Beiträge von Octavia Varena

    Varena legte ein wenig den Kopf schief, so wie sie es meistens tat, wenn sie über etwas nachdachte. Es war nur ein unterbewusste Geste, die sie schon als Kind ausgebildet hatte. "Ja ich glaub ich sollte diesen Kurs belegen, denn ich möchte eine ordentliche römische Bürgerin sein. Es wäre nett, wenn du mir da weiterhelfen könntest. Ehrlich gesagt hab ich zwar gehört, dass es hier eine große Schola gibt, aber ich weiß nicht einmal wo diese ist."


    Varena hatte gerötete Wangen von dem Wein und das kühle Wasser half ihr, wieder ein wenig klarer zu werden. Das hatte sie auch dringend notwendig, denn aus unerfindlichen Gründen wurde Aculeo immer vertrauter, obwohl sie sich erst so kurz kannten. Das beunruhigte das junge Mädchen und sie vermied es schon fast den jungen Mann anzusehen. Sollte sie vielleicht lieber gleich aufbrechen?

    Varena lehnte sich zurück, während sie auf die Bedienung wartete, der sie schon vor einigen Minuten gewunken hatte. Als diese endlich kam bestellte sie für Atia einen Becher verdünnten Wein und ein Glas Wasser für sich selbst. Atia schien wieder versöhnlicher geworden zu sein und blickte still in eine andere Ecke des Raumes.


    "Jeder hat Pläne und Wünsche...aber was hält Rom für eine Frau wie mich bereit? Ich weiß es wirklich noch nicht. Aber auf jeden Fall möchte ich noch ein oder zwei Kurse an der Schola belegen und ansonsten drängt meine Mutter darauf mich zu verheiraten. Aber damit habe ich es nun wirklich nicht so eilig. Vielleicht war das ja in ihrer Mädchenzeit so, dass man so früh wie möglich verschachert wurde, aber ich möchte noch ein wenig lernen, ehe ich mich Heim und Herd widme."

    Varena versinkt auch ein wenig in Gedanken bei seinen Worten. "Ich hatte immer gehofft, dass ich kleine Geschwister zum Spielen haben werde. Aber das war mir nicht vergönnt. Es ist schön, dass ihr euch zwei habt und vielleicht lerne ich deinen kleinen Bruder ja mal kennen." Dann lächelt die junge Frau und hebt abwehrend die Hände. "Oh nein, soviel Wein vertrage ich nicht, selbst wenn er so stark verdünnt ist. Das steigt mir noch zu Kopf und ich werde schamlos!"


    Varena lacht nur leise und Atia schüttelt leicht den Kopf. "Treibt es nicht zu bunt, Herrin" flüstert diese Varena ins Ohr, doch die Octavia winkt nur ab. "Ich glaube Atia braucht wirklich einen Becher Wein im Gegensatz zu mir. Sie ist heute so griesgrämig! Ich bin zufrieden mit Brot und Oliven."


    Nachdem sie die Schale mit den Oliven geleert hat und noch ein paar Bissen Brot zu sich genommen hat, wechselt Varena das Thema. "Und wirst du bald nach Ostia zurückkehren zu deiner Arbeitsstelle?"

    Varena musste kurz lächeln, als er ihr das vom Kindermädchen zuflüsterte. Atia hatte auch ein Herz aus Gold, obwohl sie immer gejammert hatte, sie wäre nicht streng genug mit Varena gewesen. Doch dann wurde das junge Mädchen wieder ernst.


    "Mein Vater ist auch vor einigen Jahren verstorben, aber Mutter und Vater zu verlieren ist bestimmt noch viel schwieriger. Ich finde es sehr schön von dir, dass du ihn zu dir genommen hast und nun versuchst ihm ein gutes Leben zu bieten. Wie alt ist Marcus denn?"

    Varena wurde wieder ein wenig ernster, da dieser Spaß nun vorüber war. Nach ein paar weiteren Oliven bemerkte sie. "Nun ich könnte auch meiner Mutter schreiben, ob sie ein paar für mich entbehren kann. Dann kannst du unsere Oliven auch einmal kosten. Sie schmecken herrlich!" Sie war kurz davor in einen längeren Monolog über Oliven auszubrechen, ehe sie sich erneut vor Augen hielt, dass das wohl kein so unterhaltsames Gesprächsthema war.


