Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    Seneca schüttelte den Kopf, er schwankte zwischen erzählen wollen und Axilla vor der Wahrheit beschützen, und damit auch indirekt ihn, schließlich würde sie wohl zur Furie werden und ihm die Augen auskratzen, wenn sie diesen Namen hörte. Vielleicht ja auch nicht, aber die Quote darauf stand in seinem Kopf nicht sonderlich gut..
    "Es ist keine Sklavin eher im Gegenteil..", sagte er, und tatsächlich, nach dem Tod der Kaiserin war sie wohl die mächtigste Frau in Rom, "Versprich mir dass dies nie den Raum verlässt.", forderte Seneca nun ernst, unfähig Axilla anzusehen..

    Er schaute sie wieder an nachdem sie es mit leichtem Nachdruck gefordert hatte. Noch immer war sie dicht bei ihm, jede Minute könnte das Treiben in der Villa wieder losgehen, die Sklaven die ihrer Arbeit nachgingen, sich fragten wo ihre Herrin sei, weswegen er versuchte jede Sekunde der Zeit zu stehlen, die Zeit zu verlangsamen, aber er war nur ein Sterblicher, und hatte nur in seinen Gedanken die Macht solche Dinge zu verbringen. Ihre Worte, sie klangen aufrichtig, von Herzen, und doch schmerzten sie irgendwie, weil sie eine bittere Wahrheit ansprach, eine Wahrheit die ihm ebenso bewusst war, die wie in Stein gemeißelt im Raum stand, und deren Gewicht auf seinen Brustkorb zu presste.
    Ihr Kuss erlöste ihn, wie so oft schon in dieser Nacht war es ihre Zuneigung welche ihn von seinen Gedanken ablenkte, auch wenn es wohl bald nicht mehr ginge, wenn sie bald nicht mehr da wäre um ihn abzulenken.
    Er gab die Hoffnung nicht auf, eine heimliche Liebe, eine Entscheidung ohne Verstand und Logik, aber eine Entscheidung des Herzens, vielleicht war Platz für sie, ein kleiner Platz, hier und dort, Rom war groß, und wenn sie Zeit finden würden, so könnten sie ab und zu in ihre eigene Welt fliehen. Aber er vermochte es nicht seinen Gedankengang anzusprechen, "Das wünschte ich auch, du glaubst nicht wie sehr.", sagte er stattdessen und erwiderte ihre Küsse, bevor sich seine Lippen mit einem Lächeln von ihren trennten. "Ich bin nicht gut in sowas.", flüsterte Seneca kleinlaut. Ihm lag es nicht wirklich seine Gefühle in Worte zu fassen, "Ich werde an dich denken, ob zuhause, oder im drohenden Krieg, ich werde an dich denken. Und wir werden uns wiedersehen, vielleicht nicht heute, oder morgen, aber ich werde dich wiedersehen, ich muss dich wiedersehen.", er hoffte seine Worte hatten sie nicht verschreckt, aber bevor er die Gelegenheit verpassen würde, und sie alle Hoffnungen begruben, sprach er es lieber frei heraus.

