Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Er trottete hinter ihr her. Es war verfahren, alles war verfahren. Ganz von vorn anfangen? Es ist ein neuer Anfang, wenn, ja wenn.... Chio sah nicht glücklich aus, eher nachdenklich. Sie hatte doch..... und er hatte. Schluß.


    "Chio!" er lief zu ihr. "Ich bleibe bei dir. Die Götter werden das Richtige tun." Er nahm das Leichtgewicht auf seine Arme und trug sie ein Stück. " Werd mir bloß nicht schwerer." sagte er und grinste.

    "Ähm, ja und...." Er musste alles aufbieten um die Nase von Caerellia sauber zu bekommen. Durch ihr Reden hielt sie nicht still und dazu antworten. Er kam ins Schwitzen. Fertig, die Nase schniefte nicht mehr. Was hatte sie gesagt ? Löwe und Schaf. Das ist eine Ziege. Sollte er sagen, dass es eine Ziege ist? Er kratze sich hinterm Ohr. " Das ist eine Ziege, kein Schaf." sagte er. " Die meckern." Wieso musst er dabei an Chio denken? :D So richtig einfallsreich war das nicht, aber für was interessierte sich ein kleines Mädchen? " Hast du Hunger? Ich hab großen Hunger." Komisches Thema. Naja, Er war nicht der Gesprächigste und von Kindern hatte er gar keine Ahnung. Aretas sah die kleine Tiberia von der Seite an. "Wie alt bist du eigentlich?"

    Nach ihrem energischen "bleib doch endlich mal stehen." blieb er stehen. Ihr festhalten verhinderte, dass er gleich wieder losging. " Ja....,gut, das wollte ich mit dir in der Villa besprechen. Dann eben hier. Sollte Caelyn Hilfe brauchen und ich kann helfen, dann werde ich das tun. Das gleiche gilt für mein Kind, was sie trägt." Er sah auf das Pflaster, die Häuser entlang. " Ja,ich will immer noch frei sein und ich bleibe bei dir....Weißt du, ich kann nicht weg. Ich habe eine mündliche Abmachung mit Tiberia Faustina, dass ich weiter Rennen fahre. Aber das mit der Freiheit wird wohl in den nächsten Jahren so wieso nicht in Erfüllung gehen." Das, das Geld fehlte sprach er gar nicht erst aus. Denn das wäre nötig um Caelyn und sein Kind frei zu kaufen. Alles hatte sich als große Illusion entpuppt.

    Wieso stellen Frauen immer dann viele Fragen, wenn es keine zu stellen gab. War das nicht unmissverständlich gewesen? Wie sollte er das in Worte fassen. Ein falsches und sie war beleidigt und zickte rum.
    Brummelnd sah er aufs Straßenpflaster. Da half nur eins. Vielleicht verstand sie das. Er nahm ihr den Armreif aus der Hand, gab ihr keine Zeit für eine Frage, küsste sie. Ihre Hand hielt Aretas noch. Er streifte ihr den Armreif über. " Wenn du nicht willst, dann gib ihn mir zurück." Das war deutlich genug für seine Begriffe. Naja, sicher war er sich nicht. Aretas ging einfach weiter, was sollte er auch sonst tun. Wie ein Lamm vorm Opfern, wollte er hier nicht stehen bleiben. Ihre Antwort konnte sie ihm auch beim Laufen geben.

    Er hatte sich entschieden. Das einzige, was auch Chio aktzeptieren musste. Caelyn trug sein Kind. Stand es in seiner Macht und Caelyn brauchte Hilfe, würde er ihr Hilfe leisten.


    Er blieb stehen und drehte sich nach Chio um. Sie waren fast auf gleicher Höhe. Er griff in seine Tunika, hielt ihre Hand fest und legte den Armreif hinein. " Wenn du nicht willst,dann......." Sagte sie nein, dann war es nur die Antwort auf sein Getue, das hatte er sich dann selber zuzuschreiben. Die Entscheidung war schon längst überfällig.

    Er hatte ja so gar keine Ahnung vom Umgang mit Kindern. bei einem Jungen hätte er sagen können. Reiß dich zusammen , du bist Römer. Was sollte er bei der kleinen Tiberia machen ? Selbst ist der Sklave, er musste sich was einfallen lassen. " Gib mir bitte das Bündel." Er machte es auf und gab ihr den Löwen und die Ziege. Dann kniete er sich vor sie, nahm das Tuch, hielt es ihr an die Nase. " Schnaub da rein." Aretas putzte ihr die Nase. " Mmmmhh... das müsste so gehen." Er musterte sie von oben bis unten, nickte und lächelte. " Die kleine Domina wünscht nach Hause zu gehen, also gehen wir nach Hause." Aretas richtete sich wieder auf , nahm ihre freie Hand und ging mit ihr auf die Straße. Langsam schlenderten sie zur Villa.

