Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio

    Darauf ging ich auf meinen Onkel zu, wobei ich tief Luft holte. Ich konnte sie förmlich spüren, die Schicksalsschwere, die über all dem lag, feierlich und drückend zugleich, wie die Schwüle vor einem Gewitter. (Was jetzt noch fehlte war ein Chor.)
    ”Onkel Livianus, ich möchte Dir jemanden vorstellen” verkündete ich, mit dem Anschein von Freude, wies dabei präsentierend auf den verlorenen Sohn.
    ”Dies ist Marcus Decimus Flavus. Er ist, während Du fort warst, aus Britannien zu uns gekommen.....”
    Ich liess den Satz in der Schwebe, wollte nicht sofort mit der Türe ins Haus fallen. Ob jetzt die Stimme des Blutes zu den beiden sprechen würde?


    Erst als er von ihm angesprochen wurde nahm Livianus wahr, das Serapio wieder unter der kleinen Begrüßungsgesellschaft weilte. Anscheinend hatte er den Praefectus Urbi bereits über die Ankunft seines Onkels unterrichtet und war danach sofort zurück zur Casa Decima zurückgekommen, um sich den anderen Familienmitgliedern wieder anzuschließen. Der Senator war ein wenig verwundert darüber, dass Serapio nichts über die Reaktion des Stadtpräfekten berichtete oder eine Nachricht für den Heimkehrer mitbrachte, sondern stattdessen jemanden am Arm herbeizog. Livianus musterte den jungen Mann nur kurz und war mit seinen Gedanken noch ganz beim Praefectus Urbi, als Serapio damit begann, den jungen Mann vorzustellen. Ein Decimer also. Die Familie war zwar groß, aber Livianus hatte bisher immer gedacht, die meisten Familienmitglieder zu kennen oder zumindest von ihnen gehört zu haben. Der Name Decimus Flavus sagte ihm jedoch nichts und auf den ersten Blick konnte er ihn auch nicht einem Familienzweig zuordnen. Das Gesicht kam dem Senator zwar merkwürdig bekannt vor, aber seine Gedanken waren im Moment zu aufgewühlt, als dass er sich darauf konzentrieren konnte, den Fremden richtig zuzuordnen. Das der junge Mann aus Britannien kam überhörte er dann ohnehin schon wieder und nickte ihm freundlich zu.


    "Es freut mich dich kennen zu lernen."

    An einem wunderschönen Juninachmittag erreichte ein Tross aus einigen Reitern und einer Reisekutsche die kaiserliche Landvilla in Misenum, dass ca. 12 Stunden von Rom entfernt lag. Die Reisegesellschaft war bereits am Vortag aufgebrochen und hatte die Nacht in einer der am Weg liegenden Herbergen verbracht, ehe man am Vormittag zur zweiten und letzten Wegstrecke aufgebrochen war. Neben Senator Decimus Livianus und einem Privatsekretär waren auch einige angeheuerte Veteranen und Söldner im klein gehaltenen Gefolge, die das Schutzbedürfnis des aus der Kriegsgefangenschaft entflohenen Decimers befriedigen sollten. Livianus hatte es vorgezogen alleine nach Misenum zu kommen, da man in Rom nichts Näheres über den derzeitigen Gesundheitszustand des Kaisers wusste und man eine Delegation mit zu vielen Begleitern vielleicht abgewiesen hätte. Der Aufbruch fand daher still und heimlich statt und auch die wenigen Stopps auf der Wegstrecke hatte man möglichst kurz und unauffällig gehalten. Nicht einmal die Familie war über das Ziel dieses Ausflugs informiert und so hatte auch keiner von ihnen Fragen gestellt. In Misenum wartete man vermutlich bereits auf das eintreffen des früheren Feldherrn, da der Procurator a libellis einen Boten vorausgeschickt hatte, um den kurzfristigen Besuch anzukündigen.


