Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Wie schon angenommen sagte ihm der Name des neuen Praefectus Urbi nicht sonderlich viel. Doch vermutlich würde ihm Livianus in der nächsten Zeit ohnehin persönlich kennen lernen, bei einem privaten Gespräch oder im Senat. Der Senator merkte bereits, das die nächste Zeit alles andere als erholsam werden würde. Er hatte viel verpasst und war in so manchen Bereichen des aktuellen gesellschaftlichen Treibens in Rom vollkommen uninformiert. Doch erholt hatte er sich seiner Meinung nach bereits zu genüge. Sowohl der kurze Aufenthalt in Alexandria, als auch die Seereise nach Italia hatten ihm Zeit gelassen, sich von seinen Strapazen zu erholen und ausgiebig seine Wunden versorgen zu lassen. Natürlich wirkte sein Gesicht noch ziemlich eingefallen und an vielen Stellen seines Körpers waren halbverheilte Narben zu sehen, doch Gesundheitlich ging es ihm im Großen und Ganzen wieder recht gut, sah man von den seelischen Narben ab, die von einem solchen Erlebnis meist zurückblieben.


    "Gut. Dann würde ich vorschlagen wir machen uns zur Casa Decima auf. Ich möchte noch heute den Consul aufsuchen."


    Er wandte sich zu seinen Begleitern. Für Magnus war es selbstverständlich, dass er im Hause seines Vaters jederzeit Willkommen war und dort seine eigenen Gemächer hatte, doch auch Subdolus sollte nun die Gastfreundschaft des Senators kennen lernen. Endlich fing die Zeit an, wo sich Livianus für alles revanchieren konnte, was dieser Mann für ihn getan hatte. Über vieles musste noch gesprochen werden und vieles musste geklärt werden, doch vorerst waren andere Dinge wichtiger.


    "Subdolus. Du bist selbstverständlich mein Ehrengast – so lange du willst. Es soll dir an nichts fehlen und heute Abend werden wir in geselliger Runde unsere Rückkehr nach Rom feiern."

    Nach am Tag seiner Ankunft hielt es Livianus für Notwendig, den Senat über seine Rückkehr in Kenntnis zu setzen und was war da wohl besser, als direkt den Consul aufzusuchen.


    Es war ein eigenartiges Gefühl nach so langer Zeit wieder die schwere Toga mit dem breiten Purpursaum und die roten Sandalen eines Senators zu tragen, aber dennoch erfüllte es Livianus mit besonderem Stolz, als er sich in gemächlichen Schritten durch die Straßen Roms bewegte. Wie sehr hatte er es vermisst, den Trubel und das geschäftige Treiben auf den Straßen der Hauptstadt, die Gerüche und vor allem die Bürger, die ihm vermutlich größtenteils nicht kannten, aber ihn dennoch auf Grund seiner gesellschaftlichen Stellung mit einer freundlichen Handgäste oder einem einfachen Kopfnicken zugrüßten.


    Sein Weg führte Livianus direkt zum Haus des amtierenden Consuls, was nicht besonders weit von der Casa Decima lag. Dort angekommen ließ er sich melden und war gespannt, wie der ranghöchste Magistrat Roms auf seine Rückkehr reagieren würde und was es neues vom Senat zu berichten gab.

    Und auch diese Information ließ den Senator nur noch nachdenklicher wirken. Er hatte zwar bereits damit gerechnet, dass sich während seiner Anwesenheit einiges geändert hatte. Noch dazu wo ein neuer Kaiser an die Macht gekommen war, doch zu viele Veränderungen in einem bis dahin bewährtem System ließen einige Spekulationen zu. Doch darauf wollte sich Livianus vorerst nicht einlassen. Wieder nickte er und sah kurz nachdenklich hinüber zum Pantheon, ehe er weiter sprach.


    "Ich verstehe. Es hat sich wohl tatasächlich einiges verändert. Wer führt derzeit die Cohortes Urbanae?"


    Auch hier hatte der Kaiser vermutlich einen ihm vertrauten Mann eingesetzt, der nun in seinen Namen über Rom herrschte und bei dem alle Fäden zusammenliefen. Auch wenn Livianus diesen Mann vermutlich nicht kannte, so war es gut zu wissen, wer diese Fäden in seiner Hand hielt.

