Beiträge von Marcus Marius Madarus

    "Dein Wort in der Göttern Ohr..." , frotzelte Sönke, wobei sich gerade diese Phrase seltsam anhörte, wenn man sie auf Latein aussprach. So wie es sich generell seltsam anhörte, mit Hadamar in der Sprache Roms zu reden.. fremd, einfach.


    "Das Sax ist zum zuschlagen..." , zitierte Sönke aus dem Gedächtnis, schließlich war das etwas, was er schon als Kind gelernt hatte, als ein Legionär ihm einmal lachend sein Schwert zum fühlbaren bewundern gegeben hatte, "...das Gladius zum Zustechen."
    Nicht, dass er jemals in den Genuss gekommen wäre ein eigenes Sax zu besitzen. Saxa waren dem wohlhabenden Adel vorbehalten, und NUR ihm, weil das Metall ansonsten für den normalsterblichen Muntling viel zu teuer war. So hatte Hadamar bei seiner Mannbarkeit eben ein Sax bekommen... und Sönke nur einen Speer aus Holz.

    "Sehr wohl, Decurio Vibius." , antwortete Sönke artig. Man konnte förmlich sehen wie Sönke unter dem Blick des Decurio schrumpfte, und es klapperte hörbar als Sönke sich eilends auf zum Pferd machte, da seine Rüstung ihm immernoch etwas zu groß war und er gerade die Schultern hängen ließ. Hätte er einen Schwanz gehabt, also den richtigen, so hätte er diesen wahrscheinlich eingeklemmt.


    Natürlich hatte er schon einmal auf einem Pferd gesessen, immerhin schaffte sein großer Bruder direkt auf dem Anwesen der Duccii in der Hros. Allerdings hatte er noch nie eins besessen.. Pferde waren halt immernoch ein Zeichen für einen gewissen Adelsstand. Warste niemand, hatteste auch kein Pferd.
    Als Sönke sich auf den Gaul schwang konnte man etwas ähnliches wie Routine erkennen, allerdings war er von der barschen Erscheinung des Decurios immernoch ziemlich eingeschüchtern, so dass er weit sichtbar nen Buckel machte.. als ob er jetzt schon für das Aufsitzen Schläge erwartete.

    Sönke hatte sich schon so sehr darauf eingestellt wegen des verkappten Lagerpräfekten wieder eine Runde laufen zu dürfen, dass er schon aus der Runde trat als der Helvetier nur den Mund aufmachte. Erst zwei Schritte später merkte er, dass er wohl doch nichts so schlimmes verbockt hatte, und reihte sich daher wieder ein. Allerdings irritierte ihn die Frage nach der Provinz ziemlich, woher sollte er wissen, warum Germania Superior so besonders war? Klar, ein Verwaltungstheoretiker würde ihm so einiges erzählen können.. aber er selbst hatte nicht die geringste Ahnung.. und das wahrscheinlich, weil er in ihr lebte und er bisher nicht einmal in die Nähe der anderen Provinzen gekommen war.


    "Dass sie am Limes liegt?" , riet er daher möglichst unschuldig ins blaue, und klammerte sich danach einfach an das, was er über ein Marschlager wusste, "Es wird mit einem Vallum befestigt, das aus unseren Valli und ausgehobenem Erdwerk gebildet wird... immer rechteckig, immer nach dem gleichen Plan."


    Sim-Off:

    Was'n für andere Threads???

    Nachdem Sönke sich halbtot durch den Tag geschleppt hatte, verzichtete er auf's Abendessen und schleppte sich auf seine Pritsche um noch vor dem Aufschlag in einen tiefen traumlosen Schlaf zu fallen.


    In den folgenden Tagen sah es nicht viel besser aus, ständig wurde exerziert, umhergerannt, auf Baumstämme eingeschlagen alles mögliche was sich die Ausbilder an Schikanen einfallen ließen. Allerdings hatte sich etwas geändert, und das fiel Sönke auf, als sie wieder einmal beim Polieren ihrer Rüstung zusammensaßen... sie schnitten ihn nicht mehr so wie vorher. Sie waren immernoch alles andere als Freunde, dafür war er einfach zu neu und sie einfach zu eingesessen... aber er bekam nicht mehr automatisch den dreckigsten Lappen und das härteste Leder, und sie halfen ihm weniger selten als zuvor. Wenn sie zusammensaßen und mit dem Mühlstein ihre Rationen schroteten teilten sie das schlechte nicht mehr vollkommen zu Sönkes Lasten, sondern jeder durfte sich anteilig die Zähne an den kleinen Steinstücken ausbeißen, welche sich nicht immer aus dem Mehl heraussuchen ließen.


