Beiträge von Okhaton

    Im Anschluss daran sind meine beiden ID's (diese hier und Perisander) hier ihrer Grundlage entzogen worden, von daher möchte ich mich aus dem Spiel zurückziehen, da das in wenigen Wochen wahrscheinlich sowieso notwendig geworden wäre. Wiedersehen.

    Der junge Ägypter trat an Centho heran, dessen Namen er sich sofort einzuprägen und mit seinen Gesichtszügen zu verbinden suchte, und sprach die Höflichkeitsformel aus, die er sich hatte sagen lassen. "Aurelius Corvinus bittet dich näherzutreten, so es dir gefällt." Er hatte den Satz gut auswendig gelernt, sodass keine grammatikalischen Macken darin enthalten waren, aber seine Aussprache klang noch deutlich nach dem östlichen Mittelmeer. Okhaton wies in Richtung des Corvinus und sprach dann diskret den Mann an, der mit dem Iulier eingetroffen war. "Darf ich deinen Namen...erfahren?" fragte er in dem leisen, aber deutlichen Ton, den er sich von den anderen Sklaven abgeschaut hatte.

    Die Römer hatten für diese Aufgabe irgendeinen Namen, aber er war Okhaton entfallen. Jedenfalls würde ihm das gefallen - es war nicht anstrengend, und es gab auch etwas zu tun für den Kopf. Corvinus war für ihn allerdings eine einschüchternde Person, mit seiner Strenge und seiner Wichtigkeit...


    Das gesellschaftliche Leben der Römer war Okhaton fremd, und er schätzte es kein bisschen. Er hatte das Gefühl, dass all diese Leute es sich viel zu schwer machten. Aber vielleicht musste das so sein, wenn es so reiche Leute wie Celerina und Corvinus und so arme, wie er sie auf der Straße sah, gab...


    "Gut. Ich lerne Namen." erklärte er. Bei der Frage nach seinem eigenen Namen zuckte er mit den Schultern. "Weiß nicht. Ist ägyptisch von früher...von den alten...ähm...Königen. Ein Philosoph war einmal Gast bei meinem Haus, er hat gesagt, mein Name hat zu tun mit einem Gott von den Alten, aber weiß nicht, ob das stimmt." Nach kurzem Nachdenken fragte er: "Sagen Namen bei Römern eine Bedeutung? Vielleicht kann ich sie besser mir merken, wenn ich Bedeutungen weiß?"

    Okhaton war sonst ein fast zu hübscher Mann, aber jetzt sah er miserabel aus. Seine Tunika war halb zerlegt, und er hatte eine größere Anzahl von Kratzwunden, die er vom unsanften Kontakt mit einem Busch zurückbehalten hatte.


    Auf dem Weg hatte er versucht, aus den Gesprächen um ihn herum festzustellen, was eigentlich das verdammte Problem war. Irgendwas mit Göttern, toll. Und um Frieden sollte es gehen. Hatten die alle ein Loch in der Tunika? Nur weil Flavias Geliebter abgestochen wurde und ein paar Kühe ausrasteten, war das doch noch lang kein Krieg...jedenfalls nicht das, was sich Okhaton darunter vorstellte. Dieser bärtige Priester schaute die ganze Zeit so grimmig, dass Okhaton erwogen hätte, ihm vorsorglich ein paar zu klatschen, wenn er nicht verletzt und erschöpft gewesen wäre. Jetzt war es dafür auch viel zu spät. Es war vielleicht auch nicht die feine römische Art von Celerina, es nachts im Wald mit irgendeinem Typen zu machen, aber wo war die Verbindung zu den Göttern? Er verstand das Problem immer noch nicht...

    Okhaton hatte noch kein Essen gesehen, das er nicht mochte, und genau das sagte er dann auch auf Griechisch. "Fisch ist gut. Bin damit aufgewachsen." Diese verrückte Römerin...wie sie nur immer auf diese Fragen und Ideen kam? Wahrscheinlich wurde man so, wenn man Zeit seines Lebens in völligem Luxus lebte und dann auch noch einen allem Anschein nach steinreichen Mann heiratete.

