Beiträge von Appius Decimus Massa

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    Silas


    Silas hatte schnell eine Sitzgelegenheit für die junge Decima bereit gestellt. Flink kam er aus der culina mit einem Tablett zurück. Einen Krug verdünnten Wein und einen Becher balancierte er bis zu ihr. " Möchtest du etwas trinken Domina? Ich habe verdünnten Wein." Eine neue Decima. Neugierig musterte Silas die junge Frau. die dritte Decima in kürzester Zeit. Das versprach Leben und viel Arbeit im Haus.

    Am Abend traf eine Nachricht aus Misenum ein. Schritte hallten im Flur, ein gemäßigter Gang, der Mann hatte keine Eile. Was gab es am Abend, was nicht bis zum Morgen Zeit hätte. Der Optio nutzte einfach die Möglichkeit sich die Füße zu vertreten. Vor dem Vorhang erstarben die Schritte. "Nauarchus Decimus, eine Nachricht aus Misenum für dich." Mein Stylus beiseite legend, rief ich den Mann herein. " Salve Nauarchus, Optio Bergonisius, ich habe hier eine Tabula aus Misenum für dich. Ein Bote brachte sie, er hat nicht auf Antwort gewartet. Ist sofort wieder zurück." Ich nahm sie entgegen. " Danke Optio. Du kannst gehen." Die Tabula landete ungelesen auf dem Tisch. Erst die Briefe an die zwei Kaufleute in Ostia. Mein Schiff sollte für sie Waren nach Carthago bringen. Der Kapitän bekam ebenfalls einen Brief. Anweisungen, was er zu tun hatte und wer die Auftraggeber für die Fahrt waren.
    Die Tabulae, versiegelt, gingen morgen mit einem Boten auf Reisen. Die wichtigsten Schreiben waren erledigt. Bei dem flackernden Licht der Öllampe war es mühselig eine Tabulae zu beschreiben. Ich legte den Stylus weg und rieb mir die Augen. Die Tabula aus Misenum, die musste ich noch lesen. nach vorn gebeugt, die Tabula ins Licht haltend, las ich die eingeritzten Zeilen.
    Eine Ahnung bestätigte sich. Die Schiffe waren fertig. Bei entsprechendem Wetter konnte die Heimreise nach Alexandria angetreten werden. Eine Liburne kam in 2 oder 3 Tagen in Ostia an. Sie sollte uns nach Misenum zur Aeternitas bringen.


    Zurück nach Alexandria, Erleichterung, allem Unbehagen, was ich derzeit mit Rom verband zu entkommen. Verkehrte Welt, Neriman in Rom, ich in Alexandria. Ich verstand immer noch nicht, was sie in Rom hielt. War ich für sie wieder der Wildfremde aus der Wüste? War alles vergessen?


    Eine Tabula, den Stylus......


    Liebe Neriman,


    in zwei Tagen reise ich nach Ostia ab. Von dort wird mich ein Schiff nach Misenum bringen. Die Aeternitas, ist wieder seetüchtig, ich fahre zurück nach Alexandria. Brauchst du Hilfe, wende dich in meinem Namen bitte an Decimus Casca, meinen Bruder, wohnhaft in der Casa Decima Mercator.



    Appius Decimus Massa


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    Morgen früh sollte ein Nautae sie zur Garküche bringen und auf eine Antwort warten. Ich rechnete nicht damit. Aber vielleicht?.........

