Stier und Auriga. Ich suchte den hellsten Stern am Himmel, Polaris, die Sternbilder von Kallisto und ihrem Sohn Arkas. Unterhalb von Hercules leuchtete das Sternbild des Adlers. „ Siehst du da rechts unter Kallisto ist Hercules und ein Stück links unter ihm ist der Adler zu sehen.“ Mehr für mich sagte ich: „ Der Adler, der Ganymed in den Olymp entführte.“ Ich merkte, dass sein Interesse nicht mehr unbedingt den Sternen galt.
Seine Wange an meiner Hand, ein seltsames Gefühl. Seine Augen hingen an meinen Lippen. Unbewusst leckte ich darüber. Seine Lippen, ich hatte sie mit den Fingern berührt, weich, samtig, warm, ebenmäßig. Ich erinnerte mich an jedes Detail. Langsam beugte er sich zu mir, unaufhaltsam, wieder war er es.
Ich war gefangen von ihm, versuchte nicht auszubrechen. Das Unbekannte, die Neugierde hielt mich fest, trieb mich in seine Arme. Genau genommen zu seinen Lippen. Sie spüren wollen, den Reiz, das Neue, das Unversuchte zu ergründen, jede Einzelheit auf zu saugen, darin zu ertrinken.
Unsere Lippen trafen sich, meine Hand lag in seinem Nacken übte leichten Druck aus, fuhr durch sein Haar. Ich kostete sie, schmeckte, trank und wurde von ihnen in den Olymp getragen wie Ganymed. Sie entfachten ein Feuer, das die Kälte der Nacht vergessen machte. Was erwartete mich danach? Ich wollte nicht daran denken. Verlor ich mich bei ihm? Das durfte nicht sein. Hier nicht, heute nicht, niemals. Es war zu gefährlich. Doch was zählte die Einsicht, wenn immer wieder Situationen entstanden, bei denen es kein Ausweichen gab.