Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    Seneca hatte sich den Abend Zeit genommen um mit seinem Scriba ein wenig die Stadt zu erkunden. In seiner mittlerweile wieder militärischen Kleidung, und auf der Suche nach einem Absacker bevor es zum schlafen in die Unterkunft ging, hatten sie die Taberna zum gerupften Huhn gefunden, doch sie ahnten ja nicht was ihnen bevorstand.


    Bereits von draußen konnte man allerlei Krach wahrnehmen und der Iunier dachte sich einfach dass ein paar Männer ihre Freizeit gebührend feiern, ohne auch nur daran zu denken dass dort drin eine Schlägerei von epischem Ausmaß stattfand.
    Doch als sie einkehrten, torkelte ihm schon Centurio Hadrianus entgegen, ein paar Milites lagen auf dem Boden oder auf den Tischen während andere weiterhin andere Gäste bearbeiteten.
    Die Wut ob des undisziplinierten Verhaltens der Männer kochte in Seneca hoch, und Seneca blickte den Centurio schnaubend an..
    "Centurio Hadrianus..." bellte er fast schon und fuhr fort, ohne die passenden Worte für diese doch recht angespannte Situation parat zu haben, "Centurio Hadrianus, Haltung annehmen.. Aber sofort!!!" brüllte er während er seinen Blick über das Schlachtfeld gleiten ließ.

    "Nun..." entgegnete Seneca etwas unsicher, da er aus der Reaktion seiner Liebsten nicht wirklich schlau wurde, "...ja." fuhr er fort und schob noch ein kleines Lächeln nach. "Senator Duccius Vala und ich haben einige interessante Gespräche geführt, und zusammen mit meinem Onkel Silanus könnte es wohl gelingen. Einzig den nötigen Landbesitz gilt es noch zu erwerben, aber ich bin sicher dass ich mit meinen Fürsprechern auch dort eine Lösung finde." sprudelten die Ambitionen aus dem Iunius heraus, und auch die Hoffnung dass es mit den beiden doch einmal mehr werden könnte loderte wieder ein wenig.. Noch war es ein zartes Pflänzchen, aber man wusste ja nie, "Wenn es so weit ist, oder dazu kommen sollte, müssen wir das gebührend feiern." erklärte Seneca etwas augenzwinkernd, und strich ihr dabei über die Wange.

    "Nun.. Vicetia." antwortete Seneca aufrichtig, und dachte an seine Auszeichnungen, "Ich erhielt eine Corona Muralis für die Erklimmung der Mauern Vicetias. Aber wie gesagt, das ist die Vergangenheit." erklärte der Iunier, was immerhin ehrlich war, auch wenn es den Iulier wohl nicht sonderlich erfreuen oder eben begeistern würde..
    "Darüber hinaus habe ich eine Phalera für diverse verdeckte Operationen erhalten." fuhr Seneca fort, und wusste nicht so recht ob er seinen Stand verbessert oder verschlechtert hatte, auch wenn es eben nun einmal so war wie es war..
    "Wie du dir sicher denken kannst hatte ich bei den Stadteinheiten bisher hauptsächlich mit der Infanterie zutun, sodass ich darum bitten würde, von einer Aufgabe bei der Kavallerie abzusehen. Darüber hinaus war ich als Prätorianer oft mit der Aufklärung, Informationsbeschaffung, und verdeckten Einsätzen beschäftigt, auch wenn ich weiß dass dies nicht unbedingt ein alltägliches Einsatzfeld der Legionen ist, würde ich meine Stärken in diesem Bereich sehen, auch wenn ich absolut flexibel bin was dies angeht."

    Seneca beobachtete das Treiben von der Seite, aber alle Milites waren natürlich auf heißen Sohlen um es klimpern zu hören, schließlich würde wohl die erste Hälfte heute Abend in den Tavernen und bei der weiblichen Gesellschaft landen, und die andere, naja, die eventuell auch, oder aber die Soldaten würden es ansparen.
    Was Senecas Sold anging, so konnte er sich noch gedulden, es schickte sich außerdem nicht unbedingt sich unter die Meute zu mischen nun da er im Stab war, aber er war trotzdem noch gerne unter den Rängen, es kam ihm einfach ein wenig "soldatischer" vor.

