Beiträge von Patraios

    Einmal Elysium für Discount-Sklave Patraios bitte! Seine einjährige Garantiezeit ist längst abgelaufen! Hoffe die Domina war einigermaßen zufrieden mit mir, aber ich hatte schon seit längerer Zeit das Gefühl, das es Zeit für mich wird zu gehen, um mir dann irgendwann einen neuen Charakter zu suchen. Ehegatte Piso und Leibsklavin Tilla werden diesen Schritt sicherlich begrüßen.

    "Nein Domina, was Werkzeug, Marmor und Farbe angeht, so habe ich genug für die nächsten drei Jahre, aber ein- oder noch besser zwei Steinmetzgesellen die mir im Atelier zur Hand gehen wären ganz hilfreich, denn alleine werde ich die anspruchsvolle Auftragsliste deines Gatten wohl kaum in hinreichender Zeit bewältigen können."


    Mit diesen Worten und erregt pochenden Herzens öffnete ich meiner Angebeteten die Tür, um sie dann langsamen Schrittes hin zu meiner Werkstatt zu geleiten. So nahe war ich Aurelia Prisca schon lange nicht mehr gewesen und diesen kurzen Moment wollte ich unbedingt auskosten, also führte ich meine leichtfüßige aurelische Venus auf einen kleinen Umweg über verschlungene Pfade entlang protzig ausgeschmückter Wandelhallen vorbei an prächtigen Mosaikfriesen und erlesenen Bildsäulen und Büsten, welche hier und dort Nischen und Gänge schmückten und von der Kunstbesessenheit und Sammelwut der Flavier Zeugniss ablegten. Okay, ein paar der als angebliche Originale aus der Werstatt des Lysander deklarierten Standbilder waren in Wahrheit moderne Fälschungen, aber das sah nur der Fachmann und nicht der Laie, aber was Senator Piso nicht weiss macht Senator Piso nicht heiss...und ich gönnte es meinen griechischen Landsleuten den römischen Lackaffen, oder seinen Bevollmächtigten beim Ankauf bezüglich Alter und Herkunft der Statuen übers Ohr gehauen zu haben. Also tat ich so, als handele es sich tatsächlich um Originale und erzählte Aurelia Prisca noch ein paar nette, amüsannte Annekdoten dazu. Plötzlich sah ich dieses syrische Mädchen an uns vorbeihuschen, oder zumindest glaubte ich das es sich bei der Sklavin dort um Semiramis handelte. Jedenfalls brachte mich das wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und ich beschloss das heikle Thema mit dem verdreckten Balneum Servorum und seiner vergammelten Badewanne anzusprechen, wohlwissend das mich das eventuell ins Loch oder an den Pranger bringen konnte. Aber dennoch fand ich das Risiko lohnenswert, litt ich doch unter den dort herrschenden katastrophalen hygienischen Zuständen genauso wie meine armen Mitsklaven.


    "Ach liebreizende, holde Domina, du Blume der Frauen von Rom, bitte verzeihe mir wenn ich unsere angenehme Konversation über die Bildhauer des antiken Pergamon für einen kurzen Moment unterbreche, um dir nun mein Leid zu klagen, aber ich mache mir große Sorgen bezüglich der hygienischen Zustände in den Sklavenquartieren, wo ich seit meiner Ankunft untergebracht bin."


    Hierauf senkte ich dehmütig schüchtern mein Haupt und erwartete erstmal schweigend die Reaktion meiner Herrin, bevor ich das brisante Thema näher zu erläutern begann.

    Warum eigentlich nicht? Prisca hatte doch noch gar keine Gelegenheit gehabt, meine neuen Arbeitsräume zu besichtigen. Sie würde jedenfalls große Augen machen, denn immerhin konnte das neu errichtete Atelier vom Umpfang her mit den repräsentativsten Räumlichkeiten der Villa Flavia wetteifern und das hatte seinen Grund. Römische Kunst musste monumental sein, besonders dann wenn es sich um Werke handelte, welche man dem Kreise der Gens Flavia zuschrieb. "Aulus Augustulus Piso", wie ich Priscas Mann bereits scherzhaft in meinen Gedanken nannte, hatte da schon sehr spezielle Vorstellungen. Also warum sollte sich seine reizende Gattin nicht selber ein Bild von jener neuen "Musenwerkstatt" machen, welcher es so überaus an Beschaulichkeit und Intimität mangelte. Für innige Umarmungen und verstohlene Nackedeispielchen sicher nicht der richtige Ort, dafür wäre man hier in ihrem frisch renovierten Cubiculum sicherlich besser aufgehoben. "Darüber habe ich nicht zu entscheiden, du bist die Herrin hier!" entgegnete ich nur sanftmütig lächelnd, wohlwissend, das sie mir ähnliche Fragen eigentlich schon ziemlich oft gestellt hatte. Das erste Mal in einem Schwimmbecken, welches ich bereits jetzt schon so schmerzlich vermisste.

