Beiträge von Appius Decimus Massa

    Die Freude würde ich ihr ohne Frage bereiten wollen. Ob der Octavier zur Hochzeit kam, nach den Differenzen beim Patronat. Hatte Faustus Seiana nichts gesagt?
    " Wenn du es so diplomatisch eingefädelt hast, den Praefecten einzuladen, ja, dann werde ich dir die Freude vielleicht machen können. Das ist es was ich an dir bewundere. Dein Geschick, in Wort und Schrift. Dein Wille mehr zu erreichen. Deine Selbständigkeit, Zielstrebigkeit, dein Auftreten." Der Wein vom Abendessen und hier wieder Wein, er machte sich bemerkbar. Dem Trinken tat das keinen Abbruch, ich wusste mich zu beherrschen. " Die Frau eines hochrangigen Offiziers, eines Praefecten, ich meine das allgemein , nicht auf bestimmte Personen bezogen. Das ist das mindeste für eine Frau wie dich." Beim Terentier hielt ich mich zurück. Meine Meinung zur Hochzeit zwiespältig. Politisch korrekt, menschlich eine Katastrophe. Was spielte der einzelne schon für eine Rolle. Für das Ganze musst gesorgt werden. Für die Gens, die Stärkung ihrer Position im Machtgefüge Rom's. " Ich hoffe, du gibts nicht zuviel von all dem auf, was dich so bewunderswert macht." Mein Becher war leer, ich bediente mich einfach. Sah sie eine Weile an, trank, meine Blicke ruhten wieder auf ihr. " Ich würde jede Schandtat für dich begehen, Schwester." murmelte ich vor mich hin. Ein leises Lachen. Ich schüttelte den Kopf über meine eigenen Wort. Frei heraus. Ehrlich gemeint. Ein Schwur. Mit ernster Miene sah ich sie an. Ja, ein Schwur. " Wie gesagt, so vor den Göttern geschworen." flüsterte ich, den Becher an den Lippen. " Jamas."


    Es war gut, dass sie von Venusia sprach. Der Wein stieg mir langsam zu Kopf, trotzdem war meine Aufnahmefähigkeit noch gut. " Was denkst du, wäre es nicht angebracht Venusia aus dem Schatten zu holen. Sie mehr in die Familienangelegenheiten einzubinden. Sie zieht Magnus Kinder groß. Dann weißt du sicher nicht was sie in der Zukunft vor hat? Was hälst du davon, wenn ich mich mit ihr unterhalte. " mein Griff ging zum Wasser. Genug, es reichte, ich wollte gerade aus Seiana's Zimmer gehen.

    Ein Häppchen vom Gemüse im Mund verschwinden lassend, nickte ich. " Ein guter Vorschlag, Szenen aus Hispania, Parthia, Germania und Ägyptus. Die Wurzeln und der Weg des hispanischen Zweigs der Gens Decima. " ich gehörte zum griechischen Zweig, mich ging es eigentlich nichts an. Seit ich Serapio meine Loyalität zugesichtert hatte, gehörte ich irgendwie schon dazu. Also wie ich es drehte, beides war richtig. " Für meine Begriffe, zeigt die Gens mit diesen Szenen wie sie zu Rom steht und jeder Besucher kann es nachvollziehen." Das Essen war hervorragend. Das Gemüse, das Fleisch, das letzte mal in Ägypten bei diesem Einheimischen, gabe es ähnliches.

    Endlich waren beide da. Sie sah sehr hübsch in ihrer neuen Tunika aus. Die Farbe betonte ihre blonden langen Haare. Ein kleines Schmuckstück preiswert erstanden. " Salve Theseus, du übersetzt sollte sie mich nicht verstehen." ich winkte Runa zu mir. " Hier in die Sonne, zu mir." Die Weintrauben waren knackig, zersprangen beim Zubeißen.

    Diese weibliche Wesen war nicht auf den Mund gefallen. Ich lächelte. Der Jubel brandete auf, nichts mit vorstellen. Serapio war mit dem Kampfausgang beschäftigt und war richtig aus dem Häuschen, er hatte die Wette gewonnen. Es wurde wieder leiser. Bei den Massen immer noch sehr anstrengend mit seinem Nachbarn zu reden und ihn zu verstehen. " Ich übernehme das Vorstellen lieber selber. Optio Appius Decimus Massa. Frisch aus Ägypten von der XXII. Deiotariana zur Classis Misenensis gewechselt." Ich sah hinunter in die Arena. Ein kleine Drama spielte sich dort ab. Die Kämpfer hatten sich nicht von der besten Seite gezeigt. Das zog unschöne Konsequenzen nach sich. Erst Mal uninteressant. " Den nächsten Kampf wette ich mit. 100 Sesterzen müsste ich noch aufbringen können."

