Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Nach dem offizielle Empfang am Forum Romanum durch den Consul und den römischen Senatoren und dem anschließenden Bericht, den Livianus und seine Gefährten dem Senat vorgetragen hatten, war dies das erste Mal, dass der Decimer wieder an einem Sitzungstag teilnahm. Der Termin war nicht zufällig gewählt und Livianus Ärzte hatten ihm geraten sich noch etwas zu schonen, doch der Senator, der sich noch nie zu jenen zählte, die bereits bei den kleinsten Wehwehchen das Bett hüteten, ließ es sich nicht nehmen, alle Ratschläge auszuschlagen und seinen Kopf durchzusetzen. So kam es auch, dass er sich lieber wieder in die Arbeit stürzen wollte und nach einer neuen Aufgabe suchte, anstatt sich auf Sommerfrische zu begeben und nach den Strapazen der letzten anderthalb Jahre so richtig zu entspannen.


    Es war ein merkwürdiges Gefühl gewesen, die Heiligen Hallen der Curia Iulia zu betreten und seinen angestammten Platz in den Bankreihen der Senatoren einzunehmen. Bei seinem Empfang durch den Senat fühlte er sich mehr als Gast als tatsächlich als Mitglied dieses Hauses. Doch heute war das anders. Er wurde bereits vor der Curia von einigen Senatoren in Empfang genommen und herzlich begrüßt und war schließlich zu Sitzungsbeginn mit allen Anderen in die Halle eingezogen. Auch wenn er nicht jeden Blick erwiderte, so konnte er regelrecht spüren, wie die meisten der Anwesenden neugierig in seine Richtung blickten. Dies hatte vermutlich nicht nur mit seiner unerwarteten Rückkehr zu tun, sondern auch mit der Tatsache, dass sich sein Name bereits am ersten Tag seiner Anwesenheit auf einem der Tagesordnungspunkte wieder fand. Sicher ungewöhnlich, doch für die meisten vermutlich nach einigem Überlegen auch irgendwo verständlich und nachvollziehbar. Ein Mann der sein Leben lang eine Aufgabe inne und Ziele verfolgt hatte, der konnte nicht von einem Tag auf den anderen abschalten und sich zur Ruhe setzen. Schon gar nicht, wenn er einen derartigen Schicksalsschlag erleiden musste, wie es bei Livianus der Fall war. Als der Consul schließlich auf die Wahlen zu sprechen kam und den Namen des Decimers aufrief, erhob sich Livianus von seinem Platz und trat in die Mitte der Halle. Mit einer dankenden Geste nickte er dem Consul zu und wandte sich dann an die Senatoren, die ihn bereits teilweise nachdenklich musterten.


    "Consul, ehrenwerte Senatoren!


    Über meine Laufbahn, meine gesellschaftliche Stellung oder meine vergangenen Taten möchte ich heute kein unnötiges Wort verlieren. Ich denke, dass all diese Punkte einem jeden einzelnen von euch bestens bekannt sind. Im Gegenteil trete ich heute vor euch, nicht als Kommandeur einer Legion, nicht als Feldherr oder als Statthalter, sondern als einfacher Bürger Roms, der sich und seine Kraft nach langer Zeit des Ausharrens und der Hoffnung wieder zurück in den Dienste Roms stellen möchte.


    Ich hatte in den letzten Monaten vermutlich länger Zeit mir über die Zukunft - über meine Zukunft, die meiner Mitmenschen und die unseres Reiches - Gedanken zu machen als die meisten anderen vor mir, und glaubt mir daher wenn ich euch sage, dass trotz allem was mir widerfahren ist, nichts erstrebenswerter sein könnte, als auch weiterhin und vielleicht sogar mehr als je zuvor unserem Kaiser, dem Senat und dem gesamten Volke Roms zu dienen.


    Meine Kandidatur ist nicht leichtfertig oder unüberlegt und auch wenn mir die meisten von euch, wie auch meine Ärzte, eher raten würden nach all den erlebten Strapazen der Gefangenschaft und der anschließenden Flucht noch für einige Zeit leiser zu treten, so kann ich euch versichern, dass ich mich bereits jetzt stark genug fühle um den Aufgaben eines Praetors gewachsen zu sein.