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    " Welche Resultate hast du denn bereits vorzuweisen? …Und … wann darf ich einen Blick darauf werfen?"


    Bei dieser überaus charmant gestellten Frage huschte mir ein spitzbübisch-verstohlenes Lächeln über die Lippen. Grund dazu hatte ich, denn erstens war ich eigentlich auch ganz froh und erleichtert darüber, das mir meine Herrin keine ernsthaften Vorhaltungen wegen meiner Abwesenheit bei ihrer Hochzeit machte und es mir offenbar auch nicht weiter nachtrug und zweitens das sie das Gesprächsthema umgehend auf die schönen Künste lenkte, von denen ich wesentlich mehr verstand als von den Rechten und Pflichten frisch angetrauter Ehepartner. Nun ja, meine Herrin würde sich ihren noblen Senatorengatten schon irgendwie zurechtbiegen, ganz so wie sie es sich wünschte, da hatte ich nicht die geringsten Zweifel, kannte ich doch ihre Kniffe und Tricks schon aus eigener Anschauung und Erfahrung und wer war ich sie nicht gewähren zu lassen?
    :]


    Bezüglich ihrer Frage antwortete ich:


    "Ich habe da etwas, was deinen Gatten vielleicht gefallen könnte, wenn du erlaubst gehe ich es holen."

    Tilla Romania hatte mich also bemerkt und ich hatte Tilla Romania bemerkt, für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich unsere Blicke und in ihrem misstrauisch-überrascht wirkenden Gesicht konnte man ganz deutlich die Frage herauslesen: "Was macht er denn hier?" Tilla mochte mich nicht sonderlich, auch wenn sie es einem nie direkt zu verstehen gab, über die Gründe dafür konnte man nur spekulieren, ich hingegen fand sie ausgesprochen drollig, ein liebenswertes kleines Ding, manchmal etwas eigensinnig und wiederspenstig, aber im Grunde ihres Herzens doch jemand der weder anderen Böses wollte noch selber Böses tat, alles in allem eine angenehme Zeitgenossin zumindest soweit ich das von der Ferne beurteilen konnte.


    Kurz darauf hatte die Menge sie und Prisca verschluckt und ich wandte mich wieder dem Geschäft zu. Ich war im Auftrag meines Herren zum Markt gegangen, um größere Mengen Farbpigmente für die geplanten Monumentalfresken einzukaufen und der hiesige Händler war einer der flavischen Hoflieferanten wenn es um die Beschaffung kostbarer Farben und Pigmente für anzufertigende Gemälde oder Fresken ging. Schon feinsinnige Halbgötter wie Nero und Domitian hatten hier einkaufen lassen. Ja in der Tat...wenn es um die Förderung von Kunst und Kultur ging, ließ der junge Senator sich nicht lumpen, erst recht nicht, wenn sie dazu auch noch dem Ruhme und der Verherrlichung seiner eigenen Familie diente. Für die Portraits von Titus und Vespasian durften nur die edelsten und teuersten Farben zur Anwendung kommen und so erwarb ich für einen entsprechend hohen Betrag dessen genauer Wert hier nicht genannt werden soll die gewünschten Farbstoffe und Mineralien und "verpulverte" so in wenigen Augenblicken ein kleines Vermögen, für welches man der Göttin Juno mindestens ein volles Dutzend, oder noch mehr weiße Opferkühe hätte kaufen können.

    Es war das erste Mal, das ich meine Herrin so austicken sah, glücklicherweise war ich außerhalb ihrer Reichweite, beim Farbenhändler, auf der Suche nach neuen Pigmenten für die monumentalen Wandgemälde. Ich tat so als wären Priscas Ausfälle das normalste und alltäglichste auf der Welt, aber innerlich befiel mich doch schon ein gewisses Unbehagen. Nein so kannte ich meine römische Kuschellöwin eigentlich überhaupt nicht, aber wahrscheinlich waren das nur die ersten Vorboten der Grippe, welche sich immer mehr in der Villa Flavia auszubreiten begann und weder Herren noch Knechte verschonte. "Jaaa...sie ist wahrhaft glücklich," murmelte ich beiläufig zu mir selbst, noch während ich andächtig dieses wunderbare Azurbau begutachtete. "Baktrien?", fragte ich den Händler.
    Der lächelte nur und nickte dann zustimmend, "Baktrien, das beste Lapislazuli welches man für hartes Geld bekommen kann." "Im ganzen Imperium findest du nichts besseres."