    Das der Kaiser nicht in Rom verweilte machte die Angelegenheit nicht unbedingt einfacher. Livianus wirkte nachdenklich und ein wenig besorgt, als Varus ihn über den aktuellen Stand der Dinge aufklärte. Der Senat musste in jedem Fall darüber informiert werden. Das würde Livianus selbst übernehmen. Um den Praefectus Urbi könnte sich Serapio kümmern, schließlich saß dieser ja sozusagen an der Quelle. Sich hier noch lange am Campus Martius aufzuhalten war aufgrund der neuen Umstände vermutlich auch ein unnötiges Unterfangen. Nunja. Livianus hatte bereits als Senator gegen ein Gesetz verstoßen in dem er die Provinz Aegyptus betreten hatte, nun war es vermutlich schon einerlei ob er ohne Erlaubnis des Kaisers, der ohnehin nicht in Rom weilte, das Pomerium betrat. Mit dem überschreiten dieser Grenze verlor er ohnehin nur Rechte, die er ohnehin nicht mehr hatte. Die Legio I wurde vermutlich bereits schon lange von einem Nachfolger kommandiert, doch das war nun Livianus kleinste Sorge. Er atmete tief durch und nickte dann den Anwesenden entschlossen zu.


    Also gut. Dann werde ich mich selbst darum kümmern den Senat über meine Rückkehr zu informieren. Dich Faustus möchte ich bitten deinem Kommandanten, dem Praefectus Urbi bericht zu erstatten. Als Vertreter des Kaisers soll er als einer der Ersten über meine Anwesenheit in Kenntnis gesetzt werden.


    Hat mein alter Freund Caecilius Crassus noch das Kommando über die Cohortes Praetoriae?"

    Livianus nahm nicht mehr wahr, dass hinter Serapio ein weiterer Verwandter folgte, um ihn in Rom Willkommen zu heißen. Zu sehr war er im Moment mit seinem Neffen beschäftigt, der die Freude des Senators sichtlich zu teilen schien. Die Meinungsverschiedenheiten und Unstimmigkeiten die es vor den Feldzug gab waren vergessen. Für Livianus glich seine Rückkehr ohnehin einem Neuanfang. Eine zweite Chance die ihm von den Göttern gegeben wurde und die er nun auch nutzen wollte. Doch dazu hatte er später bestimmt noch genügend Gelegenheit, um sich mit dieser Tatsache auseinanderzusetzen.


    Als bei Serapio schließlich die Tränen flossen, konnte sich auch sein Onkel nicht mehr zurückhalten und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Er hatte es noch nie als Schande empfunden, wenn ein Mann seine Gefühle zeigte und vor allem in solchen Ausnahmesituationen konnte man weder dem jungen Serapio, noch dem heimgekehrten Senator einen Vorwurf machen. Stolz klopfte er seinem Neffen auf die Schulter, als dieser wieder einen Schritt zurück trat und seine Tränen trocknete. Sein Blick war mit Stolz und Dankbarkeit erfüllt. Es war in der Tat eine besondere Freude das gerade Serapio der Erste war, der Livianus bei seiner Rückkehr nach Rom begrüßte und er hätte sich vorstellen können, dass ihn ein anderer lieber gewesen wäre.


    "Ich danke dir Faustus."


    Dann erst wandte er sich an Varus, der direkt nach Serapio angekommen war. Eine überschwängliche Begrüßung war an dieser Stelle nicht mehr angebracht, da die beiden ohnehin bereits während der gemeinsamen Reise von Alexandria nach Ostia Gelegenheit hatten, das eine oder andere Gespräch zu führen.


    "Zurück in Italia wollten wir uns nicht mehr Hetzen lassen. Davon hatten wir auf unserer Flucht genug. Doch nun sind wir hier und ich freue mich über diesen herzlichen Empfang. Wir waren gerade am besprechen ob es nicht angebracht wäre den Kaiser über meine Ankunft zu informieren, bevor ich Rom betrete."

