Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    Zitat

    Wird er sich dann im eigenen Kerker wiederfinden und man reicht ihm ein Schwert um das Problem Schnell und einfach zu lösen?


    Wenn du willst ;)


    Aber ausgehend davon dass man die übrigen Prätorianer Sim-On mehr oder weniger in die Rebellen-Armee eingegliedert hat, sehe ich da jetzt nicht allzu große Konsequenzen auf uns zukommen.

    Seneca war schon fast aus der Tür raus als der Sklave dann noch nach seinem Namen fragte, seltsam, er hätte gedacht dass der Mann das eventuell schon bei einem der Treffen mitbekommen hatte, aber scheinbar interessierten sich Seianas Sklaven ebenso wenig für Namen wie Seneca selbst, weshalb er das nicht allzu krumm sah..
    "Aulus Iunius Seneca, Centurio der 6. Centurie der 2. Kohorte der Prätorianer..", er machte eine kurze Pause, ".. oder zumindest von dem was davon übrig ist. Ihr findet mich bei den Truppen Palmas welche vor dem Palast lagern, oder ihr gebt eine Nachricht in der Casa Iunia ab. Ich muss jetzt gehen, passt auf sie auf, vale."

    "Gut.", antwortete Seneca knapp, wenn es um organisatorische Fragen sowie um Versorgung und Sicherheit ging, so war er eben ganz und gar Soldat.
    Dann wandte er sich wieder dem Kinderbett zu, und er sah sich mit einigen schwierigen Fragen konfrontiert. Denn so wie es aussah musste er das Kind wohl hierlassen, oder sollte er es etwa mitnehmen? Nein, das wäre unmöglich, wohin den auch, ins Zeltlager? Oder in das von Plünderungen bedrohte Anwesen seiner Familie? Und selbst wenn er das tun würde, was würden seine Verwandten sagen? Es war wohl das beste wenn er die kleine vorerst hier lassen würde, auch wenn es hier nicht unbedingt so aussah, sie würde hier, in dieser kleinen Insula am Tiberufer wohl am sichersten sein in diesen chaotischen Tagen..
    "Ich lasse die kleine hier. Wenn es etwas gibt, so lasst es micht wissen, ich werde die Tage nochmal vorbeischauen.", erklärte Seneca in einem fasst schon befehlsartigen Ton, bevor er wieder weicher wurde, und das, nachdem er der kleinen zum Abschied mit dem Finger über die winzigen Händchen fuhr..
    "Bitte, passt auf sie auf. Ich muss wieder zu meiner Einheit.", sagte der Centurio nun sichtlich besorgter, und warf einen letzten Blick auf das Kinderbett, bevor er sich umdrehte, und sich mehr oder weniger selbst dazu drängen musste, zu gehen..

    Seneca nickte nur, ein Mädchen also, eine wunderschöne Tochter, auch wenn es allgemein besser wäre einen Stammhalter zu haben, so war sich Seneca sowieso nicht bewusst was jetzt mit der kleinen passieren würde, und ob sie jemals den Namen Iunia tragen würde, sodass sich etwaige Stammbaum-Fragen so oder so erst einmal geklärt hatten..
    "Ein Mädchen...", flüsterte er und blickte das kleine Ding an, "Ein wunderschönes kleines Ding.", sprach der vermeintliche Vater weiter, und entwickelte mehr und mehr elternliche Gefühle für das kleine Mädchen..
    "Ihr könnt sie doch gut versorgen oder? Habt ihr genug hier? Nahrung, Geld?", fragte der Centurio nun etwas besorgt, denn nun da Seiana im Carcer saß, konnte die Versorgungslage natürlich schwieriger werden, und er hoffte nur, dass Seiana bald freikommen würde..

