Beiträge von Appius Decimus Massa

    Mit Attisch oder Koine kam man hier gut zurecht, stellte ich fest. Einen congius Wein hatte ich gekauft, Kamelfleischspieße gabs um die Ecke an einer Garküche. Ein Hauseingang wurde mein Lagerplatz zum Essen. Der Wein spülte die größten Sorgen weg. Den Rest nahm ich meinen Kameraden mit.
    Auf einer der breiteren Straßen bot ein Rasierer und Haarschneider seine Künste an. Ich fuhr mir durch den Bart. " Stutzen und ausrasieren, mach mir blos keine Ecken rein, sonst gibts nicht eine Sesterze dafür." Ich hätte vorher auf seine Hände sehen sollen. Zittrig, mit einem Rasiermesser bewaffnete Hände, kamen auf mich zu. Augen zu, Luft anhalten und durch, sagte ich mir. Erstaunlich ruhig fing er an, die Stoppeln abzuschaben.


    Nebenher erzählte er mir was in Alexandria Gesprächsthema war. Waren aus dem Süden kamen wieder durch. Die Preise sanken aber nicht, als ob sie künstlich hochgehalten wurden. Auf dem Sklavenmarkt tat sich mehr als noch vor ein paar Monaten. Sein Nachbar war bei den Lupas der Straße öfter zu sehen, als bei seiner Frau. Erleichtert, dass alles ohne einen Kratzer abgegangen war, legte ich einen Dupondius drauf. Im Spiegel betrachtet hatte er sehr gut gearbeitet. Dankend machte der Rasierer einen Kratzbuckel, rief die Götter an und ich könne jederzeit wieder kommen.


    Ein bisschen wohler fühlte ich mich, aber es fehlte dieses eine kleine Mü an Zufriedenheit. Die Stoffhändler ließ ich links liegen, das danach traf meinen Geschmack schon eher. Durftöle, Parfüme, Farben, nagut Farben weniger, Weihrauch, Kräuter. Weihrauch und Kräuter für den Tempel. Duft- und Massageöle, da war ich richtig. Diese geruchlosen Einheitsöle in der Therme, nein, es konnte bei dem Sold ein besseres sein. Ich kämpfte mich durch die Düfte. Die meisten waren zu süß. Bis ich DEN Duft fand. Die 10 Sesterzen taten weh, einmal und ich musste es nicht unnötig verschwenden, schön dosiert und eingeteilt hielt es eine Weile. Das Mü war gefunden.


    Ein paar lukanische Würste und mit Käse gefülltes Brot, für die in der Castra gebliebenen. Bepackt, drängte ich mich auf die Straße zum Sonnentor. Die Stunden waren vergangen und was hatte ich gesehen von Alexandria, das Hafenviertel.

    Wachstafeln, Papyrus, Tinte, Griffel, wie sollte ich das alles mit einmal ....Ein kleines Papyrusröllchen schmiegte sich in meine Handfläche. Ravdushara zog ein Gesicht, das beste Zeichen dafür, dass das Röllchen von Serapio war. Ein kurzes Nicken, die Übernahme der Schreibutensilien war erledigt. Der Stapel wackelte bedrohlich, ich jonglierte ihn in die Unterkunft. Nach und nach verstaute ich die Sachen in meiner Truhe. Ja, ich war jetzt Besitzer einer Truhe. Ein Optio hatte einigen Schreibkram zu erledigen. Waren es die Listen mit den Mängeln beim Ausrüstungsappell, der Ausbildungstand einzelner Tiro und diese Sonderaufgabe. Dafür hatte ich eine extra Wachstafel, auf der ich fast täglich Änderungen vornahm.


    Das Röllchen legte ich nicht aus der Hand, ich war innerlich total aufgekratzt, bemüht es nicht nach außen sichtbar werden zu lassen. Alles eingeräumt, Zeit es zu lesen. Ich musste mich beeilen, sie kamen gleich vom Campus. Auf der Bettkante sitzend löste ich das Band und rollte den Papyrus auseinander. Die erste Zeile, ich hatte Mühe es zu entziffern. Mit der zweiten und den beiden folgenden Zeilen, ein Kribbeln lief mir den Rücken herunter. Ich spürte wie sich im Nacken die feinen Härchen aufstellten.


