Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Er nahm ihr die Kekse aus der Hand und lehnte sich an eine der Säulen des Venus-Tempels. Nichts war gut. Die erste Erleichterung war verflogen, nachdem er auf Chio vor dem Tempel traf. Es bereitete ihm Unbehagen, dieses hin und hergerissen sein. Seine Gefühle verstecken zu müssen, nur weil es die Vernunft sagte. Sollte er sie ewig verleugnen? War nicht hier unter den Augen von Venus oder Aphrodite, so wie er sie kannte, die beste Gelegenheit um endlich Klarheit zu schaffen? Er war sich ja nicht mal sicher, ob sie seine Gefühle teilte. Das und der kleine Funke Hoffnung Caelyn wieder zu sehen, hatten bis jetzt verhindert, dass er ihr seine Gefühle zeigte . Der Funke der immer kleiner wurde, mit jedem Rennen, was nicht stattfand. Die Zeit lief ihm davon, die Aussicht bald frei zu sein. Was, wenn er es nie schaffte? Dann hatte er Beides verloren.


    Ein tiefer Seufzer. Er sah Chio an. „ Teilen wir uns einen Keks? Bis zum Tempel der Ceres gibt es noch einige Händler. Ein kleiner Beutel Getreide und Blumen lassen sich da auftreiben. Bevor du den Keks isst, will ich etwas wissen.“ Er griff behutsam ihr Kinn, wie er es in der Villa getan hatte und sah ihr in die Augen. Sie waren die Spiegel der Seele.

    "Ähm ich ? " zögernd nahm er die Rosen. " Ich...Ich..." kann nicht , hätte er ihr am liebsten gesagt. Was wenn die Göttin seine Gedanken errät? Er mochte Chio mehr nicht nur wie eine Schwester. Hatte es vermieden ihr zu zeigen. Sein Verstand hatte die Gefühle für sie in die Schranken gewiesen. Er wollte nicht, aber wie lange hielt er diesen Zustand noch aus. Jedes Mal, traf er sie in der Villa, kam sie in die Stallungen, war er mit ihr unterwegs, ging der Kampf von vorne los.
    " Na gut.... ich gehe zu ihr." Er ging bewaffnet mit den Rosen und dem Krug Wein zum Abbild der Venus.
    Den Krug Wein stellte er ab und sah sich die Statue in Ruhe an. Zeit schinden, fieberhaft überlegte er. " Venus, du schönste aller Göttinnen, auf dem Olymp strahlt deine Schönheit sicher noch mehr, als wir Sterblichen uns je vorstellen können. " Er räusperte sich. " Ich bin zerrissen, die eine hat man mir weggenommen, ich weiß nicht Mal , wann ich sie wiedersehen werde und ob überhaupt. Aus diesem Grund habe ich Chio bis heute vermieden zu zeigen, dass ich etwas für sie empfinde. Lange halte ich das nicht mehr aus. Ich bitte dich hilf mir. Du siehst die Dinge einfacher, du bist eine Göttin und ignorierst den Menschlichen Kleingeist, seinen beschränkten Horizont. " Er hatte das erste Mal offen zugegeben, dass er für Chio mehr empfand als nur Bruderliebe. Die Rosen legte er zu Füßen der Göttin. Dann dreht er sich entschlossen nach rechts. War es richtig ? Wem hätte er es sonst sagen können? Sie verstand ihn bestimmt am besten. Er sah noch einmal zur Statue der Venus und begab sich zum Ausgang, vor dem Chio wartete.

    Jetzt hatte er sie auf sehr dumme Gedanken gebracht. Wunderbar,wenn sie sich in den Eunuchen verliebt hatte. Aretas brummelte vor sich hin. Nicht Kyros, das musste er ihr wieder ausreden. " Aber das ist nicht der Eunuch? Nimm den blos nicht. Ich glaube Venus würde das auch ablehnen. Er ist kein richtiger Mann. Ich meine .... ich warte am Tempeleingang, damit du ungestört mit Venus reden kannst." Was soll's es war ihre Sache. Ein bisschen eifersüchtig war er schon auf ihre zukünftige große Liebe. Natürlich gab er das nicht offen zu. Am Circus waren sie vorbei. Aretas fragte nach, wo sie entlang mussten um zum Tempel der Venus zu kommen. " Ceres, ist eine Sie. Mmmmhhh, bei uns sagt man, sie ist die Erdenmutter, griechisch heißt sie Demeter."