    "Ich danke Centurio, wir werden uns sicher später noch über den Weg laufen." verabschiedete auch Seneca den Hadrianus und wandte sich dann dem Praefectus zu, welchen er kurz militärisch grüßte, bevor er anschließend seiner Einladung folgte, und sich hinsetzte..
    "Ich danke dir Praefectus." entgegnete Seneca und fuhr fort, "Nein, das ist in der Tat nicht mein erster militärischer Posten. Ich habe bei den Urbanern in Rom als einfacher Tiro begonnen, wurde als Miles in die prätorianische Garde berufen, und dort letztlich zum Centurio ernannt, bevor ich in den Ordo Equester erhoben wurde, und nun hier in der ersten dienen kann." erklärte Seneca seinen in diesen Zeiten recht ungewöhnlichen Werdegang, denn der Aufstieg aus den Rängen war nicht unbedingt vielen vergönnt, es war also gewissermaßen Glück..

    Auch der Iunier rückte seine Tunika noch einmal zurecht. Irgendwie wars ja schon ein wenig unangenehm dem Praefectus in so einer doch recht schlichten Kleidung gegenüberzutreten, aber andererseits, prätorianisch Schwarz wäre wohl eher nicht so gut angekommen, außerdem hatte er diese Kleidung in Rom gelassen, und musste seine neue Ausrüstung, inklusive anderem Helmbusch und Rüstung, erst noch besorgen..


    So stand er nun dort hinter Centurio Hadrianus und wartete dass er eintrat und ihn ankündigte..

    -Dies ist das Officium des Tribunus Aulus Iunius Seneca-


    Das Büro war recht spartanisch eingerichtet, in etwa so, wie man es von einem klassischen Militär erwarten würde.Ein hölzener Schreibtisch, ein simpler Stuhl für den Tribunus, jedoch zwei etwas komfortablere Sessel für eventuelle Gäste, denn man wusste ja nie wer vorbeikommen würde.Hinter dem Tisch, und den dazugehörigen Sitzgelegenheiten war eine weitere Ablage für Schriften und Wachstafeln, daneben ein Tablett mit einer stets gefüllten Kanne Wein und Bechern. Über allem trohnte ein kleines Banner der Legio, und einige Erinnerungsstücke der Prätorianer sowie dem Familienwappen der Iunii.


    Ungewöhnlich war es in jedem Falle, etwas seltsam und anders, als es der Iunier aus Rom kannte. Schriften stapelten sich auf seinem Tisch, und die Zeit verging nur langsam, denn die Arbeit im Officium war er nicht gewohnt, und der Schritt aus der Mannschaft hinauf in den Stab war doch bedeutener und tiefer als er es erwartet hätte.
    Seneca saß an seinem Schreibtisch und ließ sich von seinem Scriba in die aktuelle Lage der Legio einweihen, sind alle seine Centurien im Soll? Wie sehen die Übungsintervalle aus? Und was stehen für Aufgaben an über die mit den Offizieren gesprochen werden muss? Es war nicht etwa so dass es den Iunier langweilte, es war viel mehr dieser enorme Informationsfluss der ihm noch zu schaffen machte, und ihn in einigen Momenten vom Exerzieren in der klirrenden Kälte des frühen Morgens träumen ließ..

    Ein Bote warf ein Schreiben ein...

    Ad Iunia Axilla
    Casa Iunia
    Roma


    Liebe Axilla,
    es ist schon viel zu lange her seitdem wir uns das letzte Mal sprachen, und auch wenn diese Treffen eher von grober, und durchaus feindlicher Stimmung geprägt waren, vermisse ich unsere gemeinsame Zeit durchaus.
    Vielleicht hat Silanus oder Avianus bereits von den Neuigkeiten berichtet, vielleicht auch nicht, jedenfalls bin ich, unter anderem auch Dank Silanus, in den Ritterstand erhohen worden, und gleichzeitig auch zum Tribunus der Legio I in Mantua befördert worden.
    Gerne würde ich diesen Aufstieg so feiern wie wir es uns früher immer vorgestellt haben, jedoch befürchte ich dass dieses Schreiben wohl eher deiner Kenntnisnahme dienen muss.
    So ist dieser Brief erst einmal ein Abschied, ich hoffe dass ich es öfters nach Rom schaffe, und ich hoffe dich einmal wiedersehen zu dürfen.
    Grüße deine Kinder von mir, ich bin sicher Atticus ist ein stattlicher junger Mann geworden.


    In familiärer Zuneigung,


    Tribunus Aulus Iunius Seneca, Legio I, Mantua

    "Nicht auffindbar?" fragte der Iunier etwas verdutzt nach, er hätte es verstanden wenn der Legat in Rom wäre, oder einem Termin in der Stadt oder im Umland hatte, aber dass er nicht auffindbar war überraschte den Tribunus, "Nun, dann muss ich wohl zum Praefectus. Nun da wir uns ja schon so gut kennen, und direkt eine gute Verbindung hatten.." erklärte Seneca etwas ironisch, "Wäre es mir eine Freunde wenn du mich beizeiten im Lager und der Stadt herumführen würdest Hadrianus. Es würde mir das Einleben sicherlich leichter gestalten, und ich könnte mich schneller an Mantua gewöhnen." denn schließlich war Rom nunmal das Zentrum der Welt, und Mantua, naja, irgendwo zwischen dem Zentrum und dem nichts...