    Noch bevor ihm seine Begleiter antworten konnten, hörte Livianus eine Stimme hinter sich, die ihm begrüßte und zudem mit seinem alten Rang ansprach. Es kam so überraschend, dass er sie im ersten Moment nicht eindeutig zuordnen konnte. Vielleicht ein ehemaliger Soldat der Prima, der ihm erkannt hatte oder ein Bekannter, der ihn noch von früher kannte. Langsam drehte er sich in die Richtung aus der dieser Gruß gekommen war.


    Serapio! Livianus konnte seinen Augen nicht trauen. Bis zu diesem Augenblick hatte er keine Sicherheit darüber gehabt, ob sein Neffe den Parthiafeldzug überlebt hatte und wie sein Leben danach verlaufen war. Natürlich hatte er sich oft vorgestellt, dass Serapio heldenhaft gemeinsam mit Iulianus zurück nach Rom gekehrt war und seinen Dienst in sicherer Entfernung von jeglichen Kampfhandlungen versah. Doch die Rückkehr war vermutlich weder heldenhaft und wie Livianus jetzt wusste, nicht im Beiseins des früheren Kaisers erfolgt. Im ersten Moment musterte der Senator den jungen Mann, der die ihm wohl bekannte Rüstung eines Urbaners trug. Natürlich bemerkte er dabei auch den deutlich hervorstechenden schmalen Purpursaum - den Latus Angusticlavius – der seine Tunika zierte. Dieser Teil seines Traumes hatte sich also erfüllt. Serapio war hier in Rom und hatte es zu etwas gebracht. Livianus brauchte einen kurzen Moment um seine zahlreichen Gedanken wieder halbwegs zu ordnen und sein Fassung zu behalten. Dann schritt er mit einem breiten Grinsen auf seinen Neffen zu drückte ihm an sich, ohne dabei Rücksicht darauf zu nehmen, dass Serapio in seiner Rüstung wohl wesentlich weniger Bewegungsfreiheit besaß als er selbst. Bewegt und den Tränen nahe flüsterte er in Serapios Ohr.


    "Mein Junge! Ich…….. ich freue mich so dich lebend wieder zu sehen."

    Der Tartarus, die Unterwelt, wo bestimmt so mancher Livianus bereits vermutet oder vielleicht sogar erhofft hatte. Doch mit Hilfe seiner Freunde war er ihm entflohen. Manchmal hatte der Senator selbst das beklemmende Gefühl, er wäre diesem Schicksal nur knapp entronnen. Doch die Zeit würde alle Wunden heilen, vor allem die Seelischen, die Livianus immer noch Nach für Nacht schweißgebadet aus dem Schlaf rissen. Doch nun war keine Zeit für Kummer oder Grübeleien über die Vergangenheit. Eine Heimkehr stand an und diese wollte er genießen, wie nichts anderes seit langer Zeit.


    Die Augen des Senators leuchteten vor Freude und Erleichterung, als er gemeinsam mit seinem Bruder Magnus und ihrem Gefährten Hadrianus Subdolus die letzte Hügelkuppe überwunden hatte und Rom nun direkt vor ihnen lag. Er hatte es geschafft, sie hatten es geschafft. Das Undenkbare mit dem wohl niemand in dieser Stadt, die um diese früh morgendliche Zeit noch fast verschlafen wirkte, gerechnet hatte.


    Livianus ritt näher an Magnus heran und klopfte ihn auf die Schulter. Manchmal, so hörte man, sagten solche Gesten mehr als tausend Worte und auch in dieser Situation war es wohl nicht anders. Dann schweifte sein Blick zu Subdolus, den er aufmunternd zunickte. Auch hier war kein weiteres Wort nötig und der Eques konnte wohl zweifellos die unendliche Dankbarkeit erkennen, die aus diesem Blick zu lesen war.


    Sie ritten an der Westseite des Tibers weiter, bis sie die letzte Brücke erreichten, die auf die Via Triumphalis und dann direkt zum Campus Martius führte. Immer wieder hatte sich Livianus die vor ihm auftauchenden Gebäude während seiner Gefangenschaft in Erinnerung gerufen, war im Geiste durch Rom spaziert, um für wenige Stunden den tristen und dunklen Ort zu entfliehen, an dem er sich so lange aufhalten musste. Das Stadium Domitiani, die Therma Neronianae und dahinter das Pantheum waren die ersten monumentalen Bauwerke, die er zu Gesicht bekam, als er mit seinen Begleitern auf dem Campus eintraf. Man suchte sich ein schattiges Plätzchen unter einem der zahlreichen Jahrzehnte alten Bäume und stieg von den Pferden.


