Beiträge von Appius Decimus Massa

    Da lief das Schiff ein. Sofort begann ich zu überschlagen wie viele Schiffe wir am Kai auf einmal anlegen lassen konnten. Beim näher kommen, konnte ich ihren Namen lesen. Ein fantastischer Anblick. Die Ruder tauchten im selben Rhythmus ins Wasser. In Windeseile ging ich alles in Auftrag gegebene nochmals durch. Der Praefect traf pünktlich am festgelegten 10. Tag ein. Ein Signalgeber gab durch, wo die Liburne anzulegen hatte. Sie sollte rechts von der Xenophon fest machen.

    Die Gastfreundschaft des Iuliers hatte ich nur sehr kurz in Anspruch genommen. Die Villa und ihr Ambiente, sowie die Gesellschaft des Gastgebers war ein Genuß. Da ich aber nur noch 7 Tage hatte um alles für die classis vorzubereiten, entschloss ich mich, Quartier auf der Xenophon zu beziehen. Die Kapitänskajüte wurde kurzerhand zum Hauptquartier. Von hier aus verfolgte ich die Umsetzung der Abmachungen, die ich mit dem Hafenmeister besprochen hatte. Die Xenophon hatte ich rechts vom Tempel festmachen lassen. Sie diente als Endmarkierung der Liegeplätze für die Schiffe der classis. Auf Deck hatte ich einen Tisch aufstellen lassen. Auf ihm lagen Karten und Notizen zum Hafen und zur Stadt. Über eine Karte der Stadt gebeugt erhielt ich Nachricht, dass ein Kriegsschiff in den Hafen einlief. Meinen Helm musste ich aus der Kajüte holen, alles andere saß. Ich verließ das Schiff und stellte mich am Kai auf.

    Mädchen und junge Frauen hatten eine amüsante Art ihre Gemütslage offen zu zeigen. Schmollmund, leichte Furchen auf der Stirn oder eben dieses bekannte Püh, was Romana von sich gab und dem Ganzen noch Nachdruck verlieh. Ich lächelte in mich hinein. Mit der Zeit lernte man seine Gefühle nicht mehr ganz so freien Lauf zu lassen, sie zu kontrollieren. Hier war das nicht notwendig. Unser Treffen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, trotzdem war ein bisschen Zurückhaltung angebracht. Wer weiß wo das sonst enden würde. Außerdem musste ich mir erst klar werden, was sich da in mir abspielte. Romana hatte aus meinem Ärger und dem Trotz heraus in mir etwas los getreten. Ich hatte nie daran geglaubt , dass eine Frau dazu fähig sei.
    " Sagen wir Herbst, das ist nicht mehr ganz so lang hin." versuchte ich zu trösten und ein bisschen Hoffnung zu machen, dass sie noch vor dem Winter nach Misenum kommen konnte. Mit dem Schreiben war das eine heiklere Angelegenheit. Waren wir auf See ging es nicht. Aber ansonsten dürfte es kein Problem sein einen Brief zu schreiben. " So, wie ich es möglich machen kann, schreibe ich dir. Sind wir auf See, kann es etwas dauern. " Ein Nein würde sie wahrscheinlich sehr enttäuschen und ein Brief war keine große Sache. Die Zeit musste ich mir nehmen. Für Romana , ja.
    Wie zart ihre Hand war. Ich begann mich immer mehr für sie zu interessieren.

    " So in etwa. Was nicht günstig wäre, darauf würde er Einfluss nehmen." Romana schien der Spaziergang durstig gemacht zu haben. Keine gute Idee den unverdünnten Wein in so großen Schlucken zu trinken. Sie merkte es schon, wenn er ihr zu Kopf stieg. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ihre Familie lebt nicht in Rom." Es traf auf beide zu. Auf Romana und auf Neriman. " Davon laufen wäre keine gute Idee. Wo willst du hin ?" Als sie mir näher kam, dachte ich, sie hätte eine Erklärung dafür, aber sie dachte in die vollkommen andere Richtung. " Entführen, eine gute Sache und durchaus machbar. Es gibt nur ein klitzekleines Problem. Ich bin bei der classis und damit jederzeit greifbar." eine entschuldigende und traurige Mine machte deutlich, dass das gar nicht in Frage kam. " Ein Gespräch zu suchen und es damit hinbiegen wäre die richtige Lösung."

