Beiträge von Appius Decimus Massa

    Der Centurio der II. Cohorte war nicht da. Massa ging ins nächste Quartier. Der Schweiß lief ihm die Schläfe herunter. Die Ausrütung wurde immer schwerer.
    Er klopfte an der Tür. Hoffte, dass hier jemand anwesend war. Er musste schleunigst ins Sacellum, seinen Eid ablegen , sonst nahmen sie ihn vielleicht nicht mit. Eine Unterkunft dazu würde ihm heute wie ein Glückstag vorkommen lassen.

    War hier ein Betrieb. Ein Optio erbarmte sich seiner, drückte ihm eine Tabula und ein Stylus in die Hand. Mit einem Blick hatte er die Größe Massa’s abgeschätzt und wies zu einem Stapel Ausrüstung. Massa sah den Stapel an, dann auf die Tabula. Es schien alles da zu sein, was da vermerkt war. Sollte ich den Stapel richtig kontrollieren ? Das sollte ich heute nicht tun, der Optio hatte genug zu tun, da brauchte er sicher keinen Schlauberger, der an der Übereinstimmung der Tabula mit dem Stapel zweifelte.
    Massa unterschrieb die Tabula und gab sie dem Optio zurück.



    Dann ging er zum Stapel und fing an die Sachen ineinander zu stecken, zusammenzubinden und an die Tragestange zu hängen. Nur damit er es weg bekam. Voll bepackt und leicht gebeugt unter dem Gewicht der Ausrüstung dreht er sich wieder zum Optio.


    Appius Decimus Massa, meldet sich ins Sacellum ab.


    Dann war da nur noch eine Frage.


    Optio, wie komme ich von hier ins Sacellum ?

    Um den Weg so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, rannte er bis zum Magazin. Vor der Tür blieb er stehen und holte ein paar Mal tief Luft. Dann betrat er das Magazin und meldete sich.


    Appius Decimus Massa meldet sich zum Empfang seiner Ausrüstung.


    Massa schaute er sich um. Hier gab es alles was der Rekrut brauchte. Ein Menge an Klamotten, war das denn wirklich alles notwendig?

    Massa folgte dem Finger des Centurio auf dem Lageplan. Der Weg bis zum Armamentarium- Magazin war zu merken. Der Weg zum Sacellum, ein Stück hatte er sich gemerkt, dann musste er passen. Danach konnte er dann im Magazin fragen.


    Ja Centurio. Appius Decimus Massa meldet sich ins Magazin ab.


    Voll konzentriert machte er sich auf den Weg. Ja nicht ablenken lassen, sonst verläufst du dich hier und machst dich gleich zum Gespött der alten Legionäre, dachte Massa bei sich.

    Ja, Optio.


    Massa beeilte sich die Tunika über zu ziehen und den Gürtel umzulegen. Nahm die Tabula, nickte dem Optio verstehend zu und verließ das Valetudinarium stolz, mit schnellen Schritten und einem Lächeln in Richtung Rekrutierungsbüro.

    Massa räusperte sich und las vor.


    Iurant
    Autem
    Milites
    Omnia


    Das selbe mit der Hand vor dem linken Auge und dann vor dem rechten Auge. Danach ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht, damit konnte ihm keiner was. Er hatte Augen wie ein Bussard.
    Das er immer noch ohne Tunika da stand hatte Massa inzwischen als notwendiges Übel in Kauf genommen.

    Ausziehen ? War das die Untersuchung, die der alte Legionär so nebenbei mit erwähnt hatte?
    Massa sagte schnell sein , Ja, Optio... und stand auf.
    Während er seinen Gürtel löste. Beantwortete er die Fragen des Optio’s.


    In meiner Familie gibt es keine Krankheiten. Ich bin kerngesund und an mir ist alles noch dran.


