Ein paar Minuten waren vergangen seitdem er sich hingesetzt hatte. Er hatte nachgedacht, war in seinen Gedanken versunken, und starrte nur so auf eine Rille im Pflaster, aus welchem Unkraut spross.
Immer noch fiel es ihm schwer die Tragweite der Ereignisse zu greifen, denn wahrscheinlich war nun Vater, ohne eine Ehefrau, eines Kindes von einer Frau deren Stand weit über dem seinen war, und trotzdem musste er das Kind finden, auch wenn er nicht wusste was er dann tun sollte.
Er könnte wohl kaum in der Casa Iunia auftauchen mit einem Kind auf dem Arm und allen sagen "Seht her, mein Kind.", seine Verwandten würden ihm Fragen stellen, und das schlimmste, Axilla würde ihn wohl auf der Stelle erdolchen. Aber eins nach dem anderen, der Iunier schreckte hoch als er Schritte hörte, ein junger Kerl schlenderte die Straße hinunter, und Seneca wusste dass er Hilfe bräuchte um die Insula zu finden, einen Ortskundigen, denn trotz seiner Patroullien mit den Urbanern damals, kannte Seneca Rom nicht so gut wie er es gerne hätte..
"Du da, Junge, komm her!", nöhlte Seneca den Jungen an, er hatte länger nicht gesprochen, und irgendwie hatte der Offizier in ihm wohl begonnen zu sprechen, was den Jungen sichtlich verwirrte, "Ja Herr?", fragte er zurückhaltend und etwas nervös, "Ich kenn mich nicht aus hier, sag, kannst du mir helfen?", fragte der Iunier nun etwas ruhiger, immerhin sah er wohl in seiner vom Feldzug etwas mitgenommenen Tunika, und dem drei Tage Bart, welcher ganz und gar nicht römisch-prätorianisch wirkte eher aus wie ein betrunkener Landstreicher, anstatt die Glorie eines Offiziers auszustrahlen. Aber die eigene Aufmachung hatte in den letzten Tagen des Krieges und der persönlichen Tragödien kurzzeitig an Stellenwert verloren.
"Ich..äh.. Ich.", stammelte der Junge, wobei ihm sichtlich unwohl war..
"Bitte, du kriegst auch ein paar Münzen, du musst mir nur sagen welche Insulae den Decimern gehören, es ist wirklich wichtig.", erklärte Seneca, und holte schon einmal ein paar kleine Geldstücke hervor, was in dem Jungen Mann offensichtlich Begehrlichkeiten weckte..
"Oh, ja, ich glaube ich weiß das. Die Straße runter, dort irgendwo, eine von denen auf jeden Fall.", der Halbstarke zeigte auf einige Gebäude, gar nicht so weit entfernt von ihnen, "Welches denn nun, das da oder das da?", fragte Seneca mit einer Mischung aus Dankbarkeit, und Bestimmtheit, "Ich weiß nicht. Aber es sind nur ein paar, man kann sie leicht finden.", entgegnete der Jugendliche, und zeigte Seneca damit auch dass er um das wilde anklopfen wohl nicht herum kommen würde.
"Danke Junge, hier, nimm die.", murmelte Seneca und drückte ihm ein paar Münzen in die Hand, welcher der Junge gleich zählte und dann recht beschwingt in einer Nebengasse verschwand.
Seneca indes lief die Straße herunter, und begann zu klopfen, erst an einer Tür, doch dort tat sich nichts, dann einer anderen, doch auch hier war er sich sicher die falsche Insula erwischt zu haben. Das ging noch eine ganz Zeit so weiter, und die Situationen reichten von peinlichen bis hin zu recht aggressiven Ereignissen an den Türen, scheinbar mochten es die Römer nicht von Soldaten, auch wenn sie mehr oder weniger zivil trugen, in ihren Wohnungen gestört zu werden..
Doch irgendwann, dem Iunier war inzwischen einiges vergangen, klopfte er an die nächste Tür..