Alles schon mal dagewesen. Auf dem Pferdemarkt wurde es nicht anders gehalten. Auf dem Sklavenmarkt das gleiche. Aretas schnaufte und machte den Mund weit auf. Sollte er vielleicht dazu wiehern ? Den Gedanken schickte er gleich in die hinterste Ecke. Der Medicus war so schon sehr misstrauisch und mürrisch bei ihm.
Beiträge von Servius Obsidius Antias
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Das machte ihn nervös, dieses um ihn herum Gelaufe des Medicus. Sein Geflüster war undeutlich. Bis zur Frage nach Alter und Geburtsort.
" Ich bin in der Nähe von Ateste geboren, 22 Jahre alt."
Ob er wusste wo das lag? Aretas wusste es, einer der Tischler war dort gewesen und hatte ihm viel von diesem Ort erzählt.
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Grübelnd sah er den Medicus an. Nein, was sollte er verschweigen. Da gab es nichts. Er mochte dieses Kinderspiel schon als Junge nicht und hatte sich nie sonderlich Gedanken darum gemacht, warum er nicht bis zum Schluß durchgehalten hatte.
" Nein, ich verschweige nichts."
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Er behielt die Augen geschlossen, legte seine Hand auf ihre. Hinderte sie nicht daran ihm über die Wang zu streicheln. Er schnurrte wie ein Kater, öffnete die Augen einen Spalt, lächelte. Griff vorsichtig nach ihr und zog sie zu sich. " Entschuldige die letzte Nacht....." er gab ihre einen Kuss auf die Stirn und legte die Arme um sie. " Gib mir bis Morgen Zeit mich zu entscheiden." Heute wollte er in der culina ein provisorisches Dach aus den Resten der Balken, Bretter und Ziegel bauen.
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Ein beliebtes Kinderspiel auf einem Stamm über dem Bach. Er hatte sich meist mittelprächtig gehalten.
Er stellte sich aufs linke Bein und begann laut zu zählen, so wieder Medicus es wollte.
" Unus, duo, tres...."
Im zweiten Drittel fing er an zu wackeln bis 18 kam er, setzte seinen rechten Fuß auf und fing sich ab.
Er pausierte kurz und stellt sich aufs rechte Bein, begann wieder zu zählen.
Diesmal ging es bis 20 gut. Ein Patzer und er setzte den linken Fuß bei 21 auf. -
Durchatmen, die Arme strecken. Aretas ging in die Knie und zählte laut mit.
"Unus, duo, tres....... "
Im gefiel nicht, dass der Medicus sich hinter seinem Rücken aufhielt. Ruhe bewahren und zählen.
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Er ging auf den Boden, stützte sich ab, eine leichte Übung. In schneller Folge machte ihm nichts aus. Das tägliche Training in den Stallungen hatte ihn körperlich fit gehalten.
" Unus, duo, tres, quattuor......" Das ganze Spiel zweimal wiederholt. Laut und deutlich mitgezählt.
Tief in die Beuge und wieder hoch gedrückt. Der Rücken und die Beine eine Linie.
Fertig, er sah nach oben, war kaum außer Atem.
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Was war denn jetzt? Er hatte Luft geholt und gehustet. Die gleiche Prozedur nochmal?
Wie befohlen atmete er tief ein, hielt die Luft an und atmete aus, dabei hustete er.
Hier war es schlimmer als beim Sklavenhändler. Der Medicus kam noch auf die Idee und ließ ihn die Luft anhalten bis er blau anlief.
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Vorerst in Sicherheit. Das ging gerade nochmal gut. Er streckte sich und hustete.
Was gab es denn noch alles? So kleinlich. Er war kern gesund, das konnte man auch ohne diesen ganzen Aufwand sehen.
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Vorsicht! Sei auf der Hut! sagte es in ihm. Dieser Mann war reich und gut informiert. Er hatte scheinbar sehr viel Einfluss in Mantua. " Wenn es so wäre, was hat das mit dir zu tun?" Aretas stand hinter Chio, seine Hände lagen auf ihren Schultern. Sie mussten aufpassen. Jedes verkehrte Wort konnte das aus sein.
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Hatte er gegen eine Wand geredet, mit sich selber gesprochen? Verwirrung stand auf auf seinem Gesicht geschrieben. War das zu undeutlich für den Medicus gewesen?
" Der Verursacher: Quintus Obsidius Pandus. Das benutzte Züchtigungsinstrument: Peitsche. Weitere Strafmaßnahmen: im Zimmer eingesperrt. Ursache: Widerworte und Besserwisserei, Aufbegehren gegen den Vormund. Bestätigung solcher und ähnlicher Strafmaßnahmen durch den Verursacher: die Nachbarn."
Hoffentlich verstand er das besser, als die erste Erklärung.
Sim-Off: zweite Variante, erstere wurde überlesen?