    Eine leichte Röte schlug sich auf seinem Gesicht wider, als er die Thunika, die an den Schultern und seiner Brust etwas enger saß, über den Kopf zog. Zusammengerafft legte er sie zu seinem Gürtel auf den Hocker und drehte sich wieder zum Optio.
    Schlank und sehnig, leicht gebräunt durch das tägliche üben am Strand. Meist nur im Lendenschurz. Das lockige hellbraune Haar ging ihm bis in den Nacken. Er hatte viel Sorgfalt in die Pflege seines noch mäßigen Bartwuchses gesteckt. Die etwas breiteren Schultern harmonierten mit den gut ausgeformten Oberarmen und seiner nicht zu sehr ausgeprägten Brust. Angespannt stand er da. Sein Bauch war glatt im Ansatz waren die einzelnen Muskelpakete zu sehen.
    Eine Narbe, von 4 Zentimeter, war auf seinem linken Oberschenkel zu erkennen. Ein blauer Fleck zierte sein rechtes Schienbein und am Hals trug er drei rote Striemen. Die eindeutig als Kratzspuren von Fingernägeln zu erkennen waren.


    Ein verlegenes Husten war von Massa zu hören. Die Minuten des Wartens zogen sich wie eine Ewigkeit hin. Er stand still da. Jede Sehne seines Körpers war gespannt, wie bei einem Zweikampf. Seine Gesichtsmuskeln spielten, als er die Zähne zusammen biss.
    Genügte er den Ansprüchen des Optios ? Massa verdrängte die Frage. Er stellte sich lieber wieder den Strand vor, verdrängte den Optio einfach in den Hintergrund.

    Seine Gesichtsmuskeln fingen an zu spielen. Er biss die Zähne zusammen, dass die Kieferknochen deutlich zu sehen waren.
    Ich bin kein kleiner Junge mehr, verwöhnt schon gar nicht! wollte Massa trotzig antworten, aber er hielt sich zurück. Er wollte zur Legion, da konnte er es sich nicht gleich mit dem ersten Optio hier verderben. Er war vielleicht das Zünglein an der Waage.


    Ja Optio..... Provinz Achia, Piraeus


    Eine Schweißperle lief ihm an der Schläfe herunter, obwohl es hier drinnen relativ angenehm war. Er schrieb sie eher dem Auftritt des Optio's zu und seiner Reaktion darauf. Seine Hände waren zu den Knien gewandert. Er sollte sich doch mehr auf das was der Optio sagte konzentrieren. Sein Blicke hefteten sich an die Lippen des Optio's. Nur nichts verpassen oder falsch verstehen. Kurz und knapp antworten und nie den Rang vergessen, der vor einem stand. Massa hätte sich Ohrfeigen können, all das hatte ihm sein Lehrmeister eingebläut und er hatte es einfach außer acht gelassen.

    Massa blieb wie angewurzelt stehen. Der Optio war nicht mehr so klein, jetzt wo er in voller Größe vor ihm stand, eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Es war unmissverständlich, dass er ihm folgen sollte. Im Inneren des Valetudinarium’s, in einem der Räume, setzte sich Massa so wie ihn der Optio angewiesen hatte. Er betreibt einen Aufwand, dachte sich Massa. Was wollte er denn alles wissen. Ich bin doch gesund, das sieht man mir schon von weitem an. Meinen Namen ? Nochmal das ganze Prozedere? Na gut, je schneller ich antworte desto schneller bin ich hier fertig.


    Appius Decimus Massa, 18 Jahre, Römer.


    Massa beobachtete den Optio. Er hoffte, dass dieser nicht allzu viele Fragen hatte. Das hielt nur unnötig auf. Wo doch jetzt sowieso kaum einer Zeit hatte. Er versuchte nach außen hin ruhig zu wirken. Legte seine Hände locker auf seine Oberschenkel, verfolgt dabei jede Bewegung des Optio.

    Links Porta Principalis sinistra, wieder links Via Quintania.


