Beiträge von Marcus Marius Madarus

    "Aye, sicher doch...", murrte einer der Legionäre aus Sönkes Contubernium, und sie rutschten ein Stück zur Seite um Platz zu machen, "...da, hinsetzen... kennst du dich mit Würfeln aus?"
    "Natürlich kennt der sich mit Würfelspielen aus..." , ätzte Sönke mit breitem Grinsen, "JEDER kennt sich mit Würfelspielen aus...."
    "Alles klar. Wir fangen trotzdem einfach an, um rein zu kommen... jeder setzt einen Betrag von... sagen wir einer Sesterze..." , fuhr der Legionär fort...
    "Ein Sestercius? Das ist schon arg wenig..." , wandte ein anderer ein..
    "Na, hör dir den mal an. Kaum gestern noch hat er mehr als einmal gewonnen, und gleich wird er gierig... also... EIN Sestercius... man setzt einmal darauf, ob man die Runde gewinnt... fertig. Dabei werden gerade Zahlen abgezogen..."
    "Gestern war das noch anders herum!" , protestierte Sönke.
    "Achwas? Also... gerade Zahlen... zwei, vier, sechs... werden abgezogen... ungerade wie eins, drei und fünf werden addiert. Weniger als eins ist gar nix, also hast du verloren? Soweit alles klar? Sehr schön... die Herren, eure Sesterzen...", der Mann wartete, bis seine Kameraden die Münzen auf die Tunika am Boden gelegt hatten, sammelte sie ein und legte sie neben das Wurfbrett, dass sie sich in Borbetomagus zurechtgeschnitzt hatten, bevor er die Würfel Sönke in die Hand drückte, "Da, Junge, du fängst an...."
    Sönke nahm die Würfel entgegen, schüttelte sie in der hohlen Faust und warf sie auf das Wurfbrett, wo sie nach kurzem Scheppern zum Stillstand kamen...


    2, 6, 5


    Da Rechnen Sönkes Stärke auch nach etlichen durchwürfelten Nächten immernoch nicht war, half ihm einer seiner Kameraden mit einem vernichtenden Resümee: "Sönke, dein erster Wurf ist richtig scheisse... du hast gar nichts...."
    "Das seh ich selbst..." , seufzte Sönke, und reichte die Würfel weiter an den artorischen Neuling in ihrer Runde.


    Sim-Off:

    Nimm dieses Würfelscript, gib 3 bei den W6-Würfeln ein und lass das Script laufen... das Ergebnis dann einfach hier übernehmen.
    Die Null war zu unserer Zeit im römischen Reich noch nicht bekannt... man sprach einfach von 'nichts'.

    Als sie schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit Vindonissa erreichten, setzten sie sich sprichwörtlich gemachte Nest. Die achte Legion hatte bereits umfangreiche Schanzarbeiten unternommen und ein Lager für etwas mehr als einer Legion und Teile der Alae ausgehoben... was ihnen jede Menge Arbeit ersparte. Zwar mussten sie sich erst einmal zurechtfinden und wurden von ihren Offizieren in die richtige Richtung bugsiert, doch als sie erst einmal ihren Lagerplatz für unbestimmte Zeit betreten hatten, war das Zelt in Windeseile aufgestellt... selbst für die Wache musste niemand abgestellt werden, denn das übernahm komplett die mehr als ausgeruhte achte Legion.


    Nachdem sie ihren Puls verdrückt hatten und das Geschirr abgewaschen ward, dauerte es folglich nicht lange bis man die ersten Würfel ausgepackt hatte. Sönke selbst hatte noch eine Rechnung mit einem seiner Kameraden offen, und da war ein verfrühter Feierabend doch genau der richtige Moment...

    Sönke hatte schon nach wenigen Stunden in seiner Truppe vollkommen auf Autopilot geschaltet... stundenlanges Marschieren, dann das Lager aufschlagen, wobei sie sich im Contubernium damit abwechselten wer dazu abgestellt wurde beim Ausheben des Walls zu helfen, wer das Zelt aufstellte, wer das mitgeschleppte Korn mit dem Mühlstein schrotete... und so weiter und sofort. So zogen die Tage auch in steter Eintönigkeit an ihnen vorüber wie die Weite des Rhenustals... und auch das Würfeln im Kerzenlicht, bevor sie einer nach dem anderen in erschöpften Schlaf fielen, brachte kaum Abwechslung.

    "HAH!!!", lachte der ältere, "Das ist ein Wort!"


