Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Nicht der Kurze, nicht der Legat. Sie selber hatte sein Erscheinen verlangt. Auf was für ein hinterlistige Art. Aretas stand wie angewurzelt, vermied es sie anzustarren. Ihm wäre es leichter gefallen, wenn sie nicht so eine anziehende Erscheinung abgegeben hätte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er ihre Wanderung, ihre Bewegungen. Wie sie um ihn herum schlich. Den Becher hielt er in der Hand, machte keine Anstalten daraus zu trinken. Er versäumte seinen Ausgang, blieb er länger hier.


    " Aus Ateste. Nördlichöstlich von hier. Nahe an den Bergen." antwortete er knapp. Das interessierte sie alles nicht, dachte er. Was wollte sie von ihm? Sein Mund war trocken. Er trank einen Schluck vom Wein. Unverdünnt war der und er hatte nicht sehr viel gegessen. Heute wollte er Chio überraschen und kochen. Nur wie kam er hier raus ? Aretas versuchte ruhig zu bleiben. Wenn sie nur nicht dauernd vor seiner Nase rumtanzen würde. Das hielt der stärkste Mann nicht aus. Er trank den Becher aus und hielt ihn Mila hin, dass sie ihn ihm abnahm.

    Ein riesiges Haus. Nicht so groß und schön, wie das der Tiberer, aber immerhin sehr ansehnlich. Aretas sah sich beim durchqueren der Gänge um. Ein Legat lebte sehr gut.
    An einer Tür klopfte der Sklave und öffnete, Aretas folgte ihm ohne Argwohn. Titus cubiculum nahm er an. Die Einrichtung passte nicht zu einem Jungen seines Alters, das störte ihn als erstes. Die Frau auf dem Bett und die Sklavin die ihr die Haare machte als zweites. Dann wurde der Sklave weg geschickt als drittes.
    Er sah genauer hin. Eine sehr gut aussehende junge Frau. Ihr Gesicht hatte er noch nicht gesehen. Titus Mutter? Ein zwei Schritte in den Raum. Das leichte etwas in orange passte sich ihrem Körper hervorragend an. Ließ einiges vermuten. Umschmeichelte förmlich ihren Körper. Die Farbe und ihre Haare es passte alles. So eine Frau, was für ein Traum. Seine Blicke blieben an ihr deutlich zu lange hängen. Ihm fiel es schwer sich davon los zu reißen. War es hier so warm im Raum? Als sie ihn ansah Überraschung und Schreck in einem. Das war Aurelia Lentidia, die Frau die er zur Therme gebracht hatte. Den Namen hatte er nicht vergessen und den runden straffen Hintern, in den er gekniffen hatte noch weniger. " Salve Aurelia Lentidia, wo ist Aurelius Durus ? Er hatte...." Er hatte nicht. Das Ende des Satzes blieb offen. Aretas begriff sehr schnell. Oder lag er ganz falsch und der Legat hatte auf ihren Wunsch hin veranlasst, dass er hier her beordert wurde? Eine verzwickte und sehr ungemütliche Situation für ihn.

    Dienstfrei und Ausgang, das musste Aretas ausnutzen. Seine Ausrüstung war geputzt, er war fertig für den Ausgang. Sein Name wurde genannt. Eine Nachricht? Von wem war die Nachricht.
    Marius zeigte zu Antias. " Der da." Antias schnallte seine cingulum um und kam nach vorn.
    " Was für eine Nachricht hast du? " Er konnte sich nicht vorstellen von wem die sein könnte. Vom Kurzen? Von Marei, der kleinen Sklavin?

    Er breitete seine Arme aus und fing sie auf. War das ein Empfang, so wie er ihn sich gewünscht und erhofft hatte. Wie lange war es her? Ihm blieben vor lauter Freude die Worte weg. Er fasste sich, griff sie an der Taille und hob sie hoch, drehte sich mit ihr, ließ sie wieder runter. War er glücklich. Ein langer zärtlicher Kuss. Aus seinen Armen lassen? Nein niemals. " Wie geht's dir ?" flüsterte er, drückte sein Gesicht in ihr Haar.