    Seneca blickte die Amme an, er hatte nichts triumphierendes in seinem Blick, sondern versuchte einfach nur ein wenig vertrauenswürdiger zu wirken, auch wenn das wohl bei der "Ziehmutter" des Kindes gar nicht so einfach war.
    Er beugte sich über das Bett und sah diesem kleinen Wesen ins Gesicht, und das Kind blickte mit großen Augen zurück. Er lächelte, und hielt dem Kind einen Finger an die Hand, welchen es gleich umfasste...
    "Ist es ein Junge oder ein Mädchen?", fragte Seneca leise die anderen im Raum, dass die Amme stumm war hatte er bisher noch gar nicht bemerkt, er hielt sie einfach für schüchtern, oder eben besonders schweigsam..
    Egal ob Junge oder Mädchen, es war wunderschön, ein Wunder, irgendwie, und doch weckte es Begehrlichkeiten in Seneca, denn er hatte sich das immer ganz anders vorgestellt, eine Familie, eine Ehefrau, und nun?
    Ein uneheliches Kind, eine geschiedene Geliebte im Carcer, geschlagen und ehrlos die Seiten gewechselt anstatt den ehrenhaften, römischen Freitod zu wählen, sein Leben schien im Moment nur Schwarz und Weiß zu kennen, und trotzdem war seine Hoffnung noch nicht ganz verblasst, nein, dieses Kind entfachte sie geradezu neu, auch wenn es wohlmöglich nicht das beste war..
    "Hat es schon einen Namen?", fragte er, und versuchte damit seine Gedanken wegzuwischen..

    "Ja... Das hoffen wir.", sagte Seneca nachdenklich und bemerkte gar nicht wie die Amme sie bei ihrem Gespräch anschaute, kurz blickte er seinem Gegenüber nochmal an, und ging dann weiter auf das Kinderbett zu, diesmal würde er es sicher schaffen. Freundlich grüßte er die Amme, noch immer hatte er ihr Missfallen nicht registriert, und so ging er steten Schrittes weiter auf das Bett zu. Er begann ein wenig zu zittern, warum musste er auch immer ins kalte Wasser geschubst werden? Erst in die Rolle des Familienobersten, jetzt wurde er, nun ja, mehr oder weniger Vater, es war wohl seine Bestimmung..
    Seine Atmung wurde etwas schwerer, seine Augen weiter, und ein leichtes Lächeln zeichnete sich in seinem Mundwinkel ab denn vor ihm lag, ja was war es eigentlich? Ein Sohn? Eine Tochter? Der Iunier war sich da gar nicht so sicher, doch die Amme sah Gluckenhaft genug aus als das er das irgendwie in Erfahrung bringen könnte..

    Der Laut des Kindes lenkte Seneca erneut ab. Er war hin und hergerissen, einerseits wollte er nur dass es Seiana gut ging, und auf der anderen Seite, jetzt, da er wusste dass da ein Kind wollte er es sehen, und es war wenige Schritte vor ihm, aber der Sklave löcherte ihn mit Fragen, Fragen über Seiana, also riss er sich zusammen.
    "Die Truppen Palmas inhaftieren alle die Salinator nahe standen. Die Decimer, nun ja, sie waren unter Vescularius in einflussreichen Positionen, aber sie war keine ausführende Kraft, ich denke sie wird freikommen.", erklärte Seneca mit Zweckoptimismus, er hoffte wirklich darauf sie bald wieder frei zu sehen, doch er kannte Palma nicht, und wusste nicht was geschehen würde..

    Seneca ging durch die Tür und sah direkt die Amme am Kinderbett sitzen, er staunte nicht schlecht, als ihm klar wurde wer da in dem Bett lag. Mit langsamen Schritten unfähig einen klaren Gedanken zu fassen ging er langsam in Richtung der Amme und dem Bett, doch kaum hatte er einen Fuß vor den anderen gesetzt, rieß ihn der Sklave wieder zurück in ihr Gespräch...
    Etwas fragend blickte Seneca den Sklaven an, es dauerte einen ganz kurzen Moment bis seine Worte bei ihm ankamen, doch umso mehr machten sie ihm bewusst wie traurig die ganze Situation eigentlich war..
    "Es geht ihr nicht gut, aber sie ist gesund.", antwortete Seneca und fuhr fort, "Ich habe heute mit ihr gesprochen, sie wirkte sehr mitgenommen, wer kann es ihr verdenken? Ich hoffe sie lassen sie bald gehen.", sichtlich bedrückt versuchte Seneca seinen Blick auf irgendetwas zu lenken, doch das gelang ihm nicht so wirklich, "Wann haben sie sie geholt?", fragte er dann, denn Seiana konnte ihm nicht allzu viel sagen.