    Morgen Abend sollte eingelöst werden, was vor Monden gegenseitig versprochen. Ich hatte schon Zweifel, nach seiner Verletzung. Nach den Mißverständnissen und Ausbrüchen seinerseits. Aufregung, leichte Nervosität machte sich breit. Denk jetzt nicht daran. Du hast morgen wieder einen vollen Tag, Ausbildung, sehen wie es mit den Fortschritten der Tiro’s stand, Eignung gewisser Legionäre. Für heute musste ich die Namen auf der Wachstafel noch Mal durchgehen. Reichlich unkonzentriert ging ich an die Arbeit und brach nach zwei Anläufen ergebnisslos ab, packte die Wachstafel weg und las den kleinen Papyrus ein weiteres Mal. Wie oft ich ihn letztendlich an dem Abend heimlich las, nach dem 7 Mal zählte ich nicht mehr.

    Das Hafenviertel, laut und geschäftig. Kindheitserinnerungen wurden lebendig. Ich lehnte mich mit der Schulter an eine Hauswand, sog die vielfältigen Gerüche in mich hinein. Gewürze, Gebratenes, Fisch, frisches Holz, gegerbtes Leder. Ein Eseltreiber zog mit stoischer Ruhe seinen Esel an den Händlern vorbei. Wild gestikulierend drängte ein Kameltreiber nach. Ihm ging es nicht zügig genug. Die einzigen von dem Gespann, die keine Eile hatten, waren die Kamele.


    Händler feilschten unbeeindruckt weiter um den Preis für ihre Waren. Missmutig schlug einer ein, zu wenig Gewinn, aber zurzeit war der Markt mit Datteln gesättigt. Mit elegantem Schwung verschwand eine Dattel in meinem Mund. Eine Handvoll zum probieren, hatte ich dem Händler abgeluchst. Der Kern fand, ausgespuckter Weise, seinen Platz auf dem Pflaster. Eine noch, es wurde zu süß und Durst hatte ich von den Datteln bekommen. In einer Seitengasse, war ein kleiner Getränkeausschank. Sie boten das an, was ich in der Wüste das erste Mal getrunken hatte. Ein As für ein Glas. Es half gegen den Durst.


    Dem Verdursten entkommen, ließ ich mich in dem bunten Gewühl treiben. Vor mit tauchten ein Junge, geschätzte 15 und ein junger Mann, ca. 25 auf. Griechen nach der Kleidung. Der ältere hatte seine Hand auf die Schulter des jüngeren gelegt. Wie in Trance ging ich ihnen hinterher. Ihre Gesichter waren nicht mehr die ihren. Der Ältere sah aus wie Serapio, der jüngere trug mein Antlitz. Ich schüttelte energisch meinen Kopf. Es wäre wunderbar gewesen, zusammen hier, im Gewühl. Keiner hätte Anstoß genommen, wenn sich eine Hand bei der Enge verirrt hätte. Unsere Körper dicht an dicht durch die Menge gewandelt wären.


    Ein Wein musste her. Ein kleiner Trost. Ich hatte Serapio noch nicht aufsuchen können. Heute noch wollte ich zu ihm. Ich quälte mich seit Beginn der Ausbildung der Tiro. Wie sollte ich ihm das sagen, was auf mich zu kam. Die Auslagen, das bunte Gewühl, das Feilschen, alles nur noch nebensächlich.

    „ Es war meine erste Schlacht. Ich kann es schlecht beurteilen. Die erste behält wahrscheinlich jeder als DIE Schlacht in seinen Erinnerungen, die er je geschlagen hat. Sie war grausam und barbarisch. Wir sind gegen einen Feind angetreten, der nach anderen Regeln gekämpft hat. Der uns liebend gern Tod im Wüstensand liegen gesehen hätte. Aber wir hatten den Praefecten, den Tribun und Mars auf unserer Seite. Alles Kampferprobte Männer.“


    ...Und gut ausgebildete Legionäre. Einen Haufen Grünschnäbel wie mich dazu. Die ins kalte Wasser gestoßen wurden und schnell schwimmen lernen mussten. Schneller als dem Centurio lieb war. Das Ganze hatte bei allen sichtbare und unsichtbare Wunden hinterlassen. In Parthien war es sicher ähnlich gewesen.