    Diese Kandidatur ist für mich zugleich ein Zeichen, dass wir nicht nur dem Volke Roms, sondern auch all unseren Feinden setzen sollten. Ein Zeichen das verdeutlichen soll, dass Rom durch keine Macht der Welt aufzuhalten oder unterzukriegen ist und dass es einzig und allein die römischen Götter sind, die über die Zukunft der gesamten Welt entscheiden. Die Parther haben den Krieg der nun knapp anderthalb Jahre zurück liegt weder gewonnen weil sie uns überlegen waren noch überlebt weil sie uns zurückschlagen konnten. Rom allein hat entschieden, sich in seiner unvorstellbaren Trauer um den verstorbenen und zu den Göttern aufgestiegenen Kaiser Ulpius Iulianus zurückzuziehen und den Shah in Shah samt seinem barbarischen Volk zu verschonen. Und die römischen Götter waren es auch die in ihrer unendlichen Weisheit entschieden haben, dass ein Senator und Feldherr der römischen Truppen im Feldzug gegen die Parther nicht in Feindeshand verbleiben, sondern zurück nach Rom kehren soll. Mir wurde damit ein zweites Leben geschenkt, doch könnte es nicht auch zugleich bedeuten, dass uns die Götter damit klar zu verstehen geben wollen, dass der Pax deorum zwischen ihnen und dem römischen Volk nach wie vor unangetastet fortbesteht? Ich denke schon und was könnte nach all diesen Begebenheiten und Erfahrungen von mehr Symbolkraft zeugen, als meine Kraft und meinen Tatendrang wieder in die Dienste Roms zu stellen und der Welt damit zu zeigen.....


    Ich lasse mich nicht unterkriegen!


    Ebenso wie sich das römische Volk niemals niederringen oder unterkriegen lassen wird. Ich glaube fest daran und habe während meiner Gefangenschaft viel über Recht und Unrecht am eigenen Leiben erfahren müssen. Daher bin ich überzeugt, dass ich Rom ein gerechter Praetor und dem Senat ein würdiger Magistrat wäre.


    Ich danke euch."


    Livianus hatte diese flammende Rede sichtlich bewegt. Er glaubte fest an das was er gesagt hatte, an den Willen der Götter und an seine Pflicht, die ihm mit dem Geschenk seiner Freiheit auferlegt worden war. Es sollte allen zeigen, dass Rom nicht unterzukriegen war und ein rechtschaffener Römer vorrangig an das Wohle Roms dachte, egal was er dafür erdulden oder erleiden musste. Für ihn war es selbstverständlich, wieder zurück in die Dienste des Reiches zu kehren – nach knapp drei Jahrzehnten als Soldat, Tribun, Legat, Stadtpräfekt von Rom und nicht zuletzt Magistrat im Cursus Honorum kannte er es nicht anders und es war aus seiner Sicht noch lange nicht Zeit sich zur Ruhe zu setzen.

    Der Ianitor nickte.


    "Natürlich. Ich werde es dem Senator sofort ausrichten."


    Er würde alles tun, solang er diesen Liktor wieder rasch loswurde, dessen Rutenbündel ihm sichtlich Unbehagen bereitete. Angeblich mussten diese Liktoren keine langen Fragen stellen, bevor sie ihr faces einsetzen konnten. Natürlich konnte das alles auch einfach nur Gerede der einfachen Leute auf der Straße sein, doch der Ianitor wollte das nicht herausfinden.

