Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Wenn sie nun also nicht mehr für Furianus arbeitete, sah der Decimer keinen Hinderungsgrund darin, sie als seine Scriba aufzunehmen. Zumindest was diesen Punkt betraf. Dennoch wollte er sie im Auge behalten, falls er sich für ihre Einstellung entschied.


    "Hast du auch Empfehlungsschreiben?"

    "Eigentlich nicht."


    Livianus schmunzelte und ging dann auf die letzte Aussage Alainas ein. Er traute es den Flavier zwar nicht zu, ihm eine Spionen ins Haus zu setzen und sollte es so sein, so hätte die Keltin dieses frühere Verhältnis gar nicht erst erwähnt, doch führte Livianus ein laufendes Verfahren gegen Furianus und war daher etwas vorsichtig.


    "Für Flavius Furianus. Sehr interessant. Wie lange ist das her?"

    Gerade als Livianus weitere Fragen stellen wollte, sprang die Türe auf. Verwundert sah er auf. Wer öffnete die Türe ohne vorher anzuklopfen? Ein Sklave konnte das bestimmt nicht sein. Noch verwunderter war der Senator, als sein Verwandter Verus hereinkam und einen Wein servierte. Livianus lächelte milde über die nette Aufmerksamkeit und nickte Verus dankend zu. Doch noch bevor er etwas erwidern konnte, war sein Verwandter auch schon wieder aus dem Officium hinausgestürmt und hatte einen späteren Besuch angekündigt.


    Livianus sah wieder zu seinem Gast, dem dieser kurze Auftritt ebenso verwundern musste, wie ihm selbst. Dann versuchte er den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen.


    "Entschuldige die kurze Störung. Wie du siehst ist hier im Haus immer etwas los. Wo waren wir?........ Achja. Dein Qualifikationen. Hast du bereits Erfahrungen in ähnlichen Anstellungen gemacht?"

    Zitat

    Original von Gaius Caecilius Crassus
    Crassus wog nach Livianus Worten abwägend den Kopf hin und her. Nur weil ihm der Praefectus unsympathisch war, wollte er die Gerüchte, die er gehört hatte, nicht überbewerten. Andererseits wollte er eine drohende Gefahr auch nicht übersehen, weshalb er hin und her gerissen war.


    Ich habe auch schon von ein paar Fällen und Vorkomnissen gehört, keine Frage. Es gibt da ja einige Gerüchte, die im Umlauf sind. Aber trotzdem... man redet viel in Rom, wie wir beide gut wissen. Und seien wir ehrlich, jeder der Macht bekommt nutzt sie nicht nur um dem Reich, sondern auch um sich selber zu helfen. einen Moment schwieg Crassus Inwiefern er gegen das Interesse von Valerian handelt kann ich nicht beurteilen. Spielst du auf ein spezielles Beispiel an, hast du da etwas konkreteres gehört?


    "Dieser Mann hilft sich für meinen Geschmack aber zu sehr selbst."


    Livianus wollte auf keine Konkreten Beispiele eingehen. Seine Vertrauten Prudentius Balbus und Aelius Quarto konnten bei einem möglichen Treffen bestimmt genug vorbringen und saßen in Positionen, die auch Crassus überzeugen würden. Er wollte sich nur sicher sein, ob er seinem Freund nach wie vor uneingeschränkt vertrauen konnte.


    "Crassus. Ich möchte nur wissen ob du nach wie vor zu mir stehst und ich dir uneingeschränkt vertrauen kann? Du weißt, ich hätte dir bisher jederzeit mein Leben anvertraut. Doch es ist viel Zeit vergangen und ich möchte nichts von dir verlangen, dass du nicht mehr bereit bist zu geben."

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus schüttelte den Kopf. "Du willst mal ganz nebenbei, dass ich Dir die Möglichkeit verschaffe, auch das höchste Amt im Reich sogleich nach dem zweithöchsten zu bekleiden. Nachdem Du mir bereits drei andere große Bitten vorgetragen hast. Ich bin ein großzügiger Mann, Livianus. Ich kann all das tun, würde es auch tun. Doch .. ich muß sagen, das alles hat schon mindestens die Qualität der Förderung durch einen Patron." Salinator schaute Livianus auffordernd an.


    Dieser Mann erwartete jetzt doch nicht ernsthaft, dass Livianus sein Klient wurde? Für einen kurzen Moment schaute der Senator den Stadtpräfekten verdutzt an, ehe er sich wieder fing und lächelnd nickte.


