Beiträge von Aulus Iunius Seneca

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    Original von Lucius Duccius Ferox


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    Ob er sich umgebracht hätte? Auf diesen Gedanken war Seneca gar nicht gekommen, es geschah alles zu schnell, sie hatten auf verlorenem Posten auf den Mauern Vicentias gekämpft, der Nachschub versiegte, alle rannten weg, sie waren verloren. Dann kam die Kapitulation, es wurden kurz die Orden verteilt, eine lächerliche Veranstaltung, dann ging es zur Sammelstelle der Gefangenen, genug Zeit einen ehrenhaften Tod zu finden hatten sie dort nicht, eventuell hätte er in der Schlacht sterben sollen, das wäre wohl der iunische Weg gewesen, wie sein Vater vor ihm und davor sein Vater.
    Aber es gab zu viel was ihm am Leben hielt. Axilla, seine notorisch unsichere Cousine welche in manchen Situationen zur Löwin wurde, Diademata, Avianus, all die Iunier, die er nicht im Stich lassen konnte. Serrana, ihre Kinder, die er kaum kannte, aber vor allem, vor allem sie. Seiana, immer wieder pochte ihr Name in seinem Kopf, Seiana, die wunderschöne Seiana, er hatte in den Wochen und Monaten versucht alle Erinnerungen an sie zu bewahren, ihre Stimme, ihren Geruch, ihr Aussehen, das Gefühl ihrer Haut, und außerdem, sie war die Mutter eines Kindes, vermutlich seines Kindes, und er wusste nicht wie es um sie stand, auch wenn er ständig an sie dachte..


    Ob er sich umgebracht hätte? Es hätte seine Ehre gerettet, aber er hätte zu viel verloren, nach kurzer Denkpause blickte er den Optio an, "Es gibt Dinge für die es sich zu leben lohnt.", sagte der Iunier ein wenig grinsend, "Die Sache mit der Ehre biege ich schon wieder hin."

    Der Romkaiser? Seneca fragte sich kurz ob er einen Legionär vor sich hatte, oder ob der Kerl von der anderen Seite des Limes kam, und sich irgendwie in die Legion gemogelt hatte. Wie dem auch sei, vielleicht war das im hohen Norden auch einfach so..
    Sein Gesicht wurde ernster, er schaute kurz durch das Lager, sah ein paar seiner Männer, ein paar normale Legionäre, und blickte dann rüber zu den Mauern..


    "Wir sind Prätorianer.", sagte er knapp, und wusste natürlich dass das dem Jungen nicht reichen würde, "Wir dienen dem Kaiser. Keiner Person, sondern der heiligen Institution des Kaisers.", erklärte er. "Ich habe Ulpius gedient, meinen Eid auf ihn geschworen. Und wir haben versagt. Dann kam Salinator, und mit ihm das Chaos. Wir hätten uns aus allem herausgehalten, aber dann wurden wir in den Kampf geschickt, und jetzt bin ich hier.", er erinnerte sich an die letzte Zeit. Das Testament von welchem ihn Axilla erzählt hatte, die Verhöre, die Reise nach Sardinia...
    "Die Fronten sind nicht klar zu erkennen. Man kann nicht erkennen wer Feind und wer Freund Roms ist, dafür wurden wir schon zu tief in diese Sache hineingezogen.", er stockte kurz, "Vielleicht ist es das was uns die Seite wechseln ließ, wären die Hintergründe nicht so widersprüchlich, hätten sich viele wohl eher ins Schwert gestürzt als sich euch anzuschließen."

    "Na das hoffe ich zumindest.", entgegnete Seneca noch einmal flapsig, bevor er zum Ernst der Lage zurückkehrte, immerhin hatte der Unteroffizier scheinbar eine Aufgabe zu erfüllen, also konzentrierte er sich auf die Fragen die ihm der Mann stellte..
    "Der Dicke ja..", Seneca dachte kurz nach, vielleicht kannte der Bursche den Kaiser ja gar nicht, nicht einmal von einer Skizze oder einer Statue, immerhin war er ja nicht wirklich lang am Drücker gewesen, "Salinator. Er isst scheinbar recht gerne, und oft. Und dann versteckt er seine Wampe immer unter einem Brustpanzer auf welchem Muskeln abgezeichnet sind. Es ist zum todlachen.", sagte Seneca recht sachlich, auch wenn der Anblick so manchem Prätorianer eine zuckende Lippe einbrachte, bei dem verzweifelten Versuch, nicht zu lachen wenn er sich durch den Palast schob.
    "Viel mehr weiß ich nicht. Der Helvetier ist wohl auf der anderen Seite der Brücke, und noch eine Centurie. Der Rest ist hier auf dem Marsfeld, oder auf der Brücke. Mehr wurde mir auch nicht mitgeteilt."