    Die Ereignisse waren über Okhaton hinweggerollt; er hatte sich beim Sturz hinter seinem Gebüsch so heftig den Kopf gestoßen, dass er erst wieder zu sich kam, als Celerina schon fortgebracht wurde. Von Ferne hörte er den Ruf des Kelten, aber er konnte noch nichts damit anfangen.


    Langsam, unter Schmerzen ächzend, kroch er aus dem Busch und erhob sich. An den Dornen hatte er sich Tunika und Haut aufgerissen. Wo bei allen verfluchten Seelen war dieses ganze verrückte Viehzeug hergekommen?


    Er entdeckte Áedán und schlurfte auf ihn zu.

    Die einzige Tatsache, die Okhaton in diesem Augenblick beruhigte, war der offensichtliche heftige Rausch Celerinas. Er selbst fühlte sich irgendwie langsam im Kopf, er war der Meinung, einiges von dem, was die Herrin sich da reinzog, abbekommen zu haben; das störte ihn nicht, ein guter Rausch war nichts Schlechtes. Er aber schien das viel weniger nötig zu haben als Celerina, die allem Anschein nach unglücklich verliebt war. Sie war auch wirklich noch jung genug für solche Dinge, dachte Okhaton, die Geschichte mochte also schon so stimmen. Was steckte da dahinter? Wer war dieser Mann?


    Der Ägypter verzog schmerzlich das Gesicht. Eigentlich wollte er das nicht wissen. Das eigene Schicksal war schon genug Herausforderung, auch wenn seines weit schlimmer hätte sein können, und so wollte er sich nicht mit den Leidenschaften anderer belasten. Okhaton hasste diese Seite an sich, dieses gnadenlos harte, egoistische, gefühllose Wesen, dass er sein konnte. Bevor seine Eltern starben, war er ganz anders gewesen, und das wusste er auch - sanft, freundlich, liebevoll...


    Zum ersten Mal seit längerer Zeit dachte er richtig an seine Eltern. Sein Vater hatte ihm neben Stimme und Körperbau auch die Neigung zur Musik vererbt, und sich bemüht, ihm neben dem Handel auch Singen und Musizieren beizubringen. Okhaton erinnerte sich lebhaft, wie ihm sein Vater, als er noch klein gewesen war, endlose spannende Geschichten erzählt hatte, von den alten Königen Ägyptens, ihren riesigen Bauten...von den Völkern im Süden, die eine dunkle Haut hatten wie Leone, der die Tür bewachte...


    In dieser Zeit war Okhaton einmal, als er vor dem Haus spielte, von einem Fuhrwerk getroffen worden und vor Schmerz brüllend zu Boden gestürzt. Der Vater hatte im Haus Listen geprüft, aber er hatte seinen Sohn gehört und war binnen Augenblicken bei ihm gewesen...


    Auch an seine Mutter dachte der Ägypter. Sie war immer sein Hafen gewesen - wenn alles schiefging, wenn er sich nicht mehr zu helfen wusste, war er zu ihr gegangen, immer mit dem gleichen Satz... "Kann ich dich etwas fragen?" Ihr hatte er von seinen Mädchen erzählen dürfen, und sie hatte ihn immer umarmt, ganz gleich, ob es ihm gut oder schlecht ging - vielleicht etwas fester, wenn er Kummer hatte.


    Okhaton wusste, dass diese Gefühle vom Rausch kamen, und trotzdem musste er mit aller Kraft die Zähne zusammenbeißen, um die Beherrschung zu behalten. Sein Blick wurde wieder kühl, als er sich mit etwas Distanz neben Celerina platzierte. "Ist es so gut?" fragte er leise.


    Es war alles egal... wenn jemand hinzukam, erwartete ihn das Kreuz, dann würde er eben durchbrennen und eine Gelegenheit suchen, sein Leben für eine richtige Sache zu beenden...vielleicht hatten ja die alten Könige recht gehabt, und die guten Seelen trafen die, die sie geliebt hatten, im Jenseits wieder...

    Okhaton erlebte die Augenblicke vor dem Eintreffen der verrücktgewordenen Herde im schnellsten Sprint seines Lebens. Er hatte noch einer offensichtlich kranken Frau gemeinsam mit ihrem Sklaven auf den Baum geholfen, dann den etwas ungelenken Burschen auch noch unterstützt (Aedan war aufgetaucht und hatte Celerina mit dem eigenartigen Oberpriester in einen Baum verfrachtet) und so die Chance verpasst, selbst noch zu einem anderen Baum zu kommen.