    Während sich die Schaulustigen um den Eingang der Curia Iulia scharrten und nach und nach das Forum Romanum bevölkerten, rührte sich auch am anderen Ende des Platzes etwas. Anders, als sich wohl einige erwarteten, war es jedoch nicht Senator Decimus Livianus mit seiner Gefolgschaft, sondern eine Kolonne von Karren, die bis oben hin mit Brotleibern, Weinamphoren und Bierfässern beladen waren. Nach und nach bahnten sich die Wagen ihren Weg durch die Menschenmenge, bis sie schließlich den Rand des Forums erreichten und zum stillstand kamen. Auf den Ladeflächen standen Männer die plötzlich damit begannen Brotleiber in die versammelte Menschenmenge zu werfen, was ein hektisches Treiben und freudige Jubelrufe auslöste.


    "Das schickt euch Senator Decimus Livianus!....... Von Decimus Livianus!........... Er freut sich wieder bei euch in Rom zu sein!........." und viele derartige Rufe skandierten die Männer auf den Ladeflächen, während sie die Brotleiber weit in die Menge schleuderten.


    Damit waren die heutigen Einnahmen der geschäftstüchtigen Händler, die sich ebenfalls seit den frühen Morgenstunden auf dem Forum tummelten, vermutlich mit einem Schlag erheblich geschrumpft. Die Menschenmenge bewegte sich johlend in Richtung der Karren und jeder versuchte so viele Brotleiber wie möglich für sich und seine Angehörigen zu ergattern. Es waren viele Menschen gekommen, die meist aus den unteren Schichten der römischen Bevölkerung stammten, denn sie waren es auch, die solche Feste und Auftritte besonders liebten und sie waren es auch, bei denen solche Spenden besonders gut ankamen.


    Livianus verstand sich seit je her als Mann des einfachen Volkes, der sich sowohl seiner Herkunft bewusst war, als auch seit seiner Jugend das oft schlichte und entbehrungsreiche Leben eines Soldaten bevorzugt hatte. Er fühlte sich in einem Feldlager in Mitten seiner Soldaten wohler, als bei offiziellen Empfängen oder Auftritten und das war es auch, was beim Volk in den meisten Fällen gut ankam. Er war nie ein abgehobener Politiker oder Magistrat gewesen und wollte mit dieser Geste unter beweis stellen, dass sich nichts daran geändert hatte. Decimus Livianus war immer noch Decimus Livianus – daran hatten auch die Parhter nichts geändert. Aber vor allem wollte er seine Freude mit allen Bürgern Roms teilen. Die Freude wieder einigermaßen gesund aber vor allem lebend zurück in Rom zu sein.


    [SIM-OFF]WISIM: je 100 Brot, je 5 Bierfässer und je 5 Weinamphoren pro Person so lange der Vorrat reicht! Viel Spaß damit. ;)[/SIM-OFF]

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    "Senator Decimus Livianus schickt mich. Ich soll die Nachricht persönlich überbringen."


    Der Cursor hoffte, dass er beim Ianitor auf Verständnis traf, immerhin tat er ebenso nur seine Arbeit. Immerhin handelte es sich um eine persönliche Nachricht vom Patron des Ceacilius Crassus, der noch dazu lange Zeit als verschollen galt. Nun blieb abzuwarten ob sich der Sklave auch dieser Tatsachen bewusst war.

    Die erste Frage war zwar damit nicht beantwortet, aber Livianus ließ es vorerst gut sein. Einige Dinge hatten sich geändert, andere schienen gleich geblieben zu sein. Die Redseeligkeit des amtierenden Consuls schien zu Zweiterem zu gehören.


    "Gut. Ich habe verstanden. Dann danke ich dir vorerst Consul. Wir werden uns spätestens bei diesem Empfang wieder sehen. Meine Befreier werden mich selbstverständlich begleiten. Ich hoffe die Kandidatursrede wird zeitlich nach dem Empfang stattfinden. Es wäre merkwürdig im Senat bereits Reden zu halten und erst danach offiziell Begrüßt zu werden. Deine Liktoren sollen sich also Zeit lassen."


    Livianus schmunzelte und nickte dem Consul dann dankend zu. Aus seiner Sicht war nun alles Wichtige geklärt. Also wartete er ob sein Gesprächspartner noch ein Thema ansprechen wollte oder den Senator wieder entließ.