    Der Zeitpunkt, an dem ich für sie Zeit hatte war sehr unbestimmt. Der Bürgerkrieg war dabei maßgeblich. Meine Hoffnung bestand darin, dass bis zum Herbst alles ausgefochten war. Die Flotte machte für den Winter fest.
    " Spätestens im Winter, frühestens nach dem Bürgerkrieg. Ein Kaiser, heißt wieder Ruhe im Land. Bis dahin gibt es viel zu tun." Meine Hand ging mit ihrer mit. Blieb bei ihr, hielt sie sanft fest. " Es könnte Einwände von unserem Pater Familias geben. Nicht, dass du jemanden besuchst, sondern wen du besuchst. Du bist noch nicht verheiratet und besuchst fremde Männer." sagte ich gespielt vorwurfsvoll und lächelte im Anschluss daran. Am liebsten hätte ich sie, auf meinen Schoß genommen, aber wir saßen im Tablinum. Es wäre fatal, wenn uns einer der Familie so sehen würde. Das merkte ich mir für Misenum vor. In der casa waren wir ungestört.

    Zurück in der Villa, war ausreichend Zeit sich auf die cena vorzubereiten. Ich ließ mir mein Zimmer zeigen. Das Gepäck lag auf der Truhe. Sehr übersichtlich stellte ich fest, als ich eine frische Tunika auspackte. Zwei hatte ich in weiser Voraussicht mitgenommen. Die dunkelblaue von Venusia, die ich immer mit hatte und eine wollweiße mit zwei grünen Längsstreifen. Ich hatte die dunkelblaue erwischt und blieb dabei. Mit wenigen Handgriffen hatte ich mich meiner Dienstkleidung entledigt. Das sagum mit einer der Fibeln von Romana verschlossen, sorgsam zusammen- und auf der Truhe abgelegt. Die Lorica, das subarmilarium und die Tunika landeten neben der Truhe.


    Mit den Fingern ein paar Mal durchs Haar. Der Bart sah gepflegt aus. Tunika und cingulum saßen perfekt. Mit mir hadernd, legte ich das Amulett Fortuna's ab um es gleich wieder anzulegen. Es war von ihm. Wer sagte, dass er jemanden einfach so aus seinem Gedächtnis streichen konnte der log. Zwei Amulette unter der Tunika verborgen, so sollte es sein. Ein Duftöl war seit Ägypten immer in meinem Gepäck. Der Duft von Zeder, gemischt mit verschiedenen Essenzen. Stärke, Selbstvertrauen, Ausstrahlung, Harmonie, mein Duft.
    Ein Sklave geleitete mich zum Triclinium. Pünktlich erschien ich, reine Gewohnheitssache. Iulius Dives war bereits anwesend. " Salve, Iulius. Ein herrlicher Ausblick und die untergehende Sonne. Sehr geschmackvoll und romantisch." sinierte ich, sah der untergehenden Sonne hinterher.

    " Entschuldige, ich habe mich nicht richtig orientiert. Vom Tempel bis zum Wall mit den Türmen im Osten. Das dürfte reichen. Sollten wir wider erwarten mehr Schiffe zur gleichen Stunde entladen müssen, brauche ich die Liegeplätze bis zum rechten Lagerhaus im Norden." Die Angaben waren am genauesten. Wo hatte ich nur meine Augen gehabt. Vigile und Urbaner, das hatte ich mir fast denken können. Was hatten Zivilisten mit Militärs zu schaffen. Den Weg hatte ich zu gehen. " Die Urbaner und Vigile übernehme ich selber. Mit dem Aedil, das wäre ein guter Zug von dir. Sollte der Mann sich quer stellen, stellt er sich gegen Rom und den Kaiser. Ein Besuch von mir fällt dann nicht sehr feinfühlig aus." Behinderungen gab es genug, da brauchten wir keinen der extra quer trieb und den Schutz des Kaisers und Rom's auf Spiel setzte. " Die Bezahlung benötigter Hilfskräfte, falls welche gebraucht wurden, klären wir mit dem Praefecten. Er wird bald hier eintreffen. Bis dahin sollte das mit den Verkaufsflächen geklärt sein. " Zehn Tage waren eine kurze Zeit. Bis dahin mussten alle wichtigen Fragen geklärt sein. " Ist in zehn Tagen alles so wie es sein soll, sollte eine kleine Anerkennung für deine Bemühungen drin sein. In drei Tagen sehen wir uns wieder. Valete." Mit dem Kartenmaterial begab ich mich zurück zur Villa Rustica der Iulier. In den kommenden Tagen stand eine Stadtbesichtigung und der Besuch der Vigilen und Urbaner aus.