    "Du hast einen kleineren Bruder? Ich habe nur einen älteren Bruder, aber zu dem hatte ich immer recht wenig Kontakt. Er zog schon früh aus, um seinen Weg zu finden und ich blieb bei meiner Mutter auf dem Land. Lebt dein kleiner Bruder bei dir oder mit deinen Eltern zusammen?"

    Varena musste nur schmunzeln ob seines entsetzten Gesichts. Sie fand die Idee mit der Kontaktanzeige einfach zu amüsant, auch wenn sie so etwas bestimmt nie tun würde. Atia sagte schon gar nichts mehr und schaute nur noch bedrückt weg. Endlich kam auch die Bedienung mit den eingelegten Oliven und dem Brot.


    "Ich war noch nie auf einer Hochzeit, aber ich hege auch kein großes Interesse an so etwas um ehrlich zu sein. Und ich wüsste auch nicht, wer mich zu seiner Hochzeit einladen sollte."


    Varena schnappte sich eine Olive und ein Stückchen Brot und aß erstmal einige Bissen, ehe sie weitersprach. "Die Oliven schmecken gut, wenn auch nicht so gut wie jene von zu Hause. Du solltest sie mal probieren..."


    Als sie sah wie er sich gleich in Pose warf, bei dem Gedanken, dass sie so etwas tun würde musste sie lächeln. "Oh bist du nun auch ein Beschützer meiner Ehre und Unbescholtenheit, so wie Atia?" Bei diesem verbalen Seitenhieb auf ihre Dienerin, mauzte diese leise "Aber Herrin...". Doch Varena ließ sie nicht ausreden. "Ich mache doch nur Spaß Atia...Du kennst mich doch..."

    Varena musste sich schon zusammenreißen, damit sie nicht lauthals loslachte. Dies war die erste befreiende Konversation in dieser Stadt, wo sie einmal locker drauflos plaudern konnte. "Nunja, ein Rudel Senatoren steht noch nicht Schlange bei mir schätze ich. Aber vielleicht sollte ich eine Kontaktanzeige an die Haustür der Casa Octavia nageln. Meine Mutter würde sich sicher vor Freude überschlagen, wenn ich plötzlich einen Senator ehelichen würde." Varena verzog scherzhaft das Gesicht, als sie sich eine Schlange Senatoren vor der Casa vorstellte, ehe sie loslachte.


    Als die Bedienung vorüber kam, winkte sie diese herbei und bestellte eine Schale mit eingelegten Oliven und Brot dazu. Sie hatte ein wenig Hunger und wollte dieses amüsante Gespräch nicht mit leerem Magen fortsetzen. "Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung welchen Posten Octavius Macer bekleidet. Vielleicht sollte ich ihn einmal danach fragen...Ich habe schon von einigen gesellschaftlichen Anlässen gehört, aber ehrlich gesagt war ich noch nie auf einem solchen. Ich stelle es mir aber nicht als sonderlich spaßig vor, ehrlich gesagt."


    Je länger dieses Gespräch dauerte, desto stärker kam Varenas Jugend zum Vorschein und ihre Naivität. Sie erzählte drauflos, als würde sie mit ihrer besten Freundin plaudern. Aber ehrlich...Aculeo sah wesentlich besser aus, als ihre beste Freundin zu Hause in Virinum. Und sie würde noch viele Jahre vor sich haben, in denen sie eine würdevolle Römerin sein musste. Diese Augenblicke wollte sie genießen, wo sie sich ungezwungen unterhalten konnte.

    Varena nippte amüsiert an ihrem Wein, während es Atia vorzog wegzusehen. Eigentlich hatte sie sich noch keine großartigen Ideen über ihre Zukunft gemacht, da sie jederzeit damit rechnete, wieder heimgeholt zu werden. Aber sie hatte durchaus Wünsche und Träume, auch wenn diese nicht immer unbedingt im Einklang mit den Vorstellungen ihrer Mutter lagen.


    "Wie ein Dorf erscheint mir Rom nicht gerade. Es ist schwer vorstellbar, all diese Menschen zu kennen. Aber nunja...ich hoffe vielleicht einen Kurs an der Schola belegen zu können. Ich möchte mich gerne weiterbilden, sofern mir dies möglich ist, denn zur Zeit fehlt mir die Beschäftigung. In der Casa Octavia habe ich nichts zu tun, so wie zu Hause."