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    Livianus war seit langem klar wem er diese Befreiungsaktion in Parthia vorrangig zu verdanken hatte, wer den ehemaligen Tribunen Hadrianus Subdolus und seine Mannen los geschickt und im Hintergrund die Fäden gezogen hatte. Er wusste, dass er diesem Mann viel zu verdanken hatte und so war es nicht verwunderlich, dass er sofort nach Ankunft der drei Gefährten in Rom einen Boten losschickte, um Nachricht von ihrer Heimkehr zu überbringen.


    Der Cursor der Gens Decima stand daher kurze Zeit später vor der Türe der Casa Germanica und sprach den Ianitor an, der erwünschte Ankömmlinge Willkommen hieß und alle anderen verjagte.


    "Salve. Ich bringe dringende Nachricht für deinen Herrn Medicus Germanicus Avarus."

    Gemeinsam mit seinen Gefährten und der Familie zog sich Livianus in das Triclinium zurück, wo bereits wie Verus es versprochen hatte, Speisen und Getränke bereit standen, um die Heimkehrer Willkommen zu heißen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl für Livianus endlich wieder zurück im Haus seines Vaters zu sein, von dem er bereits geglaubt hatte, es nie wieder zu sehen geschweige denn betreten zu können.


    "Bitte Subdolus nimm doch Platz."


    Der Senator deutete auf eine freie Liege. Bei seinem Bruder verzichtete er auf die Einladung, schließlich war dies ebenso sein Haus, da es ihr Vater nach seinem Tod keinem bestimmten der Brüder vermacht hatte. Sein Vater…. Livianus seufzte ihm Gedenken an ihm. Zum Glück hatte er diese nervenaufreibende Zeit nicht mehr miterleben müssen. Doch nun hatte sie, den Göttern sei Dank, ein glückliches Ende gefunden. Livianus blieb vorerst stehen und sah den Sklaven dabei zu, wie sie sich daran machten, alle Anwesenheiten zu bedienen.

    Der Consul schien verblüfft zu sein, dass Livianus gerade diesen Zeitpunkt gewählt und sich so kurzfristig für eine Kandidatur im Cursus Honorum entschieden hatte. Auch Livianus selbst hatte noch einige kleine Zweifel daran, ob es eine weise Entscheidung war. Doch mehr als verlieren konnte er nicht und vielleicht war die Aufmerksamkeit um seine Person, die in den nächsten Tagen und Wochen zweifellos bestehen würde für seine Wahl nutzen. Worauf sollte er denn warten? Auch wenn er Gesundheitlich noch mit einigen Auswirkungen der Gefangenschaft und Folter kämpfen musste, so fühlte er sich im Großen und Ganzen fit genug, um sich einer solchen Herausforderung zu stellen. Zumal er während seiner langen Dienstzeit als Soldat keine Zeit gefunden hatte, um den Cursus Honorum weiter zu beschreiten.


    "Nun. Nachdem die Legio I während meiner langen Abwesenheit einen neuen Kommandanten erhalten hat und ich den Kaiser bitten möchte, mich auf Grund der letzten Ereignisse vorerst aus dem Dienst des Exercitus Romanus zu entlassen, werde ich im Stammsitz meiner Familie, der Casa Decima Mercator, erreichbar sein. Alles Weitere wird sich dann wohl in den nächsten Wochen entscheiden. Gibt es aktuelle Neuigkeiten, die ich wissen sollte?"


    Der Senator zielte dabei auf die aktuelle Situation des Senats und des Reiches ab. Soviel Livianus bereits wusste hatte sich der Kaiser vollkommen zurückgezogen und die Amtsgeschäfte dem amtierenden Praefectus Urbi überlassen, von dem er wiederum überhaupt nichts wusste. Vielleicht gab es auch andere wichtige Angelegenheiten, die in letzter Zeit im Senat besprochen worden waren.


    "Und wie sieht es mit dieser formellen Begrüßung aus die du vorhin angesprochen hast? Hat man sich bereits auf einen Termin geeinigt? Ich werde ihr selbstverständlich mit Freuden beiwohnen."

