Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    Sonderlich begeistert schien der Tribunus nicht zu sein. Vielleicht war er auch einfach müde, oder einfach heute mit dem falschen Fuß aufgestanden. Oder er versuchte den Prätorianer raushängen zu lassen, das Problem war nur, dass Seneca selbst einer war. Als dann die Frage nach Senecas Patron kam, war Seneca etwas verlegen, schließlich hatte er es immer noch nicht hinter sich gebracht einen Patronus zu finden.


    "Nun Tribunus, ich bin noch ohne Patron. Es schien mir bis zum Rang des Centurios nicht von nutzen, und ich weiß auch niemanden der in Frage käme wenn ich offen bin Tribunus.", sagte Seneca und war sich nicht so ganz sicher worauf der Decimer mit seiner Frage hinaus wollte..

    Seneca nahm seine Cousine in den Arm als sie begann zu weinen. Er war zwar selbst außer sich, versuchte diese Gefühle aber zumindest kurz beiseite zu schieben, um sich um Axilla und den Kleinen zu kümmern.


    "Ihr müsst ja nicht weit weg.", beschwichtigte Seneca seine Verwandte und fuhr dann direkt fort, mit düsteren Aussichten, "Aber wenn sich unsere Informationen bewahrheiten, sieht die Lage sehr ernst aus, und sollte Rom fallen...", Seneca schwieg kurz, sollte er denn Satz zuende führen? Zu düster schien das Bild welches er zeichnete, auch wenn es angesichts der Informationen die die Prätorianer und dank den Aushängen auch ganz Rom hatten gar nicht mal so unwahrscheinlich zu sein schien. "...dann weiß ich nicht was sie mit Salinator und seinen Vertrauten machen. Und dein Mann, nun ja, er steht ihm ja recht nahe.", Seneca redete etwas lauter, nicht so laut dass die Sklaven sie hören konnten, aber so laut dass seine Gefühle gerade so etwas wie ein Ventil finden konnten.
    "Geh aufs Land, nur vor die Tore Roms, Ostia, oder in die Provinz, die Decimer haben einen Landsitz nicht weit weg von der Stadt, vielleicht kann die Auctrix der Acta dich dorthin mitnehmen? Ich werde bald im Krieg sein, und Priscus wird mit der Legio I im Krieg sein, die Götter wissen wie sie zu Salinator stehen. Sag deinem Mann dass du vor die Tore der Stadt willst Axilla, es muss nicht Aegyptus oder Hispania sein.."

    Als der Tribunus nach den Ergebnissen der Verhöre fragte, wusste Seneca nicht genau was er antworten sollte. Letztlich könnte der Decimer auch nur die seine Treue zu Salinator testen, andererseits war der Kerl ja lange nicht hier gewesen, und musste sich wohl erstmal ein Bild von der Lage machen. Nach einer kurzen Wartezeit, antwortete Seneca letztendlich..
    "Nein.", meinte der Iunier ernst und fuhr fort, "Ich war an den meisten Verhören beteiligt, und mir sind keinerlei Geständnisse bekannt Tribunus.", so, jetzt war es also raus, nicht dass man da auch hätte drauf kommen können, war es doch gar nicht mal so unüblich, aber diese Situation war wohl doch von besonderer Bedeutung..
    Dann kam auch schon die zweite empfindliche Frage, die nach seiner Centurie, welche Seneca ebenfalls pflichtbewusst beantwortete,
    "Ich weiß nicht genau warum wir abkommandiert wurden, und es ist eine Schande für mich und die Männer.", leitete Seneca ein, "Wenn ich eine Vermutung äußern darf Tribunus, mein Centurio, Iulius Antoninus, ist der Patron des Claudiers welcher die zweite Legion anführt und ebenfalls auf der Proskriptionsliste steht."