    Es fiel Seneca schwer sie nicht anzusehen, seine Augen konnten seine Gefühle wohl schwerlich verstecken, alles an ihr schien ihm so, als gäbe es keine Zweite die ihr nahe kommen könnte, Niemanden der sie ersetzen könnte. Was würde er nicht alles dafür geben um es nicht enden zu lassen, in dem Bewusstsein dass jede Minute mit ihr zusammen wohl die Zeiten des Leides aufwiegen würden.
    "Guten Morgen.", erwiderte er ihr leise, und ließ sich nur allzu gern von ihren Händen berühren. Jede Berührung versuchte er in all ihren Facetten zu speichern, zu bewahren, denn schließlich wusste er ja nicht wann oder ob sie ihn jemals nochmal so nahe sein würde.
    Er fuhr mit seiner Hand ebenfalls ihre Wange herunter, so, als ob sie sich gleich wieder Küssen würden, wieder das Tor zur wirklichen Welt schließen würden und einfach nur sich selbst genügen. Aber er wusste dass der Zeitpunkt bald kommen würde wo sie sich trennen müssten, auf unbestimmte Zeit, und so spürte er auch wie die Melancholie in ihm mehr und mehr schwoll, auch wenn er es verbergen wollte.
    "Seiana ich...", er stockte, was würde er ihr sagen? Letztlich gab es wohl keine richtige Antwort, und doch musste er mit ihr sprechen, er musste sie wissen lassen was sie für ihn bedeutete, auch wenn es das für beide wohl nur noch viel schwerer machen würde.. Sein Daumen fuhr über ihre Lippen, wenn er nur könnte, er würde sie noch unzählbare Male küssen, stattdessen blickte er nach draußen, und sprach leise weiter, "Ich weiß dass es für uns keinen Platz gibt auf dieser Welt, und doch sollst du wissen was du mir bedeutest.", sagte er und blickte weiterhin nach draußen, so als erwarte er gar keine Antwort von ihr, so als spräche er mit seiner inneren Stimme, aber er sie musste es wissen, und nur die Götter wussten wie es weiter gehen würde, denn die Hoffnung starb bisher noch immer zuletzt.

    Die Nacht umhüllte Seneca und bettete ihn in einen tiefen Schlaf. Einen Schlaf welchen er als Prätorianer nicht gewohnt war, er war immer aufmerksam, immer bereit beim kleinsten Geräusch direkt wach zu sein, direkt seine Sinne zu schärfen, doch in dieser Nacht nicht. Sie war da, sie lag dort neben ihm, an ihm, der große Soldat fühlte sich so als ob es nichts geben könnte was bedrohlich sei, nicht so lange sie nur zusammen waren.


    Der Morgen kam, und die ersten zaghaften Sonnenstrahlen schmiegten sich idyllisch an die weiten Ebenen und die Hügel vor Rom. Er erwachte, seine öffneten sich, und nach und nach schien auch der Rest seines Körpers wieder bei klarem Verstand zu sein. Sie war immer noch da, immer noch nah bei ihm obwohl sie schon wach war, ihre Hand in seiner, ein wunderschönes Gefühl, und doch muss wohl beiden klar gewesen sein dass die letzten Körner Sand in der Uhr gerade zu Boden sanken. Er blickte sie an, blickte dann auf seine Hand, welche ihre sanft umschloss, wie es wohl wäre wenn sie nun in der Casa Iunia wären? Wenn er gleich einfach zur Castra Praetoria aufbrechen würde, sie zur Acta, und am Abend nach dem Tagewerk würden sie sich einfach wiedersehen, Zeit verbringen, aber so war es nicht..
    Er rang um Worte, schwankte zwischen Witzeleien und der Offenlegung von allem was er fühlte, beide Extreme wären falsch gewesen, alles wäre falsch gewesen.
    "Seiana.", sagte er deshalb schläfrig, und lächelte, das erste Lächeln des jungen Tages, auch wenn er wusste dass ihm wohl in einiger Zeit nicht mehr zum Lächeln zumute war..