    Varena nippte noch einmal an ihrem Wein, ehe sie ein wenig schmunzelte. "Herumreisen? Nun ja, eher weniger...ich möchte nicht all zu weit weg von meiner Heimat. Aber vielleicht hofft meine Mutter auch, dass ich hier in Rom eine gute Partie mache." Wieder zupfte sie Atia empört, doch das junge Mädchen lachte nur hell auf. An Heirat wollte sie noch lange nicht denken, auch wenn sie nicht jünger wurde.

    Atia blickte für eine Dienerin recht hochmütig drein, war sie es doch gewohnt die junge Octavia zurechtzuweisen und zu erziehen. Auf Aculeos Frage antwortete sie nur knapp mit einem "Nein, Herr". Varena legte Atia begütigend eine Hand auf den Arm und meinte lächelnd zu Aculeo. "Ihr dürft sie nicht so ernst nehmen. Atia ist ein Moralapostel und sie macht sich nur schreckliche Sorgen um mich, als wäre ich noch ein kleines Kind."


    Wahrscheinlich würde Atia aufspringen und gehen, wenn sie könnte, so beleidigt wie sie dreinsah. Aber Varena kannte die alte Frau zu gut. Nach außen hin gab sie sich empört und hochmütig, aber dahinter verbarg sie nur die Gefühle für Varena, die ihr wie eine Tochter ans Herz gewachsen war und die sie beschützte. "Meine Mutter lebt mit einigen Sklaven nun alleine auf dem Gut. Anscheinend wünscht sie, dass ich ein wenig meinen Horizont erweitere und ein bisschen die Welt kennenlerne. Aber du hast Recht...als ich die Stadt betrat, konnte ich mich erst nicht sattsehen und nach diesem Tag auf dem Markt wünsche ich mich direkt in die Einsamkeit des Landlebens zurück."

    Varena entfleuchte ein leises Lachen, als er scherzhaft anmerkte, wie gern er junge Damen rettet. "Nunja in diesem Fall war es wohl eher ein Kind mit Flausen im Kopf und flinken Fingern, als ein wirklich böser Bube.Oh Ostia...ist das weit entfernt von Rom?" Sie besaß zwar eine gewisse Bildung, nur Geographie hatte leider nie dazugehört, da man es als nicht notwendig eingestuft hatte. Varena hing regelrecht an seinen Lippen, doch Atia zupfte sie ab und an unter dem Tisch an der Tunika. Sie schenkte der alten Frau einen giftigen Blick, ehe sie sich wieder Aculeo zuwandte.


    "Aber verdünnten Wein bitte. Nunja ich habe mit meiner Mutter auf einem kleinen Landgut in einem Dorf einige Stunden nördlich von hier gelebt. Wir hatten Olivenbäume und einige Tiere. Das nächste Dorf hieß Virium und beherbergte nur einige Häuser. Nunja...das ist nicht besonders spannend."

    Varena ließ ein wenig ihren Blick schweifen und folgte dann zusammen mit Atia dem jungen Mann. Das junge Mädchen ließ sich mit einem Lächeln gegenüber von Aculeo nieder auf einer Bank mit dem Rücken zur Wand. Übel sah der Kerl ja nicht aus, auch wenn sie froh war, dass Atia bei ihr war. Sie errötete abermals ein wenig, ob ihrer Gedanken.


    "Und was machst du so?" Auch dem jungen Mädchen fiel kein geeignetes Gesprächsthema ein und so druckste sie ein wenig herum. Sie schätze, dass ihn de Olivenanbau wohl nicht sonderlich interessieren würde.

    Sie schritt langsam neben ihm her und lauschte seinen Worte, auch wenn sie sich immer wieder die Umgebung besah. "Ich bin erst einige Tage in Rom und habe bisher auf dem Land gelebt. Bisher habe ich erst Octavius Macer kennengelernt, auch wenn noch andere Mitglieder meiner Gens hier in Rom weilen sollen. Also haben wir da durchaus etwas gemeinsam." Varena schmunzelte, obwohl es ein wenig traurig war, dass sie bisher niemand anderes kennengelernt hatte in dieser riesigen Stadt voller Menschen.