    Es waren nur noch wenige Kilometer bis zu ihrem endgültigen Ziel und Livianus ließ seinen Blick über die wunderschöne Landschaft am Rande Misenums schweifen. Er hatte den dicken Vorhang, der die Hitze zwar meist im Wagen hielt, aber zumindest vor den heißen Sonnenstrahlen schützte, beiseite geschoben und sich etwas nach vorne gelehnt. Er konnte gut verstehen, dass sich der Kaiser ausgerechnet dieses Stück Land ausgesucht hatte, um sich von seiner Krankheit zu erholen. Die frische Seeluft und der wunderbare Blick aufs Meer wirkten oft Wunder und die Landvilla selbst lag in einer mehr als ruhigen Gegend ein Stück außerhalb der geschäftigen Hafenstadt Misnum, in der auch die größte Kriegsflotte Italias lag und somit auch einen gewissen Schutz bot. Neben Livianus saß sein Privatsekretär, der fast rund um die Uhr eine Tabula in der Hand hielt, um unverzüglich Weisungen oder offen formulierte Gedanken seines Herrn festhalten zu können. Doch im Moment war es ruhig im laut ratternden Reisewagen. Livianus beobachtete die Umgebung und bereitete sich gedanklich auf das Zusammentreffen mit dem neuen Kaiser vor. Nicht nur die Aussichten Iulianus Nachfolger gegenüber zu treten, sondern auch die Gerüchte und Informationen, die Livianus während seiner kurzen Zeit in Rom zu Ohren gekommen waren, machten den Senator angespannt und nervös. Immer wieder ging ihm dabei auch das Gespräch mit Prudentius Balbus durch den Kopf, das mehr als Besorgniserregend war.


    Plötzlich meldeten die vorderen Reiter, dass man die Landvilla bereits in Sichtweite hatte und man in wenigen Momenten am lang erwarteten Ziel eintreffen würde. Livianus und sein Sekretär packten sich zusammen und machten sich zum Aussteigen bereit. Der Scriba zupfte noch ein wenig an der Senatorentoga seines Herrn herum, um allem ein würdiges Aussehen zu verleihen und öffnete schließlich nach dem Anhalten des Wagens als erster die Türe, um sie seinem Herrn aufzuhalten. Livianus stieg vorsichtig aus und begrüßte einige enge Mitarbeiter des kaiserlichen Hofstabs, die bereit standen, um den Senator Willkommen zu heißen. Unter Iulianus war der langjährige Klient der Gens Ulpia immer und überall Willkommen gewesen. Es würde sich nun zeigen, ob dies auch unter seinem Nachfolger nach wie vor so war. Gemeinsam mit den Männern machte er sich unverzüglich auf den Weg zum Kaiser.

    Zitat

    Original von Tiberius Prudentius Balbus
    Auch wenn es absolut unnötig war, sagte Balbus, während er sich ebenfalls erhob: "Ich muss dich natürlich darauf hinweisen, dass vielies was wir hier besprochen haben, äussert sensibel ist und daher nicht nach aussen getragen werden darf."


    Er kam dann natürlich auch hinter seinem Tisch hervor um den Senator angemessen zu verabschieden.


    Livianus lächelte und legte dem Procurator freundschaftliche seine freie Hand auf die Schulter, während er die andere dazu verwendete, um Balbus mit einem festen Händedruck zu verabschieden.


    "Keine Sorge. Das besprochene bleibt in diesen vier Wänden. Ich weiß dein Vertrauen sehr zu schätzen."


    Der Händedruck wurde einen Moment stärker, ehe Livianus die Verbindung wieder löste und auch seine Hand von Balbus Schulter nahm.


    "Ich danke dir und denke, dass wir uns in nächster Zeit noch das eine oder andere Mal sehen werden. Alles Gute!"


    Mit diesen Worten und einem verabschiedenden Kopfnicken verließ er das Officium des Procurator a libellis.

    Livianus nickte Avarus zu und wandte sich dann an die beiden Consulen, die sich bisher in keinster Weise zu diesem oder überhaupt einen der angesprochenen Themen geäußert hatten. Eigentlich hatte sich kein einziger der anderen Senatoren wirklich dazu geäußert, obwohl sich Livianus sicher war, dass einige von ihnen gerade beim letzten Punkt belegen konnten, dass seine Aussagen richtig und seine Kandidatur zulässig waren.


    "Dann bitte ich einen der beiden Consulen sich zu diesem Punkt zu äußern und klar und deutlich festzustellen ob mein Cursus Iuris auch zu gleich als Cursus Continuus zählt und meine Kandidatur somit rechtens ist oder nicht. Damit sollte auch diese leidliche Debatte ein Ende finden."