    Seneca grinste, "Ich bin froh dass es nicht mehr allzu viele Ränge über mir gibt, welche mir das Latrinenputzen befehlen können. Das stand mir bei den Urbanern bis zum Hals.", und jetzt wo die Stimmung sowieso schon so locker war, konnte er ja weiterflachsen, "Im wahrsten Sinne des Wortes.", als er dann jedoch auf Helvetius Corvinus zu sprechen kam, musste Seneca sich bemühen nicht allzu ernst auszusehen, sicher, er hatte ihn letztendlich mit Respekt behandelt, aber er hatte seinem Vetter auch die Nase gebrochen, was ein klarer Kontrapunkt war.


    "Soweit ich weiß halten wir die Tiberübergänge, und die Zugänge zum Forum Boarium. Nicht dass die restlichen Truppen in der Stadt ernsthaft in der Lage wären in die Offensive zu gehen, aber wenigstens kann der dicke auch nicht entkommen."

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    Original von Lucius Duccius Ferox
    Was dann kam, überraschte Hadamar dann doch – und ärgerte ihn ein wenig. Eigentlich hätte er es sich ja denken können, dass ein einfacher Soldat nicht so mit einem Optio sprach, schon gar kein Überläufer. Centurio also...



    Seneca änderte seinen doch recht lockeren Gesichtsausdruck nicht als der Mann Haltung annahm. Er war ja irgendwie der Neuling, und selbst unsicher in der Situation, auch kannte er den Mann nicht, und da musste er nicht unbedingt groß Respekt einflößen, er würde ihn im Falle einer Schlacht sowieso nicht befehligen, und er trug nichts schwarzes, er war einfach nicht seine Angelegenheit.
    Über seine flapsige Bemerkung musste Seneca noch einmal kurz schmunzeln, obwohl man es wohl mehr als Schnauben wahrgenommen hatte, welches aber durchaus nicht negativ aufzufassen war..
    "Nein das stimmt, mein Optio hätte mir wohl direkt die nächste Latrine gezeigt.", entgegnete er, "Und mit der Berufung zu den Prätorianern, was nicht ist, kann ja noch werden Optio.", immerhin hatten sie einige Verluste erlitten, und es war ja nicht einmal klar, wie es für die verbliebene Truppe weitergehen würde.
    "Wie auch immer, steh bequem, was führt dich zu mir?"

    Immerhin hatte er sich nicht direkt eine eingefangen, sowie sein Verwandter Avianus welcher vor dem Helvetier direkt einmal seinen heilen Nasenbeinknochen einbüßen musste. Im Gegenteil, er schien es recht locker zu nehmen, vielleicht wusste er ja auch nicht so recht wie er mit einem Prätorianer umzugehen hatte, oder mit einem Übergelaufenen, oder mit beidem...
    Seneca konnte sich ein schelmisches Grinsen gerade so verkneifen dass nur schnell ein Mundwinkel hochzuckte, und er beschloss den Mann vom Haken zu lassen, auch wenn dieser nicht wusste dass er sich an einem befand, er nahm es eben recht sportlich..
    "Ich rede mit meinem Optio wie es mir angebracht erscheint.", sagte Seneca und ließ die Maskerade fallen, "Darf ich mich vorstellen? Aulus Iunius Seneca, Centurio der Prätorianer...", und weil der Mann vor ihm nicht so grantig erschien wie der Helvetier von der Gefangenensammelstelle, schob Seneca noch einen kleinen Witz hinterher, ":..Gewissermaßen."

