Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    Westküste? Interessant, LA, San Francisco? :)
    Naja ist ja auch egal, ich möchte hier nicht den Spielverderber spielen, aber ich meine mich zu entsinnen dass das hier nicht unbedingt gestattet ist, und Kontakt nur über den Anmeldungsthread hergestellt werden kann. Also nach dem Motto du musst zur Familie, und sie nicht zu dir.


    Aber du hattest ja hier schon einmal eine ID, also weißt du ja wie der Hase läuft, verkauf dich einfach gut und dann findest du bestimmt eine gehobene Gens ;)


    Liebe Grüße.

    Der kurze Fußmarsch war recht still. Doch Seneca störte diese Stille nicht sonderlich, es war anders, wann immer er den Anflug des peinlichen Schweigens spürte, versuchte er schnellstmöglich dieses zu überbrücken, doch mit ihr war es anders, es war einfach schön bei ihr zu sein, in ihrer Nähe, und Worte waren nicht wichtig.
    Nach kurzer Zeit erreichten sie den Gasthof, Seneca war schon einmal hier gewesen, mit den Prätorianern, was natürlich kein vergleichbares vergnügen war, auch wenn es mit ähnlicher Diskretion gehandhabt werden musste. Er blickte kurz zu Seiana, welche sich so unerkennbar wie möglich gab, bevor er eintrat und direkt den Weg zum Tresen suchte.
    Der alte Wirt war mal wieder schwer damit beschäftigt die zahlreichen Reisenden zu bewirten, welche es nicht vor Einbruch der Dunkelheit in die Stadt geschafft hatten, und war dementsprechend sowieso beschäftigt und abgelenkt..


    "Salve, hast du ein Zimmer frei?", fragte Seneca ernst und legte schon einmal ein paar Münzen auf das Holz, "Die Treppe hoch, rechts.", grummelte der Wirt und nahm das Geld an sich, Seneca nickte zufrieden, legte aber nochmal ein paar Münzen auf den Tisch, "Ich nehme noch ein wenig Wein mit.", der Wirt wandte sich um knallte eine Karaffe mit zwei Bechern auf den Tisch, "Zum Wohl.", ohne den Iunius auch nur einmal eines Blickes zu würdigen füllte der Mann weiter fleißig Becher und stellte sie auf die Tabletts der jungen Bedienungen.


    Seneca war zufrieden, nicht nur dass der Wirt sowieso recht desinteressiert war, er schaute ihn nicht einmal an, er wandte sich um, und holte Seiana, "Es ist alles geklärt.", meinte Seneca mit einem leichten Lächeln und reichte ihr nun die Hand, zum einen weil er es wollte, zum anderen weil er Seiana schnell durch die Taverne schleusen wollte.


    Es ging vorbei an den gut gefüllten Tischen, man hörte allerlei Sprachen, Lachen, klopfen auf den Tisch, das klirren von Bechern, und am Ende war die Treppe, Seneca folgte ihr nach oben und rechts war eine Tür. Er öffnete sie, und betrat das Zimmer, es war einfach, recht schmucklos, aber äußerst sauber, alles in allem recht annehmbar, da hatte er im Dienst schon schlimmeres erlebt.

    Seneca hörte zu und nickte gelegentlich lächelnd. Endlich schien es Axilla auch mal gut zu gehen, nach all dem was sie durchmachen musste in der letzten Zeit, hatte sie es endlich mal auf einen grünen Zweig geschafft, und Seneca freute es.
    "Ach Titus, ich muss den Kleinen mal wieder sehen, sicherlich erkenne ich ihn nicht wieder.", entgegnete Seneca und versuchte weiter sich vor dem unangenehmen Teil des Gespräches zu drücken. "Es freut mich dass es dir und deinem Mann gut geht Axilla, vielleicht ist mir ja irgendwann auch mal so ein Glück gegönnt.", kommentierte Seneca das gesagte, und bemerkte gar nicht was für eine Andeutung er da wieder vom Stapel gelassen hatte. Aber er überspielte seinen Faux-Pas recht schnell, auch weil Axilla ihm eine weitere gute Nachricht mitteilte..
    "Du bist schwanger? Großartig! Ich freue mich ja so für dich.", sagte Seneca freudig und sprang auf um seine Cousine erneut zu umarmen, kurz stutze Seneca, schließlich hatte sie ihm ja schon eins geschenkt, und weil er heute sowieso in Besserwisser-Laune war, korrigierte er sie noch kurz, aber auf eine nett, und scherzhaft gemeinte Art, "Vergiss den kleinen Titus nicht, sonst muss ich mich noch um den prächtigen Jungen kümmern.", flachste Seneca und knuffte seine Cousine kurz, "Glücklich verheiratet, zwei gemeinsame Kinder, klingt ja fast wie bei Serrana.", er wusste dass Axilla und Serrana sich nicht unbedingt grün waren, aber diese kleine Stichelei musste sein, auch weil Seneca im Hinterkopf immer noch dieses pochende Gefühl hatte die vermeintliche Idylle zu zerstören, aber vielleicht würde er ja auch auf subtilere Art und Weise erfahren was er wissen wollte, immerhin war er Prätorianer, aber seine Cousine kannte ihn, eine große Herausforderung welcher er sich gerne annahm.

    Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Iuniers, sie würden die ganze Nacht zusammen verbringen, eine schöne Vorstellung mal wieder ungestört mit ihr zu sein. "Keine Sorge, es ist völlig sicher.", sagte Seneca und versuchte sie ein wenig zu beruhigen. Er warf einen letzten Blick auf das Grabmal seiner Ahnen und blickte dann wieder zurück zu Seiana..
    "Sollen wir dann los?", fragte er in einem leichten Anflug von Aufbruchsstimmung, denn es wurde dunkler, die Luft wurde kühl und es war ein wenig bewölkt, und Regen würde diese ganze Situation nicht sonderlich bereichern.
    Eigentlich wollte er ihre Hand nehmen und mit ihr die paar Minuten bis zum Gasthof laufen, aber noch immer traute Seneca dem Leibwächter Seianas nicht über den Weg, und auch wenn sie sich schon eng aneinander geschmiegt haben, hatte er kurz Hemmungen sie bei der Hand zu nehmen, und beließ es bei einem leichten Streifen über den Handrücken, während er langsam begann in Richtung des Gasthauses loszuschlendern.

    Vor den Toren Roms, malerisch in die Landschaft eingebettet findet sich ein kleines Gasthaus. Die Taverne ist äußerst urig, die Gasträume bescheiden aber gepflegt, und der Wirt, nun ja, der Wirt war eine Person für sich.
    So bezaubernd diese Unterkunft auch war, so diente sie auch den Prätorianern schon als Treffpunkt und Ausgangspunkt für Missionen im Umland der ewigen Stadt, und den Wirt kümmerte es wenig. Solange er die Sesterzen klimpern hörte, kümmerte ihn nicht wer seine Gäste waren oder warum sie herkamen, ein idealer Ort für allerlei Arten von eher ungewöhnlichen Gästen also...

    Seneca musste unweigerlich grinsen als sein Präfekt seine Verwandte auf die Bühne bat. Er kannte sie ja nicht wirklich gut, und wusste nicht wie bühnentauglich sie wohl war, aber er blickte sie breit grinsend an, etwas schadenfroh, "Dein großer Auftritt.", sagte Seneca scherzend, und blickte noch einmal herauf zum Präfekten, mal sehen was das wohl geben würde..

    Seneca verzichtete heute auf seinen üblichen großen Auftritt. Er ging erfreut auf seine Cousine zu, und schloss sie in seine Arme. "Axilla!", sagte er erfreut und lachte ein wenig in Anbetracht ihres Scherzes, "Für dich immer noch Aulus, in der Castra weht da jetzt ein anderer Wind.", erwiderte er seiner Cousine, und ja, er war mit seinen paar Tagen als Centurio schon strenger und souveräner geworden, als er es noch als Unteroffizier war.
    "Wie geht es dir?", fragte er dann einfach mal in den Raum hinein, während er sich setzte, was ihr natürlich auch suggerieren sollte dass sie sich setzen solle, der unangenehme Teil des Gespräches würde schon früh genug kommen, und dass es dann ausarten würde, war relativ sicher, sodass Seneca die Ruhe vor dem Sturm noch mit etwas Wein und einem angenehmen Familienplausch genießen wollte. Denn wer wusste schon was in ein paar Tagen, Wochen oder Monaten war? Die Truppen Palmas rückten näher, die Legion in der Priscus diente hatte sich der Rebellion angeschlossen, und die Chancen standen, zumindest nach der momentanen Informationslage nicht sonderlich gut. Axilla musste raus aus Rom, Seiana musste raus aus Rom, und Seneca musste irgendwie dafür sorgen dass Axilla sie nicht verraten würde, und es so aussehen lassen als ginge es ihm nur um sie, und nicht um sie und um ihre Beziehung, welche entgegen dem Wissen Axillas immer noch bestand hatte.
    So viel zutun, und so wenig Zeit, und wer wusste schon was der Krieg brachte, vielleicht würde es doch alles vergebens sein...