    Ein dutzend Schritte die Hauptstraße hinunter, links halten und dann immer der Nase nach. So hätte die Wegbeschreibung für einen Fremden geklungen, der Lucilla's kleine Bäckerei sucht. Mit der Nase nach war ernst gemeint. Antias sog den Duft frischen Gebäcks ein, der ihm auf dem Weg ins Viertel entgegen strömte. Die Front des Hauses sah verändert aus. Ansehen konnte er es später ausgiebig. Zu Lucilla wollte er. Leise betrat er den Laden und ging an der Theke vorbei. Blieb im Raum stehen. Im Regal lag Brot und Gebäck. Keiner zusehen. " Hallo, he da. Ich will ein Brot." rief er mit verstellter Stimme. Sich diebisch freuend, was sie für Augen machte, wenn sie ihn sah.

    " Morgen kommst du mit, wir gehören zusammen." Stieß Marius Antias an, der seine Sachen ordnete und den kleine Beutel mit seinem Sold in seine Tunika steckte. " Der heutige Tag mit ihr sei dir gegönnt." fügte er grinsend an. " In den nächsten Tagen werden wir sehen, wen es wohin verschlägt. Gut wäre es, unser Haufen bliebe zusammen." sagte Cato. Er hasste Veränderungen, bei denen man neue persönliche Kontakte knüpfen musste." Abwarten cato. In eine andere Legion werden wir nicht versetzt. Da glaube ich nicht dran. Die Cohorte oder die Centurie wechseln. Das eher." meinte Antias.


    Die Therme hätte er vielleicht nochmal besuchen sollen. Wäre verschenkte Zeit, Von seiner freien Zeit wollte er keine Minute hergeben. " Ich mach mich los Jungs, bis später. Lasst euch nicht ausnehmen." grinsend lief Antias los. Was für ein Gefühl, konnte man sich besser fühlen als Entlaufener. Kein Entlaufener mehr, Bürger Roms in der Legion. Er hatte die Tabula, da stand sein Name drin, Servius Obsidius Antias.

    Dienstfrei! Sonderausgang! alle brüllten vor Freude los. Da war die Ankündigung von Versetzungen Nebensache. Putzen und Flimmern war für die nächsten Tage, vielleicht auch nicht.



    Ein Haufen durcheinander rennender Ameisen war nichts gegen das Getümmel auf dem campus. Für Antias stand fest wo es hin ging. Seine drei Kumpane waren sich nicht einig wohin zuerst.Auf dem Weg zu den Unterkünfte wurde heiß diskutiert. Antias mischte sich nicht ein. Sie fanden das richtige, da war er sich sicher.

    Zu spät merkte er, dass seine Schritte zu raumgreifend für den Kurzen waren. Der Junge musste rennen um ihn einzuholen. Kurzerhand machte Antias kleinere Schritte, dass der Kurze hinterher kam. Beim Laufen spürte er die Blicke des Jungen, sah seitlich zu ihm runter. Sah wieder geradeaus und fragte. " Was hat mein kleiner Kamerad auf dem Herzen. Oder hat der Sohn des Legaten eine Frage?" Eigentlich war der Junge nicht zu beneiden. Ihm fehlten Spielkameraden in seinem Alter. Er wuchs zwischen Legionären auf. Trotz Geld und Macht, die sein Vater besaß , war er arm, er hatte keine gleichaltrigen Freunde. Die Streiche mitmachten, mit ihm spielten, sich mit ihm stritten.


    Antias bewachte mit seinen Freunden die Pferde auf der Weide. Sie halfen zusammen beim Stallbau, beim Mähen, beim Futter einlagern. Mit ihnen wurde es nie langweilig. Sie fuhren mit Einspännern Rennen gegeneinander. Sie lernten zusammen kämpfen. Sie hielten zusammen. Bis Antias zur thrakischen Reiterei ging.

    Ein Geschrei von gegenüber. Antias fuhr zusammen. Alle reckten ihre Köpfe. Sixtus stand am nächsten. Er drehte sich kreidebleich weg taumelte zum Wall und kotze sich die Seele aus dem Leib. Cato hätte sich gleich daneben gestellt. Antias gab ihm eine Ohrfeige und zerrte ihn zur Seite. " Hol Luft, tief Luft und vergiss was Sixtus macht." Cato war durch die Ohrfeige abgelenkt, sah zu Antias und befolgte was er sagte. " Besser?" Cato nickte. " Geh oben weiter Soden auflegen." Weg aus dem Dunstkreis von Sixtus. Marius spuckte aus. " Der hat ausgedient."