    Seneca war an diesem Nachmittag, wie bei Belagerungen nicht selten, mit absolut nichts beschäftigt. Die Männer hielten sich in der Übung, kämpften ein wenig, der Optio exerzierte, und der Iunier nutzte die Zeit um, naja, eigentlich machte er wirklich nichts. Plötzlich jedoch wurde er aus seiner Langeweile gerissen, als ein ihm völlig unbekannter Optio, so sah er zumindest aus, vor ihm stand, um ihn, den "Miles", nach seinem Centurio zu fragen. Er hatte seinen Helm mit dem breiten Kamm, sowie seinen Stab gerade nicht dabei, wofür auch, und so konnte er es dem Soldaten nicht wirklich übel nehmen dass er den Offizier vor ihm nicht als solchen erkennt, immerhin sahen die Rüstungen der Prätorianer so oder so etwas schnieker aus, als die der Legionäre...


    "Wo ist deiner Optio?", fragte der Iunier zurück, etwas scherzhaft, und war gespannt darauf wie der Mann reagieren würde. Entweder es würde jetzt eine Standpauke geben, oder aber der Kerl hatte Humor, allerdings erwartete er letzteres als Übergelaufener Gardist eher nicht. Aber dennoch wollte er mal schauen wie weit er das Spielchen treiben konnte..

    Seneca hielt sich mit seiner Truppe dezent im Hintergrund, sicher, sie hatten so gut wie gewonnen, und er stand auf der richtigen Seite. Und Axilla hatte ihm ja auch erzählt dass das Testament von Salinator gefälscht wurde, aber trotzdem erschien ihm der Seitenwechsel immer noch recht ehrlos. Aber er musste wohl in den sauren Apfel beißen, und da momentan sowieso nur an den Mauern geplaudert wurde, achtete er darauf dass seine Truppe bei Laune blieb, und hoffte dass sich alle seine Lieben rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, bevor der Sturm losgehen würde.


    Axilla war in Ostia, das wusste er, und das war gut so. Aber Seiana, er hatte seit Ewigkeiten nichts von ihr gehört, und er hoffte dass es ihr gut ging, und sie sich nach dem Krieg wiedersehen würden.. Aber so lange versuchte er noch mit seiner Rolle als "schwarzes Schaf" in der Truppe zurechtzukommen, denn seine Uniform war tatsächlich schwarz, und dementsprechend fiel der Centurio auf, hätte er seinen Rang nicht behalten, er hätte sich wohl mehr als einmal dumme Sprüche anhören müssen..

    Nochmal spannte Seneca obligatorisch ein paar Muskeln an, dann konnte es jetzt ja endlich losgehen...


    "Ich, Aulus Iunius Seneca, schwöre hiermit bei allen Göttinnen und Göttern, jeden Befehl des einzig wahren Kaisers Appius Cornelius Palma auszuführen, den Dienst nicht zu verlassen und dem Staat mit meinem Leben oder, wenn der Dienst es erfordert, meinem Tod zu dienen."


    Und so leicht war man Teil der Rebellion.. Es blieb nur noch zu hoffen dass sich Salinator ergeben würde ohne die halbe Bevölkerung Roms zu verheizen, aber so wie Seneca seinen Schutzbefohlenen kannte, dachte der gar nicht daran zu kapitulieren..

    Wirklich gut sah das hohe Tier dass die Vereidigung vornehmen würde nicht aus, aber auch Seneca hatte sich schon einmal besser gefühlt, und so nahmen sie Haltung an, und harrten der Dinge die da kommen würden, Palma, Salinator, egal, hauptsache Rom würde nicht weiter im Krieg versinken, und hätte einen starken Imperator, und nun hatten sich die Götter wohl entschieden, und dem galt es zu folgen, also wartete der Iunier nur noch auf den Eid.

    Natürlich fühlte sich der Iunier nicht allzu gut, es war ja auch nicht gerade eines der ruhmreichsten Kapitel der Prätorianer, oder in der persönlichen Vita eines jeden Soldaten mitten im Krieg die Seiten zu wechseln, für Seneca machte es sein Hass auf Salinator, und das Wissen dass das Testament von Salinator gefälscht wurde erträglich, auch wenn er als Prätorianer eigentlich nicht die Hinterfragen sollte, sondern nur Handeln, so hatte er es als guten Vorwand vor seinem eigenen Gewissen genommen, seine lang verdrängten Sorgen wieder hervorzuholen. Auch das, was Salinator mit seiner Cousine gemacht hatte, hatte er nicht vergessen, aber seine Männer wussten nichts davon, nicht einmal Avianus...