    Der Pfiff veranlasste mich in die Richtung zu sehen, in die er geschickt wurde. Was sollte das? Romana! Alleine am Brunnen. Hatte Serapio sie wegen dieses Unbekannten auf seiner Biga stehen gelassen? In aller Öffentlichkeit? Das blieb garantiert nicht unbeobachtet.
    " Kennst du sie?" fragte ich Lamy. Es war schließlich nicht unmöglich. Romana war nicht erst seit 2 Tagen in Rom. " Ich hole Crispina und Stella, du kannst Petronia Romana in meinem Namen zum essen einladen." Die Therme lief uns nicht davon. Lamy ließ sich eventuell dazu überreden mit in die Decimische Casa zu kommen. Ein gemeinsames Bad und danach konnten wir unserem gemeinsamen Abend einen besonderen Höhepunkt verleihen. Öle und Essenzen waren in ausreichendem Maße vorhanden. " Die Sklaven werden unterdessen einen geeigneten Platz suchen und einige Kleinigkeiten von den Garküchen heran schaffen." Ein gemeinsames Essen mit Freunden, ganz offen unter den Augen Serapio's. Er sollte es ruhig sehen.

    Der Wein war hervorragend. Ich wies den Sklaven an nachzuschenken. Meine Augen wichen ihrem Blick nicht aus. Bei ihr war es mir nicht unangenehm. Ich hatte keinen Grund mich vor ihr zu verschließen, auszuweichen, etwas zu verbergen. Eine Frau, die mich in ihren Bann zog, wie damals die grünen Augen Neriman's. Warum tauchte Neriman immer wieder auf? Warum verglich ich sie mit Romana? Es lagen Welten zwischen ihnen. Trotzdem übten beide auf mich eine Faszination aus, jede für sich auf ihre Weise.


    Romana, war es die hier saß, deren Nähe ich förmlich herbei sehnte. Vor Monaten hätte ich es für unmöglich gehalten, mit einer Frau ein vernünftiges Wort zu wechseln. Jeder Versuch endete im Chaos. Hatte ich nicht erst Seiana vor den Kopf gestoßen. Serapio damit und mit allem anderen hochgradig verärgert. Das alles hatte mich in die Nähe Romana's geführt. Die Götter waren grausam. Romana war nicht für mich bestimmt. Sie hatte es geschafft meine Aufmerksamkeit zu erregen. Ausgerechnet sie. Ich gab dem Sklaven gedankenverloren einen Wink, er sollte ihr nachschenken. Meine Fingerrücken streichelten über den mir zugewandten Handrücken, einer ihrer beiden Hände am Becher. Innerlich vollkommen ruhig , der Faszination ihrer Person erlegen. Lächelnd im Raum der Ewigkeit. Sie fühlte sicher das gleiche. Ganz sicher. Nur nichts sagen. Es zerstörte den Augenblick. Ich hatte das Talent dazu. Mein Blick blieb an ihren Augen hängen. Der wolkenlose Himmel schien in ihnen gefangen zu sein.


    " Ich werde dich ganz bestimmt nicht vergessen Romana." murmelte ich vor mich hin. " Denkst du, man wird dich zu mir lassen, oder soll ich dich nach Misenum holen?" Serapio konnte uns einen Strich durch die Rechnung machen. Einen dicken Strich, mit einem Heiratskandidaten und dem verbot nach Misenum zu reisen. Hoffen wir das beste, dachte ich.