    Seneca war überrascht als sich die Tür öffnete. Zuerst dachte er, er hätte wieder einmal eine Niete gezogen, aber scheinbar erkannte ihn der Mann, und Seneca wusste nicht so recht wer er war.
    "Ja... Ich.", entgegnete der Iunier dem Mann, und wusste immer noch nicht ob der Mann irgendwie "beruflich" mit ihm zutun gehabt hatte, oder privat, oder wer er überhaupt war, denn zu seiner Schande musste sich Seneca eingestehen dass er nicht sonderlich viel auf die Sklaven achtete, schon gar nicht wenn Seiana dabei war, und er nur diesen einen Sklaven von ihr kannte, der mit dem unaussprechlichen Namen, welcher ihm schon mehrfach begegnet war.
    Aber dann plötzlich sprach er Seiana an und Seneca wurde hellhörig, Bingo, scheinbar war dies die besagte Insula, und Seneca wollte eigentlich schon an dem Sklaven vorbeistürmen, entschloss sich jedoch dazu, das wie ein zivilisierter Römer zu meistern..
    "Ich weiß, deswegen bin ich hier. Sie sagte...", Seneca stockte kurz, er wusste ja nicht wie viel die Sklaven von ihrer Beziehung wussten, allerdings wurde ihm schnell bewusst dass er so oder so keine Wahl hatte, und die Sklaven Seiana auch immer recht ergeben waren, "Sie sagte hier wäre me.... Ein Kind. Ihr Kind.", fuhr der Iunier weiter fort, vielleicht wäre sein Erscheinen für's erste Überraschung genug.

    Ein paar Minuten waren vergangen seitdem er sich hingesetzt hatte. Er hatte nachgedacht, war in seinen Gedanken versunken, und starrte nur so auf eine Rille im Pflaster, aus welchem Unkraut spross.
    Immer noch fiel es ihm schwer die Tragweite der Ereignisse zu greifen, denn wahrscheinlich war nun Vater, ohne eine Ehefrau, eines Kindes von einer Frau deren Stand weit über dem seinen war, und trotzdem musste er das Kind finden, auch wenn er nicht wusste was er dann tun sollte.
    Er könnte wohl kaum in der Casa Iunia auftauchen mit einem Kind auf dem Arm und allen sagen "Seht her, mein Kind.", seine Verwandten würden ihm Fragen stellen, und das schlimmste, Axilla würde ihn wohl auf der Stelle erdolchen. Aber eins nach dem anderen, der Iunier schreckte hoch als er Schritte hörte, ein junger Kerl schlenderte die Straße hinunter, und Seneca wusste dass er Hilfe bräuchte um die Insula zu finden, einen Ortskundigen, denn trotz seiner Patroullien mit den Urbanern damals, kannte Seneca Rom nicht so gut wie er es gerne hätte..


    "Du da, Junge, komm her!", nöhlte Seneca den Jungen an, er hatte länger nicht gesprochen, und irgendwie hatte der Offizier in ihm wohl begonnen zu sprechen, was den Jungen sichtlich verwirrte, "Ja Herr?", fragte er zurückhaltend und etwas nervös, "Ich kenn mich nicht aus hier, sag, kannst du mir helfen?", fragte der Iunier nun etwas ruhiger, immerhin sah er wohl in seiner vom Feldzug etwas mitgenommenen Tunika, und dem drei Tage Bart, welcher ganz und gar nicht römisch-prätorianisch wirkte eher aus wie ein betrunkener Landstreicher, anstatt die Glorie eines Offiziers auszustrahlen. Aber die eigene Aufmachung hatte in den letzten Tagen des Krieges und der persönlichen Tragödien kurzzeitig an Stellenwert verloren.
    "Ich..äh.. Ich.", stammelte der Junge, wobei ihm sichtlich unwohl war..
    "Bitte, du kriegst auch ein paar Münzen, du musst mir nur sagen welche Insulae den Decimern gehören, es ist wirklich wichtig.", erklärte Seneca, und holte schon einmal ein paar kleine Geldstücke hervor, was in dem Jungen Mann offensichtlich Begehrlichkeiten weckte..
    "Oh, ja, ich glaube ich weiß das. Die Straße runter, dort irgendwo, eine von denen auf jeden Fall.", der Halbstarke zeigte auf einige Gebäude, gar nicht so weit entfernt von ihnen, "Welches denn nun, das da oder das da?", fragte Seneca mit einer Mischung aus Dankbarkeit, und Bestimmtheit, "Ich weiß nicht. Aber es sind nur ein paar, man kann sie leicht finden.", entgegnete der Jugendliche, und zeigte Seneca damit auch dass er um das wilde anklopfen wohl nicht herum kommen würde.
    "Danke Junge, hier, nimm die.", murmelte Seneca und drückte ihm ein paar Münzen in die Hand, welcher der Junge gleich zählte und dann recht beschwingt in einer Nebengasse verschwand.
    Seneca indes lief die Straße herunter, und begann zu klopfen, erst an einer Tür, doch dort tat sich nichts, dann einer anderen, doch auch hier war er sich sicher die falsche Insula erwischt zu haben. Das ging noch eine ganz Zeit so weiter, und die Situationen reichten von peinlichen bis hin zu recht aggressiven Ereignissen an den Türen, scheinbar mochten es die Römer nicht von Soldaten, auch wenn sie mehr oder weniger zivil trugen, in ihren Wohnungen gestört zu werden..
    Doch irgendwann, dem Iunier war inzwischen einiges vergangen, klopfte er an die nächste Tür..

