Beiträge von Servius Obsidius Antias

    " Halt bleib stehen! " Er rannte an ihr vorbei und hielt am Ausgang. Stellte sich stramm wie ein Legionär hin. " Ohne Kontrolle kommt hier niemand durch." Seine Stirn schlug falten. Sein Blick zu Chio war ernst. " Wohin willst du und bist du sicher, dass du den Weg findest." Er hob den Zeigefinger, duldete keine Widerrede. " Ich werde dich begleiten und dir den Weg zeigen. Die Zeiten sind unruhig, hier läuft viel Gesindel rum. Folge mir." lächend sah er sie an, sein Unterlippe schob sich vor, er legte den Kopf schief. " Bitte."

    Zu langsam, um vor dem Wasser zu flüchten. " Ähh...." Er schüttelte an seiner Tunika. Es änderte nichts, sie war durch. Grummelnd erhob er sich vom Rand, griff sie an den Armen und tat so, als ob er sie hinein schupsen wollte, hielt sie aber fest. Mit gespielter ernster Mine beugteer sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr. " Kannst du froh sein, dass ich kleinen Mädchen nichts tue und Tiberia Faustina, wahrscheinlich noch schlechter auf mich zu sprechen wäre, als sie es schon ist." Chio nass von oben bis unten. Tiberia Faustina hatte dann einen Grund ihre Lust und Laune an ihm auszulassen. Er ließ Chio los. " Ich gehe bevor ich mir was weghole. Du kennst den Weg bis zur Villa ?" Er besah sich. Alles nass und kalt wurde es dazu. Die Sonne war nicht so kräftig um diese Jahreszeit, dass seine Tunika schnell trocknete. " Ich bringe dich hin. Sonst steigt sie mir aufs Dach." sagte er lachend. Er hatte das alles nicht so ernst gemeint. " Mir wird wirklich kalt."

    Er verstand nicht, was er gesagt hatte, dass sich Tiberia Faustina aufregte. Die Sänfte mit Faustina und Chio hatte die Stallungen verlassen. Aretas ging in seine Kammer. Er hatte Zeit, ins Ballneum konnte er später gehen. Der Brief lag auf seinem Bett. Er nahm ihn und legte sich zum Lesen hin. Es ging nur langsam und stockend. Caelyn und dem Kind ging es gut. Ihm wäre egal wir kalt es dort ist. Sie war dort, ihr Kind kam dort bald zur Welt. Er las ihn noch einmal.


    Tief Luft holend stand er auf und ging zu seiner Truhe. Den Brief legte er zum Geld was er sparte. Ein kleines Bündel lag daneben. Er öffnete es und sah hinein. Die geschnitzten Tiere lagen darin. Sie sollten für ihr Kind, ihren Sohn sein. Eine begonnene Ziege lag oben auf.


    Eine Antwort dauerte, so schlecht wie er schrieb. Chio half ihm vielleicht. Er machte sich fertig für's Ballneum.

    Er schöpfte eine Hand voll Wasser und trank. Es lag keine Begeisterung in seiner Mimik. " Sie sind nicht so schön, wie die Statue." Er hatte das erste Mal auf der Weide bei den Pferden geschnitzt. Jedes Detail an ihnen kannte er im Schlaf, ihre Bewegungen, ihr Verhalten. Später kamen Rinder, Schafe und Ziegen dazu, Hirsche, Rehe, Wolf und Bär. Keine der Schnitzereien hatte er behalten. Entweder wurden daraus Opfergaben oder Spielzeug für die kleinen Geschwister seiner Freunde.
    " Wenn du wieder in den Stall kommst und Zeit ist, dann überlege ich mir das." Er machte beide Hände nass, grinste und spritzte Chio voll.

    Verständnislos sah er den Beutel mit Sesterzen an und gab ihn Faustina zurück. " Mit dem Beutel Sesterzen in der Hand, denkt man ich bin ein Dieb und wird ich nicht mal in die Auskleide lassen. Ich gehe hier in den Unterkünften in das Balneum. Trotzdem Danke für deine Großzügigkeit Domina." Seinem Blick war nicht entgangen , dass sie nach Chios Hand griff. Ach, sie dachte.....er wollte doch nur....Sie sah es so, er meinte es so. Dagegen konnte er nichts tun, wollte er das überhaupt. Ein leises Grinsen stahl sich über sein Gesicht. " Dann werd ich mich im Balneum Vergnügen. Ich ziehe mich zurück, wenn du erlaubst."