    "Und nun meine Freunde? Wollen wir einen Boten herbeirufen oder möchte einer von euch zum Palast reiten um den Kaiser zu informieren?"

    Nach ihrem Besuch beim Barbier trafen die Gefährten bei der Taverne ein, die Subdolus als Nachtlager vorgeschlagen hatte. Sie war eher schlicht und nichts besonderes, eine typische Taberna eben, die Durchreisenden ein Dach über dem Kopf bot und doch war sie genau das, was Livianus sich für diese Nacht wünschte. Er wollte noch eine Nacht die Schlichtheit dieser Umgebung genießen, bevor er morgen ins Zentrum der römischen Macht zurückkehrte und seinen Platz wieder einnahm, den er vor langer Zeit verlassen hatte. Man teilte ihnen Zimmer zu und machte sich auch aus für den morgigen Tag Pferde aus dem hauseigenen Stall zu entlehnen.


    Mit seinen Begleitern nahm er noch ein gemeinsames Abendmahl in der geselligen Wirtstube zu sich. Subdolus zum dank, kümmerten sich seine Angestellten äußerst fürsorglich um die drei Männer, die in den letzten Wochen und Monaten viel erlebt und durchgemacht hatten. Livianus wusste bereits jetzt, dass er es ihnen niemals vergelten konnte, dass sie ihr Wohl und ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um ihn aus seiner Gefangenschaft zu befreien. Dies war mit nichts zu begleichen – weder mit Geld noch mit Lob oder Auszeichnungen. Doch der Senator würde sich die größte Mühe geben, ihre Tat niemals in Vergessenheit geraten zu lassen.


    "Nun meine Freunde. Ich hoffe ihr seit ebenso froh wieder zurück in Italia zu sein wie ich."

    Eine Entscheidung die Livianus nicht einfach viel. Einerseits freute er sich bereits sehr auf die Rückkehr in den Schoß und in das Haus seiner Familie, andererseits war es nicht seine Art sie alle mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen. Er entschloss sich daher das Angebot seines Begleiters anzunehmen.


    "Dann lass uns diese Nacht noch hier verbringen und morgen Früh nach Rom aufbrechen."

    Den ganzen Weg von der Anlegestelle ihres Schiffes bis zum Geschäft des Barbiers musste Livianus über die Worte von Subdolus nachdenken. Natürlich war es absurd zu denken, das er bei seiner Ankunft von irgendjemand Mitleid erwartete und er war sich bewusst, das sein Begleiter diese Aussage bestimmt nicht so gemeint hatte, wie sie im ersten Moment klang. Doch es brachte den Senator dazu, über seine Rückkehr nach Rom noch einmal intensiver nachzudenken. Wie würde es wohl sein? Wie würden die Menschen auf seine Rückkehr reagieren – allen voran seine Familie, der Senat und der neue Kaiser. Er war lange fort gewesen und hatte sich noch dazu die ganze Zeit über in Feindeshand befunden. Mitleid erwartete er gewiss nicht – schließlich gehörte es zu den Gefahren eines Soldaten auf dem Schlachtfeld zu sterben oder, was vermutlich schlimmer war, in Gefangenschaft zu geraten.


