Beiträge von Appius Decimus Massa

    " Salve Milites." grüßte Massa den Mann im kleinen Wachraum. Der stand auf und grüßte zurück. " Gab es was besonderes? Wie sehen die Zahlen aus?"

    Der Milites nahm einen Tafel, auf der alles Vorgänge der letzten Stunde verzeichnet waren und fasste zusammen.


    " 12 Wägen. Davon 3 römische, 9 germanische. Viele aus der Umgebung. Vorwiegend Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide und Felle. 9 Esel, 12 Rinder, 3 Pferde. Sonst ein bisschen Kleinkram."


    Massa prüfte die Tabula nicht nach. Das war Aufgabe des diensthabenden Centurio, nach Beendigung der 4 Stunden Wachdienst. " Danke. Hast du Centurio Toranius Simplex von der 3. Centurie, 4.Kohorte gesehen? " " Nein Tribun." Massa verabschiedete sich.

    Den Dank für den Ausflug nahm er zur Kenntnis. Ein schöner Abschluss seiner Rundreise am Limes. Er verstand zwar nicht was sie meinte, aber hätte von sich aus dankend abgelehnt mit hinein zu kommen.
    Für ihn stand eigentlich fest, so lange er hier bei der Legion seinen Dienst versah würde er es vermeiden das Haus zu betreten. Gerüchte waren schnell in Umlauf gebracht und die brauchte er derzeit nicht.


    " Dann wünsche ich euch einen schönen Abend und mögen die Götter euch beschützen."


    Es wurde dunkel. Zeit die castra aufzusuchen und den Abend gemütlich ausklingen zu lassen.

    Was sollt er ihr dazu sagen? Es war schwierig zu beschreiben. „ Weißt du, ich habe nicht nur ein Schiff befehligt. Es war das Flaggschiff der Flotille, der classis augusta alexandrina. Waren wir nicht auf See, habe ich die Aufgabe eines Kommandeurs eines Flottenstützpunktes inne gehabt. Eine kleinere Variante der castra mit allen Aufgaben. Ungefähr die Größe eines Alen-Castells.“ Er blickte einem springenden Fisch hinter her. „ Vermissen? Ja, so kann man es nennen.“ Ein Weg zurück gab es nicht. Er war jetzt Ritter und Tribun. Wieder Nauarchus wäre ein Rückschritt. „ Weißt du, das Meer verzeiht einem keinen Fehler. Du musst wissen was du tust. Es hängen viele Menschenleben davon ab.“ Die Sonne ging langsam unter. Massa fing an zu schwärmen.
    „Zu sehen wie dieses große Schiff über das Wasser gleitet. Wie der Wind das Segel bläht und das Schiff scheinbar mühelos voran treibt. Die Küste an einem vorbei zieht. Das sind die Tage, die man genießt.“ Massa stupste eine Hummel mit seinem Finger an. Brummend tat sie ihrem Unmut kund, blieb auf der Blüte sitzen. Die dicken Brummer waren friedliche Gesellen, man durfte es nur nicht übertreiben. Massa ließ sie in Ruhe und erzählte weiter.„ Die Tage mit schlechtem Wetter auf See vergisst man dann gerne. Was man eigentlich nicht tun sollte. Meter hohe Wellen. Der Wind peitsch über das Schiff. Der Mast droht zu brechen. Das große Schiff wird zum Spielzeug eines zürnenden Gottes, der das Meer aufwühlt und die Stürme los schickt. Überall knarrt und knackt es. Dein Gubernator gibt alles um das Schiff in den Wind zu drehen. Dem tobenden Meer so wenig wie möglich Angriffsfläche zu geben. Schreit den Männer Befehle zu. Vier, sechs, acht Mann stehen an den Rudern und kämpfen. Männer, die versuchen das Segel zu sichern werden von Brechern erfasst und wie Puppen von Bord gespült. Du kannst nur ohnmächtig zu sehen. Diese Stunden hasst man. Dieses ausgeliefert sein.“ Der Kampf gegen die Piraten war etwas ganz anderes. „ Die Piraten hingegen waren eine kalkulierbare Größe. Sie waren nie in großen Verbänden unterwegs. Einmal von uns gefunden, waren sie dem Tod geweiht.“ Das erinnerte ihn an die Aktion mit dem Petronier.
    Mit der Dämmerung wurde es kühl. Andere Vögel begannen ihren Gesang. Die Schmetterlinge, Bienen und Hummeln versteckten sich. Die Mücken wurden aktiver. An Massa‘s Ohr summte es verdächtig. Er schlug zu. Diese kleinen Biester. „ Lass uns zurück gehen.“
    Auf dem Weg gab es viele Blumen. Blaue rote, gelbe und weiße. Ursi pflückte fleißig und drückte sie Massa in die Hand. Er pflückte mal da eine und mal da. Der Strauß wuchs.