    "Jupp..." , griente Sönke den Neuen breit an, "..das ist ein Wort. Wir erwarten deine Ansage. Im Moment ist die freie Zeit eingeschränkt, genauso wie die Möglichkeit sich einen zu gönnen... aber wir vergessen das nicht, Artorius, wir vergessen das nicht! Bei der nächsten Gelegenheit tun wir dir den Gefallen und gehen mit dir einen trinken, da verlass dich drauf!"

    Sönke, der ebenfalls in der anonymen Masse der blechgepanzerten Legionäre stand, verband nichts mit dem Centurio... nicht wenige in der Centurie hatten die Nachricht mit blankem Entsetzen aufgenommen, dass der Legat tatsächlich kurz vor dem Feldzug ihren Centurio austauschte... und einen neuen ernannte, der noch keine fünf Jahre in der Legion gedient hatte. Die einen murrten, der Helvetier hätte sich durch außerordentlich gute Beziehungen auf diesen Posten gebracht... andere sagten, er hätte es irgendwie geschafft, dass der Legat ihm einen Gefallen schulde.. und wiederum andere meinten, der Claudier wäre selbst zu unerfahren um sich keine solche Passi zu leisten.
    Kurzum: die Stimmung in der Centurie des Helvetiers war nicht die beste. Sönke persönlich hasste den Mann bis auf's Mark, dass er nicht einen Zahn durch den Drill des Mannes verloren hatte glich nicht nur ihm zufolge einem Wunder.
    Ebenso seltsam war es ihnen vorgekommen, dass man Hadamar zum Optio der Centuria Prima ernannt hatte, damit quasi direkt zum Adjudanten des Primus Pilus... ebenfalls eine recht ungewöhnliche Beförderung. Wobei Hadamar einen gewissen Freundschaftsschutz erhielt, und Sönke keinen bissigen Kommentar in dieser Richtung duldete.. während er selbst über den Helvetier mit Verve herzog.


    Das alles war in diesem Moment aber Pillepalle: erstens war dies der Tag der Tage.. zweitens war er hundemüde.. und drittens galt es die Götter zu befragen, auch wenn Sönke das ganze Brimborium dort vorne vollkommen fremd war. Die Duccii opferten immernoch auf die althergebrachte Art und Weise den Göttern und ihren germanischen Namen, kaum römischer Schnickschnack... aber er ahnte, worum es hier ging, also gab er sich konzentriert.

    Für Sönke ein Zuckerschlecken... es waren eher die Söhne freier Bauern, die wenig Erfahrung auf dem Rücken von Pferden hatten, schließlich waren diese Tiere immernoch Prestigeobjekte und nicht für jedermann. Selbst Sönke würde genauso dumm wie jene aus der Wäsche schauen, hätte er nicht auf dem Hof der Duccii selbst einige Runden auf den jungen Tieren geritten... auch wenn sie als Besitz für ihn wohl immer unerreichbar sein würden.


    So zahlte sich die Erfahrung aus, und er die drei Runden ohne größere Probleme absolvieren und nachher seinen Kameraden sogar noch den einen oder anderen Tipp geben.

    "Logiwas WAS?", erwiderte der ältere der beiden Soldaten mit misstrauischem Blick, "Das klingt, als wärst du ein ganz schlauer... sowas wie ein Filosof. Sönke,.. eh... zuhören, Mann. Weißt du, wovon der redet?"


    "Keeeeeine Ahnung." , zuckte Sönke mit den Schultern und blickte den mit seltsamen Worten um sich werfenden Neuling ebenso kritisch an, "Aber er hat gerade die Worte Umtrunk und Taverne in den Mund genommen, das macht ihn sympathisch... wie schaut'sn aus, Neuer... zahlst du?"

    Das tolle am Befehlsempfängertum war, dass man in den Intervallen zwischen den Befehlen einfach mal gar nichts tun konnte, immerhin hatte man ja keinen Anschlussbefehl bekommen. Was also machten seine Kameraden und Sönke selbst? Richtig... sie taten nichts, und versuchten dabei so unauffällig wie möglich zu wirken, man wollte schließlich keine zufällig vorbeikommenden Befehle provozieren.

    "GOTTVERDAMMTE AXT!!" , fluchte Sönke laut, als sie sich zusammen an einem der Räder zu schaffen machten, "Welcher Schweinehund zimmert solche Räder zusammen? Das hätte sicherlich auch ne ganze Ecke kleiner gekonnt..."
    Das Gestöhne und Geschnaufe der anderen Männer deutete darauf, dass er nicht alleine mit seiner Einschätzung war, und es dauerte schon seine Weile bis sie das große Ding endlich dort hatten wo der Optio es haben wollte.