    Aretas musterte Chio aus den Augenwinkeln heraus, als sie nebeneinander her liefen. Mit den weißen Rosen im Arm sah sie wie eine der Tempeldienerinnen aus. " Weißt du wo wir jetzt hingehen ? Zum Tempel der Venus und zu Ceres. Sie liegen beide am Aventin hinter dem Circus Maximus." Er stiefelte los, besann sich, Chio war dabei und lief langsamer. " Willst du noch etwas kaufen? Für Venus, die Göttin der Liebe vielleicht?" Aus seinen Augen sprach der Schalk. Er konnte und wollte sich Chio so gar nicht mit einem Freund vorstellen. " Hier, einen kleinen Krug Wein und von den Rosen kannst du nehmen. Warte, wir können ein paar Blumen mehr kaufen." Ob sie wollte oder nicht, sie musste. Er drückte ihr einen kleinen Krug Wein in die Hand, legte einen Blumenstrauß mit den schönsten Frühlingsblumen auf die Rosen in ihrem Arm und ging unbeirrt weiter. " Die sind geschenkt." sagte er nebenbei.

    Was sollte er sich von Minerva erbitten? An sie hatte er keinen direkten Wunsch. Er nahm Chio drei Rosen ab und Kekse, platzierte alles am Bildnis. " Minerva, klügste aller Göttinnen, ich habe keine besonder Bitte an dich, nimm die Opfergaben, vielleicht brauche ich von dir beim nächsten Rennen Beistand." Aretas sah sich nochmal im Tempel um. Draußen holte er tief Luft. " Riesig..." war das einzige was er sagen konnte.

    Aretas sah das Bildnis an. Diese Göttin war für die Frauen da. Wie er fand sahen alle Göttinnen sehr ansprechend aus. " Iuno, ist für die Frauen da und wenn du Kinder haben willst." flüsterte Aretas Chio zu. Er nahm ihr drei Rosen ab und Kekse, die Rosen legte er an das Bildnis. " Iuno höchste Göttin,ich bitte dich,pass auf Caelyn und unser ungeborenes Kind auf." Er legte noch ein vierte Rose dazu. Blieb das dritte Bildnis.

    Er war beieindruckt,so große Tempel kannte er von zu Hause nicht. Mit seinen zwei Weinkrügen im Arm ging er bis zu dem Bildnis. " Das ist Jupiter, lege da auf den Altar ein paar Kekse, Chio. " Aretas stellte einen Krug Wein hin. " Jupiter, höchster Gott der Römer, ich hoffe, dass die Opfergaben anklang bei dir finden und du mir beim nächsten Rennen gewogen bist."Das wichtigste, Kostis hatte gesagt er müsse sich nach rechts drehen, wenn er fertig ist. Aretas dreht sich nach rechts. Die Reihenfolge der Götter hatte er sich so ungefähr gemerkt.Iuno war die erste Göttin.

    Nach den Tempelbesuchen hatten sie sich eine Erholungs verdient. Es war Zeit, für Wein und was zu Essen. Aretas schob Chio in die Taverne. Er zog an seiner purpurnen Tunika, die ihn als Auriga der Factio Purpurea auswies,so richtig wohl war ihm nicht. Was soll's, er hatte noch genug an Geld um Chio und sich einen Krug Wein und was zu Essen zu bestellen. Seine Augen suchten einen freien Tisch. Da war einer neben den Soldaten frei. Aretas verzog das Gesicht. "Römische Soldaten... " brummelte er. Dirigierte Chio trotzdem an den leeren Tisch. " Einen Krug Wein, Brot, Käse und Hühnchen." rief er der Bedienung zu.