    Erwachsene konnten gemein sein. Ursi beruhigte sich auf Alpinas Arm schnell wieder. Die Sitzgelegenheit, die Alpina ausgemacht hatte, war sehr einladend. Massa lenkte seine Schritte in die Richtung. Der Blick ging frei übers Wasser und dazu der Sonnenuntergang. Ein sehr schöner Platz. Wäre da etwas zwischen ihnen, wäre er noch schöner. So war es einer der schönen Plätze am Rhenus um einfach die Natur, den Sonnenuntergang und die beginnende abendliche Stimmung zu genießen.



    „ Es sind merkwürdige Zeiten. Der Frühling hat viel Unruhe in die Region gebracht. Der Sommer wird hoffentlich die gesuchte Ruhe wieder bringen. Für die Menschen hier wäre es sehr wichtig. Für die Legio um so mehr. Seit dem der alte Praefectus castrorum weg ist, hat sich vieles geändert. Es ist merkwürdig ohne Aufgaben da zu stehen. Tribun im Vergleich zum Nauarchos, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Wie Alexandria und Germanien.“ Für Alpina war das gerade garantiert uninteressant was er von sich gab. Er hätte auch lieber über was anderes gesprochen. Er hätte sie gerne einfach nur in den Arm genommen. Da gäbe es vieles, aber die Zeit war vorbei. Es spielte keine Rolle mehr. Massa sammelte ein paar Steine auf und warf sie in den Rhenus. Die Ringe, die entstanden wurden größer und größer bis sie verschwanden. „ Ursi? Pflückst du nachher auf dem Heimweg mit mir ein paar Blumen?“

    „ Durch welches Tor ist er eingeritten?“ trauten sie ihren Ohren nicht. Hatte der Mann keinen Arsch in der Hose? Wollte er keinen Respekt von den Männern? Er schlich sich durch den Seiteneingang herein. Der Legat sank gleich um einiges im Ansehen der augusticlavii und nicht nur bei ihnen. Den sollten sie ernst nehmen? „ Gehen wir zur Porta Sinistra.“ sagte der Paconier. „ Was will er eigentlich da?“ von dem Miles der sie geholte hatte erfuhren sie, dass der Praefectus castrorum draußen bei den Legionären war. „ Was? Den haben sie noch nicht verprügelt und davon gejagt?“ fragte Rubellius Festus ungläubig. Was waren das für Legionäre vorm Tor. Das war ja richtig peinlich. Hatten Existenzangst, Angst vor unehrenhafter Entlassung, vor Ausfall ihrer ihnen zustehenden Zahlungen, Tilgung aus den Annalen, Schande auf ihrem Namen und ließen es zu, dass sich ein Praefectus castroum zwischen sie stellte, um ihnen irgendwas zu erzählen. Zogen sie jetzt zurück in die castra war das entwürdigend und beschämend. Es war so schon peinlich, dass die eine Hälfte draußen saß und die andere Hälfte auf Kriegszug ging. Die Augusticlavii sahen sich an. „ Ich werde meine Versetzung in eine andere Legion einreichen. Von mir aus sogar nach Dakien oder Britannien.“ sagte Orfius Asprenas. „ Mein Tribunat läuft aus.“ äußerte sich Paconius Albinus. Rubellius Festus und Massa schwiegen. Die Secunda machte sich gerade lächerlich. Es war beschämend. Ein Legat ohne Arsch in der Hose, weichgespülte Legionäre. Wie sollte man damit den Limes schützen. Die Germanen hinterm Limes lachten sich doch tot.


    Sie langten bei der Porta sinistra an und warteten unten. Das Schauspiel da draußen wollten sie sich nicht antun.