    So stand er also da, mit seinen Männern, bereit den Eid zu schwören, eine Hand auf einem Skorpion auf seiner Rüstung, sie waren immerhin Gardisten und keine Legionäre, wartete der Iunier darauf dass der Helvetier die Zeremonie beginnen würde...

    Senecas Augen weiteten sich bei der Frage des Helvetiers, sich der Rebellion anschließen? Gegen die vermutlich Kadavergehorsamen Reste seiner Truppe stellen? Gegen Rom ziehen?
    Um ihn herum wurde es still, er hörte seinen eigenen Herzschlag als ob sein Herz direkt neben seinen Ohren pochen würde. Kurz blickte er auf den Skorpion, das Banner welches ihm sein Leben bedeutete, wenn er nun zusagen würde, so würde er seine Mission verraten, seine Brüder verraten, seine Stellung als Prätorianer aber eventuell behalten, Palma mit seinem Leben beschützen, Rom dienen, noch viele Jahre.
    Wenn er verneinen würde, so würde er hier eine ehrenhafte Tat tun, von denen er jedoch allenfalls seinen Mitsklaven in den Minen berichten könnte, welche ihm sowieso nicht glauben würden, und das Schicksal seiner Männer würde er auch besiegeln.


    So oder so, Pest oder Cholera, Seneca blickte den Centurio an, "Helvetius einen....", den Satz brachte er nicht zuende, stand kurz auf, und wandte sich an die restlichen Prätorianer..
    "Männer, Brüder! Ihr habt das Angebot dieses Mannes gehört, und..", der Iunier blickte kurz zu Avianus, "Ich werde es annehmen.", er wartete nicht einmal den Hauch einer Sekunde ab um die Reaktion abzuwarten, "Es geht um unsere Zukunft, um die unserer Familien, und um die Zukunft Roms!", sagte Seneca, allerdings weniger emotional als die Worte es vermuten ließen, "Salinator ist nicht der Kaiser auf den wir unseren Eid geschworen haben. Er ließ uns durch ein paar Barbaren ersetzen, die nun auf dem Palatin wie der höchste Adel herumspazieren.", er wartete erneut ab, "Es ist gegen unsere Ehre, gegen unseren innersten Instinkt. Aber wir haben entgegen den Erwartungen die Schlacht verloren Männer, lasst uns nicht auch noch unsere Zukunft, und die unserer Familien verlieren.", der Centurio wartete die Reaktion seiner Leute nicht ab, sie hatten so oder so kaum eine andere Wahl als ihm zu folgen, er wandte sich wieder an Corvinus, "Helvetius. Wir formieren uns unter eurem Banner."

    Dann eben keine Plauderei, scheinbar hatte der Centurio die hohe Kunst des Verhörs wohl wirklich nur Barbaren erlernt, aber da Seneca keine Lust hatte irgendwo im kalten Britannien ein paar Grenzsoldaten zu kommandieren, oder selbst einer zu sein, war er recht kooperativ..
    "Deine Einschätzung ist richtig Helvetius, normalerweise rücken keine Armeen an Rom heran, deshalb sind die Mauern nicht allzu gut in Schuss, aber die Urbaner haben ihr bestes getan, und ich denke dass man dort nicht einfach hineinspazieren wird.", antwortete Seneca, und kam dann auf die Prätorianer zu sprechen, kurz stockte er, schließlich waren es seine Brüder, aber es waren kaum noch welche in Rom, und wenn diese Weise waren, wussten sie ähnlich wie Seneca wie der Hase läuft, "Was meine Waffenbrüder betrifft, weder die Castra noch sonst wer verfügt über ein nennenswertes Kontingent an Gardisten. Der Palast wird noch bewacht, ansonsten verfügen wir nur noch über Meldereiter. Also wir sind in Roma praktischt nicht vorhanden. Was auch gut so ist, es sind genug von uns gefallen."