    Als Sönke zu seinem Schild eilte um es aufzuheben bemerkte er, dass da etwas ganz und gar nicht so war wie es sein sollte. Der Aufforderung des Optios ließ sich so auch kaum nachkommen, und so schleppte er das Schild-Speer-Gemisch mit bedröppelten Blick zur Gruppe zurück und gab kleinlaut "Das geht nicht, Optio." von sich.

    "RUHM UND EHRE??", fragte der ältere Legionär mit entsetztem Gesichtsausdruck und schlug sich mit der Mehlbestäubten Hand gleichsam an die Schläfe, "Das darf doch nicht wahr sein... noch so einer. Als hätten wir mit diesem Hammel nicht schon genug zu tun ihm diese Flausen auszutreiben. Also, Kurzfassung, und hör mir ganz genau zu: Es gibt keine Ehre und keinen Ruhm auf dem Schlachtfeld für uns. Für uns gibt es manchmal Beute... aber meistens den Tod. Merk dir das."
    "Hör nicht auf den alten Bracken." , fuhr Sönke dazwischen, "Natürlich gibt es Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld...."
    "Ich werde euch daran erinnern...", fluchte der ältere laut, "...wenn ihr mit nassen Tunicae auf dem Schlachtfeld nach euren Müttern schreit."

    Als schlichter Befehlsempfänger hatte Sönke es relativ einfach.. man wartete darauf bis die Befehle von ganz oben schön einfach gefiltert nach unten durchsickerten und schließlich bruchstückchenhaft bei ihnen ankamen. Während dort vorne also die Befehle verteilt wurden stand Sönke mit seiner Turma und der kompletten Centurio bequem auf dem Platz herum und übte sich wie so oft im Warten. Sowieso: Warten war offenbar eine grundlegende Disziplin, weil Befehle halt eine Zeit lang brauchten bis sie zu ihnen durchgesickert waren. Nicht, dass Sönke etwas dagegen hatte... neeeein.

    Ärger stieg in Sönke auf, als sich das Weib an seiner Routine verging, und er wollte sie schon einfach von dannen schicken... allerdings schien das Weib genuin ahnungslos zu sein, weshalb er desinteressiert zwischen den Zähnen hervorpresste: "Die Händler und Handlanger finden sich im Forum wieder.. du hast Glück, es ist gerade Markttag. Dort wirst du einen Optio finden, der die Marktrechte gegen Geld vergibt.. und dort kannst du dann deine Dienste anbieten. Ob sie allerdings jemand braucht kann ich dir nicht sagen. Die meisten Legionäre flicken ihre Sachen selbst, gewoben werden sie außerhalb des Lagers und dann angekauft, und kochen... naja, kochen tun wir selbst. Wenn."

    [SIZE=7]"Den Feind stoppen."[/SIZE], flüsterte jemand hinter Sönke, aber Sönke verstand nicht richtig, und so bestand seine Antwort aus einem ziemlich überzeugt gerufenen: "DEN FEIND STOPFEN, OPTIO!!!"
    Man konnte förmlich hören, wie den anderen Tirones die Luft entwich als sie sich nicht an die eigene Stirn fassen konnten.

    "Gaius Artorius Regulus, Sohn des Wer?" , hakte Sönke gleich nach, schließlich definierte man sich in ihrer Zeit vor allem über den Vater... und schleppte von diesem Rang und Namen mit... oder eben nicht.
    "Der hier...", klatschte die Hand des älteren Legionärs auf den Hinterkopf Sönkes, "..ist Marcus Marius Madarus. Wenn kein Offizier in der Nähe ist, rufen wir ihn Sönke.. da hört der auch besser drauf. Kein Name kann aus einem Barbaren einen Mann Roms machen. Aber eben einen Legionär, nicht wahr, Sönke?"
    "Maul halten." , blaffte Sönke zurück, und warf dem Mann eine halbe Handvoll von Kornrest ins Gesicht, "Also, sehr richtig... ich bin Marcus Marius Madarus, Sohn des Hartwig. Und das hier ist Publius Nassus Letho, Sohn des Publius Nassus Letho. Wann bist'n du dazu gekommen? Und vor allem warum, riecht man nicht überall, dass es nach Krieg stinkt?"