    Dafür nahmen die Flüche über den helvetischen Optio zu.. und das Gelächter, wenn sie ihm neue Spitznamen gaben, wobei Sönke sehr gerne sein 'Trollköppsche' beisteuerte... was natürlich keine Sau verstand, aber er war bereitwillig ihnen den einen oder anderen Fluch im hiesigen Dialekt der Barbaren beizubringen.

    Nicht nur Sönke biss unweigerlich seine Zähne zusammen als der arme Hund über den Pferderücken hinweg in den Dreck rutschte, und nicht nur er war es, der zusammenzuckte als der Decurio den Kerl handgewaltig wieder in den Dreck schickte. Und nicht nur Sönke versuchte sich augenblicklich in Luft zu verwandeln als der Decurio wieder auf sie zutrat während der gebeutelte Tiro mit glühendem Gesicht zurück in ihre Reihen kroch... aber nur Sönke war es, auf den schließlich die Wahl fiel.


    "Ich..." , begann Sönke, der sich noch nicht wirklich daran gewöhnt hatte ständig angeschrien zu werden, und dem der Ruf des Vibiers ordentlich Luft in die Beine trieb, "...ich kann ein wenig reiten, De-decurio Vibius."

    Sönke schwieg eine Weile, weil er versuchte das zu verarbeiten was ihm da in den Sinn kam. So richtig gelingen wollte ihm das nicht, wer war er denn auch? Er war Sönke, Befehlsempfänger und Sohn eines Befehlsempfängers.. und hatte freilich kaum Übung darin Zusammenhänge anders zu betrachten denn als Dinge, um die man sich in der Casa Duccia kümmerte... um dann mit Order zur Rus auf's Land zu kommen. Die Casa Duccia war hier die Principia, und in ihr saß kein Witjon der ihm selbst die Mannesleite abgenommen hatte oder jedes Jahr die kleinen Rituale ihrer kleinen Muntschaft leitete, nein, es saß ein hohes Tier aus Rom das er nicht kannte, und das ihn nicht kannte... weshalb Sönke sich umso mehr an das klammerte, was ihm hier bekannt war, und das war Hadamar. Wenn der also meinte, dass es vollkommen normal war für Römer bei der Thronvakanz kollektiv aufeinander einzuschlagen, dann war es halt so, und Sönke würde es nicht weiter in Frage stellen.


    "Jou, as wiu meens.", gab er schließlich auf, drückte damit seinem Freund förmlich die Führung in dieser Sache in die Hand, und rang sich schließlich ein mattes Lächeln ab: "De Optio, de Helvedius.. unne Siknifa.. de ham heel en Shiet quaket.. vo weje, we kloppe toers uffe Barbare in. Römsche mutte me kloppe.. ewe Trollköppsche."

    Sönke war Luft, und er war verdammt gut darin Luft zu sein. Nicht auffallen, einfach so tun als wäre es das selbstverständlichste der Welt kollektiv zusammengebrüllt zu werden. Ein weiterer Teil des Legionärslebens, welchen Sönke gerade näher kennenlernte. So damit beschäftigt Luft zu sein und in der Gradwanderung zwischen disziplinierter Ausdruckslosigkeit und betroffenem Schuldbewusstsein aufzugehen hatte er garkeine Zeit Mitleid mit Hadamar zu empfinden, weil Hadamar sich gerade im Zentrum dieser Luftkonzentrierung befand.. nein, hier konnte er ihm beileibe nicht helfen.


    Der Offizier brüllte erst die Prügelheinis zusammen, dann die gesamte Runde, und irgendwann einfach das ganze Lager. Das was der Mann da vor sich gab appellierte irgendwo an den Sönke, der früher ehrenhaft und tapfer auf Bäume und Vogelscheuchen eingeschlagen hatte. Kameraden, Brüder, die Legion. Das ging runter wie Öl.

    Sönke war viel zu fertig um sich auch nur annähernd gegen die Tirade des Optio schützen zu können, und so ging der Hagel an Schlägen und Tritten auf ihn nieder als würde er im bloßen Regen stehen. Hätte er im Moment mehr Kapazitäten als das Ertragen des reinen Leids, hätte er sich Gedanken darüber gemacht wie heruntergekommen er aussehen musste.. nach Pisse stinkend, Dreck am Körper und Kotze im Gesicht. Die Wut des Optios machte auch vor seinen Contuberniumskameraden nicht halt, aber das bekam Sönke gar nicht mit... vollkommen am Ende versuchte er sich auf die Beine zu heben, und erst als er schon fast oben war erbarmte sich einer seiner Kameraden ihm aufzuhelfen.