    „ Ein Händler aus Alexandria hat mich eingeladen. Sein Bruder führt in Ostia die Geschäfte. “ Mag ein Nauarchus in der Legion nicht viel zählen. Bei den Händlern umso mehr. „ Sie pflegen weit reichende Geschäftsbeziehungen. Der Alexandriner nach Syrien, Judaea und weiter in den Osten. Sein Bruder hier in Ostia, nach Gallia, Britannia, Raetia und ich darf in gewisser Weise teilhaben.“ Die beiden Brüder waren nicht in ihrem alleinigen Interesse unterwegs. Sie vermittelten für andere Händler, deren Waren und so lief das Geschäft gut. „ So sehr ich am Exercitus hänge und mich ihm verbunden fühle. Die Erfahrungen der letzten Monate in Alexandria, Judaea, Syrien haben mir gezeigt, dass man gut fährt, wenn man ein zweites Standbein hat.“ Keine Frage, die Frachtschiffe trugen einiges mehr als offiziell auf ihren Frachtlisten stand. Mein eigenes Schiff brachte mir ebenfalls gutes Geld beim Verschiffen fremder Waren ein. Das war etwas Reeles und keine Träumerei wie die vom gesellschaftlichen Aufstieg. „ Dein Optimismus in allen Ehren. Ich habe es aufgegeben Ritter zu werden. Von Tribun kann gar keine Rede sein. Ich bin kein Iunier oder Iulier und die Klientel eines Staatsmannes wie die des Praefectus Urbi ist wichtiger als die eigene Verwandtschaft. Warum sollte ich eine Ausnahme sein?“ Nein, es widerstrebte mir bei Livianus hausieren zu gehen. Außerdem kannte ich ihn noch nicht. Ein Besuch hatte ich trotzdem geplant. „ Rom steht als nächstes an, also werden wir uns sicherlich bald wiedersehen.“ Ich hatte all meine Sachen beisammen. „ Ich werde dich ein Stück begleiten und dann meinen Geschäftsfreund beehren.“

    Das Erwachen war grauenvoll. Aus den Armen des Morpheus gerissen, ein Hämmern im Schädel, als ob Vulcanus ihn auf dem Amboss bearbeitete. Der fade pelzige Geschmack im Mund….. übel. Wie ich auf meine Liege gefunden hatte? Dunkle fetzenartige Erinnerungen. Neriman, ihre für mich , unverständliche Reaktion. Alles geriet aus den Fugen, kopflos, nicht verstehend ging ich mich betrinken um zu vergessen. Und? Sie war immer noch da. Sie war immer noch in meinen Gedanken. Geh! Verschwinde! Verschwinde aus meinem Kopf! Boah.. es hämmerte wieder. Vorsichtig setzte ich mich an den Rand der Liege. Presste die Finger auf die Schläfen, rieb. Der Krug enthielt hoffentlich trinkbares, was diesen ekelhaften Zustand im Mund beseitigte. Ein Schluck und mir drehte sich fast der Magen um. Posca !! Eine nette Geste des Centurio, nahm ich an. Es ging einige Zeit hin, bis ich mich im Stande sah unter die Menschen zurück zu kehren. Ein bisschen Pflege und ein akzeptabler Nauarchus stand im Gang der Kaserne. Ein Nautae kam auf mich zu und reichte mir eine Tabula. Ein Schreiben aus Misenum, das sich die Reparaturen zogen. Ausgerechnet jetzt wo ich liebend gern Rom hinter mir gelassen hätte. Wegen einer Frau Rom verlassen? War ich nur wegen ihr hier? Werd wieder nüchtern und denk nach. Es gab vieles zu erledigen. Als Nauarchus ließ sich nebenbei gut Geld verdienen. Die Waren unter dem Schutz der classis übers Mittelmeer zu transportieren ließen sich die Kaufleute und Händler einiges Kosten. Inoffizielle Zuladungen auf den Frachtschiffen, man drückte eben ein Auge zu und hielt die Hand auf. Nichts wurde mir geschenkt und ich hatte nichts zu verschenken.
    Was fing ich mit dem restlichen Tag an? Ein Besuch in der Casa Decima, die Lage sondieren.