    "Dem Skorpion. Ich diene dem Skorpion.", betonte Seneca, und lächelte kurz als er dann ein wenig getrockneten Schmutz von seiner Rüstung knibbelte, und sein weißes Halstuch zurecht rückte...
    "Weißt du Helvetius. Ich wurde in Tarraco geboren, wuchs im idyllischen Hispania auf, wir hatten ein großes Gehöft, viel Land, Tiere, Getreide, Gemüse, die Erde sie war so rein wie das Quellwasser welches unsere Zisternen füllte Helvetius., Senec lächelte kurz bei dem Gedanken an seine alte Heimat, Mein Vater, ein Offizier der neunten, zog in den Kampf als ich noch jung war, er kehrte nicht zurück.", sagte Seneca und fuhr dann fort, "Ein guter Tod, ein guter Tod für einen Iunier, uns haftet die Tat eines einzigen Mannes an, dabei haben wir immer alles für Rom gegeben.", er blickte ihn an, und fuhr sich kurz über die Haare als er darüber nachdachte welche Konsequenzen sein Wissen für den Verlauf der Eroberung Roms haben könnte, er atmete tief ein und dann wieder aus, mehr ein Seufzen als ein Ausatmen, aber dann sprach er weiter, "Salinator ist ein Unmensch, meine Gens steht nicht unbedingt zu ihm, im Gegenteil, aber ich bin Prätorianer, es ist meine Aufgabe das Leben des Kaisers zu wahren.", er kratzte sich am Kopf, "Du hast gute Argumente, wir sind nur die, auf deren Rücken dieser Konflikt ausgetragen wird, aber ist es nicht dennoch eine Frage der Ehre?", er zuckte kurz mit den Schultern, "Ich bin ein guter Prätorianer, ich verstricke mich nicht in Verschwörungen, plane keine Ermordungen von Kaisern, intrigiere nicht, bin nicht willkürlich, und wollte diesen Krieg nicht. Und trotzdem sitze ich hier, als Gefangener, und glaube nicht dass Cornelius Palma auch nur einen Gardisten der jetzigen Garde in seinen Reihen wissen will.", ein wenig Wehmut klang mit, schließlich blutete Seneca fast schon schwarz, er war Gardist durch und durch, ein Legionär würde er nicht mehr werden wollen, aber wer wusste schon was passieren würde? Und auch zum Schutz seiner Männer, und deren Zukunft, hatte Seneca wohl kaum eine Wahl...
    "Was soll ich also tun?", fragte er noch kurz, bevor er wieder ausholte, "Sicher, ich könnte dir erzählen dass die skythische Garde Salinators aus ein paar hundert Mann besteht. Die Urbaner die Mauern soweit es ging verstärkt haben, und die Einheit fast gänzlich kampfbereit ist. Auch könnte ich dir sagen dass die Classis vor unserem Abmarsch nach Ostia verlegt wurde, und ich seitdem nichts mehr gehört habe, aber würde es etwas ändern Helvetius?", Seneca blickte den Mann erwartungsvoll an, immerhin wusste dieser jetzt was er hören wollte, wenn er nicht allzu blöde wäre. Eventuell würde also alles ein einigermaßen verträgliches Ende nehmen.

    "Dein erstes Verhör Helvetius?", fragte Seneca beiläufig, aber keineswegs unverschämt, er hatte nicht schon wieder Lust auf langes Alphatier-Geplänkel, aber bei einem Centurio der Legionen war das ja nun wirklich wahrscheinlicher als bei einem Centurio der Prätorianer..
    "Nun was kann ich dir erzählen? Was will ich dir erzählen?", fragte er weiter, und man konnte schon erahnen dass der Iunier ein wenig ausholen würde...
    "Wie du weißt ja weißt bin ich ein Prätorianer. Ich diene dem Kaiser, dabei spielt es keine Rolle wie er herrscht, oder wer er ist, ich diene dem Kaiser von Rom, Helvetius.", Seneca fuchtelte ein wenig mit seinen Händen herum während er sprach, immerhin ging es hier praktisch um seinen Inhalt, "Wir haben den Kaiser verloren, konnten seine Ermordung nicht verhindern Centurio, ihm habe ich meinen Eid geschworen Helvetius, du wirst vielleicht verstehen wieso ich nicht allzu leichtfertig das Leben des neuen Kaisers aufs Spiel setze.", erklärte der Iunier, fuhr dann aber fort, "Woher wissen wir denn wer auf der richtigen Seite steht? Ich habe den Mörder verhört Helvetius.", gab er noch zu bedenken, denn die Täter waren eigentlich schon überführt, nur wer wusste ob Palma oder Salinator beteiligt waren?