    Er lächelte sie an als sie ihm nicht mehr bei seinem Familiennamen ansprach. Seneca, er hatte seinen Namen schon hunderte, tausende Male gehört, und doch schien er nie schöner geklungen zu haben als wenn sie ihn aussprach. Sie lehnte ihn nicht, lockerte nicht die Nähe zwischen ihnen, es schien als sei es von Bestand, als sei der kritische Punkt überwunden, einer, von den unzähligen welche ihnen wohl noch bevorstanden.
    Wie würde es wohl sein wenn sie sich wiedersehen? Unter Leuten, wenn sie so tun müssten als ob sie sich nicht kennen, nie etwas geteilt hatten was so perfekt erschien, er wollte es sich gar nicht vorstellen. Fast schon dankend um die Ablenkung schloss er seine Augen als ihr Daumen seine Lippen berührten, sie ihn ebenfalls küsste, die Gedanken waren weg, sie war hier, er war hier, er würde sie sehen wenn er einschlief, wenn er aufwachte, und wohl auch dazwischen.
    Nachdem sich ihre Lippen wieder getrennt hatten, seine Lippen ihr sogar noch etwas folgten, als ob nicht mal das Atmen wichtiger wäre als die Verbindung aufrecht zu erhalten, griff Seneca nach ihrer Hand, seine Augen wurden schwerer, seine Atmung wurde schwerer, langsamer, ihr Kopf auf seiner Brust, ihre Hand in seiner, das Schweigen welches mehr sagte als Worte es hätten tun können, Seneca wollte nicht dass die Nacht endet, aber das Gefühl der Nähe, ihre Wärme, ihr Geruch, ein letzter kurzer Blick auf seine Geliebte, bevor der Schlaf seinen Tribut forderte, er in die Traumwelt abdriftete, obwohl er sich schon wie in einem Traum gefühlt hatte, seine Bewegungen durch ihr Haar wurden langsamer, stoppten, er schlief, aber dennoch würde er sie heute Nacht nicht mehr loslassen.

    Schweigend lagen sie da, schweigend, verschwitzt, aber glücklich. Er war unfähig sich von ihr zu trennen, unfähig zu sprechen, noch immer angezogen von ihr und allem was sie umgab. Und so blieb er neben ihr liegen, legte seinen Arm um sie, fuhr ihr sanft durchs Haar und blickte durch das schwummrig beleuchtete Zimmer auf den Sternenhimmel. Er hatte gehofft dass diese Nacht nicht zu Ende gehen würde, dass sie sich weiterhin gegenseitig genügten und keine gesellschaftlichen Konventionen, keine politischen Ehen, kein Stand und kein Dienst sie trennen würde, Wunschdenken, aber was bliebe ihm wohl anderes übrig?
    Noch einmal sah er ihr in die Augen, er wusste ja nicht was sie fühlte, und dennoch küsste er sie erneut, einfach nur um ihr zu zeigen dass er auch jetzt noch von ihr angezogen war, und es eben nicht nur eine spontane Reaktion war, ein Werk von Einsamkeit, Langeweile und dem ein oder anderen Getränk. Auch nach Momenten der Stille, immer noch eng einander traute er sich nicht das Wort zu ergreifen, aus Angst sie könnte seine Illusion zerstören, könnte ihn bitten zu gehen, und sobald die Sonne aufgehen würde, würde sie ihn meiden, und er würde wortlos davonreiten.


    Es war wohl schon spät, ein wohliges Gefühl der Erschöpfung erfüllte Seneca, das Kribbeln war noch, es wärmte, irgendwie. Sein Blick wanderte immer wieder von ihren Augen in den Nachthimmel, er war glücklich...

    Seneca grinste, und ließ sich von Quintus mitziehen, "Holztiere? Was hast du denn für Tiere?", fragte Seneca neugierig, er selbst hatte schon so einiges Getier gesehen, riesige Fische, Löwen, Bären, und vieles mehr, sicherlich hatte der Junge einige davon auch in Holzgestalt. Zeit mit seinem kleinen Verwandten zu verbringen war eine willkommene Ablenkung von den dunklen Wolken am Horizont.

