Zitat
Original von Lucius Duccius Ferox
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Ob er sich umgebracht hätte? Auf diesen Gedanken war Seneca gar nicht gekommen, es geschah alles zu schnell, sie hatten auf verlorenem Posten auf den Mauern Vicentias gekämpft, der Nachschub versiegte, alle rannten weg, sie waren verloren. Dann kam die Kapitulation, es wurden kurz die Orden verteilt, eine lächerliche Veranstaltung, dann ging es zur Sammelstelle der Gefangenen, genug Zeit einen ehrenhaften Tod zu finden hatten sie dort nicht, eventuell hätte er in der Schlacht sterben sollen, das wäre wohl der iunische Weg gewesen, wie sein Vater vor ihm und davor sein Vater.
Aber es gab zu viel was ihm am Leben hielt. Axilla, seine notorisch unsichere Cousine welche in manchen Situationen zur Löwin wurde, Diademata, Avianus, all die Iunier, die er nicht im Stich lassen konnte. Serrana, ihre Kinder, die er kaum kannte, aber vor allem, vor allem sie. Seiana, immer wieder pochte ihr Name in seinem Kopf, Seiana, die wunderschöne Seiana, er hatte in den Wochen und Monaten versucht alle Erinnerungen an sie zu bewahren, ihre Stimme, ihren Geruch, ihr Aussehen, das Gefühl ihrer Haut, und außerdem, sie war die Mutter eines Kindes, vermutlich seines Kindes, und er wusste nicht wie es um sie stand, auch wenn er ständig an sie dachte..
Ob er sich umgebracht hätte? Es hätte seine Ehre gerettet, aber er hätte zu viel verloren, nach kurzer Denkpause blickte er den Optio an, "Es gibt Dinge für die es sich zu leben lohnt.", sagte der Iunier ein wenig grinsend, "Die Sache mit der Ehre biege ich schon wieder hin."