    „ Parthien war sicher nicht weniger schlimm, nur in anderer Weise. Die Feldzüge unterscheiden sich kaum von einander, der einzige Unterschied ist der Gegner. Mars und Pluto sind auf jedem Schlachtfeld zu gegen. “

    Die Kehle wurde hier unheimlich schnell trocken. Ich trank vom Wein. Er war kräftig. Mit Wasser verdünnen, wollte ich ihn nicht. Darunter litt dann der Geschmack. Ich musste nur aufpassen, hier wurde sofort nachgeschenkt, wenn der Becher die halbleer Marke sehen ließ.

    „ Salve Praefect .“ setzte ich gleich meine Prioritäten. Der Gymnasiarchos bekam ein freundliches „ Chaire“ und eine angedeutete Verbeugung von mir. „ Mein Ehrgeiz und die Gunst der Götter sollten einiges bewerkstelligen in dieser Hinsicht. Ich bin zuversichtlich.“ beantwortete ich seine Frage.


    Der Gymnasiarchos ließ auftragen und das nicht zu knapp. Ich ließ meine Blicke über die angebotenen Speisen wandern, orderte ein paar Kleinigkeiten. Dazu einen Becher Wein „ Du hast einen erlesenen Geschmack, hat sicher einen guten Sesterz gekostet.“ Ich prostete dem Gymnasiarchos zu.Trank vom Wein. Rieselte der im Hals runter, köstlich. „ Der Wein, aus einer sehr guten Traube.“ Er wusste seine Gäste zu bewirten.



    Ich tunkte das Fleischstück in eine der Soßen. Eine Geschmacksexplosion auf der Zunge. Der ganze Mund war erfüllt von einem Feuerwerk an Gewürzen, Eindrücken, Geschmacksnoten, die sich überlagerten, abwechselten, langsam in tiefere Gefilde abtauchten. Es war extrem. Lange hatte ich solche Köstlichkeiten nicht mehr auf der Zunge gespürt. Der Klang der Lyra, der herüber wehte passte in diesem Augenblick zu meinem Empfindungen. Der Rausch des Genusses, verflog so schnell wie er kam, hinterließ Sehnsucht nach mehr. Warum ? Ich konnte unverblümt zugreifen, aber war es dann noch ein Genuss? Eher sinnloses rein fressen. Ich bewegte mich hier nicht unter einfachen Legionären, also unangebracht. Hier und da eine kleiner Happen über den Abend verteilt, bekam auch meinem Magen besser. Die Monate in der Wüste hatten ihn entwöhnt.



    Die Jungs schlugen sich drüben an den eher einfach gehaltenen Speisen die Bäuche voll. Nachher kamen sie nicht mehr von der Latrine, weil sie sich überfressen hatten. Ich grinste in mich hinein. Geschah ihnen recht.



    Ich trank hin und wieder einen Schluck Wein, sah mich um. Der Parthienfeldzug entzog sich meiner Kenntniss. Ich merkte, zu gut behütet in Achajia. Bei den Gesprächen lohnte es sich also zu zuhören.

    Nach der Schinderei gab es für mich Ausgang, die Tiro’s freuten sich mich einmal nicht zu sehen. Dabei war ich gegenüber Centurio Trebellius Posca ein sanfter, mitfühlender Optio. Sie wussten gar nicht, was sie an mir hatten. :D


    Eine Grundreinigung in der Therme war das einzige was ich mir gönnte. Ich wollte heute nach Alexandria. Calenus sah mir mit neidischen Blicken zu, wie ich mein cingulum gerade rückte. Die Halbmonde daran gefielen mir. Eine gute Investition. Die Sesterzen klapperten im Beutel, den ich in die Tunika steckte. Die Amulette wie immer dabei.