    Sim-Off:

    Ich bin übers Wochenende nicht da. Somit ist das hier leider mein letztes Post zu meiner Kandidatur. Also ein Dank an Avarus und Sedulus für die spannenden und durchaus überraschenden Beiträge. Es hat Spaß gemacht und war endlich wieder mal fordernd. ;)

    "Dann danke ich dir für deine Mühen und für deine offenen Worte."


    Livianus erhob sich von seinem Stuhl.


    "Ich habe vor bei den bevorstehenden Wahlen als Praetor anzutreten. Diese möchte ich noch abwarten. Danach werde ich mich umgehend nach Misenum begeben."


    Die fügte der Senator noch an, um einen Zeitpunkt einzugrenzen.


    "Von meiner Seite wäre das dann vorerst alles."


    Er wartete, ob Balbus noch etwas hinzuzufügen hatte.

    Nicht nur die spärlichen Informationen die Livianus über den Gesundheitszustand des Kaisers gehörte hatte waren besorgniserregend. Auch das Balbus die letzte Frage des Decimers unbeantwortet ließ, sagte mehr aus als jede Antwort die er hätte geben können. Livianus seufzte und lehnte sich zurück.


    "Also gut. In wenigen Tagen kann ich mich ja selbst davon überzeugen. Du wirst also einen Boten nach Misenum schicken und dem Kaiser bescheid geben, dass ich in den nächsten Tagen ebenfalls dort eintreffen werde, ja?"

    Diese Sitzung wurde immer wunderlicher. Zwar war Avarus der Letzte, den Livianus etwas unterstellen wollte, schließlich hatte er auch ihm seine Freiheit zu verdanken, doch langsam beschlich ihm das Gefühl, dass es in Rom einige Kräfte gab, die partout verhindern wollten, dass man ihn zum Praetor wählte.Zuerst die Anschuldigungen von Sedulus, die, wie der Germanicer schließlich selbst einräumen musste, keinerlei Gesetzeswidrigkeit beinhalteten und nun die Diskussion über einen Cursus, der nachweislich die Gültigkeit von Livianus Kandidatur bestätigte.


    "Ich verstehe deinen erneuten Einwand nicht, Avarus. Es gab damals keine Übergangsfrist und es gibt sie auch heute nicht. Wie du eben selbst bestätigt hast, habe ich diesen Cursus als Cursus Continuus abgeschlossen. Die galt bei meiner Wahl zum Aedil und die ist auch heute noch gültig. Da gibt es nichts Kritisches zu sehen. Änderungen die im Nachhinein festgelegt wurden, haben darauf keinerlei Einfluss. Als Rector der Schola Atheniensis solltest du das doch eigentlich am besten wissen. Würden heute die Vorraussetzungen für den Abschluss des Lehrbereichs Architecturae geändert werden, so würdest du doch auch nicht deinen Magistertitel verlieren oder müsstest erneut eine Dissertation abgeben."


    Livianus schüttelte verständnislos den Kopf. Was sollte das Ganze? Er seufzte und fuhr fort.


    "Es gelten in diesem Fall die damaligen Gesetze und Abgabebedingungen. Ich habe also den Cursus Iuris und damit verbunden auch einen gültigen Cursus Continuus.


    Damit ist diese Sache eigentlich vom Tisch und beantwortet auch deine zweite Frage. Zum einen sehe ich keine Veranlassung einen Cursus zu wiederholen den ich bereits erreicht habe, zum anderen wüsste ich auch nicht, wann ich dies hätte tun sollen. Anders als die meisten unserer ehrenwerten Senatskollegen habe ich die letzten Jahre in Legionslagern, auf einem Feldzug und in Kriegsgefangenschaft verbracht. Wie du mir zustimmen wirst äußerst schlechte Voraussetzungen um sich Zeit für einen Cursus an der Schola Atheniensis zu nehmen."