    Tja, da war er nun, mitten in Rom, und suchte eine kleine Insula mit einem noch kleinerem Kind welches sich dort aufhielt.
    Wo sollte er nur anfangen? Er konnte ja schlecht überall klopfen und freundlich nachfragen, abgesehen davon dass er als Prätorianer zur Zeit nicht unbedingt den besten Ruf in Rom genoss, sicher, irgendwie stand er auf der Gewinnerseite, oder besser gesagt, irgendwo zwischen den Stühlen, aber seine Kleidung, auch seine normale Tunika, die Rüstung würde dann doch zu dick auftragen, wies unterschiede zu der eines normalen Legionärs auf, weswegen er den Plan mit dem klopfen wohl eher verwerfen konnte.
    Also blieb er erst einmal mitten auf der Straße stehen und versuchte kurz sich zu orientieren, in diesem Moment der Ruhe fiel ihm wieder auf wie erbärmlich der Tiber doch stank, aber davon würde er sich jetzt nicht beeinflussen lassen, immerhin hatte er eine Mission zu erfüllen..
    Er versuchte sich daran zu erinnern was Seiana gesagt hatte, die Insula lag am Tiberufer, das schränkte die Auswahl schon ein und trotzdem waren es noch eine ganze Menge, er setzte sich also erst einmal auf einen kleinen Block in einer Gasse, und dachte nach..

    Die Gedanken rasten im Kopf Senecas, nicht erst seitdem bekannt wurde dass er in den Krieg ziehen würde, nein, auch davor schon hatte er innerlich keine ruhige Minute mehr, zumindest konnte er sich jetzt, Monate nach Beginn der Ereignisse nicht mehr daran erinnern.
    Er liebte eine Frau welche er nicht lieben durfte, und doch bereute er es nicht. Sie war verheiratet, sicher, jetzt nicht mehr, und noch immer versuchte der Iunier sich seine Rolle bei der Scheidung für sich selbst klein und damit schönzureden.
    Seine Familie und ihre Familie waren sich nicht grün, und er versuchte immer noch zu verstehen wo die Quelle dieses Konflikts lag, war es die Schuld seiner Cousine? Die Schuld ihres Bruders? Ihre Schuld? Er konnte es nicht verstehen, und er wollte weder sie, noch seine Cousine in einem schlechteren Licht als bisher sehen, weshalb Seneca sich wohl auch wenig Mühe machte die ganze verworrene Geschichte bis auf ihren Kern hinunter zu ergründen.
    Doch das wichtigste war, dass seine Seiana ein Kind zur Welt gebracht hatte, und dieses Kind höchstwahrscheinlich seines war, weshalb er sich nun auf der Suche nach diesem Sprössling befand, während Seiana im Carcer saß, was seine Gemütslage, und die Gesamtsituation nicht unbedingt besser machte..