    Was für eine Parallele. Er erkannte was sie für ein Schmuckstück sie war und mit ihrer Schönheit die er unterstützte konnte er sich hervortun. Mit einer Frau an der Seite blieben unbequeme Fragen aus. Bislang hatte ich aus Ermangelung einer weiblichen Komponente in meinem Leben, Lupae waren nur ein kurzes Vergnügen ohne jegliche Empfindungen, keinen Einblick in die weiblichen Gefilde erlangt. Romana könnte diese weibliche Komponente sein. " Wer? Der Pater Familias, der könnte es verwehren. Er knüpft Verbindungen, vermittelt und entscheidet schlussendlich wen die zu verheiratende junge Frau bekommt, sollte sie nicht selbst entscheiden dürfen. Hat man bei ihm keinen guten Stand wird es schwer. Auf Wünsche wird er wahrscheinlich keine Rücksicht nehmen." Das wäre in meinem Fall eben dieses Problem. Es war eine Illusion zu glauben, ich käme für Romana in Frage. Das letzte Wort war zwar noch nicht gesprochen, abwarten und sehen was kommt.
    Ein Sklave mit Wein lief uns über den Weg. Einen Becher für Romana und einen für mich. Ich hatte Bedarf nach einem kräftigen Schluck.

    “ Keine Gegenleistung für dein Geschenk. Sieh es als Geste der Dankbarkeit. Ich bekomme nicht jeden Tag goldene Fibeln von solch elegantem Aussehen geschenkt. Vor allem nicht von einer so hinreißenden jungen Frau, wie dir.” Ich näherte mich ihr, gab ihr einen Kuss auf die Wange. Ihre Hände entließ ich aus meinen. Flüsterte ihr zu: “ Das würde mich sehr freuen.” Ihre sehr bestimmte Antwort auf Einladung hatte ich nicht verstanden. Uu leise hatte sie sie von sich gegeben. Für Romana mochte es wie eine Bestätigung des Gesagten klingen. Es war von mir genauso wenig zu leugnen, dass ich etwas mehr als nur eine flüchtige Bekanntschaft in ihr sah. Die zwei Fibeln nahm ich aus ihren Händen und begutachtete sie aus nächster Nähe. Wundervolle Arbeiten, die Feinheiten waren deutlich zu erkennen. “ Dieses Geschenk sollten wir mit einem guten Wein abschließen.” Ein Wink, unsere Becher wurden mit einem kräftigen Rotwein aus bester Lage aufgefüllt. “ Ich danke dir nochmals für diese zwei Schmuckstücke.”

    Schmuckstücke wie sie nicht schöner sein konnten. Alle drei, die Fibeln und Petronia Romana. Zum genaueren Betrachten erhob ich mich von meinem Platz und trat an sie heran. Unter ihre Hände fassend blickte ich ihr zuerst in ihre hellblauen Augen, die wie klare Wasserfälle glitzerten, dann betrachtete ich mir die Fibeln näher. Meisterhafte Arbeiten, sie sahen aus wie vergoldete Blätter. Noch schöner war das, worin sie ruhten. Zarte, gepflegte, weiche Hände, von mir sanft gedrückt und mit den Daumen gestreichelt. “ Sehr schöne Stücke und die willst du mir schenken? Sind sie nicht zu kostbar? Ich nehme sie natürlich gern an, weil sie mich besonders an dich erinnern werden.” Ich unterbrach das Streicheln. ” Was hältst du davon, wenn ich dich als Gegenleistung nach Misenum einlade? Ist der Kampf um Rom beigelegt, wäre die beste Gelegenheit dazu. Entweder kommst du alleine oder falls es sich ergeben hat, mit deinem Ehemann.” Wobei ich Romana’s alleiniges Erscheinen favorisierte. “ Eine kleine casa oberhalb des Hafens, nichts weltbewegendes.” Ging der Krieg bis in den Herbst wäre das günstig. Im Winter hätte ich mehr Zeit, die Schiffe lagen im Hafen wurden repariert. Romana's Hände lagen immer noch in meinen. Ein Lächeln von mir. Sie machte mir die Abreise nach Ostia und die Rückkehr nach Misenum schwer.