    Livianus hätte sich etwas mehr erwartet, doch der Consul schien kein Mann großer geschweige denn langer Worte zu sein, wie der Decimer bereits zuvor feststellen musste. Ein paar Worte an die eigens herbeigeeilten Bürger wäre wohl nicht verkehrt gewesen, doch der höchste Magistrat Roms ließ sich nicht dazu hinreißen. Stattdessen trachtete er danach so schnell wie möglich in die Basilica Iulia zu kommen. Vielleicht konnte man dies ja nach der Senatssitzung nachholen, die eigens abgehalten wurde, um den Bericht der drei Gefährten anzuhören, die den Parthern entkommen und gesund und munter zurück nach Rom gekehrt waren. Er hoffte, dass zumindest die Senatstüren offen blieben, um das Volk am Bericht teilhaben zu lassen.


    Livianus nickte Magnus und Subdolus daher zu und trat gemeinsam mit seinen Gefährten und den Senatoren in das Innere des Senatsgebäudes.

    Livianus tat wie ihm geheißen und nahm seinen Platz zwischen den Senatoren ein, der die gesamte Zeit seiner Abwesenheit verwaist war. Er konnte sich kaum noch an das letzte Mal erinnern, wo er hier in den Reihen der Senatores gesessen und an einer der Sitzungen teilgenommen hatte. Als ehemaliger Legatus Legionis war es ihm schließlich nicht gestattet gewesen, das Pomerium und somit auch die Basilica zu betreten – und er hatte über einen langen Zeitraum seinen Dienst als Legionslegat versehen.


    Seinen Bruder Magnus und Hadrianus Subdolus musste er dabei zurück lassen. Sie standen gemeinsam mit anderen geladenen Gästen am Rande des Plenarsaales. Aufmunternd lächelte er ihnen zu und begrüßte dann noch einmal die direkt an seinen Platz angrenzenden Senatoren durch ein Kopfnicken oder ein Händeschütteln, ehe er sich setzte und gespannt darauf wartete, wie es nun weiterging.

    "Da muss ich dir beipflichten. Hmmm….. Ein wahrlich merkwürdiges Vorgehen. Man sollte den Präfekten zumindest nicht aus den Augen lassen."


    Ein wichtige Frage in diesem ganzen, fast schon verschwörerisch wirkenden Gespräch, hatte Livianus bisher ausgelassen. Auch wenn die Möglichkeiten mehr als gut standen den Kaiser persönlich gegenübertreten zu können, wollte der Senator diese Information bereits vorab. Es könnte ebenso ein Indiz sein, dass Vescularius Verhalten etwas erklären konnte.


    "Wie steht es eigentlich genau um die Gesundheit des Kaisers? Ist es etwas Besorgniserregendes? Und wie weit hat er die Zügel noch selbst in der Hand?"

    Livianus dachte kurz über das gehörte nach und versuchte sich Reim darauf zu machen. Schließlich kam er sogar zu einem Gedankengang, den er Balbus nicht vorenthalten wollte.


    "Nun, die beiden Vinicier sind eine nicht zu unterschätzende Macht. Beide Consulare und beide Männer mit starkem Rückhalt aus der Oberschicht. Vor allem der langjährige Prätorianerpräfekt Hungaricus könnte hier in Rom mit seinem Wissen, seinen Kontakten und seinem Einfluss eine nicht unbedeutende Gefahr darstellen wenn man vor hat……."


    Weiter sprach Livianus nicht. Es war einfach undenkbar. So weit würde dieser Aufsteiger nicht gehen und hatte nach so kurzer Zeit auch nicht genügend Einfluss. Vermutlich kostete er nur die kurze Zeit seines Höhenflugs aus und verschwand danach wieder ebenso schnell in der Versenkung, wie er laut Balbus Berichten aufgetaucht war. Er versuchte es daher mit einer anderen Möglichkeit.


    "Vielleicht hatte der Stadtpräfekt einfach nur Angst der Vinicier könnte eigene Ambitionen entwickeln, die momentane Lücke im Machtgefüge zu füllen und hat es daher vorgezogen ihn in eine andere Provinz zu entsenden, um ihn auf Eis zu legen. Merkwürdig ist es dennoch, dass er ausgerechnet seinen Bruder beerbt. Die Legionen in Germanien sind dadurch auf einen längeren Zeitraum sehr stark auf das Haus der Vinicier gebunden."