    Seneca entschloss sich kaum auf die Frage nach seiner fehlenden Frau einzugehen, eben nur so beiläufig wie die Frage auch gestellt wurde, "Ich weiß nicht, vielleicht bin ich zu wählerisch.", scherzte Seneca ohne seinen Worten zu viel Bedeutung zuzugestehen.
    Als sie dann wieder auf ihre allabendlichen Probleme zurückkam, wurde Seneca wieder etwas ernster, kurz kratzte er sich am Kinn, und bewegte seine Mundwinkel zu einer nachdenklichen Mimik.
    "Nun, in Rom hast du deinen Mann, und deine Familie. Sicher kann man auch in Gesellschaft einsam sein, aber es wird doch erträglicher.", Seneca hoffte Seiana irgendwie helfen zu können, und doch verstand er auch dass sein Präfekt und Seiana wahrscheinlich nicht den besten Draht zueinander hatten, schließlich waren sie ja auch nicht allzu lang verheiratet.
    "Ich weiß wie es ist ja, ich war bisher fast mein ganzes Leben lang allein. Und ich grübel und gräme mich oft wenn ich gänzlich für mich bin, wir sind also gar nicht mal so verschieden.", meinte Seneca mit einem leichten Lächeln. Vielleicht empfand er deshalb so eine seltsame Art von Zuneigung zur Decima, weil sie ihm selbst so glich.
    Dann fragte sie ihn wie er sie eingeschätzt hätte, und er musste Grinsen wie bei einem Kinderspiel, diplomatische Worte waren schnell gefunden, und trotzdem zögerte Seneca etwas um schließlich doch mit der Wahrheit rauszurücken..
    "Anfangs hielt ich dich für sehr kühl, fast schon gefühlslos, nur auf das taktieren und den Status bedacht..", mit diesen wenig schmeichelhaften Worten eröffnete Seneca sein Plädoyer, "Dann jedoch erkannte ich was wirklich dahinter steckt, du schützt dich, du hast Angst verletzt zu werden. Aber das du Angst vor Einsamkeit hast, oder diese schwer erträgst, das hätte ich nicht gedacht, wirkst du doch immer sehr kontrolliert, und vorallem so selbstständig.", Seneca hielt kurz inne und blickte Seiana an, bevor er noch kurz fortfuhr, "Ich schätze deine Offenheit mir gegenüber, und auch dich als Person, sehr sogar. Unglücklicherweise fürchte ich dass wir in Rom wieder sehr apart leben werden, und uns außerhalb gesellschaftlicher Hochtage kaum über den Weg laufen werden, der Umgang mit einem Unteroffizier schickt sich sicherlich nicht für die Gattin des Praefectus Praetoriae.", sagte der Iunier nun doch etwas betrübt, bemüht darum sich von der immer noch leicht unterkühlten wenig anmerken zu lassen.

    Seneca konnte nicht glauben was er da hörte, sicher, auch bei den Prätorianern war Salinator nicht sonderlich beliebt, und die Umstände der Krönung zum Imperator waren seltsam, aber Axilla hatte den Beweis gesehen, gesehen! Seneca wusste nicht was er sagen sollte, am liebsten hätte er seine Klinge ergriffen und den Vescularius zu seinen Ahnen befördert, sollte es diesem ehrlosen Verräter überhaupt gestattet werden zu den seinen aufzusteigen.
    Seneca war froh noch keinen Eid auf den Mann geleistet zu haben, aber was hätte er tun sollen? Ein Attentat wäre nicht nur das Ende Salinators gewesen, sondern auch seins, Axillas und wahrscheinlich von vielen Anderen welche ihm nahe standen..
    Mit Wut und Verwirrung im Blick rang Seneca um eine Antwort,
    "Das ist...", Seneca war bemüht leise zu sprechen, "Diese Ratte, der Verräter kommt aus unseren Reihen, das ist, das, das erklärt alles...", Seneca konnte sich kaum auf dem Sitz halten, "Axilla, wie soll ich Römer töten wenn zu einem Krieg kommt? Wie soll ich Römer töten wenn ich doch weiß dass ich auf der falschen Seite stehe?", kurz beruhigte sich der Iunier, "Aber du, du musst die Stadt verlassen, und wenn ich dich persönlich aufs Land bringe."