    "Fast jedes." entgegnete Seneca ebenfalls mit einem Lächeln, immerhin, da war es, kurz aber sichtbar, ihr Lächeln, und es ließ den zeitweise doch recht harten Centurio ein wenig dahinschmelzen, wohlwissend dass in diesen Tagen wohl solche Emotionen recht selten waren bei ihr.
    Kaum darüber nachgedacht lenkte sie ihn auch schon zu einem anderen Thema, seinen Dienst, und in der Tat gab es auch da Neuigkeiten, welche doch von Bedeutung waren, "Der Dienst läuft recht eintönig. Wir haben noch immer keinen neuen Praefectus. Aber mein Patron, und mein Onkel, Silanus, drängen darauf mich in den Ordo Equester erheben zu lassen, also ist es momentan schon aufregend, abseits des Dienstes versteht sich." erklärte Seneca und dachte natürlich schon ein wenig weiter, eigentlich hatte der Iunier mit dem Gedanken abgeschlossen mit Seiana zusammen jemals das Tageslicht erblicken zu können, aber die Erhebung in einen neuen Stand ließ zumindest einen Hauch von Hoffnung in ihm keimen.

    "Hadrianus, eine Freude." entgegnete Seneca und fuhr mit freundlichen Worten fort, "Gute Wache am Tor, ich bin sicher dass sich unsere Wege noch oft kreuzen werden." versicherte der Iunier und blickte die Soldaten an welche sich vor den Möbelpacker Aufgaben zu drücken wollen schienen..
    "Wenn sich keiner deiner Männer freiwillig meldet, muss ich es wohl einfach befehlen Hadrianus." scherzte der Tribunus und fuhr fort, "Aber es wird sich alles fügen. Ist der Legatus zugegen sodass ich vorstellig werden kann?"

    Der junge Mann tat wie vom Centurio befohlen und ging zurück zum Karren, welcher von einigen Pferden begleitet wurde, und berichtete Seneca vom gesagten.
    Bei so einer Steilvorlage ließ sich der Iunier natürlich nicht lumpen, und nahm die Sache selbst in die Hand, seine Beförderung sowie seine Versetzungspapiere in einem kleinen Beutel um die Hüfte verstaut, marschierte er rasch aufs Tor zu..
    "Haltung annehmen Soldat, bringt man euch bei der ersten denn nicht bei wie man mit Vorgesetzten zu reden hat!?" Fragte der Iunier betont ernst, bevor er kurz grinsen musste..
    [B]"Mein Name ist Aulus Seneca von den Iuniern, ehemaliger Centurio der Prätorianer. Der Imperator hat mich entsandt, und mich zum Tribunus ernannt."
    , Seneca kramte seine Unterlagen raus, er fühlte sich unwohl so ganz ohne Metall am Körper, nur in diesen doch recht zivilen Stoffen behangen, "Ich denke deine Männer werden mir bei meinen Habseligkeiten helfen können."
    Natürlich machte er dem Offizier keinen Vorwurf, im Gegenteil, er tat seine Pflicht, aber wann hatte man schon mal die Chance einen Kameraden dermaßen auflaufen zu lassen?

    Es waren nun schon einige Tage vergangen seitdem seine Versetzungspapiere eingetroffen waren. Seneca hatte sein Hab und Gut auf einen Wagen verladen lassen, und diesen umgehend mit sich nach Mantua genommen, um hier sein neues Heim angemessen einrichten zu können.
    Er hatte viel in Rom zurückgelassen, seine Truppe, seine Familie, seine Liebe, auch wenn er sich so oft wie möglich davonstehlen würde um eben jene zu besuchen, so würde es wohl auch Tage der Einsamkeit geben.
    Eine Rüstung hatte er noch nicht bekommen, das Schwarz der Garde war ebenso in Rom geblieben wie sein Centurionen-Helm, sodass er sich komplett neu ausrüsten lassen müsste, was aber wohl kein Problem sein sollte.


    Als er nach 2 Tagen, inklusive einer Nacht in Ravenna, endlich am Tor der Legio I stand, ließ er sich von seinen Reisebegleitern ankündigen..
    "Salve Soldaten, Aulus Iunius Seneca möchte hineingelassen werden."