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Tief Luft holend drehte er sich. Seine Hand strich über die Matratze. " Chio.?" brummelte er. " Chio??" Verschlafen sah er neben sich. Chio war nicht da. Grummelnd setzte er sich auf. Sie lag neben ihm, als er einschlief. Wo war sie hin? Er fuhr über sein Gesicht und ging schlaftrunken ins Atrium. "Chio.." rief er halbverschlafen. Im Hortus war sie nicht, die culina? Er schlurfte hin. In der Ecke zusammengekauert saß und schlief sie. " Meine kleine Chio." murmelte er. Vorsicht nahm er sie auf seine Arme. " Habe ich dir weh getan." flüsterte er und gab ihr einen Kuss, lehnte sie gegen seine Brust und ging mit ihr zurück ins cubiculum. Halb sitzend, hatte er sie zu sich genommen, an seine Brust gelehnt, deckte sie zu und streichelte über ihren Arm. Sie war so verletzlich, er musste ganz besonders auf sie acht geben.
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"Zwei Dinge sollte man nicht tun. Wider sprich nie deinem Vormund, heißt er Quintus Obsidius Pandus. Reize ihn nie bis auf's Blut. Die zwei Dinge haben mir das eingebracht. Du kannst unsere Nachbarn fragen, sie kennen ein paar mehr Geschichten."
Nach Chio's Erzählungen vom Brunnen, muss er ein übler Tyrann gewesen sein. Ich war froh, dass ihn die Seuche erwischt hatte.
Aretas hielt dem Blick stand. " Heute käme er nicht mehr dazu."
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" Nein, Krankheiten, musst du nicht, ich war nie krank."
Was sollter er ihm über die Narben erzählen? An das simpelste hatte er nicht gedacht. Nur die reinen Tatsachen, solle der medicus weiter fragen, kam die Geschichte mit seinem Onkel. Er war für seine Gemeinheiten bei den Nachbarn bekannt." Ich habe Narben auf dem Rücken. Sind gut verheilt." Aretas (Servius Obsidius Antias) drehte sich mit dem Rücken zum medicus.
Die Peitsche hatte er nicht nur einmal zuspüren bekommen. Von Tiberia Faustina waren die letzten etwa frischeren Narben.
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„ Ähm, Salve..ich dachte..“ Ihm trat der kalte Schweiß auf die Stirn, ausziehen?
Er trottete in den Nebenraum. Knüpfte seinen Gürtel ab und überlegte was er sagen sollte. An seinen Rücken, der von Narben durch die Peitsche gezeichnet war, hatte er nicht eine Sekunde gedacht.
Bevor der medicus in den Raum kam , drehte sich Aretas mit dem Rücken zur Wand. Was war eine gute Erklärung dafür?Der medicus trat ein und verlangte seine vollste Konzentration. Im Kopf dröhnt es. Mit dem Handrücken, hastig die Schweißtropfen weggewischt, sagte er seinen Namen.
„Servius Obsidius Antias. Keine Krankheiten in der Familie. Die letzen drei sind an der Seuche hier in Mantua gestorben. Krankheiten hatte ich keine.“ Aretas kratzte sich an der Schulter. „ Was zählst du zu Verletzungen?“
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Ihre Worte rangen ihm ein Brummen ab. Er hatte keine Lust zu reden, wollte sich ganz dem hingeben, auf das er zuarbeitete. Angst, Unentschlossenheit, er roch es, spürte es. Jede Faser ihres Körpers war davon erfüllt. Sie verfiel in Reglosigkeit, angespannt erwartend was endgültig beschlossen war. Wie ein Bär, die Beute in seinen Pranken, ohne Rücksicht zerfleischen. Die Krallen in sie graben, in ihr versinken, sich gehen lassen, berauscht nehmen, ohne auch nur einen Moment Zweifel aufkommen zu lassen, dass ihm das alles gehörte. Er war kurz davor es zu tun und zögerte, wurde nicht zum Tier. Sanft führte er sie zum Tor ihrer gemeinsamen Erfüllung und stieß es auf, taumelte auf die andere Seite, die angestauten Gefühle brachen auf, das Tier bahnte sich seinen Weg und nahm sie mit in die Tiefen des Augenblicks.
Das Tier war besänftigt, zufrieden, erschöpft, eine angenehme Schwere umgab ihn. Er hatte die Augen geschlossen. " Ich lasse dich niemals alleine." murmelnd hatte er seinen Arm über sie gelegt und war eingeschlafen.
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Das Valetudinarium, Aretas hatte kein gutes Gefühl, als er es betrat. Für ihn hatten die Räumlichkeiten mit Krankheit zu tun. Welcher gesunde Mensch ging hier freiwillig hinein.
"Ich soll mich hier auf Tauglichkeit untersuchen lassen." Er bleib an der Tür stehen und wartete.
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Er war kerngesund, hatte alle Zähne. Ein gut gepflegter Sklave. Nein, er war jetzt Römer, hatte sich hier gemeldet.
" Valetudinarium, Rüstkammer und wieder hierher, jawohl."
Aretas machte sich aus dem Raum.
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Die Aussichten waren ja rosig. Musste er ihn wieder daran erinnern? 20 Jahre, eine kleine Ewigkeit und das erste Jahr kein Ausgang? Er stockte. Es musste sein.
" Ja, ich bin bereit."
Das Klappen der Wachstafel, die erste Hürde war genommen, aber das war nicht alles.
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Die Frage war die leichteste von allen.
" Keine Krankheiten in der Familie. Ähm, nein keine Lupae."
Er und Lupae nein. Das brauchte er nicht. Da wartete eine hübsche junge Frau in der casa auf ihn. Die hatte er notgedrungen alleine gelassen.