    Es sah aus, als geriete der gesamte Hain in Bewegung. Im Dunkeln war es unmöglich, einzelne Tiere auszumachen, es bewegte sich eine Schattenwand in irrsinnigem Lauf durch die Bäume. Schräg vor dieser Schattenwand lief Okhaton ihrem Rand zu. Er musste aus dem Hauptpfad der Herde herauskommen, aber die schnellsten Tiere passierten ihn bereits. Noch fünf Schritte, ein Vieh brachte ihn zum stolpern, noch vier, gleich war die Hauptmasse da, der Ägypter hechtete im Stile eines vom Sieg besessenen Ballspielers über ein Gebüsch, das im fast bis zur Brust reichte, und war für den Moment für die Menschen auf den Bäumen, von denen er einige panische Warnrufe und Ratschläge ("Lauf, Junge!") gehört hatte, außer Sicht.


    Die Hauptherde raste an ihm vorbei, aber neben und hinter ihr gab es genug Einzeltiere und kleinere Gruppen - und ein einziges Rind reichte, um auch einen starken, jungen Körper wie den Okhatons zu zerquetschen.

    Okhaton holte tief Luft und begann auf Griechisch zu erklären, Cleomedes' Name klang griechisch, vielleicht hatte er so Erfolg. "Ich hab den nicht umgelegt! Ich hab' die Herrin schreien gehört und bin hergelaufen, im Wald ist ein Mann mit einem Dolch gegen mich gerannt und abgehauen."


    Der Mensch, der hier anscheinend der Oberpriester war, hatte Celerina gepackt und fragte sie, ob sie den Mord begangen hatte. Die Herrin war aber viel zu erschüttert, um irgendetwas zu antworten. An ihrer Stelle beschloss Okhaton, dass er antworten musste. Er ignorierte Cleomedes und wandte sich an den Priester: "Sie nicht - ich hab' sie schreien hört, dann ich bin hingegangen, im Dunkeln gegen Mann mit Dolch gestoßen, er ist dann weggelaufen."


    Die eintreffende Masse an Menschen machte Okhaton nervös. Wenn der Angreifer auch Celerina noch umbringen wollte (immerhin hatte sie ihn gesehen), konnte er sich so wieder einschleichen. Er musste sie hier fortbringen. So schnell wie möglich. Wenn das Verbrechen im Spiel war, war es am allerbesten, nicht damit in Kontakt zu sein. An soetwas wie gerechte Gerichte glaubte Okhaton nicht. Richter waren käuflich oder selbstgerechte Menschenschinder, manchmal auch beides, so war das eben. "Vielleicht Mörder wiederkommt! Ich bin custos. Ich bringe Frau weg, sie dann sicher!" äußerte er im Ton eines dringlichen Vorschlags.


    Dann hörte er das Donnern von Hufen. Was bei allen sieben Winden war jetzt los?

    Sim-Off:

    ebenfalls noch vor der Reaktion des Zeremonienmeisters


    Okhaton war völlig überrascht, sodass er sich einige, wenn auch spürbar wenig geübte Faustschläge einfing, bevor er reagieren konnte. "Mach' deinen Kopf zu, Idiot, oder ich muss reißen dir ab!" bellte er dann und packte Cleomedes' Arme. "Ich habe nichtmal Dolch, du Schwachkopf! Mörder hat mich im Gebüsch da hinten umgeworfen, dann weggelaufen!"


    Der Ägypter machte sich los, trat einen Schritt zurück und brüllte, als Cleomedes nicht gleich Ruhe geben wollte: "Ich hau' dir auf's Maul, bis du ruhig bist, du machen Schluss jetzt!"

    In dieser Lautstärke war selbst bei dem Stimmengewirr, das vom Fest herüberschwappte, eine Stimme kaum zu verwechseln - Domina Celerina schrie! War da nicht einen Moment zuvor noch Kampfgeräusch zu hören gewesen?


    Okhaton fluchte unflätig in breitem ägyptischen Griechisch, sprintete so heftig los, dass er fast ausgeglitten wäre, und bahnte sich ohne Rücksicht einen Weg durch die Büsche. Was der Kelte tat, bekam er nicht mit.


