Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    Der Marsch in die Schlacht stand unmittelbar bevor und Seneca spürte eine leichte Form von Anspannung, verständlich, denn für viele würde es heute der letzte Marsch sein, es sei denn sie fänden Freude daran im Elysium.
    Als er seine Kampfmontur angezogen hatte, sein Schwert und seinen Schild bereit, seinen Helm fest auf seinem Kopf, stellte er sich vor seine Männer um ein paar letzte Worte vor der Schlacht für sie zu finden..


    "Männer!", rief er als er sich vor ihren Zelten hinstellte und die Truppe begutachtete, "Wir brechen sobald wie möglich auf. Ich möchte dass ihr euch auf eure Stärken besinnt, auf eure Bestimmung, auf euren unbedingten Willen zu siegen. Wir ziehen gegen römische Legionen, unsere Brüder, aber sie haben sich von euch abgewendet, sie opferten ihren Eid und ihre Ehre für einen abscheulichen Zweck.", Seneca lief ein wenig auf und ab, es waren zwar nur 3 dutzend Männer, aber auch diese wollte Seneca bis unter die Zähne motiviert sehen, "Wir werden sie direkt und mit voller Wucht angreifen. Sie kauern nicht weit von hier hinter ihren Befestigungen, als ob sie das beschützen würde.", noch einmal hielt Seneca kurz inne, und sprach anschließend etwas lauter weiter, "Ihr seid die besten Soldaten Roms, wahrscheinlich auch darüber hinaus, jeder von euch, und es erfüllt mich mit Stolz euch anführen zu dürfen. Denkt an eure Ausbildung, denkt an eure Disziplin, und tragt die für die ihr kämpft in eurem Herzen. Folgt mir in die Schlacht Männer! Für den Imperator! Für Rom! Abmarsch!", wie ein kleiner Legat kam sich Seneca ja schon vor nachdem er seinen Männern ein wenig eingeheizt hatte, aber gerade in einem solchen Bürgerkrieg, und den Entbehrungen der letzten Tage, war es wohl wichtig dass sie von jedem einzelnen Offizier ordenlicht Dampf gemacht bekommen.


    Mit dem Marsch Kommando packten die Männer der Centurie ihre Ausrüstung und bildeten die klassische Marschaufstellung um mit dem Rest des Heeres gegen die Rebellen zu ziehen.

    Seneca stand stumm in der Besprechnung, er hörte den Ausführungen zu und hatte eigentlich keine Fragen. Seine Centurie würde also mit dem Rest der Truppe die Speerspitze des Angriffs bilden. Eine Ehre, allerdings auch ein Garant für hohe Verluste, und damit wollte er sich nicht so recht anfreuden..


    Aber damit müsste man wohl jetzt leben, der Plan war simpel, leicht auszuführen, es konnte wenig schief gehen, also hieß es wohl Sieg oder Tod.
    Der Centurio konnte es kaum erwarten seine Männer einzuschwören, einige würden den Abend nicht mehr erleben, aber sie waren die besten Roms, wenn es jemand schaffen würde, dann sie..

    Seneca schüttelte den Kopf, sicher, der Mann hatte keine Ahnung was in den letzten Tagen so vor sich ging, aber das er dennoch blind eine Tat ausgeführt hatte, eine Tat von solchem Ausmaß, ohne auch nur irgendwie die Hintergründe zu kennen, ließ in stutzen, das konnte er einfach nicht glauben...


    "Es ist nur seltsam dass alle deine Mitverschwörer wie die Ratten in ihre Löcher krochen, obwohl sie deiner Meinung nach ja nichts zu befürchten hätten. Deine Aussagen sind also völlig lächerlich Venox.", Seneca sah dass es heute keinen Sinn mehr hatte, und wer wusste schon was die nächsten Tage bringen würden, entwickelten sich die Dinge doch recht rasant. Ohne Venox noch einmal anzublicken erhob sich der Iunier und ging zur Tür, "Miles, begleite den Mann zurück zu seiner Zelle. Sieh zu dass der wachhabende Optio ein wenig Zeit für ihn einplant. Er hat uns wohl noch viel zu erzählen.", erklärte Seneca und verließ die Zelle ohne weitere Worte während er im Hintergrund hörte wie Venox aus dem Raum gebracht wurde. Ihm würden ein paar harte Tage bevorstehen, und Seneca wollte sich eigentlich gar nicht ausmalen wie der Mann danach aussehen würde, aber er war immerhin noch der Kaisermörder, Mitleid wäre wohl völlig fehl am Platz gewesen, auch wenn Seneca immer wieder Momente bemerkte, in denen er sich dem nicht entziehen konnte..