    Er erwiderte ihre Umarmung, schwankte zwischen seinem Drang seine Probleme mit Axilla zu teilen, und der Verschwiegenheit die ein Prätorianer haben musste, die er gerade in dieser Sache haben musste. Mit einem gequälten Lächeln blickte er sie an und stärkte dieses Lächeln noch einmal als sie ihn auf die Wange küsste.
    Er hörte ihre Worte, sie waren schön, und er freute sich auch dass sie sich für ihn freute, aber so schön ihre Worte auch waren sie schmerzten in Betrachtung der Situation. Dann kam sie zum Thema Beförderungen, und auch dort legte sie ihren Finger unbewusst in eine Wunde, letztlich würde es wohl Beförderungen geben müssen, so morbide es war, so morbide drückte Seneca es auch aus, "So wie die Lage im Moment ist, werden wohl bald einige Lücken in den Reihen zu füllen sein...". sagte Seneca ernst, bevor er merkte dass dies nun doch zu grausam klang, dass er seine Gefühle so sehr zu verbergen suchte, dass er auch für alles andere keine Regung aufbringen konnte. Kleinlaut, mit dem Blick auf den Boden kam er nochmal zu seinen Gefühlen zurück, damit er seine nicht Cousine gänzlich verstört zurücklassen würde..
    "Sie hat mein Herz, und vielleicht habe ich auch das ihre, aber das wird uns nicht helfen Axilla.", Seneca blickte kurz auf, blickte sie an, bevor seine Augen wieder eine andere zufällige Stelle suchten um weiterzusprechen, "Du kennst sie, aber würde ich es dir erzählen, du würdest mir nicht glauben, und wenn doch, würdest du mich verfluchen. Es ist gefährlich, und töricht, weshalb es besser ist dass du nicht eingeweiht bist, ich will nicht dass du in Gefahr bist, nicht mehr als du durch den bevorstehende Krieg sowieso schon sein wirst."

    Seneca rannte dem Hünen nach, sowie es auch seine Männer taten. Als sie ihn dann letztlich stellten, musste der Iunier ordentlich einstecken, er war zwar groß gewachsen, aber auch nur nach römischen Maßstäben. Nachdem er den ein oder anderen Faustschlag kassiert hatte, und damit in er Gruppe der Gardisten nicht alleine war, hatten sie den Kerl überwältigt. Wütend zog Seneca sein Gladius, zeigte mit vor Wut zitterndem Arm auf den Kerl, bevor er sich wieder fasste und das Schwert wegsteckte.
    Mit einer Hand fuhr er sich zur Nase, warmes Blut tropfte auf seine Füße, es war echtes Blut, keine rote Farbe, aber es war wohl nichts gebrochen, das kaum zu überhörende Knacken kam wohl von einem Kameraden.
    Seneca zog sich die Kapuze vom Kopf, grinste kurz, auch um dem Kerl ein wenig Respekt für seine Wehrhaftigkeit zu zollen, er war ja nur ein kleiner Fisch, und das war das mindeste was man ihm zugestehen konnte, im Angesicht dessen was ihm wohl bevorstand.


    "Ich hatte mehr Leute erwartet, wie ist dein Name?", fragte Seneca mit einem überraschten Unterton, dass der Kerl seine Botschaften so schnell an die Wände brachte erforderte wohl schon einiges Können. Auch wenn ein paar Miles die Schmierereien gleich wieder übermalen würden.

    Jeder ihrer Finger hatte die Macht ihn verrückt zu machen, wie ein Schwamm saugte er mit einem wohligen Zittern all ihre Berührungen auf, er verzehrte sich nach jedem bisschen dass er von ihr bekommen konnte, jeder Kuss, jedes Streicheln, es fühlte sich immer wieder neu an. Sie waren vereint, in einer Ekstase, nur sie, als wären sie die Einzigen welche jemals so vereint waren, welche jemals so gefühlt haben.
    Sie umklammerte ihn, und es ließ ihn nur noch intensiver spüren, jede Bewegung schien wie gemalt, voller Leidenschaft, voller aufrichtiger Gefühle. Und je leidenschaftlicher es wurde, desto unvorstellbarer wurde es für ihn sich jemals wieder von ihr zu lösen. Seine Atmung wurde schneller, sein Herzschlag schien den Takt des ihren zu suchen, als ob es die Einheit perfekt machen wöllte, und seine Lippen wanderten über ihren Körper, so als würden sie sich nicht entscheiden können, welche Stelle ihres Körpers es mehr verdient hatte geküsst zu werden.
    Seine Worte waren verstummt, sie mussten weichen, denn in ihrer Welt war für Worte nun kein Platz mehr. Er wollte immer mehr von ihr, das Tempo steigerte sich, während Seneca versuchte auch die letzten Lücken welche ihren Körper von seinem trennte zu schließen.
    Eng verschlungen lagen sie da, einzelne Schweißperlen rannten seinen schaudernden Rücken herunter, er nahm ihren Atem auf, er nahm alles auf was sie ihm gab, und doch schien es immer noch nicht genug zu sein um sein Verlangen zu stillen. Hätte er in diesem Moment auch nur einen Gedanken an den Morgen vergeudet, er hätte gewusst was er sich da für eine Bürde auflud, diese Frau zu lieben, und nein, es waren sicherlich nicht nur die Umstände, sondern etwas viel tieferes, Liebe.
    Doch dafür war kein Platz.
    Sie kamen sich immer näher, es wurde intensiver und leidenschaftlicher, schneller, wärmer, gleichzeitig kälter, während alles um sie herum im dunkeln verschwand, auf dem Weg zum Höhepunkt...