    Wie sehr ich ihn um sein Wunder beneidete. Er hatte einen Anker gefunden. Einen Retter in der Not, einen der ihm Halt gab. Der ihm einen Weg aus der Ausweglosigkeit zeigte. Ich stand alleine da. Musste alleine aus diesem Sumpf heraus. Vielleicht ganz gut so. Enttäuschungen wie sie Serapio erfahren hatte, blieben mir so erspart und ich war keinem einen Gefallen schuldig. „ Zu ermessen was du verloren hast, kann ich nicht. Die Mittel und Möglichkeiten so weit zu kommen wie du, wurden mir nicht in die Wiege gelegt. Was du gefunden hast ….. zum Teil. Erinnere dich an unsere letzte Begegnung in der casa Decima. Im Gegensatz zu damals, bist du regelrecht aufgeblüht. Du hast deinen Lebensmut wiedergefunden. Dein Leben hat einen neuen Sinn bekommen.“ Der Sinn bei mir, verklärt, ungewiss, im trüben. Die Männer die er hasste, waren die, von denen meine Zukunft abhing. „ Wenn es für dich abfällig klang, entschuldige.“ Ich war einfach zu müde über all die Verluste nachzudenken. Viel zu viele Verluste menschlich und im Glauben an die Götter. Unvermittelt fragte ich. „ Welcher Gott hat dein Streben nach Wahrheit unterstützt? Hattest du überhaupt Unterstützung durch die Götter? Findest du es nicht seltsam, dass sich nicht E I N Gott auf deine Seite gestellt und dich unterstützt hat? Warum haben sich die Götter bei unserem Kampf gegen Palma zurückgezogen? Wir waren nach unserem Ermessen im Recht, aber ein höheres Recht hat uns Lügen gestraft. Wir wurden geopfert für etwas, dass sich Politik nennt. Gold und die Gier nach Macht, Intrigen und Korruption sind lauter als die vereinzelt rufenden Stimmen, die die Wahrheit ans Licht bringen wollen. Die niemand hören oder sehen will, nur um seines ruhigen fetten Lebensstils willen.“ Unzählige Opfer, reich an Opfergaben. Die Götter hatten sie angenommen und nicht einen Finger für uns gerührt. Sie haben zugesehen und nichts getan. Wie so viele einflussreiche Männer. Alle haben sie den Schwanz eingezogen. Man hat uns wie heiße Brotlaibe fallen gelassen. Überall ein Graben aus Misstrauen, eine Mauer aus Schweigen. Jeder meiner Schritte wird begutachtet und in die Waagschalen meiner Zukunft geworfen. Ich fange von vorn wie ein frisch ausgehobener Tiro an, daran ändert auch mein jetziger Posten nichts. Es spricht keiner laut aus, aber es ist in jedem Gesicht zu lesen. Ein drittklassiger Offizier, ein Offizier der classis, in die Provinz versetzt, nicht vertrauenswürdig. Er hat schließlich gegen den jetzigen Augustus gekämpft. Warum tue ich mir das an?
    „ Die Wahl? Ja, die Wahl. Ich verlasse den Exercitus oder ich bleibe und führe die Befehle des Augustus aus.“
    Und da war noch etwas, was mich schmerzte. „ Du sprichst von enttäuschter Liebe. Was soll ich sagen? Eine kleine zarte Blume, von dir zertreten. Kein Wort aus Rom...Ich Einfältiger. Wenn es der Manius ist, den ich vermute. Wie einfältig von mir, zu glauben ihn ersetzten zu können.“ Dafür hatte ich in Alexandria eine Blume unbeachtet stehen gelassen. Ich musste sie nach meiner Rückkehr suchen gehen. Koste es was es wolle.
    „ Faustus, auch wenn du es nicht wahr haben willst und die Augen davor verschließt. Du hast mehr Freunde als du denkst. Ihr Verhalten zu jener Zeit war nur zu menschlich. Ein reines Gewissen in Rom ist nicht einen Sesterz wert. Das müsstest du nach all dem mittlerweile begriffen haben. Selbst die Götter sind bestechlich. Bedenke das beim Zusammensetzten deines Scherbenhaufens.“ Es waren wieder Wunden aufgebrochen, die gerade anfingen zu verheilen. „ Ich werde dich nie richtig verstehen Faustus. Mein Leben ist bisher einfach verlaufen. Ich war auf mich alleine gestellt. Du kommst aus einer ganz anderen Klientel. Ich schaffe es nicht mal zu einem passablen Centurionenposten in einer Legion.“ Ein schmerzliches Lächeln auf den Lippen, weit weg mit meinen Gedanken. Ich wollte sie nicht hier an die Gegenwart verschwenden. Die , die ich nicht ändern konnte, die sich mir aufzwang, aus der es kein Entkommen gab. Ein Lupanar, Wein, den Frust abbauen, sich seinem Schicksal auf angenehme Weise ergeben, dem weltlichen für einen Moment entfliehen. Das war es an was ich dachte. Irgendwann stellte ich fest, dass ich im Begriff war mich wieder anzukleiden. „ Das Bad war gut.“ murmelte ich geistesabwesend. „ Wohin wirst du gehen?" fragte ich, als die Schleife an meiner calligae gebunden war.