    Zitat

    Original von Ein Praetorianer
    Der Praetorianer führte Livianus zielsicher zum Officium des Procurator a libellis.


    "Ich werde hier auf Dich warten. Wie schon gesagt, es ist nicht sicher, daß er im Moment in seinem Officium anwesend ist."


    Livianus nickte dem Prätorianer zu um zu zeigen, dass er verstanden hatte und wandte sich dann der Türe zu, die direkt in das Officium des Procurator a libellis führte. Dankenswerter Weise hatte die Wache alle Vorzimmer und die darin arbeiteten Sekretäre umgangen und den Senator direkt hier her geführt. Eine Anmeldung oder Ankündigung war daher nicht erfolgt und so klopfte Livianus selbst an der schweren und reich verzierten Türe.

    "Ich danke dir."


    Livianus war froh, dass sein Wort offensichtlich noch etwas galt und dem Prätorianer auch dankbar, dass dieser eine Ausnahme für ihn machte. Und es bewies dem Senator wieder einmal, dass man oft weiter kam, wenn man sein Gegenüber mit Respekt behandelte und Freundlichkeit an den Tag legte. So hatte er es auch in seiner langen Laufbahn als Kommandeur der unterschiedlichsten Einheiten gehalten und war damit immer sehr gut gefahren. Er zupfte seine Senatorentoga zurecht und folgte der Wache in den Palast.

    Vermutlich hatte Serapio oder Verus noch bevor sie Livianus entgegen geritten waren dem Haushalt bescheid gesagt. Woher sollten die Leute denn sonst von seiner Ankunft in Rom erfahren haben. Vollkommen überrascht schienen sie nicht zu sein, es musste also bereits Meldungen gegeben haben, dass sich der Senator auf der Heimreise befand. Erfreut nickte Livianus seinem Verwandten Verus zu und dankte ihm für diesen Empfang. Die kleine Gruppe erreichte schließlich den Eingangsbereich der Casa und Livianus stieg ab. Sofort traten die unterschiedlichsten Leute an ihn heran um ihn mit einem festen Händedruck oder einer kurzen Umarmung Willkommen zu heißen. Sklaven, Klienten, Nachbarn, ja selbst vollkommen fremde Passanten kamen herbei um dem Heimkehrer die Hand zu schütteln oder das Treiben zumindest neugierig zu beobachten. Unzählige Male bedankte sich Livianus oder versuchte ein paar nette Worte zu finden, während er die freundliche Glückwünsche und Begrüßungsfloskeln entgegennahm.


    "Ich danke dir. Ich danke dir. Vielen Dank. Ich bin froh wieder in Rom zu sein. Danke. Vielen Dank.………"


    Als es ihm schließlich sichtlich zu viel wurde hob er die Hände und drehte sich im Kreis, so das ihn alle Anwesenden sehen konnten.


    "Ich danke euch allen liebe Freunde. Vor wenigen Monaten hätte ich mir noch nicht träumen lassen heute wieder vor euch stehen zu können. Vielen Dank für diesen herzlichen Empfang. Ich werde mich bestimmt bei nächster Gelegenheit dafür revanchieren. Danke."


    Dann winkte er den Menschen noch einmal lächelnd zu und zog sich mit seiner Familie und seinen Begleitern in die Casa zurück. Bestimmt hatten alle Verständnis dafür, dass er nun Zeit mit seiner Familie brauchte und müde von der langen Reise war.

    Livianus hatte es gar nicht anders erwartet, als auch hier erkannt zu werden. Bereits auf seinem kurzen Fußmarsch hierher gab es kaum einen Menschen, der keinen neugierigen Blick auf den Senator warf oder mit seinem Nebenmann angeregt zu tuscheln begann. Auch hier bei den Soldaten der Palastwache hatte sich seine Rückkehr wohl schon herumgesprochen und zumindest einer von ihnen hatte Livianus erkannt. Vielleicht hatte dieser schon zu Zeiten hier gedient, wo der Senator noch selbst als Praefectus Urbi im Palast ein- und ausging. Doch das war nun nicht wesentlich. Viel wichtiger war, dass ihm seine Bekanntheit die eine oder andere Türe öffnete, die einem einfachen Bürger sonst verschlossen blieb. Er nickte dankend und verständnisvoll zu.