    Der folgende Lauf war nur noch Tortur.. Sönke bewegte sich über den Platz, aber er hatte nicht den geringsten Einfluss darauf, fast war er so, als würde sein Körper mehr auf die Befehle des Optio hören als auf seine eigene Erschöpfung.

    Als der Schlag auf seinen Hinterkopf niederging zuckte Sönke unweigerlich zusammen, verschwand erneut aus der Formation und rannte um die Marschkolonne umher während er sich Gedanken darum machte, wie er die weiteren Fragen beantworten sollte... als er sich zurück in die Formation zwängte blickte er freilich stur gerade aus auf den Hinterkopf seines Vordermannes.. der verwehrte ihm jedoch jeden Tipp, und so blieb Sönke nichts anderes übrig als hilflos mit den Schultern zu zucken: "Ich habe nicht die geringste Ahnung wie man Praefectus Castrorum wird, Optio." , gab er kleinlaut zu, versuchte dann aber zumindest mit seinem Wissen um die Prima Cohors aufzutrumpfen, "Die Prima Cohors besteht nicht aus sechs Centuriae, sondern aus fünf Doppelcenturiae zu je hundertsechzig Mann, Optio. Der Tribunus Laticlavius ist Stellvertreter des Legaten, es gibt nur einen und er kommt zumeist nur für ein Jahr aus Rom, werdende Senatoren, ... und die Tribuni Angusticlavius sind Ritter. Bei den Centuriones.. da gibt es in der Prima Cohors die fünf Centurionen der Doppelcenturae, die Hastatus Posterior, Princeps Posterior, Hastatus, Princeps und Primus Pilus genannt werden. In den anderen Cohortes heißen die rangniedrigsten Centuriones Hastatus Posterior und Hastatus Prior, die darauffolgenden Centuriones Princeps Posterior und Princeps Prior, und die ranghöchsten Pilus Posterior und Pilus Prior."

    Der Optio lief einfach los.. das Contubernium setzte sich augenblicklich in Bewegung, und Sönke jappste und litt sich den Weg hinterher, hatte seine Bauchgegend doch noch genug damit zu tun die Schläge der Kameraden zu verdauen... und gab nach der dritten Runde um den Campus, einer kläglichen Leistung, röhrend nach. Mitten im Lauf klappte Sönke zusammen, landete auf den Knien und erbrach sich mitten auf das Exerzierfeld..

    Hadamar ging das ganze anscheinend sehr viel lockerer an als er selbst, was wohl in dem Jahr Vorsprung seinen Grund haben mochte.. auf jedenfall war die Ungezwungenheit, mit der sein Freund vor Sönke Aufstellung nahm ansteckend... und definitiv beruhigend.
    "Ich hab einfach keine Lust gerade dich verprügeln zu müssen..." , grinste Sönke schief, und versuchte sich danach in einem geschüttelten Kopfnicken: "Ich spüre meinen Körper gar nicht mehr... es tut alles gleich weh.. ich hab keine Ahnung ob das an dem Marsch von gestern liegt... oder an dem von vorgestern... oder noch von dem von vorvorgestern."


    Er tat es dem Duccier schließlich gleich und versuchte sich in Lockerungsübungen, auch wenn so ziemlich alle davon Schmerzen durch seine Glieder jagten anstelle ihn zu einem besseren Fechter zu machen: "Wir haben uns hinter dem Scutum vor einem Baumstamm versteckt... und mit dem Schwert sehr siegessicher auf diesen eingeschlagen. Das war's."

    Sönke verzog leidgeplagt eine Miene, als er sich aus der Formation löste und um die komplette Centurie zu rennen begann... begleitet von den hämisch und keineswegs mitleidvollen Blicken der Kameraden. Als er sich wieder in die Marschkollonne einordnen wollte, stolperte er beinahe über seinen Vormann.. aber eben nur beinahe.


    "Sie... hat... zehn Cohortes, Optio." , ergänzte Sönke seine Antwort von vorhin, "..und sie hat sechs Turmae an Reiterei... und... und... und... der Legatus heißt Herius Claudius Menecrates.. unter ihm kommt der Praefectus Castrorum.. und dann der Tribunus Laticlavius, dazu die vier Tribuni Angusticlavii... und den Primus Pilus.."