    Livianus würde es sich bestimmt nicht nehmen lassen auch mit Quarto bei passender Gelegenheit über diese Sache zu sprechen. Die Informationen, die er hier in diesem kurzen Gespräch erfahren hatte, waren mehr als besorgniserregend. Natürlich wusste er, dass man sich auf eine einzige Aussage allein, auch wenn es die des Procurator a libellis höchst persönlich war, nicht stützen konnte um ein endgültiges Urteil über die aktuelle Lage zu fällen. Doch es wäre zu merkwürdig, wenn Balbus tatsächlich alleine mit dieser Meinung dastand. Man musste sich umhören und das möglichst unauffällig. Ein kurzes Gespräch hier und ein kurzes Gespräch dort. Wäre an dieser Geschichte tatsächlich etwas dran, so würden sich Abgründe auftun, mit denen Livianus vor seiner Rückkehr nach Rom niemals gerechnet hätte. Doch zuerst musste er den Kaiser treffen. Vielleicht konnte diese Audienz bereits die eine oder andere Frage beantworten.


    "Eine Merkwürdige Sache, das mit dem neuen Stadtpräfekten. Du hast im Moment wohl am meisten mit ihm zu tun. Wie ist dein Eindruck über diesen Mann und wie beurteilst du seine bisherigen Entscheidungen?"

    Balbus sprach den Mann an, nach dem Livianus als nächstes Fragen wollte. Es war daher eine passende Überleitung. Fassungslos schüttelte Livianus den Kopf.


    "Und Quarto? Ich kenne ihn als fähigen Politiker und treuen Anhänger der Gens Ulpia. Es verwundert mich, dass er diese ganze Sache einfach so hinnimmt. Vor allem da es sich ja beim amtierenden Kaiser um seinen Bruder handelt. Umso erstaunlicher, dass er die Regierungsgeschäfte nicht auf Quarto übertragen hat."

    "Ich verstehe. Und was haben die Speculatores über diesen Mann berichtet? Gibt es irgendetwas erwähnenswertes, das für oder vielleicht sogar gegen ihn spricht? Einen ehemaligen Statthalter mit einer solchen Machtfülle auszustatten ist entweder sehr naiv oder es steckt mehr dahinter als man auf den ersten Blick erkennen kann. Hat der Senat das denn einfach so hingenommen?"

    "Das entspricht nicht ganz den Tatsachen geschätzter Avarus und auch dein Vorgänger hat keinen Fehler begangen. Ich habe den Cursus Iuris vor der Gesetzesänderung abgelegt, die du gerade angesprochen hast und die den Cursus aus der Liste der fortgeschrittenen Kurse streichen ließ. Ich kann dir leider kein genaues Datum nennen, aber ich bin mir sicher, dass dies recht einfach nachzuvollziehen ist. Mein Cursus Iuris ist damit auch ein rechtmäßiger Cursus Continuus."


    Vielleicht hatte ja Avarus genauere Informationen zu Livianus Behauptung in seinen Unterlagen. Diese Daten lagen in der Schola Atheniensis auf und konnten recht leicht nachvollzogen werden. Eine nachträgliche Änderung der Gesetze machten davor abgelegte Kurse nicht ungültig.

    Livianus merkte den Unterton, der in Balbus Worten lag und als er schließlich offen Aussprach, dass dieser Stadtpräfekt bereits vor der Erkrankung des Kaiser großen Einfluss auf wichtige Entscheidungen am Hofe hatte, wurde er nur noch in seine Vermutungen bestätigt. Fast verschwörerisch wirkend beugte er sich ein wenig mehr in Richtung Balbus und senkte seine Stimme.


    "Das kann doch nicht sein! Ich habe zwar auch Valerianus nicht besonders gut gekannt, aber dafür den göttlichen Iulianus. Und dieser hätte nie eine Marionette als seinen Nachfolger bestimmt. Wer ist dieser Vescularius überhaupt? Ich könnte mich nicht erinnern, dass sein Name zuvor jemals in Rom oder im Palast gefallen ist."

    "Ich danke dir."


