Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Titan war wie aufgezogen, stand unter Spannung. Aretas hatte Mühe ihn im Zaum zu halten. " Du darfst gleich zeigen was du kannst." strich er ihm über den Hals. Die Zügel griff er fester. " Wir lassen es eine Runde langsam angehen." Titan quittierte es mit einem kleinen Sprung. Aretas zog die Zügel leicht an.Sie drehten ihre Aufwärmrunde. " Wieviel Runden willst du? Eine, zwei? " Titan tänzelte. Chio gab sicher nicht klein bei. Aisha war ein gutes Pferd. "Du könntest vom Pferd fallen. Überlegs dir." grinste er.

    Den ganzen Brief lesen war anstrengend. Es dauerte. Er nickte zustimmend. Aretas griff sich die Feder. Die Zunge schrieb mit.



    Ad
    Caelyn
    Casa Quintilia
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Liebe Caelyn,


    dein Brief ist angekommen. Ich habe viele Neuigkeiten. Tiberia Faustina schenkt mir die Freiheit, wenn ich ein Rennen gewinne und unter der Bedingung, dass ich weiter Rennen für die Purpurea fahre. Ich habe zugestimmt. Dann kann ich in der Zeit, in der keine Rennen stattfinden nach Germanien kommen. Vielleicht habe ich bis dahin das Geld zusammen um dich und unser Kind freizukaufen.
    Mir geht es gut. Tiberia Faustina ist freundlicher zu mir. Es ist anstrengend einer Frau zu gehorchen, ich versuche es. Wie ist es bei dir? Geht es? Wie ist es mit deinem Dominus, wegen unserem Kind?
    Tut er dir was oder dem Kind, bei Bendis und Boreas, ich weiß nicht was ich dann von ihm übrig lasse.


    ich libe liebe dich
    Aretas




    Er sah ihn an, faltet das Pypyrus und stand eilig auf. An der Türe machte er Halt und kehrte zu Chio zurück. Drückte ihr einen Kuss auf die Wange, strahlte und sagte "Danke." Der Markt war sein nächstes Ziel. Der Brief und ein paar Sesterzen wechselten den Besitzer. In ein paar Wochen müsste er bei Caelyn ankommen.

    Er ging in die Box und führte Aisha in den Gang. Bedächtig sattelte er die Stute. "Willst du wirklich ein Wettreiten?" Er hatte schon einen Kandidaten im Hinterkopf. Er drückte Chio die Zügel der Stute in die Hand. " Dann hole ich mein Pferd." Er verschwand in den hinteren Boxen. Es dauerte länger als bei Aisha. Mit Titan am Zügel kam er zurück. " Willst du immer noch ein Wettreiten?" klopfte er zärtlich Titans Hals, machte die Zügel an der Box fest und ging hinter Chio. " Hopp, Bein her."

    Er setzte sich und überlegte. " Wieso hast du vorhin? .....Du warst im Atrium?" Er griff nach dem Brief. Alleine würde er das nie hinbekommen. " Mmmhhh....schreib oben drüber... Liebe Caelyn, ich habe viele Neuigkeiten." Aretas machte eine Pause. Er sagte Chio Wort für Wort, was weiter in dem Brief stehen sollte. Ungeduldig rutschte er auf seinem Sitz hin und her. " Bist du fertig?"

    *Mpf*, wieso sind alle kleinen Mädchen so schreckhaft. " Au..." Aretas rieb sich grinsend über den Oberarm. " Entschuldigung, ich wollte Aisha nicht erschrecken." Er sah zur Stute. Die war einiges gewohnt, alleine durch die Arena. Aretas streichelte ihr die Blesse. " Du kannst gut springen. wo hast du das gelernt." Ihm war heute nach stänkern. Chio musste dran glauben, aber sie boxte und schlug. Gefasst darauf, versuchte er sie zu beschwichtigen. " Nicht schlagen! Das war nicht so gemeint. Ich hör ja auf." Die Tiere auf der Boxenwand wackelten bedrohlich. Er nahm sie runter und stellte den Löwen auf seine rechte Handfläche. " Ja, die sind von mir. Die kleine Domina hat sich den Löwen gewünscht, meinst du er ist so richtig ?" er hielt ihn ein Stück höher. Brüllend warf der Löwe den Kopf zur Seite, die Lefzen hochgezogen, die Reißzähne bleckend, stand auf leicht gespreizten Pranken, als wolle er er sagen " bis hierher und nicht weiter". In der linken Hand hielt Aretas die kleine Ziege. " Mähh, Määäh friss mich nicht." alberte er rum. " Du kannst auf der Bahn reiten, sie ist frei. Das Training ist für heute erledigt. Ich sattel dir Aisha, wenn du willst."

    Er hatte in einer der vorderen Boxen gesessen und am Löwen geschnitzt. Die Pferde meldeten sich. Jemand war in die Stallungen gekommen. Er lugte über die Boxenwand und sah Chio bei Aisha stehen. Das Messer legte er auf einen Pfosten. Den Löwen behielt er in der Hand, er war fast fertig, musste nur noch poliert werden.
    " Ja. Äpfel immer." Aretas hatte sich von hinten an Chio heran geschlichen. " Und der frisst dich. MMUUHHHAAA." Er ließ den Löwen auf der Boxenwand lang laufen. Stolz zeigte er ihr sein kleines Werk, holte die fertige Ziege auch aus der Tunika und stellte sie dazu. "Willst du mit Aisha raus?"