    Seneca versuchte ihrem Blick auszuweichen, er hatte zu viel gesagt, es rutschte ihm heraus, gänzlich unabsichtlich, seine Gefühle hatten einen kurzen Moment die Oberhand ergriffen und schon war es passiert, kein sehr prätorianisches Verhalten, eher sehr profan, sehr menschlich, "Nein.. Nein es ist schon gut. Ich weiß auch nicht..", entgegnete Seneca, er wusste nicht wie Axilla reagieren würde, und jeder weitere Mitwisser bedeutete eine größere Gefahr, "Nein, nein, es gibt da niemanden.", versicherte er, auch wenn sein Blick etwas anderes preisgab, auch wenn er selbst etwas anderes fühlte, eine große Bürde, eine Last. Und doch, er wollte seine Gefühle und seine Erinnerungen nicht abschütteln...

    Seneca musste ebenfalls kurz Grinsen als Axilla von Atticus und der Casa Iunia sprach, obwohl er sich nicht ganz klar war warum er grinste, wegen dem Kleinen? Der Casa Iunia? Oder weil Axilla selber lächelte? Wahrscheinlich trugen alle Faktoren etwas dazu bei, "Ja, ja unsere Ahnen sollten ihn kennenlernen, sie sind sicher stolz auf dich.", sagte Seneca und kniff Axilla ganz weich in die Wange.
    Dann sprach Axilla über ihn und seine Zukunft, einen Sohn? Heiraten? Das schien gerade jetzt in weiter Ferne, etwas zaghaft suchte Seneca nach Worten...
    "Ich glaube nicht dass ich sie..", plapperte Seneca, bevor er merkte was er da gerade gesagt hatte. "Ich werde wohl noch warten müssen bis es soweit ist.", korrigierte er sich schnell und suchte einen Themenwechsel, "Vielleicht werde ich ja bald befördert, dann kann ich eventuell die Casa beziehen.", erklärte Seneca mit einem angedeuteten Lächeln..

    Und plötzlich lagen sie da. So, wie sie erschaffen wurden, so schmucklos, und natürlich, aber mehr bedurften sie auch nicht, mehr bedurfte sie nicht. Ob mit dem schönsten Schmuck der Welt, aus der Hand der besten Künstler, den feinsten Stoffen welche sich sanft an ihren Körper schmiegten, sie genügte ihm wie sie war, mehr noch, er fand sie noch viel schöner. Seine Hände berührten sie überall, ihr Bauch, ihr Rücken, und noch viel intimer.
    Wann hatte er das letzte Mal so empfunden? Wann hatte es eine Frau das letzte Mal geschafft ihn so einzunehmen? Er konnte sich nicht erinnern, es war wohl noch nie vorgekommen. Wäre er doch nur eines höheren Standes geboren, eines Standes der ihr würdig gewesen wäre, doch das alles führte zu weit. Sie waren im Hier und Jetzt. Er gehörte ihr, sie gehörte ihm, ihr Zimmer, das war ihre kleine Welt, außerhalb dieser Wände gab es nichts, außerhalb ihres Bettes nichts was es wert gewesen wäre ihr auch nur eine Sekunde die Aufmerksamkeit zu entziehen.
    Alles war wie im Rausch, er konnte gar nicht mehr sagen wie oft er sie geküsst hatte, wie oft er ihr sanft ins Ohr gehaucht hatte, aber er wusste dass es noch lange nicht reichte. In seinem Kopf rasten die Gedanken, und doch war er nicht in der Lage auch nur einen klar zu erfassen, er wusste lediglich dass sie sich alle um sie drehten.