    Tempsanus kochte heute, wie fast jeden Tag. Vertieft in seinen Puls, schenkt er meinem Tun kaum Beachtung. „ Nimm nicht gleich die erste von der Straße. Die können dir ein Ohr abkauen, könnnen‘s aber nicht vernünftig besorgen.“ Calenus wieherte los. Ich sah Tempsanus überrascht an. Der alte Fuchs wusste, wie der Hase lief. „ Ich werd‘s mir merken, Vale.“ Mit einem Grinsen verließ ich die Unterkunft.

    Das es kein Ausflug mit Erholungscharakter wird, hatte ich mir fast gedacht. Die Bemerkungen belastend und gefährlich hatten dennoch einen merkwürdigen Beigeschmack. Strapazen, der Marsch durch die Wüste war sofort wieder vor meinen Augen. So sicher war ich mir nicht mehr das alles bewältigen zu können. Die Richtigen Leute zu finden. „ Ich werde mein bestes tun.“


    Die Unterredung war zu Ende. Es waren bei Iuno nicht alle Fragen geklärt. Wo war dein Mut geblieben, Massa. Wäre es mutig, sich unüberlegt die Zukunft zu verbauen? Was waren meine Gefühle gegen, den Stand der Familie und das Wohl Roms. Nichts, ein aufflammender Strohhalm, mit einer Schnelligkeit vergangen. Im Vergleich nur ein Wimpernschlag im Bestand Roms. Der Praefect deutete einen Gruß an.


    Ich erhob mich aus dem Sessel. Salutierte. „Vale Praefect.“ Und verließ das Officium.
    Meine Türe steht dir von nun an immer offen. Hallte es immer noch in meinem Kopf. Ich, holte tief Luft. Meinen Cassis aufsetzend, hatte ich in Gedanken die ersten Anwärter auf meiner Liste.

    Hinter Serapio postiert, nahm ich das Anwesen und seine Gäste in Augenschein. Sie zollten uns Respekt und Anerkennung. Ihre Geschäfte liefen demnach wieder. Ein Applaudieren kostete nichts und schmeichelte dem römischen Ego. Ein gutes Geschäft, es kostete sie keine Sesterze und man stimmte Rom friedlich. Man musste uns in gewissem Maße bei der Stange halten. Sonst bestimmten andere die Preise.


    Serapio sonnte sich im Applaus, genoss es sichtlich. Balsam für seine Seele und den geschundenen Körper. Ich gönnte es ihm. Er steuerte geradewegs auf einen mir unbekannten Römer zu. Ich hatte gerade genug Zeit, ihm den Cassis abzunehmen und an einen der Legionäre zu geben. Selber klemmte ich meinen unter den Arm. Es war reine Höflichkeit dem Gastgeber gegenüber. Sonst hieße es, wir hätten kein Vertrauen in die Sicherheit seines Hauses.


    Serapio grüßte, zackig. Ich nahm ebenfalls Haltung an. Das war also der Praefect von Ägypten. Eine herausstechende Persönlichkeit unter den Anwesenden. Neben ihm ein weiterer Römer, mir gänzlich unbekannt. Serapio scheinbar ebenso wenig. Der Praefect übernahm die Vorstellung. Ein Iulier, den Worten des Praefecten nach zu urteilen, besetzte er keine allzu wichtigen Posten. Aber Römer waren hier das non plus ultra, wie es aussah.


    Beim Praefecten stand noch ein Einheimischer. Die Stoffe, die er trug waren vom Feinsten. Von den Umstehenden wurde ihm sehr viel Respekt entgegen gebracht. Er schien der Gastgeber zu sein. Mir blieb Zeit die Gäste zu studieren. Eine Gruppe Männer stand nicht weit entfernt und unterhielt sich. Sie sahen öfter zu uns herüber. Die Anlage war sehr gepflegt. Das Grün angenehm, ließ den Sand und die Wüste in den Hintergrund rücken. Büsche, blühende Sträucher, Koniferen, klein Bäume, kunstvoll zu recht geschnitten. Die Hopliten eindrucksvoll. Hier ließ es sich leben, wenn man das nötige Geld dazu hatte.