    Salve Domina Aurelia Prisca,


    dein griechischer Kuschellöwe kann dir leider keine Liebesbriefe mehr schreiben, da dein Briefkasten wieder mal verstopft ist, bitte unbedingt aufräumen!


    Küsschen: Patraios

    Spöttelnd lief die syrische Gazelle davon, ohne das ich weiter Notiz von ihr nahm, stattdessen überlegte ich fieberhaft wie man den hygienischen Mängeln im Balneum Servorum beikommen könnte. Ich lief zum nächstgelegenen Küchentrakt und besorgte mir erstmal eine große Amphore mit Essig sowie Reinigungszeug und begann dann zwei volle Stunden lang das Bad zu schrubben. Aber das war nur ein Provisorium, hier musste komplett renoviert werden, denn es lag auf der Hand, das dieser heruntergekommene Ort unmittelbar zu einer Brutstätte für Krankheiten aller Art mutieren konnte und somit auch eine Gefahr für die Gesundheit und das Leben der patrizischen Herrschaften darstellte. Bei der nächsten Begegnung mit meiner Herrin würde ich dieses Thema auf alle Fälle zur Sprache bringen, denn den hiesigen Sklaven fehlte ganz offensichtlich der Mut dazu...



    ENDE

    "Herein!" Beim Klang ihrer liebreizenden Stimme zuckte ich schlagartig zusammen und ein tiefer melancolischer Seufzer entglitt meiner Brust. Ich fühlte mich unsagbar schlecht, gleich einem General nach verlorener Schlacht. Innerlich war ich voller Verzweiflung, der Liebeskummer nagte an meiner Seele wie ein Krebsgeschwür und bescherte mir depressive Stimmungen und ruhelose Nächte, hinzu kam der brennende Hass auf den hochgeborenen Nebenbuhler, welcher mich doch vor nur wenigen Tagen auf so unverschämt protzig-pomphafte Weise meiner ersten wahren Liebe beraubt...so glaubte ich es jedenfalls. Sie war jetzt nicht mehr die jungfräuliche Backpflaume, einsam aufgezogen im goldenen Käfig ihres Onkels, sondern eine vollwertige, verheiratete Frau und es war eine Liebesheirat und keine Verbindung aus Staatsräson! So sehr mich dieser Umstand als Mann und gebürtiger Grieche auch verletzte, Sie hatte es so gewollt und die Götter ebenfalls. Der Wille eines Sterblichen vermag nichts gegen den Willen der Unsterblichen und noch viel weniger der eines Sklaven! Mein angeborener Stolz ermahnte mich zu mehr Selbstbeherrschung, und mein Ego tat sein übriges. Auf keinen Fall sollte Aurelia Prisca erfahren wie ich wirklich dachte und fühlte, es hätte ihr wohl wenig behagt und meiner vergötterten aurelischen Venus irgendwie Kummer zu bereiten lag nicht in meinem Interesse. Ein Patraios quält nicht das was er eigentlich liebt, vielmehr leidet er selbst und erträgt es so gut er eben kann.


    Da saß sie also, in ihrem geliebten Korbsessel, gleich einer weiblichen Personifikation des Frühlings und lauschte huldvoll lächelnd dem Gezwitscher der ersten Vorboten einer wärmeren Jahresszeit. Aurelia Prisca war augenscheinlich sehr sehr glücklich und überaus zufrieden mit sich und der Welt und gab dabei ein so reizend malerisches Bild ab, das ich es nicht übers Herz brachte, diesen Moment des Friedens und der Glückseligkeit irgendwie durch unbedachte Worte der Eifersucht zu zerstören, stattdessen weidete ich mich an ihrem Anblick welcher so überaus wohltuend und herzerwärmend war. Offensichtlich war sie mir nicht böse, das ich so viele Tage lang durch Abwesenheit geglänzt hatte, Tage welche für sie zu den ultimativen Höhepunkten ihres bisherigen Lebens zählten und als sie dann auch noch so freudig überrascht meinen Namen über ihre Lippen brachte, konnte ich nicht umhin als ihr dafür mit einem freundlichen Lächeln zu danken. Es tat gut zu sehen und zu hören, das sie mich trotz Ehemann und Eheglück noch nicht vergessen hatte, denn anderes hätte ich wohl auch kaum ertragen können. Ich setzte mich also zu ihr und beantwortete ihre Fragen in einem höflich-förmlichen Ton und kam mir dabei vor wie eine schleimende Schranze vom Kaiserhof, aber Götter, wer wusste schon ob Aulus Flavius oder einer seiner Lakaien nicht grade jedes Wort brühwarm mitanhörte, also verbat sich jede all zu persönliche Vertrautheit von selbst.


