Wenn überhaupt Diskussionen aufkamen, ob sie nun an den Plünderungen teilnehmen sollten oder nicht, so waren es recht kurze gewesen... aus denen Sönke sich schon VOR der Schlacht rausgehalten hatte. Zwar hatte er immer ein recht ideales Bild vom Legionärsleben, in denen Tapferkeit und Ehre größte Rollen spielten, allerdings war die Plünderung der gegnerischen Habe nach einer gewonnenen Schlacht immer wie selbstverständlich... nicht nur im römischen Raum war es nahezu verbrieftes Recht des Stärkeren sich an der Habe des Unterlegenen zu bereichern.
Nach der Schlacht waren die Diskussionen nahezu verstummt... zuviel Blut war auf ihrer Seite durch die Hand der Kaiserlichen geflossen, als dass man dort noch großartig Rücksicht nehmen wollte... oder konnte. So stand auch Sönke, den die Erlebnisse der Schlacht mit Hochgeschwindigkeit vor eine mentale Mauer hatten rauschen lassen, mit dullem Kopf vor der Bewehrung des feindlichen Lagers nachdem man sie in ihrem eigenen von der Kette gelassen hatte.
Ihr Centurio hatte sich entschlossen, wohl ob seiner Verletzung, nicht an der Plünderung teilzunehmen.. und so war es ihr Optio der für Ordnung in der Gruppe ihrer Centurie sorgte während sie mit wachsamen Blick in das Lager der Kaiserlichen eindrangen. Gedanken machte er sich keine... er tat einfach das, was die anderen um ihn herum für richtig hielten, allen voran die Veteranen. Und die bläuten ihnen, bei aller Vorfreude, gewisse Regeln ein um Stress mit den Oberen zu vermeiden: die Offizierszelte galten den Offizieren, Legionäre plünderten den ganzen Rest. Laut Erklärung seiner Begleiter gab es auch da genug zu holen... und je näher sie den Zelten kamen, desto höher rauschte auch der Puls ob der ganzen Aufregung. Es gab ganze Gruppen der Masse an Rebellen, die sich gegenseitig aufputschten und für die Plünderung heiser schrien oder sangen.. fast als wäre dies ein großer Ausflug mit dem Ziel der Bereicherung auf Kosten anderer.
Sönke hielt sich einfach stumpf an sein Contubernium.. von denen sich alle vier aufgemacht hatten um sich und den im Lazarett liegenden Kameraden die Taschen zu füllen. Einer der Veteranen zog sie an den ersten Zelten vorbei, weiter in Richtung Mitte des Lagers... 'Die äußeren Bezirke sind bald überrannt, holt euch dort etwas wo weniger von uns rumstreunen...', gab er ihnen zu verstehen, und so tingelte das Quartett mit wachsamen Blick und düsteren Blicken durch das Lager immer weiter Richtung Prätorium. Sönke wollte schon auf eins der größeren Zelte zusteuern, da hielt ihn derselbe Veteran am Arm und schüttelte nur den Kopf: "Sicherlich das eines Tribuns oder schlimmer... nicht für uns, gibt nur Ärger. Da, dort weiter... da fangen wir an."
Hinter ihnen erschollen bald Schreie, auch von Frauen... wohl Trossweiber, die sich entschlossen haben zu bleiben, warum auch immer. Aber auch Männerschreie waren zu hören, Schmerzensschreie... irgendwem kochte wohl gerade das Blut erneut über, oder jemand wollte sich fahrlässigerweise nicht von seiner Habe trennen und wurde mit Gewalt an den Ausgang der Schlacht erinnert. Das alles ging an Sönke vorbei, ihn kümmerte seit der Schlacht schon keine Gefühlsregung mehr.
Das Zelt, das ihnen von ihrem erfahreneren Kameraden angedeutet wurde, wurde mit gezogenem Gladius geöffnet, sicher war sicher... doch es war leer. Schon rauschten die vier Männer hinein und machten sich an den Lagerstätten von gefallenen oder gefangenen Kaiserlichen zu schaffen.