    Man belauscht fremde Gespräche nicht. Ich gebe ehrlich zu, ich hatte nur den den letzten Teil mitbekommen. Es wurde nach einem Sklave gerufen, der Getränke bringen sollte. Es stürzte einer an mir vorbei, ich hielt ihn auf. " Bringe verdünnten Wein, Wasser und presse Trauben aus. Eine Schale Trauben dazu." ich wartet, nahm es ihm ab und ging zur Bank auf der Mutter und Tochter saßen.
    " Salve Duccia Venusia, salve Decima Sevilla. Ich hoffe es trifft euren Geschmack." Dabei schenkte ich ein. "Für Decima Sevilla einen Becher mit Weintraubensaft. Probiere." ich gab ihr den Becher. Den Becher mit verdünntem Wein bot ich Venusia an. " Ein Becher verdünnten Wein für dich Venusia." Mein Becher mit verdünntem Wein stand auf dem Tablett ich griff danach. " Decimus Massa, falls dir mein Name entfallen sein sollte." ich prostete beiden zu, ein Schluck bekam Bacchus. " Auf die fleißigen geschickten Hände."

    Die Einweisung dauerte länger als ich dachte. Den Frauen wurde auch immer wieder nachgesagt, dass sie nie ein Ende fanden sich raus zu putzen. Stimmte das, dann hoffte ich auf eine hübsche Sklavin, die hier in Begleitung Garulf's, er hieß Theseus wann merkte ich mir das endlich, auftauchen sollte. Die Sonne wärmte, an eine Säule gelehnt genoss ich ihre Strahlen. Ein Sklave hatte ein Tablett mit verdünntem Wein bereitgestellt. Der nächste brachte Brot, Käse, Schinkenstreifen, eingelegte Oliven, gefüllte Eier, Trauben, Feigen, Nüsse. Einen Becher in der Hand wartete ich ungeduldig werdend, auf die zwei Sklaven.

    Ihre gemurmelte Bemerkung ließen mich nichts gutes ahnen. Seiana, hier in Rom, als Frau, hatte sich der Führung der Familie angenommen. Was hatte sie durchmachen müssen, unter diesen Aasgeiern, die es geschafft hatten, dass sich Decimus Livianus nach Hispania zurück zog. Wäre ich nicht nur ein kleiner Optio, ich würde alles in Bewegung setzen um ihr zu helfen. Es tat weh eine hübsche, intelligente Frau an diese Assgeier auszuliefern.
    Um so mehr freute es mich, dass mein Kompliment ernst genommen wurde. Verlegenheit bei Seiana, sicher ein seltener Anblick. " Mut der Verzweifelten. " bemerkte ich mehr für mich, trank einen Schluck. " Er hat sogar ein wenig untertrieben. Deine Ausstrahlung ist bemerkenswert. Wäre ich kein Decimus, eine solche Frau wie dich würde ich als Bereicherung meines Umfeldes ansehen. Wenn ich dir irgendwann irgendeinen Gefallen tun kann."mein Blick ging über den Becherrand zu ihr. Wir hatten uns noch nicht richtig kennengelernt, verließ sie das Haus um dem Terentier zu folgen. Sehr schade. Ich hatte keinen Fehler gemacht, dem hispanischen Zweig meine Verbundenheit auszudrücken. Ihn als neue Familie anzunehmen. Faustus, Seiana, die beiden jungen Hispanier Flavus und Pinus und Venusia. " Kannst du mir etwas über Venusia erzählen?" Sie gehörte zur Familie und ich hatte sie bisher mehr erahnt als gesehen.

    Ein weiches Lächeln umspielte meine Lippen. Seine Hand, Ewigkeiten nicht auf meiner Haut gespürt. Es klappte perfekt, wie einstudiert, gleichzeitig lösten sich die Fibeln auf seinen Schultern. Die Tunika glitt nach unten. Meine linke Hand legte sich in seinen Nacken massierte ihn sanft. Seine Augen maßen jeden digitus meines Oberkörpers. Ich suchte in seinen Zügen. Er hatte sich verändert. Die Zeit, die Entbehrungen. Das Feuer in seinen Augen war jedoch nicht verloschen. "Es ist lange her, Aquila." Seine Nähe, der Kuss, ein Schauer durchfuhr mich. Die Fingerspitzen meiner rechten Hand strichen von der Schulter über seinen Rücken hinunter.


