Beiträge von Octavia Varena

    Varena wartete bis der Sklave mit den Getränken heran war, ehe sie sich auch einen Becher mit verdünntem Wein genehmigte. Also war Drusilla doch Witwe und Varena wurde klar, warum sie so traurig war und sie sie so sehr an ihre Mutter erinnerte. Der Wein zauberte dem Mädchen ein wenig Röte ins Gesicht und sie versuchte ein wenig ruhiger zu sein, auch wenn es Drusilla anscheinend amüsierte. Die Witwe schien ihren Humor noch nicht ganz verloren zu haben und Varena beschloss dieses Thema auch nicht weiter anzusprechen.


    "Auch wenn solche Feste nicht jedermanns Sache ist, so sollte man sich doch unter Menschen begeben. Zumindest sagt Atia das immer...und meistens hat die alte Atia sogar Recht. Nur dass es in meiner Heimat so gut wie nie solche Feste gibt...Nachdem die Ernte eingebracht wurde, danken wir der Göttin mit einem kleinen Fest, aber das ist nichts im Vergleich dazu. Alles hier ist gewaltiger als zu Hause."

    Die junge Frau antwortete freundlich "Anscheinend ist es gar nicht so leicht andere Menschen in so einer großen Stadt kennen zu lernen." Mit Drusilla an der Hand ging sie die wenigen Schritte zu ihrem Platz zurück, wo Iulius Centho und Aculeo anscheinend noch immer in ihr Gespräch über Verwandtschaften verstrickt waren. Sie setzte sich wieder neben Aculeo und rutschte ein Stück, sodass Drusilla auch noch bequem Platz hatte.


    Das Gespräch der Männer ging sowieso eher an ihr vorbei und so suchte sie das Gespräch mit Drusilla. "Die Speisen hier sind zwar einfach, aber sehr lecker. Ich war noch nie auf solch einem Fest zuvor. Warst du schon auf vielen solcher Feste, wenn du schon so lange in dieser Stadt lebst? Achja...das sind Lucius Iulius Centho und Paullus Germanicus Aculeo falls du sie nicht kennst"Es schien als könnte das Mädchen ewig so weiterplappern, nur unterbrochen von dem einen oder anderen Schluck Wasser.

    Erst bei Drusillas letzten Worten merkte man wie jung Varena eigentlich noch war. Schlagartig machte sich Freude breit auf dem Gesicht der Octavia und sie war ganz begeistert. Sie griff enthusiastisch nach der Hand der älteren Frau und lächelte. "Ich bin Octavia Varena und ich freue mich, wenn du zu uns kommst. Ich kenne in dieser Stadt selbst kaum noch jemanden." Das Mädchen musste sich direkt bremsen, denn sie wollte die Frau nicht gleich mit ihrem Geplapper wieder verschrecken.

    Varena wirkte fast schon ein wenig enttäuscht bei Drusillas Reaktion, denn je mehr sie sie studierte, desto mehr erinnerte sie sie an ihre Mutter. Aber wahrscheinlich konnte sie die Frau nicht umstimmen, auch wenn sie es unbeholfen versuchte. "Ich bin mir sicher, dass meine äh Mitgänger nichts dagegen hätten, wenn du dich zu uns setzt. Aber wenn du das nicht möchtest, so kann ich dich wohl kaum überreden es zu tun. Verzeih wenn ich mich dir aufgedrängt habe." Varena wandte sich zum Gehen, auch wenn es ihr schwer fiel.