    Murmelte Massa. Der Weg war wie ein Hindernislauf. Alle waren damit beschäftig ihr Ausrüstung zu packen und verstauten andere Gerätschaften. Das Valetudinarium tauchte vor ihm auf. Hier herrschte genau die gleiche Aufbruchsstimmung.
    Wie soll ich denn hier jemanden finden, der meine Tauglichkeit überprüft. Massa sprach den nächst besten an der ihm über den Weg lief.


    Der Centurio schickt mich. Ich soll mich hier auf meine Tauglichkeit überprüfen lassen und möglichst heute noch. Mein Name ist Appius Decimus Massa.


    Ich hoffte mich deutlich genug ausgedrückt zu haben. Blieb bei ihm stehen und sah ihn mit ernster Mine an.

    Der Blick des Centurio, war nicht gerade der einer liebenden Mutter, aber sagte Massa, dass er seine volle Aufmerksamkeit genoss. Dazu kam, dass der Centurio es schnell hinter sich bringen wollte und trotzdem mit aller Sorgfalt arbeitete. Aus Massa sprudelte es nur so heraus. Wie oft hatte ihn der alte Legionär bei seinen Übungen abgefragt und wie oft hatte er dafür einen Schlag oder eine Hieb mit dem Stock versetzt bekommen, wenn es zu lange gedauert hatte.


    18 Jahre. Vater Spurius Decimus Barrus, Mutter Mescinia Mena. Provinz Achaia, Piraeus. Ledig. Bei einem Tischler gelernt. Lesen und Schreiben in Latein und Griechisch. Ich bin noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen und habe keine unwürdigen Arbeiten verrichtet.


    Massa sah dem Centurio zu, nickte als der fertig war. Mehr hatte er nicht gefragt und Massa nicht zu sagen. Besser war es auch. Der erste Blick des Centurio hatte gereicht, um ihm klar zu machen, seine Ausführung nicht weiter auszuschmücken. Sonst würde er wohl dessen Geduld unnötig strapazieren.

    Ihm kam die Via praetoria lang vor, sehr lang. Seine Ungeduld hat der eine Legionär total verkehrt ausgelegt. Was sollte er mit einem Frauenzimmer? Er wollte zur Legion, so wie es in der Familie Tradition war, da war an so was nicht zu denken. Zumindest vorerst nicht. Massa lief ein Grinsen übers Gesicht.
    Der Lärm und die Geschäftigkeit die ringsherum gegenwärtig war, bestätigte ihm, dass er sich beeilen musste.
    Der Legionär blieb vor ihm stehen, beinahe wäre er noch aufgelaufen. Mit einem kurzen Kopfnicken bedankte Massa sich und ging mit schnellen Schritten auf die ihm gewiesene Porta zu. Im Laufen zog er seine Tunika glatt, straffte seine Körperhaltung und holte tief Luft, dann klopfte er und trat ein.
    Hier herrschte auch allgemeine Aufbruchstimmung. Massa lies sich davon nicht stören, trat an den Centurio heran, nahm Haltung an und betete den schon oft geübten Satz herunter:


    Salve Centurio, mein Name ist Appius Decimus Massa, ich bin römischer Bürger und melde mich freiwillig zum Ruhm und Schutze Roms bei der Legio XXII. Deiotariana.


    Nachdem es heraus war, wurde er ruhiger. Die Aufregung legte sich. Bis hierher war er gekommen, der erste Schritt war getan. Jetzt war abzuwarten wie es weiter ging.

    "Nein, nein...ich habe keine Waffe dabei. Ich hoffe hier bald eine zu bekommen..... Die Legio will ausrücken? Dann lasst mich schnell durch. Wo ist das Rekrutierungsbüro damit ich mich dort sofort melden kann."


    Er soll mich endlich durchlassen. Sonst kam ich wirklich zu spät und wer wusste das schon, wann die Legion wieder zurück kam.


    " Ihr habt genug Waffen da drin, warum sollte ich dann noch eine mitbringen?
    Ich will in der Legio dienen. Du kannst mich durchsuchen, nur beeil dich und sag mir wo ich das Rekrutierungsbüro finde."