    Zitat

    Original von Lucius Duccius Ferox


    Jetzt, natürlich erst nachdem er ihn angesprochen hatte, fragte Hadamar sich ob das wirklich so eine gute Idee war... einen Centurio zu fragen, ob er mit ihm um die Häuser ziehen wollte. Und dann noch einen der Überläufer. Aber jetzt war es zu spät, weil er ihn schon angesprochen hatte, und davon abgesehen: was sollte schon passieren? Die Chancen standen gut, dass er den Mann nie wieder sah, wenn sie endlich die Heimreise nach Germanien antreten konnten. Und naja, wenn der Abend gut lief, konnte es wohl nicht schaden, sich mit einem Centurio gut gestellt zu haben. Nur für den Fall, dass er auch weiter Centurio blieb und was zu sagen hatte. Man begegnete sich ja immer zweimal im Leben... oder so ähnlich. Und der Mann freute sich vielleicht auch darüber, etwas Gesellschaft zu haben.


    Er machte also eine vage Handbewegung in die Richtung, in der das Zentrum der Stadt lag. „Ich hab heut Abend frei und wollt mir Roms Tavernen mal ansehen... und könnt Gesellschaft dabei vertragen. Willst du mitkommen?“


    Er hatte natürlich gehofft dass der junge Optio irgendetwas in diese Richtung vorschlagen würde, nicht dass er das zeigen würde, er war immerhin Centurio, und diese Barriere würde sich wohl erst mit ein wenig Alkohol abbauen lassen, aber er freute sich durchaus, denn das Leben der Truppen im pulsierenden Rom war zu diesen Tagen wirklich ziemlich langweilig...
    "Wenn du mich so fragst..", sagte der Centurio, und grinste, "Eigentlich ganz gerne, ja. Ich kenne da ein paar nette Tavernen.", antwortete er, und machte eine Handbewegung in Richtung des Viertels wo auch die klassische Taverne der Soldaten Roms lag..
    "Wann willst du los?"

    Seneca hatte eigentlich andere Sorgen als sich hier im Lager rumzutreiben und seine nur noch auf dem Papier vorhandene Centurie auf Trapp zu halten, denn schließlich waren sie durch die, mittlerweile nannte er sie nicht mehr Rebellen, Truppen Palmas aufgeteilt worden. Plötzlich hörte er aber dennoch ein "Centurio", und er war schon drauf und dran seine Stimme in den rauen Befehlston einzustellen, welchen seine Männer von ihm gewohnt waren, als er erkannte, dass es gar keiner seiner Männer war, sondern der Optio, welcher sich zeitweise recht sonderbar verhielt und vom informellen in den militärischen Umgangston mit ihm und den anderen Prätorianern wechselte, und wieder zurück, und in der ein oder anderen Situation ein paar verwirrte Gardisten zurückließ..
    "Optio.", grüßte er also etwas knapp angebunden als ihn der junge Unteroffizier grüßte, aus welchem Hause der Junge stammte hatte Seneca ehrlich schon wieder vergessen, aber das könnte er beizeiten nochmal in Erfahrung bringen, als sich plötzlich unverhofft die Chance für ein wenig Zerstreuung zu ergeben schien, "Naja, ich hab eigentlich nichts vor.", sagte der Centurio scherzhaft und deutete mit einer Handbewegung auf ein perfektes Lager, weil er einfach nichts anderes zutun hatte als immer und immer wieder die Ausrüstung und die Arbeitsweisen seiner Männer zurechtzuweisen, was diese wohl auch ein wenig entnervte, "Warum fragst du?", fragte er dann etwas neugierig, und implizierte eigentlich schon in seinem Unterton dass er etwaigen Ideen durchaus aufgeschlossen gegenüber stand.

    Ein paar letzte Berührung und Blicke nahm Seneca noch auf, bevor er sich auf relativ anstandslos aus der Zelle führen ließ, das waren schon einige bedeutende Informationen für 5 Momente im Carcer..
    Er würde sie wiedersehen, doch hoffentlich in einem etwas besseren Umfeld, er bat die Götter darum, dass Seiana nicht mehr allzu lange hier sitzen musste..