    Der Brüller vom Primus Pilus brachte alle zurück zum Arbeiten. Antias beeindruckte der Brüller nicht. Ohne mit der Wimper zu zucken sah er hin. Es war nicht der der erste blutende Mann den er sah. Bei dem Optio war es nur der Fuß. Beim Wagenrennen, ging es blutiger zu. Man erkannte die verunglückten Fahrer kaum noch. An ihnen war nichts mehr heil. Blutige Körper, abartig verrennte Glieder, entstellte Gesichter. GLück hatte der, der sich gleich beim Sturz das Genick brach und starb und dann erst vom folgenden Wagen überrollt wurde. Wie oft hatte er bei den aufgebahrten Toden gestanden.


    Antias holte tief Luft. Mit der Schaufel warf er das lockere Erdreich auf den Wall. Schaufel für Schaufel.

    Miles! Aretas griff nach der Tabula. Da stand sein angenommener Name drin und das er vollwertiger Legionär der I. legio war. Ab heute war er der, der in der Tabula stand, Miles Servius Obsidius Antias. Er hatte es schließlich schriftlich.


    Zackig grüßte Antias und trat zurück. Ganz fest hielt er die Tabula. Das Nicken des Primus Pilus war ihm nicht entgangen. Ein breites Grinsen und mit stolz geschwellter Brust trat er zurück in die Formation. Die nächsten waren dran. Sixtus , Marius, Cato.......und wie sie alle hießen. Frisch gebackene Milites.


    " LANG LEBE DER KAISER !!!" tönte es lautstark aus den Kehlen der frisch ernannten Milites. " HOOO, HOOO, HOOO."


    Eins fehlte, der erste Ausgang nach der Ernennung. Raus aus der castra ins Getümmel der Stadt, wenigstens für einen Abend. Die erhöhte Alarmbereitschaft schmiss vielleicht alles über den Haufen. Antias sah zu Marius, der war kaum zu halten. Besorgt zog er die Augenbrauen hoch. Kam Marius heute nicht raus, gab es Stunk bis zum ersten Ausgang.

    Waren die letzten Minuten aufregend. Wurde die Spannung immer größer als die erste Tabula aus der Kiste befördert wurde und der Primus Pilus einen Blick hineinwarf.
    Die Stunde der Wahrheit für die Tirones. Ausgerechnet Marius war aufgeregt wie ein kleines Kind. Sixtus nahm es gelassen. Cato schwitzte wie Henker. Im lief der schweiß in die Augen. Er blinzelte unentwegt und Antias? Die Euphorie vom sprechen des Eides war verschwunden. Er war sich unschlüssig. War es gut hier zu sein? Hier unter diesem Namen in der Legion bestand für ihn keine Gefahr. In der Stadt fand er keine Arbeit, nachdem er abgelehnt hatte für die Bande von Halsabschneidern zu arbeiten. Chio war relativ sicher und hatte sich selbständig gemacht. Eine Bäckerei. Sie brauchte seine Hilfe fast nicht mehr.


    Der Aufruf seines Namens holte ihn zurück. Er trat nach vorn zum Primus Pilus, salutierte. " Tiro Servius Obsidius Antias, IX. Cohorte, IV. Centurie, V. Contubernium."

    Wer rief da nach Chio? Eine Kinderstimme. Weg war sie. " Von dem Kuss kannst du mir nachher zwei einpacken." rief er hinterher, das Körbchen in der Hand. Zeit rein zusehen, was drin war. Duft! Was für ein Duft, Widerstand zwecklos, ein Stück verschwand gleich in seinem Mund. Kauend sah er zu, wie Chio mit einem Mädchen an der Hand wieder kam.


    Die Kleine kannte er vom Tor. War sie nicht mit Titus ... Die beiden hatten etwas miteinander zu tun. Was , das war ihm entfallen. Am Tor war meinst viel los und Kleinigkeiten gingen da unter. " Salve, Marei. " Antias setzte eine nachdenkliche Miene auf. "Honigkirschen, die hab ich noch nie gegessen. Schmecken die?" fragte er mit fast leer gekautem Mund. " Mmmhhh, du musst unbedingt Lucillas Gebäck kosten." ein zweites Stück verschwand in seinem Mund. " Du hast frei?" kam es etwas undeutlich von Antias. " Ich möchte auch frei haben. Frei für Lucilla, damit ich sie besuchen kann." Er sah sich um. Kein Optio und Centurio zu sehen, also konnte er noch hier bleiben. " Woher kennt ihr euch denn?" fragte Antias. Lucilla war heute das erste Mal hier auf dem Forum und die Kleine hatte sie mit Namen gerufen.

