Beiträge von Octavia Varena

    Varena folgte einem der Sklaven, der sie und Atia ins Atrium geleitete. Dort ließ sie sich auf einer bequem aussehenden Bank nieder und wartete. Ob nun der Hausherr erscheinen würde? Wahrscheinlich müsste sie sich noch ein wenig in Geduld üben. Selbst Atia war ungewöhnlich schweigsam, was sie den Strapazen der Reise zuschrieb. Aber vielleicht würde sie bald erfahren, was nun im Brief ihrer Mutter gestanden hatte.

    Varena warf Tiberius Dolabella noch einen schüchternen Blick zu, als ein Sklave ihr beschied, das Atrium aufzusuchen. Sie nickt Tiberius Dolabella noch einmal zu, ehe sie mit gesenktem Kopf den Weg zum Atrium antrat. Die treue Atia folgte ihr, auch wenn diese aus unerfindlichen Gründen anscheinend recht ärgerlich war.

    Varena saß verlegen auf ihrer Kleidertruhe und hoffte, dass bald jemand kommen würde um sie zum Hausherrn zu geleiten. Momentan war ihr die Situation unerträglich. Sie kam sich vor wie ein dummes, kleines Kind. Atia legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter und meinte leise, dass bald jemand kommen müsste. Immer wieder ertappte sich Varena allerdings dabei, dass zu Dollabella und seinem Sklaven hinüberschaute.

    Varena errötete heftig, als er den Stoffballen neben sie hielt. Die Farbe war ausnehmend schön, aber viel zu wertvollfür sie. Sie trat schüchtern einen Schritt von ihm zurück und schüttelte sacht den Kopf. "Mein Herr...das ist Purpur...ich kann doch kein Purpur tragen..Ihr verwirrt mich..."


    Varena wusste nicht mehr, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Hilfesuchend blickte sie zur alten Atia und als hätte sie ihre Gedanken gelesen, kam diese auf sie zu. Atia zog Varena ein Stück von Dolabella weg und ergriff das Wort. "Herr, dieses Mädchen ist noch sehr jung. Habt ein Einsehen und bringt sie nicht so durcheinander. Ich bitte Euch..."


    Mehr wagte Atia nicht mehr zu dem Patrizier zu sagen und so beschränkte sie sich darauf, Varena von ihm wegzuziehen. Varena wünschte sich plötzlich in die Einsamkeit des Landlebens zurück, in dem sie sich zurechtfand und ließ sich bereitwillig von der älteren Frau zurück in die Eingangshalle geleiten, wo sie sich auf ihrer Kleidertruhe niederließ.

    Varena wurde zunehmend unsicherer bei diesem Gesprächsthema, auch wenn sie das nicht so offen zugeben wollte. Von Pferden verstand sie gar nichts, und von irgendwelchen Rennen wusste sie noch weniger. Sie setzte ein scheues Lächeln auf und versuchte es mit einer unverbindlichen Antwort, da Atia zwar in einigem Abstand zu ihr wartete, sie aber genau beobachtete.


    "Die Rennen? Ach, ich weiß noch nicht so recht..." Sie versuchte es halbwegs locker und natürlich klingen zu lassen, damit ihre jugendliche Unerfahrenheit nicht zu sehr durchschien.

    Varena lauschte seinen Worten, als er sie plötzlich an der Schulter nahm und sanft beiseite schob. Sie hatte den Reiter gar nicht gesehen und wirkte sehr erschrocken. Sie murmelte ein leises "Habt Dank, werter Herr", ehe sie sich abrupt aus seinem Griff löste, als sie Atia herannahen sah.


    Um diesen Zwischenfall zu überspielen, versuchte sie wieder in das Gespräch zu kommen. "Pferde...zweifellos edle Tiere, aber wie ich eurem Sklaven schon sagte, von recht furchterregendem Temperament. Interessant sind diese Tiere allemal, auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass ihre Nähe mich nervös macht."

    Das zierliche Mädchen erröte leicht und war von der Situation ein wenig überfordert. Es war unschicklich zu lügen und wo bei den Göttern blieb nur Atia? Wie konnte sie sie mit einem Mann hier alleine stehen lassen? Sie nestelte weiter an einer Falte ihrer Tunika herum, ehe sie eine Antwort herausbrachte.