    "Da hast du durchaus Recht verehrter Vescularius und wäre es möglich meinen Patron einfach so aufzusuchen und ihn um seine Unterstützung zu bitten, so würde ich diesen Weg bestimmt nicht scheuen. Doch wie du vorhin bereits selbst richtig sagtest, hat seine Erholung absoluten Vorrang. Daher wende ich mich mit meinen Bitten auch an dich, seinen Vertreter."


    So leicht ließ sich der Decimer nicht einfangen und schon gar nicht von einem machtbesessenen Mann wie Salinator, dem ein Decimus Livianus als Klient bestimmt gerade Recht kommen würde. Er war Klient des letzten Kaisers und damit auch seiner Familie gewesen. Aus seiner Sicht war diese Klientenschaft an dessen Sohn Valerian übergegangen. Kein Grund also, sich einen neuen Patron zu suchen.

    Livianus erwiderte die Umarmung seines Adoptivsohns und hob dann gewinnend die Hand, als die Familie das Ende der Zeremonie mit Jubelrufen feierte. Von der Anwesenheit seines Sohnes Flavus, bekam er hingegen nichts mit. Auch nicht, von den Blicken, die sich Serapio und Flavus zuwarfen. Er konzentrierte sich ganz auf die direkt vor ihm stehende Menschengruppe und freute sich, über ihre Anteilnahme. Es bestärkte ihm noch mehr in seiner Entscheidung.


    "Ich danke euch! Vielen Dank! Lasst uns nun zurück in die Casa gehen und dieses freudige Ereignis mit einem Becher Wein begießen."

    Livianus erhob sich und kam lächelnd hinter seinem Schreibtisch hervor.


    "Salve! Es muss tatsächlich ein Zeichen der Götter sein, dass sie uns erneut zueinander geführt haben. Du hast Recht. So schließen sich die Kreise."


    Er bot ihr einen Platz an, eine der beiden Liegen, die in der Ecke seines Officium standen und wartete, bis sie es sich bequem machte.


    "Den Posten als Scirba. Ja, bisher waren die Bewerbungen eher spärlich. Ich muss gestehen, dass es ungewöhnlich ist, dass sich eine Frau um einen solchen Posten bewirbt."

    "Da hast du Recht. Man kann es ihr wirklich nicht verübeln."


    Quarto musste ein glücklicher Mann sein. Er hatte alles erreicht, was es zu erreichen gab. Das Consulat, der Bruder des Kaisers, einen Domus im weit reichenden Palastkomplex, eine hübsche Frau und eine Familie. Kurz dachte der Decimer zurück an seine Aemilia. Es lang so lange zurück, dass er sich manchmal schwer dabei tat, sich an einzelne Gegebenheiten zu erinnern, doch ihr Gesicht sah er immer noch vor sich, als ob er sie gestern erst gesehen hätte. Er seufzte und nahm erneut einen Schluck aus seinem Becher.


    "Also gut. Dann möchte ich deine Zeit nicht über Gebühr beanspruchen und werde dich nun wieder verlassen. Ich danke dir noch einmal für alles."


    Langsam erhob sich Livianus aus seiner Liege. Er und Quarto würden sich ohnehin bald wieder sehen, auch wenn der Consular noch nichts davon wusste.

    Der Name kam Livianus sofort bekannt vor und er wusste sofort, wo er ihn zuordnen musste. Die junge Keltin, die er vor kurzem auf dem Markt kennen gelernt hatte, trug diesen ungewöhnlichen Namen. Doch sollte Fortuna sie tatsächlich zu ihm geführt haben? Damals hatte er ihr seinen ganzen Namen verschwiegen und trotzdem meldete der Sklaven nun eine Frau mit diesem Namen an. Gespannt sah er Richtung Türe.


    "Ich lasse bitten."

    "In Aegyptus war ich auch erst vor kurzem. Ein sehr atemberaubendes und interessantes Land, auch wenn ich nicht wirklich viel von seiner Schönheit mitbekommen habe. Mein Aufenthalt war leider nur sehr kurz und ich fürchte, dass ich auch nicht all zu schnell wieder die Möglichkeit haben werde, es zu bereisen."


    Mit letzterem sprach Livianus das Einreiseverbot für Senatoren an, dass der Kaiser über Aegyptus und Alexandria verhängt hatte. Den Grund für seinen kurzen Aufenthalt in der eigentlich verbotenen Provinz ließ er dabei unerwähnt.


    "Sizilien hingegen habe ich bisher noch nie gesehen. Obwohl es eigentlich verhältnismäßig sehr nahe liegt. Wie ist es dort?"