    Das wäre geschafft. Er sah sich um. Chio bedankte sich, das war der richtige Zeitpunkt um mit seiner Bitte zu kommen. Bevor er anfangen konnte hatte sie ihn wieder Mal überfahren. „ Ich ?? In fremden Schlafzimmern?? Ich gehe nie in fremde Schlafzimmer ohne zu klopfen und zu warten. Dich kenne ich, du bist nicht fremd, da muss ich doch nicht warten.“ Ein Grinsen stahl sich über sein Gesicht. Nun musste er mit der Sprache raus rücken. Er kramte in seiner Tunika und holte den Brief von Caelyn heraus. „ Ich wollte dich bitten mir beim Brief schreiben zu helfen. Ich kann nur griechisch. Latein habe ich erst gelernt und es geht nicht so gut.“

    Jetzt wurde sie auch noch übergenau. Er rutschte die Truhe ein kleinen Tick in die angegebene Richtung. Weiter hätte er sie nicht geschoben. Sie war an ihrem Platz und da blieb sie. Das nächste also die Kommode. Er drückte seine Schulter dagegen. Schwer und rührte sich nicht.
    " Die ist schwer, aber bleib ruhig sitzen. Ich schaffe das alleine. Bin gleich wieder da." Er ging aus dem cubiculum und lief in die culina. Von seinem Freund bekam er nach kurzer Diskussion das was er brauchte.


    " Wieder da." Rums, fiel die Tür zu. " Du musst mir helfen. Ich hebe die Kommode an und du legst ein Stück der Schwarte unter jede Ecke." Aretas stemmte seine Schulter an die Kommode und hob sie auf einer Seite aus. Das gleiche auf der anderen Seite. " Siehst du." Ein Leichtes die Kommode an ihren neuen Platz zu schieben. " Sonst noch was?"

    Er glaubte nicht richtig gehört zu haben. Ein Erbstück. Das war eine alte Truhe. Brummelnd nahm er die Truhe hoch. Ächzend wuchtete er das schwere Ding an die angegebene Stelle. " So ?" Er richtete sich auf und sah zu ihr. Seine Augenbrauen wuchsen über der Nase zusammen. Sie saß im Korbsessel wie eine Domina. Na gut, dafür sollte sie ihm dann beim Schreiben helfen. " Was jetzt?"

    Eiskalt erwischt. Möbel rücken? Und was sah sie ihn so abschätzend an. Ihr grinsen hinterher konnte er gar nicht einordnen. Aretas verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete sie. Wollte sie die Truhe alleine heben? Er sollte helfen. " Ähm...ja, kein Problem. Geh zur Seite, die ist zu schwer für dich." Er schob sie zur Seite und hob die Truhe an einer Seite an. Es ging, die bekam er alleine hoch. " Wohin soll sie denn?"

    Aretas stand wie erstarrt da, sah sie veblüfft an. Wieso war sie so zickig ? " Ähm,...ich....ich dachte ich kann dir helfen." War das eine schlecht Ausrede, sie hatte nie was zu tun, was er erledigen könnte. Gleich flog er auf und musste ihr sagen, warum er hier war. Bloß so wie sie gelaunt war...keine gute Idee das anzusprechen. Taktischer Rückzug war angesagt. " Ja, da geh ich ich Mal wieder."

    Aretas war aus dem atrium gegangen, nachdem die kleine Domina es ihm erlaubt hatte. Mit schnellen Schritten war er an der Tür zum cubiculum Tiberia Faustina's. Hier schlief auch Chio. Er klopfte an und öffnete die Tür, steckte seinen Kopf hinein. " Chio? Bist du da? Darf ich rein kommen?" Ein Schritt und Aretas war drin, machte die Tür leise hinter sich zu.

    Aretas lächelte bei dem, was sie sich wünschte. Ja, ein Lächeln, manchmal war das sehr schwer. " Ich werde dran denken, Domina." Das, was er sonst bei keinem tat. Er verbeugte sich vor der kleinen Domina. " Darf ich gehen Domina?" Er musste unbedingt zu Chio. Sie sollte ihm helfen.