    "Nun...Wie soll ich es sagen? Ich war noch nie in Rom..." Sie setzte kurz ab, auch wenn es so aussah, als wollte sie noch etwas sagen. Denn eigentlich war Varena noch nie in irgendeiner Stadt gewesen.

    Kurz lauschte sie seinen Ausführungen und begann dann nachzudenken. Man hatte ihr nicht viel von ihrer Verwandtschaft, doch sie wusste, dass sie zwei Onkel hatte. Ihren Großvater hatte sie zwar nie gekannt, aber auch dessen Namen wusste sie immerhin. Von Octavius Anton wusste sie nur, dass er der anderen Seite der Familie angehörte.


    "Ich entstamme dem anderen Zweig der Familie, werter Spurius Tiberius Dolabella. Mein Vater war Marcus Octavius Larva. Der Bruder meines Vaters ist Marcus Octavius Augustinus Maior, obwohl ich ihn selbst noch nicht kennengelernt habe."

    Sie nickte ihm höflich zu, ehe sie ihren Namen nannte. "Octavia Varena ist mein Name, Herr. Ich bin soeben hier eingetroffen an der Casa Octavia."


    Atia war immer noch fort und sie wusste gar nicht, was sie noch sagen sollte. Sie hoffte nur, dass bald jemand aus dem Haus kommen würde, damit sie nicht so zwischen Tür und Angel hängen müsste. Als müsste sie ihren Gedanken Ausdruck verleihen, zupfte sie instinktiv ihre olivfarbene, schmucklose Reisetunika und den passenden Schleier zurecht.

    Sie dachte noch über Pferde nach, als ein älterer Römer von Stand auf sie zutrat, der anscheinend Keraunos Herr war. Auch wenn der Sklave ein wenig viel plapperte, wollte sie nicht, dass er eine Schelte seines Herrn kassierte.


    Rasch erwiderte sie an Dolabella gerichtet: "Nein, nein. Im Gegenteil. Er war mir hilfreich und gab mir eine wichtige Auskunft. Ihr solltet ihn nicht schelten, Herr"

    Als Varena Keraunos zuhörte, verschwand Atia. Sie schien wohl auf die Suche nach einem Sklaven zu sein, der sie dem Hausherrn auch melden würde. Auch wenn Varena das Geplapper von Keraunos schon fast als anmaßend empfand, genoss sie doch die Kurzweil eines belanglosen Gesprächs.


    Interessiert erwiderte sie: "Pferde? Stolze, edle Tiere, aber manchmal haben sie ein richtig furchterregendes Temperament."

    Varena nickt nur und murmelte dann leise "Wahrscheinlich hat er Tullas Brief erhalten...."


    Laut sprach sie :"Ich danke dir für die Auskunft. Und was tut dein Herr, Sklave?". Sie versuchte Keraunos offen anzusehen, doch sie wurde immer unsicherer während man sie hier stehen und warten ließ.

    Nur langsam taute Varena auf, auch wenn ihr momentan mehr nach einem Bad und frischer Kleidung der Sinn stand, als nach einem Gespräch mit einem Sklaven, der es anscheinend liebte zu plappern. Trotz der bösen Blicke Atias, entfleuchte Varena ein leises Lachen, als Keraunos seinen Satz über die Wichtigkeit seines Herrn nicht beendete.


    Doch schnell kamen erneute Zweifel und plötzlich wirkte Varena sehr verloren. Eher zögerlich antwortete die Octavia. "Nun...ich weiß nicht so recht auf wen ich warte. Müsste ich raten, würde ich auf den Hausherrn tippen..."

    Varena schlug scheu die Augen nieder, denn ihr unerwartet frecher Ausspruch diesem Sklaven gegenüber passte so gar nicht zu ihr. Es musste wohl an ihrer Nervosität liegen, dass sie solches von sich gab. Sie beschloss nicht weiter auf seine Frage einzugehen. Die ältliche Atia hingegen schickte Keraunos einen entrüsteten Blick.


    "Nun...Wir scheinen beide auf wichtige Männer zu warten" erwiderte Varena scheu und unverbindlich.

    Sie schien aus ihren Gedanken hochzuschrecken, als Keraunos sie ansprach. Sie setzte ein leichtes Lächeln auf und nickte. Ihre zarte, mädchenhafte Stimme erklang. "Meine Dienerin hat bereits geklopft und meine Ankunft vermeldet. Nun warte ich...ja worauf warte ich?" Sie schmunzelte nur leicht und wandte sich wieder der Eingangshalle zu.