    Garulf hatte das Balneum betreten. Seine Mimik und seine Gesten zeigten deutlich, dass er nichts von dem hielt, was wir taten. Er war nur ein Barbar und verstand es nicht besser.

    " Ja, hast du sie eingewiesen und sie hat sich gewaschen, findet ihr euch im Peristylium ein. Sie soll die braunrote Tunika anziehen." Mehr war nicht notwendig. " Ach und verdünnten Wein, einen kleinen Imbiss. möchte ich außer euch vorfinden." Das sollte alles gewesen sein.

    Sehr überrascht muss ich ausgesehen haben, als sie in kürzester Zeit die Tuniken ausgewählt hatte. " Drei Tuniken kosten 70 Sesterzen." Ich glaubte mich verhört zu haben. "Was willst du ? Du bekommst 40 Sesterzen mehr nicht." Die leidige Geschichte mit den Kindern." In Alexandria hätten sie dir für den Preis den Hals durchgeschnitten." Ruhe, kein Gezeter. " Zwei von den gewebten Gürteln, gibst du mir dazu." er legte sie ohne Murren auf die Tuniken. Ich überließ ihm 45 Sesterzen. Den Stapel gab ich Runa. " Deins." Garulf warf ich den Geldbeutel zu. " Ich handel den Preis aus, du bezahlst." Wir liefen fast übers ganze Forum. Zu Runa's Tuniken gesellten sich 2 Gürtel, 1 Kamm, 2 Fibeln und ein paar caligae. Mir reichte es. Nein, es fehlte etwas. "Gib mir das Geld. Ihr beide geht zur casa. Ich komme gleich nach. Zeig ihr, alles. Sie soll sich waschen und umziehen."

    Der Weg zum Balneum war von unserem Lachen eingerahmt. Es war Ablenkung und Vergessen von all dem alptraumhaften, was wir zusammen erlebt hatten. Feuchtwarme Luft und der Duft von Bienenwachs schlug mir entgegen, als wir das Balneum betraten. Ravdushara stand neben der Tür, exzellent sah er aus und ein Hauch von Mandel umspielte ihn. Ein Lächeln und ein freundliches zunicken. " Salve Ravdushara." Er hatte das Balneum in einen Hortus der Sinne verwandelt. Speisen, Duftöle. Die vielen brennenden Kerzen. Hier ging es um das reine Erholen und Genießen. " Das sieht alles sehr einladend aus." Ohne zögern löste ich mein cingulum militare reichte ihn Ravdushara, zog die Tunika aus, sie fiel unbeachtet auf den Boden. Mein Lendentuch folgte. Ich drehte mich zu Serapio. " Kann ich dir helfen, Aquila?" lächelte ihn mit einem verschwörerischen Blick an. Mit einer Hand fuhr ich mir durch mein Haar. Stützte dann abwartend meine Hände in die Seiten.

    "Salve Flavius." grüßte ich zurück.


    " Ich komme gleich zur Sache, das spart Zeit." Er sah überarbeitet aus. Du gönnst dir zu wenig Ruhe Flavier. Zwei weitere Ämter und du bist ausgelaugt und zu nichts mehr zu gebrauchen.

    " Es geht um mein Erbe. Dein Vorgänger hat die Urkunde er halten, dass ich das Erbe des Titus Decimus Verus, mein Onkel, annehme. Was mich interessiert, was beinhaltet das Erbe und wann wird es auf mich übertragen." Mehr wollte ich nicht wissen.

    " Recht vielen Dank." Ich stellte fest, eine quirlige alte Sklavin, auf Zack und gleich wieder unsichtbar. Ohne Hast nahm ich Platz, genoss das Grün. Ein angenehmes Fleckchen. Hier ließ es ich gut warten und eine kurze Unterredung gestaltete sich entspannter.