    Das Sedulus so offen und ehrlich seine Ahnungslosigkeit preisgab, machte ihn für Livianus gleich noch sympathischer, als es dieser ganze Rummel mit der Entschuldigung und dem Opfer je vermocht hätte. Er hatte sich wohl doch in diesem Mann getäuscht und war froh, dass er Mattiacus Vorschlag zugestimmt und sich mit dieser Entschuldigung zufrieden gegeben hatte. Er beugte sich lächelnd zu Sedulus und meinte wesentlich leiser als dieser zuvor


    "Ich auch nicht."


    Dann sah er zu seinem Bruder.


    "Mattiacus!"


    Mit einer Handbewegung gab er zu verstehen, dass man fortfahren und sein Bruder die beiden Senatoren möglichst unauffällig durch die ganze Sache leiten sollte.

    "Ich danke dir Narcissa. Wenn du den Göttern für deine wohlbehaltene Ankunft danken willst, so steht dir selbstverständlich auch unser Hausaltar zur Verfügung."


    Livianus war selbst nicht gerade ein gläubiger Mensch, aber vorsichtshalber erwähnte er diese Möglichkeit. Dann wandte er sich wieder der Türe zu.


    "Ich möchte dich bitten, dass Haus vorerst nicht zu verlassen. Später können wir uns dann über Möglichkeiten unterhalten, wie du dich zumindest in Begleitung eines Haussklaven in Rom umsehen kannst. Also bis später Narcissa."


    Der Decimer ließ noch einmal seinen Blick kurz über die graziöse Figur Narcissas schweifen und bemerkte erst jetzt, dass sie nicht nur hübsch war, sondern auch Geschmack besaß. Ihre Kleidung und ihr Schmuck waren fast perfekt aufeinander abgestimmt. Vermutlich war das auch der Grund, dass es ihm bisher noch nicht so stark aufgefallen war. Es ergab alles zusammen einfach ein äußerst hübsches und reizendes Gesamtbild. Mit einem freundlichen zwinkern verschwand er wieder aus dem Cubiculum der Iunia und machte sich auf den Weg in seine eigenen Gemächer, um sich für die Basilica vorbereiten zu lassen.

    Der Decimer hatte weder mit dem heutigen Tag, noch mit einer genauen Ankunftszeit Narcissas gerechnet und war daher nicht so ganz auf ihr Kommen vorbereitet. Bei ihm standen als nächstes einige Gerichtstermine an, die er nicht verpassen konnte und seinen neuen Gast daher zumindest für diese zeit alleine lassen musste.


    "Du kannst dich während meiner Abwesenheit gerne hier im Haus überall umsehen. Die Sklaven werden dir ebenfalls behilflich sein, falls du noch etwas brauchst oder Hunger bekommst. Fühle dich ganz wie zu Hause, doch respektiere bitte die Privatgemächer der anderen Hausbewohner. Ansonsten werde ich wieder in ein paar Stunden hier sein. Dann können wir uns weiter unterhalten."


    Mit einem aufmunternden Lächeln nickte Livianus der jungen Frau zu.

    "Ohh…. Hier im Haus ist eigentlich immer ein Kommen und ein Gehen. An das muss man sich meist etwas gewöhnen. Zurzeit wohnen meine Söhne Flavus und Serapio,….."


    Das er Serapio erst vor kurzem Adoptiert hatte, ließ er dabei weg. Er sah ihn als seinen Sohn an und machte daher keinen Unterschied zwischen ihm und Flavus. Genauere Verwandtschaftsverhältnisse würde die junge Iunia ohnehin mit der Zeit von selbst mitbekommen.


    "…. mein Bruder Magnus und seine Frau Venusia, mein Bruder Mattiacus, sowie mein Verwandter Verus mit seinen Kindern Crassus, Serrana und Brutus hier in der Casa."


    Im Gedanken ging er alle noch einmal durch und hoffte, dass er bei seinen Aufzählungen niemanden vergessen hatte. Es war schließlich wirklich ein ständiges Kommen und Gehen, bei dem man leicht den Überblick verlieren konnte, vor allem, wenn man ein so viel beschäftigter Mann war wie Livianus.


    "Über unsere Familiengeschichte werde ich dir besser ein andermal berichten. Das würde zu viel zeit in Anspruch nehmen und ich denke, dass du dich ein wenig von deiner Reise erholen möchtest. Ich wollte dir nur einen kurzen Besuch abstatten, ehe ich zur Basilica Ulpia aufbreche."