    Zitat

    Beroe.....Kniend nahm die Lupa nun eine geeignete Position zwischen den Beinen ihres Klienten ein, um ihn für die Reise zur überschwänglichen Lust, auf die sie ihn mitnehmen wollte, vorzubereiten. Dabei bedurfte es keinerlei Worte.


    Das war es, der Verzicht der letzten Wochen auf See. Ihre Bemühung von der ersten Berührung angefangen, bewirkte genau das, was sie sollten. Schneller als sie vielleicht dachte. Sensibel und gierig nach dieser Art Zuwendung die sie mir schenkte, zog ich sie zu mir nach oben. Ich konnte mein Verlangen nicht mehr unterdrücken und zurückhalten. Wozu ? Deswegen war ich hier und sie war dafür da es zu stillen. Sie hatte die Vorarbeit geleistet, jetzt war ich an der Reihe. Mein Griff an ihren Armen war etwas fester als gewollt. Ihr Platz war auf meinem Schoß, gab ich ihr unmissverständlich zu verstehen. Mir war heiß, alles in mir strebte nur nach einem. Ihr Körper an meinem, die Hitze wurde unerträglich. Ich wartete nicht ab, übernahm die Regie. Hitzig, ausufernd, mit aller Kraft trieb ich uns ins Chaos. Nur ein Ziel gab es für mich. Mein Ego lebte sich voll aus, ohne auf sie Rücksicht zu nehmen. Für mich war selbstverständlich, dass sie nur dafür da war. Sie war Ventil für alle angestauten Probleme. Mit Liebe hatte das nichts zu tun. Schwitzend, erleichtert und müde nach der Anstrengung, ließ ich ab von ihr. Ausruhen, nicht bewegen, war im Moment mein einziger Gedanke. Mein Blick ging ins Leere.

    Ihre Reaktion auf meine Worte war nicht die, die ich erwartet hatte. Ein Zögern, ja. Nach dem urplötzlichen Wiedersehen, hätte ich es verstanden. Aber Ablehnung? Ihre Augen strahlten Traurigkeit aus, ihre Hand entzog sich meiner. Was war geschehen? Was hinderte sie daran mit mir zu gehen? … Ratlos stand ich da, griff nach der Tafel und las die unmissverständlichen Worte. Das war nicht ihr Ernst. Die Worte passten nicht zu dem was ich sah und fühlte. Aber was sollte ich tun? Mechanisch suchte ich in meiner Gürteltasche den gefundenen Stylus. „ Nauarchus Decimus, Aeternitas, classis Alexandrina, Casa Decima Mercator , Roma.“ Hinterließ ich ihr. In der casa, da war ich mir sicher half man ihr weiter mich zu finden, sollte sie es sich überlegen. Das Amulett nahm ich ab und legte es zur Tafel, den Stylus ließ ich liegen. Falls wir uns wieder sahen, konnte sie es mir wiedergeben. Leb wohl wollte ich nicht sagen. „ Neriman…“ ein letzter zaghafter leiser, zum Scheitern verurteilter Versuch. Die Nachspeise blieb unbeachtet stehen. Im Vorbeigehen drückte ich Lala 10 Sesterzen in die Hand. Ich hatte nicht nachgezählt, einfach in meinen Geldbeutel gegriffen. Der Strom der Passanten nahm mich auf. Willenlos ließ ich mich treiben. Die Erinnerungen kamen wieder hoch. Wieder war ich zu feige zu kämpfen, lief davon. Wohin? Keine Ahnung, irgendwo hin. Betrinken und vergessen. Für heute vergessen und morgen ?