    Die eben gehörten Worte machten Livianus nicht nur stolz, sondern bewiesen auch einmal mehr, dass Männer des Militärs einfach ein gänzlich anderes Verständnis dafür aufbrachten, was Livianus widerfahren war und welchen Stellenwert ein Mann wie er in der römischen Gesellschaft einnahm. Die Meinungen solche Männer wie Bablus, waren auch die einzigen, auf die der Senator tatsächlich etwas hielt. Alle anderen konnten ihm gestohlen bleiben.


    "Wie steht es sonst um Rom Procurator? Du erwähntest, dass der Kaiser dem Praefectus Ubri sämtliche Regierungsgeschäfte übertragen hat? Ungewöhnlich wie ich meine. Die Macht des Stadtpräfekten hat sich bisher während der Abwesenheit des Kaisers ausschließlich auf Rom beschränkt. Doch nun klingt es ganz so, als wäre er der mächtigste Mann im ganzen Reich."

    Livianus lächeln wurde bei Balbus ersten Satz etwas breiter.


    "Ich danke dir für deine schmeichelnden Worte, aber ich fürchte, dass nicht alle hier in Rom der gleichen Meinung sind. Ein Feldherr der in die Hände seines Feindes gerät ist wohl in den Augen der meisten alles andere als fähig."


    Der Senator hatte im Laufe seines Lebens durchaus gelernt selbstkritisch zu sein und manchmal auch eine gewisse Selbstironie zu entwickeln. Doch dann wurde er wieder ernster und ließ sich die Worte des obersten Hofbeamten durch den Kopf gehen.


    "Hmmm…. Um ehrlich zu sein würde ich es vorziehen direkt mit dem Kaiser zu sprechen und ich denke, dass auch er mich sehen möchte, sofern es sein Gesundheitszustand zulässt."


    Warum sich mit dem Schmiedl zufrieden geben, wenn man direkt zum Schmied gehen konnte. Noch dazu wo Livianus nur wenig über den neuen Statthalter Roms wusste und selbst Kaiser Valerian nur sehr flüchtig kannte. Nein. Es war auf jeden Fall besser mit dem Kaiser persönlich zu sprechen und nebenbei konnte sich Livianus auch selbst ein Bild von dessen tatsächlichen Gesundheitszustand machen.


    "Ich werde nach Misenum reisen. Ich bitte dich den Kaiser über mein Kommen in Kenntnis zu setzen."

    Zitat

    Original von Tiberius Prudentius Balbus
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    Nach kurzem Zögern erhob er sich. "Salve Senator, du störst mitnichten. Im Gegenteil freue ich mich sehr, dich hier zu sehen. Bitte komm rein und nimm doch Platz."
    Er deutete auf den Stuhl vor seinem Tisch und lächelte, war er doch wirklich erfreut über den Gast.


    Livianus nickte dankend und setzte sich auf den angebotenen Stuhl. Er hatte sich an den Anblick überraschter Gesichter gewöhnt und reagierte daher nur mit einem Lächeln auf das anfängliche Zögern des Procurators. Ohne große Umschweife kam er gleich direkt zum Grund seines Kommens.


    "Ich danke dir Procurator. Einer meiner ersten Wege hat mich selbstverständlich hier her in den Palast geführt, um mich beim Kaiser zurück zu melden. Ich denke es gibt viel zu besprechen und ich würde gerne auch einiges mit ihm abklären. Ich habe gehört es geht ihm Gesundheitlich nicht besonders und er hat sich auf sein Landgut zurück gezogen?."

    Livianus merkte schnell, dass der Consul mit der Situation restlos überfordert war. Anders als der ehemalige Legat war er es allem Anschein nach nicht gewohnt Reden zu halten und irgendwie drängte sich dadurch auch die Frage auf, wie er es bis zum Consulat gebracht hatte. Doch das war nun nebensächlich. Kurzerhand beschloss Livianus dem Mann unter die Arme zu greifen und sprach dementsprechend lauter und deutlicher, halb zu den Senatoren, halb zum Volk gewandt.


    "Ja Consul. Das sind die Männer. Mein Bruder, der ehemalige Praefectus Ala Decimus Magnus und der Eques Hadrianus Subdolus, ehemaliger Tribun der Legio II. Ich habe beiden Männern mein Leben und meine Freiheit zu verdanken."


    Dann sah er wieder zum Consul, um diesen die weiteren Worte zu überlassen.