    Seneca setzte sich, so langsam ekelte ihn seine Tunika an, seit Tagen hatte er die gleiche an, dadrüber die Rüstung, die immer noch nett anzusehen war, aber er selbst fühlte sich einfach nur schmierig, hoffte aber, dass er den Glanz der Prätorianer noch einigermaßen vertreten konnte..
    Der Aufforderung sich zu setzen kam Seneca nach, nachdem er wartete bis sich auch seine verbliebenen Miles setzten, unter anderem natürlich auch sein Cousin Avianus...
    Anschließend zuckte Seneca nur mit den Schultern als der Helvetier seine Befragung begann, er wusste wirklich nicht was er sagen sollte, schließlich hatte er ja nicht um eine Befragung gebeten..
    "Nun Centurio... Was möchtest du denn wissen?", entgegnete Seneca höflich, denn sicherlich wollte er nichts davon wissen dass Seneca gerne ein Bad wollte, und eventuell Mal etwas besseres als Puls essen mochte..

    Die Stimmung bei den Gefangenen war wie erwartet nicht sonderlich gut. Die Prätorianer welche, aus welchen Gründen auch immer, teilweise mitgenommen wurden, bemühten sich, nicht allzu sehr über die Schmach nachzudenken welche sie ereilt hatte. Sicher, der Grund für die Niederlage war nicht in ihren Reihen zu suchen, Seneca war der Ansicht, dass die Nordflanke fast gefallen wäre, wäre nicht die Südflanke der "kaiserlichen" früher gefallen.
    Doch all die Planspiele halfen ja nichts, sie hatten verloren, und nun mussten sie zusehen wohin es für sie gehen würde, nach Rom, das war klar, aber was würde danach passieren?

    "Wenn ich ehrlich bin...", Seneca blickte seine Männer an, "...ich auch nicht.", entgegnete der Iunier und strich sich kurz über die Handgelenke, zu weit waren die Fesseln nicht gewesen, soviel stand fest..
    "Es gibt nichts neues, wir marschieren morgen nach Verona. Avianus, ich habe nach einem Casparius für dein Gesicht gebeten, es wird jemand kommen wenn sich einer findet. Ansonsten müssen wir das selbst versorgen.", dann stand er noch einmal kurz auf, "Esst jetzt, und legt euch dann hin. Für uns mag der Kampf wohl vorbei sein, aber wir marschieren trotzdem weiter, also müsst ihr euch bei Kräften halten."

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    Original von Lucius Helvetius Corvinus
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    Seneca war einigermaßen zufrieden mit dem Ausgang der Situation, er hatte seinem Gegenüber die Stirn geboten, und nun begegneten sie sich ehrenhaft wie Offiziere des römischen Heeres, und nicht mehr wie ein Herr gegenüber seinem Sklaven.
    Dass Avianus Blessuren davon trug war ärgerlich, aber es würde sich schon jemand finden der half.
    "Hab Dank Centurio, ich kehre dann Mal zu meinen Männern zurück.", sagte Seneca und nickte dem Mann respektvoll zu.
    Dann wandte er sich um, und gerade so dass er noch Avianus Blick sehen konnte, und den der anderen Männer, "Was schaut ihr so?", fragte er ernst, während er sich neben ihnen niederließ..

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    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Es gab scheinbar nichts mehr und so wollte Corvinus gerade gehen als er den einen Iunier sah der ja immer noch in Ketten war. Corvinus wollte es noch einmal versuchen mit dem Mann und machte die paar Schritte zu ihm.
    "Kann ich dir die Dinger abnehmen lassen und wir uns wieder wie zwei Centurionen und Soldaten verhalten oder wird es weiter Ärger geben?"


    "Wie zwei Centurionen klingt gut Helvetius.", entgegnete Seneca und rang sich so etwas wie ein anerkennendes Nicken ab, wobei dieses kaum sichtbar war, aber wenn der Helvetier etwas erkennen wollte, so hätte er es wohl gekonnt, "Auch wenn ich deine....", Seneca stockte kurz, "Gastfreundschaft nicht überstrapzieren will. Wenn du einen Casparius frei hast, könnte er sich ja einmal das Gesicht meines Vetters ansehen.", etwaige Vorwürfe verkniff sich Seneca, aber er schaute kurz zu Avianus, das sah irgendwie nicht so gesund aus, andererseits, es würde wohl in Zukunft eine nette Anekdote werden..