    Kein Lächeln mehr in ihrem Gesicht, traurige Augen. Er blieb stehen und staunte nicht schlecht, wie sich die kleine Domina ins Zeuge legte. „ Nein, kleine Domina.“ Die Herkunft hatte nichts mit dem Charakter eines Menschen zu tun. Die Tiberier selber waren in der Frage bunt gewürfelt. „ Die Herkunft sagt nicht aus, wie gut oder wie böse man ist.“ Die kleine Hand die nach seiner griff, kam dann etwas unerwartet. Er hielt sie vorsichtig fest, griff dann etwas fester zu. „ Willst du nicht doch lieber Freunde in deinem Alter haben? Mit denen du toben und spielen kannst? Ich bleibe weiter dein Freund, bin eben nur an den Tagen nicht da, wenn du mit ihnen zusammen bist.“ Sie gingen langsam zum Ausgang des Parks. „ Du kannst es dir noch überlegen und zurück gehen.“

    Sie war richtig wütend. Er zog den Kopf, wollte nicht hinhören. Naja, er hörte ihr doch zu. Sie machte sich über ihn Gedanken und er saß in einer Zwickmühle. Caelyn und sein Kind auf der einen Seite und seit , ja seit wann, Chio auf der anderen Seite. Die eine in Germanien, die andere hier in Rom. Germanien entfernte sich immer mehr, je mehr Zeit verging. Kein Lebenszeichen von Caelyn. Die Freiheit entzog sich ihm immer wieder. Wie viele Jahre gingen noch ins Land.


    Er wollte warten und dann, dann tauchte Chio auf. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Die Zeit brachte es mit sich. Es wuchs, still und unbeachtet von ihm. Abgetan als Freundschaft, später Geschwisterliebe, jetzt konnte er es nicht mehr verleugnen. Er hatte es versucht und war kläglich gescheitert. Chio war die Enttäuschung anzumerken, er hatte ihr mit Gesten Hoffnung gemacht. Was sollte er tun? Er ging langsamer. Bis zur Villa blieb ihm Zeit. Ein flüchtiger Blick zurück zu ihr. Du lebst nicht ewig. Jedes Rennen, kann dein Letzes sein, wenn es noch Mal eins geben sollte. Vielleicht auch die Freiheit. Es liegt in der Hand der Götter. Und du lebst hier und jetzt.

    Draußen hielt er sie fest und sah sie verbitterte an und wurde laut. " Rennen ? Rennen? Was für Rennen. Sieh dir die großmütigen Römer an. Sie haben ihren Göttern Tempel gebaut. Sie haben ihren Göttern Ehrentage gewidmet an denen Pferderennen, Opferungen und Prozessionen stattfinden sollen. Wieviele davon hast du gesehen? EIN Rennen mit Gladiatorenkämpfen. Wieviele Rennställe waren beteiligt? Mich wundert, dass die Götter das so hinnehmen, dass man ihre Ehrentage übergeht und sie vergisst!" Er trat wütend gegen einen Stein der auf der Straße lag. " Wir waren heute in den Tempeln und haben den römischen Göttern geopfert, obwohl wir es nicht mussten !" Er ging mit zügigem Schritt vor ihr weg zur Villa Tiberia. "Kein Rennen, keine Freiheit, kein Geld !! Die Versprechen der Römer pah !!" brummelte er vor sich hin. Er drehte sich um. " Das beste ich gehe zum Tempel der Diana. Ich werde um Asyl bitten und den Priester herausfordern." Schnaubend ging er weiter.


    Er hatte sich geirrt, hatte sich etwas vorgemacht. Und seine Gefühle für Chio? Er hatte sie versucht zu unterdrücken, so lange er berechtigte Hoffnung hatte, Caelyn wieder zu sehen. Die Zeit verstrich und nichts tat sich. Es wurde immer deutlicher, dass er Rom nie verlassen würde.