    Mit einem Nicken, setzte sich Seneca recht geschwind hin, und räusperte sich, bevor er begann seinen mündlichen Bericht beim Tribunus abzuliefern..
    "Nun Tribunus, wir schwärmten sofort aus als die Nachricht vom Tod des Kaisers Rom erreichte. Es wurden sofort mehrere Verdächtige in Augenschein genommen, darunter die beiden Senatoren der Vinicier, Vinicius Hungaricus, und Vinicius Lucianus. Außerdem noch Tiberius Durus, Flavius Furianus und weitere Senatoren, unter anderen aus den Häusern der Claudier und der Aurelier sowie der Cornelier.", Seneca hatte die Ausgangslage erörtert und begann etwas detaillierter zu berichten. "Mein Centurio war zu einer Sondermission abgestellt, sodass ich die Einheit pflichtgemäß führte. Meine Einheit durchsuchte alsbald die Casa der Vinicier, doch fanden wir dort niemanden vor außer einen Sklaven mit einem zu losen Mundwerk welcher uns den Aufenthalt des Vinicius Hungaricus preisgab, welcher in Misenum auf seinem Landsitz weilte. Ähnliches geschah bei den Flaviern, wo uns mitgeteilt wurde dass Flavius Furianus vor den Toren Roms auf seinem Landsitz saß.", Seneca machte eine kurze Pause, und begann dann wieder zu sprechen,
    "Gemäß den Befehlen machten wir uns also mit Pferden auf zu den Landsitzen der Flavier und der Vinicier und trafen dort wie erwartet auf die beiden Verdächtigen welche unverzüglich festgenommen wurden, und nach Rom gebracht wurden. Bei den Verhören gaben sie trotz Folter nicht allzu viel von sich, sodass der Imperator sie ins Exil verbannen ließ. Vinicius Lucianus wurde später festgenommen, und sitzt noch im Carcer ein.", soweit der Teil den Seneca direkt mitverfolgt hatte, nach einer weiteren Unterbrechung, fuhr er mit dem Teil fort, welchen er von seinen Kameraden erzählt bekommen hat..
    "Die anderen Einheiten durchsuchten die anderen Residenzen. Der Tiberius stürzte sich ins Schwert, was ich als ein Indiz werten würde, einige andere konnten anscheinend in den Tumulten vor und während der Ausgangssperre fliehen, inklusive Cornelius Palma, welcher sich nun zum Imperator ausriefen ließ.", das war es eigentlich auch schon, dachte sich Seneca, mehr hatte er schließlich nicht zu erzählen, da er ja andere Missionen zu erledigen hatte, "Das wäre alles, meine Centurie wurde anschließend zum Wachdienst in der Castra abkommandiert, und ich wurde zur Kontrolle und zur Sicherung vom Präfekten persönlich zum Landsitz seiner Frau Decima Seiana geschickt, und habe deshalb keine Informationen über den weiteren Stand in den Ermittlungen, abgesehen davon dass bis auf einen, alle Verdächtigen auf der Flucht oder im Exil sind, und wir uns am Rande des Bürgerkrieges befinden."

    Seneca freute sich über die Reaktion des kleinen Atticus, und wank noch einmal kurz hinterher als der Kleine, nun etwas ernster, wie seine Mutter, aus dem Raum gebracht wurde. Etwa in diesem Moment wurde Seneca klar dass es gleich sehr ernst werden würde, wie so oft wenn die beiden Sprachen, aber das machte ihre Beziehung auch irgendwie so besonders..
    "Ich schwöre es, bei unseren Ahnen, Iuppiter, dem heiligen Feuer der Vesta und meiner Ehre als Prätorianer.", Seneca ahnte ja nicht was auf ihn zu kam, er wurde sich nur langsam der tatsache bewusst dass es kein Firlefanz sein würde, weshalb er spürbar stiller und ernster wurde, kurz durchatmete und sich anhörte was Axilla zu sagen hatte..