    Der erste und Weg waren die Trajansmärkte. Unterwegs überschlug er, wieviel Sesterzen ihn die Opfergaben kosteten. Er hatte vor einige Tempel zu besuchen. Viele römische Götter kannte er nicht, aber die Tempel waren schon Ehrfuchteinflösend. Ein kleines Opfer stimmte die Gottheit, der der Tempel geweiht war dazu milde. So hoffte er. " Ich habe einen der Peregrini gefragt, welche Götter besonders wichtig sind. Er sagte Iupiter, Iuno, Venus, Minerva,Ceres. Vielleicht finden wir Ahala in einem der Tempel." Aretas grinste. Entlang des Forums, gab es einige Tempel. Aretas sah sich bei den Händlern um. Drückte Chio ein paar weiße Rosen in die Hand, eine Serviette mit zwei Dutzend Keksen. Er trug zwei Krüge mit Wein." Als Auriga ist es gut, die wichtigen Götter milde zu stimmen. Wir gehen zuerst zu Jupiter, der ist der Wichtigste." Capitol hatte der Peregrini gesagt, das lag nordwestlich vom Forum. Zuerst ging es dahin.

    " Wir fangen ...egal wir gehen Richtung Forum. Kennst du dich mit den römischen Göttern aus? Ich kenne nur Diana und Jupiter. Der Tiberius wird ein guter Römer sein und sicher in einem der Tempel sein, die es in Rom gibt." Er passte sich ihrem Schritt an. Sie hatten Zeit, sehr viel Zeit. Auf zum Forum.

    " Ich habe den Auftrag den Tiberius Ahala in der Stadt zu suchen. Überall wo er in der Stadt sein könnte, auf dem Forum, den Märkten, in Parks." Die Taverne ließ er aus, Ahala war ein Patrizier, er würde am helllichten Tag keines dieser Häuser besuchen." Willst du mit, du könntest mir helfen ihn zu finden." grinsend ging er zum Tor. " Überleg dir's schnell."

    " Was würde ich und wieso tut es dir Leid? " Er verstand ihr Gefasel überhaupt nicht. Von was sprach sie da ? " Du scheuerst Aisha das Fell durch, wenn du so weiter machst." Aretas atmete tief durch. Chio so aufgelöst, das war neu. War in der Villa was schief gelaufen. " Was hat dich denn so aus der Bahn geworfen, dass du keinen vernünftigen Satz mehr raus bekommst?" Die Plauderei wurde nun doch länger als geplant. Kurz entschlossen sagte er." Hast du was dagegen es mir unterwegs zu erzählen?"

    "Trentius?" die Tür knallte zu. "hhmm?" Aretas hörte auf sich die Haare trocken zu rubbeln und sah zur Tür. Schüttelte den Kopf, er hatte sich scheinbar verhört. Aber geknallt hatte die Tür. Aretas ölte sich sparsam ein, trocknete nach. Den Schurz um, die Tunika drüber,den Gürtel drum, die Haare, gekämmt. Er musste nur noch die Sesterzen holen und dann auf ins Vergnügen. Die Tücher ließ er leigen, da kümmerte sich Trentius drum, der war für das Balneum zuständig. Warum der nicht reingekommen war? Vielleicht hatte er was vergessen. Er hätte ja wenigstens den Rücken abtrocknen können, bevor er wieder davon rannte.


    Aretas bog in die Boxengasse ein. Das fehlte gerade heute. Was wollte Chio hier, er hatte keine Zeit. Naja, er hatte einen wichtigen Auftrag. :D So tun als ob er sie nicht sah, ging nicht, er musste an ihr vorbei. Eine kurze Plauderei, ganz kurz. " Salve Chio." er streichelte Aisha. " Was machst du hier und wieso bist du so....aufgeregt?" Sie war knallrot und reichlich verwirrt.