    Er nahm die Gestalt nicht wahr, bevor er mit ihr zusammenstieß, aber es musste ein Mann sein, das erkannte er an der Stimme, und ein bärenstarker dazu, denn Okhaton wurde nicht nur aus vollem Lauf zum Stehen gebracht, sondern klatschte wie ein Sack auf den Rücken. Die Gestalt stieß ein lateinisches Wort aus, das Okhaton nicht erkannte, und dann blitzte im Dunkeln ein Dolch auf. Okhaton packte das Handgelenk des Fremden, als dieser sich auf ihn stürzte, stieß ihm das Knie in die Seite, und das ermöglichte es ihm, den andern von sich herunterzuwälzen. Der rollte sich erstaunlich geschmeidig ab, sprang auf und rannte in Richtung Straße. Okhaton erkannte sofort, dass eine Verfolgung sinnlos und gefährlich war - im Dickicht konnte er ihm, dem Unbewaffneten, einen tödlichen Hinterhalt legen und überdies ohne jede Schwierigkeit entkommen.


    Einen Moment lang war der Ägypter atemlos von dem Aufprall, dann sprang er keuchend wieder auf die Füße; jetzt hörte er das Weinen Celerinas und betrat den kleinen freien Platz. Die Herrin, fast nackt, über einem Körper mit einer scheußlichen Wunde an der Brust, aus der das Blut floss. Okhaton in seiner Aufregung brauchte einige Augenblicke, um die Situation richtig zu verstehen. Es fiel ihm zuerst nicht mehr ein als ein grober Fluch, dann kniete er neben Celerina nieder. "Domina! Du bist nicht angreifen?" Zum ersten Mal kam ihm eine lateinische Äußerung vor einer griechischen in den Sinn.


    Die restliche Situation war einigermaßen deutlich, und er hätte ohnehin nicht nachfragen können. Der, der da gerade starb oder schon tot war, das war Celerinas Geliebter, von dem sie im Opiumrausch gesprochen hatte. Sie hatten sich hier getroffen, und dann war irgendwer gekommen und hatte ihren Liebhaber umgelegt. An einem Festtag! Das musste eine verzweifelte Gestalt sein, oder eine verdammt gut bezahlte.

    Okhaton hatte im Trubel des Rituals den Überblick und Celerina aus den Augen verloren. Na großartig. Er grinste heimlich. Besser hier als in einer Gasse der üblen Teile Roms, besser an einem Festtag als irgendwann sonst. Mit den Blicken durchstreifte er die Büsche, mehr aus Langeweile - dann sah er eine Bewegung, oder meinte sie zu sehen. Bestimmt nur eine Täuschung. Oder? Hatte nicht dieser Cleomedes Celerina etwas zugeflüstert, bevor sie verschwand? Er hatte irgendwo von Intrigen gehört, die die Römer untereinander ausfochten. Vielleicht war das so ein Fall... er jedenfalls würde warten, bis Celerina wieder auftauchte, und sie dann zurückbegleiten.

    Einen Geliebten hatte sie also! Das erklärte so manches. Okhaton spielte leise weiter und überlegte, was nun die richtige Reaktion war. Wenn sie aber einen Geliebten hatte, bedeutete das wahrscheinlich, dass die Warnung, die Corvinus ihm gegeben hatte, leicht zu beachten sein würde, oder nicht? Bei diesen Römern wusste man nie...


    Er hörte jetzt auf zu spielen und kratzte sich wieder am Kopf. Dann kam ihm eine Idee. Da gab es doch dieses Lied!


    "Calypso ließ Odysseus geh'n
    sie sah ihn nicht mehr wieder
    Jahr und Tag sah man sie steh'n
    Und singen traurige Lieder.


    So groß schien ihr das Elend -
    sie hat ein Gift gemischt
    Doch verbot ihr eine Gottheit
    den Plan aus der Meeresgischt


    So baut sie denn ein Boot
    Malt Wangen, Lippen rot
    Und fand den Ort, wo's einen gibt
    Der sie fortan geliebt."