    Ich widmete mich wieder den näher stehenden Personen. Der Praefect und der Iulier hatten eine Frau im Schlepp. Die vom Iulier, ein Frau die wusste, dass sie gut aussah. Zum Abschleppen genau das Richtige. Die vom Praefecten, zurückhaltend, aber nicht minder hübsch. Ich hätte drum gewettet, dass es nicht ihre Ehefrauen waren. Ein scharmantes Lächeln in Richtung der Frau des Iuliers. Das reichte, um ihr zu zeigen, dass man sie wahrgenommen und für gut befunden hatte. Tiefer ging mein Interesse nicht. Ich konzentrierte mich wieder auf den Praefecten und Serapio.

    Der Tag hatte seine Spuren hinterlassen. Das Gespräch mit dem Praefecten war nicht so verlaufen, wie ich es mir gewünscht hätte. Anstatt über die Versetzung zu reden, hatte ich zwei Befehle bekommen, die ich erst einmal verdauen musste. Die Taverne „Zum fröhlichen Centurio“ war der einzige Ort, an dem ich in Ruhe darüber grübeln konnte. Keine Legionäre, der zweite Vorteil eines Optio. Dafür waren die Preise hier gepfeffert. Wein, römischer oder dakischer, der dakische war schwer. „ Einmal römischen Wein und die Hühnersuppe.“ bestellte ich. Das erste, was ich heute zwischen die Zähne bekam, mehr rein gezwungen als hungrig. Mir war nach dem Morgen der Appetit gründlich vergangen.


    Ich lehnte mich zurück, sah abwesend in die Runde. Wie sollte es jetzt weiter gehen. Rom war unter Tonnen von Sand verschwunden, so kam es mir vor. Serapio war nicht mehr lange hier. Nur noch eine Frage der Zeit. Ich hatte das dumpfe Gefühl, Alexandria und die Wüste wollten mich nicht gehen lassen. Was hatte ich falsch gemacht, welche Götter hatte ich verärgert? Die mitgebrachte tabula lag unberührt auf dem Tisch, daneben der Griffel. Wem sollte ich auch schreiben. Da war nur Seiana, sonst keiner. Mir fiel nichts passendes ein. Ich schob die Tabula mißgestimmt zur Seite.

    „ Nicht so müde. Auf mein Kommando ..... MILITES CONSISTITE! Wie ein Herde Hammel. “ad dextram!...aciem dirigite!” Ich ging die Linie ab. Schieben, drücken...“ Eine Linie will ich sehen. Ihr richtet euch an Atius Marius aus.“ Ich sah mir das von der Seite an. Gut, es ging. Der Centurio konnte jeden Moment erscheinen. „ Bei dem Kommando STATE, erwarte ich eine saubere Haltung, keine Zuckungen, kein Wort und wenn sich eine Kobra um eure Füße windet, ihr bleibt stehen! Sie beißt erst, wenn ihr euch bewegt. Also, Brust raus, Bauch rein, Hände an die Seiten. Füße zusammen. Die Augen sehen nach vorn ins Nichts. MILITES... STATE! Sah ganz passabel aus. Noch einmal die Linie abgelaufen. Die Ausrüstung bei einigen zurecht gerückt. Atius Marius musterte ich genauso wie die anderen. Ein Riemen an der Lorica war offen. „ Zu machen. Sonst frisst er dich.“ Ich stellte mich neben Atius Marius und nahm Haltung an. Nicht zu früh, der Centurio kam über den campus.

    Was der Praefect gerade äußerte, musste ich erst ein Mal schlucken und verdauen. Legionseigene Prätorianer, so weit hatte ich nicht gedacht. Das wich von meinen Vorstellungen doch etwas ab.


    Seine Ausführungen betrafen die Konsequenzen, die er aus der Verschleppung der 2 Legionäre gezogen hatte, an deren auf Auffinden ich beteiligt war. Er setzte hohe Erwartungen in mich. Mit 8 Männern sollte ich der Sache auf den Grund gehen. Den finden, der hinter diesen Übergriffen steckte.