    Als Sönke aufging, dass der Optio ihnen Fragen stellte wurde ihm leicht mulmig zumute. Als der erste anfing im Eilschritt um die weitermarschierende Centurio zu rennen wurde ihm mulmiger... und als klar wurde, dass auch Sönke irgendwann an der Reihe war, wünschte er sich tatsächlich zum Latrinendienst in das Lager zurück. Soviel zum Thema herausgeputztes Herumstolzieren und vor Mädels toll aussehen.


    "Eh... sie wird vom Legatus Legionis kommandiert, Optio Helvetius.." , begann Sönke sehr verhalten, "...sie umfasst etwa fünfeinhalbtausend Mann in Sollstärke, die nichtmilitärischen Teile eingeschlossen... und ... und... und sie hat neun Kohorten mit jeweils sechs Centuriae mit jeweils 80 Mann... und sie hat fünf Turmae an Reiterei."

    Sönke spürte förmlich, dass das tierischen Ärger bedeutete. Erst für seine verschlafenen Kameraden im Contubernium, die jetzt wort- und tatenreich aus dem Bett vor die Barracke getrieben wurden.. und nachher für ihn. Wie schnell das gehen würde, zeigte sich als Sönke mit seinen Kameraden zurück in die Barracke eilte um seine Lorica anzuziehen.. bevor seine Kameraden sich nämlich die ihren überwarfen, packten sie Sönke und gaben ihm eine ordentliche, aber kurzgehaltene Tracht Prügel mit, in deren Folge der junge Germane erst einmal am Boden liegen blieb und nach Luft japste. Als er sich schließlich wieder aufgerappelt hatte, brauchte er noch einen Moment um sich mit schmerzenden Gliedern und verkrampfter Magengrube die Lorica überzuwerfen und während des Gangs zurück die Lederschnüre festzuzurren, was ihm nicht ganz gelang, immerhin half man sich meist gegenseitig dabei. Er war schließlich mit Abstand der letzte der wieder vor dem Optio stand und unter schmerzverzogener Miene versuchte sowas ähnliches wie Haltung anzunehmen.


    "Fünftes Contubernium angetreten, Optio Helvetius." , bellte der Älteste von ihnen mit Unschuldsmiene dem Optio entgegen.

    Bevor Sönke sich großartig Sorgen um das machen konnte, was ihm da noch an Ärger mit dem Signifer bevorstand schrie derselbe auf einmal einen Befehl und sämtliche Soldaten um ihn herum standen auf einmal in mehr oder minder perfekter Haltung still. Nur Sönke nicht, der von dem Geschehen vollkommen überrumpelt war und einen irritierten Augenblick brauchte, um zu checken WARUM der Signifer gebrüllt hatte. Als er den Decurio erkannte rauschte sein eigener Körper in Haltung, nicht gerade perfekt, nicht gerade gerade und vor allem nicht pünktlich.

    "Jawohl, Optio.", stammelte Sönke nachdem er ordentlich unter dem Gebrüll zusammengezuckt war, und verschwand mit sprichwörtlich eingezogenem Schwanz wieder in der Barracke... um etwas später wieder herauszukommen. Alleine, dafür mit noch brennender Wange.


    "Optio Helvetius..", stammelte der junge Germane, "..bitte um Entschuldigung, aber das Contubernium glaubt mir nicht."

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Der Tag gestern war sehr sehr lang geworden und wirklich anstrengend. Abends hatte es dann wie geplant das gegrillte Ferkel gegeben aber so gut wie jeder hatte nur seinen Teil gegessen und war dann schlafen gegangen. Denn auch am nächsten Morgen ging es gewohnt früh los.
    Nachdem Morgenappel führte Corvinus die Centurie auf den Campus und teilte die Männer in Paare zum Traininig mit Gladius und Scutum ein.


    Ferox war dabei ein Paar mit Madarus und stand ganz am einen Ende.


    "Dein Tiro!" sagte Corvinus knapp zu Ferox bevor er sich den anderen zuwandte.


    "Das ist WIRKLICH scheisse.", fluchte Sönke leise vor sich hin, als er Hadamar als Partner für die Übungen am Gladius und Scutum zugeteilt bekam. Zumeist hatte er sich mit anderen Kameraden abmühen müssen, und je weniger er sein Gegenüber mochte desto einfacher fiel es ihm dieses gründlich zu verdreschen. Wobei er selbst sehr schnell feststellen durfte, dass es einen riesigen Unterschied zwischen einer Schlägerei und einem Kampf mit Schild und Schwert gab. Bei Rangeleien fiel es Sönke gar nicht mal so schwer sich zu behaupten... doch bei den ersten Übungen mit dem Schwert hatte er sich unfassbar dämlich angestellt. Nicht selten stand er am Ende ohne Schwert da und durfte sich von seinem triumphierenden Gegner grün und blau prügeln lassen. Und jetzt DAS!