    Als sie sich ihm schließlich gänzlich hingab, vereinte er sich sanft mit ihr, genau wie ihr erster Kuss, ihre ersten zaghaften Berührungen, wurde auch dieser Schritt vorsichtig angegangen, doch auch hier wurden sie sicherer. Er genoss alles an ihr, ließ sich fallen, war fest in ihrem Bann, er zuckte, er hauchte sanft all die süßen Wörter in ihr Ohr die alle nicht in der Lage schienen das zu beschreiben was sie für ihn darstellte. Alles kribbelte,seine Bewegungen wurden ein wenig schneller, kräftiger, er griff ihre Hände, küsste sie, und spürte wie sie gänzlich vereint waren...

    Dieses Kribbeln, dieses Kribbeln, eine verloren geglaubte Erinnerung, ein Schatten, erwähnt in all der Lyrik der großen Schreiber, er konnte es spüren, sie ließ es ihn spüren. Ihre Berührungen, so zaghaft und vorsichtig, und doch schien sie sich gänzlich im klaren zu sein was sie tat.
    Er musste kurz Lächeln, es war kein ungläubiges Lächeln weil er sein Glück nicht fassen konnte, sondern weil er die Schmetterlinge im Bauch fühlte, und wie bei jeder ihrer Berührungen seine Muskeln unkontrolliert zuckten.
    Hätte er nicht um den Geschmack ihrer Lippen gewusst, oder um den Genuss den ihre Hände seiner Haut bereiteten, er hätte sie auch einfach stundenlang betrachten können, ihr zuhören können, ihre Art, ihre Eleganz, sie war wunderschön.


    Als sie sich kurz löste befürchtete er für den Hauch eines Augenblicks das schlimmste. War er zu forsch? Zu zaghaft? Doch sie ließ in nicht lange im Argen. Sie hatte ein klares Ziel vor Augen, und Seneca, er erhob sich, schaute ihr tief in ihre Augen, in welchen er sich stets zu verlieren glaubte. Er griff sachte nach ihren Händen, denn auch wenn sie nur ein wenig Distanz zugelassen hatte, er wollte die Lücke schnell wieder schließen. Mit einer kleinen Bewegung, wie bei einem Tanz, drehte er sie, direkt in seine Arme, und legte sie dann sanft auf das Bett, wo das Spiel wieder begann, wo seine Hände wieder den Weg auf ihre Haut fanden, und seine Lippen auf ihren Hals, ihren Mund, überall wo sie hinzugehören schienen.


    Immer wieder suchte er den Augenkontakt, suchten seine Hände die ihren, das schummrigen Licht ihres Zimmers, ihr anmutiger Körper an seinem, alles wirkte surreal, wie in einem Traum, und doch fühlte sich Seneca mit ihr lebendiger denn je...

    Der Iunier war den ganzen Abend hin und her gelaufen, hatte auf Treppen gegessen und mindestens zwanzig mal die gleichen Aushänge gelesen. Als es dunkel wurde, und kühler, hatte er sich einen Umhang mit Kapuze übergeworfen, und diese tief in sein Gesicht gezogen, letztlich fiel er damit nicht auf, es liefen viele zwielichtige Gestalten so herum, und er konnte besser beobachten, und er, naja fror nicht.
    Als er nach oben blickte, entdeckte er das Signal auf das Alle gewartet hatten, er gab ein kurzes Handzeichen, um dem Miles zu signalisieren dass er das Signal gesehen hatte. Überall standen getarnte Prätorianer herum, welche nun nach und nach langsam aber zielstrebig auf den Schmierfinken zu schlenderten und in mit einigem Abstand die Wege versperrten.
    Dann gab Seneca das Signal zum Zugriff, und auch die nicht getarnte, uniformierte Verstärkung welche sich in den Gebäuden versteckt hatte, öffnete rasch die Türen und lief heraus, ein bisschen viel Aufwand für einen Einzeltäter dachte sich Seneca für einen kurzen Moment, aber es konnte ja niemand ahnen dass es nur ein Mann war, und keine Gruppe.
    Spätestens seitdem die Tören und Tore offen waren und einige Miles offen zu erkenne waren, musste auch dem Täter klar gewesen sein was hier gespielt wurde..