    Varena ging auf die Umarmung nicht ein, denn das war ihr in der Menschenmenge ohnehin ein wenig peinlich. Sie würde mit Aculeo privat darüber sprechen, aber nicht hier, wenn Iulius Centho direkt neben ihnen saß. Sie löste sich aus der Umarmung und meinte nur leise "Nein, ich wollte nichts mehr sagen. Das musst du dir eingebildet haben, Aculeo"


    Dann stand sie auf und legte die wenigen Schritte zurück, bis sie Sergia Drusilla erreichte. Diese war anscheinend gerade am Gehen und so folgte Varena ihr nur einige Schritte, bis sie soviel Mut aufbrachte um sie anzusprechen. Vielleicht war diese große Stadt doch nichts für ein schüchternes, junges Mädchen. Sie hatte ein wenig Angst vor Drusillas Reaktion.


    Als sie endlich auf gleicher Höhe mit Drusilla war konnte sie sich endlich zu ein paar Worten durchdringen. "Äh..Salve! Ich wollte fragen, ob du dich ...dich zu uns setzen willst?" Mehr brachte die junge Octavia nicht heraus und ein nervöses Lächeln zierte ihr Gesicht, während sie an ihrer blassroten Tunika rumzupfte.

    Varena druckste eine Weile herum und schüttelte den Kopf. "Aber was wenn es ihr nicht recht ist? Ich kenne sie ja nicht einmal und ich will mich auch nicht aufdrängen. Das wäre doch äußerst unhöflich oder?" Die junge Octavia würde wohl kaum den Mut aufbringen einfach so eine Fremde anzusprechen. Trotz allem konnte sie den Blick kaum von ihr wenden, auch wenn Varena nicht sagen könnten, woran das liegen mochte. Vielleicht wirklich nur daran, dass sie sie plötzlich so sehr an ihre Mutter erinnerte.

    Varena beachtete das Gespräch der Männer kaum noch, denn etwas ganz anderes hatte ihre Aufmerksamkeit gefesselt. Vorher war es ihr kaum aufgefallen, doch eine elegante Römerin in mittlerem Alter war von ihrem Platz aufgestanden und sah zum Himmel. Sie wirkte nach außen hin fröhlich und sie lächelte, doch die Ausstrahlung der Frau erinnerte sie an ihre Mutter. Diese hatte auch immer so gelächelt, für andere Menschen gelächelt, auch wenn sie in ihrem Inneren tief aufgewühlt war.


    Die junge Octavia biss sich auf die Lippe, denn es reizte sie auf die Frau zu zugehen. Aber sie hatte Scheu eine Fremde einfach so anzusprechen, von der sie vermutete, dass sie nicht ganz so glücklich war wie sie aussah. Sie wollte sich ja nun wirklich nicht aufdrängen und am Ende bildete sie sich ihre Beobachtung über den vermeintlichen Gemütszustand von Sergia Drusilla nur ein. Sie rutschte ein wenig unruhig auf der Bank herum und merkte erst jetzt, dass sie Drusilla wie eine Bäuerin angestarrt haben musste. Schnell griff sie zu ihrem Becher und wendete den Blick ab.

    Varena war auch schon aufgefallen, dass Iulius Centho sie für ein Paar hielt. Sie musste innerlich ein wenig darüber schmunzeln, aber sie beschloss das nicht weiter aufzuklären. Sollten die beiden Männer ruhig Artigkeiten austauschen. Sie blieb lieber bei ihrem Krug Wasser und zog es vor sich nicht weiter in das Gespräch einzumischen. Nur bei dem Satz, dass sie die Kaiser an diesem Geschenk beteiligten, musste Varena nachdenken. Waren die Kaiser wirklich so volksnah?

    Varenas Gesicht erhellte sich, als Iulius Centho ihr erklärte wem dieses Fest zu Ehren gegeben wurde. Sie lächelte ein wenig verlegen und meinte "Habt Dank für diese Erklärung. Aber ja, das ist ein wichtiges Fest. Man sollte die Kaiser ehren als römischer Bürger. Und die Societas Claudiana et Iuliana hat diese Volksspeisung gestiftet anlässlich des Festes? Das nenne ich auch äußerst großzügig, dass vor allem das einfach Volk daran teilhaben kann."