    Entrückt sah er Chio an. " Ähm, achso meine Figuren." Er ging um die Statue herum und sah nach oben. " Sie können sich nicht mit der Statute messen, sind nur aus Holz und Knochen. So groß wie meine Handfläche, nicht der Rede wert." Chio schnappte aber auch alles auf. Heute Abend hatter wieder Zeit bis es dunkel wurde. Ein Stück war fertig. " Manchmal Abends setze ich mich hin und schnitze. " Er hatte die Statute das zweite Mal umrundet und setzte sich auf den Brunnenrand.

    Ein Busch musste unter einer Laune die ihn just gerade jetzt und hier befiel, etwas zwischen den Fingern haben zu müssen, leiden. Er zupfte ein Blatt ab und rollte es zwischen seinen Fingern regelrecht zu Tode. „ Ja, so lange du willst.“ Sagte er beiläufig, weil seine volle Aufmerksamkeit dem Blatt galt. „ Mmhhh? ...achso ob ich schon Mal hier war. Ähm, der Garten ist mir nur flüchtig bekannt.“ Im wahrsten Sinne des Wortes. Er war von hier geflüchtet. Die Sache mit dem Römer. Sehr unangenehm. „ Es war dunkel. Ein kleines Zusammentreffen mit einem Römer. Nichts wichtiges.“ Wenn er daran dachte wie hungrig er war wie ausweglos ihm alles vorkam, dass er sogar einen Römer ausgeraubt hätte. Ja, der sah nicht arm aus, den er da erwischt hatte. Aber hungrig und verletzt war es keine gute Idee gewesen. Ein weiteres Blatt fiel seiner Laune zum Opfer. Er ging zu einer Skulptur und strich mit seiner Hand über den glatten Marmor. Sprach dabei mehr für sich. „ So groß werden meine Figuren nicht.“

    Hatte er sich verhört? Einen realistischen Wunsch durfte er äußern. Ein Blick zu Chio, eine blitzartige Eingebung, eine Reinigung mit Öl, ein Bad mit allem was dazu gehörte und eine Massage von zärtlichen Frauenhänden. Er seufzte. Natürlich hatte er bei der Massage Chio in Gedanken vor sich gesehen. Das Einsalben mit Öl und Abschaben machte er lieber selber. In eine öffentliche Therme durfte er wahrscheinlich nicht, dort gab es zu viele Verlockungen. „ Ja...“ überlegte er laut. „ Einen Gang in eine Therme oder ein warmes Bad im Ballneum und danach eine Massage von fachkundigen Händen.“ Seine Blicke gingen kurz von Tiberia Faustina zu Chio, als er die Massage ansprach. Sein Wunsch war durchaus sehr realistisch und nicht überzogen. Tiberia Faustina brauchte sich keine Umstände machen. Geld würde die zweite Variante auch nicht kosten und was war schon dabei. Sie hatte ihn sogar unter Aufsicht, in der Therme war das nicht so einfach.

    Auf dem Weg zur Villa, überlegte Aretas wohin sie gehen könnten. Chio wollte noch nicht zurück. An die Gegend hatte er zwar schlechte Erinnerungen aber es gefiel Chio sicher, wenn sie dahin gingen.
    Es war eine wunderschön angelegte Gartenanlage nicht weit oberhalb der Villa an der nordöstlichen Stadtgrenze.Der feine Kies knirsche unter den caligae. Aretas sah sich die Skulpturen an, die zurechtgestutzten Büsche, Sträucher und Bäume. Die Sonne war noch angenehm warm. Nachts sah man nicht viel von dieser Schönheit, die sich jetzt bei Tageslicht offenbarte. In kleinen Nischen zwischen den Büschen standen Bänke aus Marmor. Ein Brunnen plätscherte leise vor sich hin. " Gefällt es dir oder willst du lieber in die Villa oder wo anders hin?

    Da im Hintergrund stand ja Chio. Er sah zu ihr. Sie hatte gerötete Wangen und strahlte. Sie war ganz anders als Caelyn. Er musterte sie ausgiebig. Vergaß , dass er neben Tiberia Faustina stand. Aretas wischte sich schnell übers Gesicht. Viel erreichte er nicht damit. Staub blieb Staub und dreckig blieb dreckig. Er wollte sie Fragen wie der Ausritt war, aber wenn Tiberia Faustina dabei war, brachte er kein Wort heraus.