    Natürlich wusste der Iunier schon seit ein, zwei Tagen Bescheid und hatte sich ein wenig auf das bevorstehende vorbereitet, ohne sich großartig etwas anmerken zu lassen.
    Ein letztes Mal würde er nun seine Truppe vor sich versammeln, wie sie dort standen, der Stolz des römischen Militärs, eine tolle Mannschaft, und welche eine Ehre war es die Männer zu führen, unter welchen Umständen auch immer.
    Seneca erinnerte sich wie er selbst zur Garde kam, als Miles der Urbaner, noch etwas grün hinter den Ohren aber voller Ehrgeiz, voller Tatendrang stets das beste aus sich herauszuholen und niemals nachzulassen, sei es nun im Dienst oder in den Übungen.
    Die Verhöre, die geheimen Missionen zum Beispiel auf Sardinia oder die Reise nach Germanien, und ja, auch die Verhaftungen und der Krieg selbst führten ihn letztendlich hierher, und rückblickend hätte er wohl einiges besser gemacht, anders gemacht, doch die Vergangenheit war nun einmal die Vergangenheit, und er hatte nun eine ganz andere Zukunft vor sich, eine Zukunft in Mantua, eine Zukunft ohne schwarz..
    "Männer! Brüder im Kampfe! Ich habe euch heute aus einem bestimmten Grund hier versammelt." begann er seine kleine Rede und hielt seine Versetzung in der Hand, "Der Imperator hat beschlossen mich zum Eques zu ernennen, eine Ehre für mich, und eine Ehre für euch, denn ohne euch, die besten der besten, die dienlichsten Männer der Garde, hätte ich dort niemals hingelangen können." sagte Seneca, wessen Stimme zum Ende des Satzes spürbar abflachte, "Mein Dank, und meine Verbundenheit gehören folglich immer euch Männer." fuhr er fort, und kam dann zum unangenehmen Teil, "Wie ihr alle wisst, qualifiziert der Ordo Equester zu höheren Ämtern und Rängen, und als treuer Soldat des Kaisers, und treuer Soldat Roms, ist es meine Pflicht und mein Wille dem Reich von größtmöglichem Nutzen zu sein, weshalb ich nun als Tribunus in der Legio I dienen werde." Seneca presste kurz die Lippen zusammen, immerhin war er mit diesem Haufen durch dick und dünn gegangen, "Ich danke euch für eure Loyalität, ich danke dafür dass ihr mir blind gefolgt seid, und ich habe Vertrauen dass meinem Nachfolger ein ebenso großes Glück zuteil wird." nun wurde der Iunier doch ein wenig wehmütig im angesicht seiner Männer, "Ihr bekommt natürlich alle den heutigen Tag frei, und den Befehl, ein letztes Mal mit mir am Abend anzustoßen. Wegtreten!" befahl der Iunier und ging recht schnell zurück in seine bleibe, damit er nicht noch eine kleine Träne wegdrücken musste..

    "Nun, am liebsten hätte ich ihn natürlich in meiner Centurie, doch zum seinem Wohle könnte man ihn auch in eine andere Centurie versetzen." erklärte Seneca und dachte kurz über Avianus reiterische Fähigkeiten nach, von denen er noch recht wenig gesehen hatte, "Ich denke eine Position bei den Equites wäre nicht optimal für ihn, er ist ein guter Infanterist."
    Seneca war gespannt ob der Masseur auch gut massieren konnte, immerhin hatte er sich schon länger nicht behandeln lassen, sodass doch einiger Bedarf da war.

    "Ich danke dir für alles Onkel. Ich denke eine Feier wäre wohl angemessen! Ich melde mich." entgegnete der Iunier, und verließ doch recht beschwingt und strahlend den Raum.

    Die Vigiles? Seneca konnte seine nicht-begeisterung über diesen Vorschlag schwerlich unterdrücken, den Dienst der Nachtwache in allen Ehren, aber die Vigiles wirkten kaum einen Reiz auf ihn aus, denn Rom hin oder her, er war Soldat, er kam direkt aus den Mannschaften, er verstand sich auf das Handwerk des Krieges, auch wenn er sich in Rom sehr wohl fühlte..
    "Deinen Vorschlag in allen Ehren Onkel, jedoch denke ich dass ich bei den Legionen besser aufgehoben bin, auch wenn ich natürlich froh bin, meine Familie in Rom um mich zu haben." erklärte der Iunier, und fühlte sich mit der Entscheidung zur Legio I eigentlich recht gut, wenn es schon nicht die Garde war.