    Nachdem Aculeo sie gleich mit vorgestellt hatte, musste sie es ja nicht noch einmal erwähnen. Sie lächelte Iulius Centho nur charmant an, ehe sie wieder beherzt zum Wasserkrug griff und sich etwas in einen Becher einschenkte.

    Varena blickte wieder ein wenig fröhlicher, denn es war letztendlich nicht das Fest sondern eher Aculeos Gegenwart, die sie ein wenig aus dem Gleichgewicht brachte. Als sie zu einer Antwort ansetzen wollte, kam ein Mann zu ihnen. Sie erkannte ihn als den Redner, von dessen Rede sie nur noch die letzten paar Worte mitbekommen hatte. Vielleicht erfuhr sie hier für wen dieses Fest eigentlich gegeben wurde.


    "Salve. Du hast vorhin die Rede gehalten, deren Worte ich leider kaum mitbekommen habe. Wem zu Ehren findet dieses Fest eigentlich statt? Ich bin neu hier in Rom und weiß es deshalb leider nicht." Instinktiv rückte sie wieder näher zu ihrem jungen Begleiter und beschloss noch ein bisschen was zu trinken. Man sollte Feste ja bekanntlich feiern wie sie fallen.

    Varena wirkte nun noch verwirrter, als sie es ohnehin schon war. Warum hatte ihre Mutter ihr denn nicht ihre Absichten mitgeteilt? Sie nickte ein wenig abwesend und meinte dann "Ein Glas kühles Wasser würde mir gut tun..."


    Sie beschloss noch ein wenig ab zu warten, bis der Sklave nun ihr verwandtschaftliches Verhältnis in der Gens geklärt hatte. Vielleicht konnte ja noch herausgefunden werden, wem ihre Mutter geschrieben hatte.

    Varena aß noch genüsslich ein wenig Brot mit Käse, das sie fast vor Lachen wieder ausgespuckt hatte. "Purzelbäume und Räder? Na da würde den altehrwürdigen Patriziern wahrscheinlich die Augen rauskugeln, wenn ich hier Räder schlagen würde." Hatte sie das wirklich gerade gesagt? Sie sollte nicht so unachtsam mit Spottreden an einem öffentlichen Platz sein. Wahrscheinlich lag ihr unbedachtes Reden nur an ihrer jugendlichen Naivität.


    Erst jetzt merkte sie Aculeos recht ernsten Blick, als er von Schönheit sprach. Sie wusste das nicht recht zu deuten, oder auch nur wie sie darauf reagieren sollte. Sie setzte sich ein wenig aufrechter hin und brachte ein paar Zentimeter Abstand zwischen sich und den jungen Germanicus und beschloss das Thema zu wechseln. "Was hier wohl noch geschehen wird? Besteht das ganze Fest nur aus diesem Essen oder wird es noch Rituale oder Gebete geben?"

    Varena griff beherzt zu, als der Sklave mit dem Speisentablett an ihr vorbeikam und es ihr anbot. Sie schnappt sich Brot, Käse und ein paar Oliven im Speckmantel. Sie dankte dem Sklaven mit einem Nicken und wandte sich dann wieder Aculeo zu. Wortlos schob sie ihm einen Teil ihrer essbaren Beute zu, wobei sie die Oliven im Speckmantel jedoch eifersüchtig hütete und gleich eine davon verschlang.


    Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, dass er noch immer ihre Hand hielt und mit ein wenig Röte im Gesicht zog sie diese zurück. Auch wenn sie seine Nähe mochte, konnte das nur seltsames Gerede geben wenn zwei junge Leute so eng beisammen waren. Sie setzte trotz allem ein Lächeln auf und mit dem köstlichen Essen wurde das Ganze hier gleich viel erträglicher. Nur mit Mühe erkannte sie eine Büste, von der sie aber nicht so wirklich wusste wen es darstellen sollte.