    "Danke.", sagte Seneca mit einem Lächeln, und versuchte auch nicht weiter hinter ihre Gedanken zu gelangen. Natürlich, sollten die Legionen des Imperators geschlagen werden, wären die Prätorianer trotz ihrer kämpferischen Überlegenheit wohl kaum in der Lage gegen die Masse an Legionen anzukämpfen, und müssten Rom entweder kampflos übergeben, oder bei dem Versuch es zu verteidigen sterben. Beide Optionen waren nicht unbedingt reizvoll, und so beschloss Seneca diese Sorgen erst einmal wieder weit weit zurückzustellen.
    Als sie ihn dann fragte ob es denn einen Ort gäbe an den sie sich zurückziehen könnten, dachte Seneca den Bruchteil einer Sekunde nach. So direkt hatte er nichts geplant, er wollte sie einfach sehen, aber als sie so fragte fiel im ein kleines Gasthaus vor den Toren der Stadt ein, Kameraden hatten es schon das ein oder andere Mal als Treffpunkt benutzt, und der Wirt galt als sehr diskret, oder besser gesagt, er scherte sich nicht sonderlich um den Hintergrund seiner Gäste..
    "Nicht direkt geplant, aber die Männer sind beschäftigt, die Wachen eingeteilt, in der Nähe ist ein kleines Gasthaus, nichts besonderes, aber auch nicht heruntergekommen. Ich habe bis morgen Zeit, aber du musst sicher früher zurück sein oder? Wir können dort trotzdem für eine Weile einkehren.", Seneca wartete kurz ab wie sein Vorschlag ankommen würde. Sicherlich hatte es was anrüchiges, aber es war nicht weniger anrüchig als sich im Schutz der Dunkelheit an der Gräberstraße zu treffen, und sicherlich war es auch bequemer.

    "Das Grab meiner Ahnen, meiner Familie, ein heiliger Ort für mich.", antwortete Seneca ihr leise und rang sich ein Lächeln ab, immerhin wurden weder seine Mutter, sein Vater noch seine Schwester sehr alt, sodass ihm das Lächeln in diesem Moment doch schwer fiel. Er genoss kurz ihren Kopf an seiner Brust, die Luft wurde kühler, doch sie versprühte eine wohlige Wärme. Er freute sich, er freute sich darüber dass sie sich für ihn freute, zumindest wirkte es so, und selbst wenn er sich das nur einbilden würde, es genügte ihm.
    "Erst vor einigen Tagen.", sagte er knapp und schloss sie noch einen Hauch fester in seine Arme. "Es ist vielleicht nicht die beste Zeit befördert zu werden, aber ich freue mich trotzdem.", scherzte er, eigentlich war es etwas makaber, immerhin waren die Offiziere in den Schlachten üblicherweise beliebte Ziele, aber da musste er sich wohl auf seine Fähigkeiten verlassen, und den erbärmlichen kleinen Schild für welchen er sein geliebtes Scutum eintauschen musste. "Ich wäre gerne in den Albaner Bergen mit dir. Nur wir zwei, keine provisorischen Treffen in entlegenen Gegenden, keine Versteckspiele.", Seneca seufzte leise, lächelte aber kurz darauf wieder ein wenig und schaute 'seiner' Seiana tief in die Augen, "Aber es ist besser als nichts.", er wusste dass es wohl nie so sein würde, dass sie wohl nie einfach nur unter sich sein würden, irgendwo, und es niemanden stören würde. Es gab zu viele Hindernisse, und irgendwann würde auch auf ihn der Druck lasten zu heiraten, und auch wenn er viel zu weit dachte, und er versuchte die Gedanken beiseite zu schieben, konnte er sich einer gewisse Melancholie nicht entziehen, die Kulisse tat natürlich ihr übriges, schließlich saß der Verlust seiner Familie und das verfrühte Ende seiner Kindheit immer noch tief, und dennoch hoffte er irgendwie dass Seiana es nicht allzu sehr merken würde..