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    Neriman Seba
    ....Niemals wäre sie ihm freiwillig gegenübergetreten, nicht ohne den Ring, den er ihr in der Wüste anvertraut hatte und den sie zurücklassen musste. Ein kurzer Blick ging Richtung Tür, dann sah sie Massa offen an und nickte. Die Wärme seiner dunklen Augen, Hitze stieg rot in ihre Wangen. Nie war es ihr gelungen, ihn ganz zu vergessen....


    Dieser kleine Funken Hoffnung, sie könnte es sein, wurde urplötzlich zur Gewissheit. Ich stand ihr fassungslos gegenüber. Am liebsten wäre ich davon gelaufen, hätte Freudensprünge gemacht. Völliges Durcheinander, ich konnte nichts von all dem. Da stehen und sie anstarren war das einzige. Keines der Worte die mir durch den Kopf schossen war in der Lage meine Freude über ihren Anblick auszudrücken. Neriman Seba, das Mädchen aus der Wüste, hier in einer Garküche. Wie? Wie zum Jupiter war sie hierhergekommen? War sie es wirklich? Die Haare ungewohnt hell. Dafür waren ihre Augen, ihre grünen Augen dieselben wie in der Wüste, in Alexandria. War es nicht nur ein Trugbild? Meine Fingerspitzen berührten zaghaft ihre Wange. Sie stand vor mir. Erlösung, die Spannung fiel ab von mir. Sieh an, sie wurde rot. „ Neriman, die kleine Wüstenblume, in Rom.“ Ihre Hand greifend, nahm ich sie zur Seite. „ Was machst du hier in Rom? “ Ein paar Worte ihrer Sprache hatte ich gelernt. Lange nicht gesprochen, fühlte es sich sonderbar an, sie mitten in Rom von mir zu geben. Egal was sie mir zu verstehen geben würde. Hier wollte ich sie nicht lassen. Nicht das gleiche wie in Alexandria. Nie wieder würde ich sie zurück lassen. „ Willst du mit mir kommen? Bist du jemanden etwas schuldig, dann kläre ich das.“ Nichtsahnend, was sie bis jetzt durchgemacht hatte, war ich mir nicht sicher, ob sie mitkam. „ Du kannst natürlich hier bleiben, wenn du das möchtest. Ich will dich zu nichts zwingen.“ sagte ich zögerlich. Nein, auf keinen Fall, nicht gegen ihren Willen. Vielleicht hatte sie hier Freunde und ….Siedend heiß wurde mir. Vielleicht ihre Familie. Ihren Mann, Kinder. Das durfte nicht sein. Nein, nicht meine kleine Wüstenblume. Es wäre für mich die gerechte Strafe. Ich hatte Gelegenheit und habe sie verstreichen lassen. Unbewusst drückte ich ihre Hand fester. Ich wollte sie nicht wieder verlieren. „ Sieh hier.“ Umständlich zog ich ihr Amulett aus der Tunika. „ Jeden Tag hat es mich an dich erinnert.“ Keinen Tag hatte ich sie vergessen. Nicht einen, nicht auf dem Schlachtfeld oder auf See. Das Amulett trug ich immer bei mir.