    "Bitte verzeih mir Domina das ich deine mittägliche Ruhe störe, aber ich hatte bisher noch nicht die Gelegenheit dir persönlich meine aufrichtigen Glückwünsche zu deiner Vermählung zu übermitteln und dir zu sagen, wie sehr ich mich darüber freue, das die allmächtigen Götter deinen Herzenswunsch so glücklich haben in Erfüllung gehen lassen."


    Nach einem kurzen Räusperchen kam ich auf die Frage meiner Abwesenheit zu sprechen:


    "Wie du wohl wissen dürftest, hat mir dein Gemahl ein sehr großes Atelier einrichten lassen, wofür ich ihm auch ausgesprochen dankbar bin, stellt er mir damit doch Schaffensmöglichkeiten in Aussicht wie sie wohl nur sehr wenigen Künstlern hier in Rom zur Verfügung stehen dürften, mal abgesehen von den Malern und Bildhauern im Dienste der kaiserlichen Familie." "Allerdings sind die Bauarbeiten noch nicht ganz abgeschlossen und so habe ich denn die letzten Tage im Kreise der verantwortlichen Arbeiter verbracht und fleißig bei der Renovierung mitgeholfen, denn immerhin ist es ja mein neuer Arbeitsplatz und wenn ich den Senator richtig einschätze wird er auch baldmöglichst Resultate sehen wollen, also verliere ich besser keine Zeit."


    Schweigend und etwas verzagt blickte ich sie an, immer noch insgeheim bangend, das sie mir Vorwürfe wegen meiner Abwesenheit bei ihrer Hochzeit machen könnte. Tilla Romania war mit Sicherheit dagewesen und hatte die Braut von vorn bis hinten bedient, während ich demonstrativ ferngeblieben war, was sich für einen richtigen "Cubicularius" oder Leibdiener eigentlich nicht gehörte, aber die Domina wusste ja selber nur zu gut was ich für sie empfand und obgleich ich um so vieles geringer war als Piso...meine Zuneigung und Gefühle für sie waren es nicht!

    Mindestens fünf- oder sogar sechs volle Tage waren seit ihrer traumhaft-überwältigenden Hochzeitsfeier vergangen, als die feinfühligen Ohren der jungen Aurelia Prisca (nunmehr frischgebackene Frau Senator Aulus Flavius Piso) plötzlich im weitläufigen Korridor, welcher unmittelbar vor dem Hauptportal ihrer großzügig angelegten Privatgemächer endete, die sportlich-elastischen Schritte eines jungen Mannes vernehmen konnte. Nur wenige Augenblicke später folgte ein zaghaft-schüchterndes "Klopf" "Klopf", welches eigentlich so überhaupt nicht zur energischen Akustik der kurz zuvor vernommenen Geräusche passen wollte. Da stand offenbar jemand vor der Tür, welcher sich momentan so gar nicht wohl in seiner Haut fühlte.

    "Das geht dich gar nichts an!!!" Genauso hätte ich warscheinlich auch reagiert, wenn Herr Senator Piso mich hinterrücks gefragt hätte, ob ich mal irgendwie so ganz nebenbei was mit seiner Frau Senator Piso hatte, oder noch schlimmer, eventuell sogar bis über beide Sklavenohren in sie verliebt sein könnte, also beliess ich es lieber dabei und quitierte das verschämt, patzige Kommentar des syrischen Mädchens nur mit einem abwiegelnd-beschwichtigenden: "Ach nichts...ist schon gut, war nicht so gemeint!" Ihrer Reaktion nach zu urteilen, war Semiramis noch genauso eine jungfräuliche Backpflaume wie Priscas stummer Schatten Tilla Romania, die jetzt warscheinlich irgendwo friedlich wie ein kleines Lämmchen vor den Pforten des Brautgemaches schlummerte und sich dabei von Qrpheus und Dionisos beflügelt, sanft in die Arme ihres edlen Hektor träumte. Nun ja, es sei ihr gegönnt. Ich hingegen träumte mit wachen Augen und völlig nüchtern, war aber dennoch mehr berauscht als jedes andere sterbliche Wesen innerhalb dieser Mauern. Wie ein langsam schleichendes Gift hatte sich die Eifersucht meines Körpers bemächtigt und mir mehr und mehr Herz und Sinne verdüstert. Wenn ich nicht besser wüsste, wie genau es um Priscas Seele bestellt, ja wenn sie es mir nicht oft genug in schmachtend-blumigen Worten gebeichtet, wie sehr sie diesem purpurverprähmten Überbleibsel des großen Vespasian verfallen war, ich hätte ihn wohl auf der Stelle durchbohrt, wie einst Brutus den Caesar und meine Aurelia mit mir genommen, ganz weit fort...fort von diesem Rom und seiner modernd-stickigen Fäulniss hinter glänzenden Marmorfassaden. Rasende Eifersucht war eine griechische Untugend, vielleicht ein wenig in Konkurenz mit blindem Hass oder übermäßigem Stolz, aber dennoch irgendwie originär griechisch, da nämlich dieses irre Gefühl jeglicher römischer Ratio entbehrte. Mit mürrischem Blick folgte ich der Syrerin, ohne sie weiter anzusprechen, bis wir vor der schäbigen alten Wanne des Balneum Servorum standen. Erst nachdem ich das schmudellige Ding abschätzig begutachtet hatte, wandte ich wieder das Wort an Semiramis: "Das ist in der Tat ein ganz seltenes Schmuckstück!" "Wieviele Sklaven gibt es hier eigentlich und wieviele davon benutzen überhaupt diesen Schweinetrog?"