    Optio Crassus
    Der wachhabende Offizier war schon in der Zelle des Viniciers gewesen, doch abgesehen vom Praefectus hatte er vorher nie solch einen hohen Besuch hier gehabt.
    Trotz seiner, für den Carcer der Garde, recht komfortablen Unterbringung, sah der Mann furchtbar aus, unrasiert, schmutzig, seine Kleidung zerlumpt und dreckig, nein, so konnte man ihn nicht zurück ans Tageslicht lassen, trotz der Mythen um den Carcer der Garde, immerhin kamen viele auch gar nicht mehr heraus, hatte die Garde doch in gewisserweise einen Ruf zu wahren, und so konnten sie den Mann nicht so auf die Verhandlung loslassen..


    Der Optio flüsterte einem seiner Miles etwas zu, welcher ein wenig überrascht schaute, jedoch anstandslos, es war ja immerhin ein Befehl, verschwand, und kurz darauf mit Rasierzeug, einem Eimer und einem Schwamm, sowie mit simpler aber frischer Kleidung zurückkam.

    Seneca hatte nun endlich die Befehle erhalten, und wusste nun wo das Lager errichtet werden würde, auch wenn es sich kaum noch lohnte, und er es eigentlich lieber gesehen hätte wenn sich seine Männer entspannen würden, würden sie es wohl noch besser in einem geordneten Umfeld tun...
    "Es geht los Männer.", sagte Seneca, und meinte damit natürlich den Zeltaufbau, was ein bisschen weniger spannend war, als die Schlacht..
    "Seht ihr die Reihe dort hinten? Dort stehen bereits Zelte der zweiten Kohorte, reiht eure Zelte ein, beeilt euch.", befohl der Centurio und packte gleich selbst mit an, "Danach kommt ihr zur Ruhe, esst was, trinkt was, fettet und poliert eure Rüstungen, geht sicher dass eure Ausrüstung kampftauglich ist.", sprach er weiter, bald schon würde es losgehen, immerhin hatte er gerade noch Vertreter der Rebellen gesehen, und das war nie ein gutes Zeichen, zumindest nicht was die nähe des Feindes betraf, aber vielleicht würde es auch keine Kämpfe geben? Wie dem auch sei, man musste vorbereitet sein, egal ob der Kampf heute, morgen, oder in 2 Monaten sein würde...
    Sobald das Lager stand, und Seneca etwas mehr wusste, würde er seine Männer schon mal etwas einstimmen. Er wusste, sie würden gegen Legionen kämpfen, gut ausgebildetete Truppen, und viele würden fallen, aber er würde sein bestes geben um die Verluste gering zu halten..

    Nun würde es also bald ernst werden, von hier aus gab es keinen Weg mehr, außer den in die Schlacht. Schlammig, nass und müde waren die Prätorianer angekommen, doch Seneca achtete darauf dass der Skorpion gut zu sehen war, es sollte den Kameraden Mut machen, und ein wenig Stolz, eventuell auch prätorianische Arroganz, schwang auch mit.
    Kurz gab der Centurio Anweisungen, mittlerweile sollten die Männer ja den Ablauf kennen, und einen Wall ausheben mussten sie auch nicht, also würden sie sich vor dem Kampf noch ein wenig enspannen können.
    Der Iunier selbst widerrum machte sich auf die Suche nach ein paar taktischen Anweisungen, irgendwer müsste sich darüber ja Gedanken gemacht haben..


    Auf dem Weg durch das Lager lief er fast seinem alten "Meister" Iulius Antoninus in die Arme..
    "Centurio Iulius. Es tut gut dich zu sehen, weißt du schon irgendwas von einer Besprechung?", fragte er, obwohl sie gerade erst angekommen waren, hätte er doch gerne gewusst was nun geschieht, schließlich hatte er die Verantwortung für viele Männer, und die Schlacht stand unmittelbar bevor..

    Immer weiter durch den Sumpf, immer weiter marschierten die Männer in Richtung des Donnergrollens, und außer dem matschen und platschen der Sandalen im über weite Strecken knöcheltiefen Wasser, herrschte eine gespenstische Stille.
    Ab und an mussten dann auch ein paar Soldaten aus dem tiefen Schlamm befreit werden, Seneca hasste diese Gegend, so hatte er sich Germanien oder Britannien vorgestellt, aber nun waren seine Beine mit Schlamm und Dreck verkrustet, mitten in Italia.
    Am Abend müsste er den Männern ein wenig was bieten, dieser Marsch schlug aufs Gemüt und die Moral, und er hoffte dass der Kampfgeist der Männer noch strahlen würde, wenn sie auf die Rebellen trafen...