    "Weitergehen." , brummte Sönke müde als er zum gefühlten hundertsten Male am Tage einen Händler durch das Tor ins Castellum schickte, und er zählte schon die nicht zählbaren Minuten bis er seine Zeit am Tor mit den anderen endlich abgestanden hatte. Da sich eine gewisse Routine nicht verhindern ließ, brummte er mehr nur einen Gruß als dass er wirklich den Mund öffnete und nickte der Frau nur in Richtung ihrer Klamotte zu: "Arme ausbreiten und mit dem linken Fuß einen Schritt zur Seite tun."


    Nein, zimperlich waren sie nicht, sowas wie Gleichstellungsbeauftrage und Sexismusdebatten gab es nicht. Wer in das Castellum wollte wurde durchsucht, egal mit welchem Geschlecht die Götter den Menschen geschlagen hatten.. was meist eben auch dazu führte, dass es vornehmlich Männer waren die im Castellum um Arbeit ansuchten, und ihre Frauen von zuhause zulieferten.

    "Kiek ma wer da kummt.." , grinste Sönke seinem Contuberniumskameraden zu, der mit ihm vor den Stufen des Barrackeneingangs hockte und mit dem Mühlstein ihrer Kammer hantierten. Es war ihr 'freier' Morgen, was bedeutete, dass sie ausnahmsweise mal nicht direkt mit Plackerei und Knechtschaft anfingen, sondern sich um den Teil kümmern mussten der sie am Leben erhielt... und ihr Getreide zu mahlen gehörte auch dazu. Sönke schob die rundgeschliffenen Steine übereinander und wedelte nach einer gewissen Zeit das grobe Mehl herunter in eine Schale, die daraufhin von seinem Kameraden nach Steinen durchsucht wurde (den älteren Kameraden konnte man ansehen wie ernst sie es in der Zeit nahmen: mit 30 Jahren hat viele schon einige Zähne verloren). Das gab Zeit zum Plausch und vor allem die Möglichkeit dem Muff und der Dunkelheit der Stube zu entgehen.


    "Guten Morgen, Optio."
    "Morgen, Optio.", grüßten die beiden Soldaten den Optio als er vorbeieilte, und besahen sich mit interessierten Blicken den Neuen. Sönkes Kamerad war der erste, der das Wort mit kritischem Blick an den halb verhungert und ziemlich heruntergekommen ausschauenden Neuling richtete: "Was bist du denn für einer? Bleib mal hier, und erzähl uns was.."
    "Ah, hör nicht auf ihn!" , intervenierte Sönke bevor es zu spät war, "Der will nur, dass du Anschiss vom Optio bekommst weil du trödelst, sieh zu, dass du dir was zu essen holst und dich WÄHRENDDESSEN in Rüstung schälst... und DANN komm raus und erzähl uns was."
    "Spielverderber, elender.", brummte der bärtige Kamerad Sönkes mit verdrieslichem Blick, "Junge, du musst das noch lernen... bist du Tiro, wirst du ausgelacht... bist du es nicht mehr, lachst du über die Tirones. Und du bist keiner mehr. Also stell dem Jungen gefälligst ein Bein, wenn er vorbei kommt... der lernt nix, wenn man den in Watte packt. Der Weg in sein Hirn geht über die Faust des Optios, jawohlja..."
    "Aalder Drönbüdel" , schimpfte Sönke in der Sprache seiner Sippe, und verpasste dem Mann eine Kopfnuss die den Kopf des anderen beinahe ins Mehl stieß, und sandte den Neuling mit einem Kopfnicken in die Barracke, " "Steh da nicht so rum, sieh zu, dass du was zwischen die Zähne kriegst und deine Rüstung auf die Rippen. UND KOMM WIEDER."

    "Öhm..." m entfuhr es Sönke wenig geistreich, nachdem sie sich beim Formationswurf beinahe gegenseitig mit den Speeren die Zähne ausgeschlagen hatten. Einer von ihnen würde definitiv ein blaues Auge davontragen, und Sönke selbst spürte seine Wange nicht mehr, nachdem sie von einem anderen Tiro beim Ausholen plattgeschlagen wurde. Sich darüber zu beschweren hatte allerdings gerade unpassende Züge, denn der Optio kam mal wieder mit einer Frage an, bei der Sönke eine komplexere Erwartungshaltung roch... aber nicht in der Lage war diese zu erfüllen: "Den Feind zu töten, Optio?"