    Wie üblich öffnete der Ianitor recht zügig die Tür und sobald er die Hausherrin sah, öffnete er sie gänzlich.
    Sei gegrüßt Herrin, du wirst bereits im Atrium erwartet., die Begrüßung war knapp, aber der Mann wusste auch dass Axilla und Seneca in letzter Zeit nicht unbedingt zum Plaudern zusammen kamen.

    Seneca nahm ihre Berührungen nur allzu gerne entgegen, und strich auch über ihre Wange, mit einem Lächeln sagte er leise, "Meine Helena.", eine kleine Anspielung, die der genervte Leibwächter zu seinen Gunsten nicht zu hören bekam. Ein sanfter Kuss auf Seianas Lippen sollte das vermeintliche Eis endgültig brechen, als Seneca sich wieder von ihrem Mund löste, konnte er sein glückliches Lächeln nicht verbergen..
    "Ich bin so froh dass du hier bist.", sagte der Iunier, und schaute hinüber zum Grab seiner Ahnen, "Ich hatte schon Angst dass ich doch zu viel Fantasie in meine Zeilen gelegt hatte.", scherzte er, immerhin hätte wohl nicht jeder die Verbindung zum Wappen der Iunier herstellen können, aber Seiana war ja nicht jeder, und Seneca wusste auch diese Seite an ihr sehr zu schätzen, sowie alles war er bisher von ihr kannte.
    "Es gibt gute Neuigkeiten, ich bin Centurio!", flüsterte Seneca, etwas peinlich berührt, war es doch vornehmlich ihrem Bruder zu verdanken dass er nun befördert wurde, und eventuell noch der Mission nach Sardinia. Und auch wäre es für sie wohl nicht so beeindruckend wie für einen einfachen Soldaten, denn schließlich war sie andere Kreise und andere Ämter in ihrem Umgang gewohnt, aber Seneca wollte er es ihr einfach sagen, und hoffte dass sie sich für ihn freute, auch wenn sie zwischen Senatoren, und Präfekten zuhause war, und der Iunier nur ein Offizier von vielen wurde.

    Seneca war sich noch immer nicht sicher ob dies nun eine Falle war oder nicht, denn ein wenig Misstrauen war in diesen Tagen wohl angebracht, "Wie wäre es wenn du mir keine Vorschläge mehr machst.", sagte der Prätorianer ernst und ging ein paar Schritte als Zeichen dafür dass er dennoch nach draußen gehen würde.
    Vor dem Grab, sah er sie. Nun war das Misstrauen verpufft und ein Lächeln legte sich über sein immer noch verdecktes Gesicht. Langsam lüftete er die Kapuze und ging dabei ein paar Schritte auf Seiana zu, hier, an diesem für ihn heiligen Ort war sie nun, sie hatte es tatsächlich geschafft..


    "Seiana. Du bist da.", sagte er leise aber glücklich, und wusste nicht wie er reagieren sollte, weil er keine Ahnung hatte wie viel der Kerl der gerade einfach mal so ins iunische Grab marschiert ist wusste, aber so wie er Seiana kannte würde sie das schon regeln..

    Ein bisschen unangenehm war es ihm schon mit 'Paris' angesprochen zu werden, aber immerhin konnte er so dürftig seine Identität verbergen, wobei, so viele Iunier gab es nun mal nicht in Rom, also lag das eigentlich auf der Hand.
    "Du hast ihn gefunden, ist..", sollte er das jetzt wirklich durchziehen? Ja, er würde es tun, "...Helena dort draußen?", fragte der Iunier, blieb jedoch weiterhin unter seiner Kapuze, vielleicht war es ja auch ein Mann des Terentiers? "Schicke sie hierher, du verstehst sicherlich dass dieser Ort etwas besonderes ist.", Seneca wandte sich ab und blickte weiter hinein zu dem Raum wo die Ahnentafeln eingebettet waren..