    Mit entrücktem Blick sah ich ihn an. Sah durch ihn hindurch. Die Umgebung verschwamm. „ Bis zum Bürgerkrieg war dein Leben erfüllt? Du Glücklicher.“ Was war mit mir? Tasheribat; sein Weggang nach Rom; Alexandria, Neriman; die Kapitulation bei Misenum und ihre Folgen. War das nichts? War das nichts!! Hinfallen, aufstehen, Kleiderordnung wieder herstellen, weitergehen. Es war nicht allein unsere Entscheidung wie unser Leben verlief. Wollte er mir sagen, dass ich nichts von dem Begriff was vorgefallen war. Fröstelnd rutschte ich bis zum Hals ins warme Wasser. Die Kälte, die meine Schultern umspielte, alles Einbildung. Mich fror bei dem Gedanken, dass wir uns voneinander entfernt hatten und die Kluft zwischen unseren Ansichten immer noch wuchs und sein Wunsch uns wieder zu finden auf Sand baute. Mein Angebot der Hilfe eine milde Gabe? Es schmerzte, dass er es als milde Gabe betrachtete. Warum protestierte ich nicht dagegen? Ich war es leid anderer Leute Ansichten über mich und mein Tun zu korrigieren. „ Ja? Was könnten wir? Was glaubst du? Du in Rom, ich in Alexandria? Was wünschst du dir? Alexandria ist die letzte Station meiner Karriere und wahrscheinlich auch von mir. Ich erwarte nichts mehr.“ Was auch, von wem? Bei der Vergangenheit. Sie holte mich überall ein, wurde immer wieder auf die Goldwaage gelegt und schürte das Misstrauen mir gegenüber. „ Manchmal wünschte ich mir, ich wäre wie viele unserer Kameraden in Tasheribat geblieben.“ Das meinte ich ernst. „Ein Leben kurz aber erfüllt. Ohne Enttäuschungen. Wäre das Beste gewesen.“ Hatte nur ich das Gefühl, dass die Temperatur des Wassers abnahm, je länger wir hier saßen? Oder war es die Kälte zwischen uns, die mich wiederholt frösteln ließ. Wir hatten uns beide sehr verändert. Das Feuer war erloschen. War nicht versteckt irgendwo noch ein Funke? Mir fehlte der Antrieb ihn zu suchen.
    Die Flammen der Öllämpchen tanzten. Die Bilder und Mosaike an den Wänden und auf dem Fußboden wurden lebendig. Das flackende Licht vermittelte diesen Eindruck. Kämpfende Männer, tanzende Frauen, wäre das Leben so einfach und verspielt wie es die Gemälde vermittelten. Ich stand auf und setzte mich auf den Rand. Das Wasser lief in dünnen Rinnsalen herab. „ Ein paar Tage Rom, dann zurück nach Alexandria. Ich habe keine Wahl. Du, du kannst es dir aussuchen, du hast die Wahl.“ Ein Tuch in Griffnähe, den Wassertropfen und kleinen Rinnsalen wurde Einhalt geboten. Eine Viole Öl, tropfenweise das Öl auf dem Arm verteilt und eingerieben, schmeichelte es der Haut. „ Milde Gabe …..unter Freunden? Sind wir uns so fremd geworden?“Das Öl benetzte die Haut, hinterließ einen matt glänzenden, hauchdünnen Film. Das Salzwasser hatte ihr arg zu gesetzt. Unsere gemeinsamen Stunden begannen zu verblassen. Sie verloren an Gewicht mit der Zurückweisung meiner Hilfe unter Freunden. Ich hätte nichts daran geknüpft, kein Versprechen, keinen Gefallen, keine Sesterze. Er war mein Freund und wies mich als solchen zurück.

    Die passende Antwort parat, gab sie in letzter Minute ihr Angebot ab. Pech gehabt Appius, nichts mit einer Haussklavin, die Ordnung in Alexandria schafft. " Flavia Domitilla, aha. Beim nächsten Mal werde ich mehr Glück haben. Richte ihr aus, sollte sie der Sklavin überdrüssig werden, ich nehme sie ihr gern ab." Länger nach einer passende Lösung zu suchen lohnte heute nicht. Das Gute, für die gesparten Sesterzen konnte ich mir anderes leisten.