    Aber ich hatte doch ganz andere Pläne. Hier passte nichts, aber auch gar nichts. Was sollte ich dem Praefecten antworten. Einen Befehl verweigern? Das wäre das schlechteste was ich tun könnte. Ich wäre eine herbe Enttäuschung für ihn. Das würde das mir entgegen gebrachte Vertrauen zu Nichte machen. Es würde in Zukunft mein Weiterkommen erschweren, wenn nicht sogar ganz verhindern. Egal wie ich die Münze drehte. Beide Seiten rückten Rom in weite Ferne. Ich musste in den sauren Apfel beißen und meine Bitte um Versetzung fürs Erste ad acta legen. Was sagte ich Serapio? Wie weit durfte ich ihn darüber in Kenntnis setzen?


    Ausbildung der Neulinge, ...geeignete Leute aussuchen...keine konkrete Zeitvorgabe. Hoffentlich reichte sie, was Brauchbares zu finden. Er riss mich aus meinen Gedanken. „ Ähm, Fragen....“ Ich fuhr mir durch den Bart. „ Mir ist die Zusammenstellung überlassen. Altgediente, Neulinge oder gemischt, ist alles erlaubt?" Mehr hatte ich nicht an Fragen. " Es werden sich sicher mit der Zeit noch Fragen ergeben.“ Ich zögerte, sollte ich ihm sagen warum ich eigentlich hier war? Nein, heute nicht. „ Ich habe fürs erste keine weiteren Fragen, Praefect.“

    „Vergesst eure süßen Träume. Euer Alptraum wartet auf dem Campus.“ Ich grinste. Nicht einer der Tiros war richtig munter. Sie träumten vor sich hin. Venite! Schön nebeneinander! Tiro Atius Marius ist der erste in der Linie. Man sagt auch dazu, in aciem venite!“ Gleich hatten sie ausgeträumt. Der centurio sorgte auf dem campus ohne Zweifel dafür. „ Wenn ich das Kommando „ad sinsitram“ gebe, will ich, dass ihr euch nach links dreht und eurem linken Nebenmann in den Nacken seht. „AD SINISTRAM! Ja, da hatten wir es, wunderbar. Da waren wieder welche dabei, die links und rechts nicht unterscheiden konnten. Der Optiostab war eine gute Einrichtung um klar zu machen auf welcher Seite links war. Ein kurzer unangenehmer Schlag gegen den linken Oberarm machte es deutlich. „Das ist links!“ Die Zeit drängte. „ Die Beine in die Hände und ab auf den campus! cursim pergite!




    Sim-Off:

    Hier kleine Hilfestellung zu den Befehlen ;)

    Das Plätschern des Wassers, es stürzte sich wie ein kleiner Wasserfall aus dem Krug in den Becher. Dankend nahm ich im angebotenen Korbsessel platz. Der Adjutant, das musste der Centurio gewesen sein, der die zwei Deserteure mit uns gesucht und aufgespürt hatte. Es war eine sehr interessante Abwechslung gewesen.
    Die Worte des Praefecten machten mich ein kleines bisschen verlegen, natürlich auch stolz. Die Frumentarii der Legio. So richtig wusste keiner über sie Bescheid. Sie rekrutierten sich aus den Reihen der Legio. Nur, dass sie sich um besondere Angelegenheiten kümmerten, war den meisten bekannt. Öffentlich wurde wenig über sie gesprochen.


    „ Nicht sehr viel Praefect. Es wird wenig über sie gesprochen. Sie übernehmen besondere Aufgaben, sind so was wie eine Spezialtruppe, genießen besonderes Vertrauen. Der Rest fällt unter Hören-Sagen.“


    Das erinnerte mich an den einen Legionär, der mit bei dem Trupp dabei war. Er hatte seine eigenen speziellen Methoden, Leute zum Reden zu bringen. War das einer von ihnen? Der Praefect hatte mich nicht aus den Augen gelassen, als er mich fragte. Ich meine Wissen preis gab. Wenn man es als Wissen bezeichnen konnte. Ich hatte nur eine vage Vorstellung von dem, was diese Männer taten. Diese Suche nach den Deserteuren, ein kleiner Einblick in ihre Arbeit? Hatte dieser spezielle Auftrag mit den Frumentarii zu tun? Anhören was der Praefect weiter zu sagen hatte.