    Erst nach einigen Schritten erreichten sie die kleine Gasse, die vom Marktplatz wegführte und erst jetzt atmete das Mädchen erleichtert durch. So viele Menschen auf einem Fleck war sie nicht gewohnt und in der drückenden Hitze am Mittag war dies auch kein Spaß mehr. Das nächste Mal würde sie früh auf den Markt gehen, wenn es nicht so heiß war. Nach einigen Metern verschwand sie mit dem jungen Mann in der Taverne.

    Die ältliche Dienerin schnaubte kurz entrüstet, ehe auch sie dem Charme des jungen Mannes erlag und ein schwaches Lächeln aufsetzte. Doch es war Varena, die antwortete. "Ohne die gute Atia gehe ich nirgends hin, aber als Spinne würde ich sie lieber nicht bezeichnen, denn die mag keine Frau gerne" sagte die junge Frau mit einem Lächeln. Außerdem wäre es reichlich unschicklich, würde sie mit fremden Männern alleine in einer Taverne herumsitzen.


    Varena folgte mit dem Blick seinem ausgestreckten Arm und erkannte die besagte Gasse, die vom Markt abging. Kurz überlegte sie und dann wandte sie sich an den Haussklaven, welchen sie heim schickte. Es war ausreichend, wenn Atia bei ihr blieb. "Dann wollen wir doch in die Taverne gehen."

    Varena wusste nicht so recht, was sie von dem jungen Römer halten sollte, aber sein Lächeln war irgendwie sehr ansteckend. Atia schaute ein wenig missbilligend drein, aber sie waren ja in der Öffentlichkeit und da konnte man schwerlich etwas Unanstädiges tun.


    Die junge Ocatvia wurde ein wenig lockerer und beschloss sich nun auch einmal vorzustellen. "Ich bin Octavia Varena, aber die meisten nennen mich ohnehin nur Varena. Und ihr...du hast recht, Aculeo. Dieser Markt ist schrecklich voll und es ist drückend heiß. Ich nehme deine Einladung sehr gerne an, auch wenn ich nicht so genau weiß, wo diese Taverne denn ist."


    Sie schenkte Aculeo noch ein strahlendes, jugendliches Lächeln und die schmutzige Tunika war schon fast wieder vollkommen vergessen.

    Varena war mit der Hilfe von Atia gerade dabei, ihre völlig befleckte Tunika grob zu säubern, als Aculeo zurückkehrte. Ihr war gar nicht so recht aufgefallen, dass jemand dem kleinen Taschendieb hinterher gelaufen war. Die Menge drängte sich einfach zu dicht und es war nahezu Mittag.


    Das Gesicht der jungen Octavia war noch immer total verlegen und ziemlich rot als sie merkte, dass man das Wort an sie richtete. Schüchtern blickte sie zu Aculeo auf und schenkte ihm ein verlegenes Lächeln. "Äh...Habt Dank für eure Bemühungen, Herr. Nein, nein...es waren nur einige kleine Münzen darin. Eigentlich wollte ich mir davon eine Mahlzeit und einen Becher Wein in der Taverne leisten. Aber ich schätze so müssen wir nun zur Casa Octavia zurückkehren."


    Aber vor allem war es ihr schrecklich peinlich mit einem jungen Mann zusammen zu sein und das auch noch in einem vollkommen desolaten Aufzug.

    Varena wirkte ein wenig verunsichert von seinen Worten. "Nun, ich dachte ihr könntet mir da weiterhelfen. Meine Mutter erwähnte nur, dass sie meine Ankunft hier angekündigt hatte in einem Brief. Doch sie wollte mir mit keinem Wort verraten an wen sie diesen Brief geschrieben hat oder was darin gestanden hat." Das junge Mädchen blickte ein wenig hilflos zu dem älteren Octavius Macer auf.

    Im Umkreis von einigen Metern richteten sich alle Blicke auf die junge Octavia, was diese feuerrot anlaufen ließ wie eine Tomate. Am liebsten wäre Varena in diesem Moment im Erdboden versunken, doch Atia kreischte einfach weiter. Für die junge Frau war diese ganze Situation so unreal, da sie noch nie vorher bestohlen worden war. Sie hatte mit so etwas auch gar nicht gerechnet. Die alte Atia war noch immer vollkommen außer sich und herrschte den Haussklaven an. "Lauf diesem Balg hinterher, Mann! Was stehst du hier herum? Wache! Wache!" Varena richtete nur einen flehentlichen Blick auf Atia und zischte ihr zu "Beruhige dich, Atia...die Leute glotzen schon alle!"