    Er hörte auf zu kauen. " So,... was ich hätte tun können..." Er kaute weiter. " Und du hattest Angst es zu zulassen..." Er nickte verstehend. Und dann legte er los, flüsternd , es musste ja nicht jeder hier in der Taverne hören. " Aber dieser Eunuch darf dich anfassen. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass er das noch nicht getan hat. So wie er dir und Tiberia Faustina hinterher sieht." Der Rest des Becherinhaltes verschwand in einem Zug. Ein letztes Stück Brot, Aretas war satt, mehr als satt. Er beugte sich zu ihr. " Und bei mir hast du Angst vor einem Kuss??" Er verstand die Welt nicht mehr, lehnte sich zurück. " Ich bringe dich zur Villa, es ist spät und Ahala wird hier nicht auftauchen." bezahlt hatte Aretas. Es bestand kein Grund länger hier zu sitzen und Löcher in die Luft zustarren oder sich Gedanken über das Gespräch zu machen. "Lass uns gehen." Er erhob sich und ging zur Tür.

    " Dann bist du der erste, der aus freien Stücken sagt, dass er unerlaubt draußen spielen war. Aber was erwartet dich schon für eine Strafe. Hausarrest, eine extra Lektion von deinem Hauslehrer? " Aretas sah Milo forschend an. " Es ist besser Freunde zu haben, die das für einen tun würden. Aber wenn du alleine bist, ist es gut einen Menschen zu haben der dir vertraut und du ihm vertrauen kannst. Du scheinst nicht zu wissen, was mich für Strafen erwarten, wenn ich Lüge und es kommt raus." Er dreht sich von Milo weg. " Ich schlage keine Kinder." Aretas ging zu Caerellia. " Entschuldige, dass ich dir Ärger gemacht habe. Ich warte am Eingang zum Park und begleite dich zur Villa, wenn du fertig bist mit Spielen."


    Es sind Kinder, sagte sich Aretas und tat die ganze Sache damit ab. Sie kannten es wahrscheinlich nicht anders von ihren Eltern. Wie froh war er, dass er nichts mit Kindern zu tun hatte. Pferden war es egal ob ein Freier oder Sklave das Futter brachte. Sie vertrauten dem der sie gut behandelte.

    Seine kleine Domina ergriff für ihn Partei und machte sich damit bei den anderen gleich unbeliebt. Das musste Aretas klären, das ging ihm gegen den Strich. Drei Jungs kamen noch dazu. Aretas winkte verächtlich ab. " Dachte ich mir's doch, kleine verwöhnte Jungs. Die kleine Domina Caerellia behandelt mich gut. Für sie würde ich aus freien Stücken sogar schwindeln." Er sah zu ihr und grinste. " Das werde ich heute wohl müssen, sonst gibts Krach mit Tiberius Durus und Tiberia Faustina." Er musterte die Jungs und das Mädchen was bei ihnen stand. "Habt ihr einen Sklaven, der das freiwillig für euch tun würde, der euch nicht verpetzt um seinen Hals zu retten?" Er sah Publius an." Wenn du wüsstest in was für einem Stall und was dort für Ochsen stehen." Er zwinkerte ihm zu. "Ich glaube es würde sich außer Domina Caerellia nur die junge Domina trauen den Stall zu besuchen. Viel zu gefährlich für verwöhnte Jungs." Dabei sah er Germanica Sabina an und nickte ihr aufmunternd zu. Seine kleine Domina wusst in was für einem Stall er wohnte.

    Was gab war so erschreckend an seiner Frage, dass sie sich verschluckte? Hatte ihn seine Gefühle getäuscht ? Es war Angst, Angst vor ihm und vor.....nicht vor ich weiß nicht und einer Frage. Er fragte ins Blaue. "Hattest du Angst vor mir, weil ich dich angefasst habe?" Das konnte er sich nicht vorstellen. Angst vor ihm....Was war an ihm so schrecklich, dass sie Angst haben könnte. Weil er sie angefasst hatte ? Die Möglichkeit hatte er noch nie in Betracht gezogen, dass sich jemand dabei unwohl fühlte.
    Das Käsestück, da war was. Er lehnte ab, puhlte ein Stück Fleisch vom Hühnchen und aß es.Schenkte ihr Wein nach.

    "Vor was hattest du Angst." fragte er aus heiterem Himmel und schenkte ihr Wein nach. Den sauber abgenagten Knochen der Keule legte er in die leere Schale. " Da oben am Venus-Tempel." Ein Stück Käse fiel ihm aus der Hand und rollte über den Tisch. Er sah zu wie es über den Tisch hüpfte.

    Der Rotzjunge nahm den Mund ganz schön voll. Aretas war nicht der Typ, das zu überhören. " Ich bin kein Aufpasser und kleb dir gleich eine." Er hatte sich in Bewegung gesetzt und blieb vor dem Jungen stehen. " Mir ist egal was ihr macht. Ich war nicht erpicht darauf euch hier zu treffen. Wenn du dich prügeln willst, mir ist egal wer dein Vater ist." Aretas ging zu Tiberia Caerellia und hockte sich vor sie. " Könntest du auf deine Überraschung aufpassen, bis wir fertig sind?" Er gab ihr das kleine Bündel in die Hand und grinste. Der Löwe und die Ziege waren darin. Beim Aufstehen sagte er ganz ernst, " Fertig kleiner Römer? Ich zeig dir, wie wir das in den Stallungen regeln."