    Mein Grund hier zu sein, war eigentlich ein völlig anderer. Ich musterte den Praefecten. Seinem Äußeren nach zu urteilen, hatte er schon einige Jahre hinter sich gebracht. Vieles gesehen, erlebt und Erfahrungen gesammelt. Er hatte ein gutes Gespür für Menschen entwickelt. Ahnte sicher, dass ich nicht hier war, weil er nach mir hatte schicken lassen. Ich nahm den Becher und trank. Die trockene Luft, Nervosität und die Ungeduld, zu erfahren, was er von mir wollte, verlangte einiges von mir ab. Ich versuchte ruhig und gelassen zu wirken, legte die Hände locker auf meine Oberschenkel, lehnte mich zurück.

    Ein Anflug von Müdigkeit, die Lider wurden schwer. Die Zweisamkeit, lange vermisst. Es kam dem Abend in der Wüste nahe, als wird die Sterne beobachteten. Schwer sich von hier los zu reißen. Seine Stimme, leise, vom Schlaf durchwoben zog mich mit. Ich durfte nicht. Wie dürstete mein Körper nach Ruhe, mein Geist hatte sich der Ohnmacht hingegeben, nichts gegen diesen Raubbau an Gesundheit und Verstand tun zu können. Bald, bald, hatte ich es geschafft. Nach dem Ablegen, Ruhe, das gemächliche Schaukeln, das gleichmäßige Rauschen der Bugwelle....



    Ich schreckte unmerklich hoch. Seine Worte hatten mich aus dem Traum gerissen. Ein Wimpernschlag nur hatte ich die Augen geschlossen, war weggedämmert. Seine Hand auf meinem Arm, die Versuchung war groß die Augen wieder zu schließen. „ Also dann.“ Wiederholte ich zögernd seine Worte. Meine Finger glitten durch sein glattes Haar, strichen es aus seiner Stirn, ließen mich in seine müden Augen sehen. Ich beugte mich zu ihm, hauchte ihm einen Kuss auf Wange und Stirn. „ Schlafe, es wird dir gut tun Aquila.“ flüsterte ich. Vorsichtig glitt ich von seinem Lager. Das Verlangen sich wieder zu ihm zu legen war groß. Ich musste gehen. Heute war die Zeit eng bemessen. Die Flotte hatte ihre Vorgaben. Wir mussten den Zeitplan einhalten. Ich ging leise zur Truhe, nahm mein Cassis. Ein Wangenschutz klapperte, ich blieb stehen. Sah zu ihm, lächelte und verließ leise seine Kabine.

    Ich wartete bis von Posca nichts mehr zu sehen und zu hören war. Gab den Befehl" Abite." und setzte mich wieder. "Das war der von uns allen geliebte Centurio Trebellius Posca. Unser Centurio. Wenn seine liebliche Stimme ertönt, werden meist die Gehörgänge durchgeblasen, wie du soeben erfahren durftest." Belustigt drehte ich mich zu Calenus. " Dir hat's dein bisschen Gehirn durchgeschüttelt, ich hab's klappern gehört." Lachend nahm ich meine Stiefel und rieb sie mit Öl ein. Was mich beschäftigte. Der Centurio hatte irgendwas auf Lager. Zum Sonnenaufgang wollte er uns sehen.