    Seneca verzog die Mundwinkel, es sah wohl aus wie eine Mischung aus Resignation und verständnisvollem Lächeln.
    "Wenn ich könnte würde ich länger bleiben, so spannend diese Zeiten auch sind, so anstrengend sind sie auch. Und natürlich die Sorgen um die eigene Familie, auch wenn das nur meine Cousinen sind., Seneca versuchte den Gedanken zu verdrängen dass beiden etwas zustoßen könnte, immerhin waren ihre Gatten auch nicht gerade aus dem einfachen Volk, "Nun eine Ehefrau habe ich freilich nicht, auch nicht inoffiziell wie es natürlich durchaus usus bei uns ist.", scherzte Seneca und kaschierte auch damit, dass er sich durchaus manchmal einsam fühlte, wenn er in der Barracke sitzt, oder in der nur noch von Sklaven bevölkerten Casa Iunia vorbeischaut. Er war Optio, irgendwo mehr als ein Miles und deshalb nicht mehr ganz zugehörig, aber auch nicht ganz Offizier, zwischen den Stühlen, und nicht in der Lage heiraten zu dürfen, und somit zur zeitweiligen Einsamkeit verdammt..
    "Aber genug von mir,..", wiegelte der Iunius ab und fuhr direkt fort, "...Was meinst du mit bedingt besser? In Rom ist doch die Acta, es ist das Zentrum der Welt, es gibt viel zu berichten, was könnte einer arbeitswütigen dort noch fehlen?", fragte Seneca wieder ernster, wenn er auch die ganze Zeit ernst war und es sich nur nicht anmerken ließ, "Das alleine sein, es ist...", Seneca suchte noch die richtigen Worte, ".. Schwer, es kann einen zermüben, glaub mir ich kenne das Gefühl, ich war selten in Gesellschaft.", versicherte er Seiana und schob dann noch etwas nach, um seine Aussage nicht ganz so traurig wirken zu lassen, "Aber man kann auch daran wachsen. Im übrigen hätte dich gar nicht so eingeschätzt, du überraschst immer wieder.", und tatsächlich dachte Seneca dass Seiana einfach nur langweilig wäre, und nicht dass die Einsamkeit ihr was ausmachen würde, wirkte sie doch so unabhängig, kühl und kontrolliert..

    Seneca war einfach nur gespannt auf den Kleinen Neuzugang im Hause der Iunier. Als Axilla dann jedoch über etwas reden wollte, konzentrierte er sich für den Bruchteil einer Sekunde auf seine Cousine, bevor ihr Sohn ins Zentrum der Aufmerksamkeit kam, und Seneca einfach nur strahlen musste als er den kleinen Knopf sah.


    "Na wer bist denn du?", fragte Seneca mit einer zugegeben leicht ungewohnten Art für einen Prätorianer während einen Zeh des kleinen berührte, "Wunderschön der Kleine.", befand Seneca und blickte den kleinen Mann mit großen Augen an, bevor er scherzhaft leise flüsterte, "Du bist ein echter Iunier nicht wahr? Da sorge ich schon für.", ein leichtes Lächeln über seine eigene Art wenn er diesen kleinen Kerl sah konnte sich Seneca nicht verkneifen, bevor er wieder auf das wesentliche zurückkam..
    "Süß der Kleine, sehr nach der Mutter.", befand Seneca und gab Axilla einen sanften Kuss auf die Stirn, "Aber über was wolltest du sprechen Axilla?", fragte Seneca, noch bevor er sich in sein Sitzmöbel zurückfallen ließ..

    Etwas überrascht hatte sich Seneca zum Officum des Tribunus begeben. Er wusste nicht so recht was ihn erwartete, und auch nicht wer ihn erwartete, letztlich hatte er den Tribunus noch nie gesehen, oder er erinnerte sich einfach nicht an ihn.. Wie üblich salutierte Seneca zackig vor dem Mann und gab die kurze Meldung ab,
    "Optio Iunius Seneca meldet sich wie befohlen Tribunus.", Seneca war gespannt was jetzt passieren würde, immerhin war seine Centurie ja gerade von den wirklichen Aufgaben abgezogen worden, warum war ihm immer noch nicht klar.

    Seneca war sich nicht sicher was die Aussage Seianas bedeuten sollte. Letztlich klang ihre Erklärung plausibel, von der täglichen Beschäftigung nun in den Müßiggang gezwungen zu werden könnte durchaus belastend sein, andererseits blieb ein Zweifel. Er blickte nachdenklich auf den Boden als die Decima sprach, und sich eine Art Blockade aufbäumte, welche Seneca allerdings nicht zulassen wollte, und deshalb bemüht war schnell die passenden Worte zu finden. Aber es war nicht leicht, die Situation schien fragil, wie auf einem schmalen Grat der zu gleichen Teilen in beide Richtungen mit einem Abgrund drohte, welcher das ganze Verhältnis zwischen Seiana und Seneca zerrütten konnte. Vielleicht interpretierte Seneca auch einfach zu viel in die Wort der Decima hinein, vielleicht meinte sie es ja ernst, vielleicht ging es ihr nur um die Arbeit, und trotzdem wähnte der Iunier noch so viel mehr im argen.