    Die Überraschung, mich hier zu sehen, stand Decimus Livianus ins Gesicht geschrieben. Er bat mich weiter ins Haus. „ Ein Auftrag des Praefectus Ägyptii, hat mich nach Ostia geführt und während die Schiffe der classis Alexandrina in Misenum zur Reparatur sind, habe ich einen Abstecher nach Rom gemacht. Ein kurzer Besuch bei der Familie wäre angebracht, dachte ich mir.“ Von der mir bekannten Familie waren nur just in diesen Tagen nicht viele anwesend. Mit Faustus war ich durch einen dummen Zufall in Ostia zusammen getroffen. Er wollte zu diesem Zeitpunkt nichts mehr mit der Familie zu tun haben. „ Wie ich bei der Ankunft in Ostia erfahren habe, begleitest du das Amt des Preafectus Urbi. Meinen Glückwunsch. Die Feierlichkeiten heute haben wahrscheinlich einen anderen Grund.“ Bis nach Alexandria war nichts durchgedrungen. Eigentlich nichts seit einer Versetzung, was mit der Familie im Zusammenhang stand.

    Wie war das zu verstehen? Nur ein Nicken, kein Wort der Entschuldigung? Das wäre das mindeste, was man bei einem solchen Fehler verlangen konnte. Ihre Hände zitterten bei der Übergabe des neu angerichteten Schälchens. Ihr Blick, ihre Augen, die Augenfarbe. Grün, dieses unverwechselbare Grün. Mich irritierten die blonden Haare und ihre mögliche Anwesenheit in Rom. Das Schälchen in der Hand, blieb ich wie angewurzelt am Tresen stehen und sah ihr hinterher. Ein Irrtum, eine Verwechslung? Wir sahen uns das letzte Mal in Alexandria. Ich musste nach Misenum. Der Abschied kam plötzlich und unerwartet. Ich hätte sie damals mitnehmen sollen. Zurück in Alexandria, suchte ich nach ihr. Ein aussichtsloses Unterfangen. „ Neriman?...Neriman Seba?“ fragte ich. Ein kleiner Funken Hoffnung trieb mich dazu.

    Die Versteigerung zog sich hin. Ich war mir sicher, dass kein weiterer Bieter auftrat. Eines besseren belehrt, meldete sich eine zaghafte weibliche Stimme zu Wort und bot 400 Sz für die Griechin. Ich wollte wissen, wer auf meine Sklavin bot und ging in die Richtung aus der die Stimme der Bieterin zu hören gewesen war. Eine zierliche Person, sauber und gepflegt, bekam ich zu Gesicht. Ihre Kleidung aus guten Stoffen. Das hieß, sie gehörte zu einem gut situierten Haushalt. Die Dreistigkeit nur zu Bieten um den Preis hoch zu treiben traute ich ihr nicht zu. Das änderte nichts an meinem Vorhaben. Ich stellte mich hinter sie und rief dem Sklavenhändler „ 500 Sesterzen“ zu. Zu ihr gewandt. " Du willst sie nicht wirklich kaufen. Bei dem Preis, das richtige für meinen Haushalt in Alexandria. Welcher Haushalt ist denn an ihr interessiert ?"

    Heute wieder in voller Montur. Der Nauarchus der Flotte war erkennbar. Zog es mich auf den Sklavenmarkt. Vor meiner Rückreise nach Alexandria gab es hier eventuell ein Schnäppchen zu ergattern. Tranquillus war dafür die erste Anlaufstelle. Er verkaufte die besseren Sklaven auf dem Markt. Manchmal auch nur preislich intensivere. Heute schien er eher durchschnittliche Ware auf den Brettern zu haben. Eine Griechin, gute Zähne, zwei gesunde Hände zum Arbeiten. Sie wäre eine denkbare Lösung für meinen Personalnotstand in Alexandria. Die casa sauber halten, mir gelegentlich Nachts und bei den Überfahrten das Bett wärmen. Lesen, Schreiben und alle musischen Dinge waren zweitrangig. Der geforderte Preis von 300 war akzeptabel für das, was sie bei mir leisten sollte.



