran erinnerte, dass er eigentlich wieder mit ihr nach oben gehen wollte. Galant streckte er ihr diesmal schon seinen Arm entgegen, dass sie sich wie zuvor einhängen konnte und Schritt mit ihr von der Rennbahn hinauf zum Eingang der Rennbahn. Wichtig war es noch sich für das morgige Abendessen eine genaue Zeit auszumachen. Das hatten sie vorhin ganz vergessen.


    "Zu welcher Stunde kann ich morgen mit dir rechnen?"

    Als sie seine Hand ergriff spannte der für sein Alter immer noch recht gute gebaute Decimer seine Muskeln an um der Dame den nötigen Halt beim Abstieg aus dem Wagen zu bieten. Seinen ersten Einschätzung nach war es wohl richtig von ihm gewesen sich hier Hilfsbereit zu zeigen, denn der Abstieg war offensichtlich wesentlich herausfordernder für Aglaia wie der recht trittsichere Aufstieg noch zuvor. Als sie sich beim herabsteigen vornüberbeugte, ließ sie zugleich tief in ihr rotes Kleid blicken, dessen Ausschnitt sich entsprechend weitete. Die Schwerkraft trug schließlich ihren Rest dazu bei und so kam Livianus nicht umhin auch hier so manch wohlgeformte Rundung in einer ziemlichen Deutlichkeit aus nächster Nähe betrachten zu können. Diesmal wandte er seinen Blick nicht mehr ab. Zu nahe und zu verlockend pendelte der recht ansprechend aussehende Vorbau Aglaias vor seinen Augen hin und her, sodass er künftig kaum große Mühe dabei haben würde, sich den Inhalt ihres Kleides - zumindest in diesem Körperbereich - recht bildlich vorzustellen zu können. Doch ehe er sich zu sehr an diesen Anblick gewöhnen konnte, der nun trotz aller bisherigen Gegenwehr auch in ihn eine ziemlich deutliche Erregung auslöste, spürte und hörte er wie sie den Halt verlor.


    Ziemlich geistesgegenwertig schnellte seine zweite Hand herbei um ein mögliches Unglück zu verhindern, während sein Atem aufgeregt stockte. So gut er konnte versuchte er anfangs mit seiner Hand Aglaia mehr Halt zu bieten und dagegen zu drücken. Doch es half nichts und kurz darauf hatte er sie auch schon mit beiden Händen aufgefangen. Während sich ihr Arm nach Halt suchend um seine Schulter schlang, hatte auch er aus der Reaktion heraus seine beiden Arme schützend um ihren schlanke Taille gelegt. Der Teil ihres Körpers, den er vorhin noch so verzückt betrachtet hatte, schmiegte sich nun zufällig auch an seine eigene Brust. So dass er nun nicht nur gesehen hatte was sich unter dem Kleid befand, sondern nun auch wusste, wie es sich anfühlte. Da fiel auch wieder auf, dass er immer noch vor Schreck seinen Atem angehalten hatte und sein Körper nach Sauerstoff verlangte. Der Decimer atmete erleichtert auf. Er hätte sich selbst belogen wenn er nicht gedanklich zugab, dass er diesen Moment auch in gewissen Maße genoss und sogar ein wenig enttäuscht war, als er nach wenigen Augenblicken wieder vorüber war. Nur langsam löste sich Aglaia wieder aus seiner Umarmung und seine Hände streiften dabei den Ansatz ihres Hinterns und ihre Hüften. Dabei konnte er es auch nicht verhindern, ihr einen unbewussten aber vielsagenden Blick zu zuwerfen, der wohl mehr über seine momentane Gefühlslage verriet, als es ihm lieb war. Doch da es unbewusst passierte, bekam er es selbst ohnehin nicht mit. Und ihre anschließende Verlegenheit und ihr Erröten hatten zur Folge, dass er sich ohnehin gleich Schuldig fühlte, einer in dieser Situation hilflosen Frau gegenüber, derartig unangebrachte Gefühle überhaupt erst aufkommen zu lassen. Ein Glück für ihn, dass sie nicht Gedanken lesen konnte. Was hätte sie sonst wohl für einen falschen Eindruck von ihm bekommen müssen. Einem Consular der diese kleine Notlage einer Frau so schamlos mit seinen mannstollen Gedanken trübte.