    Seneca versuchte sich ein verständnisvolles Lächeln abzubringen, er blickte ihr in die Augen, ruhig, und doch ganz da, noch immer um die passenden Worte ringend...
    "Ich verstehe, nun,..", Seneca überlegte noch ob er die undiplomatische Variante wählen sollte, und einfach drauf los fragt ob da noch mehr ist, aber letztendlich war er nicht ihr Vater, ihr Bruder oder ihr Ehemann, welcher sie vermutlich nicht unbedingt besser kannte wie er, und trotzdem hatte er das Recht tiefer zu bohren, ein Privileg, welches sich Seneca natürlich niemals selbst zugestanden hätte..
    "Ich kann mir vorstellen dass es nicht leicht für dich ist, aber lange musst du ja sicherlich nicht mehr durchhalten.", sagte er dann, klar, Worte welche an Belanglosigkeit kaum zu übertreffen waren aber was hätte er tun sollen? Er konnte schlecht die Redaktion der Acta verfrachten lassen, noch konnte er sie einfach gegen den Befehl des Präfekten in die Stadt zurückholen, und das obwohl er sie, trotz des relativ distanzierten Verhältnisses, so gerne hätte glücklicher gesehen. Sorgenfalten standen ihr nicht, das unaufhörliche Grübeln, auch wenn es wohl ein Charakterzug Seianas war, machte auch ihn zum Grübler, so sehr es ihn auch erstaunte, empfand er eine unglaubliche Empathie mit seinem Gegenüber, und das obwohl er es als Prätorianer eigentlich gewohnt war solche Gefühle beiseite zu schieben.


    So ganz wollte er sich dann allerdings doch nicht geschlagen geben. Etwas um die Ecke gedacht natürlich, nicht so plump und direkt wie in seinem ersten Anlauf, sodass sie es vielleicht gar nicht merken würde. Und wenn doch wäre sie wohl geschickt genug seine wohlgesinnte Intention zu erkennen..
    Er kratzte sich kurz an der Wange, und ergriff erneut das Wort, "Du könntest natürlich auch deinem Ehemann schreiben, er hat doch sicher ein Einsehen.", formulierte er vorsichtig..

    Seneca ergriff die Hand des Kleinen, und rang sich ein Lächeln ab. Angesprochen von Serrana dachte er an all die Dinge die wohl bevorstehen würden, und da war ihm sicherlich nicht zum Lächeln zumute.
    Er wuschelte Quintus kurz durch die Haare, und sagte dann, "Ich muss kurz mit deiner Mama sprechen.", dann wandte er sich zu Serrana ab, und begann leise zu sprechen, "Ich darf dir nichts sagen.", Seneca räusperte sich kurz, "Ich sage dir was ich auch Axilla sage, die nächsten Zeiten werden hart werden, und es wird der Tag kommen wo ich euch beide bitten werde, Rom für eine Weile zu verlassen.", sagte Seneca nachdenklich, "Ich werde euch früh genug bescheid sagen, aber halte dir deine Optionen offen Serrana, ich will nicht dass dir oder den Kleinen was passiert.", Senecas Mine wurde wieder etwas heller, er wollte seine Cousine nicht zu sehr aufregen, "Aber noch ist nichts entschieden, wer weiß wie sich die Dinge entwickeln.", versuchte er die sorgenvolle Atmosphäre zu zerstreuen..