    Seneca kam früh am Tag, noch bevor die Sonne aufging und die Zellen zumindest mit einem Hauch von Licht füllen würde. Leise liefen er und seine Männer den Trakt hinab, in der Hand des einen Miles einen schönen Eimer Wasser, Venox musste ja wach werden, da durfte man nicht zimperlich sein.
    Seneca lief vorneweg, stoppte dann vor der Tür und ließ sie öffnen. Dann ging alles ganz schnell, zwei Männer packten sich Venox links und rechts und der Dritte verpasste ihm eine schöne Dusche, die abgesehen vom unangenehmen erwachen des Kaisermörders auch dringend nötig war, hygienisch gesehen waren die Zellen im Carcer nicht gerade auf dem Standard der Zeit.
    "Guten Morgen Sonnenschein!", sagte Seneca gespielt fröhlich während seine Männer den Mann schon zum Verhörraum zerrten und den immer noch im Halbschlaf befindlichen Venox auf den Stuhl setzten.
    "Wach auf müder Krieger, wir haben einiges vor heute, das wird unser Tag.", Seneca würde seine Verhörtaktiken noch justieren müssen, aber ein wenig Provokation schadete nie.
    Langsam öffneten sich Venox Augen und ein leerer, müder Blick suchte seinen Weg in die Augen des Iuniers.
    "Wie ich sehe bist du wach, dann kanns ja losgehen!", Seneca setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl, und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, "Ach übrigens, ich bin jetzt Centurio, gewissermaßen dank dir. Das gibt mir Möglichkeiten dich zum sprechen zu bringen die ich mir als Optio nicht hätte erträumen können.", Seneca schaute kurz zur Tür, hinter der das Gesicht eines jungen Soldaten hervorblickte, "Aber jetzt mal zu dir, hast du dich gut eingelebt? Hast du mir vielleicht was mitzuteilen?", doch noch war Venox nicht gebrochen..

    Seneca war schon eine Weile im Grabmal gewesen, seine Augen hatten sich bereits an das schwummrige Licht gewöhnen können, und er hatte hier und da noch ein wenig Staub entfernt, vor allem auf den Grabplatten seiner engsten Angehörigen. Er hätte ihnen einiges erzählen können, es gab viel zu berichten, aber die Geister der Ahnen würden sich noch ein wenig beruhigen müssen, denn er erwartete heimlichen Besuch. Kurz schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass Axilla nicht so erfreut sein würde, wenn Seiana auch nur einen Fuß in das Grab setzen würde, aber sie wusste es ja nicht, und er würde es ihr auch nicht sagen.
    Also stand er da, mit seiner schwarzen Kapuze tief ins Gesicht gezogen und hörte hallende Schritte welche lauter wurden.
    Wie ein Geist trat der Iunier hinter einer Einbuchtung hervor, und schaute den Mann an. Er kannte ihn nicht, er hatte ihn noch nie gesehen, oder eventuell einfach nur nie wahrgenommen, und brachte ihn deswegen nicht mit Seiana in Verbindung.
    Er hatte einen Pugio unter seinen Umhang, welchen er stets griffbereit hatte, doch beschloss er zunächst die Situation zu erfassen, und dem Kerl nicht direkt das Messer an den Hals zu halten..
    "Wer bist du? Und warum wagst du es meine Ahnen zu stören?", fragte Seneca ernst, und dass sein Gesicht von einem langen Schatten der Kapuze verdeckt wurde, machte es wohl nicht besser..

    Ein junger Bote warf ein paar Briefe bei der Acta ein, zwischen allerlei Leserbriefen, kaum als etwas besonderes zu erkennen, fand sich auch ein Gedicht, welches weniger in der Absicht geschrieben wurde um den Weg in eine Ausgabe der Acta zu finden.


    Ad Auctrix
    Acta Diurna
    Roma


    Gedicht an die schöne Helena


    Sieh zu schöne Helena,
    denn Paris sehnt sich nach deiner Anmut.
    Entflieh den Fängen des Menelaos,
    und mache dich auf die Reise während Helios bereits Selene in seinem Rücken wähnt.
    Dort sollst du ihn treffen, deinen Geliebten,
    wo auf Lorbeerkränzen gebettet, Iuno mit der Macht des Iuppiter über ihre Nachfahren wacht.