    "Das ist wohl war. Vor allem, wenn man so wie du aus Achaia kommt. Die Flora und Fauna in Germanien muss für dich mehr als beeindruckend und aufregend gewesen sein. Ich kenne Germania, habe dort einige Zeit als Legionskommandeur gedient und auch wenn ich mich nie so ganz an das eher raue Klima gewöhnen konnte, so haben die Wälder und Landschaftszüge dieser Provinz doch eine etwas Wunderschönes an sich."


    Dem Senator entging es nicht, dass Narcissa ihn mit ihren neugierigen Blicken musterte, Doch für ein junges Mädchen in ihrem Alter, das vermutlich zum ersten Mal einem Senator gegenüberstand, war dies vermutlich ein aufregendes Erlebnis. Er ließ sich jedoch nichts anmerken und erwiderte ihren Dank, der auf eine gute Erziehung rückschließen ließ, durch ein Kopfnicken.


    "Ich mache das gerne für Silanus, einen meiner treuesten Klienten. Er hat mir vorbildlich als meine rechte Hand gedient und ich bin froh darüber, wenn ich mich nun revanchieren kann. Wie du gesehen hast, ist das Haus groß und ich bin nicht der Einzige der hier lebt. Einer mehr oder weniger fällt da nicht besonders ins Gewicht. Es freut mich jedenfalls, dich in der Casa Decima Mercator Willkommen heißen zu können."

    Überrascht nahm der Senator zur Kenntnis, dass der erste Eindruck alles andere als negativ war. Eine junge und ausgesprochen hübsche Frau, wie dies bei den Iuniern zumeist der Fall war, die einen freundlichen und offenen Eindruck vermittelte. Er schmunzelte, als man ihm in ein Zimmer seines eignen Hauses bat und trat nickend ein. Sein erster Blick viel auf die dunkelhäutige Sklavin, die in einer Ecke des Raumes stand und anscheinend gerade dabei war das Zimmer nach den Wünschen ihrer Herrin einzurichten. Ihr Anblick hatte etwas magisches an sich, der den Decimer für einen kurzen Moment verzauberte. Diese dunkle Haut und dazu noch dieses für Römer untypische kurze und krause Haar. Sie sah sehr jung aus, vermutlich noch nicht Volljährig, doch würde aus ihr bestimmt eines Tages eine wunderschöne Frau werden.


    Livianus nickte schließlich auch ihr zu und widmete sich dann ganz Iunia Narcissa, seinem neuen Gast und für die kommende Zeit so etwas wie sein Mündel.


    "Das bin ich und es freut mich, dich kennen zu lernen Narcissa. Ich hoffe deine Anreise aus Germanien war nicht all zu anstrengend."

    Der Ianitor hatte den Hausherrn selbstverständlich unverzüglich über die Ankunft des neuen Gastes informiert und so dauerte es nicht lange, da stand Livianus bereits vor der Türe zu Narcissas Cubiculum und klopfte. Er hatte bewusst einige Zeit verstreichen lassen und Narcissa etwas Ruhe und Zeit für sich gegönnt, bevor er sie in seinem Haus Willkommen hieß. Gespannt wartete er nun darauf, dass jemand die Türe öffnete und auf die junge Frau, die, glaubte man Silanus schreiben, ein richtiges Problemkind werden könnte. Doch der Decimer war noch nie ein Freund von Vorurteilen und wollte sich selbst ein Bild machen – Zeit dafür hatte er ab heute zu Genüge.

    Der Praetor nickte verneinend.


    "Selbst als Betroffener hätte ich keinerlei bedenken, wenn du diesem Prozess als Iudex vorstehst."


    Dies sollte die hohe Meinung kundtun, die Livianus von diesem Aelier hatte. Doch als Quarto seine Frau ansprach, da viel Livianus auf, dass er bisher noch nicht nach dem Wohlbefinden von Quartos Familie gefragt hatte. Es war ihm äußerst unangenehm und so versuchte er dies sofort nachzuholen.


    "Wo du gerade von deiner Frau sprichst. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es deiner Familie überhaupt? Ich hoffe es ist alles bestens."

    Auch wenn Quarto bereits zugestimmt hatte, versuchte Livianus seine Beweggründe dafür noch einmal deutlicher darzulegen.


    "Gerade bei einem solchen Prozess zwischen zwei Senatoren ist es mir wichtig, dass der Iudex durch hochkarätige und altgediente Mitglieder des Senats besetzt ist, die auch über die notwendige Erfahrung und Integrität verfügen. Du zählst zweifellos zu diesen Senatoren und daher kann ich mir keinen besseren vorstellen.


    Du nimmst als an?"