    Seneca lächelte als Axilla von ihrem Sohn erzählte, und Seneca versucht sich im Kopf zusammenzulegen was genau er denn jetzt für den Jungen war? Großcousin? Oder doch irgendwas anderes? Seneca würde versuchen sich als Onkel zu etablieren, irgendwie würde es das schon hinkriegen..
    "Ich würde ihn gerne sehen Axilla, nichts lieber als das.", sagte Seneca und freute sich schon auf den kleinen Zuwachs im Hause Iunia, auch wenn es momentan das Hause Pompeia war, so würden Axilla und Seneca sicherlich schon dafür sorgen dass der Junge nicht zu knapp nach den Iuniern käme..
    "Es freut mich für dich, du strahlst.", sagte Seneca, ein zugegeben seltener Anblick seiner Cousin, welche viel zu häufig von Sorgen geplagt war, was allerdings scheinbar, so zeigte es seine Erfahrung zumindest, ein Attribut der Frauen in Rom zu sein schien...
    "Die Götter scheinen eure Verbindung ja gesegnet zu haben, wenn der Nachwuchs es so eilig hatte.", scherzte Seneca, und kniff seiner Cousine sanft in die Wange, in der Erwartung den kleinen Iunius im Pompeius-Pelz zu sehen..

    Seneca blickte die Decima an, vielleicht war es die Müdigkeit, oder die doch sehr intime Atmosphäre in welcher sich die beiden befanden, aber Seneca bemerkte natürlich dass ihr einiges auf dem Herzen lag, und das waren sicherlich nicht die profanen Probleme einer Matrone der absoluten Prominenz Roms, sondern scheinbar die eines Menschen mit Bezug zur Realität und einer Unfähigkeit diese Probleme zum Ausdruck zu bringen. Der Wein spielte wohl auch eine nicht zu unterschätzende Rolle, doch nachdem Seneca sich hingesetzt hatte, fasste er sich ein Herz, und bei den Göttern, eine anrasende Barbarenhorde hätte Seneca sicherlich weniger Courage abgerungen, als dieser folgende Satz zu einer sehr verschlossenen Dame..


    Seneca blickte kurz auf den Boden, atmete tief ein, blickte dann schnell wieder rauf, und sprach es einfach gerade heraus..
    "Es steht mir nicht zu dich so etwas persönliches zu fragen. Und es schickt sich nicht, aber wir sind unter uns, weshalb ich diese Gelegenheit nutze. Ich sehe dass es dir nicht gut geht.", Seneca blickte auf seine Hände, die Regungen andeuteten, welche als Vorstufen von Gestikulationen gewertet werden konnten, dann blickte er wieder auf, "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es nur darum geht dass du hier auf dem Land, nun ja, gestrandet bist. Wenn du jemanden zum sprechen brauchst, ohne die Maske der römischen Gesellschaft, ohne Politik oder Taktik, nur wir zwei sind hier. Ich bin Prätorianer, Verschwiegenheit ist mein Credo, auch ohne Uniform..., der Iunier war selbst sichtlich überrascht von seinen Worten, sie sprudelten aus ihm heraus, auch wenn sie gar nicht mal so übel gewählt waren wie er fand. Etwas peinlich berührt scheute er nun allerdings den Blickkontakt mit seinem Gegenüber, und blickte in die Nacht hinaus, Bruchteile einer Sekunde fühlten sich wie quälende Stunden für ihn, was einmal raus war, konnte man auch nicht zurücknehmen, weshalb er sich vorsorglich um eventuell nötige Schadensbegrenzung bemühte,
    "Falls du das allerdings nicht wünschst, so akzeptiere ich das natürlich, und überlasse dich selbstredend deinem Schönheitsschlaf.", fügte er kleinlaut hinzu, auch wenn sie den 'Schönheitsschlaf' gewiss nicht benötigte, aber es wäre nicht passend gewesen seine Argumentation durch Schmeicheleien zu entkräften..

    Seneca grinste nochmal kurz, bevor er sich auf den angebotenen Platz setzte. Die Casa Pompeia war ganz nett, aber seine Cousine strahlte auch, scheinbar ging es ihr gut, was Seneca doch sehr freute.
    Was sie dann allerdings sagte, ließ Seneca fast die Kinnlade auf den Boden fallen. Einen Sohn? So lange hatten sie sich nicht gesehen? Seine Atmung wurde schneller, und die Knie eines gestandenen Prätorianeroffiziers begangen weich zu werden, gut dass er saß.
    Ein ungläubiges Lachen ging über Senecas Gesicht, er war glücklich, aber es schmerzte ihn auch dass er nicht da war um ihr beizustehen...
    "Einen Sohn! Aber.... Aber wo war ich?", fragte Seneca sichtlich verstört, "Es tut mir leid, ich hätte bei dir sein müssen. Aber all die Geschehnisse.", Seneca stammelte weiter, "Er ist wohlauf? Atticus, Onkel Atticus ja. Er ist also ein echter Iunius im Pompeius Fell. Ich freu mich so für dich Axilla, und gleichzeitig schäme ich mich, weil ich nicht da war.", sagte Seneca und umarmte seine Cousine nochmals unverhofft. "Wo ist der Kleine?", fragte er neugierig.