    Der Ägypter sang leise, beinahe nur angedeutet, aber er drehte sich so zu der traurigen Celerina, dass er in ihre Richtung sang und sie ihn verstehen musste. "Du bist jung. Er ist nicht dein letzter Geliebter, wenn du ihn verloren hast." An diesem Punkt war er nicht sicher, ob er sie richtig verstanden hatte.

    "Sie ist fortgezogen, und ich bin arm geworden und wurde Sklave. So war das." Er konnte die Ungeduld darüber nicht ganz vermeiden, dass Celerina sich schlecht in Biographien, die außerhalb ihrer reichen Römerkreise spielten, hineinfühlen konnte - so war jedenfalls sein eindeutiger Eindruck bisher. Und gemerkt, was er ihr erzählte, hatte sie sich auch nicht.


    Okhaton fehlte jede Übung, über so komplizierte Dinge wie die "wahre Liebe" nachzudenken. "Wahre Liebe" - was sollte das sein? Liebe war Liebe, oder nicht? Er kratzte sich etwas ungelenk am Kopf. "Meine Freundinnen hab' ich geliebt. Ich war traurig, wenn sie nicht da waren, und froh, wenn ich wusste, ich sehe sie bald. Das war fast wie betrunken sein, nur dass dir nachher nicht der Kopf wehtut. Und irgendwie besser." Er lächelte etwas, als er in Erinnerungen schwelgte. "Liebe war das... aber was "wahre Liebe" sein soll, weiß ich nicht. Ich glaube, egal wie viel zwei sich lieben, sie können sich streiten. Mir scheint, Liebe ist einfach...Liebe." Er zuckte mit den Schultern. "Ich bin kein philosophos, der über soetwas viel zu sagen weiß, und auch kein alter Mann, der alles kennt und gesehen hat."

    Okhaton entschloss sich, die Fragen in den Teilen zu beantworten, in denen er sie beantworten wollte, und zu hoffen, dass sie in ihrem Rausch nicht nachhaken würde. Er dachte zurück an die entsprechenden Momente in Alexandria...das war nichts, worüber er ausgedehnter reden wollte. "Ja...zwei Geliebte hatte ich. Die erste...das ist schon eine Weile her. Ich wusste gar nicht, was da mit mir vorging, aber es hat mir eben gefallen...das Mädchen war klein, sehr runde Gestalt... wir haben uns dann nach einer Weile gestritten. Sie hat dann auch geheiratet, damit war das erledigt." Okhaton klimperte leise auf dem Instrument, während er sich an die zweite Geschichte erinnerte und sie sich zurechtlegte.


    "Bei der zweiten war ich schon etwas älter, das hat dann auch schon viel mehr Spaß gemacht, weil wir besser wussten, was wir taten. Wir haben uns meistens in den Lagerräumen ihres Vaters, der Großhändler war, getroffen. Dieses Mädchen hätte ich durchaus länger haben mögen, eine echte Schönheit mit einer sanften Seele, aber sie musste dann fort...und ich dann schließlich auch." Okhaton erzählte das ohne große Rührung - sehr sentimental war er nicht, das hatte er sich spätestens seit dem Tod seiner Eltern gar nicht leisten können. Seine unbekümmerte Art ermöglichte es ihm, immer schnell zu einer gewissen Ruhe zurückzufinden.

    Die Situation war absurd; Okhaton sah sich in der Lage, auf Anweisung der Herrin loszuziehen und jemanden grün und blau zu prügeln, genauso konnte er ihr mit einem Lied die Tränen in die Augen treiben oder eine schöne Geschichte erzählen, aber Liebeskunst? Bei allen Geistern, er war gerade einmal 20 Jahre alt! Diese verrückten Römer glaubten immer, dass alle Nichtrömer Geheimwissen hatten, das sie einfach so anzapfen konnten...


    "Ich hatte schon Geliebte, aber da ging es um die Liebe, nicht um Kinder. Ich weiß nicht, ob das wichtig ist, dass man Spaß daran hat. Ich glaube nicht. Ich hab' gehört, dass es Männer und Frauen gibt, die keine Kinder bekommen können, aber das ist wohl nicht so oft." Der Ägypter setzte die Laute kurz ab. "Es tut mir leid, ich kann dir da nicht helfen, Herrin." Okhaton sah sie an und verbarg seinen Zweifel sorgfältig. Manchmal konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Celerina nicht alle Amphoren im Regal hatte...irgendwie fehlten ihm die Worte, um sich richtig zu sagen, was dieses Gefühl beinhaltete.