    Das sah soweit gar nicht schlecht aus, die Gräben umzogen das Lager und fraßen sich Stück für Stück durch das Erdreich. Seneca selbst hatte zuvor solche Lager nur in Übungen erbaut, und war überrascht wie schnell diese Lager auch im richtigen Einsatz wuchsen, wenn man einfach ein paar tausend Männer buddeln ließ.
    Die Zelte seiner Centurie standen, die Männer kümmerten sich um ihre Ausrüstung und der Puls war schon über dem Feuer, bald also würde es auch für die Einheit des Iuniers ans Essen gehen, und auch Seneca selbst würde sich zu seinen Männern gesellen, er fühlte sich immer noch mehr der Mannschaft als dem oberen Kommando zugehörig, auch wenn er sich letztendlich als Prätorianer fühlte, egal welchen Ranges.


    Nachdem er seine Runde durch die Zelte gemacht hatte, kam er wieder an den Gräben vorbei, wo immer noch fleißig gegraben wurde, und sich auf der anderen Seite ein ansehnlicher Erdwall auftürmte.. Ein kurzer Blick nach links und rechts, denn sicher wie hoch so ein Wall genau sein musste, war sich der, für seinen Rang noch recht junge Centurio nicht, aber es sah ganz gut aus, auch, weil seine fünf auserwählten unterstützt wurden, nachdem die Zelte standen..


    "Das reicht Miles, gute Arbeit, ihr habt euch euer Abendessen verdient.", und Seneca sich auch. Er wartete noch ab bis die Maulwürfe aus den Gräben kletterten und ging dann zu den Feuerstellen, um noch ein wenig mit seinen Männern zu plaudern, bevor der ernst des Krieges losgehen würde..

    Der Marsch verlief recht glatt, sicher, am Ende des Tages wusste man was man getan hatte, und nachdem die Männer versorgt waren, schlief auch Seneca immer schnell ein, natürlich nicht ohne dabei an sie zu denken.
    Dann, am Abend des vierten Tages, wurde das Pensum noch einmal erhöht. Langsam schien es brenzlig zu werden, sodass nun auch die Prätorianer beginnen mussten, ihr Lager entsprechend aufwendig abzusichern.
    Überall wuselten die fleißigen Soldaten, während der Centurio auch seine Truppe mit einigen Anweisungen versorgte..
    "Miles, ihr fünf da, Drulla, Avianus, Cato, Macer und Felix, hebt dort drüben einen Graben aus.", der Centurio deutete auf eine Stelle, links und rechts gruben bereits Soldaten einer anderen Centurie, "Die anderen errichten das Lager, bereiten die Rationen vor, und wenn das erledigt ist, helft ihr euren Kameraden, ich will das hier alles in Ordnung ist."
    Was er selbst tun würde, wusste er noch nicht. Vielleicht gab es ja eine Besprechung oder ähnliches, denn so langsam spürte jeder, dass der Feind nicht mehr weit sein konnte..

    Auch Seneca grüßte seinen Verwandten knapp.
    Hier, in seiner Unterkunft war er sein Verwandter, doch sobald er die Türschwelle übertrat, war er ein Soldat in seiner Centurie. Das würde wohl nicht immer leicht werden, aber damit würden sich beide arrangieren müssen.
    "Das wäre dann alles Miles.", sagte Seneca, und nickte kurz.

    "Gut.", sagte Seneca knapp, letztendlich wurde es höchste Zeit, bald schon würden sie auf dem Marsch sein, und dann musste einfach alles in seiner Centurie stimmen.
    Der Iunier leerte seinen Becher, "Dann solltest du mal deine Centurie kennenlernen, und deine Ausrüstung holen, ich bin froh dich zu meiner Einheit zu zählen Avianus.", sagte Seneca, lächelte noch einmal kurz und erhob sich dann. In den Marschlagern würden sie noch genug Zeit zum plaudern haben, doch nun mussten erst einmal Taten folgen..
    "Melde deiner Einheit eine Übung im Morgengrauen an.", schob der Centurio noch kurz ein, bevor er das obligatorische Begrüßungsgespräch zu Ende brachte.