    Seneca lächelte unweigerlich als die Decima ihn darauf ansprach dass er immer noch wach war, "Nun, ich bin nie früh im Bett, die Nachtwachen haben mir wohl andere Zeiten beigebracht, außerdem kommt man zu sehr ins Grübeln wenn man einfach nur so im Bett liegt, ich zumindest.", führte Seneca aus, und blickte danach kurz an der Decima vorbei aus dem Fenster, auch wenn der Blick schnell wieder auf sein Gegenüber fiel. "Ich habe den Abend ebenfalls sehr genossen, es tut gut mal aus der Castra herauszukommen, besonders in so angenehmer Gesellschaft.", entgegnete der Iunier, welcher doch überrascht war dass die sein Auftrag so angenehm war, letztlich hatte er mit einer formaleren Angelegenheit gerechnet, umso größer war natürlich die Freude darüber, dass man sich wirklich gut unterhalten hatte, und Seneca den recht langen Weg nur für einen kurzen, ernsten Blick hinter sich gebracht hatte.
    Irgendwie war es schon erstaunlich wie gut sie miteinander auskamen, auch wenn das Schicksal sie auf eine seltsame Art und Weise bekannt machte, so empfand Seneca es nicht als etwas verwirrendes, oder ungewohntes dass sie nun so, für die Decima vermutlich, locker und doch recht privat miteinander sprachen. Auch die unerwartete Hochzeit zwischen Seiana und seinem Präfekten änderte trotz anfänglicher Vorsicht wenig daran.
    Vielleicht lag es auch daran dass er trotz seines Ranges als Optio immer noch mehr oder minder ein einfacher Miles aus einer Familie war, die gegen das verblassen ihres Ansehens kämpfte, und sie nun zur absoluten Oberschicht gehörte, auch wenn es ihr das sicherlich nicht leichter machte, zumal sie sich auch auf dem Markt schon auf einem abstrakten Weg gut verstanden, weshalb Seneca auch nicht weiter auf dieses Gedankenkonstrukt achtete.
    Als Seiana ihn fragte, ob er noch etwas bleiben wollte, schossen tausend Szenarien durch seinen Kopf, war es ein Test? Oder genoss sie wirklich nur seine Anwesenheit? Würde er für diese Aktion nach Britannia, Parthia oder gar in den Tiber geschickt? Letztlich würde es wohl gar nicht so schlimm sein, andererseits wer weiß, sie war die Frau des Präfekten, aber unhöflich wäre es jetzt auch nein zu sagen, außerdem fühlte sich Seneca auch mehr als wohl, auch wenn seine doch sehr lockere Kleidung nicht die eines Prätorianers repräsentierte...
    Noch bevor man seine Gedanken von außen rasen hören konnte, schob Seneca seine Bedenken beiseite...
    "Es wäre mir eine Ehre.", antwortete Seneca ihr aufrichtig, mit nach oben gezogenen Mundwinkeln, "Apropos noch wach, wie kommt es dass du noch nicht schläfst?"

    Die Stimmung war mies, richtig mies. Nicht so mies wie an einem regnerischen Tag oder nachdem der Puls mal wieder angebrannt war, sondern einige Schippen schlimmer. Wütend über die Degradierung der Centurie zur profanen Wacheinheit sammelten sich die Männer vor ihrer Barracke, während Seneca das Wort ergriff.
    "Ich grüße euch Miles, wie ihr sicherlich vernommen habt wurden wir zu einer.... Spezialaufgabe.... Abkommandiert. Ich kenne die Gründe nicht, kann mir auch keine erklären, aber wir werden da wohl durch müssen. Also teilt euch in Vierergruppen ein, und lauft das Lager und die Wälle ab. Macer, Avianus und Rufus, ihr kommt mit mir. Venite., sagte Seneca grimmig, während sich die wütenden Gardisten trottend in alle Richtungen aufmachten.