    Wie erklärte man einem kleine Kind einen Schmetterling? Massa überlegte. „ Ein Schmetterling fliegt von Blüte zu Blüte. Ihn lockt der süße Nektar mit dem die Blüten locken. Er lebt in den Tag hinein und erfreut sich an den wärmenden Strahlen der Sonne, an den Blumen und das jedes Jahr aufs neue. Er ist so wie du. Du magst Honigkekse und hüpfst gern herum.“ Das die Schmetterling die unsterblichen Seelen Verstorbener waren das musste sie jetzt noch nicht wissen. Sie waren bunt, sahen schön aus und flatterten unbeschwert durch die Luft. „ Man darf sie nur nicht anfassen, dann verlieren sie ihr buntes Kleid, können nicht mehr fliegen und sterben.“ Er stand auf und schon flog der Schmetterling weiter. Eine dicke Hummel mit weiß/gelbem Hinterteil machte sich auf der Blüte breit.



    „ Unserem Augustus habe ich schon gegenüber gestanden. Die Augusta kenne ich nicht. Sehen werden wir sie bestimmt, wenn sie die Legion besucht. Ich kann dir dann erzählen wie sie aussieht. Das ich sie kennenlernen werde, glaube ich weniger. Es wird sich sicher alles in der Regia abspielen. Bis jetzt wissen wir auch noch nicht wann sie hier eintreffen werden.“ Was Massa wusste, dass der neue LAPP ein Decimus war. Der Name war ihm sehr geläufig. Nie hatte sich die Gelegenheit ergeben Serapio‘s Vater persönlich kennenzulernen. Vielleicht konnten sie hier ein paar private Worte miteinander Wechseln.
    „ Am besten gehst du auf die Straße, wenn sie in Mogontiacum eintrifft oder stellst dich bei der Regia hin.“ Massa nahm seinen Grashalm und kitzelte Ursi am Ohr, als sie vor ihm lief. Ließ ihn schnell hinter seinem Rücken verschwinden und tat so, als wäre nichts gewesen.

    Erfreulich, dass es ihr wieder gut ging. Massa fragte nicht was die Ursache war. Sie hatte sich erholt, das war wichtig.
    „ Ein neuer LAPP , das weiß ich.“ Das dieser in Begleitung der Kaiserin hierher unterwegs war, das war allerdings eine Neuigkeit. Was war davon zu halten? „ Ich weiß nicht. Sollte es der Wahrheit entsprechen, wäre das für die Legion und alles was dran hängt gut.“ Viele Legionäre waren verunsichert, wussten nicht wie es wirklich weiter ging mit der secunda. Sie glaubten Worten nicht mehr. Sie wollten sehen, dass der Kaiser sie nicht verstoßen hatte. In Form der Kaiserin wäre allen genüge getan. Massa selbst machte sich dann ebenfalls Gedanken wie es weiter ging.


    „ Was macht die Taberna, läuft sie gut? Bleibt dir ausreichend Zeit für Ursi?“ Ein Pfauenauge saß auf einer Blume und suchte mit deinem Rüssel nach Nektar. "Ursi, sieh mal. Der Schmetterling hat zwei große Augen auf seinen Flügeln." Massa ging ein Stück näher an die Blume. Ganz vorsichtig, damit er nicht wegflatterte.

    Am Hafen vorbei, weiter am Ufer entlang. Alles hatte sich verändert. Die Bäume trugen grünes saftiges Laub. Das Unterholz die Wiesen, alles grün, mit bunten Tupfern dazwischen. Unbeschwert zwitscherten die Vögel. Massa sah zum Fluss. Breit und träge wälzte sich das Wasser dahin. „ Wie geht es dir? Du siehst besser aus, als beim letzten Treffen in der Taberna und Ursi wächst und gedeiht.“ Es schien Alpina recht gut zu gehen. Er konnte keine Anzeichen entdecken, die vom Gegenteil sprachen. „ Gibt‘s in Mogontiacum Neuigkeiten? Ich war ein paar Tage nicht da.“ Er pflückte einen Grashalm und kaute auf ihm gedankenverloren herum.

    Aktion? Weil ich versucht habe klar zu machen, dass ein Praefectus Alae , kein vorübergehender Legions Legat werden kann?


    Das ist sehr einleuchtend. Habe ich bei den Laufbahnen der Legion was verpasst?
    ich bin mir sicher, dass es ein ritterliche und eine senatorische Laufbahn gibt.


    Wo bitte habe ich da falsch gelegen, oder kann ich jetzt neuerdings als Eques Legatus Legions werden?

    In Rom kann ich wählen gehen ohne einen Politik Kurs zu belegen.
    Wählen gehen ist in Rom an keinen Kurs geknüpft. Wäre mir neu.


    Gewählt werden das war nicht meine Frage.