    "Ich danke dir Miles. Tue nur deine Pflicht."


    Es half nichts sich darüber aufzuregen. Selbstverständlich hätte Livianus darauf beharren können das bei einem Mann in seiner Stellung und mit seiner Vergangenheit eine solche Durchsuchung mehr als unnötig war, doch diese Männer taten nur ihre Pflicht und dafür hatte der langjährige Soldat Livianus mehr als Verständnis. Es wehte nun ein neuer Wind durch Roms Gassen und der Nachfolger Iulianus brachte die Würfel neu ins Rollen. Nach der kurzen Leibesvisitation machte sich der Senator bereit dem Prätorianer ins Innere des Palastes zu folgen.


    "Ich verstehe natürlich das du deine Anweisungen hast, aber ich denke nicht, dass mir ein einfacher Primicerius bei meinen Anliegen weiterhelfen kann. Wenn es also irgendwie möglich ist wäre ich dir mehr als dankbar, wenn wir den Weg abkürzen und du mich direkt zu einem der Procuratoren führen kannst. Es ist wohl unvermeidlich, das ich am Ende ohnehin bei ihm landen werde."


    Der Senator hatte besonnen gesprochen und lächelte den Soldaten nun freundlich an. Vielleicht hatte der Mann Verständnis, vielleicht auch nicht. Livianus würde sehen.

    Begleitet von einigen Klienten erreichte Livianus den Haupteingang des kaiserlichen Palastes. Unzählige Male war er durch diese Tore geschritten, doch heute hatte er das Gefühl, als lag dies unendlich weit zurück. Er wusste selbstverständlich das der Kaiser derzeit nicht in Rom verweilte, doch gab es nach seiner Heimkehr einige wichtige Dinge zu besprechen, die er vermutlich auch mit den verantwortlichen Procuratoren klären konnte. Unter Umständen gab es vielleicht sogar die Möglichkeit eine Audienz beim Kaiser in Misenum zu erhalten. Man wusste zwar nichts über seinen Gesundheitszustand, jedoch konnte Livianus sich nicht vorstellen, dass Valerianus nicht daran interessiert war einen früheren Klienten seines Vaters nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft hier in Italia Willkommen zu heißen. Doch man würde noch sehen. Vorerst musste er sich mit den Hofbeamten begnügen, denen er heute, einen Tag nach seiner Heimkehr, seine Aufwartung machen wollte. Seine Klienten warteten vor den Stufen zum Palast, während Livianus sie mit geraffter Senatorentoga empor stieg und auf den Haupteingang zutrat. Mit einem Kopfnicken begrüßte er die Wachen am Eingang.


    "Salve Milites. Ich möchte den Procurator a libellis und dem Procurator a rationibus sprechen sofern dies heute möglich ist."

    Es war ein wunderbarer Empfang der Livianus geboten wurde. Wohl binnen kürzester Zeit hatte man sich auf sein Eintreffen vorbereitet. Der Eingang des Hauses war geschmückt und die Sklaven und Angestellten des Haushalts standen bereits vor dem Haus auf der Straße, um ihren lang verschollenen Herrn herzlich Willkommen zu heißen. Bereits beim Einbiegen in die Straße wurde Livianus auf die kleine Menschenansammlung aufmerksam, unter die sich auch Neugierige und der eine oder andere Klient gemischt hatte, der in der näheren Umgebung wohnte und von der Ankunft des Senators erfahren hatte. Freudig strahlte Livianus seine Begleiter an, hoffte aber auch insgeheim, dass ihm der ganze Trubel um seine Person nicht zu viel werden würde. Langsam näherte sich die kleine Reitergruppe der Casa, bis die Versammlung vor dem Haus schließlich auf die Heimkehrer aufmerksam wurde.