    Sehr bestimmt legte sie fest, dass Minerva ab dieser Stunde über meine Träume zu wachen hatte. Mir war's recht. Die Alpträume die mich vereinzelt heim suchten durfte sie aussparen, mit denen wurde ich irgendwann fertig. Romana war von ihrer eigenen Bestimmtheit irritiert. Wie sie die Locke malträtierte um es zu überspielen. unsere Blicke ruhten jeweils auf dem anderen. Ihre Mimik blieb mir verborgen bis sie den Becher absetzte und ein verführerisches Lächeln offenbarte.


    Meine Blicken hingen gebannt an Romana. Den Kopf zur Seite geneigt betrachtete ich digitus um digitus. Das Gesicht markant, ihr feines Lächeln, die eleganten Bewegungen. Ihre schlanke elegante Statur. An Nuha hatte ich nicht mehr gedacht. Ihre Anwesenheit ändert nichts an meinem Verhalten. Der sanfte Glanz, den das Gold auf Ronana's Gesicht legte, ich war fasziniert. Ungeniert ließ ich meine Blicke auf ihr Ruhen. In Gedanken stellte ich sie mir ohne ihre pastellfarbene Tunika vor. Was für ein Anblick. Einer der mich fesselte und Vergleiche anstellen ließ. Aussehen, Ausstrahlung, es gab frappierende Ähnlichkeiten aber einen gravierenden Unterschied zwischen den Beiden.
    Ich wischte diesen Vergleich beiseite. Er zerstörte fast die Schönheit des Augenblicks. Ich konzentrierte mich wieder auf das Geschehen um Romana und ihre Schatulle.

    Aus seinem Vale heraus war sehr deutlich zu hören, dass ihm mein Gehen nicht schmeckte. Verständlich, eine Ewigkeit nicht gesehen und gehört. In Rom angekommen, gleich vertröstet, abgeschoben. Ich drehte um, Rom ging nicht gleich unter.
    " Wir gehen baden." Ich gab einen kleinen Imbiss in Auftrag. Wein, Käse, Obst, Oliven. " Wie weit schwimmen wir raus?" fragte ich ihn schelmisch. " Folge mir. " keinen Widerspruch duldend ging ich zum Balneum. Um die Sachen hatte sich der Sklave zu bemühen.

    Ein bittender Blick mir nicht böse zu sein. Ich hatte vorsichtig zugekniffen. Gut, für meine Begriffe. Was Romana davon hielt ? Die Ironie die mitschwang war nicht zu überhören. Wären wir hier nicht unter Gästen und in freier Natur, dann wäre es turbulenter zugegangen. Nein, wir benahmen uns wie gesittete Römer. Die sich gleich wieder den Zweideutigkeiten ihrer Unterhaltung widmeten. „ Findet man die passende Perle für die Fassung oder die passende Fassung für die Perle? Was bevorzugst du?“ Ich würde natürlich die Perle aussuchen. Die besondere unter den vielen Perlen. Eine war mir entglitten. Ich habe ihre Schönheit aufblitzen sehen. Was ich im Verborgenen gefunden hätte? Sie war weg, verloren. Aussicht sie wiederzusehen? Sehr gering, Alexandria lag nicht um die Ecke. Die zweite Perle rollte mir regelrecht vor die Füße. Ansehen durfte ich sie mir. Der Besitz blieb mir, wie bei der ersten verwehrt.
    Romana schien den Gang meiner Gedanken erraten zu haben. Was sollte ich antworten. Sie ließ nicht locker. Ich lächelte geheimnisvoll und fuhr mir über den Bart. „ Es gäbe da eine....sie Fragen? Das würde ich irgendwann tun. Von ihrer Antwort wird es am wenigsten abhängen. Ich wäre wahrscheinlich nicht die richtige Partie in den Augen derer, die darüber zu entscheiden haben.“ Da hatte sie mir einiges abgefordert. Ihr Hand entschädigte und versöhnte. Ein Wein wäre die ideale Ablenkung von diesen Überlegungen. Keine Sklave in der Nähe. Ich schwenkte und steuerte in Richtung Hortus Ausgang.