    Den besten Moment hatte er also noch gar nicht erlebt, kurz dachte Seneca an seine ersten Tage in der Garde zurück..
    "Der Moment wenn dir die schwarze Rüstung übergeben wird Avianus, den wirst du nie mehr vergessen.", schwärmte Seneca, aber das würde er ja schon bald selbst erfahren..
    "Melde dich einfach beim Magazin, dann wirst du versorgt.", führte er nun knapper und abgeklärter hinzu..
    "Hast du Fragen? Immerhin bist du der einzig neue in meiner Einheit, du wirst von deinen Kameraden noch einiges lernen können, aber wenn du den Skorpion auf dem Schild trägst, hast du das Zeug zu einem großartigen Soldaten."

    Seneca stellte den Becher wieder ab, 'wie sollte es schon weitergehen?', fragte sich Seneca innerlich selbst, aber er war ja auch Urbaner vor seiner Berufung, und dementsprechend wusste er über die Unterschiede bescheid..
    "Nun, du wirst zunächst einmal mit deiner Einheit bekanntgemacht. Anschließend werde ich euch noch ein wenig drillen. Kampftraining gegen eine andere Centurie, denn so traurig das ist, wir werden ja bald in den Bruderkampf ziehen, und ich möchte euch noch ein wenig auf den Kampf vorbereiten, schließlich ist der Einsatz in Rom kaum mit dem im Felde zu vergleichen, und wir müssen unseren Ruf als beste Einheit des Imperiums verteidigen.", scherzte Seneca, es wäre erst einmal wichtig auf dem Feld zu bestehen, aber in dieser Hinsicht hatten seine Männer genug Übung, und auch Avianus müsste noch etwas lernen können..
    "Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, weswegen ich auch in den Marschlagern nicht vor Übungen zurückschrecken werde. Hast du schon deine Ausrüstung?", fragte nun der Centurio im Iunier..

    Seneca lächelte kurz, und füllte dann etwas Wein in die Krüge, bevor er sich selbst setzte..
    "Avianus, zunächst einmal, ich werde dich behandeln wie jeden anderen Soldat meiner Einheit, ich erwarte Loyalität, Fleiß, und absoluten gehorsam. Meine Befehle werden nicht hinterfragt, und auch die Befehle des Optios sind auszuführen, wenn ich nichts gegenteiliges sage"., sagte Seneca ernst, ließ die Worte ein wenig sacken, lehnte such zurück, und fand zu seinem Lächeln, "Ich freue mich allerdings sehr dass du in meiner Einheit bist, und den Rest der Familie wird es mit Stolz erfüllen, dich nun auch als Prätorianer zu wissen. Du wirst es dir wohl verdient haben, ebenso wie deine Kameraden. Also auf dich!", Seneca hob seinen Becher, und trank einen Schluck..

    Schneller als erwartet hatte es an der Tür geklopft, und anders als in der Casa Iunia, öffnete Seneca hier noch selbst die Tür..
    "Avianus! Komm herein.", sagte der Centurio, und machte Platz sowie eine bittende Geste. Anschließend zeigte er auf einen Tisch mit zwei Sesseln..
    "Kann ich dir einen Wein anbieten?"

    Seneca lauschte den Worten des Praefectus, und war sich sicher in seiner Sache, er würde in den Krieg ziehen, würde seine Einheit so gut wie nur möglich in die Schlacht führen und hoffentlich siegreich sein. Doch für welche Seite kämpften sie? Waren sie die guten oder die bösen? Axilla erzählte ihm davon, dass sie ein gefälschtes Testament gesehen hatte, all die Verhaftungen, all die Urteile, es hatte zu nichts geführt, die Proskriptionslisten waren zu schnell aufgetaucht, und doch hatten die Täter eine Verschwörung zugegeben, all das ergab absolut keinen Sinn, doch nun waren die Zeiten der Forschung vorbei und die Zeit des Schwertes begann.. Seneca regte sein Gladius in die Luft, und seine Männer machten ordentlich Krach, wer wusste schon was auf sie zukommen würde..

    Es war eine ungewohnte Situation mal nicht im feinsten Zwirn auf dem Marsfeld zu stehen. Dafür trug Seneca nun schon seine Schlachtausrüstung, weniger ansehnlich, aber dennoch beeindruckend, und dem Zweck angemessen.
    Zufrieden beobachtete er, wie seine Centurie genau nach Maßen ihre Aufstellung einnahm, die Augen nach vorne, wartete man auf die Omen und ein paar motivierende Worte..