    "Sehr gut. Dann lasst uns aufbrechen."


    Er nickte allen Anwesenden zu und stieg dann auf sein Pferd auf. Die nächste und letzte Station ihrer Reise würde nun die Casa Decima sein. Lange hatte sich Livianus danach gesehnt wieder in diesem Haus zu sein und einfach nur den Alltäglichen Dingen nachzugehen. Bald würde es soweit sein. Er war nur wenige Minuten davon entfernt wieder ein normales Leben zu führen. Gemeinsam mit seinem kleinen Gefolge das sich nun um einen weiteren Begleiter vergrößert hatte, brach er auf in Richtung Casa.

    Na wenigstens der Senat war der Alte geblieben. Man fand immer einen Grund zu einer Debatte, sebst wenn es sich um die Rückkehr eines vermissten Kriegsgefangenen handelte. Das man Livianus in aller Öffentlichkeit Willkommen heißen und zeremoniell wieder in die Mitte des Senatsaufnehmen wollte, sah der Senator mit großem Wohlwollen, denn er hatte keineswegs die Absichten nach seiner langersehnten Rückkehr ins Zentrum der Macht wieder von der Bildoberfläche zu verschwinden um sich zu schonen. Ganz im Gegenteil brachte dieses öffentliche Aufsehen um seine Person sogar einen gewissen Vorteil im Bezug auf seine zukünftigen Pläne mit sich.


    "Ich danke dir und dem Senat, Consul. Meine Retter habe ich selbstverständlich mit nach Rom gebracht und es wäre mir ein großes Anliegen, dass sie eine öffentliche Ehrung erhalten. Das ist das mindeste, dass ich für sie erbitten kann. Es handelt sich um meinen Bruder Decimus Magnus und den Eques und früheren Tribunen der Legio II Hadrianus Subdolus. Ich möchte auch den Kaiser darum bitten, sie für ihre Taten auszuzeichnen.


    Selbstverständlich wird der Senat meinen Bericht erhalten, sofern dies gewünscht wird und ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um meine Kandidatur als Prätor bekannt zu geben. Wenn ich mich nicht irre, dann stehen demnächst die Wahlen vor der Türe und ich könnte mir nach dieser langen Zeit in finsteren Verliesen nichts erstrebenswerteres Vorstellen, als wieder in Roms Diensten zu stehen. Außerdem soll es ein Zeichen setzen. Ein Zeichen an unser Volk, als auch an die Parther, dass Rom nicht unterzukriegen ist."


    Das klang nun fast nach einer Wahlrede. Livianus lächelte leicht und nahm sich wieder ein wenig zurück. Den Consul musste er nicht überzeugen, sondern seine Wähler. Aber der erste wichtige Schritt war getan und man würde Livianus Namen auf den Listen der Kandidaten finden.

    "Sei gegrüßt Consul."


    Livianus kannte den Mann zwar aus früheren Senatssitzungen, jedoch konnte er nicht behaupten, dass er ihn zu seinem Bekannten- oder gar Freundeskreis zählte. Seine Begrüßung viel daher dementsprechend verhalten aus – zwar freundlich, aber nicht überschwänglich. Er nickte dem Magistraten lächelnd zu, der durchaus überrascht wirkte, den Senator vor sich zu sehen. Livianus schloss jedoch aus den Worten des Consulars, dass er bereits wusste, das Livianus am Leben und auf der Rückreise nach Rom war. Doch wie der Mann an diese Information gekommen war, darauf konnte sich der Senator noch keinen Reim machen, geschweige denn konnte er selbst wissen, dass seine Rückkehr sogar bereits Thema im Senat gewesen war.


    "Ich bin heute in Rom eingetroffen. Da sich der Kaiser, wie ich hörte, derzeit auf seinem Landsitz befindet, dachte ich es wäre in jedem Fall von Vorteil dich, als den ranghöchsten Magistraten unserer Hauptstadt, über meine Heimkehr zu informieren und dich formell darum zu bitten, wieder meinen rechtmäßigen Platz im Senat einnehmen zu dürfen."