    Ihre gespielte Empörung quittierte ich mit einem Lächeln. „ Ein feierliches Versprechen. Ich werde es tun.“ äußerte ich mit gespieltem Ernst. Die Stelle in die ich dann kniff war viel reizvoller als mein Handrücken. Der wurde von ihren Fingern regelrecht verwöhnt.


    Augenblicklich waren Schmerz und Rötung nur noch Nebensache. Hatte sie mit ihrer Anspielung eine bestimmte Person im Auge? Oder war es nur eine kecke Antwort auf mein Versprechen. Beides in Betracht ziehen wäre das Richtige aber unsinnig. Es konnte nur eins in Frage kommen. Ich fand die Vorstellung zu heiraten, in ihrer Gegenwart, gar nicht mehr so schlecht. Sie hatte ihren Schrecken verloren. Eine junge, wohlsituierte, geschäftstüchtige Frau an meiner Seite. Eine Frau, die nicht gleich überreagierte oder schmollte, war man 3 Tage aus dienstlichen Gründen nicht zu Hause. Das war eine Vorstellung mit der man sich anfreunden konnte. Hoffentlich überlegte Serapio es sich mehr als reiflich und ließ sich Zeit. Ich konnte in der Frage nichts unternehmen. Serapio war nicht gut auf mich zu sprechen. „ Du siehst gut aus und bist geschäftstüchtig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du einen Mann bekommst, der dich nicht liebt. Eine Perle wie dich...“ Na, Appius was hast du vor. An Serapio kommst du nie vorbei. Er würde sie dir nicht mal überlassen, gäbe es nur noch Greise, die Romana ehelichen könnten. Nur um dir weh zu tun. So, wie du ihm, aus seiner Sicht, weh getan hast. Hast ihn im Stich gelassen. Ich würde mit dir Wetten, er nimmt sie selber, nur das du sie nicht bekommst. Romana wäre für ihn die ideale Vorzeigegattin. Was sich hinter den geschlossenen Türen der casa abspielt, war unwichtig.

    "Für einen angekommenen Reisenden, ganz genau genommen." erwiderte ich grinsend. Mutter hatte also Angst, dass mein kleiner Bruder sich zu alleine fühlt. Das sie einen alten Sklaven ausgewählt hatte wunderte mich nicht, hatte sie wieder Geld gespart und Cnaeus wurde nicht vom Lernen abgehalten. Was bei einer jungen Sklavin der Fall gewesen wäre.


    " Geh gleich ins Balneum, lass dich von deinem Sklaven, reinigen und entspanne dich. Silas wird dir Bescheid geben, wann Serapio dann Zeit hat für dich. Der Praefect ist ein viel beschäftigter Mann. Rom geht vor Familie." Ich klopfte unbedachter Weise auf seine Schulter. Eine Staubwolke stieg auf. Ein Rückzieher war das beste. " Den kannst du einer der Sklavinnen geben. Die klopft ihn aus." Einen Schritt von Cnaeus blieb ich stehen. " Wie lange warst du unterwegs? Wir setzen uns nachher zusammen. Ich habe noch einen dienstlichen Weg zu erledigen." Einmal in Rom, war gegen eine kurze Inspektion der hier stationierten classis nichts einzuwenden. " Vale, bis später."


    Sim-Off:

    Sorry, den kleinen Bruder total ignoriert -.^

    Pflichten ließen sich so einrichten, dass sie Entspannung und Erholung nicht im Wege standen. Meine Planung war großzügig. Je nachdem wie die Besichtigung des Portus vonstatten ging, war ein Kurzbesuch der Stadt vorgesehen. Morgen war das organisatorische mit dem Decurio an der Seite geplant. „ Mitte der elften Stunde ist vorgemerkt. Es liegt heute nichts großartiges an.“ Besaß der Portus einen fähigen Hafenmeister, war alles in null komma nichts abgehandelt.