    Aretas war nicht so geübt im Umgang mit kleinen Domina’s, dass sie ihn ansprach bereitete ihm Unbehagen. Einen Löwen wollte sie haben. Im Circus Maximus hatte er einen gesehen. „ Einen Löwen der brüllt und eine riesige Mähne hat. Du sollst ihn bekommen.“ Er sah die Tiere an. Sie blieben auf ewig in seiner Truhe. Wann sollten sie den Weg nach Germanien finden, wenn er hier nicht weg kam. Ob er sein Kind je zu Gesicht bekam, bei Sermo wahrscheinlich nicht. Schweren Herzens, nahm er das Tuch mit den Tieren, die Ziege nahm er heraus und hielt es Domina Caerellia hin. „ ... MMhhh, ich brauche jemanden der auf die Tiere aufpasst und sich um sie kümmert. Domina ? Würdest du das tun? ...Die Decke... um die werde ich dich bitten, wenn es soweit ist. Ich habe keinen Platz, wo ich sie aufbewahren könnte.“ Er steckte die Ziege in seine Tunika. „ Kann ich sonst noch etwas tun für dich oder Domina Faustina?“

    " Ich habe einen Brief, in dem steht, dass es ihr und unserem Ungeborenen gut geht." Sonst wusste er gar nichts. Er wusste nicht mal wie lange der Brief unterwegs war. Das Kind konnte da sein oder aber.....an die Möglichkeiten wollte er nicht denken. " Mehr weiß ich nicht."


    Eine sehr empfindliche Stelle, die Tiberia Faustina da getroffen hatte. " Es ist nicht wichtig." stellte er trotzig fest. Alleine aus der Hilflosigkeit der entstandenen Situation heraus, Caelyn nicht helfen zu können. Nicht zu wissen was mit ihr war und was weiter wurde. Er grübelte, dann überwandt er sich. Es kostete ihn viel Überwindung " Darf ich Chiomara bitten mir beim Brief schreiben zu helfen, Domina."

    Wieso waren Frauen immer so neugierig? Konnten sie nicht einmal... Er seufzte.
    Mit zusammengekniffenen Lippen und eine Anflug von Widerwillen holt er das Bündel hinter seinem Rücken vor, wie ein kleiner Junge der ertappt wurde. Er kniete sich hin und schlug das Tuch auseinander. Die geschnitzten Tiere purzelten durcheinander. Pferde, ein Stier, ein Hirsch, ein Eber und die angefangene Ziege. Ganz unten drunter versteckte sich ein Armreif aus Nussholz, der hatte ihn viel Mühe gekostet. Ein Bildnis der Göttin Artemis, ein Hirsch und ein wilder Eber waren ausgearbeitet.


    Liebevoll stellte er die Tiere hin. Er hatte sie so geschnitzt wie sie auf der Weide standen. Den Pferden sah man den Stolz an, dem Stier seine Stärke durch die breiten Hörner und den kräftigen Nacken. Der Hirsch majestätisch und der Eber mit scharrendem Huf, gesenktem Kopf und großen Hauern. Nur die Ziege war grob vorgearbeitet und ohne Leben. Den Armreif versteckte er schnell in seiner Tunika. Hoffentlich war damit ihre Neugier gestillt. Aus dem Augenwinkel heraus sah er Chio und wurde rot. Ihr wollte er, die Tier ja zeigen. Jetzt sah sie auch der kleine Frosch. :D Und Kinder waren Kinder egal aus welchem Haus sie kamen. " Siehst du, es ist nichts für Mädchen dabei."

    Da war es, das was er nicht hören wollte. Er atmete tief ein und wieder aus und es kam noch mehr. Die Kinderstimme konnte Faustina nicht nachgemacht haben. Warum müssen diese Quälgeister immer das sehen, was sie nicht sehen sollen. AHHH, und Faustina stieg drauf ein. Widerstrebend ging er zu Tiberia Faustina. Das Bündel behielt er hinter seinem Rücken. „ Domina.“ Sagend, blieb er vor ihr stehen. Ein Blick zu dem Mädchen bei ihr. Kinder, besonders Patrizier-Kinder konnten schrecklich sein. Das kannte er schon aus seiner Vergangenheit. Zurückhaltung war angebracht. Hoffentlich konnte er sie davon überzeugen, das was er bei sich trug nichts für ihre zarten Händchen war.

    Der Brief von Caelyn musste beantwortet werden. Aretas konnte nicht warten bis Chio in die Stallungen kam. Hier in der Villa gab es Papyrus und was zum Schreiben. Er hatte den Brief dabei und das Bündel mit dem geschnitzten Tieren. Er hatte ihr versprochen, dass sie sie sehen durfte.
    Am Seiteneingang entschied er sich erst in die culina zu gehen. Süßer Puls und ein Becher Wein, dafür half er beim Vorräte tragen. Einen Apfel gab’s obendrauf. Auf zu Chio. Um zum cubiculum Faustina’s zu kommen, musste er durch das Atrium.
    Mit dem Apfel beschäftigt, den er letztendlich in der Tunika verstaute, trabte er gemütlich durch das Atrium. Führte Tiberia Faustina neuerdings Selbstgespräche ? Er sah nicht genau hin, registrierte nur die Domina. “ Salve Domina Tiberia Faustina .” Die genaue Anrede war vielleicht ganz gut. Nicht das da noch schlimmeres als Selbstgespräche im Anrollen war. Schnelles unsichtbar machen sollte von Vorteil sein. Das Atrium kam ihm mit einem Mal riesengroß vor und er fühlte sich beobachtet.
    Er versteckte das Bündel hinter seinem Rücken und ging weiter, so als ob er zu tun hatte. Ein schwer beschäftigter Sklave in eigener Sache unterwegs.