    Der rothaarige, kleine Taschendieb war mit seiner Beute längst in der Menge abgetaucht. Groß war seine Beute nicht, denn Varena hatte nur einige Kupfermünzen und ein oder zwei Silberstücke dabei gehabt, da sie nicht vorgehabt hatte eine größere Anschaffung zu tätigen.

    Varena tändelte begeistert von einem Stand zum nächsten. Es schien als habe jeder neue Stand ein noch bunteres, hübscheres oder erleseneres Ding zu bieten. Die Verkäufer boten ihre Waren so lautstark an, dass es ihr schon in den Ohren rauschte. Atia schien sich mit jedem Schritt unwohler zu fühlen in dem Gedränge. Sie kam an Haushaltswaren und Kleidern, Schuhen und Tüchern. Nur kurz meinte sie entfernt einen älteren Patrizier mit irgendetwas Purpurnem zu sehen. Sie kniff die Augen zusammen, um das näher zu betrachten, als sie von einem Jungen angerempelt wurde.


    Wie in Zeitlupe schien sie auf ihrer Kehrseite zu landen und der kleine Junge war verschwunden. Atia keuchte auf und der Haussklave kam schnell herbei, um ihr aufzuhelfen. Erst nach einigen Augenblicken, als sie ihre Tunika glatt strich, bemerkte sie was fehlte. Ihr Geldbeutel...Atia folgte ihrem Blick und schon erscholl der laute Ruf der älteren Frau "Haltet den Dieb!!"

    Varena war nun schon einige Tage in der pulsierenden Metropole Rom und so beschloss sie, die Stadt ein wenig zu erkunden. Bisher hatte sie nur die Casa Octavia erlebt, aber diese Stadt hatte doch soviel mehr zu bieten. Begleitet wurde sie wie immer von ihrer älteren Dienerin Atia und ein freundlicher Haussklave der Casa Octavia bot ihnen Schutz und Geleit durch das Gewirr der römischen Architektur. Nach einigen Minuten Weg hatte die junge Octavia bereits die Ausläufer des Markts erreicht und bestaunte die schiere Größe dieser Anlage.


    So einen großen Markt hatte Varena noch nie gesehen und die Menschenmassen schüchterten sie ein wenig ein. Vielleicht hätte sie doch nicht mit den beiden Dienern alleine gehen sollen, aber nun war sie schon einmal hier. Ein wenig Geld besaß sie ja und so beschloss sie, sich vom Angebot der Marktstände inspirieren zu lassen. Vielleicht würde sie hier ein schönes Gewand oder neue Sandalen für sich finden. Heute war sie erneut nur sehr schmucklos in eine zartgelbe Tunika und einen passenden Schleier gekleidet.


    "Habt ihr schon etwas erblickt, das euch gefällt, Herrin?" fragte Atia die junge Octavia. Doch Varena schüttelte nur den Kopf und versuchte es mit einem gutgelaunten Lächeln. "Aber dieser Markt ist so groß...Da muss man etwas finden!" antwortete das Mädchen und ging zielstrebig die Reihen der Marktstände ab.

    Nun endlich sah sie einen stattlichen Mann auf sich zukommen, der vielleicht der angesprochene Octavius Macer sein könnte. Sie erhob sich fließend von der Bank und zupfte ein wenig verlegen ihre olivfarbene Reisetunika und leichten Schleier zurecht. Auch ihre Dienerin Atia erhob sich, senkte jedoch den Blick. Nun musste sie mutig sein und nicht vor fremden Leuten zurückschrecken. Sie durfte nur nicht vergessen, dass dies hier das Haus ihrer Familie war.


    Sie ging einen Schritt auf Macer zu und nickte ihm ehrerbietig zu, ehe sie mit ihrer sanften Mädchenstimme anfing zu sprechen. "Seid gegrüßt, Herr. Ich bin Octavia Varena, Tochter von Octavius Larva und der Saltia Tulla." Sie schenkte dem Mann noch ein offenes Lächeln und beschloss den Verlauf der Unterhaltung noch ein wenig abzuwarten, ehe sie nach dem Brief ihrer Mutter fragte.