    Schweigend legte ich den Farbmörser beiseite, wusch mir die Hände in einer beistehenden Bronzeschüssel und machte mir dabei so meine Gedanken: "Dieser Diarmuíd soll nun hier bei mir in die Lehre gehen, aber seinem scheuen Verhalten und den verwunderten Blicken nach zu urteilen, hat er ganz offensichtlich noch nie ein Künstleratelier aus nächster Nähe gesehen, geschweige denn ein Stück Zeichenkohle oder gar einen Malpinsel gehalten." schoss es mir schon durch den Kopf, noch während ich mich abtrocknete. Aber ich wollte meine Bedenken nicht sofort äußern, sondern beschloss erstmal den Jungen zu Wort kommen zu lassen, immerhin war es nur schwer vorstellbar, das ein Mäzenat wie Aulus Flavius Piso mir einen untalentierten jungen Tölpel mit zwei linken Händen zum Gesellen überantworten würde. Piso mochte ja seine Fehler und Macken haben, aber nicht wenn es um bildene Kunst ging, das bewies schon die qualitätvolle artistische Ausstattung des ganzen flavischen Anwesens. "Dein Name ist also Diarmuíd...das ist ein keltischer Name, aber warscheinlich nicht aus Gallien, klingt eher nach Britannien oder einer anderen Insel des hohen Nordens." "Was genau bedeutet er?" Fragenden Blickes, aber immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen wandte ich mich ihm zu, musterte ihn kurz von oben bis unten und wartete gespannt darauf, was mir der Knabe bezüglich seines geheimnisvoll-seltsam klingenden Namens verraten würde.

    Die gespielt, beleidigte Reaktion der attraktiven Syrerin machte mich lachen, soviel rassiges Temperament schon am frühen Morgen hob die Laune für den Tag. "Ach so?" "Dann bitte ich dich um Verzeihung, du armes Ding wurdest warscheinlich gestern den ganzen Tag über bis tief in die Nacht von einem Speisesofa zum nächsten gescheucht und anschließend hungrig zu Bett geschickt hmmm...?" "Aber dann verrate mir doch bitte eins, wieso ziehst du so eine große Weinfahne mit dir her?" "Das letzte was du getrunken hast, war auf alle Fälle kein Sklavengebräu, sondern etwas für die oberen Zehntausend und davon reichlich!"
    Kaum das ich das gesagt hatte, ließ ich nochmal für einen kurzen, flüchtigen Moment meinen Künstlerblick über ihre makellos schöne Gestalt schweifen und kam dann auch sofort auf Pisos Trägheit zu sprechen."Dein Dominus macht keine Leibesübungen?" Und mit einem verstohlenem Blick auf ihren schön geformten Busen, "Wie bedauerlich für Ihn!" "Meine Herrin hat mir nie erzählt, das sie in einen Abstinenzler verliebt ist!"
    Keine Frage, diese Semiramis gefiel mir, außerordentlich gut sogar, bis auf die kleine allgemeine Bildungslücke besaß sie alles, um einen Mann gücklich zu machen und ich hatte so meine Zweifel, das Ihrem Dominus nicht schon längst dieselben sündigen Gedanken gekommen waren wie mir grade eben. Wie auch immer, abweisen würde ich sie nicht, aber mich ihr auch nicht aufdrängen. Sie sollte das ganz allein selber entscheiden. "Kaltes Wasser hat mir noch nie was ausgemacht, im Gegenteil, manchmal ist es ganz hilfreich, es kühlt das erhitzte Gemüt!" "Dann zeig mir doch bitte mal unsere Waschräume, ich würde mir gern ein eigenes Bild vom Balneum Servorum machen."Plötzlich ließ ich mich zu einer ganz persöhnlichen Frage hinreißen, die eigentlich wenig mit dem harten Alltag des Sklavenlebens zu tun hatte. "Sag mal Semiramis, warst du eigentlich schon einmal bis über beide Ohren in jemanden verliebt???" Ernsthaft blickte ich sie dabei an und aus meinem Zügen waren Schalk und Spott geschwunden.