    " 300 Sesterzen "

    Du musst hier nicht alle Legionen aufführen. Wer sich intensiver mit der Materie beschäftigen will, dem empfehle ich unter anderem:


    Die Legionen Roms
    Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
    Verlag: Theiss (30. August 2012)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3806226334
    ISBN-13: 978-3806226331
    Preis: 34,95 €


    und


    Die Legionen des Augustus
    Gebundene Ausgabe: 342 Seiten
    Verlag: Verlag Phillip von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft; Auflage: 9., erw. Aufl. (1. Juli 1986)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3805308868
    ISBN-13: 978-3805308861


    leider im Moment nur gebraucht zu erhalten.

    Die Bestellung war raus und es dauerte für gewöhnlich eine gewisse Zeit bis sie auf den Tisch kam. Diese Zeit nutzte ich und sah mir das treiben auf der Straße an. Die wenigen Plätze der kleinen Garküche waren schnell belegt. Mein Tischnachbar wurde redseliger, was Essen ausmachte oder wollte er einfach nur ein bisschen Unterhaltung. „Die Befehle Rom’s und ein unerwartet guter gestriger Tag, nach mehreren Wochen auf See. Das hellt die Stimmung auf und verschafft einem einen guten Appetit.“ Ein flüchtiges Lächeln huschte über mein Gesicht.
    Mein Essen kam. Eine Schüssel Puls, 2 Würste und Äpfel mit Honig, verdünnter Wein. Der Helvetier hatte Recht. Ich hatte Aprikosen bestellt. Meine Blicke gingen vom Essen zur Bedienung. Die sehr schnell das Weiter suchte und ich sie nur noch von hinten zu sehen bekam. Ihr Gang, ihre Bewegungen, alles vertraut, ich wusste nur nicht woher. Sich hungrig den Kopf zu zerbrechen, dazu hatte ich, dazu die missratene Bestellung, keine Lust. „ War das Absicht oder sind drei Dinge zu viel auf einmal?“ sah ich fragend zum Helvetier. Ich wollte meine bestellten Aprikosen. Auf die Bedienung zu warten? Wer wusste wie lange es dauerte bis sie sich wieder bei uns blicken ließ. Das musste ich selbst in die Hand nehmen. „ Ich werde meine Aprikosen bekommen. Willst du noch was?“ Die Schale mit den Äpfeln, ging ich der Bedienung nach. An der Theke blieb ich höflicher Weise stehen. Ich wollte keinen Knatsch am Vormittag. Sie stand mit dem Rücken zu mir. „ Hallo? Würdest du bitte mal zu mir kommen. ich habe hier Äpfel und hatte Aprikosen bestellt. Tauscht du mir das um?“

    Über die unverhoffte Gesellschaft war sein Tischnachbar nicht erfreut. Sicher durfte er meinen Namen wissen, was er damit anfangen wollte war mir schleierhaft. „ Decimus aus Alexandria.“ Stellte ich mich vor.
    Es roch lecker, was er da vor sich hatte und wie auf Bestellung wurde von einem Mädchen nach meinen Wünschen gefragt. „ Ich nehme Puls, Gemüse, dazu 2 lukanische Würste, keinen Kohl. Als Nachtisch, Aprikosen mit Honig. Einen Becher verdünnten Wein dazu.“ Das war genug. Mein Tischnachbar spachtelte derweil den Fisch, den er mir dann auch wärmstens empfahl. Mich gelüstete es mehr nach Würsten. So gut wie hier in Rom waren sie in Alexandria bei weitem nicht. Also nutzte ich die Gelegenheit. „ Fisch gibt es bei mir sehr oft. Heute leiste ich mir ein paar Würste. Aber lass es dir ruhig weiter schmecken.“ Mir blieb bis zum Eintreffen Zeit, den etwas zerknirschten Zeitgenossen, genauer zu betrachten. Kein herausragender Mann, nichts markantes an ihm. Ein Bürger der Stadt Rom wie viele andere.