    Okhaton, leicht benebelt von den Dämpfen dessen, was Celerina da zu sich nahm, war gerade an einer komplexen Stelle seiner Improvisation, und so brauchte die Frage eine Weile, um zu ihm durchzudringen, und er einen Moment, um sie zu beantworten. Der Ägypter hatte bemerkt, dass sie ihn ab und zu berührte; er spürte, dass hier eine gefährliche Situation entstand...aber noch war nichts dagegen zu tun.


    Er dachte an Charis. Warum konnte die ihn nicht toll finden? Das wäre einfacher gewesen. Egal, es war nicht zu ändern. Er beendete das Spiel und schaute Celerina zweifelnd an. "Du bist verheiratet, du wirst es wissen." Okhaton krauste die Stirn. "Oder meinst du, was wir tun, wenn es lange dauert?"

    Todesdrohungen waren im Steinbruch an der Tagesordnung gewesen, und gekreuzigt worden war dann doch keiner. Okhaton konnte damit umgehen. Wie er, sollte Celerina auf törichte Gedanken kommen, verfuhr, würde er wohl improvisieren müssen. Es kam auch sehr auf die Situation an - aber von diesen Gedankengängen ließ der Ägypter nichts nach außen dringen. In Ägypten drückte man seine Gefühle anders aus als in Rom, und so fiel ihm das hier nicht besonders schwer. "Sum servus, nec idiota. Idiota sum, tuam muliera tango."* erklärte er nüchtern auf die Drohung hin.


    Die allgemeinen Hinweise, die Corvinus ihm gab, nahm er auf - er sprach ja schon immer Latein, wo es sich vertreten ließ. "Ich merke schnell Wörter von Lied und ich merke schnell Geschichte. Und ich lerne sprechen schnell. Also ich merken wohl ein bisschen gut." Die Antwort des Ägypters kam mit der augenscheinlichen Ruhe, wie sie das Vertrauen, notfalls aus jeder Situation einen Ausweg finden zu können, ermöglichte. Okhaton war kein Held - aber Angst, die Angst, die Entscheidungen schlechter werden lässt, die hatte er noch nie erlebt. Er vermutete, sie wäre ihm einfach ganz fremd.


    Er hatte das Gefühl, den Patrizier mit seinen Antworten überzeugt zu haben, daher verzichtete er darauf, die offenkundige Frage zu stellen, wo er mit seiner Anfrage hinwollte.


    Sim-Off:

    *"Ich bin Sklave, aber kein Idiot. Ich bin Idiot, deine Frau anfasse." Und ja, seine Grammatik ist saumäßig. ;)

    Okhaton nahm Platz. Gut - offenbar hatte der Mann der Herrin sich noch keine abschließende Meinung gebildet. Er zog die Augenbrauen zusammen, während er die richtigen Worte suchte - er durfte jetzt nichts Missverständliches sagen, obwohl die Wahrheit unproblematisch war. "Für was deine Frau mich vorsieht, weiß ich nicht, ich habe nur länger mit ihr gesprochen, als ich herkam. Ich bin kein Vertrauter für sie. Ich kann dir nur sagen, was ich bisher gemacht habe - Geschichten erzählt, Musik gemacht, gesungen und als Wächter ausgeholfen. Ohne dass sie es mir gesagt hätte, versuche ich die Buchstaben zu lernen und mehr Latein... und mehr habe ich bisher in deinem Haus nicht getan." Auf Latein wiederholte er: "Ich bin nur Sänger, Erzähler, vielleicht Wächter."

    Der Ägypter zügelte seine kraftvolle Stimme sorgfältig, Kraftmeierei war hier wirklich nicht gefragt, aber jedes seiner Worte war verständlich, wenn er auch Griechisch mit ägyptischem Akzent und Latein noch etwas unbeholfen sprach. Die letzten beiden Sätze wurden etwas lauter, er legte Entschiedenheit hinein und sah Corvinus direkt an. War dieser Römer ein Menschenkenner? Okhaton hoffte, seine Nervosität würde nicht missdeutet werden.