    Im Chor, mit einer Stimme, wie eingeübt. Hundert wurden zu einer, wiederholten sie den Schwur. Wissend, dass sie sich damit banden für nicht zu knappe Zeit. Sie unterwarfen sich Befehlen. Zogen in den Krieg, kämpften, siegten oder verloren und starben. Sie waren ab heute ein Teil von Rom's Stärke.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!"


    tönte es aus zig Männerkehlen, über den Campus.


    Aretas wiederholte die Worte stolz und euphorisch. Er war nicht wieder zu erkennen. Hier stand kein Sklave. Er fühlte sich in diesem Augenblick wieder wie ein Krieger, ein Kämpfer der gebraucht wurde. Er hatte hier Freunde gefunden denen er vertraute und die ihm vertrauten. Einen Wehmutstropfen gab es. Seine Chio, alleine da draußen. Für einen Wimpernschlag war er hin und her gerissen.

    Die Köpfe flogen nach rechts. Kein Laut war mehr zu hören. Alle sahen gebannt auf die die da kamen und Tabulae mit sich trugen. Antias behielt den Primus Pilus im Auge. Man hatte der eine stramme Haltung. Das färbte ab. Jeder versuchte stramm zu stehen, Antias zog den Bauch ein, war zwar keiner da, aber es sah besser aus.


    Was hatten denn die Tabulaträger vor? War es etwas soweit, hatten sie ihre Ausbildung hinter sich? Zu schön um wahr zu sein. Durften sie dann wenigstens den Abend raus? Antias wurde ein bisschen nervös. Die ewige Schinderei, immer noch dreimal besser als Sklave bei Tiberia Faustina. Seinen Rücken hatte er ihr zu verdanken. Zum Glück waren sie weit genug von Rom weg. Der alte Tiberer hatte sich, schenkte er den Gerüchten glauben, ins Schwert gestürzt. Faustina war nicht wieder aufgetaucht. Also drohte keine Gefahr mehr erkannt zu werden. Es war keiner mehr da. Und wenn schon, wer erinnerte sich schon an einen Sklaven, der nur für die Gespanne verantwortlich war.

    Der Karren holperte über die Via Praetoria. Auf der linken Seite war das Forum. Heute war Markttag und zahlreiche Händler hatten sich eingefunden um ihre Waren anzubieten. Tuchhändler, Garküchen, Schmuckhändler, Fleischer, Händler für Lederwaren. " Hier ist ein guter Platz." Aretas stellte den Karren ab. Fast am Eingang zum Forum. Ein Tuchhändler stand als erstes. " Deine Frage. Ja, wir sind mit unserer Ausbildung fast fertig. In drei oder vier Tagen." Seine Blicke gingen über das Gebäck. Er stand mit ihr hinter dem Wagen. Seine Hand streichelte über ihren Rücken und wanderte tiefer. " Der Sonderausgang ist nur für dich reserviert." Er kniff leicht zu. " Ich gehe eine Runde, bin gleich wieder da. Patrouille." Aretas ging die Stände ab. Immer ein Auge auf Chio. Bis er wieder beim Karren angekommen war. " Hast du was für einen hungrigen Tiro?"

    " Ach Ärger. Ich bekomme keinen Ärger. Außerdem ist es meinen Aufgabe aufzupassen, dass du keine Dummheiten machst. Du bist das erste Mal hier." Ein sehnsüchtiger Blick auf ihren Karren. Scutum und Pilum stellte er an der Wache ab. " Ich bring dich zum Forum." still ging er neben dem Karren her. Keine Frage er würde schieben helfen, aber sah das ein Optio oder Centurio gab's Ärger. Seine Blicke trafen sie von der Seite. Sie war noch hübscher geworden. Ihre schmalen Hüften, die zierlichen Hände, alles an ihr war hübscher. Lag es daran, dass er lange nicht mehr zu Hause war? " Wie geht's zu Hause ? "