    Das zaghaft, schüchterne Verhalten des Jungen verwunderte mich etwas. War ich eine so furchteinflößend-unsymphatische Gestalt, das er es gar nicht wagte mir in die Augen zu sehen? Nein das ging nun wirklich nicht! Ich war ja selber noch ein junger Dachs und kein verkalkter Pädagoge mit schon einem Bein im Grab. Nein, das Eis musste gebrochen werden, also quittierte ich sein verlegenes Gestammel nur mit einem schalkhaften Lächeln und antwortete Ihm dann mit sanfter, freundschaftlich-einladender Stimme: " Diarmuíd alias Gaius, ich hatte dich gebeten reinzukommen...du brauchst nicht dazustehen wie ein verängstigter kleiner Schuljunge, ich werde dich schon nicht beißen."

    Gut drei Wochen waren seit den ausschweifenden Hochzeitsfeierlichkeiten zu Ehren von Senator Piso und meiner ihm nun anvertrauten Herrin Prisca Aurelia vergangen und noch immer hatte ich mich nicht so recht an die neue Umgebung gewöhnen können. Die Leute hier waren mir einfach fremd und vor allem fehlte mir die Nähe und Zuneigung meiner Herrin, welche jetzt viel zu damit beschäfftigt war, ihrem purpurverbrähmten flavischen Wichtel einen überlebensfähigen Erben zu schenken. Aulus Flavius Piso war das Klatschthema Nr.1 bei seinen Sklaven, denn über die Fehler und Marotten dieses hohen Herren ließ sich wohl manch amüsante Anekdote spinnen, besonders im Speisesaal der Sklaven beim gemeinsamen Frühstück oder Abendessen, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand und außerhalb der Reichweite eines Aufsehers, denn ansonsten drohte "Das Loch" oder noch was schlimmeres. Jedenfalls gab sich das Gesinde alle Mühe, jenes idealisierte Bild, welches die schwerverliebte Aurelia Prisca einst nackt in meinen Armen liegend von Aulus Piso gezeichnet hatte, Schritt für Schritt zu demontieren bis nur noch das verschwommene Zerrbild eines "Traumprinzen" davon übrig war. Wie auch immer, was Sklaven dachten oder tratschten, war für die Herrschaft ohnehin bar jeder Wichtigkeit und Relevanz, zumindest ich gehörte zu jenen Domestiken, welche keinerlei Spott oder Klage über den Senator vorbringen konnten, behandelte er mich doch überaus freundschaftlich und jovial und ermöglichte mir durch seinen Reichtum ein Arbeitsklima und künstlerische Schaffensmöglichkeiten, wie es sich nur sehr wenige Maler und Bildhauer in Rom erträumen durften. Mäzenatentum und Protektion durch einen kunstsinnigen, mächtigen Herren war schon eine sehr feine Sache, auch wenn man dafür das eine oder andere Opfer bringen musste. Mein Sehnen und Verlangen nach Aurelia Prisca erstickte ich in Arbeit, sehr viel Arbeit, schon am zweiten Tag nach meiner Ankunft hier erbat ich mir vom Dominus sämtliche Buchrollen und Dokumente, welche Auskunft über die Familiengeschichte der Flavier gaben, insbesondere die Biografien des Vespasian und Titus, um dort nach passenden Motiven für monumentale Wandfriese oder Gemälde zu suchen. Durch das gründliche Studium der Fresken, Mosaiken und Statuen welche hier in überaus großer Zahl und Qualität vorhanden waren, konnte ich mir ein genaueres Bild vom kostspieligen Geschmack und Prestigedenken des Eigentümers verschaffen, so das es mir möglich wurde, meine Kunst, mit den Vorstelllungen und Wünschen des Hausherren in Einklang zu bringen und so schickte ich mich an, ein monumentales Bildprogramm zu entwerfen, welches die politischen Leistungen und militärischen Erfolge der beiden mächtigsten Flavier feiern und verherrlichen sollte. Ohne Frage musste es etwas großartiges und einzigartiges sein, etwas, womit Aulus Piso später vor seinen Senatorenkollegen protzen und prahlen konnte: "Nichts einfacher als das." sagte ich mir und legte los.