    Als Seianas Worte nach einer gefühlten Ewigkeit ihren Mund verließen, traf es Seneca wie ein Donnerschlag, sie war nicht mehr verheiratet, nicht mehr verheiratet! Der Iunier war nun völlig perplex, auch wenn es sich irgendwie abzeichnete, so hatte er es dennoch nie wirklich in seine Gedanken aufnehmen wollen. Sollte er sich freuen? Es würde seine Chancen jemals mit Seiana vermählt zu sein wohl nicht sonderlich steigern, sie kam aus einer anderen Welt als er, verwandte eines Triumphators, Leute in durch und durch mächtigen Positionen, und er, ein Soldat, aus einer Gens welche wohl nur noch selbst zu wissen schien welche großen Taten sie verbracht hatte, während alle Anderen sie nur noch mit Brutus in Verbindung brachten..
    Er atmete tief ein und aus, ein leichtes Zittern war zu vernehmen als die Luft seinen Körper verließ..
    "Ich...", er küsste sanft ihre Stirn, "Ich bin für dich da."

    2 Wochen alt, in einer Insula am Tiberufer.. Gut, in einer solch riesigen Stadt immer noch nicht die perfekte Ortsangabe aber immerhin etwas womit man arbeiten konnte. Seneca beschlich das Gefühl dass Seiana nicht die Muttergefühle hegte, welche er bei einer frisch gebackenen Mutter ja fast schon als gegeben ansah, aber zwischenmenschlich etwas unbeholfen wie er in solchen Situationen desöfteren war, beschloss er später auf diese Frage zurückzukommen, zum Beispiel dann wenn seine geliebte nicht mehr in einem dunklen Verließ hockte..
    Bis dahin begnügte er sich damit sie festzuhalten, und ihr einfach ein gutes Gefühl zu geben, "Und ich bin froh dass ich wiedersehe.", flüsterte er ihr ins Ohr, beizeiten würde er ihr wohl von seinem Einsatz erzählen, aber nicht jetzt, nicht mit den Wachen vor der Tür und der Zeit im Nacken, es galt sich aufs wesentliche zu konzentrieren, "Ich werde sehen dass ich etwas für das Kind tun kann Seiana, es sei denn du möchtest es nicht...", sagte er leise und stockte kurz, "...oder dein Ehemann.", der Iunier ahnte ja nicht was alles geschehen war, seitdem er Rom verließ und ins Feld zog.

    Seneca hatte auf einen kleinen Hinweis gehofft, auf ein "ihn" oder "er" oder "sie", aber nein, Seiana sagte nur "es". Auch wenn das nicht weiter schlimm war, Seneca dachte nun einmal es wäre den Umständen geschuldet, und so wollte er da auch nicht weiter nachhaken, und sich, nun ja, überraschen lassen.
    Aber er wusste nicht wie viel Zeit ihm noch blieb, weshalb er zumindest erfahren wollte, wo sich diese Sklaven aufhielten, immerhin war es vermutlich sein Fleisch um Blut um dass sie sich kümmerten, und vor ihren Sklaven hatte Seiana so oder so selten Geheimnisse bewahrt, sodass auch den Sklaven klar sein sollte, wer er ist, wenn er denn vor ihnen steht..
    "Sind sie noch in Rom?", fragte Seneca deshalb etwas besorgt, er wusste nicht ob er hoffen sollte dass sie es aufs Land geschafft haben, oder ob er glücklicher wäre, wenn das Kind irgendwo in der Nähe verweilte, aber wie auch immer, er hätte es sowieso nicht ändern können..


    Der Iunier genoss es ihre Hand auf seiner Wange zu spüren, kurz schloss er seine Augen, und für einen Bruchteil einer Sekunde hatte er vergessen, dass er sich in einem feuchten, dunklen Gefängnis befand.
    "Ich habe es den Göttern zu verdanken dass ich noch lebe Seiana. In Anbetracht der Ereignisse waren wir wohl mehr dem Tode geweiht als dem Leben. Umso glücklicher bin ich dich wiederzusehen.", sagte Seneca etwas leiser, denn rückblickend war es wohl etwas töricht und egoistisch gewesen für Ruhm und Ehre mit nur ein paar Mann eine Mauer zu erklimmen und diese auch noch erfolgreich halten zu wollen, gut, er erhielt eine Auszeichnung für seine Tat, aber eine Auszeichnung zu erhalten, obwohl man verloren hatte, hatte den bitteren Beigeschmack der Bedeutungslosigkeit..