    Die Bahn war immer noch staubtrocken. Er gab ihnen nur leicht die Zügel. Das Gespann trabte vor sich hin. Er ließ sie locker Laufen und wartete was an der Wende passierte. Die Stute wurde unruhig , ihr Ohren spielten nervös. Sie wartete auf etwas. Er zog den Zügel links an, sie reagierte nervös aber zog nach links. " Das bekommen wir hin, meine Süße. An der nächsten Wende geht das schon besser." Er trieb sie mehr an. Jetzt musste sie schneller reagieren. Aretas zog stärker am Zügel. Sie reagierte noch zu ängstlich. " Wir haben ja noch 7 Runden und die werden richtig ausgelaufen." Er knüpfte die Peitsche vom Gürtel und ließ sie in der Luft knallen. Der Hengst rechts außen zog sofort an und legte vor. Wildes Schnaufen. Die Kurven großzügig ausfahrend, ließ er sie laufen. Sie flogen dahin, er lachte ausgelassen wie ein Kind. " Heeee, Kinder des Poseidon lauft!" Die Stute begriff langsam was sie tun musste. Nach der 4. Runde reichte ein minder heftiger Zug am Zügel und sie ragierte. Aretas ließ das Gespann enger um die Wendemale fahren. Die Stute lenkte gut ein, fand den Zeitpunkt an dem sie die Kontrolle über das Gespann übernahm immer besser. In der vorletzten Runde trieb er sie bis zum Äußersten. Dafür durften sie in der 7. Runde locker auslaufen. Genug Staub geschluckt für heute. Er spuckte aus, ließ sie zurück traben. Im Gang stieg er ab und ging zu Tiberia Faustina. Sein Gesicht hatte Farbe bekommen.


    " Ich versuche es mit der Stute. Sie macht sich gut auf dem Platz." Er klopfte sich den Staub ein wenig von der Tunika ab. " Sie werden jetzt gut abgerieben, bekommen lauwarmes Wasser, Heu und Hafer. Heute am Nachmittag können sie dann frei auf der Koppel laufen. Ich hoffe es entspricht deinen Wünschen und Vorstellungen, Domina." Leicht nervös stand Aretas bei ihr , massierte seinen rechten Oberarm. Er wollte ins Ballneum um sich zu entspannen.

    Missmutig schüttelte er den Kopf. " Nicht das Parfüm. Die Angst. Die Angst ist es. Die Unsicherheit. Der Instinkt sagt ihnen Flucht." Er verschwieg ihr, ein kleines Detail, es war seine Gefühle die sich auf die Pferde übertrugen. Er war ihr Lenker. Er hatte jeden Tag mit ihnen zu tun. Die Bindung war da, die konnte er nicht leugnen. " Das gibt sich." Er musste an die Sache nur ein bisschen lockerer heran gehen. Mit Tiberia Faustina gab es ein Auskommen, musste es eines geben. Gerade deswegen war sie Tabu für ihn. Mit Chio, naja, das war eine ganz andere Sache, wesentlich komplexer. Und Caelyn...Ihr Brief!Auf seinem Bett. Er wechselte die zwei Stuten, zurrte die Gurte fest. Das Training dauerte nicht mehr lange. Ein Bad im Balneum und dann hatte er viel Zeit. " Ich probiere 2 Langsame Runden und dann 7. Domina."

    Es war vorbei. Alles machte sich auf den Heimweg. Laute Diskussionen waren im Gange. Aretas griff wie automatisch nach Chios Hand. Gestern, der Schreck, als er sie aus den Augen verloren hatte. Das passierte heute nicht wieder. Er wartete mit ihr an der Seite bis sich die Menschenmassen lichteten. " Das Blut hat dir wirklich nichts ausgemacht?" Er sah sie durchdringend an. " Es hat dich...." Er winkte ab und ging neben ihr nach draußen. Ihre Augen,ihr ganzes Verhalten, er kannte es. Raus hier und auf andere Gedanken kommen.

    Der Stier hatte ganze Arbeit geleistet. Ihn richtig auf die Hörner genommen. Das reichte nicht. Bei ihm schien das Animalische durchzubrechen. Er kämpfte mit der ersten Löwin die ihn angriff. Sie war zu unvorsichtig, hatte den Zustand der Bestie die da unten in der Arena lag, verkehrt eingeschätzt. Aretas schrie. " Zerreißt die Bestie. Bluuuut" Er war in seinem Element. Blut floss. Aretas geriet fast in einen Rauschzustand. Die Löwinnen machten den Rest. Chio holte ihn zurück, als sie an seiner Tunika zog. " Ja, ja ... Ja wir können gehen." Er sah nochmals in die Arena. Dann wandte er sich Chio zu. " Du siehts so blass aus. War ein bisschen blutig."