    Ich möchte einfach nur in die Bürgerliste. Warum muss ich dazu in Rom nichts tun und in Mogontiacum extra einen Kurs belegen?


    Wenn man in Rom sogar Ämter bekommt, ohne die nötigen Voraussetzungen zu haben? Warum werden solche Unterschiede gemacht? Finde ich nicht in Ordnung.


    Ich halte mich bei der Legio an die Regeln, was die Ränge und die Voraussetzungen angeht und bekomme einen Anschiss nach dem anderen.


    Ich dachte gleiche Spielregeln für alle?


    Warum kein Kurs in Rom aber in der Provinz ist ein Kurs notwendig?


    Normalerweise bin ich doch römischer Bürger im ganzen Imperium. Ich muss mich nur bei meiner gegenwärtigen Gemeinde anmelden. Wenn ich den Kurs nicht mache oder nicht bestehe, habe ich dann nie die Möglichkeit ein öffentliches Amt zu begleiten? In Rom geht das, in Italia ( Misenum, Mantua, Ostia ) ging das. Warum in der Provinz nicht? Speziell Mogontiacum. Warum gibt's da diese Sonderregelungen?
    Bei Alexandria habe ich das verstanden. Das nahm innerhalb des Imperiums eine Sonderstellung ein. Aber Germanien ist eine Provinz wie alle anderen auch.

    Warum muss der Kurs Mogontiacum gemacht werden nur um in die Liste der Bürger eingetragen zu werden? Vorausgesetzt die gesetzlichen Bestimmungen sind erfüllt.


    Den sim off Kurs Wahlrecht für Rom, soweit ich weiß, gibt es nicht mehr und man ist bei Anmeldung, gleich Bürger Rom's und gleichzeitig wahlberechtigt.

    Kranke gab es scheinbar zu jeder Jahreszeit und nie zu knapp. Für Alpina sicherte das, so schlimm es klang, ihr und Ursi‘s täglich Brot. Ursi fing an zu zappeln. Massa setzte sie ab. Die Kekse behielt er in der Hand. Eigentlich hätte sein nächster Weg sein Balneum, danach ein gemütliches Essen und ein Wein sein sollen. Aber was war schon Zeit. Das Wasser war später noch genauso warm und das Essen bestand nur aus kalter Küche.


    „Ein bisschen Zeit, ja.“ Lust auf einen Spaziergang? Er hatte die letzten Tag die meiste Zeit auf dem Pferderücken zu gebracht. Die Füße vertreten war daher ganz in Ordnung. „ Gehen wir Spazieren. Ich trage den Proviant.“ Massa hielt die Kekse hoch und war zum Abmarsch bereit.

    Zwei Milites sahen vom Wehrgang über dem Tor herunter. Ein stattlicher Konvoi stand da unten und wollte rein. Seit die Kohorten ausgezogen waren und ein Teil irgendwo in die feuchten Wiesen unterwegs war, war nur die Porta Praetoria geöffnet. " Ihr müsst zur Porta Praetoria , wir haben Befehl das Tor geschlossen zu halten." Sollten die Germanen versuchen die castra anzugreifen, wurden die Schwachpunkte durch geschlossene Tore minimiert. Ein dritter Posten unten machte sich schleunigst auf den Weg zur Porta Praetoria um dort Bescheid zu geben.

    Das helle Stimmchen war nicht zu überhören. Er sah sie auf dem Tresen sitzen. „ Na du Wirbelwind komm her.“ Er nahm sie auf den Arm und hielt ihr das geöffnete Kekspaket hin. „ Salve Alpina. Was hast du für ein Problem. Diesen kleinen Wildfang hier? Oder schlimmeres?“ Ursi saß auf seinem Arm. Er sah die Münzen verstreut auf dem Tresen liegen. „ Wie geht‘s dir? Und was macht das Geschäft? Hat dir Ursi beim zählen geholfen?“ Er grinste.


    Heute und die vergangenen Tage hatte die Sonne es gut mit ihnen gemeint. Ein schöner Frühling, fand Massa so war Germanien nicht hässlich und unfreundlich. „ Warst du draußen im Wald oder am Fluß? Das Wetter bietet sich förmlich an.“

    Die Tür war noch offen. Massa betrat die Taberna, begleitet und angekündigt durch das Glöckchen an der Tür.
    Ein kleines Paket trug er bei sich. Für Ursi die obligatorischen Honigkekse. Er war 10 Tage nicht hier gewesen und wollte wissen wie es Alpina ging.