    Ampius I turius Senecio

    Es wäre müßig gewesen weiter darüber zu reden. Er selbst würde die Sache noch einmal in die Hand nehmen müssen, und zuhause ein Machtwort sprechen, so einfach war die Sache.
    Froh war er dann, als Seiana auch nicht mehr weiter davon sprach, sondern sich gänzlich auf die dunklen Wolken konzentrierte, welche am Horizont aufzogen, den Bürgerkrieg.
    Es war nicht ganz was er hören wollte, aber im Kern hatte sie ja recht, ihr Bruder kannte so ziemlich alle wichtigen Informationen und würde sie wohl früh genug aus Rom schaffen, auch wenn Seneca solche Dinge immer lieber selbst in der Hand hatte, ähnlich wie bei Axilla.
    "Ich mache mir Sorgen Seiana. Aber ich hoffe dass du dann auch gehst.", sagte Seneca leise, und atmete tief ein als sie sich an ihn schmiegte. Er blickte sie an, und küsste sie, da auch sie scheinbar ihre Furcht verloren hatte. Dann dachte er kurz nach, schob ihre Haare ein wenig zur Seite und flüsterte ihr sanft ins Ohr..
    "Ich will dich bald wiedersehen Geliebte.", hauchte er, während seine Hand hinter ihrem Ohr zum stehen kam, "Lies dir die Post der Acta in nächster Zeit genauer durch.", er lächelte, er konnte ihr jetzt noch nicht sagen wann und wo sie sich treffen würden, aber er würde sich was einfallen lassen. Die Möglichkeit dass er nicht mehr aus dem Feld zurückfinden würde war gegeben, und er wollte sie noch einmal spüren, wenn er gekonnt hätte, hätte er sie nie mehr losgelassen, aber er musste sich an jeden Augenblick mit ihr klammern. Er küsste sie erneut, fuhr mit seiner Hand über ihren Rücken, und begann wieder leise zu sprechen.
    "Ich glaube es ist Zeit. Vergiss nicht, achte auf die Botschaft. Ich denke an dich.", er lächelte leicht, während er seine Stirn an ihre hielt. Nur langsam konnte er sich lösen, und dennoch musste es sein, es war zu gefährlich und er hatte schon einen Fehler begannen..

    Seneca sehnte sich so sehr danach mit ihr ungestört zu sein, technisch gesehen waren sie das ja auch, aber die Gefahr das einer der vielen Decimer durch den Garten gestrolcht käme, wäre zu hoch gewesen um sie jetzt zu küssen.
    "Sehr gut.", sagte Seneca als sie ihm erzählte dass niemand verdacht schöpfte. Dass er den Terentier schon erfolgreich abgewimmelt hatte, verschwieg Seneca seiner Geliebten, es war eventuell besser wenn sie es nicht wusste. Dann versuchte er sie doch noch zu beschwichtigen, "Sie wird nichts sagen, ich rede noch einmal mit ihr. Ich wollte sie sowieso aus der Stadt schaffen, dann kann sowieso nichts mehr passieren.", entgegnete Seneca und genoss das Gefühl ihrer Hand auf seiner Wange. Dann schaute er sich kurz um, und sprach dann leise weiter, "Du solltest auch nicht hier bleiben, die Lage ist ernst.", fuhr er fort, auch wenn er ihr die Details nicht erläuterte. Aber wenn die Legionen aus dem Osten nicht schnell genug wären, und die erste ebenfalls zur Verschwörung gehören würde, denn immerhin hatte man nichts aus Mantua gehört, so würde Rom wohl fallen, oder aber der Blutzoll würde sehr hoch sein.
    "Wenn sich die Truppen nähern, solltest du auf dein Landgut ausweichen.", empfahl Seneca noch einmal eindringlich, denn er würde nicht wissen wollen, was die Verräter mit der Frau des ehemaligen Präfekten und der Schwester des aktuellen Präfekten anstellen würden, wenn die Prätorianer Rom nicht halten würden.

    Seneca ließ seine Cousine und den Iulius reden und verfolgte Scintilla. Letztendlich hatte er nicht allzu viel zu erzählen und seine Verwandte war ja nach der Suche nach einem Mann, und auch wenn es nicht unbedingt ein Iulier sein musste, so war das in jedem Fall schon einmal ein Anfang.
    Gelegentlich lächelte er kurz, aber hielt sich ansonsten erst einmal dezent im Hintergrund.

    Ein Mann, mehr Tagelöhner als Bote, gab eine Botschaft ab..


    Ad Iunia Axilla
    Casa Pompeia
    Roma


    Salve geliebte Cousine,
    ich würde mich freuen dich mal wieder in der Casa Iunia anzutreffen, es gibt einiges zu besprechen, sowohl positives, einen Hinweis kannst du eventuell in dieser Nachricht entdecken, als auch negatives, ich erwarte dein kommen also sobald wie möglich.


    In freudiger vorraussicht,


    Aulus Iunius Seneca, Centurio Cohortes Praetoriae