    Varena deutete auf den steinernen Oberkörper und beugte sich dicht zu Paullus, damit dieser sie verstand. "Ich schätze mal wir feiern jemandes Geburtstag. Aber frag mich nicht wessen Haupt diese Büste darstellen soll. Mit Büsten kenn ich mich nun gar nicht aus." Sie aß noch einen Biss Brot, ehe sie auf seine andere Frage einging. "Nun..ich glaube Atia vermutet nach wie vor ich würde in irgendeinem Tempel beten, dass die Götter mir einen vermögenden und angesehenen Ehemann schicken, dem ich ungefähr 10 Söhne schenken kann." Dabei lachte das junge Mädchen und begann sich auch Atias mittlerweile bestimmt erbostes Gesicht sich vorzustellen.

    Die junge Octavia hatte es nur mit viel Mühe geschafft ihrer Aufpasserin Atia zu entschlüpfen um mit Aculeo durch die Straßen zu ziehen. Eher zufällig hatte es sie in diesen Bezirk der Metropole Rom verschlagen, wo anscheinend ein rauschendes Fest zu Ehren des göttlichen Claudius gefeiert wurde. Ungebildet war Varena ja nicht und sie wusste, wie wichtig solche Anlässe waren, um Loyalität zu demonstrieren.


    Trotzdem waren die Massen, die wahrscheinlich größtenteils wegen der Volksspeisung gekommen waren, schwer zu ertragen für die junge Frau. Schließlich war sie das Landleben gewohnt und nicht solche Menschenmassen. Sie hielt sich absichtlich dicht an den jungen Germanicus und auch als er ihre Hand packte, erhob sie keine Einwände. Wahrscheinlich würde sie ihn ohne diese Berührung ohnehin hier verlieren in diesem Gewimmel.


    Wie in Watte gepackt hörte sie nur noch einige Worte des Lucius Iulius Centho, ehe die Menge sie wieder verschluckte. Aculeo hatte sie zielsicher zu einer freien Bank gelotst, wo sie einen guten Überblick über das Fest hatten. Sklaven hatten schon damit begonnen reichbeladene Platten mit Essen umherzutragen und sie beschloss, ein wenig hier zu feiern. "Und auf was genau warten wir eigentlich, werter Aculeo? Auf bessere Zeiten oder göttliche Wunder?" Zwar hatte sie leise gesprochen, aber das verschmitzte Lächeln sprach Bände, dass dies keine ernstgemeinte Frage war.

    Varena überlegte kurz, ehe sie antwortete. "Es wäre sehr nett von dir, wenn du mich abholen würdest. Wir könnten morgen schon in aller Frühe losgehen, denn da ist die Hitze nicht so drückend und ich bin das frühe Aufstehen gewohnt."


    Wenn sie früh genug aufstand, konnte sie der alten Atia entschlüpfen, die sowieso nichts von der Schola und Bildung hielt. Die junge Octavia setzte ein unschuldiges Lächeln auf und macht sich dann fertig zum Aufbruch. "Ich danke dir, Germanicus Aculeo. Es war ein sehr amüsanter Tag mit dir und ich hoffe wir sehen uns morgen früh, wenn die Sonne aufgeht."

    Bevor Atia noch überhaupt etwas sagen konnte, erhob sich Varena und ging dazwischen. "Ich würde sehr gerne mit dir zur Schola gehen, aber lass uns das morgen machen. Ich bin schrecklich müde und es geht schon auf den Abend zu. Ich sollte nun wirklich zur Casa Octavia zurückgehen, ehe es dunkel wird."


    Momentan fühlte sich Varena ein wenig unwohl, auch wenn sich Aculeo nicht aufdrängte. Sie sollte nicht solange ausbleiben und auch Atia sprach dann. "Die Herrin hat Recht. Wir sollten nun wirklich zur Casa Octavia zurück und nicht abends hier in einer Taverne sitzen. Das ist nicht der richtige Ort für eine junge Dame."