    Das Kind war wohlauf, zumindest sah es so aus, Seneca wusste nicht so genau was er empfinden sollte, immerhin war er sich nicht einmal zu 100% sicher dass es sein Kind war, er hatte die Schwangerschaft so gut wie nicht mitbekommen, und offiziell auch keine Verbindung zu diesem Kind, und dennoch, irgendetwas regte sich in ihm, verständlicherweise, aber er wusste nicht wie er es Ausdrücken sollte..
    "Und ist es.. Ich meine.. Wo...", stammelte Seneca vor sich hin, ohne zu wissen ob er diese kostbaren Momente mit Seiana nicht nur dazu nutzen sollte, sich auf sie allein zu konzentrieren...
    Ein leises Seufzen war zu vernehmen als er es irgendwie nicht übers Herz brachte sie auf das Kind anzusprechen, nicht jetzt, nicht hier, schließlich saß sie im Carcer, ihr erging es schlecht, und er war hierher gekommen um sie zu sehen.
    "Halte durch, bald ist das hier alles vorbei.", sagte Seneca leise, und tatsächlich war der Palast ja nun das letzte Bollwerk, welches leicht zu nehmen sein sollte, nun da die Armee Salinators zerschlagen war, und er küsste sie erneut, schließlich waren es die Gedanken an sie welche ihn im Krieg zumindest eine kleine Ablenkung verschafften.
    "Kann ich irgendetwas für dich tun?"

    Zitat

    Original von Decima Seiana
    Seiana nahm gar nicht so wirklich wahr, was er sagte, und ein Teil von ihr glaubte auch immer noch nicht so recht, dass er da war – auch wenn sie eher bezweifelte, dass sie träumte oder sich das gar einbildete. So etwas war nicht ihre Art, und das einzige, was doch dafür sprach, war die Tatsache, dass Seneca doch eigentlich auf Seiten der Verlierer gestanden hatte... sicher konnte er überlebt haben, aber wie kam er dann hier in den Carcer?
    Aber im Grunde war das auch egal. Er war da. Seiana schloss die Augen und ließ sich ein wenig nach vorne sinken, bis ihre Stirn an seiner lag, und noch ein wenig mehr, bis sich auch ihre Lippen sacht berührten. Seneca war am Leben. Serapio auch, jedenfalls wenn der Centurio, von dem sie verhaftet worden war, die Wahrheit gesagt hatte. Wie sie war ihr Bruder im Carcer, und sie hatte keine Ahnung, was sie erwarten würde... aber dass die beiden Männer überhaupt am Leben waren, war etwas, worauf sie bis vor kurzem nicht zu hoffen gewagt hatte. „Was... machst du hier? Ich meine, wie hast du das geschafft, dass sie dich sogar in den Carcer lassen?“ murmelte sie, ihr Gesicht immer noch an seinem.


    Als sie ihn danach fragte wie er hier reingekommen war, musste Seneca sich unweigerlich eingestehen dass es purem Glück, oder auch dem Willen der Götter zu verdanken war dass er nun hier war, immerhin waren die Wachen nicht die hellsten, und auch ihre Bestechungsgelder waren moderat genug um sie zu bezahlen, deswegen antwortete Seneca auch etwas ratlos auf die Frage..
    "Ich weiß es nicht, ich hab es einfach Mal versucht, und scheinbar bewegt Geld alles heutzutage. Aber es ist egal wie, Hauptsache ich bin hier und sehe dass es dir den Umständen entsprechend gut geht."
    Sagte Seneca und dann fiel es ihm wieder ein, sie war schwanger als er sie das letzte Mal sah, ein Kind, wahrscheinlich sein Kind, wuchs in ihr heran, was war geschehen?
    Vorsichtig fuhr Seneca mit seiner Hand an ihrem Bauch vorbei, und blickte ihr in die Augen, "Und... Deine Schwangerschaft?", fragte er besorgt, während er über ihren Bauch fühlte, nicht dass er wusste was er da hätte erfühlen sollen, aber eventuell erhoffte er sich dennoch einen kleinen Hinweis auf das Schicksal des vermeintlich iunischen Nachwuchses...