    Ihm brannte eine Antwort auf der Zunge, die nur wieder Ärger in sich barg. Das es das mindeste sei, was eine junge Römerin am Morgen tun könnte. Das tägliche Pensum an Tätigkeiten war ja nicht groß. Er schluckte sie runter. Es ging auch freundlicher und seine Feststellung die er gemacht hatte, war Ausgesprochen, ein kleines Kompliment. Das hieß was bei ihm, er ging bei Menschen sehr sparsam damit um. Aber Frauen und Stuten waren sich da sehr ähnlich in ihrem Gehabe :D, es konnte nicht verkehrt sein. "Der Duft steht dir, Domina. Ohne dir Nahe treten zu wollen."

    Feiner Sand knirschte zwischen seinen Zähnen. Er wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. " Die Positionen im Gespann sind noch nicht so fest, dass ich einen Wechsel testen kann. Die Stute muss nur schnell genug auf jeden Zug und meine Rufe reagieren. Ich werde sie gleich umstellen und und über die Bahn schicken." Er begann das Geschirr zu lösen. Als er zu Tiberia Faustina sah hielt sie ihm die Kelle mit frischen Wasser hin. Er nahm sie nach kurzem Zögern und trank sie in einem Zug leer. Wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und lächelte.So ganz traute er dem Frieden nicht. " Danke Domina." Nun stand er mit der Kelle da, die konnte er ihr ja schlecht wieder in die Hand drücken. Er streckte sich an der Domina vorbei und kam gerade so an den Haken ran und hing die Kelle hin. Sie hatte heute wieder einen Duft aufgelegt. Aretas atmete tief ein, vielleicht etwas zu geräuschvoll, als er sich dicht neben ihr wieder zurück bewegte. Trotz der Pferde war seine Nase bei Parfümen immer noch sehr sensibel.

    Die Pferde gingen gut in die Zügel. Staub wirbelte auf, als sie auf die Bahn fuhren. Aretas ließ sie locker in den Zügeln laufen. Sie trabten über die Bahn bis zur Wende. Aretas schnalzte und gab ihnen die Zügel, feuerte sie an. Sie zogen an und wurden schneller. Wende und einen gang schneller. Die Dritte Bahn nahm er die Peitsche und ließ sie über den Pferden knallen. Wie Furien flogen sie über die Bahn. " He heeeeee...." So sollten sie bei jedem Rennen laufen. Die vierte Bahn ließ er sie langsamer werden. Die fünfte und sechste gleichbleibend. Die siebte Bahn forderte er nochmal alles von ihnen. Das war es. So wollte er sie Laufen sehen. Jetzt mussten sie sich nur noch an den Lärm der Arena gewöhnen, dann war es ein super Gespann. Er lachte und fühlte sich gut. Wenn sein Sohn.....seine gute Laune trübte sich ein. Er konzentrierte sich wieder auf das Gespann, fuhr an das Tor und sprang vom Wagen.

    Oh ja, sie war richtig dabei. Fieberte mit, kämpfte mit. Er spürte es in jeder Faser seines Oberarmes, den sie marterte und quetschte. So lange sie das machte, war nicht mit einer Ohnmacht zu rechnen. Der Aufschrei der Menge. Das Ende des Marterns seines Armes ließen ihn das Geschehen in der Arena weiter verfolgen. " Der Reiter wird ihm schon zeigen wo's lang geht, diesem Schwein." ganz so sicher war sich Aretas nicht. Dieser Irre war zu allem fähig. " STECH IHN AB; SCHLITZE DIESEN IRREN AUF."

    Er hatte sie im Hintergrund bemerkt. Nur, Tiberia Faustina verlangte nach seiner Aufmerksamkeit, dewegen konnte er vorerst kein Wort mit Chio wechseln. Einer der Stallburschen hatte vorhin beim Anspannen des Wagens den Auftrag bekommen Aisha fertig zu machen. Der Bursche trat an Chio heran. " Das Pferd steht fertig gesattelt in der Box." und verschwand wieder um sich um die nächste Box kümmern. Aretas hatte es aus dem Augenwinkel heraus beim Losfahren gesehen und grinste.