    Eines Tages, es war in den frühen Morgenstunden und ich war grade dabei die benötigten Farbmischungen für die heutige Arbeit vorzubereiten, stand da plötzlich ein braunhaariger Junge von etwa 12 oder 13 Jahre an der Türschwelle und blickte sich neugierig um. "Guten Morgen!" warf ich ihm gutgelaunt zu. "Du musst bestimmt der neue Geselle sein, der mir hier bei meiner Arbeit zur Hand gehen soll." "Hätte nicht gedacht das Piso so schnell einen auftreibt...nur keine Scheu, komm herein und setz dich erstmal." "Mein Name ist Patraios und wie du eventuell schon an meinem Dialekt bemerkt hast gebürtiger Grieche." Ja ich freute mich wirklich, das endlich der neue Geselle da war, welcher mir all die ganzen lästigen Nebenarbeiten wie Leinwandgrundierung, Wachsschmelzen und Pinselreinigung abnehmen würde, auf das ich mich von Stund ganz auf das Malen an sich konzentrieren konnte. Das es sich dabei allerdings nicht um den versprochenen Malerlehrling, sondern um Caius Flavianus Aquilius, den unehelichen Sohn eines flavischen Familienmitgliedes handelte, welcher sich irrtümlicherweise auf dem Weg zu den Schulräumen direkt vor die Pforte meines Ateliers verlaufen hatte, konnte ich bis dato natürlich nicht wissen geschweige den ahnen.




    Sim-Off:

    reserviert für Patraios und Caius Flavianus Aquilius

    Dieses syrische Sklavenmädchen war schön, um bei der Wahrheit zu bleiben, sogar außergewöhnlich schön. Rein äußerlich gab es nichts an ihr was nicht vollkommen wäre, aber innerlich glich sie einem noch unbearbeiteten Edelstein, welchem man erst den rechten Schliff verpassen musste, um auch all seine Qualitäten zu Tage zu fördern. Sie versprühte einen liebenswürdigen, fast noch unverdorben anmutenden Charme und besaß mit Sicherheit auch Herz und Verstand, letzterer allerdings arg getrübt durch den düsteren Nebel der Unwissenheit. Ich müsste diesbezüglich mal mit der Herrin sprechen, jedenfalls ging es nicht an, das die Sklaven im Umkreis meiner Domina so grausam ungebildet waren, das ihnen nicht einmal der Name oder Göttersitz des ersten Olympiers geläufig war. Für mich als Griechen klang ihr erschrockenes "Äh was?" daher fast schon wie eine Beleidigung, wenn nicht sogar wie Blasphemie. In meinem Gesicht spiegelte sich ein Anflug von Missbilligung, so wie bei einem Lehrer, welcher grade zur Kenntniss nehmen musste, das seine Schüler ihre Vokabeln nicht gelernt hatten. Ich verschränkte meine Arme auf den Rücken und wandte den Blick vom Gemälde weg wieder hin zu ihr. Ihre Fragerei bezüglich meiner Abwesenheit bei der Hochzeit war mir lästig, also versuchte ich so gut ich konnte zu flunkern, um ihrer oberflächlich wirkenden Neugierde endlich Genüge zu tun.


    "Nun ja, ich bin halt ein sehr vielbeschäftigter Mann, da bleibt keine Zeit für Nebensächlichkeiten wie Hochzeitsfeiern, in der Villa Aurelia gab es noch eine Menge unerledigter Dinge welche meine ganze Aufmerksamkeit erforderten, Arbeit macht sich nunmal nicht von allein wie du wohl sehr gut wissen dürftest." Entgegnete ich etwas verschnupft. "Außerdem...außerdem legt die Herrin großen Wert darauf, das ihre Leibsklaven immer eine gute Figur machen." "Bei mir heißt das viel Schwimmen und Gymnastik." "Während Ihr hier also gestern fröhlich gefressen und gesoffen habt, war ich noch allein im Sportraum und habe mich nach getaner Arbeit noch ein paar Stunden überaus eifrig im Faustkampf geübt."(Lebensgroße Stoffpuppe mit den Gesichtszügen des Bräutigams) "Pflicht geht bei mir immer vor Vergnügen, wenn du verstehst was ich meine." "Gibt es hier eigentlich auch private Schwimmbäder und Sporträume, oder nutzt dein Dominus zur Leibesertüchtigung die Gymnasien der öffentlichen Thermen?"

