Seneca war sich nicht sicher was die Aussage Seianas bedeuten sollte. Letztlich klang ihre Erklärung plausibel, von der täglichen Beschäftigung nun in den Müßiggang gezwungen zu werden könnte durchaus belastend sein, andererseits blieb ein Zweifel. Er blickte nachdenklich auf den Boden als die Decima sprach, und sich eine Art Blockade aufbäumte, welche Seneca allerdings nicht zulassen wollte, und deshalb bemüht war schnell die passenden Worte zu finden. Aber es war nicht leicht, die Situation schien fragil, wie auf einem schmalen Grat der zu gleichen Teilen in beide Richtungen mit einem Abgrund drohte, welcher das ganze Verhältnis zwischen Seiana und Seneca zerrütten konnte. Vielleicht interpretierte Seneca auch einfach zu viel in die Wort der Decima hinein, vielleicht meinte sie es ja ernst, vielleicht ging es ihr nur um die Arbeit, und trotzdem wähnte der Iunier noch so viel mehr im argen.
Seneca versuchte sich ein verständnisvolles Lächeln abzubringen, er blickte ihr in die Augen, ruhig, und doch ganz da, noch immer um die passenden Worte ringend...
"Ich verstehe, nun,..", Seneca überlegte noch ob er die undiplomatische Variante wählen sollte, und einfach drauf los fragt ob da noch mehr ist, aber letztendlich war er nicht ihr Vater, ihr Bruder oder ihr Ehemann, welcher sie vermutlich nicht unbedingt besser kannte wie er, und trotzdem hatte er das Recht tiefer zu bohren, ein Privileg, welches sich Seneca natürlich niemals selbst zugestanden hätte..
"Ich kann mir vorstellen dass es nicht leicht für dich ist, aber lange musst du ja sicherlich nicht mehr durchhalten.", sagte er dann, klar, Worte welche an Belanglosigkeit kaum zu übertreffen waren aber was hätte er tun sollen? Er konnte schlecht die Redaktion der Acta verfrachten lassen, noch konnte er sie einfach gegen den Befehl des Präfekten in die Stadt zurückholen, und das obwohl er sie, trotz des relativ distanzierten Verhältnisses, so gerne hätte glücklicher gesehen. Sorgenfalten standen ihr nicht, das unaufhörliche Grübeln, auch wenn es wohl ein Charakterzug Seianas war, machte auch ihn zum Grübler, so sehr es ihn auch erstaunte, empfand er eine unglaubliche Empathie mit seinem Gegenüber, und das obwohl er es als Prätorianer eigentlich gewohnt war solche Gefühle beiseite zu schieben.
So ganz wollte er sich dann allerdings doch nicht geschlagen geben. Etwas um die Ecke gedacht natürlich, nicht so plump und direkt wie in seinem ersten Anlauf, sodass sie es vielleicht gar nicht merken würde. Und wenn doch wäre sie wohl geschickt genug seine wohlgesinnte Intention zu erkennen..
Er kratzte sich kurz an der Wange, und ergriff erneut das Wort, "Du könntest natürlich auch deinem Ehemann schreiben, er hat doch sicher ein Einsehen.", formulierte er vorsichtig..