    Das Ambiente versprach am Abend einen ansprechenden Rahmen zum Essen, den Plaudereien. Das Balneum bot sich förmlich an, davor oder danach genutzt zu werden. Ein Bad unter freiem Himmel. Bei den sommerlichen Temperaturen sehr vielversprechend. „ Das ist überlegenswert. Ein Bad im Freien hat seine Reize. Sonne, Wärme, das ist sehr entspannend.“ Das letzte Mal bei Misenum eine kleine versteckte Bucht mit Strand. Ein paar Züge im Meer. “ Vale bene, ich werde zur cena anwesend sein.“ heute Abend lernte man sich, in welcher Art und Weise auch immer, näher kennen. Interessant wäre es zu erfahren wo und wie er Serapio kennen gelernt hat. Auf genauso unorthodoxe Art wie ich ihn ? Bis heute Abend verging noch viel Zeit.

    Der Plan ihres Verwandten gefiel ihr augenscheinlich gar nicht und was noch alles mit hinein spielte. Das bekam ich zu spüren. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und ein leises „ Auu.“ War von mir zu vernehmen. Ihre Hand ließ fluchtartig meine im Stich. Ich sah sie fragend an. „ Ja, Liebe kann manchmal Schmerzen verursachen. Habe ich was falsches gesagt?“ Die Stelle zwiebelte nach dem Kneifer. Ich wischte mit meinen Fingern drüber um den Schmerz zu vertreiben. „ Vielleicht kannst du auf Serapio’s Suche, nach einem für dich akzeptablen Mann, Einfluss nehmen?" Ein Problem sah ich dabei, dass bei ihm die Waffen einer Frau keine Wirkung zeigten. Die Kneifstelle rötete sich. „ Gehst du immer so mit Männern um?“ fragte ich scherzhaft. “ Das engt den Kreis der Kandidaten, die sich das gefallen lassen um einiges ein.“ lachend warf ich einen Seitenblick zu ihr. Wie gern würde ich zurück kneifen. Hier im Hortus, unter den Blicken der Gäste und Gastgeberin, war das nicht angebracht. Musste ich mir mit Worten helfen. „ Das nächste Mal kneife ich zurück.“ Unterstützt von einem Lächeln und Zwinkern zu ihr.

    Seit dem Eklat mit Serapio und Seiana, bedauerte ich es das erste Mal wieder aus Rom abreisen zu müssen. Romana war eine kleine Ausnahme unter den Durchschnittsrömerinnen. Keine hervorstechende, aber eine ganz spezielle. Der Versuch, sie in eine vorgefertigte Schublade meines Denkens zu Stecken, schlug absolut fehl. Sie glich Serapio, ebenfalls unpassend für meine vorgefertigten Schubladen. So langsam glaubte ich wirklich der Grund seines Versagens gewesen zu sein. So wie er sich benahm, mir die eiskalte Schulter zeigte und Seiana’s Tiefschlag passend genau im richtigen Moment angebracht, 3.klassiger Centurio.


    Die Frage von ihr klopfte an meinem Unterbewusstsein an. Ich sammelte mich. „ Wer meine Träume beschützt? Nun ja, zur Zeit scheint es keinen Beschützer zu geben. Wirre Träume, unruhiger Schlaf, manchmal Schlaflosigkeit.“ Seit dem Kampf bei der Oase. Mit zwei, drei lichten Momenten. Der letzte in Misenum, der gemeinsamen Nacht mit Serapio. „ Nichts was man nicht ändern könnte.“ Meine Finger waren gesäubert, der erste Appetit gestillt. Ich beugte mich zu ihr. „ Wir könnten.......“ Mein Blick ergriff, nur einen kurzen Moment, ganz von ihr Besitz. Überrascht schwieg ich. Ein verlegenes Neuplatzieren auf dem Stuhl. Egal was ich als nächstes sagte, alles wäre zweideutig. Es dauerte bis ich etwas unverfängliches gefunden hatte. „ Was hast du an Fibeln, Armreifen für mich mitgebracht.“ Ein Becher Wein sollte meine Gedankengänge wieder in die richtige Spur bringen. " Jamas. Petronia Romana." prostete ich ihr zu.