    "Immer gerne. Zum Glück ist dir nichts passiert." antwortete er nun ebenfalls verlegen, als sie sich wieder aufrecht Gegenüberstanden. "Ich denke wir sollten das Glück nicht zu viel herausfordern und nun wieder hinauf gehen. Die Sklaven möchten ohnehin auch diesen Wagen weg bringen."

    Der Decimer konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er hier zuletzt alleine eine Frau empfangen hatte. er hatte sich fast die ganze Nach den Kopf darüber zerbrochen ob es richtig oder falsch war Aglaia so zeitnah zu sich einzuladen. Er hatte sie schließlich erst gestern unverhofft kennen gelernt und wusste noch nicht wirklich viel über sie. Eigentlich wusste er so gut wie gar nichts. Doch irgendwie hatte sie einen Draht zu ihm gefunden und das obwohl er nach wie vor mit seinem Gewissen rang, ob es bereits der richtige Zeitpunkt war, um einen neue Frau in sein Leben zu lassen. Ob er denn schon bereits dafür war seine Vespa gehen zu lassen und sich endgültig von ihr zu verabschieden. Denn bisher hatte er dies nicht über sein Herz gebracht. Doch irgendwie hatte Aglaia es geschafft tief vergrabenen geglaubte Empfindungen in dem Decimer auszulösen und er hatte sich irgendwann spät in der schlaflosen Nacht doch eingestehen müssen, dass er der schönen Fremden doch ziemlich zugetan war. Entsprechend nervös und hektisch scheuchte er den ganzen Nachmittag schon seine Sklaven durch das Tablinum. Er wollte sich und seinen Haushalt von seiner besten Seite präsentieren. Nur das beste und teuerste durfte auf den Tisch. Angefangen vom Ambiente im Raum, bis hin zum Geschirr und zur Auswahl der Speisen. Ihm selbst blieb nur sich zu Gedulden, bis der Gast endlich eintraf.

    "Wie gesagt. Das obligatorische Militärtribunat wird zweifellos auf die zukommen und auch ein Posten als Legatus Legionis steht dir als Senator irgendwann einmal eventuell in Aussicht. Ich würde dir raten die Zeit bis zu den nächsten Wahlen zu nutzen und weitere Kontakte zu knüpfen. Spätestens bei deiner Kandidatur kann es nur von Vorteil sein, wenn du bereits einige Senatoren und Fürsprecher auf seiner Seite hast. Dies ist wohl die wichtigste Aufgabe, die dich in den nächsten Monaten antreiben sollte. Lass dich oft in der römischen Gesellschaft blicken, lerne Leute kennen und mach sie dir zu deinen Verbündeten."


    Ein gut gemeinter Ratschlag, der sich wohl nicht so einfach umsetzen ließ, wie es hier aus dem Mund des Decimer klang. Doch Livianus hatte vollstes Vertrauen in das Können des jungen Annaers, schließlich hatte er eine einnehmende Art, die auch den Consular überzeugt hatte.


    "Ich selbst werde dir leider keine große Hilfe dabei sein können - zumindest keine direkte - denn der Kaiser hat mich zum Statthalter der Provinz Germania Superior berufen. Die Vorbereitungen für meine Abreise laufen bereits und ich werde wohl in den nächsten Tagen Rom verlassen. Dennoch hoffe ich, dass wir in Briefkontakt bleiben werden und sofern es mir aus Germanien möglich ist, werde ich natürlich weiterhin versuchen dir als dein Patron behilflich zu sein, wo es mir möglich ist."