    "Scheisse, scheisse, scheisse..", fluchte Sönke weiter vor sich hin, denn wenn er auf etwas gar keinen Bock hatte, dann sich mit Hadamar zu prügeln. Jugendliche Rangeleien, kein Problem, allerdings hatte Sönke schon damals den Anstand gehabt auf die Rangfolge Rücksicht zu nehmen und es nicht auf einen Sieg anzulegen, sondern Hadamar einfach nur einen guten Kampf zu liefern. Das hier allerdings war... "Scheisse."

    Und los ging's.. in treudoofer Keine-Fragen-Stellen-Manier ignorierte Sönke das Geschehen um den Optio herum und wartete einfach nur auf den Befehl, dass es losgehen konnte. Der kam dann auch ne Weile später, und so setzte sich die Centurie in Bewegung, brachte im Gleichschritt die Gebäude des Castellums hinter sich.. wobei Sönke mitbekam, wie alle im Castellums selbst die Nase starr geradeaus richteten.. sobald sie allerdings das Castellum verließen und die Chance einem höheren Offizier über den Weg zu laufen geringer wurde, wurde die Haltung der Männer lockerer. Einige wandten sogar den Blick ab und besahen sich mit beiläufigem Interesse das Geschehen in der Straße.. freilich stets im Gleichschritt. Sönke selbst machte immernoch den einen oder anderen Fehler, trat seinem Vordermann in die Hacken oder bekam selbst einen Tritt von hinten, die ihm immer wieder Flüche und hell klingende Kopfnüsse auf den Helm einbrachten, aber er machte doch sichtbare, wenn auch alles andere als überragende Fortschritte. Die Fehler traten vor allem dann auf, wenn er seinen Blick wie die anderen schweifen ließ und sich nicht mehr unmittelbar auf den Marschtakt konzentrierte.. da war doch noch zu wenig Routine in seinen Beinen.

    Sönke bekam nicht viel von dem mit was ihr neuernannter Optio da gerade redete, und noch weniger verstand er davon.. da war es nur allzu freundlich vom Helvetier, dass er am Ende noch einmal alles zusammenfasste.
    Donativa waren immer gut, hatten ihm seine Contuberniumskameraden eingebläut, sie erhielten die Moral und den Legionär. Sönkes Idealismus hatte maßgeblich gelitten, als man ihn darüber aufgeklärt hatte, dass solche Geschenke des Legaten in Sachen Vertrauen und zukünftige Belastungen und allem Blabla letztlich nur dazu dienten ihre Loyalität zu erkaufen. Tote Kaiser bezahlten niemanden, und dass sie jetzt weiterhin Valerian dienen sollten war etwas, was Sönke nicht verstanden hatte. Gegen zwei Dupondii aber wurde er von seinen Kameraden darüber aufgeklärt, dass das wohl nur eine Ausrede des Legaten war um seine Legion weiterhin beisammen zu halten bis es einen neuen Kaiser gab.
    Nachdem Sönke dieser kleinen Schock doch beträchtlich die Laune verdorben hatte (immerhin vertrug sich das ganz und gar nicht mit seinem Bild vom aufopferungsvollen Soldaten der für Kaiser und das Reich sein Leben gab und dabei ein gefeierter Held wurde), hatte ihn einer der älteren zur Seite genommen und dem Jungspund ein paar Grundweisheiten des Soldatentums mitgegeben, quasi als Dreingabe weil er so ein zuverlässiger Informationsabonnent war. Dazu gehörte unter anderem ein gepflegter Pragmatismus: wir kämpfen, die zahlen. Wenn sie nicht mehr zahlen, kämpfen wir auch nicht mehr, schließlich kämpft es sich mit leerem Magen schlecht, und einen wegstecken will man ja auch mal. Zudem muss man dafür sorgen, dass man später noch genug zur Hand hat, wenn einem Mal was bricht.. oder schlimmeres. Also: Kopf unten und die Hände aufhalten. Fertig.


    Das was der Optio ihnen jetzt also erzählte, bestätigte haaaaaargenau die Version seiner Contuberniumskameraden, was Sönke immernoch einen leichten Stich versetzte, schließlich hatte er von Heldentum und ehrenhafter Glorie geträumt, und jetzt bekam dieses Traumgebilde ernsthafte Risse.


    Mit seiner Contubernie begab Sönke sich folglich zum Auszahlen und Einzahlen, und sein Kopf schwirrte von einem heftigen Widerstreit von kindlichen Träumen und Schlammstampfender Realität.