Sönke stürzte sich, dem Vorbild der anderen folgend, auf eine Lagerstatt und durchwühlte unbeholfen die dort herumliegenden Sachen... bis ihn einer seiner Kameraden, wohl schon erfahrener in der eiligen Suche nach Wertsachen, zeigte wie er selbst vorging: "Lass den ganzen Plunder hier liegen.. das braucht kein Mensch. Je schneller wir hier raus sind, desto schneller können wir uns ein anderes vornehmen... also: Geld, Schmuck, Edelmetall. Lass den Rest einfach bleiben.. das kostet nur Zeit... und jetzt sieh zu Sönke."
So auf ein Beuteschema gepresst, dauerte es nicht lange: der Soldat den Sönke gerade beraubte hatte nicht viel. Eine Brosche aus Bronze, vierzehn Sesterzen, das war's. Bevor er sich darüber beklagen konnte, rauschten seine Kameraden schon aus dem Zelt und zum nächsten.. wo ein lauter Frauenschrei erklang. Als Sönke aus dem Zelt trat sah er, wie einer seiner Kameraden eine weinende Frau, wohl noch keine zwanzig Jahre alt, an den Haaren aus dem Zelt zog und ihr einen Tritt versetzte: "Halt deinen Mund geschlossen, und wir werden deine Beine nicht öffnen..."
"Wieso eigentlich nicht?", wandte ein anderer ein, der Blick plötzlich von geifernder Lust erfüllt. Die ganze Gruppe hielt auf einmal inne und betrachtete die Frau, die sie mit angstgeweiteten Augen anblickte und sich so klein zusammenzukauern schien, als wollte sie verschwinden ohne davonzulaufen.
"Naaaaa...", wandte der ältere Veteran ein, "...kostet zuviel Zeit. Mit dem Zeug was ich währenddessen abstaube kann ich mir später zehn Lupae leisten, und die schreien dann auch auf die richtige Art und Weise dabei."
"Was ist aber, wenn ich JETZT ficken will?", entgegnete der andere ohne den Blick von der Frau abzuwenden, "Komm schon... Sönke, halt sie fest und sieh zu, dass sie mich nicht kratzt..."
Bevor Sönke nachdenken konnte, hockte er auch schon am Boden, riss die Arme der Frau auseinander und drückte sie nieder. Ob er überhaupt nachdenken hätte können war im Moment keine Frage... er tat es einfach. Das Weib begann sofort lauthals zu schreien und um sich zu treten, und sein Kamerad musste kräftig zupacken um ihre Beine überhaupt in den Griff zu bekommen. Doch bevor er sie auseinanderdrücken konnte, entglitt ihm ihr linkes Bein, welches sofort zuschnellte und ihm mit Smackes zwischen die eigenen Beine trat. Der Mann ging mit einem Jaulen nieder, dass das der Frau um Längen übertönte... und vor Schreck sah Sönke nicht, wie die Frau sich zusammenkrümmte und ihm ihr Knie entgegensausen ließ. Einen Moment lang sah er nur Sterne.. doch er hörte nur Gelächter. Schallendes Gelächter.
"HAH!! BEI IUNOS TITTEN, IST DAS ZU FASSEN?", lachte der Veteran mit tiefem Barriton, "Da lassen sich zwei Veteranen der Schlacht von Vicetia von einem Weibsbild übertölpeln... oh, danke Bacchus, dass du mich das noch hast erleben lassen. Jetzt kann ich in Ruhe... WEITERPLÜNDERN! Seht zu ihr beiden Ochsen, dass ihr hochkommt... wir haben noch viel zu tun..."
Sönke rieb sich die nun schon an zweiter Stelle geplatzte Lippen, besah sich die Finger und sah Blut. Er fluchte leise über diese Torheit, und trat dem immernoch mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden kauernden Möchtegern-Vergewaltiger in den Hintern: "Festhalten, sagt er.. dass sie dich nicht kratzt, sagt er... vielleicht hätte er mal selber festhalten sollen, verdammter Idiot."
Mit diesem Fluch spuckte Sönke noch einmal aus, bevor er sich zu den anderen in das Zelt begab um zuzusehen, dass er heute zumindest etwas reicher aus dem Lager der Kaiserlichen kam als er es betreten hatte.