    Bei ihren letzten Worten krampfte sich mein Herz zusammen und für den Bruchteil einer Sekunde verspürte ich einen stechenden Schmerz zwischen Lenden- und Genitalbereich, gleich als wie wenn irgendwo grade ein Jungfernhäutchen zeriss. Meine Eifersucht brodelte wieder hoch wie bei einem glühenden Stück Stahl, welches man in einen Bottich mit Eiswasser getaucht hatte. "Ach so ja natürlich, der neue Mann!" gab ich mich gleichgültig und unbeeindruckt, zumindest bemühte ich mich darum so zu erscheinen, obschon sich ein schnippischer Unterton in meiner Gefühlslage wohl kaum vermeiden ließ. "Danke das du Ihn erwähnst, den hätte ich sonst beinahe vergessen!" Das Thema Piso, Prisca, Hochzeit, Hochzeitsnacht usw. war mir einfach unangenehm und so wendete sich unser Gespräch auch gleich nach einer anderen Richtung.
    "Dein Name ist also Semiramis, genau wie die legendäre Königin von Babylon...Semiramis...ja das klingt hübsch." Gedankenverloren betrachtete ich das Mädchen, welches mir einen Wink gab ihr zu folgen. Sie war eine Schönheit mit ebenso makellosen Proportionen wie man sie sich nur bei einer Frau wünschen konnte und in ihrer Körperhaltung lag eine leichtfüßige Eleganz, gepaart mit erfrischender Natürlichkeit und fast noch kindlich anmutender Spontanität. Eine rassige Orientalin mit der Anmut einer schlanken Gazelle, wohl kein Mann auf dieser Erde, der solch einen honigsüßen Anblick nicht zu schätzen wusste. Bereitwillig ließ ich mich von ihr durch das weitläufige Anwesen hin zu den Quartieren führen und befriedigte währenddessen erstmal ihre Neugierde bezüglich meiner Person."Mein Name ist Patraios." "Ich bin Pontosgrieche und stamme von der Nordküste des schwarzen Meeres." "Die Domina Prisca Aurelia hat mich vor einem halben Jahr von Titus Tranquillus erworben und seitdem versehe ich bei ihr den Dienst eines ...ähhh...na ja so eine Art ...Leibsklaven oder besser gesagt Leibwächters." "Halt das männliche Gegenstück zu Tilla Romania, aber von Beruf bin ich Maler und Bildhauer." Plötzlich bemerkte ich ein prächtig ausgeführtes Wandgemälde mit einer monumentalen Darstellung des Jupiter Capitolinus, wir hielten kurz inne und ich verharrte eine Weile schweigend vor diesem Meisterwerk römisch-hellenistischer Frescomalerei. "Eine sehr gelungene Darstellung des Göttervaters findest du nicht?" "Wenn du mal nach Olympia kommen solltest, musst du dir unbedingt das Standbild des Phidias im dortigen Tempel anschauen, ich verspreche dir, sein Anblick wird dir die Sprache verschlagen!" "Im ganzen Imperium, nein auf der ganzen Erdkugel gibt es kein größeres und beeindruckenderes Standbild als das des olympischen Zeus!" Ohne eine Antwort abwartend fur ich gleich darauf fort: "Dein Name ist also Semiramis, von woher kommst du und was für ein grausames Schicksal hat dich denn in diesen stinkenden, marmorschwangeren Moloch von Reichshauptstadt verschlagen hmmm???" Vertrauensvoll blickte ich das Mädchen an und konnte nicht umhin, ihr ein warmherzig-charmantes Lächeln zu schenken.

    Das schöne Mädchen war etwas erschrocken und zuckte verlegen zusammen, als ich sie ansprach um ihr einen guten Morgen zu wünschen. Schüchtern erwiederte sie meinen Gruß und erkundigte sich dann, ob sie mir irgendwie behilflich sein könne. Sie war ein ausgesprochen attraktives Geschöpf, hatte eine sehr schöne Stimme und große, lebhafte braune Augen, wie man sie häufig bei Syrern und Ägyptern sah. Jedenfalls verriet ihre äußere Erscheinung ganz klar eine nahöstliche Herkunft. Bei ihrem Anblick musste ich unwillkürlich an meine eigene Mutter denken, welche einst eine ägyptische Sklavin und die Geliebte meines Vaters gewesen war.
    "Ja das kannst du." erwiederte ich mit sanfter, freundlicher Stimme und beobachtete dabei genüsslich ihr hübsches Gesicht mit den unterwürfig niedergeschlagenen Augen, gleich so als ob ich irgend ein hoher römischer Herr oder Patrizius wäre. Immerhin das Mädchen war vorsichtig gegenüber Fremden die sie nicht kannte und das war auch gut so, denn der hochgewachsene fremde Bursche welcher ihr hier gegenüber stand und sie charmant lächelnd musterte, hätte zur Not auch der Neffe des Senators Menecrates oder schlimmstenfalls der Liebhaber des Praefectus Urbi sein können. Herzlichen Dank! "Ich gehöre zur Dienerschaft der Aurelia Prisca und bin auf der Suche nach den Unterkünften für die Sklaven, denn mir wurde bisher noch kein Platz in diesem Hause zugewiesen." "Wärest du bitte so freundlich und zeigst mir den Weg zu den Unterkünften der männlichen Domestiken?"