    Würde man es vielleicht als unehrenhaft betrachten, dass Livianus zweiteres zum Schicksal wurde? Es würde gewiss Stimmen geben die versuchten diesen Umstand zu nutzen um seinen Namen durch den Dreck zu ziehen oder für ihre politischen Schachzüge zu verwenden, schließlich hatte er nicht nur Freunde in Rom. Doch wusste der Senator bereits jetzt, dass es sich dabei vorrangig um Männer handeln würde, die selbst nie ein Schlechtfeld gesehen oder ihren Dienst in der Legion geleistet hatten. Auf solche Meinungen hatte er noch nie besonders viel Wert gelegt. Wesentlich unangenehmer war jedoch die Vorstellung, dass jemand an seiner Loyalität zweifeln konnte. Er hatte die Qualen, die Folter und die Verhöre über sich ergehen lassen ohne je sein Wissen zu verraten. Im Nachhinein musste er erkennen, dass es ohnehin unwesentlich gewesen war, da sich Rom aus Parthien zurückgezogen und den Krieg aufgegeben hatte. Doch das war ihm einerlei – er hatte Rom zu keinem Zeitpunkt seiner Gefangenschaft verraten und das war das Wesentliche. Nur war er der einzige der dies mit solcher Sicherheit wusste und das bereitete ihm etwas Unbehagen. Iulianus hätte nie an seiner Integrität gezweifelt, doch Iulianus war tot.


    Seine Gedankengänge wurden von der Ankunft im Geschäft des Barbiers unterbrochen. Livianus wandte sich an Subdolus und wartete, dass sich dieser, wie er es schon die ganze Flucht über getan hatte, um die finanziellen Angelegenheiten kümmerte.

    "Gut. Dann lasst uns so bald wie möglich aufbrechen. Nach Rom ist es nicht mehr weit und ich möchte endlich die Familie wieder sehen. Zuvor möchte ich jedoch hier in Ostia den Göttern danken."


    Aufmunternd nickte der Senator seinen beiden Begleitern zu. Gemeinsam mit seinen Gefährten und dem wenigen Gepäck das sie mit sich führten machte er sich auf die Suche nach einer Möglichkeit nach Rom zu kommen. Als Legatus Legionis und unter dem Befall der Bevölkerung hatte er gemeinsam mit dem göttlich gewordenen Iulianus einst Rom verlassen und ohne jeglichen Pomp und vom Rest der Welt vollkommen unbemerkt sollte er wieder zurückkehren. Die Hauptsache war jedoch, dass er überhaupt wieder leben zurückkehren konnte. Und dafür war er den Göttern und seinen Begleitern unendlich dankbar.


    "Meint ihr wir sollten direkt nach Rom? Offiziell habe ich mein Imperium nie abgelegt, auch wenn nun ein anderer meine Legion kommandiert. Vielleicht wäre es besser den Campus Martius anzusteuern und den Kaiserhof über meine Ankunft zu informieren. Vorallem jetzt wo Iulianus nicht mehr Kaiser ist."

    "Ich danke dir für alles Verus. Erledige nur deine Geschäfte. Wir sehen uns dann in Rom wieder."


    Mit diesen Worten verabschiedete sich Livianus von seinem Verwandten, der sie auf dem letzten Stück ihrer langen Reise sicher nach Italia zurück gebracht hatte. Dann verließ er das Schiff und gesellte sich zu seinen beiden Begleiter, die bereits auf den Senator warteten. Er wirkte erleichtert und glücklich. Natürlich war er seit ihrer Ankunft in Alexandria bereits in Sicherheit gewesen, doch nun, endlich zurück in Rom, löste nun tatsächlich das Gefühl des Heimkehrens in ihm aus.


    "Nun haben wir Rom also endlich erreicht. Ich möchte zu aller erst zurück in die Casa um der Familie bescheid zu sagen. Du wirst uns doch begleiten Subdolus? Sei unser Gast – so lange du möchtest. Danach werden wir dem neuen Kaiser unsere Aufwartung machen."

    Gemeinsam mit seinen Gefährten traf Livianus noch am selben Tag an dem er Varus im Palast getroffen hatte am Hafen ein. Die wenigen Habseligkeiten der kleinen Runde waren schnell an Bord gebracht und so war man bereit für die Heimkehr nach Rom. Der Senator war froh darüber, dass sein Leidensweg in Gefangenschaft und die Entbehrungen der Fluch dort endlich ein abschließendes Ende fand. Er begrüßte seinen Verwandten Varus und teilte ihm mit, dass nun alles bereit war. Auf nach Rom.

    Livianus wusste nicht genau was Verus mit seinen Andeutungen meinte, doch er hatte weder die Zeit, noch das Interesse daran zu diesem Zeitpunkt genauer nachzufragen. Stattdessen legte er seine Hand auf den Arm seines Verwandten, der nach seiner Schulter gegriffen hatte.