    Einen Krug Wein, Brot, Käse und Hühnchen, hatte er bestellt. Schweigend saß er neben Chio und starrte Löcher in die stickige Luft der Taverne. Voll war es. Wie lange es dauert bis das Essen kam war schwer zu sagen. Die Schüsseln, der Krug und die Becher landeten eins nach dem anderen auf dem Tisch. Aretas bezahlte gleich, betrinken konnte er sich nachher in den Stallungen.
    Er schenkte Chio und sich ein und leerte seinen Becher in schnellen Zügen, bevor er ein Stück Brot und Käse nahm. Kauend sah er in die Runde. Es war angenehmer, die Legionäre hatten die Taverne verlassen. Vielleicht gab es bald eine Schlägerei, die käme ihm gerade gut, ihm war danach.
    Er drehte dem Hühnchen eine Keule aus und biss hinein. "Gut." sagte er kauend.

    Er nickte und ließ sie vor gehen. Der Tempel erinnerte an den , den sie zuerst besucht hatten, nur kleiner aber genauso prunkvoll. Aretas sah eine Frau, sie sprach kein Latein, die Worte klangen sehr vertraut. Griechisch! Die Göttin wurde auf griechisch angerufen? Er ging zum Altar, stellte den Beutel mit dem Getreide ab, öffnete ihn, damit das Getreide sichtbar wurde. Es viel ihm schwer die richtigen Worte zu finden. Er brauchte Zeit, die ersten griechischen Worte. " Ceres, du Mutter der Erde, du Herrin über das Wachstum, nimm unser kleines Opfer an, ich danke dir, dass ich nicht hungern muss." Wünsche hatte er keine. Da war das Stichwort, ....Hunger. Er sah zu Chio. "Schenke der Göttin deine Blumen, Wünsche dir was und lass uns Essen gehen." Er stutzte. Griechisch, Chio verstand kein Griechisch. Zur Sicherheit wieder holte er es auf Latein.

    Auf dem weg zum Tempel und vor dem Tempel gab es viele Händler mit Blumen. Er ließ ihr Zeit die wahl zu treffen. In der Zwischenzeit hatte Aretas sich umgesehen und kleine Säckchen mit Getreide gekauft. Er schüttete sie zusammen, ein ansehnliche gefüllter Beutel war draus geworden. Bei Chio dauerte es. " Frauen .." brummelte er. Ihm blieb nichts weiter übrig, er folgte ihr und wartete.

    Angst? Da war Angst in ihren Augen, ihrem Verhalten. Er ließ ihr Kinn los, biss die Zähne zusammen, presste die Lippen aufeinander. Gut, dann war es eben so. Vor dem Tempel der Venus, das war deutlich und er brauchte sich den Kopf nicht mehr zu zerbrechen. “ Nichts….. “ Ein wenig Enttäuschung schwang in seiner Antwort mit. “ Wir gehen Blumen für Ceres kaufen. Du suchst sie aus.” Das sollte der letzte Tempel für diesen Tag sein, es war weit über Mittag.

    Der Weg zur Villa war immer der Gleiche, an Parks und Casa’s vorbei. Kinderlachen um diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich, die kleine Gruppe die er stehen sah war auch nichts Besonderes. Bis auf diese eine kleine Mädchen, das ihm beim zweiten Blick sehr bekannt vorkam. Moment, dann war Chio nicht weit. Er sah sich um und ging auf die Gruppe zu. Sie schienen sich über etwas zu unterhalten. Chio war nirgends zu sehen. Umdrehen oder hingehen? Eins der Kinder hatte ihn ohne Zweifel garantiert schon bemerkt. Widerstrebend blieb er in einiger Entfernung stehen. Chio musste doch hier irgendwo sein und wo waren die anderen Sklaven, die die Kinder begleiteten? Da war was faul. Waren sie etwa ausgebüchst? So viele und alle auf einmal. Das konnte nicht sein, wenn doch? Dann war es besser er hatte nichts damit zu tun. Ein Problem, die kleine Tiberia war dabei, er hatte sie gesehen, sie hatten ihn gesehen. Passiert ihr was, war er dran.
    Ja, er ging ja schon. Er blieb ein Stück entfernt von der Gruppe stehen und räusperte sich laut. Gesehen und gehört.