    Wie befohlen hatte Seneca extra Rationen heranschaffen lassen. Centurio Iulius hatte ja befohlen dass sie sich ein kleines Polster anfuttern sollten, und so hatte der Optio seine Männer den ganzen Vormittag stampfen, pürieren und kochen lassen, damit die Miles ordentlich was zwischen die Kauleisten bekommen.


    "Haut rein Männer, so lässt sich der Dienst doch leben nicht wahr? Quintus, nimm dir noch einen Schlag.", rief Seneca während die Miles sich in gefräßigem Schweigen übten..
    Die Anspannung eines möglichen bevorstehenden Krieges hatte die meisten Soldaten noch nicht erreicht, Seneca jedoch machte sich schon Gedanken der taktischen Natur, auch wenn natürlich seine Befehlshaber das letzte Wort haben würden, sollte es denn überhaupt soweit kommen.

    Seneca schlurfte durch die Gänge, vorsichtig wagte sich sein Blick in diverse Räume vor, die allerdings auch in der Dunkelheit klar als nicht seine zu erkennen waren, und somit bedeuteten dass er weitergehen musste.
    Plötzlich, völlig unerwartet, hörte er eine Stimme welche er trotz der ihm vertrauten Art erst nach kurzem zögern der Decima zuordnen konnte. Etwas zu trinken wollte sie also, Seneca musste unweigerlich grinsen, natürlich konnte es Seiana durch die halbgeschlossene Tür nicht sehen, und war sicherlich auch besser. Seneca überlegte kurz, sollte er das Missverständnis aufklären? Oder einfach etwas zu trinken besorgen? Eventuell würde es Seiana gar nicht passen wenn Seneca die Sache einfach in die Hand nahm, aber was sollte schon passieren?
    Wortlos huschte Seneca wieder zurück in die Küche und schaffte es im schummrigen Licht etwas Wasser in einen Becher zu füllen, den verdutzten Sklaven warf er nur einen nichtssagenden Blick zu, bevor er sich wieder auf den Flur verabschiedete. Im dunkeln erkannte er sogar aus welchem Raum ein wenig Licht schien. Vorsichtig, fast schon unhörbar klopfte er an die Tür, welcher er zugleich auch leicht öffnete..
    "Immerhin bin ich auch in Hispania geboren.", scherzte Seneca mit leiser Stimme und stellte den Becher neben der Tür ab, die Hausherrin wirkte wie so oft sehr nachdenklich, und Sorgenfalten waren ein kleiner Makel auf dem sonst sehr schönen Gesicht der Decima, "Wie dem auch sei, ich habe hier etwas Wasser für dich. Nicht dass du noch verdurstest.", witzelte Seneca erneut, in der Hoffnung ihr ein kleines Lächeln zu entlocken. "Ich wollte mich nochmals für deine Gastfreundschaft bedanken. Wie du dir sicher vorstellen kannst, werden wir Prätorianer selten so freundlich empfangen, und ich habe den Abend sehr genossen.", sagte Seneca, der sich in seiner leichten Tunika doch etwas unsoldatisch fand, aber bequem war sie allemal.

    Seneca war überrascht von der überfallartigen Begrüßung seiner Cousine, allerdings nicht negativ nein, er erwiderte selbstredend ihre Umarmung und drückte sie an sich, strich ihr dabei übers Haar und sagte leise "Ich freue mich so doch zu sehen.", als Axilla dann los ließ setzte Seneca sein altbewährtes Lächeln auf, ein ehrliches Lächeln natürlich, dennoch sollte es jedem der ihn kennt bekannt sein..
    Wie es mir geht? Naja noch gut, wer weiß wie's in ein paar Wochen aussieht. Aber das ist ja noch ein wenig hin, wie geht es dir denn Axilla?, scherzte Seneca weil er nicht wollte dass sich seine Cousine wegen den bevorstehenden Kampfhandlungen sorgen um ihn machte, letztendlich kannte sie es aus der Familie ja nicht anders, aber Seneca wollte sich sich noch ein wenig Zeit lassen bevor er sich zu seinen Ahnen begeben würde.