    Aus der Villa raus und weg. Bevor er sich jedoch auf die "Suche" machte, ging er in die Stallungen zurück. Ein Bad und eine frische Tunika, die Farben der Factio,so wollte er auf die Suche gehen. Erst war das Balneum sein's. Eingeheizt war es. Das Wasser angenehm warm. Eingeölt und abgeschabt. Ab ins warme Wasser und treiben lassen. Herrlich. Offizielles Frei,er konnte es kaum Glauben. Herrlich hier zu Dösen. Nach einer Weile stieg er aus dem Becken. Tropfnaß stand er da und begann sich die Haare mit einem Tuch trocken zu reiben. Das Öl stand auf der Bank. Seine Tunika lag hier auch irgendwo rum. Ein paar Sesterzen durfte er nicht vergessen, sonst war der Marktgang nur halb so schön.

    Was war denn das? Den kannte er ja garnicht. Aretas ahnte um wen es sich handelte, nachdem er ihm unmissverständlich zu verstehen gab, was er tun sollte. Leine zu ziehen und nicht wieder hier auf zu tauchen.


    Er versteckte den Löwen und die Ziege in der Tunika. " Ja, Dominus." Dann nichts wie in die Stadt. Er verdrückte sich nach hinten und verließ die Villa in Richtung Stadt. Das sollte ein schöner Tag werden, er hatte die offizielle Erlaubnis. Er war auf der Suche nach Tiberius Ahala, wenn einer fragen sollte. Das der Mercatus und das Forum mit auf dem Weg lagen, war selbstverständlich.

    Was wollte der von ihm? Aretas war verdutzt. Er war kein Haussklave, woher sollte er wissen wo dieser Tiberius Ahala, von dem er nie etwas gehört oder gesehen, sein Zimmer hatte. Durch die Villa rennen und suchen ? Fiel ihm nicht ein. " Dominus, der Tiberius ist auch nicht im Haus." Sollte laufen wer wollte, er nicht. He, er war schließlich Auriga und kein Laufbursche von irgendwem. Aretas war sowie so nicht gut auf alles zu sprechen, was mit den Göttern zu tun hatte. Wie dieser Römer mit der kleinen Domina sprach. Er traute dem Frieden nicht.

    Aretas folgte in gebührendem Abstand. Was kam jetzt? Erfrischung anbie.....Ein Haussklave war zur Stelle und bot verdünnten Wein an. Das war erledigt. Aretas blieb an der Seite stehen. Angestellt haben konnte die Kleine nicht viel. War sie überhaupt mal außerhalb der Villa? Tiberius Durus war seines Wissen in Syrien und es dauerte noch bis er wieder kam. Tiberia Faustina? Frauenprobleme, da mischte er sich nicht ein. Es blieb alles an der Kleinen Domina hängen. Sie brauchte jemanden der half. Ja, er übernahm das, so lange keiner ihrer Verwandten Zeit hatte. Er war ab jetzt ihr Schatten. Es hatte ihm keiner gesagt, aber er gehörte zum Haus. Er wollte Kyros beweisen, dass er nicht nur mit Pferden umgehen konnte. Er machte es einfach zu seiner Aufgabe. Schlimmer als ein junges Füllen konnte die kleine Tiberia nicht sein.

    Über den Seiteneingang hatte er die Villa betreten. Den Löwen und die Ziege in der Hand war erst im Hortus gewesen und dachte erfindet die kleine Domina dort. Fehlanzeige. Wo könnte sie denn noch stecken. Chio war auch wie vom Erdboden verschluckt. In die culina ? Eine Schüssel guten Puls abfassen? Keine Zeit. Stimmen im Atrium. Da war die Piepsstimme der kleinen Domina. Aretas ging sich suchend umsehend zum Atrium. Was macht die Kleine da an der Porta? Der Ionator war sicherlich nur kurz abwesend. Sollte er hingehen, er hatte gar keine Ahnung was man an der Tür machen musste. Die kleine Domina konnte er nicht so stehen lassen. Aretas ging auf den Römer zu und stellte sich in angemessener Entfernung, abwartend,hinter die kleine Domina. Die letzen Wortfetzen hatte er noch mitbekommen. Herein lassen ? Ja, aber er sprach mit der kleinen Domina, da musste sich Aretas zurück halten.