    Die Aufgaben waren verteilt. Gerulf trug das Geld und ich versuchte mich als Besitzer einer Sklavin. Die Verständigung machte mir die wenigsten Sorgen. Neriman hatte mich verstanden, warum sollte sie mich nicht verstehen. Ihr Name war gut zu merken, fiel nicht aus dem Rahmen. Sie brauchte keinen neuen. " Runa, wir gehen für dich Tunika's kaufen." ich zupfte an dem Lappen, der weit entfernt einer Tunika glich, deutete auf die Stände, die sich an den Hauswänden drängten und Kleidung jeder Art, Gewürze und Schmuck. Ich winkte sie solle mir folgen. Je näher wir dem Forum kamen um so großer wurde das Angebot. Ein Stand bot relativ gute Ware an. Der Händler sah meine hellblaue Tunika, bei Legionären war immer was zu holen und sprang mir förmlich in den Weg. " Legionarius, beste Ware, such dir aus, ich mache gute Preise." Etwas ratlos sah ich mir die Tuniken an. "Ich brauche einfache Tuniken für sie." wandte ich mich an den Händler. Enttäuschte suchte er mir 5 verschiedene Tuniken von den billigeren raus. " Willst du dieses wunderschöne Kind nicht besonders kleiden? Sie wäre ein Blickfang bei jeder cena. Hier sieh sie dir wenigstens an." Drei weitere Tuniken aus feinerem Stoff kamen dazu. Ich zog Runa am Oberarm zu mir an die Auslagen, nahm eine von den einfachen Tuniken und hielt sie ihr an. Naturfarben für die normalen Hausarbeiten reichte die. Ich drückte sie ihr in die Hand. " Deine. " Mir wurde das Aussuchen zu viel. Was fanden Frauen daran so interessant, dass sie den ganzen Tag damit verbringen konnten. "Runa, eine von denen und eine von denen." Ich zeigte auf die Tuniken die vor ihr lagen. " Eine, davon." zeigte ihr, den Daumen als eins, auf die einfachen. " Eine davon." auf die drei guten. Das Gesicht des Händler hellte sich auf. Drei Tuniken, er witterte ein gutes Geschäft. Um zu bekräftigen, dass sie selber aussuchen sollte schob ich sie zu Tuniken. " Los, such dir aus." sagte ich aufmunternd.

    Meinen Gang zur Regia Ulpia war nicht so dringend. " Runa, komm mit." Ich bedeutete ihr durch Handzeichen mir zu folgen. " Gerulf, ich gehe mit, die Regia kann warten." Unser Weg führte zum Forum.

    Ihre Worte, machten das Vergangene wieder lebendig. Es waren nur wenige, aber sie reichten aus. Unfähig etwas auf ihren Dank zu erwidern, senkte ich den Blick. Sah den Becher an, verlor den Bezug zur Realität, ließ alles innerlich an mir vorbeiziehen. Ich merkte nicht, dass ich zu erzählen begann.


    Der erste Angriff als Menas starb. Der Angriff vor der Oase, sein Ritt mit dem Signum, mein Blutrausch, der Nebel löste sich mit jedem Wort mehr. Immer mehr kam ans Licht, ich bekam vor mir Angst. War ich das? Was, wenn es wieder passierte? Die Ernüchterung, ein weinendes Häufchen Elend lag im Valetudinarium.


    Mit keinem meiner Freunde, nicht mit Faustus, mit niemandem hatte ich über das erlebte gesprochen. Warum tat ich es jetzt hier bei Seiana ? Sie war eine Außenstehnde neutral, nicht parteiisch. Sie wusste was es hieß zu kämpfen. Sie stand hier in Rom für die Gens. Sie hatte Macht und Einfluß durch ihre Arbeit bei der Acta. Hätte sie nicht gekämpft, wäre die Gens in der Bedeutungslosigkeit versunken. Machtkämpfe waren schmutzig. Die plötzliche Heirat mit dem Terentier eine Art Machtkampf? Unvermittelt sah ich auf, zu ihr. " Entschuldige, das....es ist vorbei. Vergiss es." ich trank den Becher aus. " Es gab auch wundervolle Momente mit Faustus und eine Frau, ein Mädchen mit smaragdgrünen Augen. Neriman ." Ich schenkte mir nach. Mit einem verträumten Lächeln prostete ich ihr zu. " Auf dich Seiana, jamas. Du bist genauso schön, wie Faustus dich beschrieben hat." Eine Blume, wundervoll in ihrer Blüte, kräftig, ausdauernd, zugleich, verletzlich und schutzbedürftig.

    Unfreundlicher gings nicht. Was störte das.


    " Salve. Ich bin Appius Decimus Massa und möchte zu Quintus Flavius Flaccus in seienr Funktion als Vigintivir. Er hat kein Officium in der Basilika Ulpia, deswegen hat man mich hierher geschickt."


    Mehr hatte ich nicht vorzubringen und wartete.