    Seneca sah den wachhabenden Centurio des kaiserlichen Landsitzes aus dem Officium gehen, natürlich kannte man die Gerüchte, aber wirklich vorstellen konnte man sich nicht dass die eigenen Kameraden ihre Finger im Spiel gehabt haben, also stellte man auch keinen Generalverdacht an.


    Etwas erstaunt über die schnelle und unkomplizierte Abfertigung des Tribunus nickte Seneca nur knapp und trat dann wieder weg, sodass die Aurelia eintreten konnte.

    Es war einer dieser Augenblicke welche man für die Ewigkeit konservieren möchte. Dieses letzte Stück welches zwischen den Lippen zweier Menschen lag, man spürt sie irgendwie, aber doch weiß man dass es noch nicht so weit ist. Als sich Seianas Kopf in die Richtung seiner Hand neigte, und sie sich immer näher kamen, durchfuhr Seneca ein Kribbeln, dieses Gefühl, das was nun geschehen würde klar vor Augen zu haben, dem Kuss so nah zu sein, und doch jeden einzelnen Moment zu genießen, es ließ alles vergessen, nichts schien wichtig genug, um irgendwie mit diesem Augenblick aufgewogen zu werden, und je näher sich die Lippen kamen, desto mehr rückte alles in weite Ferne und hinterließ die Beiden mit sich allein.
    Und dann, der Kuss. Ganz zart trafen sich ihre Lippen, und Senecas Hand glitt von ihren Haaren herunter zu ihrer Wange um sie weiterhin sanft gegen seine Lippen zu führen, er wollte seine Lippen noch nicht lösen, noch nicht jetzt, er fühlte sich viel zu lebendig, und ihr viel zu nah, um sich nun wieder auch nur einen Moment von ihr zu lösen.
    Und wenn sie wohl auch keine andere Wahl hatten als bald wieder in ihre Leben zurückzukehren, und so tun müssten als ob sie sich kaum kennen, er ein Soldat, sie die Gattin aus dem obersten Kreise Roms, in dieser Nacht würden sie dem entfliehen, zusammen. Während seine Lippen weiterhin ihre berührten, versuchte Seneca so viel wie möglich von ihr zu spüren.
    Seine Hand strich zaghaft über ihren Körper, noch immer hatte er etwas Sorge etwas zerstören zu können, aber je länger er sie berührte, desto selbstbewusster wurde er, nicht forsch, aber etwas weniger zaghaft, etwas sicherer, was es ihm auch leichter machte sich voll und ganz auf sie einzulassen.
    Und wenn es wohl auch falsch war, und gefährlich, in diesem Moment schien es das einzig richtige, es ergab alles einen Sinn...

    Seneca wusste nicht so recht war er darauf antworten sollte. Axilla würde Mars opfern damit sie sich nicht gegenüber standen, doch sollte er in die Schlacht ziehen müssen, so würde er selbst ein Opfer darbringen, auf das Mars ihm Kraft gibt seine Feinde zu bezwingen. Eine verzwickte Situation, welche Seneca einfach wegzulächeln versuchte.
    "Es... Es wird schon werden.", tat Seneca die Sache ab und wandte sich gänzlich anderen Dingen zu, "Warst du in der letzten Zeit mal in der Casa? Ich habe lange nicht nach dem rechten gesehen.", ein paar simple Floskeln mussten wohl herhalten, um das unangenehme Gedankenspiel des Bruderkrieges zu übertünchen, auch wenn am wohl merkte, dass Seneca ganz und gar nicht glücklich war.