    Am nächsten Morgen, es war vor Sonnenaufgang. Der Cornicen gab das erste Signal. Ich quälte mich aus dem Bett. Auf der Bettkante sitzend, stützte ich die Ellbogen auf die Knie und fuhr mir durchs Haar. Aufstehen, den Eimer nehmen und draußen einen kalten Schwapp Wasser ins Gesicht. Wieder rein, angezogen. Der Cornicen bließ zum zweiten Mal, ich ging nach draußen. " Aufstehen! Fertig machen! Tiro's, es geht auf den Campus!" Eindeutig Frischlinge, sie brauchten viel Zeit. " Beeilung, unser Centurio wird zur Furie, stehen wir nicht pünktlich auf dem Platz." Wartend stand ich vor der Tür der Unterkünfte unserer Centurie. Den Optiostab in der Hand. " Wer fertig ist raustreten!" Die Frischlinge der Centurie, sollten geschlossen auf dem Campus eintreffen. Das machte was her und war für sie gesünder.

    " Ja, bitte Praefect." sagte ich mit belegte Stimme, räusperte mich. Spürte die kleinen Schweißperlen auf der Stirn. Meine Hals war trocken, unwahrscheinlich trocken und über jeden Tropfen Wasser glücklich. Er deutete an, dass es mehr zu bereden gab. " Ähm, am Anfang ungewohnt. Mehr Eigenverantwortung, die Aufgaben sind weitläufiger. Es wird mehr von einem verlangt. Alles zusammen geht es mir gut. Ich hoffe ich erfülle die in mich gesetzten Erwartungen." Die Anspannung ließ nach. Der Grundstock für das Gespräch war gelegt. Ich atmete auf. Es war nicht das erste Mal, dass ich vor dem Praefecten stand. Nur der Grund ein vollkommen anderer.

    Das Tor öffnete sich. Der Hoplit machte uns den Weg frei. Eine Anmeldung war nicht nötig, man erwartete uns bereits. Serapio betrat das Anwesen. Ich hatte mich schräg hinter ihm eingereiht. Der erste Eindruck des Anwesens war sehr beeindruckend. Die Hopliten, stattlich in ihrer Rüstung. Ich kannte sie von zu Hause. Sie waren immer eine Augenweide.
    Ein alter Mann schritt ohne Umschweife auf Serapio zu. Es war unschwer zu erkennen, wer unter uns der Tribun war. Sein Brustpanzer, der cassis.... stattlich, herausragend.


    Die Begrüßung war sehr freundlich. Als mein Name, zur Sprache kam, neigte ich kurz meinen Kopf, grüßte unwillkürlich mit einem „ Chaire.“ Die Umgebung brachte mich dazu. Ein spürbarer Hauch von Achaia lag über diesem Haus. Ich war auf den Gastgeber und die anderen Gäste gespannt. So lange Serapio nichts anderes anwies, blieb ich in seiner Nähe. Es war mir ganz recht. Er kannte die Gepflogenheiten.

    Mit stolz geschwellter Brust stand ich vor der Legion und nahm den Stab eines Optio entgegen. Optio! Die letzten Monate waren hart und zehrend. Mir kamen die in den Sinn, die nicht lebend zurück kehrten, die Verletzungen davon getragen hatten, die nicht weiter in der Legion dienen konnten. Alle hatten sie ihre Pflicht getan. Rom trug wieder einen Sieg davon, schwer und unter großen Opfern erkämpft.


    War das ein Wink der Götter? Ich war bereit mehr Verantwortung auf mich zu nehmen. Rom und die Familie konnten auf mich zählen. Ein kurzer Seitenblick zu den Tribunen. Serapio war unter ihnen. Ihm und unserem Centurio hatte ich es zu verdanken, dass ich hier stand. Und vor allem dem Praefecten, er hatte das letzte Wort bei allem, das durfte ich nicht aus den Augen verlieren.

    Das war ein merkwürdiger Zufall. Der Praefect wollte mit mir sprechen. „ Danke.“ sagte ich. Aus welchem Grund? Den erfuhr ich hinter dieser Türe. Ich trat ein, salutierte.


    „ Optio Decimus, 2.Kohorte, 2. Centurie meldet sich wie befohlen.“


    Es entsprach dem, was der Scriba angedeutet hatte. Der Praefect wollte mit mir Reden. Da musste man ihn nicht gleich mit einer Bitte überfallen. Erst sehen was der Praefect wollte. Vielleicht zerschlugen sich damit meine Pläne oder ich konnte meine Bitte an geeigneter Stelle vorbringen.