    Octavia Varena war übel. Mühsam hielt sie die Augen geschlossen und versuchte Haltung zu bewahren. Ein Seitenblick verriet ihr, dass auch ihre Dienerin Atia ihre liebe Mühe mit der drückenden Hitze in der Sänfte hatte. Aber nicht nur die Hitze, sondern auch das Schaukeln der Sänfte war mehr als gewöhnungsbedürftig.


    Varena atmete krampfhaft ein und wieder aus, denn je länger sie in der Sänfte saß, desto fürchterlicher wurde die Übelkeit. War das die Nervosität oder das Heimweh? Sie wagte nur wenige Blicke auf die Stadt, ehe sie verschreckt wieder die Vorhänge schloss. Überall waren Lärm, Dreck und Menschenmassen zu sehen.


    Sie hatte im Laufe dieser Reise ihr Zeitgefühl fast gänzlich verloren. Stundenlang war sie mit einer Kutsche durch das Land gerumpelt, ehe man sie am Stadttor aussteigen ließ und in eine Sänfte verfrachtete. Nur der Stand der Sonne verriet ihr, dass es später Nachmittag sein musste und sie bereits nahezu einen ganzen Tag unterwegs war.


    Als die Sänfte endlich hielt, dankte Varena allen Göttern. Sie nickte Atia zu und diese stieg aus. Während die ältliche und nicht gerade schlanke Römerin in Richtung des Tors ging, versuchte Varena wieder zu sich selbst zu finden. Sie strich ihre Kleidung und ihr Haar glatt und wischte sich die feinen Schweißperlen aus dem Gesicht, auch wenn sie gegen ihre Blässe ob der Übelkeit kaum etwas unternehmen konnte.


    Atia klopfte dreimal laut gegen das große Holztor des geschmackvollen Herrenhauses, ehe der Ianitor öffnete. Die ältere Dienerin meldete eher wortkarg : "Octavia Varena ist soeben hier angekommen. Ihrer Reise ging ein Brief von ihrer Mutter Saltia Tulla, der Witwe Marcus Octavius Larvas, voran." Der Ianitor nickte nur und öffnete die Eingangstür.


    Varena setzte ein höfliches Gesicht und atmete noch einmal kräftig durch, ehe sie so anmutig wie möglich aus der Sänfte stieg. Erst jetzt wagte sie einen ersten wirklichen Blick auf die Umgebung. Sie musste wohl einen wirklich langen Blick auf die Umgebung geworfen haben, denn Atia stieß sie schon fast entrüstet an. Die ältere Dienerin hatte schon Veranlassungen getroffen, dass man ihre Reisetruhe in die Eingangshalle brachte.


    Nun wagte auch Varena einen schon fast scheuen Schritt über die Schwelle der Casa Octavia. Ob dies für die nächste Zeit ihr neues Zuhause werden würde? Und was stand wohl in dem Brief ihrer Mutter? Saltia Tulla war nicht bereit ihr den Grund dieser Reise mitzuteilen, aber sie schätzte, dass er wohl in diesem Brief zu finden wäre. Leider wusste Varena nicht einmal an wen dieser Brief gerichtet war. Sie seufzte leise und wartete, dass irgendjemand kam um sie willkommen zu heißen.

    Hm was ich mir so vorgestellt habe? Ich weiß noch nicht so recht was ich Schönes mit Varena anfangen soll (können Frauen irgendwelchen Karrieren abgesehen von Vestalin nachgehen?), aber ich habe mir durchaus schon Gedanken über den Charakter gemacht. Das mit dem Verwandtschaftsgrad weiß ich leider auch noch nicht, da ich durch den Stammbaum ehrlich gesagt nicht so durchblicke :). Am liebsten wäre mir, wenn Varena still und bescheiden auf dem Land aufgewachsen wäre und neu in die ewige Stadt gekommen ist.


    Varena ist eine junge Frau von 16 Jahren, die eine tiefe Liebe zu Poesie, Literatur und Musik hat. Sie spielt leidenschaftlich die Lyra und würde gerne ihre Bildung vertiefen, so der Pater Familias das gestattet. Vom Wesen her ist sie eher zurückhaltend und bescheiden. Eine religiöse Karriere würde ich nicht von vorneherein ausschließen, aber eigentlich sehe ich Varena mehr als Mitglied des Familienbundes als eine Priesterin.


    Lg