    "Ich danke dir Verus! Ich werde sofort los um sie zu informieren. Wir sehen uns bald wieder."


    Dann nickte er ihn noch einmal zu, löste den Griff und machte sich auf den Rückweg zu den Unterkünften seiner Gefährten.

    Zur überraschenden Freude hier einen Verwandten zu treffen, gesellte sich nun auch die Erleichterung, dass dieser ihm bei seiner Weiterreise nach Rom eine große Hilfe sein konnte. Dankend klopfte der Senator seinen Verwandten auf die Schulter.


    "Das wäre wirklich wunderbar. Dich müssen die Götter geschickt haben Verus. Anders kann ich es mir nicht erklären. Wir werden voraussichtlich zu dritt sein. Magnus, Hadrianus Subdolus und ich selbst. Wie heißt dein Schiff? Wann lauft ihr aus? Sobald ich meine Gefährten über diese wunderbare Neuigkeit informiert habe, werden wir uns bei dir an Bord melden."

    Livianus erwiderte die Umarmung seines Verwandten. Nach Magnus war es der erste Decimer, den er nach der langen Zeit wieder zu Gesicht bekam.


    "Das dachte ich manchmal selbst. Aber mein Bruder Magnus ist mit einigen Männern nach Parthia gekommen und hat mich herausgeholt. Doch das ist eine lange Geschichte.


    Wir sind erst vor einigen Tagen hier in Alexandria eingetroffen und wollen nun weiter nach Rom. Um ehrlich zu sein hatte ich gerade vor hinunter zum Hafen zu gehen und ein Schiff für die Überfahrt zu suchen."

    Der Senator hatte sich gerade auf den Weg gemacht, sich um eine Rückfahrgelegenheit nach Rom zu kümmern und eilte durch die Hof der Regia, als er auf eine kleine Truppe Wachen aufmerksam wurde, die einen Mann geleiteten. Sein Weg führte direkt an der Gruppe vorbei und beim näher kommen hatte Livianus keinen Zweifel mehr daran, dass er den Mann in der Mitte der Soldaten kannte. Er bremste sich daher ein und sah ihn fragend an.


    "Verus?"

    Livianus lächelte den Kindern noch einmal zu und erhob sich anschließend.


    "Wir werden sehen."


    Sein Blick wirkte nachdenklich. Iulianus wäre bestimmt froh gewesen seinen Feldherren lebend zu sehen, doch Aelianus Valerianus, den jetzigen Kaiser kannte der Senator nur flüchtig. Die Zeit würde es weisen, wie Rom die Rückkehr des verschollenen Legaten aufnehmen würde.


    "Ich werde heute zum Hafen gehen und nach einem Schiff suchen, dass uns nach Rom bringt. Subdolus und du haben bereits so viel für mich getan, rastet euch heute aus und überlasst die Suche mir. Und du verbring die verbleibende Zeit mit deiner Familie."

    Man musste es dem frischgebackenen Onkel entschuldigen, dass er in diesem Moment nur einen Blick für die beiden Kinder seines Bruders hatte. Den neuen Besucher, hatte er kaum wahrgenommen, selbst als er sich wieder zurückzog. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und alleine seinem Neffen und seiner Nichte.


    "Hallo ihr beiden. Wie geht es euch?"


    Alles schien vergessen zu sein in diesem wunderbaren Augenblick. Jede Qual, jedes Pein das er während seiner Gefangenschaft erlebt hatte und all die schlechten Erinnerungen, die ihn heute noch fast jede Nacht quälten, aber über die er nie sprach. Das alles schien wie weggeblasen, als er seinen Finger ausstreckte und die kleine Hand von Lucius nach ihm griff und ihn neugierig umfasste. Erst als Magnus seinen Bruder ansprach, wurde er wieder aus einer Trance gerissen und sah lächelnd auf. Sein Blick wechselte dabei zwischen Magnus und Venusia.


    "Es ist wunderbar. Die beiden sind wunderbar. Ihr beide könnt stolz sein so prächtige Kinder in die Welt gesetzt zu haben."